,!_i;..:;i;;.-:i'V,.,.)i mi-f mH'^ # ,"•?* ^ ■I^Jr '^m .#*. l?*^i ^J^> ^^V^ ^^f^^^ r^*^.^t.^#; -^*'*^- A> . ■ # *SÄ. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. FÜNFUNDZWANZIGSTER JAHRGANG BAND XXV. MIT 14 TAFELN UNI) 37 TEXTFIGUREN LIBRARY NEW YORK P'^TANICAL ■»Akl>fc:N BERLIN, GEBRÜDER BORNTR^GER, 1907. Sitzung vom 25. Januar 190G. NEU Sitzung vom 25. Januar 1907. A'^orsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliche Mits-lieder sind voroeschlaoen die Herren: Niemann, G., Lehrer in Magdeburg (durch W. Detmer und E. STAHL), Christensen, Carl, mag. scient. in Kopenhagen (durch EUG. Warming und Fr. BOERGESEN). Der Vorsitzende macht der Gesellschaft Mitteilung von dem im Januar 1907 erfolgten Ableben unseres korrespondierenden Mit- gliedes des Herrn Lektor Rostrup in Kopenhagen, der sich als Mykologe einen hervorragenden N^amen gemacht hat. Um das Andenken des Verstorbenen zu ehren, erheben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. Mitteilungen. i>'. I. W. Be necke: Über stickstofTbindende Bakterien aus dem Golf von Neapel. Eingegangen am 22. Januar 1907. ^' In seiner Arbeit „Über die Bedeutung vertikaler Wasser- — :^ bewegungen für die Produktion des Planktons im Meere'% in ^~t< welcher er den Nachweis zu erbringen sucht, dass diejenigen Orte '~^" der See, „die durch reiches Organismenleben ausgezeichnet sind, ^ auch die Bedingungen für vertikale Durchmischung der Wasser- '"3 Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXV. ^ 2 W. Benecke : masseu aufweisen", streift XatHANSOHN') verschiedene meeres- bakteriologische Fragen und berichtet bei dieser Gelegenheit, dass es ihm trotz lange fortgesetzter A^ersuche niemals gelungen sei, das Vorkommen nitrifiziereuder und stickstoffbindender Bakterien im Wasser oder am Grunde des Golfes von 2^eapel nachzuweisen. Er kommt daher zu dem Schluss, dass diese Bakterien, deren Tätigkeit von anderen Forschern als bedeutungsvoll für den Stoffwechsel des Meeres angesehen würd, tatsächlich im Meere keine Rolle spielen. Der vorliegende Aufsatz soll lediglich die Frage beantworten, ob NaTHANSOHN's Ansicht, dass stickstoffbindende Bakterien im Neapler Golf fehlen, stichhaltig ist. Eine Behandlung anderer Bakterien oder ein Eingehen auf allgemeine Fragen des Meeres- stoffwechsels, die den Hauptinhalt der genannten Arbeit NaTHAN- SOHN's bilden, ist an diesem Orte nicht beabsichtigt. ^XATHANSOHN schreibt auf S. 431: „Betreffs der Fragen nach dem Umsatz der Stickstoffverbindungen im Meere stehen wir gleich- falls noch einer Reihe von ungelösten Problemen gegenüber. Benecke und KeUTNER haben aus dem Wasser der Ostsee Formen aus der Gattung Azotohacter isoliert, also Bakterien, die die Fähig- keit haben, freien Stickstoff zu binden und in organische Form überzuführen. Wären diese Formen allgemein verbreitet, so würden sie gewiss im Stoffwechsel des Meeres eine grosse Rolle spielen, ich kann aber nur soviel sagen, dass ich schon früher in zahlreichen Versuchen vergeblich nach solchen Bakterien gesucht habe, und es erscheint nicht unwahrscheinlich, dass ihr Vorkommen in der Ostsee gleichfalls dem Einfluss des Süsswassers zuzuschreiben ist." Hierzu möchte ich zunächst bemerken, dass NATHANSOHN mit dem Satz: „Wären diese Organismen allgemein verbreitet, so würden sie gewiss eine grosse Rolle spielen", prinzipiell vollständig den Ausführungen beistimmt, welche REINKE") in seiner von NATHAN- SOHN nicht zitierten Mitteilung „Über die zur Ernährung der Meeres- organismen disponiblen Quellen an Stickstoff" gibt. Wenn er gleichwohl zu einem anderen Ergebnis als ReiNKE kommt und der bakteriellen Stickstoffbindung im Meere keine Bedeutung bei- misst, so liegt das eben nur daran, dass er nicht so glücklich war, stickstoffbindende Formen im Neapler Golf zu finden. — ^ Wenn dann NaTHANSOHN, wie oben angeführt, weiter sagt, dass das von KeUTNER und mir nachgewiesene Vorkommen des Azotobacter in der Ostsee „dem Einfluss des Süsswassers" zuzuschreiben sei, so lässt sich das hören, falls NaTHANSOHN mit dem etwas unbestimmten 1) A. Nathansohn, Abh. der math.-phys. Cl. der Kgl. säclis. Ges. der Wissensch., r.»OG, Bd. 2!». Nr. 5, S. 335. 2j J. REINKE, diese Berichte 190:3, Bd. 21, S. oTl. über stickstoffbindende Bakterien aus dem Golf von Neapel. 3 Ausdruck: „Eiiifluss des Süsswassers" sagen will, dass Azotobacter \ie\- leicht vor Zeiten mit den Flüssen in die Ostsee eingeschwemmt worden sei. Diese Möglichkeit hat niemand bestritten. Will aber, wie ich ver- mute, XatHANSOHN der 3Ieinung Ausdruck verleihen, dass Azotobacter zwar im schwacli salzhaltigen Ostseewasser, aber nicht in dem stärker salzhaltigen anderer Meere leben kann, so ist diese Meinung- schön widerlegt gewesen, ehe sie niedergeschrieben wurde. Denn KEUTNER') hat in seiner von XATHANSOHN gleichfalls nicht zitierten Arbeit „Über das Vorkommen und die Verbreitung stick- stoffbindender Bakterien im Meere" gezeigt, dass Azotobacter nicht nur in der Ost-, sondern auch in der Nordsee und dem indischen Ozean nachgewiesen werden, in der Kultur sogar noch bei einem Salzgehalt von 8 pCt. gezüchtet werden kann. — Nathansohn führt dann weiter aus, dass das Fehlen stickstoff- bindender Bakterien im Meere durchaus begreiflich sei; denn WiNOGRADSKY habe nachgewiesen, dass „diese Bakterien" (in Wirk- lichkeit hat W. nur Clostridium Pasteuriannm untersucht) sehr w^enig ökonomisch arbeiten. Clostridium Pasteurianuvi z. B. brauche 1 g Zucker, um 3 mg Stickstoff festzulegen, so reicliliche Kohlenstoff- quellen stünden aber im Meere nur agarlösenden Bakterien zur Ver- fügung, und diese könnten, wie er selbst nachgewiesen habe, den gasförmigen Stickstoff nicht verwerten. Es fällt auf, dass NaTHANSOHN bei dieser Gelegenheit nicht mitteilt, ob der Nachweis von Clostridium Pasteuriannm oder anderen anaeroben Nitrogenbakterien ihm ebenfalls misslungen ist. Übrigens steckt in seinen ebengenannten Ausführungen zweifellos ein richtiger Kern; denn der blosse Nachweis Stickstoff l)indender Bakterien genügt noch nicht, um das Mass ihrer Bedeutung für den Meeres- stoffwechsel festzustellen, hierfür müssen die gesamten zum Teil noch sehr wenig bekannten Staudortsverhältnisse mit berücksichtigt werden. Trotzdem geht er mit seinen theoretischen Erwägungen viel zu weit. Es ist keineswegs sicher, dass Clostridium Pasteuriannm am natürlichen Standort ebenso wenig ökonomisch arbeitet, als in Reinkultur; und wenn agarlösende Bakterien freien Stickstoff nicht verwerten können, so ist doch wahrscheinlich, dass sie durch Hydro- lyse des Agars Stoffe bilden, die ihrerseits stickstoffbindenden Bakterien als Nahrung dienen. Mit Rücksicht auf KeuTNER's An- gabe, dass Azotobacter auf der Oberfläche von Meeresalgen an- getroffen werden kann, wäre es nicht ohne Interesse, zu untersuchen, ob Mischkulturen von Agarbakterien und Azotobacter, die Agar als 1) J. Keutner, Wissensch. Meeresuntersnchungen. Kiel, N. F. 1904, Bd. 8 Seite 27. 1* 4 W. Benecke : einzige C- und freien Stickstoff als einzige N-Quelle führen, zu ge- deihen vermögen. — Vor einem weiteren Eingehen auf derartige Fragen schien es nun vor allem wünschenswert festzustellen, ob wirklich im Wasser des Mittelnieeres stickstoff'bindende Bakterien fehlen. Durch freund- liche Vermittlung des Herrn Prof. PAUL MAYER wurden mir zwei- mal im Laufe des vorigen Jahres Grundprobeu seitens der zoologi- schen Station aus dem Golf von Neapel geschickt. Dieselben waren mit offenemEimer in verschiedener Entfernung vom Lande heraufgeholt, alsbald in sterile Glasröhrchen gefüllt und mir nach Kiel zugesandt worden. Ich führte sie sofort nach ihrer Ankunft in sterile Nährlösungen über, welche enthielten: 1 — 2 pCt. Mannit und 0,02 pCt. Dikalium- phosphat, gelöst in reinem filtrierten Nordseewasser von Helgoland. Einzelnen Nährlösungen wurde eine Messerspitze Kreide zugesetzt. Das Ergebnis war, dass in einer grossen Zahl der Kulturen sich eine typische Azotobacter -Yegetat'ion entwickelte. Andere Kulturen, in welchen Azotohacter nicht aufkam, zeigten, zumal wenn die Nähr- lösung eine nicht zu flache Schicht bildete, lebhafte Buttersäure- gärung, bewirkt durch verschieden geformte logenbakterien. Es ist nach den vorliegenden Untersuchungen^) kein Zweifel daran möglich, dass auch in diesen Kulturen Stickstoffbinduug erfolgte. Eine kleine Zahl von Kulturkolben zeigte nur eine geringe Bakterienentwicklung und nicht jene charakteristischen, stickstofffixierendeu Bakterien- gesellschaften. — Die ersten mir übersandten Grundproben waren Anfang Juni 1906 aus Tiefen von 20, 30, 50 und 100 m (in der Kichtung von Neapel auf Sorrent zu) dem Meeresboden entnommen worden. Sämt- liche Kulturen, die mit Schlick aus 20 m Tiefe (Entfernung vom Lande: 500 m) angesetzt waren, zeigten über kurz oder lang — im Thermostaten bei 30° gezüchtet schon nach drei Tagen — typische, azotobakterführende Häute; Gasentwicklung blieb entweder ganz aus oder war nur sehr massig. Das Mikroskop Hess Azotohacter chroococcum Beyerinck in typischer Grösse, Gestalt und Lagerung der Zellen erkennen; der Durchmesser derselben betrug 5 /<. Reich- lich waren auch kleinere, 2—3 /i dicke Bakterien vorhanden, die, abgesehen von der geringeren Grösse, viel Ähnlichkeit mit Azotohacter hatten, auf Jodzusatz auch die Glykogenreaktion sehr stark zu er- kennen gaben. ^) 1) Vgl. ausser WiNOGRADSKY's Arbeiten: E. Haselhoff und G. Bredemann, Landw. Jahrb. 190(5, Bd. 35, S. 381. H. Pringsheim, Bakt. Centralb., 2. Abt., 19()G. Bd. IG, S. 795. 2) Nach H. Fischer (Joum. für Landwirtscli. 1905, Bd. 53, S. 289) kann der Durchmesser der A:otobacter-TjQ\\&n zwischen 2 und 5 ^ schwanken. über stickstoflbindende Bakterien aus dem Golf von Neapel. 5 -' Ausserdem zeigten sich die verschiedensten kleineren Bakterien, S[)irillen, iogenführende Clostridien, farblose Flagellaten usw. Be- sonders auffallend in diesen und auch den meisten anderen Kulturen war ein kleiner, unregelmässig-eiförmiger Spaltpilz, der scharf um- grenzte, aus nur wenigen Zellen bestehende Zooglöen bildete und die Glykogenreaktion ebenso stark wie Azotobacter zeigte. Auch in mehreren der mit Schlick aus 50 rn Tiefe (Entfernung vom Ufer: 2 km) beimpften Kulturen trat Azotobacter auf; andere ergaben statt dessen eine lebhafte Buttersäuregärung; bei einem kleinen Teil von diesen zeigte sich später, nachdem die Gärung nachgelassen hatte, die Azotobacter-Ka\\\\\\\ü\xi. Die Gärung war be- wirkt durch Clostridien, die zum grössten Teil eine ähnliche Gestalt und Grösse aufwiesen wie Clostridium Pasteurianum Winogr. In Grundproben dieser ersten Sendung, die aus noch grösseren Tiefen stammten (bis 100 w), konnte Azotobacter nicht mehr mit Sicher- heit nachgewiesen werden, die charakteristischen Kahmhäute fehlten; mikroskopisch konnten allerdings immer Bakterien gefunden werden, die durchaus dem Azotobacter glichen, ferner jene oben genannte etwas kleinere Form, über deren Zugehörigkeit ich im Zweifel bin. Stets war lebhafte Gasbildung und Gferuch nach Buttersäure vor- banden, Clostridien waren wenig oder gar nicht zu finden statt ihrer Plectridien, ferner auch logenbakterien, die etwa die Form einer Zigarre hatten. Endlich sehr dünne, säbelförmig gekrümmte, iogen- haltige Paraplectren. — Es ist bekannt, wie sehr der Verlauf von Rohkulturen stickstoff- bindender Bakterien, die mit Bodenproben vom Festlande beimpft werden, abhängt von der chemischen Zusammensetzung und der ge- samten Bakterienflora dieser Proben.^) Dass dies auch für das Meer gilt, zeigte die Untersuchung der zweiten Grundprobensendung aus dem Neapler Golf, die im Oktober eintraf. Hier versagten nämlich die Proben, die aus nächster Laudnähe stammten, fast alle, ergaben keine Azotobacter -\Qgei?ii\on und zeigten überhaupt nur eine geringe Bakterienentwicklung. Das hängt offenbar hauptsächlich damit zu- sammen, dass die betreffenden Proben sehr arm an organischen Stoffen waren. Dafür entwickelte sich dieses Mal in Kulturen, die mit Schlick aus 100 ?w Tiefe (3 hn vom Land entfernt) beimpft waren, der Azotobacter sehr schön. Ich muss es allerdings fraglich lassen, ob derselbe nun wirklich vom Meeresgrund stammt, oder aus höheren Wasserchichten, da die Grundproben mit offenem Eimer heraufgeholt worden waren. Für die letztere Alternative 1) Als neueste Forscher, die diese Frage behandeln, nenne ich: H. R. Christensen, Bakt. Centralbl., 2. Abt. 1906, Bd. 17, S. 109. S. und H. Krzemieniewski, Bull. Ac. sc Cracovie. Cl. math. nat. 1906, S. 560. Q W. Benecke: s})richt der Ausfall der oben genannten Versuche, vielleicht auch die Erwägung, dass grosse Meerestiefen keine allzu günstigen Yegetations- bedingungen für Azotohacter bieten dürften.^) Ausser typisch ausgebildetem Azotohacter traf ich in diesen zu- letzt genannten Kulturen auch solchen, der durch den Besitz einer mit starker Jodlösuug^) sich blau färbenden Gallerthülle ausgezeichnet war. Diese Hülle war stets einseitig stärker entwickelt, so dass die Zellen exzentrisch darin sassen; nicht selten sah ich auch leere Gallerthüllen, aus denen die Zellen selbst verschwunden waren. Schwache Jodlösungen Hessen die Gallerthülle nicht blau werden. Ich lasse unentschieden, ob Azotohacter chroococcum unter bestimmten Bedingungen solche, mit Jod blau färbbare Hüllen bildet, oder ob es sich um besondere Sippen bezw. Spezies haudelt, oder aber ob es überhaupt andere Bakterien sind, die sonst dem Azotohacter morphologisch ähnlich sind. Ich bemerke nebenbei, dass ich in meinen Kulturen auch sonst Bakterienarten antraf, die ebenfalls eine derartige mit starker Jodlösung sich bläuende Gallerthülle be- sasseu; zum Teil waren ihre Zellen etwa halb so gross, wie die des Azotohacter, und lagen häufig zu dichten Klumpen geballt, zum Teil waren sie bedeutend kleiner. Ob die Zellhaut selbst sich mit Jod bläute, konnte ich in keinem Falle feststellen.^) Es erhebt sich nun die Frage, wie meine zum grossen Teil positiven Ergebnisse mit XaTHANSOHN's zahlreichen durchweg ver- geblichen Versuchen, den Azotohacter im Golf von Neapel nachzu- weisen, in Einklang zu bringen sind. Man wird zunächst an die Möglichkeit denken, dass der von mir verwendete Schlick auf dem Transport irgendwie, z. B. durch Staub vom Lande her, infiziert worden sei. Es ist jedoch unmöglich, mit einer solchen Annahme meine Befunde zu erklären. Denn auf diese Weise hätten unmöglich so viele Azotohacfer-ZeWen in mein Material hineingelangen können, dass schon nach drei Tagen eine starke Kahmhaut sich entwickelt hätte. Auch der positive Ausfall so vieler Versuche lässt sich nicht durch zufällige Infektion erklären. Es wäre ferner die Möglichkeit zu erwägen, ob Azotohacter viel- leicht im Golf von Neapel nur ganz sporadisch vorkommt. Doch wäre es dann nicht recht zu verstehen, warum ich ilin trotz einer verhältnismässig geringen Zahl von Versuchen gefunden, NaTHAN- 1) Nach E VON Freudenreich (Bakt. Centralbl., 2. Abt. 1903, Bd. 10, S. 519) lässt sicli Azotohacter in bestimmten Böden bis 50 cm Tiefe nachweisen. Beimpft man N-freie Lösungen mit Proben aus grösserer Tiefe, so tritt nur Butter- säuregärung auf. 2) Arthur Meyer, Praktikum der Botanischen Bakterienkunde. Jena 1903, Seite 151. 3) Vgl Arthur Meyer, diese Berichte 1901, Bd. 19, S. 428. über stickstoffbindende Bakterien aus dem Golf von Neapel. 7 SO^N aber ilin trotz zahlreicher Versuche nie gefunden liat. Tch muss aus NathaNSOHN's Angaben entnehmen, dass er viel intensiver nach Azotobacter «esucht hat, als ich selbst. So bleibt wohl nur noch die eine Möo-lichkeit, dass Verschieden- heit der von uns verwendeten Kulturmethode die Verschiedenheit unserer Ergebnisse nach sich gezogen hat. Da NATHANSOHN über die von ihm gebrauchte Nährlösung nichts angibt, bat ich ihn brief- lich um Mitteilung derselben. Er schrieb mir, dass er zuckerhaltige Näln'lösungen benutzt habe (Rohr- und Traubenzucker). Ich halte es nun nicht für ganz ausgeschlossen, dass hierin des Rätsels Lösung liegt. Bereits in seiner ersten Mitteilung über Azotobacter gibt BeyERINCK^) an, dass von der Verwendung zuckerhaltiger Nähr- lösungen für A:otobacter-^o\\\s.\\\i\\\en abzuraten sei, da in diesen sehr leicht Gärung einsetzt, die, falls sie zu kräftig wird, den Azotobarter nicht aufkommen lässt. Nach meinen eigenen Er- fahrungen können zuckerhaltige stickstofffreie Nährlösungen sogar dann, wenn sie mit sehr azotobakterreichem, gut durchlüfteten! Gartenboden geimpft werden, einer Buttersäuregärung anheim- fallen, und Azotobacter zeigt sich überhaupt nicht, oder erst nach Beendigung der Gärung, also viel später, als in niannithaltigen Nähr- lösungen. — Die wenigen Versuche, über die ich hier berichten konnte, er- lauben noch kein Urteil über die Häufigkeit des Vorkommens stick- stoffbindender Bakterien im Golf von Neapel; zumal wäre noch zu untersuchen, ob sie auch im Mittelmeer an Algen oder Plankton- organismen anhaftend gefunden werden können, wie das nach KeüTNER für die Ost- und Nordsee gilt. Soviel ist aber gewiss, dass stickstoffbindende Bakterien auch im Golf von Neapel vor- kommen, und dass kein Grund vorliegt mit NaTHANSOHN anzu- nehmen, dass „der Zuwachs des Meeres an gebundenem Stickstoff nur von aussen her stattfindet." Nachdem somit stickstoffbindende Bakterien in allen Küsten- meeren, die mau bisher darauf untersucht hat, nachgewiesen werden konnten, wäre es meines Erachtens besonders verdienstlich, zu untersuchen, ob solche Formen auch im Plankton der Hochsee anzu- treffen sind. Kiel, Botanisches Institut der Universität. 1) Bakt. Centralbl., 2. Abt. 1901, Bd. 7, S. 567, 570. 8 H. C. SCHELLENBEEG; 2. H. C. Schelienberg: Über das primäre Dickenwachstum des Markes von Sambucus nigra L Eingegangen am 22. Januar 1907. Im Heft Nr. 8 1906 der Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft bringt A. URSPRUNG eine vorläufige Mitteilung, betitelt: ,,tJber die Dauer des primären Dickenwachstums". Er sucht darin den Nachweis zu erbringen, dass bei Sambucus nigra das primäre Dickenwachstum des Markzylinders mit der Ausbildung des ge- schlossenen Holzkörpers kein Ende erreicht, sondern selbst im zweiten und dritten Jahre noch weiter geht. Daraus folgert Ursprung weiter, dass der geschlossene Holzkörper absolut nicht etwa einen starren Gewebemantel darstellt, sondern dass seine ver- holzten Zellen fähig sind, sich zu teilen und ihre Membranen in die Fläche und Dicke zu wachsen. Auch die Gefässe können ihren Durchmesser noch vergrössern, nachdem der lebende Inhalt ver- schwunden ist. Diese ano;e2:ebenen Resultate nnd Foloenmo'en UESPRUNG's widersprechen so den bis jetzt bekannten Tatsachen über die Wachstumserscheinungen der Holzkörper unserer Laubhölzer, dass ich es für unnötig gehalten hätte, näher sie zu widerlegen, wenn nicht Ursprung durch Messungen und andere Auseinandersetzungen, mehr als das sonst in vorläufigen Mitteilungen geschieht, , gesucht hätte, seine Resultate zu stützen. Ursprung misst die Durchmesser des ganzen Querschnittes, des Markzylinders und die Dicke des Holzringes in der Mitte der ein- zelnen Internodien an verschiedenen Zweigen im Oktober. Er findet, dass der Durchmesser des Markzylinders zwischen 1,1 und 8 mm schwankt, indem die jüngsten Internodien zugleich die geringsten Masse aufweisen bei vollständig geschlossenem Holzkörper. Daran schliesst Ursprung^) folgende Argumentation: „Zur Erklärung dieser Tatsache liegen a priori zwei Möglichkeiten vor. Die eine besteht darin, dass das Mark bereits in verschiedener AVeite angelegt wird; die verschiedenen Werte des Markdurchmessers in verschiedenen Entfernungen von der Sprossspitze wären hiernach darauf zurückzu- führen, dass das Mark bereits vor der Ausbildung eines geschlossenen 1) 1. c. p. 493. über das primäre Dickenwachstiim des Markes von Sambucus nigra L. 9 Holzzylinclers in jeder Sprosspartie die oben angegebene Weite be- sitzt. Wenn diese Anschauung richtig wäre, dann müssten in den obersten Internodien, die eben gerade einen geschlossenen Holz- zyliuder besitzen, Markdurchmesser bis zu 8 vim nachgewiesen sein. Nun ist es aber allgemein bekannt, dass die Durchmesser der ganzen Internodien in den obersten Sprosspartien bedeutend geringer sind, und dass daher das Mark unmöglich in definitiver Weite anoelegt werden kann. Es kann also nicht mehr zweifelhaft sein, dass der Markdurchmesser nach Ausbildung eines g;eschlossenen Holzzylinders noch vergrössert wird." Ohne dass URSPRUNG sich die Mühe genommen hat die Ent- wicklung des Markes und des Holzkörpers in der Vegetationsperiode zu studieren, oder etwa das Verhalten der Zweigdicke am gleichen Internodium in verschiedenen Zeiten zu prüfen, glaubt er durch seine Messungen dargetan zu haben, dass der Markzylinder von Sambucus „um beinahe das Dreifache vergrössert werden kann, nach- dem er bereits von einem vollständig geschlossenen Holzzylinder umgeben ist." Demgegenüber muss ich hervorheben, dass Messungen in der Kuheperiode — URSPRUNG hat im Oktober gemessen — nur einen Vergleich zwischen verschiedenen Internodien gestatten, für die Ver- änderungen aber, die während der Entwicklung der Zweige ein- treten, nichts beweisen. URSPRUNG ist im Irrtum, wenn er glaubt, dass das Mark der obersten Internodien, das Masse von 1,1— 2,8 »zm heute aufweist, in den gleichen Internodien auf 8 — 10 mm in den nächstfolgenden Jahren anwachse. Da nun einmal das Mark von Sambucus in den aufeinanderfolgenden Internodien im einjährigen Zweig von unten nach oben stark abnimmt, darf man nur gleich starke Zweige mit einander vergleichen und an diesen nur Internodien von gleicher Lage. Einzig mit Beobachtung dieser Vorsichtsmassregel wird man aus dem Vergleich verschiedenalteriger Zweige Schlüsse ziehen dürfen, und selbst dann noch ist es notwendig, Durchschnittszahlen von mehreren Zweigen zu nehmen, weil kleine Differenzen selbst bei gut ausgeglichenem Material stets vorhanden sind. Sucht man nun Zweige uno-efähr s-leicher Stärke aus, das eine Mal einjährig, das andere Mal zweijährig, und vergleicht die obersten Internodien miteinander, so zeigt sich folgendes: Einjährige: Markdurchmesser 1,4, 1,8, 1,4, 1,6, 1,5, 1,4, 1,5, 1,6 mm; Mittel: 1,54 mm. Zweijährige: Markdurchmesser 1,6, 1,5, 1,7, 1,4, 1,5, 1,6, 1,5, 1,4 mm\ Mittel: 1,52 mm. 10 H. C. Schellenberg: (Es wurden selbstverständlich nur solche zweijährige Zweige ge- messen, die wirklich das oberste Internodium des ersten Jahres auch noch im zweiten Jahre besassen.) Die Zahlen zeigen, dass der Markdurchmesser vom ersten zum zweiten Jahre sich nicht ändert. Die Differenz ist so gering, dass daraus keine Folgerung gezogen werden darf. Jedenfalls zeigen die Zahlen, dass keine Yermehrung des Markdurchmessers um das Zwei- oder Dreifache stattfindet. Ich habe dann nach Zweigen gesucht, bei denen das oberste Internodium des ersten Jahres auch noch in älteren Jahren ver- treten war. Die Zahlen für die Markdurchmesser sind folgende: Dreijährige: 2,1, 1,6, 1,4, 2,5, 1,2 mm; vierjährige: 2,0, 1,4 mm; fünfjährige: 1,5 mm. Nach URSPRUNG's Angaben schwankt der Markdurchmesser im obersten Internodium der einjährigen Sprosse zwischen 1,1 und 2,8 vim. Alle diese Zahlen liegen innerhalb dieser Grenzen. Dar- aus ziehe ich den Schluss, dass der Markdurchmesser weder im zweiten, noch in den folgenden Jahren sich erweitert hat, sondern so geblieben ist, wie er im ersten Jahre ausgebildet wurde. Auch die übrigen Internodien der Zweige verhalten sich gleich. Internodien, die ein enges Mark im ersten Jahre besitzen, behalten die gleiche Weite auch in den folgenden Jahren, genau wie die Internodien, die im ersten Jahre ein weites Mark besitzen. Die Messungen von Markdurchmessern einiger mehrjähriger Zweige zeigen das sofort, wie aus folgenden Beispielen hervorgeht: Zweijähriger Zweig: Entfernung- von der IClUUUg VUll u Triebgrenze Cl Zweigdicke Markdurchmci cm mm mm 5 3,5 1,5 16 4 1,8 28 5 1,5 39 6,5 2,8 51 6,5 3,5 63 7 4,0 76 8 4,5 90 9 5 107 9 5,5 120 11 6,5 (Alle Inten nodi en zeigen zwei Jahrringe.) über das primäre Dickemvaclistum des ]\[arkes von Sambucus nigra L. 1 1 Dreijähriger Zweig: Entfern iin 2' von der Triebgreuze Zweigdicke Markdurch cm 771/« 7nm 3 3,0 1,2 12 3,5 1,8 18,5 4 2,1 25 4,5 2,5 33 5,5 3,0 47 6,5 3,5 64 8,0 5,0 82 9,0 5,5 (Alle Holzkörper zeigen drei Jahrringe.) Zweijähriger Zweig: eruuug vuu uer Triebgrenze Zw eigdicke Markdurchm cm mm III »i 3 2 1,2 10 3,5 2 25 5 3 45 6 4 65 7 5 82 8 5 einjährig zweijährig Vierjähriger Zweig aus der Baumkrone: Zweigdicke mm 3 3,5 4 4 4 4 5 5,5 (5 6 6,5 7 8 10 12 Markdurchniesser mm 1,2 1,5 \ einjährig 2,0 '5' 1,5 1,5 1,5 2 •> 2 2,5 2,5 3,0 3 4 4,5 zweijährig- dreijährig Tierjährig Entfernung von der Sprossspitze Zweigdicke cm mm 10 1,8 18 3 26 4 38 5,5 50 6,5 64 7 78 8 97 10,5 123 12 156 14 186 15,5 12 H. C. Schellenberg: Im Gegensatz dazu lasse icli nun die Masse von einem ein- jährigen sehr kräftigen Triebe folgen, der an der gleichen Pflanze sich befand wie die anderen zitierten Äste. Markdurchmesser 7«/« 2 2,5 3,5 4,5 4,5 5 7,5 9 10 11 (Alle Internodieu einjährig.) Die Zahlen zeigen viel grössere Werte für die Markdurchmesser als ich bei allen anderen untersuchten Zweigen der gleichen Pflanze fand. Die grössten Markdurchmesser findet man stets an den kräftigsten Wasserschossen, die durch starkes Zurückschneiden der Sträucher im Wachstum enorm begünstigt werden. An einjährigen Zweigen habe ich dort Markdurchmesser bis zu 12 mm gemessen; eine Zahl, die ich an mehrjährigen Zweigen nicht wieder finden konnte. Man braucht somit ein mehrjähriges Wachstum des Markes nicht anzunehmen, wie das URSPRUNG speziell für solche weite Markzylinder supponiert, denn man findet das an den betreffenden Zweigen schon im ersten Jahre. Wenn nun durch diese Messungen wohl der Beweis zur Genüge erbracht ist, dass der Markzylinder von Samhiicus nach dem ersten Jahre nicht mehr grösser wird, so ist damit zugleich auch gezeigt, dass der Holzkörper nicht nachträglich vom Mark aus sich erweitert, wie es URSPRUNG meint. Die Messungen, die URSPRUNG über die Weite der Gefässe, die Zahl der Holzzellen an der inneren Be- grenzung des Holzkörpers und die Markzellen angestellt hat, be- weisen gar nichts für das angenommene nachträgliche Wachstum. Wer je die Anlage des Holzkörpers bei unseren Laubhölzeru unter- sucht hat, weiss, dass diese Grössen verschieden sind am einjährigen Zw^eige je nach Kräftigkeit des Triebes und aus dem Cambium in dieser verschiedenen Weite von Anfang an gebildet werden. Eine nachträgliche Yergrösserung der Weite der Gefässe, Libriformfasern o7,0 „ „ „ „ bei der Wurzel . . 2ö,0 „ 1) N. A. JVlAXIMOW, „Zur Frage über die Atmung". Ber. der deutsch, botan. Ges., Jahrg. 1904, Bd. XXII, Heft 4. — E. Tschp:knia.jew, Über den Einfluss der Temperatur auf die normale und die intramolekulare Atmung der verletzten Pflanzen. Ber. der deutsch, botan. Ges., Jahrg. 1905, Bd. XXIII, Heft ö. — W. Balladix, Über den verschiedenen Ursprung der während der Atmung der Pflanzen ausgeschiedenen Kohlensäure. Ber. der deutsch, botan. Ges., Jahrg. 1905, Bd. XXIII, Heft G. — W. PALLADIN, Die Arbeit der Atmuugsenzyme der Pflanzen unter verschiedenen Verhältnissen Hoppe-Seyler's Zeitschr. für phys. Chemie, Bd. XLVil, Heft 4, 5 und G, 1906. — W. PALLADIN, Bildung der verschiedenen Atmungsouzyme in Abhängigkeit von dem Entwickluugsstadium der Pflanzen. Ber. der deutsch, botan. Ges , Jahrg. 190G, Bd. XXIV, Heft 2. — T. Krasnosselsky, Bildung der Atmungsenzyme in verletzten Zwiebeln von Alliuiii Cepa. Ber. der deutsch, bot. Ges., Jahrg. 190G, Bd. XXIV, Heft ?,. 40 Julius Stoklasa, Adolf Ernest und Karl Chocensky: Bei jedem einzelneu hier angeführten Versuch wurden 80 ccm 20prozeutige Pyrogallollösung und sodann 80 ccm 3prozentiges Wasserstoffsuperoxyd angewendet/) Wenn wir nun die Menge des ausgeschiedenen Kolilendioxyds in Milligramm in einer Stunde, auf 100 g Trockensubstanz berechnet, berücksichtigen, so ergeben sich nachstehende Quantitäten: Durch Einwirkung von reiner Pyrogallollösung beim Blattwerk finden wir eine Menge von 22,8 — 28,3 mg COo, bei der Wurzel 8 bis 10,7 mg CO.. Durch Einwirkung von Pyrogallollösung und Wasserstoffsuper- oxyd ergibt sich eine Menge bei dem Blattwerk von 38,2 — 71,7 mg, bei der Wurzel eine solche von 9,6 — 53,G mg CO^,. Um die Exaktheit der Methode von W. Palladin zu prüfen, haben wir folgende Versuche angestellt: Das Blattwerk und die Wurzel der Zuckerrübe wurden zer- kleinert, langsam getrocknet, zerrieben und sodann das Testierende Pulver bei 150° 14 Stunden getrocknet. Durch das Trocknen über 70° wird nach ASO die Tätigkeit der Oxydase aufgehoben.^) Die Menge des Kohlendioxyds in Milligramm in einer Stunde auf 100 (7 Trockensubstanz, berechnet unter Einwirkung von Pyrogallol- lösung, beziffert sich bei dem getrockneten Blattwerk auf 2,6 — 9,5 mg COo und steigt unter Einwirkung von Pyrogallollösung und W\isser- stoflPsuperoxyd auf 10,2— 16,5 ??2_9 COo. Bei der getrockneten Wurzel beträgt die Menge des Kohlen- dioxyds in mg in einer Stunde, auf 100^ Trockensubstanz berechnet, unter Einwirkung von Pyrogallollösung 1,4 bis 8,8 vig CO^, und steigt unter Einwirkung von Pyrogallollösung und Wasserstoffsuperoxyd auf 3,6 bis 13,3 vig CO«. Wenn wir diese Resultate mit den erfrorenen, nicht getrockneten Blättern und Wurzeln der Zuckerrübe vergleichen, so sehen wir, dass wir doch gewisse Prozente des gesamt ausgeschiedenen Kohlen- dioxydes dem reinen Chemismus zuschreiben müssen, ohne dass die Einwirkung der Enzyme in Betracht gezogen werden kann.^) Das beste Beispiel sehen wir daran, wenn wir AVasserstofPsuperoxyd auf die 20%ige Pyrogallollösung einwirken lassen. Durch den Einfluss 1) Die tabellarische Zusamineüstellung- der analytischen Daten findet man in meiner ausführlichen Arbeit, betitelt „tlber die glykolytischen Enzyme im Pfianzen- organismus" in Hoppe-Seyler's Zeitschr. für phys, Chemie, Heft I und 5, 11)07. 2) Carl Oppenheimer, Die Fermente und ihre Wirkungen, Leipzig 1903. 3) Kastle und Loevenhart ziehen die wirkliche Enzymnatur der Osy- gcnasen in Zweifel und sehen den Vorgang als einen mehr chemischen an. C.\RL OPPENHEIMER: Die Fermente und ihre Wirkungen. Dr. Neumann Wender: Enzymologische Studien. 1. Beiträge zur Kenntnis (l(!r oxydierenden Enzyme, Berlin 1901. tJber die anaerobe Atmung der Samenpflanzen. 41 tles^Wasserstoffsuperoxydes auf die Pyrogallollösuiig entstehen schon Oxydationsprozesse, durch welche sich Kohlendioxyd bildet. Wir fanden schon nach 24 Stunden '26,7 bis 60 vig^ in weiteren 24 Stunden 40 bis 44 wy, nach dem dritten Tag 23,7 bis 40?«^, und am vierten Tag sinkt jedoch die Menge auf 2 bis 7 mg COo. Weiters haben wir auch Versuche mit Knochen- und Holzkohle angestellt, woselbst wir w^ahrnehmen konnteu, dass durch Pyrogallol- lösung und Wasserstoffsuperoxyd eine xA.bscheidung des Kohlen- dioxydes verursacht wird. Wir fanden bei der Knochenkohle nachstehende Quantitäten von Kohlendioxyd: Die Menge des Kohlendioxyds in vki in einer Stunde auf {{)() g Trockensubstanz berechnet unter Einwirkung von Pyrogallollösung beziffert sich auf 1 mg und steigt unter Einwirkung von Pyrogallol- lösung und Wasserstoffsuperoxyd auf 5,1 mg CO^.. Bei der Holzkohle konnten wir folgende Quantitäten von Kohlen- dioxyd konstatieren: Die Menge des Kohlendioxyds in mg in einer Stunde auf 100 g Trockensubstanz berechnet unter Einwirkung von Pyrogallollösung beläuft sich auf 1,6 vig und sinkt unter Einwirkung von Pyrogallol- lösung und Wasserstoffsuperoxyd auf 1,1 vig COo. Die Abscheidung von Kohlendioxyd bei der Knochen- und Holz- kohle erfolgt durch die Vorgänge der Autoxydation. Die Aktivierung des Sauerstoffes in der Knochen- und Holzkohle geht ziemlich energisch vor sich, und die beiden Kohlen zeigen Autoxydations- wirkungen. Aus unseren zahlreichen Versuchen geht Nachstehendes hervor: 100 g Knochenkohle mit 30 g Wasser entwickeln bei einer Temperatur von 20° C. binnen einer Stunde 0^?> mg CO.,. Bei 150° C. getrocknet entwickelt dasselbe Quantum von Knochenkohle sowie Wasser innerhalb derselben Zeit durchschnittlich 0,2 mg CO^. 100^ Holzkohle mit 30^ Wasser entwickeln bei einer Temperatur von 20° C. in einer Stunde 0,3 mg CO... Bei 150° C. getrocknet entwickelt dieselbe Menge von Holz- kohle und Wasser innerhalb der oleichen Zeit durchschnittlich ebenfalls 0,3 mg COo. Die Autoxydationswirkuugen können wir auch in der Stein- und Braunkohle beobachten.^) Wir haben viele Experimente über die Autoxydation der Stein- und Braunkohle längere Zeit vorgenommen und 1) Moritz Traube, Gesammelte Abhandhiugen, Berlin 1899. — C. ENGLER und J. Weissberg, Kritische Studien über die Vorgänge der Autoxydation, Braun- schweig 1904. — J. Habermann, Einige Versuche über die Autoxydation der Steinkohle, Journal für Gasbeleuchtung 190G. 42 Über die anaerobe Atmung der Samenpflanzen. daselbst gefunden, dass wir die Existenz der Peroxydase bei der Stein- und Braunkohle annehmen können.^) Durch vergleichende Atmungsversuche mit sterilisierter und nicht sterilisierter Stein- und Braunkohle, weiters durch An- wendung der Methode von W. PalLADIN und seiner Schüler ist es uns gelungen den Nachweis zu liefern, dass die Ab- scheidung des Kohlendioxyds 1. durch Autoxydation und 2. durch enzymatische Wirkung erfolgt. Die Abscheidung des Methans und des Wasserstoffes wird bloss durch die Peroxydase hervorgerufen. ' 1) Eine ausführliche Arbeit über die Abscheidung des Kohlendioxjds, Methans und Wasserstoffs durch Braun- und Steinkohle erscheint demnächst. Sitzung vom 22. Februar 1007. 43 Sitzung vom 22. Februar 1907. Vorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Sernander, Dr. Rutger, Privatdozent der Botanik an der Universität Upsala (durch KNUT BOHLIN und OTTO KOSENBERG), Anisits, Daniel, Professor an der National-Universität Asuncion (Paraguay), zurzeit in Steglitz bei Berlin, Arndtstr. 1 (durch R. ADERHOLD und w. Ruhland), Rlehm, Dr. Eduard, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Kaiserlichen Biologischen Anstalt in Dahlem, wohnhaft in Steglitz bei Berlin, Albrechtstr. 13 (durch R. ADERHOLD und W. RUHLAND). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Kränzlin, Dr. Fr., Professor in Berlin, Boresch, Karl, in Prag, Mrazek, August, stud. in Prag, Baccarini, Dr. Pasquale, Professor in Florenz. Der Vorsitzende macht die Mitteilung von dem am 28. Januar erfolgten Ableben des ordentlichen Mitgliedes Herrn Dr. Otto Kuntze in San Remo. Um das Andenken an den Verstorbenen zu ehren, erhoben sich die Anwesenden in üblicher Weise von den Sitzen. Ber. der deutschen bot. Ge&ellsch. XXV. 44 S. KOSTYTSCHEW: Mitteilungen. 8. S. Kostytschew: Über die Alkoholgärung von Asper- gillus niger. Eingegangen am 25. Januar 1907. In meiner Abhaudlung „Über die normale und die anaerobe Atmuuo; bei Abwesenheit von Zucker" ^) habe ich dargetan, dass die anaerobe Atmung ebenso wie die normale bei verschiedener Art der Ernähruug möglich ist. Durch diesen Befund wurden die bekannten DlAKONOW'schen^) Resultate widerlegt, die mit der Theorie des genetischen Zusammenhanges der anaeroben mit der normalen Atmung nicht in Einklang zu briiio-en waren. Der o-enannte Forscher hat gefunden, dass Schimmelpilze nur bei Zuckereruährung anaerobe COo -Produktion bewirken; daraus ist der Schluss zu ziehen, dass bei Abwesenheit des Zuckers die Sauerstoffatmung allerdings ohne Mit- wirkung anaerober Yorgänge zustande kommt; dies beweist aber, dass zwischen der normalen und der anaerobeu Atmung kein kausaler Zusammenhang besteht. Durch meine Versuche hat sich jedoch herausgestellt, dass die Resultate DiAKONOW's fehlerhaft sind und zwar aus folgenden Gründen: 1. Es ergab sich, dass im Yerlauf der anfänglichen zwei bis drei Stunden der Anaerobiose die CO2 -Produktion von Aspergillus niger bei Zuckerausschluss ausserordentlich schwach ist. In DiAKONOW'schen Versuchen wurde aber die Anaerobiose der Pilzkulturen eben nur auf eine oder zwei Stunden beschränkt. 2. Die Resultate meiner bei Chinasäureernährung ausgeführten Versuche zeigen, dass die geringe Intensität der anaeroben Atmung von Aspergillus niger eine Folge der Vergiftung durch die Produkte des anaeroben Stoffwechsels ist. Diese Vergiftung ist aber gewiss eine sekundäre Erscheinung, die mit den Grundursachen des Atmungsprozesses nichts zu tun hat. Den Einfluss dieser sekundären Erscheinung hat DiAKONOW nicht in Betracht gezogen. 1) Kostytschew, Jalubüclicr für Tvisseuschaitliche Botanik, Bd. 4(i, 1904, S. 563. 2) DiAKONOW, diese Berichte, Bd. 4, 188G, S. 1. — DiAKONOW, Archives slaves de biologie, t. 4, 1887, p. 31 und 121. über dio Alkoholgärung^ von Aspergillus niger, 45 ^ Durch die Widerlegung* der Resultate DiAKONOW's ist der wichtigste Einwand gegen die Theorie des genetischen Zusammen- hanges der anaerobeu mit der normalen Atmung hinfällig geworden; obschon der Chemismus der anaeroben Atmung bei Abwesenheit des Zuckers durch meine Versuche nicht erläutert wurde, ist es nunmehr klar geworden, dass die obige Schlussfolgerung: „Die Sauerstoff- •atmung kommt unter gewissen Umständen ohne Mitwirkung auaerober Vorgänge zustande", auf unrichtigen Beobachtungen gegründet ist und daher keine theoretische Bedeutung haben kann.') Die in der vorliegenden Abhandlung beschriebenen Versuche •wurden bereits vor zwei Jahren ausgeführt und haben den Zweck, ■den Einfluss der Vergiftung auf die anaerobe Atmung von Aspergillus niger in anschaulicher Weise zu illustrieren. Sämtliche Kulturen wurden auf Traubenzucker gezogen; betreffs der allgemeinen Methodik sei auf meine oben zitierte Abhandlung hingewiesen; die eventuellen Modifikationen der Versuchsanstellung werden in den Versuchs- protokollen ausführlich besprochen. Versuch 1. Nährlösung: 50 rem RAULIN'scher Flüssigkeit ohne KgSiOg und ZnSO^ und unter Ersatz des Rohrzuckers durch Traubenzucker (2,5 ^ in 50 ccm Lösung). 1) Da diese Auseinandersetzungen in meiner oben zitierten Abhandlung leider 2U kurz abgefasst worden sind, so wurde dadurch Anlass zu Missverständnissen ge- schaffen. Prof. Czapek (Botanische Zeitung, Abt. II, 1905, S.oi») behauptet z. B., dass die Theorie des genetischen Zusammenhanges der anaeroben mit der normalen Atmung durch meine Versuche nicht unterstützt wird, da die Möglichkeit der Identität der bei Zuckerausschluss stattfindenden anaeroben Atmung mit der Alkohol- gärung durch meine Eesultate nicht ausgeschlossen ei'scheint: bei jeder Art der Er- nährung könnten vorübergehend Kohlenhydrate entstehen. Aus obiger Darlegung ist einleuchtend, dass dieser Einwand lediglich auf einem Missverständnis beruht: der Ursprung der COg ist für die uns interessierende theoretische Frage ganz und gar belanglos: dies habe ich auch in meiner oben zitierten Abhandlung folgender- masseu erläutert: „Es bleibt noch einstweilen unentschieden, welche Stoff- umwandluugen in verschiedenen Fällen der anaeroben Atmung bei Abwesenheit des Zuckers vorliegen, ob die sich dabei abspielenden Prozesse in keinem Zusammen- hange mit der Alkoholgärung stehen, oder ob durch eventuelle Vorbereitungsakte zunächst bei jeder Art der Ernährung Kohlenhydrate entstehen, welche dann sofort vergärt werden. Wenn letzteres der Fall ist, so muss allerdings eine Anhäufuug von Nebenstoü'eu stattfinden, die bei der Alkoholgärung der Hefe nicht auftreten. Die Bearbeitung dieser Fragen möchte ich mir vorbehalten: die Eesultate einer solchen Untersuchung werden jedoch gewiss ohne Einfluss bleiben auf die folgende zweite Schlussfolgerung: die Anschauung von dem genetischen Zusammenhange der Sauerstoffatmung mit der anaerobeu Atmung wird noch dadurch bekräftigt, dass die anaerobe Atmung ebenso wie die normale, bei verschiedener Art von Ernährung möglich ist" (1. c. S. 591}. Diese meine Schlussfolgerung hat Prof. CZAPEK wahr- scheinlich übersehen. 4* 46 S. KOSTYTSCHEW: Dreitägige Kultur von Aspergillus niger ohne Sporenbildung;. Gesamtgasvolumen 185 ccm, Temperatur 17 — 18". 1 Stunde im Luft- strome; alsdann mit Luft eingesperrt. I. Luftperiode: 50 Minuten. Gasanalyse: CO, = 4,:38pCt, 0^ = 16,43pCt., N2 = 79,19pCt. ^^^^=1,00. 2 Gebildete CO^ = 7,2 ecm bei 0° und 760 wm. 1 Stunde im Stickstoffstrome; alsdann mit Stickstoff' eingesperrt, IL Stickstoffperiode: a) 2 Stunden. Gasanalyse: CO^ = 0,81 pCt., N, = 99,19 pCt. Gebildete COg = 1,3 ccm bei 0° und IQOmm. b) Weitere 19 Stunden. Gasanalyse: CO, = 1,32 pCt, K. = 98,68 pCt. Gebildete CO, = 2,0 ccm bei 0° und 760 mm. c) Weitere 18 Stunden. Gasanalyse: CO^ = 1,42 pCt., N, = 98,58 pCt. Gebildete CO, = 2/2 ccw bei 0" und 760??????. 21 Stunden im Luftstrome-, alsdann mit Luft eingesperrt. IIL Luftperiode: 4 Stunden. Gasanalyse: CO^ = 0,60pCt., 0, = 20,08 pCt., N, = 79,32pCt. COo O - = 0,80. Gebildete CO» = 1,00 C(7?w bei 0° und 760 wz7n, 20 Stunden im Luftstrome; alsdann mit Luft eingesperrt. lY. Luftperiode: 372 Stunden. Gasanalyse: CO, = 3,10 pCt., Oo = 17,65pCt., K, = 79,25pCt. CO ^ = 0,98. Gebildete CO, = 5,2 ccm bei 0° und 760 mw. Trockengewicht des Myceliums 0,514 g. Atmungsenergie pro 10 Stunden L Luftperiode . . . II. StickstofFperiode, a) III. Luftperiode . . . lY. 5) ■n }5 CO.. = 86,4 ccm C0",= 6,5 „ C0,= 0,4 „ 00^= Spur. C02= 2,5 ccm CO, = 15,2 „ über die Alkoholgäriing von Aspergillus nigcr. 47 Aus 1 und II, a) lässt sich berechnen: A = 0,08. Versuch 2. Genaue Wiederhohing des vorhergehenden. Gesamtgasvolumen ISS ccm, Temperatur 16,5—18°. 1 Stunde im Luftstrome; alsdann mit Luft eingesperrt. I. Luftperiode: 1 Stunde. Gasanalyse: CO, = 7,04pCt., O^ = U,14pCt., N3 = 78,77pCt. *^5- = l,08. Gebildete 00^= \i,dccm he'rO" und 760 ??zwi. 1 Stunde im StickstofFstrome; alsdann mit Stickstoff eingesperrt. IL Stickstoffperiode: a) 2 Stunden. Gasanalyse: CO, = 0,78 pCt., X, = 99,22 pCt. Gebildete C0o = l,2a'm bei 0° und 760 mm. b) Weitere 19 Stunden. Gasanalyse: CO, = 1,23 pCt., X^ = 98,77 pCt. Gebildete CO, = 1,9 ccwi bei 0° und 160 7nm. c) Weitere 18 Stunden. Gasanalyse: CO, = 1,37 pCt., N, = 98,63 pCt. Gebildete CO., = 2,1 ccm bei 0° und 760 ww. 21 Stunden im Luftstrome; alsdann mit Luft eingesperrt. III. Luftperiode: 4 Stunden. Gasanalyse: CO, = 0.62 pCt., 0, = 20,07 pCt., N, = 79,31 pCt. ^ = 0,81. Gebildete C0^ = l,i ccm. bei 0" und 160 7nm. 20 Stunden im Ijuftstrome; alsdann mit Luft eingesperrt. IV. Luftperiode: 37^ Stunden. Gasanalyse: CO, = 2,87pCt., O, = 17,91pCt., N^ =79,22pCt. CO ^ = 0,99. 0, Gebildete CO, = 4,S ccm bei 0° und 160 mm. Trockengewicht des Myceliums 0,481^. 48 S. KOSTYTSCHEW: Atmungseiiergie pro 10 Stunden: I. Luftperiode C0^ = \ldfi cc77i II. StickstofFperiode, a) . . CO2 = 6,0 „ b) . . C0,= 0,4 „ „ c) . . COg = Spur. III. Luftperiode . . . . , CO., = 2,7 ccm IV. „ C0^= 12,8 „ Aus I. und IL a) lässt sich berechnen: i- = 0,05. Es ergab sich also, der Ansicht ÜIAKONOW's entgegen, dass die anaerobe Atmnng von Aspergillus niger bei Zuckerernährung ebenso schwach ist, wie bei Zuckerabschluss (^=0,05 bis 0,08). Es wurden noch mehrere Versuche mit älteren (fünf- und sechs- tägigen) Kulturen auf Traubenzucker ausgeführt; die Resultate dieser Versuche mitzuteilen halte ich jedoch für überflüssig, da sie mit den hier angeführten vollkommen übereinstimmen; ältere Kulturen bildeten ebensowenig COo bei Sauerstoffabschluss wie junge dreitägige Kulturen. Dass die so geringe COg-Produktion eine Folge der Vergiftung ist, scheint kaum zweifelhaft zu sein: werden Mycelien von Asper- gillus niger in eine beträchtliche Menge der Zuckerlösung total ver- senkt, so diffundieren die Produkte des anaeroben Stoffwechsels leichter in die umgebende Flüssigkeit, wodurch die COg-Produktion in so hohem Grade gesteigert wird, dass es sich für möglich erweist den Chemismus der Zuckerspaltung bei Sauerstoffabschluss zu er- forschen. Folgender Versuch wurde auf die eben geschilderte Weise ausgeführt. y ersuch 3. Nährlösung: RAULIN'sche Flüssigkeit ohne ICSiOg, ZnSO^ und Weinsäure und unter Ersatz des Rohrzuckers durch Traubenzucker. Eine beträchtliche Menge dieser Lösung wurde in einen grossen konischen Kolben mit oben erweitertem Halse hineingetan, der Kolben mit Watte verschlossen, sterilisiert und mit Sporen von Aspergillus niger geimpft. Die drei Tage alte Kultur wurde durch reine sterilisierte Glasperlen auf den Boden des Kolbens versenkt; dann wurde mit Hilfe einer im voraus angepassten Vorrichtung eine ab- gemessene Menge der Flüssigkeit aus dem Kolben für die Zucker- bestimmung entnommen, wonach der Wattepfropfen durch den üblich gebrauchten Kautschukstöpsel mit zwei Glasröhren ersetzt wurde. über die Alkoholgärung von Aspergillus niger. 49 Sämtliclie hier beschriebene Operationen wurden in einem sterilisierten HA'NSEN'schen Glaskasten unter Beobaclitung aller Kautelen der Asepsis ausgeführt; die Keiuheit der Kultur wurde nach Beendigung des Versuches sorgfältig geprüft und bestätigt. Nun wurde ein gleichmässiger Strom von reinem Stickstoff im Verlauf von drei Stunden durch den Kolben und die sich darin be- findende Flüssigkeit geleitet, wonach der Kolben auf die bekannte Weise') luftdicht abgesperrt wurde. Der mit Stickstoff gefüllte Kolben stand 14 Tage lang in einem Thermostaten bei 32° ; alsdann noch 24 Stunden bei Zimmertemperatur in Dunkelheit. Nach Ablauf der 15 Tage wurde eine Gasportion für die Gasanalyse und eine ab- gemessene Menge der Lösung für die Zuckerbestimmung aus dem Kolben genommen; die rückständige Flüssigkeit wurde zur Alkohol- bestimmung verwendet. Die Zuckerbestimmungen wurden nach ALLIHN-SOXHLET ausgeführt; zur Identifizierung des Äthylalkohols wurden die Benzoylchloridreaktion und die Jodoformprobe benutzt. Der Alkohol wurde nach mehrfacher Destillation mit Hilfe eines ge- nauen, mehr als 30 <:r?/i fassenden Pyknometers bestimmt; es sei noch erwähnt, dass das erhaltene Destillat keine Aldehyd- und Aceton- reaktionen aufwies. Die in der Flüssigkeit gelöste CO, wurde nach BUNSEN's Angaben auf Grund der Formel a • h • p • v' berechnet. In dieser Formel sind: v^ das gesuchte Volumen der gelösten CO^ bei 0° und 0,76 wm, a der Absorptionscoeffioient der 00^ für die Beobachtungs- temperatur, h Volumen der Flüssigkeit, p Gasdruck im Kolben, v' Volumen der nicht absorbierten COo und v""* Volumen des nicht absorbierten Stickstoffs. Die Resultate des Versuches sind durch folgende Zahlen aus- gedrückt worden: Gesamtgasvolumen (v' -|~ ^'^) 271,0 eevi Volumen der Flüssigkeit 332 „ Die Gasportion wurde entnommen bei t° = 18° und p = 710 mm. Gasanalyse: CO^ = 13,83 pCt , N, = 86,17 pCt. Gasförmige COo = 37,5 ccm = 32,8 (•e??^ bei 0" und TQOmm Gelöste COo = 46,0 „ bei 0° und 760 jm???- Summe: COg = 78,8 can bei 0° und 760 mm = 1 55,9 yng v° 1) KOSTYTSCHEW 1. C. 2) BUNSEN, Gasometrisclie Methoden, 2. Auflage, 1877, S. 192. 50 S. KOSTYTSCHEW: Über die Alkoholgärung von Aspergillus nigcr. Alkohol , . • 142,0 mg CO^raH^OH^ 100: 91,3. Traubenzucker vor dem Versuche 10,329H g „ nach „ „ 10,0043 „ Traubenzuckerverbrauch 0,3253 „ CO^ + aH.OH . . 0,-2983„ Differenz .... 0,0270 g Trockengewicht des Myceliums 0,492 „ Dieser Versuch zeigt, dass die anaerobe Atmung von Asyergühis niger bei Zuckerernährung mit der Alkoholgärung im wesentlichen übereinstimmt. Der genannte Pilz besitzt also die Fähigkeit den gelösten Zucker in COo und Alkohol zu spalten; die Summe dieser Produkte entspricht ungefähr dem Zuckerverbrauch; der geringe Überschuss des verschwundenen Zuckers (27 wg) wurde vielleicht zur Bildung der Oxalsäure verwendet; eine kleine Menge dieser Säure liess sich in der Lösung nachweisen. Die Ausgiebigkeit der COg- Bildung war in diesem Versuche überraschend. Vergleichen wir die Mengen der in diesem und in den beiden vorhergehenden Versuchen ausgeschiedenen COo, so gewinnen wir eine annähernde Vorstellung von der Bedeutung der Vergiftung. Es ist nun einleuchtend, dass die merkwürdig geringe anaerobe CO^-Bildung von Aspergillus niger nicht auf „Unfähigkeit", sondern auf andere Ursachen zurückzuführen ist. Es sei noch er- wähnt, dass ich auch bei Manniternährung ähnliche Resultate erhielt; die betreffenden Versuche werden nach kurzer Zeit veröffentlicht werden. Fassen wir die Resultate der hier beschriebenen Versuche zusammen, so ergibt sich folgendes: Die anaerobe CO., -Produktion von Aspergillus niger bei Zucker- ernährung ist unbedeutend, wenn sich der genannte Pilz in einem Gasmedium befindet. Wird dagegen Aspergillus niger in eine Zucker- lösung total versenkt, so bewirkt er eine Spaltung des gelösten Zuckers unter Bildung von COo und CoHgOH; dabei entspricht das A'erhältnis COo : Co H^ OH der bekannten Gleichung der Alkohol- gärung. Herrn Prof. PALLADIN, in dessen Laboratorium meine Versuche ausgeführt worden sind, drücke ich hiermit meinen innigsten Dank aus St. Petersburg, Botanisches Institut der Universität. W. Palladin und S. KoSTYTSCHEW: Über auaerobe Atmung. 51 9. W. Palladin und S. Kostytschew: Über anaerobe Atmung der Samenpflanzen ohne Alkoholbildung. Eingegangen am "Jö. Januar 1907. In unseren früheren Abhandlungen^) haben wir nachgewiesen, dass die durch Erfrierung getöteten Lupinensamen, Lupinenkeimlinge und etiolierte Stengelgipfel von Vicia Faba eine ausgiebige COg- Produktion, doch gerino-e oder eventuell gar keine Alkoholbilduno- bei SauerstoflFabschluss bewirken. Zur Illustrieruno; dieser Schluss- folgerung möge folgende Tabelle dienen:') Nummer des Versuchs ^'ersuchsmaterial CO^ auf 100 y des Versuclis- materials CO^: C,H-OH 4 4 5 G 9 lU Etiolierte Blätter von Vicia taha „ Gipfel „ y, r> » » » » » r> y y> rt Lupinensamen 151,3 15G,2 185,G 150,0 80,7 11G,9 100: 17,1 100 : 18,5 100: 0 100: 8,4 100: 0 100: 0 Daraus haben wir geschlossen, dass die anaerobe Atmung der genannten erfrorenen Pflanzen mit der Alkoholgärung nichts zu tun hat. Li der vorliegenden Abhandlung beabsichtigen wir festzustellen, dass eine derartige anaerobe Atmung unter Umständen auch bei lebenden Pflanzen stattfindet. Unsere Versuche wurden mit etiolierten Blättern von Vicia Faba ausgeführt. Schon früher hat einer von uns diese Blätter für eine ganze Reihe seiner üntersuchuno;en benutzt. Es ergab sich dabei, dass etiolierte junge Bohnenblätter, wie Embryonalorgane überhaupt, äusserst eiweissreich sind;^) ihr Eiweiss- gehalt beträgt etwa 42,5 bis 48 pCt. des Trockengewichtes. Auch der Phosphorgehalt*) dieser Blätter ist ein sehr bedeutender, da die 1) Palladin und Kostytschew. Diese Berichte Bd. 24, 190G, S. 273. — Dieselben „Zeitschrift für physiol. Chemie", Bd. 48, 1906, S. 214. 2) Diese Tabelle ist unserer in der „Zeitschrift für physiol. Chemie" publizierten Abhandlung entnommen. 3) Palladix. Diese Berichte, Bd. 9, 1891, S. 194. 4) Palladin. Diese Berichte, Bd. 10, 1892, S. 179. 52 W. PAIiLADIN und S. KOSTYTSCHEW darin befindlichen Eiweissstoffe zum grössten Teil Nucleoproteide- sind. ^) Doch enthalten die genannten Blätter nur minimale Mengen der Kohlenhydrate.^) Diesen Umstand hat einer von uns benutzt, um die Bedeutung der Kohlenhydrate für die anaerobe Atmung ins klare Licht zu bringen.'*) Derselbe hat gefunden, dass die anaerobe Atmung etiolierter Bohnen- und Lupinenblätter durch künstliche Zuckerzufuhr in hohem Grade gesteigert wird. Auch blieben die durch Zucker ernährten Blätter längere Zeit bei Sauerstoffabschluss lebendig als die nicht ernährten Blätter. Diese Resultate sind neuer- dings durch GODLEWSKI*) bestätigt worden. In unseren weiter folgenden Versuchen wurden etiolierte Bohnen- blätter (bezw. Stengelgipfel) in geräumige U-Röhren gebracht, durch welche alsdann Wasserstoff geleitet wurde. Nach Beendigung je eines Versuches wurden C0„- und Alkoholbestirnmungeu ausi^eführt; betreffs der Methodik sei auf unsere oben zitierten Abhandlungen hin- gewiesen. Versuch 1. 71 g etiolierter Stengelgipfel von Vicia Faha wurden im Verlauf von vier Tagen auf 10 pCt. Saccharoselösung in Dunkelheit kultiviert und alsdann in den PETTENKOFER'schen Apparat gebracht. Wasser- stoffstrom, Temperatur 20**. Zeitdauer CO2 mg CO2 pro Stunde mg 4 Stunden 20 Minuten IG „ 178,0 458,4 146,0 41,0 28,2 5 _ •^9,6 25 Stunden 20 Minuten 782,4 Älkoholbestinimungen. ^) Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: L Reaktion mit fuchsinschwefliger Säure (Aldehydreaktion) negativ. 2. Jodoform])robe positiv. 3. Benzoylchloridreaktion positiv. 1) Palladin. Revue generale de botauique, t. 8, 189G, p. 205, 2) Palladin. Diese Berichte, Bd. 9, 1891, S. 229. 3) Palladin. Revue generale de botanique, t. 6, 1894, p. 201. 4) GODLEWSKI. Bulletin de rAcademie des sciences de Cracovie, 1901, p. 115. 5) In unserer letzten Arbeit haben wir zufällig die Arbeit von T. Takahashi (Bulletin of the College of Agriculture, Tokyo, V) unberücksichtigt gelassen. Dieser Forscher hat Godlewski's Untersuchungen über Alkoholbildung der Erbsen- saracn bestätigt. Tiber anaerobe Atmiiug der Samenpflanzen ohne Alkoholbildung. 53 Die quantitative Bestimmung ergab: COo : CÖH5OH = 782,4 : 724,C = 100 : 92,6. Es ergab sich also, dass die mit Rohrzucker ernährten etiolierten Steugelgipfel von Vicia Faba bei Sauerstoffabschhiss eine echte Alkoholgärung erzeugen. Versuch 2. 230 g frischer etiolierter Blätter von Vicia Faba. Wasserstoff- strom, Temperatur 20", A'ersuchsdauer 22 Stunden. CO, = 446,4 mg : aH^OH = 177,4 mg. Das erhaltene Destillat gab dieselben Reaktionen wie im vorher- gehenden Versuche : COg iC^Hg OH = 100:39,7. Der grösste Teil der CO^ ist also nicht auf Alkoholgärnng zu- rückzuführen. Da die zu diesem Versuche benutzten Blätter nicht ganz zuckerfrei waren, so lag die Annahme nahe, dass die Alkohol- bildung nur im Verlauf der anfänglichen Stunden der Auaerobiose auf Kosten der vorhandenen Kohlenhydrate stattgefunden hat. Zur Lösung dieser Frage haben wir eine Methode angewandt, die wir als „Metliode der konsequenten Abziehungen" bezeichnen. Dieselbe be- steht darin, dass ein jeder Versuch mit zwei oder mehreren ßlätter- portionen angestellt wird, die im A^erlauf ungleicher Zeit der Sauer- stoffentziehung unterworfen werden. Die bei kurzer Dauer des Ver- suclies erhaltenen Daten werden von denen des länger dauernden Versuches abgezogen. Auf diese Weise dient jeder Versuch von kurzer Dauer als Kontrolle für den länger dauernden. Versuch 3. Junge etiolierte Blätter von Vicia Faba wurden in zwei Portionen zu je 56 g geteilt. Beide Portionen wurden in den PETTENKOFER'scheu Apparat gebracht. Wasserstoffstrom, Temperatur 18°. CO2 CO2 pro Stunde von Zeitdauer 1. Portion mg 2. Portion mg 2 Portionen mg 5 Stunden 15 „ 94,4 76,4 81,G 24,4 15,3 5,4 G „ 4,1 2() Stunden 94 4 182,4 — 54 W. PALLADIN und S. KOSTYTSCHEW: Alkoliolbestimmuu^eii. Die beiden Destillate gaben dieselben Reaktionen wie in vor- hergehenden Versuchen. Die quantitativen Bestimmungen ergaben: I.Portion: C^H.OH = 48,1 m^ CO. : an, OH = 94,4 : 48,1 = 100 : 50,!). 2. Portion : C. K OH = 74,6 mg COo : a H-"0H = 182,4 : 74,6 = 100 : 40-,9. Es ist aber ersichtlich, dass im Verlauf der anfänglichen Stunden der Auaerobiose die Alkoholbildung grösser ist als im Verlauf der darauffolgenden Stunden, und zwar sinkt die Energie der Alkohol- bildung schneller als die Energie der COo- Bildung. Werden die Daten der ersten Portion von denen der zweiten abgezogen, so er- geben sich folgende Zahlen: CO., = 182,4 - 94,4 = 88,0 mg C0H5OH = 74,6 - 48,1 = 26,5 ,', COo : C2H5 OH = 100:30,0 Folglich sind die Verhältnisse von CO. : Gl Hg OH: 1. Portion 100 : 50,9 2. „ 100 : 30,0 Dieser Versuch wurde mit jungen Blättern ausgeführt; zum fol- genden Versuch wurden ältere Blätter benutzt, die eine so geringe Menge der Kohlenhydrate enthielten, dass letztere im Verlauf der anfänglichen fünf Stunden total vergärt wurden. Versuch 4. Alte etiolierte Blätter von Vicia Faba wurden in zwei Portionen zu je 63 ^ geteilt. Beide Portionen wurden in den PETTENKOFER'schen Apparat gebracht. Wasserstoffstrom, Temperatur 18,5°. 1. Portion: Versuchsdauer 5 Stunden. CO. = 1 14,8 mg, C, H^ OH = 62,2 mg CO.: CoH.OH= 100: 54,1 2. Portion: Versuchsdauer 30 Stunden. CO2 = 256,8 mg, C, H^ OH = 68,3 mg CO, : C^H^OH^ 100: 26,5 Reaktionen der Destillate wie in vorhergehenden Versuchen. Werden die Daten der ersten Portion von denen der zweiten ab- gezogen, so ergeben sich folgende Zahlen: COo = 256,8 - 114,8 = 142,0 mg Co Hg OH = 68,3- 62,2= 6,1 „ ^) (Spur) COo : Co Hg OH = 100: Spur. 1) Diese Zahl liegt innerhalb der Grenzen der Versuchsfehler. über anaerobe Atmunf? der Samenpflanzen ohne Alkoholbildung. 55 Auf diese Weise ist ersichtlich, dass im Verlaufe der zweiten Periode der Anaerobiose eine CO^- Produktion ohne gleichzeitige Alkoholbilduno- erfolgte. Da nach den neueren Untersuchuno-en von Stoklasa, Buchner und Meisenheimer ') und von Schade') in den Zwischenstadien der Alkoholgärung eine Bildun»- organischer Säuren stattfindet, so war es geboten zu prüfen, ob nicht ein Teil der Barytlösung durch flüchtige Säuren gebunden war. Zu diesem Zwecke wurde eine gewichtsanalytische Bestimmung des Bariumkarbonats vorgenommen. Der in den Absorptionsgefässen angehäufte Nieder- schlag wurde abgehoben, mit Hilfe einer speziell angepassten Vor- richtung in einer kohlensäurefreien Atmosphäre abfiltriert und aus- gewaschen, dann getrocknet und gewogen. 1. Portion . . BaCOg = 0,4496 0- 0,3400 0,3421 Eiweiss-P',0'5 0,1319 0,1672 Phosphat-P,0, 0,1020 0,0687 Von der Gesamt-PoOg fallen auf: Kontrollportion Versuchsportion Eiweiss-P.Og 38,8 pCt. 48,9 pCt. Phosphat-P.Og 30,0 „ 20,1 „ Unsere Versuche mögen genügen, um klar darzulegen, dass nach dem Halbieren der reifenden Samen eine Zunahme von Eiweiss- phosphor in denselben stattfindet. So z. B. enthielten die reifenden Samen am Anfang des ersten Versuches 30 pCt. Phosphor in Form von Eiweissstoffen, nach dem Halbieren derselben aber war ihre Menge auf 48,1 pCt. gestiegen. Es gingen also gegen 18 pCt. Phosphor in eiweissartige Verbindungen wahrscheinlich in Nukleo- albumine über. Die Zunahme von phosphorhaltigeu Eiweissstoffen während des Nachreifens der Samen steht im Zusammenhano-e mit der Abnahme von Phosphaten, da sich die übrigen organischen Phosphor- verbiudungeu in der Fehlergrenze der Analyse verändern. So z. B. verschwanden im ersten Versuche je 17,3 pCt. der Phosphate und dementsprechend nahm der Gehalt an phosphorhaltigen Eiweiss- stoffen um 18,1 pCt. zu. Es unterliegt also keinem Zweifel, dass die Bildung des Eiweiss- phosphors beim Reifen der Samen ausschliesslich auf Kosten der Phosphate stattfindet. 5* 62 W. ZALESKI: " Die Frage über die Bildung- der Phosphatide und der organi- schen Phosphate in reifenden Samen lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit beantworten, aber man kann es doch für wahrscheinlich erklären, dass die Synthese dieser Verbindungen auch auf Kosten- der Phosphate vor sich geht. Zugunsten dieser Ansicht spricht die Analyse der Samen in ver- schiedenen Stadien des Reifens derselben. Es sind besonders wichtig für uns die quantitativen Bestimmunpen der Phosphor- verbindungen in den Samen am Anfang des Reifens derselben, da solche für spätere Stadien dieses Prozesses schon oben ange- führt sind. Daher führe ich eine der von mir ausgeführten Analysen der Samen in sehr frühen Stadien des Reifens an. Da aber HART und ANDREWS^) die Beweiskraft der quanti- tativen Bestimmungen der Phosphate nach der Molybdänmethode in Zweifel gezogen hatten, so suchte ich diese auch nach SCHULZE's Verfahren^) zu bestimmen. Zu diesem Zweck wurde das Filtrat vom Eiweissniederschlage mit Chlorcalcium und Ammoniak versetzt und der dabei erhaltene Calciumphosphatniederschlag abfiltriert und ausorewaschen. Darauf wurde dieser Niederschlag mit Ammoncitrat- lösung versetzt und 24 Stunden lang stehen gelassen. Die Phosphor- säure wurde dann in der üblichen Weise bestimmt. Von den bei diesen Bestimmungen erhaltenen Zahlen teile ich hier nur die folgenden mit: Gesamt-P.Og 1,8805 pCt. Eiweiss-PoOg 0,4336 „ Phosphatiden-Pg 0., 0,1500 „ Phosphat-Po Og nach der Molybdänmethode 1,1676 „ „ „ SCHÜLZE's Yerfahren 0,9852 „ PoO. in organischen Phosphaten .... 0,1298 „ Von der Gesamt-PaO^ fallen auf: Eiweiss-PoOg 23,0 pCt. Phosphatiden-P.Oß 8,0 „ Phosphat-Po Og nach der Molybdänmethode . 62,0 „ „ „ SCHULZE's A^erfahren . 52,4 „ PgOg in organischen Phosphaten .... 6,9 „ In dem angeführten Stadium des Reifens enthalten die Same» eine sehr grosse Menge von Phosphaten (62 pCt.). Zwar haben wir nach SCHULZE's Methode etwas geringere Zahlen (52,4 pOt.) für Phosphate erhalten, aber das ist ganz verständlich, da nach diesem 1) Haet und Andrews, Americ Chemie. Journal, Vol. XXX, li)0;^. 2) Schulze und Castoeo, Zeitschr. für pbysiolog. Chem., Bd. 4L über den Umsatz der Phosphorverbindungen in reifenden Samen. 63 A'erfahren Magnesiuniphosphat der Bestimmung entgeht. Somit ent- sprechen unsere Bestimmungen der Phosphate nach der Molybdän- methode der Wirklichkeit. Es stellen also Phosphate am Anfang des Reifens der Samen die hauptsächlichste Phosphorverbindung dar. Mit dem Fortschreiten des Reifens aber verschiebt sich das Mengenverhältnis zwischen Phosphaten und organischen Phosphorverbiudungen zugunsten der- selben. So z. B. enthielten die Samen am Anfans; des Reifens . 6,9 pCt. Phosphor in Form von organischen Phosphaten, während in den späteren Stadien ihre Menge auf 25,4 pCt. gestiegen war. Phosphate strömen den reifenden Samen aus anderen Teilen der Pflanze zu und gehen hier in organische Phosphorverbiudungen über. Dafür spricht auch die Analyse der Hülsen für sich allein. So z. B. Versuch I. Die Hülsen am Anfang des Reifens der Samen: Gesamt-P.O, 1,7326 pCt. Eiweiss-P.Og 0,3408 „ Phosphatiden-P.Og 0,1104 „ Phosphat-P, O. 1,0597 „ PoOg in organischen Phosphaten . 0,2127 „ Von der Gesamt-PoOg fallen auf: Eiweiss-P,0. 19,6 pCt. Phosphatiden-P.,05 6,9 „ Phosphat-P, Og 61,1 „ P0O5 in organischen Phosphaten . . 12,3 „ Versuch H. Die Hülsen kurz vor dem Gelb werden. Gesamt-P.Og 0,8901 pCt. Eiweiss-PgOg 0,1115 „ Phosphatiden-P.Og ...... 0,0512 „ Phosphat-P., Og 0,6220 „ P0O5 in organischen Phosphaten . 0,1054 „ Von der Gesamt-PoOg fallen auf: Eiweiss-P^Og 12,5 pCt. Phosphatiden-P^.Og 5,6 „ Phosphat-P.Og " . 69,8 „ PoOg in organischen Phosphaten . . 11,8 „ Wie man sieht, waren die Hülsen sehr reich an Phosphaten, da ihre Phosphormenge 69 pCt. des Gesamtphosphors betrug. 64 W. ZALESKI: überblickt man unsere Beobachtungen, so wird man zu der An- sicht gedrängt, dass Phosphate die einzige Phosphorverbindung dar- stellen, die in reifenden Samen als Material für die Bildung anderer Phosphorverbindungen dient. Es ist nun die Frage zu stellen, auf welche Weise sich die organischen Phosphate und Phosphatide beim Reifen der Samen aus Phosphaten bilden. Wir haben schon oben gesehen, dass nach dem Zerschneiden der reifenden Samen keine Vermehrung der oben genannten Phosphorverbindungeu beobachtet wurde. Es bedarf also zu ihrer Bildung anderer Bedingungen, als sie zur Synthese von phosphor- haltigen Eiweissstoffen nötig sind. Der experimentellen Forschung muss es überlassen werden, die Frage nach den Bedingungen der Bildung der Phosphatide und der organischen Phosphate zu entscheiden. Es geht also in reifenden Samen ein Umsatz der Phosphor- verbindungen vor sich, der demjenigen ganz entgegengesetzt ist, der sich in keimenden Samen abspielt. Während der Keimung der Samen zersetzen sich die organischen Phosphorverbindungen unter der Bildung von freien Phosphaten, die beim Reifen derselben in organische Phosphorverbindungen übergehen. Diese Tatsache ist um so auffallender, als die reifenden Samen dieselben Enzyme enthalten, die auch bei der Keimung derselben zum Vorschein kommen. So habe ich vor kurzem^) nachgewiesen, dass die unreifen Samen proteolytische Enzyme enthalten. Man kann auch zeigen, dass diese Samen ein Enzym enthalten, das den Zerfall der pliosphorhaltigen EiweissstofPe hervorruft. Zu diesem Zweck wurden die unreifen Samen bei 37° ge- trocknet, fein pulverisiert und in diesem Zustande zu den Versuchen benutzt. Darauf wurden vier Portionen dieses Präparates in Kolben gebracht, mit Wasser unter Toluolzusatz versetzt und auf 10 bis 13 Tage der Autodigestion bei 37° unterworfen. Zur Kontrolle wurden zwei Gefässe vorläufig eine Viertelstunde lang im Wasser- bade erhitzt. Nach beendigtem Versuche wurde PoO^ der Eiweiss- stoffe bestimmt und in Prozenten der ursprünglichen Substanz (des Präparates) ausgedrückt. So z. B.: Versuch I. Autodigestionsdauer 13 Tage. f,^ekocht ungekocht Eiweiss-P^Og. . 0,8000 pCt. 0,2574 pCt. 1) ZALESKI, diese Berichte, Bd. XXIII, 1905. über deu Umsatz der Phosphorverbiudungen in reifenden Samen 65 Versuch IL Autodigestionsdauer 10 Tage. gekocht ungekocht Eiweiss-P.O^ . . 0,7985 pCt. 0,3021 pCt. Versuch III. Autodigestionsdauer 12 Tage. gekocht ungekocht Eiweiss-P,05. . 0,8000 pCt. 0,3015 pCt. Aus den angeführten Versuchen ist zu ersehen, dass sich die phosphorhaltigen Eiweissstoffe der reifenden Samen enzymatisch zersetzen. Ob ein und dasselbe Enzym die Phosphorabspaltung aus Eiweiss- stoflfen und die Zersetzung derselben hervorruft oder zwei ver- schiedene davon vorhanden sind, ob auch die proteolytischen Enzyme der reifenden Samen mit denjenigen der keimenden identisch sind, bleibt zu erforschen. Von Wichtigkeit ist nun aber die Tatsache, dass die Um- setzungen von Eiweissstoffen während des Reifens der Samen den- jenigen während der Keimung entgegengesetzt sind, während bei der Autolyse sowohl der keimenden als auch der reifenden Samen ein gleicher Abbau von Eiweissstoffen stattfindet. Die wahrscheinlichste Deutung dieser Erscheinung gibt uns der- zeit die Lehre von der Umkehrbarkeit der enzymatischen Reaktionen. Vom Gesichtspunkte dieser Ansicht aus wird das Vorhandensein und die Rolle der Protease in reifenden Samen verständlich. Dieser Annahme nach ruft ein und dasselbe Enzym nicht nur den Abbau, sondern auch den Aufbau irgend einer Verbindung hervor. Mit Recht schreibt HOFMEISTER:^) „Wenn sich herausstellen sollte, dass die Reversibilität der Fermentvvirkung allgemeinere Gültigkeit hat, wie einfach Hesse sich dann der zweckmässige Ver- lauf einer grossen Anzahl der wichtigsten physiologischen Vorgänge deuten." Zugunsten der Reversibilität der proteolytischen Reaktionen spricht die Tatsache, dass solche für einige Verbindungen aus der Reihe der Kohlenhydrate, Fette und Glykoside nachgewiesen ist. So hat CßEMER^) nachgewiesen, dass glykogenfreier Presssaft von Hefe nach Zusatz von 30 pCt. Fruktose die Glykogenreaktion 1) Hofmeister, Chemische Organisation der Zelle, 1901, S. 21. 2) CREMER, Ber. der Deutschen ehem. Ges., Bd. 32, 1899. 66 W. Zaleski: Umsatz der Phosphorverbindungen in reifenden Samen. wieder zeigt. Es wurde auch die umkehrbare Wirkung der Lipose^) und die Bildung von Amygdalin aus Mandelsäurenitrilglykosid und Glukose durch die Vermittlung der Hefemaltose ^) beobachtet. In anderen Fällen wurde nicht eine Reversion, sondern eine Synthese von isomeren Verbindungen beobachtet. So wurde die Synthese von Isolaktose ^) und Isomaltose*) statt der Lactose und Maltose durch entsprechende Enzyme nachgewiesen. Es drängt sich die A^ermutung auf, dass auch die Eiweissbildung zu den reversiblen enzymatischen Reaktionen gehört. HÖBER ^) hat die Meinuno- von der reversiblen Wirkun 2:8 weise der Proteasen aus- gesprochen. Ich selbst habe in den zerriebenen Erbsensamen, die nach Toliiolzusatz der Autodigestion bei Zimmertemperatur unter- worfen waren, eine Reversion von eiweissartigen Verbindungen nachgewiesen.^) Auf Grrund dieser Versuche hat auch SCHULZE'') den Schluss gezogen, dass „der enzymatische Vorgang in den reifen- den Erbsensamen reversibel (umkehrbar) ist". Indem ich mich für die enzymatische Reversion der Eiweiss- stofPe ausgesprochen habe, gab ich den von mir gefundenen Tat- sachen nur die wahrscheinlichste Deutung, da es unbekannt blieb, ob in diesen Versuchen eine echte Reversion von Eiweissstoffen stattfand. Es ist möglich, dass in den von mir ausgeführten Versuchen nicht die Reversion von Eiweissstoffen, die am Anfang des Versuches der Proteolyse anheimfielen, sondern anderer zunächst durch den Zerfall derselben entstandenen eiweissartiger Verbindungen stattfand. In jedem Falle ist die Voraussetzung der ümkehrbarkeit der proteolytischen Vorgänge in reifenden Samen sehr verlockend, da sie am besten die gefundene Tatsache erklärt, obschon die weitere Lösung dieser Frage der Zukunft überlassen sein soll. 1) Kastle und LOEVENHART, Americ. Chem. Journ., 24, 1900; Kanriot, Compt. rendus, t. 132, 1901, und MoHR, Wochenschrift für Brauerei, Bd. 19, 1902. 2) Emmerling, Ber. der Deutschen chem. Ges., Bd. .'34, 1901. 3) Fischer und Armstrong, Ber. der Deutschen chem. Ges., Bd. 35, 1902. 4) C. Hill, Journ. of Chem. Soc, Vol. 73, 1898. — EMMERLING, Ber. der Deutschen chem. Ges , Bd. 34, 1901. Nach der letzten Mitteilung von HILL wird Revertose und Maltose gebildet. Proc. Chem. M., Vol. 19, 1903. 5) HÖBER, Die physikalische Chemie der Zelle und Gewebe, 1902. 6) Zaleski, diese Berichte, Bd. XXIII, 1905. 7) Schulze, Landwirtschaftl. Jahrbücher, Bd. XXXV. M. MüBIUS: Die Erkältung der Pflanzen. 67 12. M. Möbius: Die Erkältung der Pflanzen. (12. Mitteilung aus dem Botanischen Garten zu Frankfurt a. M,) Eingegangen am 11. Februar 1907. Als Erkältung bezeichne ich eine Erscheinung der Kältewirkung auf Pflanzen, die zwar in der Praxis den Gärtnern wohlbekannt ist, deren Erwähnung in der botanischen Literatur ich aber bisher ver- gebens gesucht habe. Es handelt sich um die Schädigung von Pflanzen und Pflanzenteilen, die nur ganz kurze Zeit, nur etwa eine Minute, der Einwirkung starker Kälte ausgesetzt werden. Ich über- zeugte mich von dieser schädigenden Wirkung schon im Januar 1905 durch ein Experiment. Es war damals vormittags im Freien eine Temperatur von — 5° C, und "der Obergärtnfer des hiesigen Botanischen Gartens erwähnte im Gespräch, dass man bei dieser Temperatur eine empfindliche Pflanze, ohne sie eingewickelt zu haben, nicht ein- mal quer über die Strasse aus einem Haus ins andere tragen dürfe. Ich konnte mir nicht vorstellen, in welcher ^Yeise die Kälte so schnell einwirken solle; wir nahmen einen Stock der ßegonia metallica, der im Warmhaus stand, trugen ihn in der Zeit von ein bis zwei Minuten um das Gewächshaus herum und stellten ihn in das Warm- haus zurück. Wirklich zeigten sich schon an demselben Tage braune Flecken auf drei älteren Blättern, und diese Blätter gingen unter solchen Erscheinungen, wie sie beim Erfrieren auftreten, zugrunde: sie bekamen ein glasiges, dunkles Aussehen, hingen herab und ver- trockneten. Die jungen Blätter und die Laubtriebe in den Achseln der älteren Blätter gingen nicht ein. Von Eisbildung im Innern oder auf der Oberfläche der Pflanze in der kurzen Zeit kann keine Rede sein, denn eine flache Schale mit Wasser, die ebensolange der Aussentemperatur ausgesetzt wurde, zeigte keine Spur von Eisbildung auf der Oberfläche. Die niedrigen Temperaturen, die in diesem Winter häufig auch in Frankfurt auftraten, gaben mir Gelegenheit, noch einige ähnliche Versuche anzustellen. Am 3L Dezember 1906 war vormittags 9^2 Uhr im Freien eine Temperatur von — 10,5 ° C, im Warmhaus von 17 °C. Aus dem Warmhaus wurde ein Stock von Begonia metallica und je ein Zweig von Tradescantia zebrina und Fittonia argyroneura^) genommen und 1) Diese Art ist vermutlicli identisch mit der, die Haberlandt in Graz unter dem Xamen „levconeura^^ kultiviert und eine Varietät von F. gigantea, wie 68 M. MöBros: mit dem Thermometer um das Gewächshaus herum wieder ins AVarmhaus zurückgetragen; der Versuch dauerte wenig länger als eine Minute, und das Thermometer fiel dabei auf 6 ° C, also um 11°. Die Zweige wurden in ein Glas Wasser gestellt neben abgeschnittenen Kontrollzweigen, die im AVarmhaus verblieben waren. Als ich um 127-. Uhr nachsah, war der Tradescantin-Z-welg bereits etwas welk, die anderen scheinbar unverändert. Am Nachmittag war ich ver- hindert, die Pfianzeu zu besichtigen; am nächsten Tage (1. Januar 1*J07) vormittags zeigte der Tradescantia-Zweig ein glasiges Aus- sehen, wie erfroren; bei dem Fittonia-Zweig war das oberste Blatt zwar welk, und ein anderes Blatt zeigte eingerollte Blattränder. Die Kontrollpflauzen von Tradescantia und Fittonia waren noch ganz frisch. Bei Begonia zeigten fünf ältere Blätter eingerollte Blatträuder, während die jüngeren intakt geblieben waren. Am folgenden Tage (2. Januar 1907) waren jene fünf Blätter noch mehr geschrumpft und hatten in der Mitte ein glasiges Aussehen, auch zwei weitere Blätter begannen die Ränder einzurollen. Später fielen natürlich die ge- schädigten Blätter der Begonia ab, aber die Pflanze erhielt sich und treibt weiter. Dieser Versuch bestätigte also den ersten, vor zwei Jahren angestellten. Mit dem Beginn des neuen Jahres bekamen wir Tauwetter und Erwärmung; am 2. Januar war es morgens im Freien -}- 6,5 ° C. Ein ßegoyiia-'^tock, der wie früher etwa eine Minute der Aussentemperatur ausgesetzt wurde, während welcher Zeit das Thermometer des Warm- hauses von 16° auf 12,5" sank, ertrug das ohne Schaden Am 22. Januar, bei einer Aussentemperatur von — 10°C., vor- mittags 9 Uhr, machte ich einen Versuch, um die Einwirkung der Umhüllung und auch der Temperatur, in die der erkältete Zweig zurückgebracht wurde, kennen zu lernen. Es wurden Zweige von Callisia repens benutzt, und Kontrollzweige im Warmhaus, wo die Pflanze kultiviert wurde, und im Gange, wo eine Temperatur von 3 — 4 ° herrschte, aufgestellt. Vier Zweige, von denen zwei in eine leichte Papiertüte gesteckt waren, wurden 1^;'^ Minute der Aussen- temperatur ausgesetzt, während welcher Zeit das Thermometer des Warmhauses von 11 °C. auf 2,5 ° C. fiel. Von den vier Zweigen wurden je ein frei getragener und ein eingehüllt getragener im Warmhaus und im Gano- in Wasser oestellt. Nachmittao-s 3 Uhr zeigte sich, dass die frei getragenen welk waren, also sich erkältet hatten, während diejenigen, die mit dem Mantel ausgegangen waren, letztere. Denn sie entbehrt, -wie F. gigantea, der eigentümlichen Lichtperzeptions- organe, die bekanntlich Habeelandt für F. Verschaffeltii beschrieben hat. F. anjyroneura ist also nicht als Varietät der letztgenannten Art zu betrachten, wie es in einem bekannten gärtnerischen Werk angegeben -wird. Die Erkältung der Pflanzen. Q^ sich uicht erkältet hatten, ohne Unterschied, ob sie naclier in das Warmhaus oder in den Gang gestellt worden waren. Am 23. Januar bei — l-l ° C. machte ich noch folgenden Versuch. Ich tru«: zwei abgeschnittene Zweige von derselben Callisia wie beim vorisfen Versuch aus dem Gewächshaus durch den Garten in mein Arbeitszimmer, wobei sie ein bis zwei Minuten der Aussentemperatur ausgesetzt wurden, den einen frei, den anderen in eine dünne Papiertüte gehüllt und setzte sie hier in Wasser. Von beiden wurde sofort ein Stückchen Blattepidermis abgezogen und unter dem Mikroskop angesehen; es zeigte sich aber kein Unterschied, und eine Veränderung bei dem frei durch die Luft getragenen Exemplar war nicht zu bemerken. Bei diesem fingen nach etwa einer Stunde die Blätter an, etwas welk zu werden, und die Schlaffheit nahm darauf immer mehr zu, aber auch am Nachmittag konnte ich in der Epider- mis dieser erkälteten Blätter mikroskopisch keine Veränderung be- merken, obwohl doch gerade dieser am meisten exponierte Teil sie zuerst hätte zeigen müssen. Ebenso erging es mir mit zwei Zweigen von Fittonia, die ich am 2. Februar bei — 5 ° C. Kälte, den einen frei, den andern in Papier gehüllt, aus dem Gewächshaus durch den Garten in mein Arbeitszimmer trug. Schon nach einer Stunde be- gann an dem frei getragenen Zweig das Welken, nach einer weiteren Stunde bräunten sich die Blattränder und rollten sich ein, am nächsten Tage war er ganz verwelkt. Übrigens erging es dem verhüllt ge- tragenen Zweige nicht viel besser, nur trat das AVelken später ein. Am 28. Januar, als es nur — 3 ° C. kalt war, trug ich je einen unverhüllten Zweig von Callisia reperu und Centraclenia rubra aus dem Warmhaus ins Arbeitszimmer, ohne dass sich die Pflanzen dabei erkältet hätten. Schliesslich will ich noch einen kleinen Versuch erwähnen, der darin bestand, dass ich einen Zweig von Fitfonia bei einer Aussen- temperatur von mehreren Graden unter 0"^ nur einmal durch die Luft schwenkte und dann im Warmhaus ins Wasser stellte. Am Nachmittag sah er so welk aus, dass ich dachte, er sei abgestorben, am anderen Tage aber war er wieder frisch. Es scheint also, dass er sich zwar erkältet hatte, aber die Schädigung noch zu überwinden imstande war. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, mich dieser Sache zu widmen, so würde ich mehr Versuche angestellt haben, mit mehr Pflanzenarten, mit verschiedenen Temperaturen, mit längerer und kürzerer Ex- position. Aber auch aus diesen wenigen einfachen Versuchen geht soviel klar hervor, dass eine beträchtliche Temperaturerniedrigung, auch wenn sie so kurz dauert, dass von einer Eisbildung in der Pflanze gar keine Kede sein kann, und eine sichtbare A'eränderung der Pflanze während der Zeit der Exposition nicht eintritt, auf enip- 70 ^I- MÖBIUS: üie Erkältung der Pflanzen. findlichere Gewächse einen derartigen „Reiz" ausübt, dass sie unter denselben Erscheinungen absterben, wie Pflanzen, die erfroren sind. Besonders bemerkenswert ist noch die bei Begonia beobachtete Er- scheinung, dass die älteren, also nicht mehr so widerstandsfähigen Blätter allein in dieser Weise geschädigt werden; die jüngeren, ob- wohl zarter in der Struktur, haben doch offenbar eine grössere innere Widerstandsfähigkeit, auf die es ja, wie bekannt, beim Ertragen der Kälte allein für die Pflanzen ankommt. Die zarten Blüten von Chimoncmthus fnigrans^ die im Winter im Freien geöffnet sind, habe ich eine Temperatur von — 10°C. ohne Nachteil ertragen gesehen! Eine Erklärung für die von mir hier beschriebene Erscheinung, für die ich keinen besseren Namen finde als den der Erkältung, kann ich nicht «'eben. . Man könnte hier von Störungen in der Plasma- struktur und dergleichen sprechen, aber das sind doch nur Worte, mit denen wir nichts anfangen können; wenigstens können wir uns nicht vorstellen, warum eine Temperatur von —5° oder —10° solche Störungen hervorruft, eine Temperatur von — 3 ° aber noch nicht. Es gibt gerade bei dem Erfrieren der Pflanzen noch mehr solche un- aufgeklärten Erscheinungen, vor allem die, dass gefrorene Pflanzen, die diesen Zustand ertraoen und nach dem Auftauen weiterleben können, doch getötet werden, wenn die Temperatur noch weiter er- niedrigt wird, obwohl man meinen sollte, dass, wenn sie einmal ge- froren sind, eine noch stärkere Abkühlung keinen Einfluss haben würde. PFEFFER^) hat dies unter den Begriff des spezifischen Ultra- minimums gebracht. So muss ich mich auch hier mit der Kon- statierung der Tatsache begnügen, dass Pflanzen, wenn sie auch nur eine Minute lang zu niedriger Temperatur ausgesetzt werden, sich erkälten können, und dass die Folgen der Erkältung in einem Ver- welken der ganzen Pflanzen oder ihrer empfindlichen Teile sichtbar werden, dass also erkältete Pflanzen sich ähnlich verhalten, wie Pflanzen, die in gewöhnlicher Weise durch längere Kälteeinwirkung erfroren sind. 1) Pflanzenphysiologie, 2. Aufl. IL Bd., S. 299. M. TSWETT: Zur Geschichte der Chlorophyllforschung. 71 13. M. Tswett: Zur Geschichte der Chlorophyllforschung. Antwort an Herrn Marchiewski. Eingegangen am l-'i. Februar 11>07. "S'ermittels der von mir begründeten Adsorptionsanalyse sind wir heute befähigt, die zahlreichen Komponenten des Chlorophyll- farbstoffkomplexes zu entmischen und in reinem Znstande zu er- halten. Die beiden fluoreszierenden, physiologisch wichtigsten Kom- ponenten, die Chlorophylline („Chlorophyll" sensu stricto der meisten Autoren) lassen sich zum ersten Male voneinander qualitativ und quantitativ abtrennen. Eine geläufige historische Ungerechtigkeit berichtigend, betonte ich (diese Berichte 24, S. 389), dass das Verdienst, die Doppelnatur der Chlorophylline entdeckt zu haben, vollständig SORBY gebührt, und dass in der betreffenden Arbeit MarCHLEWSKI's und C. A. SCHUNCK's nur eine Wiederholung — ich bezeichnete dieselbe als eine unglück- liche — der Experimente SORBY's sowie HaRTLEY's zu finden ist. Gegen diese Meinung glaubt Herr MARCHLEWSKI Einspruch erheben zu dürfen (diese Berichte '24, S. 534), und da mir der Vorwurf ge- macht wird, ich habe den Inhalt der Arbeit MARCHLEWSKI's und SCHUNCK's falsch widergegeben, so kann ich nicht umhin, die Richtigkeit meiner Auslassung näher zu begründen. Ich hatte betont, dass M. und SCH. in ihrer deutschen Mit- teiluno; die verdienstvolle Arbeit SüRBY's nicht einmal zitiert haben. Zwar wird SORBY's Namen, wie mir Herr MARCHLEWSKI erwidert, dreimal und selbst viermal erwähnt;^) ich kann aber nur wieder- holen, dass die Arbeit SORBY's kein einziges Mal zitiert wird*) und füge hinzu, dass SORBY's grundlegende Beobachtungen vollständig verschwiegen werden, abgesehen von der unbegreiflichen falschen Behauptung, SORBY habe seinem „gelben Chlorophyll" (Chloro- phyllin ß) ein Absorptionsband in Grün beigelegt.^) Soweit mit dem ersten Einwand MARCHLEWSKI's. Wir wollen jetzt sehen, ob die anderen stichhaltiger sind. 1) Journ. für prakt. Chem. 62 (1900), S. 247, 254, 257, 259. 2) Dagegen wird in der englischen Mitteilung M. und S. die Arbeit SORBY's zitiert, und seine Beobachtungen als ^very elaborate and important" bezeichnet (Journ. of the Chem. Soc. 27 (1900), S. 1081). 3) SORBY (Proc. Roy. Soc. 21, S. 452) sagt ausdrücklich, dass gelbes Chloro- phyll ein Absorptionsband im Blau besitzt. Dasselbe bezeugt das von ihm gegebene Spektrogramm. 72 M. TswETT: Als SORBY 1873 die schon von STOKES versuchte Entmischung des Chlorophylls mittels Verteilung im zweiphasigen System Alkohol -j- CSo wieder aufnahm, gelangte er nach sorgfältigen Operationen zu der Feststellung, dass im Blattgrün zwei fluoreszierende, Rot ab- sorbierende Farbstoffe vorhanden sind, welche er als „blaues" bezw. „gelbes" Chlorophyll bezeichne (meine Chlorophylline a und /?, MaRCHLEWSKI's „Chlorophyll" und „Allochlorophyll"). Obgleich SORBY augenscheinlich keine vollständig reinen Präparate in den Händen hatte (er gesteht es selbst betreffend „gelbes Chlorophyll"), so vermochte er jedoch, wie ich jetzt bestätigen kann, einige richtige Daten über die Absorptionsspektra der beiden Farbstoffe zu ge- winnen. Einige Jahre später: SACHSSE,^) welcher das Chlorophyll nach Kraus entmischte, beobachtete in der gereinigten „Xanthophyll- schicht" das Hauptabsorptionsband des Chlorophyllins ß (640 bis 650 ^/t). Er glaubte jedoch dieses Band, sowie die entsprechende Fluoreszenz gehören dem „Xanthophyll". SaCHSSE stellte auch fest, dass dieses rote vermeintliche Xauthophyllband die zweite „schatten- ähnliche" Hälfte des Hauptabsorptionsbandes einer verdünnten ■Chlorophylllösung erzeugt. Im Jahre 1891 erscheint die HARTLEY'sche Untersuchung.^^ Mittels Ba(0H)2-Fällung einer alkoholischen Chlorophylllösung er- hält HaRTLEY einen grünen Niederschlag, welcher als das un- veränderte „blaue Chlorophyll" enthaltend betrachtet wird, und ein gelbes Filtrat, „gelbes Chlorophyll*' genannt, worin unter anderen ein Absorptionsband im Rot (Mittelpunkt bei 660 fiix) be- stimmt wird. Wir kommen jetzt zu MARCHLEWSKI's und SCHUNCK's Arbeit (loc. cit.). Diese Forscher nehmen als Ausgangspunkt der Unter- suchung HARTLEY's Versuche vor. Es wird zuerst auf chemischem "Wege gezeigt, dass HARTLEY's „blaues Chlorophyll" unmöglich ein genuiner Farbstoff der Blätter sein kann, was übrigens schon mit voller Evidenz aus seinem Spektrum zu folgern war. Zweitens wird das gelbe Filtrat des Barytniederschlages unter- 1) Sachsse, Chemie und Physiol. der Farbstoffe, S. 382, Leipzig 1877. — Diese Arbeit wird von M. und SCH. nicht erwähnt. Überhaupt scheint Marchlewski mit der Chlorophyll-Literatur wenig bekannt zu sein, wie z. B. aus seiner angeblich möglichst vollständigen Zusammenstellung derselben in sciuer Chlorophjll- monographie (1895) erhellt. Für die Periode 1884—1894 (die frühere ist aus TSCHIRCH entnommen) fehlen wenigstens die zwei Drittel der einschlägigen Literatur, und die angeführte wird oft nur nach Referaten zitiert. (Siehe die von mir für die Periode 1884—1900 gegebene Zusammenstellung [Trav. de la Soc. des Natural, de Kazan 35 (1901)J.) 2) HARTLEY, Journ. of the Chem. Soc. 59, S. 106. Zar Geschichte der Chlorophyllforschung. Antwort an Herrn MARCHLEWSKI. 73 sucht und darin, mit HARTLEY angeblich übereinstimmend, ein rotes Absorptiousband beobachtet, dessen Mittelpunkt aber bei 645 /xi^i auo-eoeben wird. Über die Ursachen dieser Diskrepanz zwischen HARTLEY's Beobachtungen und den ihrigen sagen MARCHLEWSKI und SCHUNCK nichts, sie scheinen ja dieselbe übersehen zu haben! Die gelbe „Filtratlösung" wird nun mit CSo ausgeschüttelt, welches hauptsächlich Xanthophyllfarbstoffe aufnimmt, während die alkoho- lische Schicht grün wird. Es wird darin ein grüner Farbstoff ver- mutet, übrigens ohne jeglichen Grund, da über die optischen Eigen- schaften des neuen Farbstoffes die Verfasser nur wissen, dass er ein schmales Absorptionsband bei 645 /, g Taf. I abgebildete, wo zwei grosse Sporen neben zwei kleinen liegen, ein Fall, der gar nicht selten ist. Hiermit hängt nun aufs innigste die Frage zusammen, ob die Mutterzelle ausserhalb der Sporen einen Kern birgt oder nicht? Zweifellos wäre der Fall, dass bei der Sporenbildung der Mutterzelle immer ein Kern verbleibt, denkbar, und die Sporenbildung müsste dann etwa nach folgenden Schemata verlaufen: emsporig zweisporig dreisporig mit restierendem Mutterzellenkern. Fig. -2. viersporig Es liegt auf der Hand, dass der übrigbleibende Mutterzellenkern bei der Sporenkeimuug mit dem Periplasmarest zugrunde gehen müsste. Ist es demnach schon einigermassen unwahrscheinlich, so habe ich mich doch an die Prüfung dieses Gegenstandes gemacht, weil H. MOELLEE, dem wir Vortreffliches über die Hefe verdanken, einen extrasporulären Kern mitunter sah. Er fand ihn jedoch nie- mals, wenn vier Sporen in der Zelle ausgebildet waren; aus den oben angeführten schematischen Bildern geht nun aber hervor, dass auch bei der Vermehrung der Kerne durch direkte Teilung während der Sporulation neben vier Sporen ein Mutterzellenkern übrig bleiben könnte, und ebenso bei der Bildung einer beliebigen Zahl von Sporen. In den zur Sporenbildung sich vorbereitenden Zellen fand ich alle nur denkbaren Variationen der Kernteilung. Die Zelle be- herbergt einen, zwei, drei oder vier Kerne, die entweder schon isoliert sind oder zum Teil noch miteinander zusammenhängen; es liegen also neben der Hantel auch freie Kerne oder gar zwei Hanteln gleichzeitig in der Zelle. Nicht selten ist um einen Teil der Kerne bereits die Spore angelegt, bei anderen Kernen ist davon noch nichts 84 F. G. KOHL: Das Glykogen und Erscheinungen bei der Spornlation der Hefe. zu bemerken. Da man jedoch in solchen Fällen niemals wird sagen können, ob sich um die zur Zeit der Herstellung des Präparates noch freien Zellkerne nicht später Sporen ausgebildet haben würden, lässt sich so keinesfalls die oben angeregte Frage beantworten, wohl aber, wenn man darauf achtet, ob bei der Keimung der Sporen, wenn diese frei werden, noch isolierte Kerne erscheinen. Das ist nun in der Tat der Fall. In Präparaten, in denen die sporenführenden Zellen in einiger Entfernung voneinander liegen nnd ihre Sporen keimen lassen, so dass auch die Keimzellengruppen getrennt bleiben, entdeckte ich nicht selten neben den gekeimten Sporen noch einen nackten Kern. In der oft erkennbaren, wenn anch äusserst durch- sichtigen Mutterzellenmembran liegen die mächtig vergrösserten, ge- keimten Sporen zu dreien nnd dicht daneben je ein freier Zellkern von genau derselben Grösse und Färbung wie die Sporenkerne. Auch neben zwei keimenden einer Mutterzelle entstammenden Sporen fand ich öfters einen isolierten Kern, und ich zweifle nicht daran,. dass die oben erörterten theoretisch möglichen Fälle auch in natura in Erscheinung treten und gefunden werden können. In den Gipsblockkulturen fahren viele Zellen fort zu sprossen, energischer aber ist die Yermehrung durch Sporenbildung. Prüft man mit Jod auf Glykogen, so verrät die Braunfärbung, dass solches in grossen Mengen in den Sprossen treibenden Zellen vorhanden ist; die jungen Sprosszellen sind anfangs frei davon und produzieren erst allmählich diese Substanz. Ganz glykogenfrei aber fand ich stets die Sporen, solange sie noch in der 3Iutterzelle liegen. Auch frei ge- worden schreiten sie erst spät zur Glykogenbildung, wogegen man schon frühzeitig, wenn auch anfangs winzige Eiweisskrystalloide und später etwas Fett in ihnen nachweisen kann. Die Krystalloide wachsen bei zweckmässiger Ernährung zu stattlichen Gebilden heran, wenn die Zelle es nicht vorzieht, unter Umständen statt deren Grösse mehr ihre Zahl zu steigern. Die Steigeruno- des Fettgehalts steht, wie ich an anderer Stelle mitteilen werde, mit besonderen Umständen, in erster Linie mit dem SauerstofPgehalt der Umgebung, in Zusammenhang. Erklärung der Abbildungen. Sämtliclie Figuren wurden hergestellt unter Anwendung der homogenen (")limmersion von Zeiss, 1/12, n. Ap..l,20, Ok. 4, oder von Leitz, 1;1-2, Ok. 4, und eines ABBE'schen Zeichenapparats. L. Vergr. 1500— 2C00. Fig. A, a a. Hefezellen (Saccharomyces cerevisiae) mit zentraler Glykogenvakuole und wandständigera Kern (c c) nach Zusatz von Jodjodkaliumlöiung. — h h Hefezellen mit Glykogen Vakuolen und glykogenfreien; von letzteren enthält jode ein Tanzkürnchen. — d Kein an der Oberseite der Zelle, hell auf braunem H. WesselowskA: Apogamie und Apospoiie bei einigen Farnen. 85- Grund. — e Zelle mit hell auf dunklem Grunde erscheinenden Eiweiss- irystalloiden. Glykogenfreie Vakuole mit Tanzkörnchen. Fig. B, n Inhalt geprüft wurden. Dieser war nämlich niclit, wie bei der normalen Form, ein Gemisch von Sauerstoff und Stickstoff, sondern eine gallertige Sub- stanz und eine Salzlösung. Die Zusammensetzung der letzteren habe ich nicht genauer bestimmt, da dies für den hier zu ver- folgenden Zweck nicht nötig erschien.') — Eine weitere Eigentüm- lichkeit besteht darin, dass das Volumen der Blasen beträchtlich reduziert ist. Über das Ausmass dieser Wandverdickung geben die Figuren 1 — 3 Aufschluss. Fig. 3 stellt die Wandung der besprochenen Form dar, Fig. l und 2 die Wandungen zweier gleich grossen Blasen (Durchmesser = 5 m7)%) von normalen Formen, welche von zwei ganz verschiedenen Standorten stammen. Wir sehen, dass in Fig. 3 das Rindengewebe etwa um drei Zellagen dicker ist als bei den anderen Formen, während das Markgewebe eher reduziert erscheint. Nebenbei sei bemerkt, dass ein Vergleich der Thallusquerschnitte das umgekehrte Verhältnis zeigte. Letztere verhielten sich in ihrer Dicke wie 1,9 (III) : 3,3 (I) : 2,9 (II). Um nun eine Vorstellung davon zu gewinnen, wie diese eigen- tümliche Blasenbildung das spezifische Gewicht des Tangs beeinflusst, bestimmte ich letzteres. Die Zahlen sind in Tabelle V wieder- gegeben, Tabelle VI und VII dienen zum Vergleich und geben die spezifischen Gewichte von je vier Exemplaren derselben normalen Formen an, von denen in Fig. 1 und 2 Querschnitte durch die Wand der Schwimmblasen abgebildet wurden. Die Bestimmungen wurden nach der hydrostatischen Methode mit einer gewöhnlichen Wage in folgender einfacher Weise ausgeführt: an dem einen Wage- balken wurde ein in Wasser tauchender schwerer Körper an einem dünnen Platindraht aufgehängt und sein Gewicht unter Wasser = p bestimmt. Dann wurde der Tang an dem im Wasser befindlichen Teile des Platindrahts befestigt und das Gewicht von neuem er- mittelt. Der nun gefundene Wert sei f. Der Tang wurde darauf bei 80° getrocknet und dann gewogen. Sein Trockengewicht sei t. Dann ist das spezifische Gewicht des Tangs, wie sich leicht ableiten 1) Auch die rein physiologische Frage, wie diese Substanzen in das Lumen der Blase gelangen, wurde niclit untersucht. Hier spielen offenbar ziemlich komplizierte Vorgänge mit, die von äusseren Faktoren eingeleitet werden (oder wenigstens ursprünglich eingeleitet worden sind). Was letztere betrifft, so kann das dauernde Untergetauchtsein allein keine wesentliche Rolle spielen, denn es gibt sehr viele Standorte, in denen bucus vesiculostis niemals mit der Atmosphäre in Berührung kommt, trotzdem aber typische Gasblasen bildet. über das spezifische Gewicht von Fucus vesiculosus. 93 läs^t,^) s = - — Tp c-. Die folgenden Tabellen geben die für s ge- t — (i p) fimdenen Werte an, Tabelle V für Tange des Mofjord, Tabelle VI und VII für die Vergleichspflanzen. Tabelle V. Tabelle VI. Tabelle VII. 1) s = 1,043 1) s - 0,557 1) s = 0,344 2) s = 1,173 2) 8 = 0,583 2) s = 0,465 3^ = 1,655 3)8 = 0,671 3) s = 0,707 4) s = 1,127 4) s = 0.608 4) s = 0,435 Mittelwert 1.250 .Mittelwert 0,605 Mittelwert 0,488 Fig. 2. Fig. 3. Ein Blick auf diese Tabellen zeigt zunächst, dass die Werte in den einzelnen Rubriken untereinander grosse Verschiedenheiten aufweisen, schon in der ersten Decimale zeigen sich erhebliche Ab- 2) Vgl. WiEDEMANN und Ebekt, Pbysikal. Praktikum, 1890, S. 64. 94 Hans Kniep: weichungen.') Bedenkt man aber, dass Zahl und Grösse der Blasen individuell sehr variieren, so wird man von vornherein keine grossen Konstanzen erwarten können Trotz dieser Schwankungen spricht sich jedoch die Erscheinung, auf die es hier ankommt, in den an- gegebenen Zahlen mit grosser Deutlichkeit aus: bei den Algen des Mofjord ist das spezifische Gewicht immer grösser als 1, während es bei den Yergleichspflanzen ganz bedeutend geringer ist. Im Durch- schnitt sind die Werte der Tabelln Y um mehr als das Doppelte höher als diejenigen der Tabelle YI und YII. Wenn wir uns nun frao-en, welche ökologische Bedeutung diese Erhöhung des spezifischen Gewichts haben kann, so müssen wir zunächst die äusseren Bedingungen, unter denen der Fncus im Mo- fjord lebt, kurz überblicken. Dabei ergibt sich zunächst, dass es sich um zwei Faktoren handelt, die einander gewissermassen ent- gegenwirken: um das Licht und um den Salzgehalt des Wassers. Einerseits hat der Tans; das Bestreben, das Licht möolichst auszu- nutzen, weshalb er sich unter normalen Bedino'uno'en in der Ebbe- Flutregiou ansiedelt. Daran wird er hier durch den zu geringen Salzgehalt des Oberflächenwassers gehindert. Andererseits findet er seine günstigsten Lebensbedingungen in einem Salzgehalt von 30 bis 35 7oo- Diesen aufzusuchen hindert ihn wieder die zu grosse Tiefe und die dort für sein Gedeihen zu schwache Lichtintensität. Die Yerhältnisse liegen also so, dass der erstere Faktor (das Licht) den Fucus vesiculosus gewissermassen nach oben zieht, der zweite (der Salzgehalt) ihn nach unten treibt. Weder Licht noch Salzgehalt können also ihre optimale Wirkung ausüben; ein Gedeihen des Fucus wird nur dadurch möglich, dass ein Kompromiss geschaffen wird. Der Tang siedelt sich in einer unterhalb des Ebbe — Flut- gebiets gelegenen Region in Wasser an, dessen Salzgehalt wegen der durch die Gezeiten bedingten periodischen Wasserstands- veränderungen Werte erreicht, die im Winter etwa zwischen 5,4 7oo und 8 7oo? ™ Sommer noch etwas tiefer liegen.^) Es scheint also, 1) Die Temperatur, welche während der Wägungeu unter Wasser in maximo um 4° schwankte, konnte unberücksichtigt bleiben, da die Werte dadurch im Ver- gleiche zu den grossen Abweichungen, die sie untereinander zeigen, nur ganz un- bedeutend beeinflusst werden. 2) Diese Werte beziehen sich auf die gesamte /'mcms -Region, in einer Horizontal- linie sind die Schwankungen natürlich viel geringere. Sie erfolgen hier auch ziemlich langsam, und das dürfte der Grund sein, dass der Fucus hier die Fähigkeit erworben hat, ohne Schädigung diese Veränderungen zu ertragen bezw. seinen Turgor der jeweiligen Umgebung entsprechend zu regulieren. (Vgl. über den Einfluss des Salzwechsels auf das Gedeihen der Meeresalgen, im besonderen von Fucus vesiculosus Oltmanns, „Über Kultur- und Lebensbedingungen der Meeres- algcn". Jahrb. für wiss Bot., Bd. XXI II, 18;i2, Separatabdruck S. 2Uff.) über das spezilische Gewicht von Fucus vesicnlosus. 95 als ob der Fucus vesiculosus die dauernde Wirkung eines erheblich unter 5 7oo sinkenden Salzgehalts niclit vertragen kann; ^) schon der üeriuffere Salzo-ehalt während des Sommers ist für die Fruktifikation zu niedrig. Wenigstens habe ich im August und September an keinem einzigen Exemphir Spuren von Konzeptakeln entdecken können. An Stelle der Fortpflanzungsorgane besass der Tang eine auffallend reiche vegetative Vermehrung, die Tiialluslappen waren oft mit Adventivsprossen fast besät und gewannen so ein Aussehen, wie ich es bei der normalen Form niemals angetroffen habe. Anders liegen die Verhältnisse im Winter, wo der Salzgehalt des Wassers in der i^Mc?/5-Region aus genannten Gründen ein höherer ist. Im Dezember fand ich in ziemlich grosser Menge Rezeptakel- stände, deren Grösse allerdings hinter der der normalen Form um ein oanz Bedeutendes zurückstand. Für die Bildung der Geschlechts- orsane ist also eine Lösung von höherem osmotischen Wert er- forderlich als für das Wachstum der vegetativen Sprosse, und der vorliegende Fall ist damit zugleich ein interessantes Beispiel dafür, dass sich unter dem Einfluss äusserer Bedingungen in der Erzeugung der Reproduktionsorgane eine Periodicität ausgebildet hat, wie sie sich bei anderen Formen derselben Art nicht findet. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass diese Erscheinung mit anderen Beob- achtungen in gutem Einklang steht. So ist bekannt, dass Fucm vesiculosus in der Ostsee, je weiter er in Gebiete von geringerem Salzgehalt vordringt, um so spärlicher fruchtet und schliesslich nur noch in verkümmerten rein vegetativen Formen auftritt. ^j Inter- essant ist auch im Vergleiche zu der hier beschriebenen Form eine Angabe von GOBI") über das Vorkommen von Fucuai vesiculosus im finnischen Meerbusen. Er teilt mit, dass dort (wo der Salzgehalt ebenfalls mit zunehmender Tiefe, wenn auch viel langsamer als im Mofjord steigt) an seichteren Stellen die Luftblasen besser ent- wickelt waren, die Fruchtbehälter weniger, dass aber da, wo der 1) Das stimmt annähernd überein mit den Erfahrungen über das Vordringen des Fucus vesiculosus in der östlichen Ostsee (bottuischer und finnischer Meerbusen). Siehe hierüber Krok, Bidrag tili Kännedomen om Algtloran i inre Üstersjön och Bottniska viken. Üfversigt af Kongl. Vetenskaps-Akad. Föih. Bd. 26. 18G9'. S. 69, 80, 81. Ferner GOBI, Mem. de FAcad. des sciences. de St. Petersbourg, VII'^ serie, T. XXI, No. 9, 1874, S. 18, 19. Im finnischen Meerbusen scheint der Tang aller- dings, da er bis zur Insel Hochland vordringt, an noch etwas niedere Kon- zentrationen angepasst zu spiu. Genau lassen sich die Verhältnisse nicht über- sehen, da Angaben darüber, in welcher Tiefe die Exemplare gefunden wurden, nicht vorliegen und der Salzgehalt der Ostsee bekanntlich nach der Tiefe hin zu- nimmt. 2) Siehe Krok a. a. 0., S. 70. 3; Gobi a. a. 0., S. 19. 96 Hans Kniep: Taug in grösseren Tiefen vorkommt, die Blasen stark reduziert sind, in den untersten Regionen sogar ganz schwiuden, während hier die Ileceptakeln sehr stark entwickelt sind. Dass es sich hier etwa um einen Einfluss des schwachen Lichtes handelt, welcher im Vereine mit dem relativ geringen Salzgehalt die Bildung der Geschlechts- organe befördern könnte, dass also eine Kombinationswirkung vor- liegt, ist nicht anzunehmen, denn ich habe Fucus vesiculosus an der Oberfläche auch an solchen Stellen reichlich fruchtend angetroffen, wo der Salzgehalt die für die Entstehung der Receptakeln erforder- liche Minimalschwelle nur um weniges überschritt. Eher könnte man, wenigstens soweit der Fucus des Motjord in Betracht kommt,^) an einen Einfluss der Kälte denken, welche zwar nicht als ausschlag- gebendes, möglicherweise aber als begünstigendes Moment mit- spielt.^) Ich kehre jedoch zu der ursprünglichen Frage zurück. Welche Bedeutung kann unter den geschilderten A'erhältnissen die Erhöhung des spezifischen Gewichts haben? Da ist nun zunächst in Erwägung zu ziehen, dass diese Eigenschaft dem Tang gestattet, sich an der höchstmöglichen Stelle festzuheften, womit eine relativ gute Aus- nutzung des Lichtes verbunden ist. Des weiteren liegt, glaube ich, ein Schlüssel für die Deutung in einer Erscheinung, die bei Wasser- pflanzen im Allgemeinen und auch bei dem unter normalen Be- dingungen wachsenden Fucus vesiculosus zu beobachten ist. Werden nämlich Wasserpflanzen durch irgendwelche äusseren Umstände (Niveauveränderungen usw.) in grössere Tiefe versenkt als ihrem natürlichen Standorte bezw. ihren optimalen Lebensbedingungen ent- spricht, so verlängern sich die wachstumsfähigen Teile, bis die Oberfläche erreicht ist. Besitzen die Gewebe dieser Pflanzen ge- nügende mechanische Festigkeit, so spielt das spezifische Gewicht keine Rolle. Anders ist es bei Fucus vesiculosus, der ebenfalls eine Oberflächenpflanze, dessen spezifisch schwerer Thallus aber schlaff und biegsam ist. Hier müssen die Gasblasen als Ersatz eingreifen. Ich habe nun in der Tat oft auf mit Geröll bedecktem Boden Fucus vesiculosus meist an relativ kleineu Steinen angeheftet in 3 — 4 m, Tiefe (bei Flut) auftreten sehen (wie er dahin gelangt war muss ich dahingestellt sein lassen), welcher sich im Vergleich zu dem dicht dabei in der Litoralregion wachsenden durch seine ungewöhnlich starke Ausbildung, vor allem in der Länge, die durchschnittlich 1) GOBl"s Mitteiluii^^en Ijezioheu sich auf Beobachtungen, die während des Sommers angestellt wurden. 2) Über den günstigen Einfluss niederer Temperaturen auf die reproduktive Tätigkeit der Meeresalgen vgl. SCHIMPER, Pdanzengeographie, 1898, S. 834 und 835. über das spezifische Gewicht von Fucus vesicnlosus. 07 mehr als 1 vi betrug-, auszeichnete. Vermöge der kräftig ent- wickelten Luftblasen war dadurch der grösste Teil der assimilieren- den Fläche günstiger Beleuchtung ausgesetzt. Ganz Analoges be- richtet OLTMANNS über den an den Molen bei VVarnemünde vor- kommenden Fncus vesicnlosus. Er schreibt'): „In der See an den Molen findet sich als Hauptbestandteil der Flora Fucus vesicidosus meist in vortrefflichen Exemplaren, die Individuen, welche der Wasseroberfläche zunächst angeheftet sind, pflegen kleiner zu sein als diejenigen, welche in etwa 1 vi Tiefe stehen; auch die letzteren gelangen mit ihren Spitzen bis an die Oberfläche. Soweit Schätzungen ein Urteil gestatten, besitzen sie eine relativ grössere Anzahl von Luftblasen."^) Dieses Emporstreben nach der Oberfläche kann aber nur so lange von Nutzen für den Fucus sein, als er hier günstige Bedingungen für sein Gedeihen findet. Ist das nicht der Fall, sind hier vielmehr wie im Mofjord die Bedingungen für den Tang direkt schädlich oder sogar tötlich, so wird die Einrichtung der GJasblasen, welche unter normalen Verhältnissen ein Nutzen ist, zu einer Gefahr, ihr Vorhandensein würde die Pflanzen ins Verderben führen. Dem ist nun durch die Erhöhung des spezifischen Gewichts vorgebeugt. Ausserdem könnte man vielleicht noch in Betracht ziehen, dass die Erhöhung des spezifischen Gewichts abgerissene Thallusstücke verhindert, an die Oberfläche zu gelangen. Wenn auch meines Wissens bisher nicht näher untersucht ist, ob solche Stücke Haft- organe bilden und sich wieder festsetzen können, so würde doch auch dann, wenn dies nicht der Fall ist, dieser Punkt für fertile Sprosse oder eventuell für solclie, an denen sich junge Keimpflanzen angesiedelt haben, in Frage kommen, denn eine Befruchtung von Eiern und ein Keimen befruchteter Eier in einem Salzgehalt von 2 7oo ^^^ weniger ist nach meinen bisherigen Erfahrungen gänzlich ausgeschlossen. Immerhin scheint mir dies, wenn überhaupt, nur von geringer Bedeutung zu sein. Eine ganz andere Frage ist die, wie das Auftreten dieser eigen- tümlichen Bhasenbildung physiologisch zu erklären ist. Hierüber 1) OLTMANNS a. a. 0., S. 4.3. 2j Die Ursache der Verlängeruni;' der sVasserpflanzen ist nach Karsten's Ansicht ((i. KARSTEN, Über die Entwicklung der Schwimmblätter bei einigen Wasserpflanzen. Bot. Ztg. 1888. S. 565), welche neuerdings durch noch unver- öffentlichte Untersuchungen von OhXO bestätigt wurde, der Sauerstoff. Die Wirkung desselben haben wir uns so zu denken, dass von der Pflanze ein Unterschied, d. h. die nach der Tiefe abnehmende Konzentration als Reiz empfunden wird. Daraus folgt ohne Weiteres, dass das obige nur auf ruhiges Wasser zu beziehen ist, denn bei starker Brandung oder Strömung liegen die Verhältnisse der Gaszufuhr zur Pflanze natürlich ganz anders Auch im Mofjord treten aber, wie erwähnt, der- artige starke Bewegungen niemals auf. Es wäre auch möglich, dass bei Fucus vesicnlosus das Licht in gleichem Sinne wirkt. 98 Hans KnieP: Über das spezifische Gewicht von Fucus vesiculosus. wissen wir noch nichts. Die Feststellung der hierbei wirkenden äusseren Faktoren könnte vielleicht auch Anhaltspunkte dafür er- geben, weshalb Ascophylhmi nodosum, das im vorgelagerten Osterfjord in grosser Menge zu finden ist, im Mofjord gänzlich fehlt, während es doch sonst als forma scorjpioides in brackischem Wasser häufig auftritt. Anscheinend sind im Mofjord die Bedingungen für die Entstehung dieser blasenfreien Form nicht gegeben, und man könnte vielleicht annehmen, dass Ascophyllum vermöge seiner inneren Kon- stitution nicht befähigt ist, mit Gallerte und Salzlösung gefüllte Blasen auszubilden. Doch darüber lassen sich bis jetzt, da experi- mentelle Untersuchungen ganz fehlen, noch nicht einmal Hypothesen aufstellen. Sitzung vom 28. März 1907. 99 Sitzung vom 28. März 1907 Vorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen: Fräulein Heimann, Emmy, in Braunschweig, Wolfenbütteler Str. 9 (durch W. BLASIUS und L. KNY), sowie die Herren Heiden, Dr. H., in Rostock, Prinz Friedrich Karl-Str. 2 (durch K. GOEBEL und B. Schröder), Junk, W., in Charlottenburg. Kurfiirstendamm 201 (durch CARL MÜLLER und Carl Lande). Renner, Dr. Otto, Assistent am botanischen Laboratorium der Universität in München, Herrenstr. 34, HI (durch L. Radlkofer und H. ROSS). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Niemann, 6., Lehrer in Magdeburg, Christensen, Carl, mag. scient. in Kopenhagen. Der Vorsitzende macht der Gesellschaft Mitteilung von dem am 17. März erfolgten plötzlichen Ableben unseres ordentlichen Mitgliedes, des Herrn Geheimen Regierungsrates Dr. R. Aderhold, Direktors der Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem bei Berlin. Zu Ehren des Verstorbenen erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. Ber. der deutschen bot. GeseUsch. XXV. 100 F. HEYDRICH: 17. F. Heydrich: Einige Algen von den Loochoo- oder Riu-Kiu- Inseln (Japan). Mit Tafel II. Eingeganfien am 28. Fphruar 1007. Chlorophyceae. Ulva Lactuca (L.) Le Jol. — ü. Lactuca L. Öpec. PI. II. S. 1163. — Le Jol. Alg. mar. Cherb. p. :^8. Vorkommen: Hoapinsu, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 20.) Enteromorpha Fascia Post, et Rupr. Illustr. p. 21. Yorkommeii: Pinnacle, Lochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 4.) Cladophora (Aegr.) herpestica^) (Moiit.) Ktz. — Conferva herpestica Mont. D'ÜRV. Yoy. au Pole sud I. p. 6. — KÜTZ., Sp. Alg. 8. 145. Vorkommen: Hoapinsu, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 18.) Bryopsis Harveyana J. Agardh Till Alg. Syst. Bd. 8, S. 22. Vorkommen: Hoapinsu, Loochoo, Japan. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 11.) Caulerpa clavifera (Turn.) Ag. Fucus davifer Turn. Hist. Fuc. T. 57. — C. clavifera Ag. Sp. p. 437. Vorkommen: Hoapinsu, Loochoo, Japan. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 9.) Caulerpa cupressoides (Vahl) Ag. Fucus cupressoicles Vahl in Naturh. Selsk. Skr. 2 p. 38. — Ag. Sp. Alg. p. 441. Syst. p. 183. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol Nr. 38.) Caulerpa crassifolia Ag. f. Harveyana Ktz. Tab. Phyc. Bd. 7, Taf. 5, HI. Vorkommen: Okinawashimia, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 56, Nr. 58.) Caulerpa Freycinetii Ag. Sp. Alg. p. 446. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 36.) 1) Herr Major Eeinhold, dem ich die Bestimmunji: verdanke, schrieb: „forma ramulis non fastigiatis), vielleicht Zwischenform zwischen herpeatica und wembrnnacea (Ag ) Ktz. Wie letztere, so gehört auch hcrpeaticn hierher, wie so manche C7. aeija- i/ropila vermutlich zum Genus •'ii/i/ioitocluffia. Einige Algen von den Loochoo- oder Riu-Kiu-Inseln (Japan). 101 Caiilerpa peltata Lamoiir. Journ. Not. p. 145, Taf. 3, Fig. 2. A^orkommen: Hoapiusu, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. ßerol. Nr. 10.) Caiilerpa Webbiaua (Mout.) Web. v. B. — MONT. Caul. p. 18 in Ann. Sc. Nat. 1838 p. 129. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 38.) Aurainvillea papuana (Zan.) Murr, et Boodl. Ch. papumium Zaii. Phyc. pap. Nr. 10 in Nuovo Gior. Bot. Ital. X. 1878 p. 37. — A. papuana Murr, et Boodl. Aurainvillea Nr. 5 in Journ. of Bot. 1889. Vorkommen: Hoapinsu, I^oochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 18.) Aurainvillea comosa (Bail. et Harv.) Murr, et Bood. — (Jdorodesmis comoaa Bail. et Harv. in HaRV. Nev. bor. Am. III p. 29. — Atirainvillea comosa Murr, et Bood. in Journ. of Bot. 1889. Vorkommen: Hoapinsu, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 6. Halimeda Ren seh ii Hauck, Über einige von HILDEBRANDT im Roten Meere und Indischen Ozean gesammelte Algen, Hedwigia 188(j, Heft V. S. 1()7. Vorkommen: Hoapinsu, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 19.) Co diu in adhaerens (Cabrera) Ag. Agardhia adhaerens Cabr. in Phys. Scällsk, arb. — Ag. Sp. Alg. p. 457. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 34.) Codium tomentosum (Hiid.) Stackh. Fucus tomentosus Huds. Fl. Angl. p. 584. — C. tomentosum Stackh. Ner. brit. p. 16 et 21. Taf. 7. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 35.) Valonia confervoides Harv. Alg. Ceyl. exsicc. sub Nr. 73 et in Alg. Exs. Friendly Isl. sub Nr. 101. Vorkommen: Hoapinsu, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 3, Nr. 40.) Valonia utricularis Ag. f. aegagropila Ag. Sp. Alg. p. 429. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 24.) Rudicnlaria penicillata Heydr. Flora 1903, S. 97. Vorkommen; Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 30.) Dictyosphaeria favulosa (C. Ag.) Dec. — Valonia faoulosa C. Ag. Sp. 1, p. 432. — Dictijosph. favulosa Decais. Cl. Alg. p. 32. 8* 102 F. Heydrich: Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kiiroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 32.) Boodlea coacta (Dickie) Murray et De Toui. Cladophora coacta Dickie in Joiirn. Linn. Soc Bot. 1.5. 1876 Nr. 87, p. 451. — Boodlea coacta Murray et De Toni Journ. Linn. Soc. Bot. 25. 1889. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 33.) Phaeopliyceae. Turbinaria ornata J. Ag. Sp. Alg. p. 266. Vorkommen: Hoapinsu, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 44.) Dictyotaceae. Haliseris sp.? Steril! Ähnlich H. undulata Holm, und H. zonarioides Farl. Vorkommen: Okinawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 45.) Dictyota spinulosa Harv. in BeeCHEY's Voyage (Botany) p. 275.) Vorkommen: Okinawashiwa, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 51.) Dictyota dichotoma (Huds.) Lamour. — Ulva diclioio^na Huds. Fl. Angl. p. 476. — D. dichotoma Lamour in Journ. de Bot. 1809. Vorkommen: Eoleighrock, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 2.) Khodophyceae. Liagora Cheyneana Harv. in Trans. Ir. Acad. V. 22, p. 552. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 22.) Liagora fragilis Zan. in Eegensb. Fl. 1851, p. 36. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 27.) Liagora orientalis J. Agardh. Anal. alg. HI. 1896, p. 99. Vorkommen: Okinawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 48.) Liagora viscida (Forsk) Ag. — FORSK. Fl. Aegypt. Arab. p. 193. — h. viscida Ag. Sp. p. 395. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 2.) Actinotrichia rigida (Lamour.) Decne. Gahuvaura rigida Lamour. Hist. polyp. flex. p. 265, Taf. 8, Fig. 4. — DeCNE., Arne. Sc. Nat. 18, p. 118. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 3.) Einij,'e Algen von den Loochoo- oder Riu-Kiu-Inseln (Japan). 103 ^ Galaxaura frutescens Kjellm. Galaxaura p. 75. Vorkommen : Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 34.) Galaxaura robusta Kjellm. S. 85. Vorkommen: Okinawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 52.) Gelidium corueum (Huds.) J. Ag. forma. Fucus corneus Huds. Turn. Hist. Tab. 257. — G. corneum J. Ag. Sp. p. 469. Vorkommen: Okinawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 58.) Wurdemannia setacea Harv. Ner. Am. IL p. 245. — KÜTZ. Tab. Ph. B. 19, Taf. 26. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 39.) Gelidiopsis variabils (Grev.) Schmitz. — Gelidium variabile Grev. mscr. J. Ag. Sp. IL p. 468. — SCHMITZ, Deutsch-Ostafrika S. 148. Vorkommen: Hoapinsu, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 14.) H y p n e a m u s c a e f o r m i s (Wu 1 f) L a m o u r. — Fucus muscaeformis Wulf, iu JacQU. Coli. III. p. 154. — H. muscaeformis Lamour. Essai p. 43. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 26.) Sphaerococcus denti culatus Kütz. Tab. Phyc. Bd. 19, Taf. 51. Vorkommeu: Okiuawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 46.) Rhodymenia palmetta (Esp.) Grev. f. filiformis Ktz. Tab. Phyc. Bd. 18, Taf. 100. Vorkommen: Hoapinsu, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 5.) Plocamium botryoides Kütz. Tab. Phyc. Bd. 16 Taf. 50. Vorkommen: Okiuawashiwa, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 57.) Implicaria reticulata Heydrich, /?np/?Va;7«, ein neues Genus der Delesseriaceen, in Ber. der Deutschen Bot. Ges. 1902, S. 479, Taf. 22. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 29.) Asparagopsis Sandfordiana Harvey in Trans. Ir. Acad. Vol. 22, p. 543. Vorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 25.) 104 F- Heydrich: Laurentia concinna Mont. Prodr. Pliyc. ant. p. 6. Voy. Pol. sud p. 126, PI. 14, fig. 3. Yorkommen: Okinawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 43.) Amansia glomerata Ag. Sept. p. 247. Vorkommen: Okinawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 53.) Neurymenia fraxiuifolia (Mert.) J. Ag. Fucus fra.miifolius Mert. mscr. Neur. fr. J. AgarDH Spec. Alg. 2. III, p. 1135. Yorkommen: Okinawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 47.) Spiridia filamentosa (Wulf.) Harv. Phyc. Br. Tab. 46. Yorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 28.) Halymenia Durvillaei Bory. Coqu. Nr. 69. — J. Ag. Sp. p. 138. Yorkommen: Okinawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 49.) Prionitis elata Okamura Contr. Mar. Alg. Jap. III. Bot. Mag. 1899, p. 3, Taf. I et II, fig. 1—2. Yorkommen: Okinawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 55.^^ Carpopeltis rigida (Harv.) Schmitz. — Cryptoiiemia rü/ida Harv. Alg. Ceyl. exs. M. 5 1 . — SCHMITZ, Mar. Alg. H. von Deutsch- Ostafrika S. 169. Yorkommen: Hoapinsu, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 7.) Desmia pulvinata J. Agardh Spec. Alg. p. 356. Yorkommen: Kerama, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 41.) Peyssonnelia caulifera Okamura Contr. Mar. Alg. of Japan HL Bot. Mag. Tokyo 1899. S. 8, Taf. I, Fig. 26-30. Trotzdem au den drei mir vorliegenden Exemplaren die charakte- ristischen dicken, stielartig zusammengedrehten Wurzelfasern kaum 72 ^'ini lang waren, zähle ich diese Alge zu der OKAJIURA'schen Pflanze, da sonst sämtliche Merkmale übereinstimmen. Indessen eines Umstandes, den ich zu beobachten Gelegenheit hatte, möchte ich noch Erwähnung tun. Irji Querschnitt des Tliallus (Fig. (i Taf.* II) treten oberhalb vereinzelt, nach der Basis dichter, doppelt so grosse Zellen wie die umgebenden auf. welche sich regelmässio' mit Kalk anfüllen. Diese verkalkten Zellen beginnen bereits ein oder zwei Reihen unter der Oberfläche und liegen zu dreien bis vieren dicht Einiy:e Algen von don Loochoo- oder Riu-Kiulnseln (Japan) 105 nebeneinander. In den tieferen Schichten treten sie bis zu zwan/Jir nnd mehr nebeneinander anf, wodurch sie auf den ersten Blick recht wohl an die zonenförmigen Tetrasporangien-Gehäuse von SporolitJion erinnern. Beobachtet man die Oberfläche dieser Pe>/sso7inelia von oben, so zeigen sich häufig einzelne grössere Zellen, welche jede für sich mit einem Kranz von sieben bis acht kleineren Zellen um- geben ist. Dies und die zonenartig gestellten Zellen lassen ver- muten, dass hier Tetrasporangien vorliegen, aber das Material enthielt keine. Vorkommen: Okinawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 51.) Mastophora niacrocarpa Mout. Voy. au Pol sud p. 14*.». Sowohl die Pflanzen dieser gegenwärtigen Saminlunu- als auch tliejenigen der früher von mir bestimmten und von WARBURG ^) ge- sammelten Exemplare enthieiteu gut entwickelte Conceptakel in reichlicher Fülle, so dass ein genauerer Einblick in die Befruchtungs- organe ermöglicht wurde. Bei der Präparation ist zunächst darauf zu achten, dass, entgegen anderen Kalkalgen, die Objekte nicht entkalkt werden dürfen, da durch das Entweichen des kohlensauren Kalkes die Zellmembranen so weich werden, dass trotz Härtung mit absolutem Alkohol zarte Schnitte zwischen Hollundermark nicht auszuführen sind; man schneidet also die Pflanzen im natürlichen Zustande. Die männlichen Conceptakel, welche auf besonderen Pflanzen wachsen, sind äusserlich von den weiblichen nur durch einen spitzeren, höher emporgehobenen Perus zu unterscheiden; da aber die einzelnen Exemplare ziemlich in- und übereinander zu wachsen ])flegen, so ist ein Erkennen häufig nicht leicht. Die Entwicklung der Spermatien geschieht nur aus den Basalzellen des Conceptakels, indem jede grosse schräg liegende Thalluszelle' sich zu zweimaliger Dichotomie anschickt, woraus dann die Spermatien entschlüpfen. Um Juo'endzustände des weiblichen Oroanes zu studieren, wähle man ein solches Conceptakel, dessen Perus noch mit einem Schliess- häutchen versehen ist. Zunächst liegt das Conceptakel vollkommen über der Cuticula, so dass die Wölbung hoch auf dem Thallus sitzt. Die junge Conceptakelbasis ist flach und kaum gewölbt, wodurch ein grosser Hohlraum für die Entwicklung der grossen, langen Trichogyne vorbereitet wird. War der Schnitt parallel zur Wachs- tumsrichtung geführt, so stehen die Zellen des Thallus schräg in einer einzigen Schicht; nur am Anfang der Conceptakelwölbung 1) Heydrich, Algenflora von Ostasien. Hedwigia 1894, S. oOO. 106 F. Heydrich: besteht der Thallus aus zwei bis drei Zellen, die Wölbung selbst enthält nur zwei Zellen. Die Thalluszellen, welche die Couceptakelbasis und mithin die weiblichen Organe zu tragen bestimmt sind, verzweigen sich höchstens einmal, so dass der procarpiale Faden von unten nach oben aus einer grossen und einer kleinen vegetativen Zelle besteht, die die hypo- gyne Zelle mit dem darauf sitzenden einzelligen Procarp tragen. Das letztere besteht daher nur aus dem verdickten Carpogonium und dem sehr langen Trichogyn (Fig. 2 Taf. II). Liegt der Schnitt in Chromalaun-Glycerin als Dauerpräparat, so färbt sich die trichogyne Zelle nach eingetretener Befruchtung braun- körnig und das Carpogonium grünlich-glatt, wodurch diese Organe in anderen Schnitten leicht wieder festzustellen sind. Bei den zentral gelagerten Procarpien verändern sich Carpo- gone und hypogyne Zellen nicht mehr, dagegen gehen in den peripherischen Organen grosse Veränderungen vor sich. Zunächst fällt sehr bald das kurze Trichogynhaar ab, und das Carpogonium wächst zu einer grossen, etwas körnigen Inhalt zeigenden Zelle aus (Fig. 3 B Taf. II), welche eine carpogene Yerlängeruug trägt (Fig. 3 bei C Taf. II). Diese letztere kann von recht verschiedener Form sein, mehr oder weniger aber stellt sie einen hyalinen Schlauch dar, häufig ohne, meist mit basaler Verdickung auf jener grossen Zelle aufsitzend. Die basale carpogene Verdickung wächst mitunter an der sie selbst trao-enden grossen Zelle herab und macht dann den Eindruck eines einfachen Procarpes, wie bei Eleiitkerospora,^) wo Carpogonium und Auxiliarzelle an einem Zellfaden übereinander stehen. Bei unserer o-eo-enwärtio-en Alge kommt aber diese einfache Fusion nicht zustande, vielmehr stehen die beiden weiblichen Fusions- zellen auf getrennten Zellfäden. Vorher war schon erwähnt worden, dass die trichogyne Zelle einen ganz anderen Inhalt zeigt als das Carpogonium. An einem gut geführten Längsschnitt (Fig. 1 Taf. II) erkennt man nun mit Leichtigkeit das soeben Gesagte, denn tatsächlich besteht die unterste Zellreihe der Conceptakularbasis aus dunkel gefärbten, trichogynen Zellen, welche nach der Befruchtung zur Auxiliarzelle erhoben werden, worauf die verschiedenen procar])ialen Organe sitzen. Rechts und links liegt je eine Spore. Vergleicht man hierzu die detaillierte Fig. 4 der Taf. II, welche nur eine halbe Conceptakularbasis der Fig. 1 darstellt, so bedeuten die untersten grossen schrägen Zellen die vegetativen Thalluszellen, links liegt in der Peripherie des Con- ceptakels eine Spore. Die wagerecht liegenden dunklen langen 1) Heydrich, Die Litliothamnien von Helgoland, in Wiss. IMeeresunters. 1890, S. 65. Einige Algen von den Loochoo- oder Riu-Kiu-Inseln (Japan). 107 Zollen stellen Auxiliarzellen dar; über diese hinweg- kriechen car- pogene Fäden, deren Köpfe die Ooblastemzellen bedeuten. Den kleinen, freischwimmenden Doppelzellen neben der Spore entsprang jedesmal die untere der Auxiliarzelle, die obere dem Carpogonium. Die Fusion kommt nun so zustande, dass ein peripherisch ge- lagertes Carpogonium zu einem kurzen Faden in wagerechter Richtung auswächst, an dessen Spitze die betreffende Ooblastemzelle sitzt. Gleichzeitig erhalten die peripherisch gelagerten Auxiliarzellen kurze, nach oben gebogene Auswüchse in der Richtung der Peripherie. Es ist daher leicht verständlich, dass hierbei bald eine Berührung und somit Fusion eintreten muss. Danach lösen sich beide Zellen los, worauf die junge Spore frei im Fruchtsaft des Conceptakels schwimmt (Fig. 4, 5 Taf. II). Zuletzt sei nur noch erwähnt, dass die keimende Spore sich stark verdickt und fünf bis sechs Längswände im ersten Keimstadium erhält. In bezug auf die Systematik muss die Annahme von SOLMS und Schmitz dahin berichtigt werden, dass zwar Auxiliarzelle und Car- pogonium an einem Zellfaden gebildet werden, aber die Fusion wird von Zellen ausgeführt, die auf verschiedenen Fäden gewachsen sind. Vorkommen: Okinawashima, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 50.) Amphiroa fragillissima (L.) Lamour. Corallina fragilissima Linn. Syst. nat. 12, vol. 1, p. 1305. Amph. frag. Lamour. Polyp, flex. p. 298. Vorkommen: Hoapinsu, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 15.) Cheilosporum cultratum Plarv. Ner. austr. p. 10"2, Taf. 39. Vorkommen: Raleighroch, Loochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 8.) Corallina adhaerens (Lam.) Ktz. Junia adhaerens Lamour. Polyp. Corall. p. 270. C. adhaerens KÜTZ. Tab. Phyc. 8, Taf. 83. Vorkommen: Hoapinsu, I^oochoo. (Kuroiwa, Mus. bot. Berol. Nr. 15.) Erkliirnn^ der Abbildungen. Fig. 1 5. Mastophora inacrocarpa. Fig. 6. Peyssoii'.elia cauUfera. Fig. 1. Schnitt durch ein weibliches Conceptakcl, A. A. = Auxiliarzellen. C. C. = Carpogonien. Sp. Sp. = Sporen. 95 : 1. „ 2. Jüngere Procarpien aus der Peripherie. A. - Auxiliarzelle. C. - Carpo- gonium. Tr. - Tricliogyn. V. = Vegetative Zelle. 580: 1. 108 Alfred Fischer: Fig. 3. Carpogener Fadon mit vcrgrössertor Basalzelle aus einem ähnlichen Ent- wicklungsztistand wie Fig. 1. B. = Basalzelle. C - Carpogener Faden 0. - Ooblastemzelle. 5!S0 : 1 y. 4. Peripherischer Conceptakelteil der Fig. 1 in einem etwas weiter vor- geschrittenen Stadium. A A. = Auxiliarzellcn. 0. ö. = Ooblastemzelle. 580 : 1. „ ") Fusionsai)parat aus Fig. 4 C. = Carpogoner Faden. U. - Ooblastemzelle dieses Fadens. ^1. = Auxiliarzeile. 950 : 1. .. G. Schnitt durch den Thallus. -230:1. 18. Alfred Fischer: Wasserstoff- und Hydroxylionen als Keimungsreize. Eingegangen am 1*1. März 1907. Die oft untersuchte, aber noch nicht einheitlich gelöste Frage^ ob (He Keimung der Samen durch chemische Reize ^) gefördert werden könnte, drängte sich bei einer seit 1889 nebenbei ausge- führten Untersuchung über die Keimungsbedingungen der Wasser- pflanzen mehr und mehr hervor und verschärfte sich schliesslich zu der Überzeugung, dass die Samen vieler Wasserpflanzen ohne äusseren Anstoss. der in chemischen Einwirkungen zu vermuten war, überhaupt nicht keimen. Einige Beispiele aus vielen seien herausgegriffen . Bringt mau gut gereifte Samen von Saciittaria sagiftifolia sofort in Wasser und sorgt besonders anfangs durch öftere Spülung dafür, dass das Wasser rein bleibt und sich keine niederen Organismen einnisten, so keimen die Samen so gut wie gar nicht. Von etwa 1400 im Herbst 1905 gesammelten Samen keimte bis zum 14. August 1906 ein einziger. Eine andere Ernte von 1892, 1320 Samen, hatte in neun Sommern, bis März 1902, nur 37 Keime gegeben, obgleich die Samen immer in Wasser sich befanden, die letzten fünf Winter sogar im geheizten Zimmer. Eine dritte Probe von 7000 Samen, Ernte 1905, trocken überwintert, lieferte, nachdem sie am 2G. Februar 1906 in Wasser gebracht worden war, bis zum 9. Juli 19()i) 400 Keimungen, die fast alle in der Zeit bis zum 8. April 190(> 1) Die älteren Versuche sind zusammengestellt in NOBBE"s Samenkumlo, 12 gesammelt, gab innerhalb neun Sommern von 225 andauernd in Wasser gehaltenen Samen keinen einzigen Keim. Ein Teil der Ernte von 18i'2 wurde trocken überwintert (1892 '93) und befand sich seit 25. April 1893 in Wasser: von 4()0 Samen keimten bis zum März 1902 nur zwei. Alle diese in reinem Wasser nicht keimenden Samen sind gleichwohl gesund und keimen bei geeigneter Behandlung mit hohen Prozenten. Ähnliche Erfahrungen wurden gemacht mit dem Samen von Alisina Plantago, Potamogeton natans^ iuce7is und pectinotus, Hipimris vidgorw, Polygoninn amphibium, Scirpus lacustrü und maritimus. Nymphaca alba und Nuphar luteum keimen auch in reinem Wasser im all- gemeinen gut, vermutlich nach einer chemischen Reizung, die sie dadurch erfahren, dass sie aus ihren saftigen Früchten natürlicher- weise herausfaulen. Die biochemischen Prozesse des Teichschlammes liefern .Stoffe verschiedener Art, von denen eine Reizwirkung ausgehen könnte. Bacillus pi'odigiosus, aus Schlamm isoliert und in einer Nährlösung mit 2 pCt Rohrzucker und 0,5 Ammonsulfat als X-Quelle kultiviert, säueit diese Lösung in wenigen Tagen. Es keimten darin Alisma Plantago, Scirpus lacustris. Potamogeton pectinatus, Sagittariu platgplnjlla. In die gleiche Nährlösung, ohne besondere Impfung wurden Samen von Sparganium raniostim, Potamoget07i pectinatus und Scirpus lacustris gebracht. Nachdem Bakterien und Pilzmycelien sich entwickelt und die Lösung gesäuert hatten, keimten die Samen. Zunächst war an Gärungssäuren zu denken; in der Tat gab Milchsäure bei Sagittaria sagittifolia und platgphglla, bei Sparganium ramosum und auch bei 13 Jahre alten Samen \on Sparganium simpkx hohe Keimprozente. Die weitere Untersuchung- zeigte, dass nicht das spezifische Säuremolekül oder sein Aniou den Reiz ausübte, sondern dass alle Säuren durch ihr H-Ion, ihrer Acidität entsprechend, wirkten. Eine ebenso kräftige Reizung geht vom Hydroxylion der starken Alkalien, KOH und Na OH, aus. 110 ALFEED FISCHER: Bevor ich diese Tatsache durch eine grössere Tabelle vorführe, schicke ich einige Versuche voraus, die die Wirkung stark ver- dünnter Säuren bei langer Dauer veranschaulichen. Versuch I, Sngittaria sa(/iUifolia. Ernte 190G. Temperatur 25—27°. Milchsäure, jede« zweiten Tag erneuert, je etwa 25 com. 16. Dezember 1906 bis 14. Januar 1007. in Litern , Konzentration der Säure j i in pCt. . Zahl der Samen innerhalb 7 Tagen gekeimt innerhalb 14 Tagen gekeimt innerhalb 21 Tagen gekeimt innerhalb 29 Tagen gekeimt Keimprozente nach 29 Tagen . . . . 25 50 100 200 0,36 0,18 0,09 0,045 174 159 147 196 1 6 8 4 23 35 53 24 1 46 51 54 109 47 101 71 165 27 63 48 84 400 0,0225 124 5 43 71 82 66 Die Toleranz gegen Säure ist sehr ansehnlich, in "25 Literlösung wuchsen viele Keimlinge innerhalb zwei Tagen bis 1 C7n heran, aber ohne zu ergrünen, ebenso in 50 Liter. In 100 Liter nahmen die Keimlinge eine bleichgrüue Farbe an, und in den beiden grössten Verdünnungen ergrünten sie in zwei Tagen vollständig bei Äner maximalen Länge von ],bcm. Ob in der Säure die Keime sich noch weiter entwickelt hätten, wurde nicht untersucht. Die Versuche I — III verlangen eine ausführliche Besprechung, die an dieser Stelle unterbleiben niuss. Die vom Wasserstoffion aus- geübte Keimreizung wird je nach Konzentration und Säure bald mehr, bald weniger vom Anion oder vom unzerlegten Molekül beeinflusst, anscheinend gefördert oder nicht gestört bei der Apfelsäure, gehemmt bei der Oxalsäure. Statt der lange anhaltenden Reizung durch stark verdünnte Säuren kann man schneller durch kürzere Reizung mit höherer Konzentration und bei höherer Temperatur die Keimung hervorrufen. Bei den als Versuch IV tabellarisch zusammengestellten zahlreichen Einzelversuchen wirkte die vorgewärmte Lösung genau zwei Stunden im Thermostat bei 40°, die Samen wurden etwa fünf Minuten unter der Wasserleitung gewaschen und dann am Nordfenster bei 25 — 27° in Leitungswasser aufgestellt. "Wasserstoff- und Hydroxylionen als Keimungsreize. 111 Yersucli II. Sayittaria platyphylla. Ernte 1906. Temperatur 25—27°. Apfelsäure, jeden zweiten Tag erneuert. 25. Dezember 1906 bis 30. Januar 1907. f in Litern . Konzentration der Säure 1 in pCt . Zahl der Samen nach 8 Tagen gekeimt nach 14 Tagen gekeimt nach 21 Tagen gekeimt nach 29 Tagen gekeimt nach 29 Tagen Keimprozente .... Durchschnittliche Länge der Keime in zwei Tagen in mm 16,7 25 33,3 66,7 0,8 0,52 0,4 0,2 269 341 399 558 29 5 3 10 203 41 12' 26 254 318 259 147 — 319 382 5C9 1 j 94 ..« 96 97 \ V2-I 1-2 1 3 1-5 0,1 477 10 16 83 427 90 2-6 267 0,05 .541 8 17 302 56 2-6 Versuch III. Sayittarl.a platyphylla^ Ernte 1906. Temperatur 25—27°. Oxalsäure, täglich erneuert. 6. Januar 1907 bis 10. Februar 1907. j in Litern . Konzentration der Säure { 1 in pCt. . Zahl der Samen innerhalb 7 Tagen gekeimt innerhalb 14 Tagen gekeimt innerhalb 21 Tagen gekeimt innerhalb 29 Tagen gekeimt innerhalb 85 Tagen gekeimt in 35 Tagen Keimprozente Durchschnittliche Länge der Keime in zwei Tag-en in nun 125 250 500 1000 0,1 0,05 0,025 0,0125 546 582 628 587 4 7 3 6 35 26 14 15 63 60 62 41 139 272 427 388 157 361 467 445 29 62 74 76 0,5-1 1-2 2-4 2-6 2000 0,00675 623 5 22 62 357 415 67 112 Alfred Fischer: Tersuch IV. Sagittaria sagittifolin. In den vorgewärmten Lösungen zwei Stunden bei 40°. In Leitungswasser aufgestellt bei 25—27°. Lösung 1. Destilliertes Wasser . 2. Destilliertes Wasser . 3. Chlornatrium . . . . 4. Chlorkaliuni .'). Salpetersaures Kalium () Neutralos oxalsaures Kalium 7. Saures oxals. Kalium 8. Monokaliumphosphat 9. Dikaliumpliosphat 1(1. Kaliumhydrat . 11. Kaliumhydrat . 12. Kaliumhydrat . 13. Kaliumhydrat . 14. Kaliumhydrat . 15. Natriumhydrat. IG. Salzsäure . . . 17. Salzsäure . . . 18. Salzsäure . . . 19. Salzsäure . . . 20. Salpetersäure . 21. Salpetersäure , 22. Salpetersäure . 23. Salpetersäure . 24. Schwefelsäure . 25. Schwefelsäure . 26. Schwefelsäure . 27. Orthophosphorsäure 28. Orthophosphorsäure 29. Ameisensäure . ?fO. Essigsäure . . 31. Propionsäure . 32. Buttersäure . . 0,2 0,2 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,2" 0,2 0,2 0,2 0,3 0,3 0,2 0,2 0,09 0,3 0,3 0,2 0,08 0,55 0,3 0,15 0,3 0,1 0,32 0,:', 0,3 0,:'. bz a r- 'S CO ^ d cB o s o «3 s >H o m Ti CS ^—4 02 -g cä S3 Innerhalb G Tagen gekeimt 3.1.07 2.2.07 2G. 2 07 26. 2. 07 29.11.06 26. 12. 06 26.12.06 13 1. 07 13. 1 07 29.11.06 10. 2. 07 16.2.07 22. 2 07 4. 3. 07 19. 12 06 8. 12. 06 16. 2. 07 8. 2. 07 28. 12. 06 8. 12. 06 23. 11. 06 27.11.06 3. 1. 07 30. 12. 06 30. 12. 06. 30. 12. 06 8. 1. 07 8.1.07 9. 12. 06 5. 12. 06 15. 1 07 15.1.07 III 230 IV 138 IV 257 IV 284 I ]31 II 146 II 188 III 190 III 155 I 112 I+II 152 I+II 13 ö IV 174 IV 138 II 222 I 157 I+II 128 III 248 III 335 II 177 I 190 I 113 III 329 II 140 II 152 II 198 III 276 III 229 II 210 I 149 III 170 III 132 : Zahl 8 0 1 4 3 5 125 52 18 101 139 122 155 127 170 120 104 210 314 132 176 104 215 72 114 80 251 163 0 0 2 1 pCt. 3,5 0 0,4 1,4 2,3 3,4 66,5 27,4 11,6 90 9L 90,4 89 92 77 76,4 81 85 94 75 93 92 65 51 75 40,4 91 71 0 0 1 0,8 Wasserstoff- und Hydroxylionen als Keimungsreize. 113 Fortsetzung der Tabelle von S. 112. ration Ol. bC a 3 s o S CS Innerhalb 6 Tagen Lösung ■4^ G -2 i o gekeimt o ;-i s 13 ns ^«^ Zahl pCt. 33. Trichloressigsäuro . . 0,3 10. 1 07 III 279 0 0 34 Glycolsäure 0,3 10. 1 07 III 227 38 16,7 35. Milchsäure 0,3 26. 12 0(J II 204 33 16,2 3G. Oxalsäure 0,3 20. 12 OG II 206 109 53 37. Oxalsäure 0,1J 30. 12. 06 II 183 144 79 38. Bernsteinsäure .... 03 13. 12. 06 II 226 19 8,4 39. Acpfelsäure 0,3 13. 12. 06 11 242 53 22 40. Weinsäure ..... 0,3 7.12.06 I 180 32 15 41 . Zitronensäure .... 0,3 8. 12. 06 11 152 7 4,6 42 Gesättigtes Schwcfel- wasscrstofifwasser . etwa 0,1 15.1.07 I + II 228 0 0 43. Kupfersulfat .... 1 4.1.07 I + ll 228 51 22,4 Die Keimuno' bednnt am zweiten oder dritten Tage nach der Behandlung und läuft innerhalb 5 — (> Tagen, wenige Nachzügler ab- «•erechnet. zu Ende. Die Keimlinge erreichen oft schon am dritten Tage eine Länge von 1 cjn und ergrünen. Alle Versuche wurden mit Sagittaria sagittifolia ausgeführt mit vier verschiedenen, annähernd gleich gut keimenden Ernten, die in der Tabelle mit I— IV be- zeichnet werden. Die Ernten I— III stammten von denselben Stöcken im botanischen Oarten Basel, IT wurde in Wasser von HENKEL-Darmstadt bezogen. I wurde gesammelt Anfang September 1906, dauernd in AYasser aufbewahrt, 11 geerntet am 23. Oktober 1906, dauernd nass, III geerntet zw^eite Hälfte Oktober 1906, acht Tage an dumpfem Ort getrocknet, dann bis zum Verbrauch in Wasser, IV andauernd in Wasser, geerntet Oktober 1906, Darmstadt. Die Tabelle deren Vervollständigung nach vielen Seiten erst mit neuen Ernten möglich sein wird, gestattet heute schon eine Reihe wichtiger Folgerungen. Xr. 1 und 2, Destilliertes Wasser, soll zeigen, dass nicht schon die zweistündige Zufuhr höherer Temperatur genügt, um die Keimung deutlich anzuregen; eine sehr bescheidene Wirkung (Nr. 1) 114 Alfred Fischer: ist bei der überhfmpt etwas leichter zu mobilisierenden Samen- sorte III bemerkbar Nr. 3 — 9, Salze. Die neutralen Salze H — i\ haben die Keimung nicht mehr gefördert wie destilliertes Wasser. Die mit neutralen Salzen behandelten Samen waren nicht tot, sondern keimten nach Zufuhr von H- oder OH - Ionen so gut, als ob sie gar nicht vor- behandelt gewesen wären. Man vergleiche hierzu S. 119. Ganz anders hat das saure Oxalat (Nr. 7) gewirkt, fast so hoch wie in 0,15 Mol. Oxalsäure sind die Keimprozente, bedingt durch die freien H-Ionen in der Lösung des sauren Salzes. Im Mono- kaliumphosphat sind H-Ionen, im hydrolysierten Dikaliumphosphat 0 H-Ionen und nicht das Kalium oder die phosphorhaltigen Gruppen die Keimerreger. Nr. 10 — lä. Die Hydroxylionen der starken Alkalien wirken ebenso als Keimungsreize wie die Wasserstoffionen der stärksten und mittelstarken Säuren (IG— 28, 36 und 37). Mit 0,2 Mol. KOH ist die niedrigste Konzentration, die in 2 h bei 40° etwa 90 pCt. Keimung vorbereitet, sicherlich noch nicht getroffen. Die fünf Parallelversuche mit KOH stimmen recht gut überein. Etwas zurück tritt das Natriumhydrat (Nr. 15), innerhalb sechs Tagen nur 77 pCt. Keimung. Diese stieg aber in weiteren vier Tagen auch noch auf 87 pCt. Ihrer annähernd gleichen Stärke entsprechend haben die Hydroxyde der beiden Alkalien auch annähernd gleich gewirkt. Nr. 16 — 28. Die Wasserstoffionen der Mineralsäuren bringen zwar allgemein hohe Keimprozente hervor, aber die Zahlen geben noch keine exakte Übereinstimmung mit der elektrischen Leitfähigkeit. Die Versuche mit Salzsäure (Nr. IG — 19) sind reiner ausgefallen wie die mit Salpetersäure (Nr. 20—23). Mit beiden Säuren lässt sich durch so geringe Konzentrationen, die sicher die Samenschalen nicht chemisch verändern, starke Keimung erreichen, 0,09 H Gl ist gleich 0,33 pCt., 0,08 Mol. HNO3 = 0,5 pCt. Die schwächere Schwefelsäure hat in aequivalenter Verdünnung von 0,15 Mol. (Nr. 26) mit derselben Samensorte, die 0,3 Mol. Salpetersäure zu 75 pCt. Keimung brachte, nur 40,4 pCt. gegeben. Setzt man die Wirkung der Salpetersäure gleich 100, so ist die Vergleichszahl für aequivalente Schwefelsäure 54, was annähernd dem Verhältnis der Aequivalent-Leitvermögen^) für diese Verdünnung, nämlich 100 : 63, entspricht. Vergleicht man mit den starken Mineralsäuren die schwächere,^ viel weniger dissociierte Orthophosphorsäure (Nr. 27 und 28), so überrascht diese in aequivalenter Lösung von 0,1 Mol. durch ihre fast 1) Kohlbausch und Holborn, Leitvermögen der Elektrolyte. 1898. Seite 160. Wasserstoff- und Hydroxylionen als Keimungsreize. 1 ] 5 ebenso grosse Wirkinii:;' wie Salz- und SBlpetersäure (0,8 Mol.)- Die damit aequimolekulare Phospliorsäure (Nr. 27) leistet noch mehr. Es scheint das so sich erklären zu sollen, dass das Anion der Phosphor- säure oder auch das unzerlegte Molekül nicht schädlich ist und die Wirkung der H-Ionen hier reiner sich zeigt, als bei den anderen Mineralsäuren, bei denen ein Teil dieser Wirkung durch die Anionen aufgehoben wird. Dass die phosphorhaltigen Gruppen selbst keimerregend wirken, scheint mir ausgeschlossen, weil die Phosphatlösungen (Nr. 8 und 9) nur entsprechend ihrem Gehalt an H- resp. OH-Ionen die Keimung befördern. Nr. 29 - 32. Fettsäuren, ausser der Ameisensäure, sehr wenig dissociiert, würden nach sechstägiger Keimung bemessen als unwirksam erscheinen, denn so geringe Prozente wie bei Nr. 31 und 32 erreicht man schon durch Behandlung mit destilliertem Wasser oder Neutral- salzeu (Nr. 1 — G). Die Ameisensäure, deren elektrisches Leitvermögen mehr als dreimal so lioch ist als das der anderen Fettsäuren, sollte gewirkt haben. In der Tat waren schon in der Säure von' den 210 Samen 150 Stück, also 71 pCt., in das erste Keimstadium eingetreten, d. h. die weisse Embryospitze hatte das Endokarp durchbohrt und sich bis etwa 1 mm weit in das Exokarp vorgeschoben. Es ergab sich, dass alle Samen tot waren, unzweifelhaft durch das Anion oder die uuzerlegten Moleküle getötet. Schwächere Ameisensäure gibt, be- sonders bei geringerer Temperatur, 20 — 25^, gute Keimung. Näheres hierüber wird später mitzuteilen sein. Auch bei den anderen, viel schwächeren Fettsäuren wird die ihren H-Ioneu entsprechende Reizwirkung durch eine giftige Neben- wirkung verdeckt. Es bedarf längerer Zeit, damit die Keimung eintritt, deren Prozentzahl in erster Linie ein Mass für die Giftigkeit ist. Man beachte fofenden weiteren Verlauf der Nr. 30—32 (siehe die Tabelle auf S. IIH). Die Giftigkeit dieser drei Fettsäuren ist annähernd gleich. Ob sie kleiner ist wie die der Ameisensäure geht aus diesen Versuchen nicht hervor, weil die stärkere Ameisensäure das ruhende Proto- plasma kräftiger mobilisiert und der uebenherlaufenden Giftwirkung zugänglicher macht. Nr. 33. Trichloressigsäure ist zwar viel stärker, aber zugleich auch giftiger wie die Essigsäure. Von 279 Samen keimten innerhalb drei Wochen nur sechs. Der Rest von 273 Samen wurde mit 0,3 Mol. Hg PO^ 2h 40^ behandelt und gab in elf Tagen drei Keime. Eine zweite Nachbehandlung mit 0,2 Mol. KOH2h40° lieferte innerhalb 14 Tagen nur noch sechs Keime. Insgesamt keimten von 279 Samen nur 15 oder 5,4 pCt., alle andern waren getötet. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XX\'. 9 116 Alfred Fischer: 30 Essigsäure Proprionsäure °32 Buttersäure Zahl der Samen 149 170 132 innerhalb 6 Tagen gekeimt . . . in 14 Tagen gekeimt in 25 Tagen gekeimt in 25 Tagen pCt nach 25 Tagen mit 0,3 Mol. H3PO4 2h40= jetzt innerhalb 10 Tagen gekeimt jetzt mit 0,2 Mol. KOH, innerhalb 8 Tagen gekeimt 0 2 37 25 0 0 2 20 34 20 2 1 1 15 29 22 8 0 Nr. 34 und 35. Die Oxyessigsäure (Glykolsäure) ist ebenso giftig wie die Essigsäure, beschleunigt aber infolge ihrer grösseren Dissoziation, die Keimung stärker, in sechs Tagen 16,7 pCt. Inner- halb 21 Tagen keimten 46 Samen = 20 pCt. Nachbehandlung mit HjPO^, später mit KOH brachte noch 17 Keime, es waren also von 227 Samen 154 oder 68 pCt. getötet. Die Milchsäure (Oxypropioiisäure),derenLeitfähigkeit derjenigen der Glykolsäure nahezu gleich ist, hat die Keimung entsprechend gefördert, scheint aber weniger giftig zu sein. Hierüber sind weitere Untersuchungen anzustellen, die auch zeigen werden, ob die gute Übereinstimmung der Keimzahlen nach sechs Tagen bei den Nr. 34 und 35 nur Zufall ist oder wirklich der gleichen Stärke dieser beiden Oxysäureu entspricht. Nr. 36 und 37. Oxalsäure reicht infolge ihrer starken Disso- ziation an die stärksten Mineralsäuren heran, in aequivalenter Konzentration (0,15 Mol.) leistet sie annähernd soviel wie 0,3 Mol. HCl oder HNO3. Ganz rein dürfte aber diese Keimzahl die volle Wirkung der H-Ionen nicht wiedergeben, weil giftige Nebenwirkungen auch hier vorkommen. Man vergleiche das saure und neutrale Kaliumsalz (Nr. 6 und 7). Nr. 38 — 41. Diese vier organischen Säuren wurden bis jetzt nur in 0,3 Mol. Verdünnung, also aequimolekular mit 0,3 HCl geprüft und gaben Keimprodukte, die nicht der molekularen Leitfähigkeit entsprechen. Nur das Verhältnis von Apfelsäure zur schwächeren Bernsteinsäure ist annähernd richtig. Nr. 42. Schwefel Wasserstoff Wasser, frisch gesättigt, kann auf einen Gehalt von 0,1 Mol. K, S angenommen werden. Die schwache Wasserstoff- und Hydioxylioncn als Keimuiigsreize. 1 1 7 SchivefelwasserstofPsäure reizt nur sehr schwach: in sechs Tagen keine Keimung, innerhalb zwölf Tagen fünf Keime, kein weiterer bis zum 17. Tag, tötet aber die Samen nicht. Nachdem der Rest 223 Samen mit 0,3 Mol. H, PO^ 2 h 40° behandelt worden war, keimten innerhalb sechs Tagen 147 Samen oder 6(5 pCt., innerhalb 17 Tagen 157 oder 70 pCt. Man darf nicht annehmen, dass die Samen deshalb nicht ge- tötet werden, weil der Schwefelwasserstoff die Samenschale nicht durchdringen könnte. Der bei Zimmertemperatur 4 h mit dem H^S- Wasser behandelte Samen (120 Stück) keimte nach Einwirkung von Phosphorsäure 2 h 40° innerhalb sechs Tagen nur mit 12,5, innerhalb 17 Tagen mit 14 pCt , eine starke Schädigung durch H.ß war bemerkbar. Die Erkläriino- liegt in dem geringen Gehalt des Schwefelwasserstoff- Wassers an H-Ionen, die nicht ausreichen, um in 2 h 40° das ruhende Protoplasma zu erwecken und in den volllebendigen, für IfoS empfindlicheren Zustand überzuführen. Nr. 43. Kupfersulfat, in starker Lösung (1 Mol.) wirkt eben- falls als Keimreiz wohl nicht durch das Säureion, sondern durch das Cn-Ion, dessen allbekannte Nebenwirkung in der Bordeauxbrühe sich hier wiederspiegelt. Auch diese Tatsache zeigt, dass die Samen- schale permeabel für gelöste Stoffe ist. Das Kupfersulfat (1 Mol.) wirkt bei Zimmertemperatur nur sehr schwach giftig auf das ruhende Protoplasma. Ton 101 Samen, die fünf Tage in der Lösung gelegen hatten, keimten bei Nachbehandlung mit 0,2 Mol. Salpetersäure 2 h 40° innerhalb sechs Tagen 78 oder 77 pCt. Nach zehntägiger Wirkung von 1 Mol. CuSO^ keimten, mit Salpetersäure nachträglich gereizt, 89 von 87 Samen oder 45 pCt. Samen, die acht Tage ge- kupfert waren, keimten, naclidem sie einfach gründlich mit destilliertem Wasser gewaschen waren mit 15 pCt. (10 von (38), wiederum unter dem Reiz der Cu-Ionen. Anhang. Sublimat, 16 Liter-Lösung = 1,7 pCt., drückte bei 30 Minuten Einwirkung (Zimmertemperatur) die später durch 0,2 Mol. Salpetersäure ermittelten Keimprozente auf fünf herab (zehn Samen von 200) und tötete vollständig innerhalb einer Stunde. Wie für die Cu-Ionen ist die Samenschale auch ohne Vorbehandlung mit Säuren und Alkalien für die giftigen Hg-Ionen schon ursprünglich durchlässig. Zur vorläufigen Orientierung über die Abhängis^keit von der Temperatur wird nachstehender Versuch V genügen. Er spricht nicht gegen die Deutung, dass die loneii der Lösungen auf das ruhende Keimplasma erweckend wirken, könnte aber auch so ausfallen, wenn nur eine Veränderung der Samenschale den Anstoss zur Keimung gebe. 118 Alfred Fischer: Versuch Y. Sagittaria sagittifolia, Samensorte Nr. II. Einwirkung von 0,3 Mol. Lösungen zwei Stunden bei 4—6°, 24—26° und 40". Bei jeder Temperatur gibt die erste Reihe die Zahl der Samen, die zweite die Keime innerhalb sechs Tagen bei 25—27" au. 0,3 mol A /• 0 O 1 Ckr* n 1 ^ l> Keimprozente in sechs Tagen 4 — u /4— ^u 40 4-6» 24-26" 40" Salpetersäure . . . Oxalsäure Milchsäure .... Natriumhydrat . . 205 146 175 208 7 1 4 9 207 134 188 ]70 30 5 21 56 177 206 204 220 132 109 33 170 3,4 0,7 2,3 4,3 14,5 3,7 11,2 33 75 53 16 77 Die in reinem Wasser liegenden und nicht keimenden Samen der Sagittaria enthalten keineswegs trockene Embryonen, die etwa durch impermeable Hüllen vor der Durchfeuchtung geschützt wären. Der aus sorgfältig abgetrockneten Samen herausgezogene Embryo sieht durchfeuchtet aus und hinterlässt auf frisch getrocknetem Kobalt- chloridpapier zerquetscht einen roten Fleck. Lässt man die frei präparierten ölreichen Embryonen in der Luft trocknen, so schrumpfen sie deutlich in etwa zehn Minuten zu etwas teigiger Konsistenz zu- sammen und röten Kobaltpapier nicht mehr. Yom Endokarp um- schlossene, durchfeuchtete Embryonen trocknen langsamer ein, nach sechs Stunden sind sie fast, nach 20 Stunden ganz trocken. Längere Zeit getrocknete intakte Samen enthalten auch trockene Embryonen, die Kobaltpapier gar nicht röten. Es folgt hieraus, dass die Samen- hüllen für Wasser schon ursprünglich durchlässig sind und es nicht erst durch die Behandluns; mit Lösunoen werden. Sowohl das flügelartig verbreiterte Exokarp, als auch das die Embryohöhle umschliessende glänzend braune Endokarp bestehen aus sehr widerstandsfähigen Zellwänden, deren Reaktionen auf Ver- korkung hinweisen. Jodjodkalium färbt gelb, Jod und Schwefelsäure gelbbraun, die konzentrierte Schwefelsäure löst nicht in 24 Stunden, ebensowenig löst Kupl'eroxydammoniak. Konzentrierte Chromsäure löst nicht in 2 — 3 Stunden. Nach zweistündiger Einwirkung von 0,2 Mol. KOH oder HCl bei 40^ erschien die Samenhülle gegenüber den ge- nannten Reagentien mikroskopisch völlig unverändert, woraus freilich keine Sicherheit dafür folgt, dass jede Veränderung unter- blieben wäre. AVichtiger erscheint mir, dass die Keimung durch so schwache Konzentrationen, die diesen resistenten Membranen wohl kaum etwas anhaben können, hervorgerufen werden kann, z. B. durch 0,09 Mol. Wasserstoff- und Hydroxylioiion als Kcimun^sreize. 1 ] 9 HCl = 0,33 pCt. oder 0,08 Mol. HNO 3 = 0,ö pCt. oder 0,2 Mol. KOH = l.irpCt. Dass Exo- und Endokarp auch ohne Vorbehandlung schon für Cu- und Hg-Ionen, ferner für die Anionen oder die unzerlegten ]\roleküle der verdünnten Fettsäuren durchlässig sind, Avurde schon hervorgehoben. Ich halte den Schluss für berechtigt, dass die Samenhüllen der Sagittaria schon ursprünglich für Wasser und darin gelöste Stoffe, unzerlegte Moleküle und Ionen mehr oder weniger permeabel sind, nach Individuen und Reifungsgrad selbstverständlich etwas schwankend. So völlig permeabel wie reine Cellulosemembranen sind sie allerdings nicht, ein gewisser Grad von Impermeabilität ist vorhanden. Die Keimung erregenden Stoffe dringen sicher nicht in voller Aussen- konzentration sein, sondern nur ein Bruchteil davon wirkt. Selbst wenn Ionen und unzerlegte Moleküle gleich gut die Samenhüllen passieren, so müsste doch ihre Wirkung auf das ruhende Protoplasma des Embryo eine ungleiche sein. Die aktivsten Teilchen, das sind die H- und OH-Ionen, wirken am stärksten und erwecken das ruhende Protoplasma, das man als nichtionisiert ansehen könnte, durch Ionisierung. Nunmehr beginnt der mobilisierte Embryo auf eigene Kraft die Keimung. Vergleicht man die WanHerungsgeschwindigkeit der Ionen bei der Elektrolyse als Mass für ihre chemische Reaktionsfähigkeit, so zeigt sich, dass die H- und OH-Ionen allen anderen weit überlegen sind, z. B. in 0,1 Mol. äquivalenter Lösung:^) H OH K Na Gl NO3 -isO, -r^CoO, •296 157 55,8 35 56,5 57,3 41,9 39 Lösungen, in denen neben H Säureionen oder neben OH Alkali- ionen enthalten sind, können demnach eine sehr starke Wirkuno- auf das ruhende Protoplasma ausüben. Enthalten aber die Lösungen, wie die der in Versuch IV genannten Kalisalze die annähernd gleich schnellen Ionen K und Gl oder K und NO3, so wird die Reizung entweder von vornherein ganz ausbleiben, oder die gleichen Reizungen der entgegengesetzten Ionen heben sich sofort auf. Sind die Differenzen gering, wie zwischen Na und Gl oder K und GoO^, so bleibt die Reizung unterhalb der eine Keimung au.slösenden Schwelle. Die in dieser Mitteilung besprocheneu lonenwirkungen sind anderer, allgemeinerer Art, als die verschiedenen von LOEB^) be- 1) Kohlrausch und Holborn, 1. c. S. 200. 2) LOEB, Studies in general physiology 1905, Bd. 11, und Untersuchungen über künstliche Parthenogenese, deutsch von SCHWALBE, 1906. 1-20 Alfred P'ischer: schriebeneu, die an spezifische Metallionon oder wie bei den zuletzt veröffentlichten Untersuchiinoen über Parthenooenese an das OH- Ion gebunden erscheinen. Später wird sich Gelegenheit finden, diese Beobachtungen mit den meinigen zu vergleichen. Wie explosiv die Wirkung auf das ruhende Protoplasma sein muss, erkennt man aus folgendem Versuch: Versuch VI. Sagittaria platyphylla. Die Samen wurden mit 10 Mol. HCl bei 20° behandelt und nach guter Spülung in Leitungswasser bei 25-27° au fgestellt. 10 Mol. HCl bei 20° V2 Min. 1 Min. 2 Min. 4 Min. 8 Min. 10 Min Zahl 357 312 331 376 382 400 gekeimt innerhalb 13 Tagen. . . . (J3 IKJ 213 10 1 0 in Prozent . . . 18 37 64 2J 0,3 0 Auch dieser Versuch kann nicht dadurch erklärt werden, dass die Samenschale angegrifPen wird, sondern nur durch Erweckung des ruhenden Plasmas durch die H-Ionen. Schon in 4 Minuten tötet sie starke Säure. Eine Frage, deren vollständige Lösung erst mit der neuen Samenernte möglich sein wird, soll noch kurz gestreift werden: Kann die durch H- und OH-Ionen hervorgebrachte Reizung durch entsprechende Behandlung beseitigt oder wenigstens gedämpft werden? Zweistündiges Auswaschen mit 8° kaltem Wasser der stark fliessenden Leitung, zwei- und dreitägige Abkühlung im Eisschrank bei etwa 3°, kürzeres Einfrieren in — 3° w^ar gegenüber Samen, die mit 0,2 Mol. KOH bei 40° vorbehandelt waren, ohne Erfolg. Ihre Keimung verlief ohne merkliche Verzögerung mit 85 — 90 pCt. Längere Kältewirkung verspricht besseren Erfolg. Von li>'J iSagittaria sagittifolia) mit 0,2 Mol. KOH 2 h 40° gereizten Samen, die sofort in viel Wasser von 2,5° gebracht wurden und über Nacht vor dem Fenster bis zum anderen Morgen eingefroren waren, keimten innerhalb sechs Tagen nur 34 Stück oder 18 pCt , innerhalb zwölf Tagen 38 Stück oder 20 pCt. Der Rest von 154 Samen wurde Wasserstoff- und Hydroxylioncn als Keimungsrcize. 121 abermals mit 0,2 Mol. KOH 2 h 40° behandelt imd lieferte innerhalb sechs Tagen 104 Keime oder 67 pCt. Es war ferner zu versuchen, die durch OH-Ionen erzeugte Er- regung durch H-Ionen und umgekehrt abzudämpfen. Versuch All. Sagittaria sagittifolia. 25 — 27°. A li 0,2: Mol. KOH 2 h 40° 0,2 Mol. HCl ' 2 h 40° Kontrolle 2 h. destilliertes Wasser 40° 0,2 mol. HCl 40° Kontrolle 2 h destilliertes Wasser 40° 0 30 Min. 60 Min. 90 Min. w 0 .0 sZ s — 0 I 11 III IV V VI I II III Zahl 135 119 142 151 144 182 128 131 147 innerhalb G Tagen gekeimt .... 122 117 120 1:55 120 172 104 121 137 in Prozent .... 1)0,4 98,3 85 90 83 94,5 81,3 92,4 95,2 Die Samen der Serie A wurden nach der Kalibehandlung kurz unter der Leitung gewaschen, Nr. I sofort als Kontrolle aufgestellt, II mit destilliertem Wasser 2 h 40°, die anderen 30, 60, 90 und 120 Minuten mit äquivalenter HCl bei 40° nachbehandelt, gewaschen und aufgestellt. Bei B folgte der Reizung durch H-Ionen eine Gegenreizung durch OH-Ionen. Das destillierte Wasser hebt die Keimprozente, verändert aber nicht den Charakter der Keimung, die nach OH-Reizung anders verläuft als nach H-Reizung. Bei ersterer bleiben die Keimlinge etwas länger farblos und auf einer Grösse von 2 — 5 mm stehen, bei H-Reizung wachsen die Keime etwas schneller und ergrüneu auch rascher; z. B. AI am zweiten Tag 42 Keime, davon 41 2—5 mm lang und weiss, AH 6j Keime, alle 2 — 5 mm lang und weiss, dagegen B I am zweiten Tage 69 Keime, davon 43 5 — 10 mm lang und ergrünend, B II 77 Keime, darunter 38 5 — 10 w^w^ lans; und ero-rünend. Bei zweistündiger Nachbehandlung mit dem entgegengesetzten Ion heben sich nicht nur die Keimprozente, besonders bei B, sondern der Keimtypus schlägt um in die Art der zuletzt wirkenden Ionen. All hat H-Typus, am zweiten Tag unter 131 Keimen 44 5 — \^ mm lange, ergrünende, B III noch ausgesprochener OH-Typus, am zweiten Tag unter 45 Keimen 41 nur 2 — 3 min lange und weisse. In der 122 .luLius Stoklasa, Adolf Ernest und Karl Chocensky: Serie A hat III noch der ersten Reizung entsprechenden OH-Typus, lY dagegen bereits H-Typus. Es ist zweifellos, dass durch die zweite Behandlung eine neue lonenwirkung ausgeübt worden ist, die die erste gewissermassen neutralisiert hat, aber viel zu stark war, um nur zu neutralisieren. Wenn durch die erste Einwirkung die Samenschale permeabler geworden wäre, so würden die Embryonen wohl nicht die zweite Behandlun«!' vertragen. Durch äquivalente Reizung mit dem entgegengesetzten Ion ist, wie Versuch YII zeigt, die Ionen-Reizung nicht abzudämpfen. Eine Reihe weiterer Versuche durch viel schwächere Lösungen des anderen Ions die erste Reizung zu unterdrücken, hat noch zu keinem einheitlichen Resultat geführt Ich behalte mir vor, hierüber mit der neuen Ernte abschliessende Versuche auszuführen, denen sich solche über die Wirkung von H- und OH - Ionen auf schwer keimendti Samen von Landpflanzen und auf andere Arten des ruhen- den Protoplasmas anschliessen sollen. 19. Julius Stoklasa, Adolf Ernest und Karl Chocensky: Über die anaerobe Atmung der Samenpflanzen und über die Isolierung der Atmungsenzyme. Eingegangen am 23. März 1907. HI. Zur Isolierung der Rohenzyme wurden gewöhnlich 5 — 6 /iY/ junge und frische Pflanzensubstanz verwendet. Die frische Pflanzenmaterie, welche keinerlei Zersetzung durch Fäulnis aufweisen darf, wurde zerstückelt und der Saft aus der so erhaltenen Masse unter einem Drucke von 300 — 400 Atmosphären ausgepresst. Dem so gewonnenen Safte wird ein Gemisch von Alkohol und Äther zuo:esetzt, worauf ein au l^]iweissstofFen reicher Niederschlag sich absetzt. Diese Operation geschah in einem hohen Zylinder, welchen man vor dem Gebrauche mit Sublimat und sterili- siertem Wasser ausschweifte. Auf 500 ccm des zellfreien Saftes verwendeten wir 600 ccm eines Anaerobe Atmung der Samenpflanzen und rsolierun,<>- der Atmuii.i-scuzjmo. 123 Gemenges von Alkohol und Äther, und zwar 400 ccm Alkohol und 20(Kw??^ Äther. Nach einem Augenblicke setzt man Äther im Über- schusse zu, und die oberhalb des Niederschlages aus Alkohol und Äther bestehende Flüssigkeit wird sofort aufgehebert. Nun wird neuerdings Äther aufgegossen und sodann sofort die überstehende Flüssigkeit abgehebert. Der ganze Vorgang bei Fällung des Pflanzensaftes muss rasch vorgenommen werden, so dass Alkohol und Äther nur möglichst kurze Zeit auf das Enzym einzuwirken vermögen und infolgedessen seine Aktivität nicht abschwächen. Die Flüssio-keit über dem Niederschlag wird deshalb rasch abgegossen oder abgehebert und der so gewonnene, das gärungserregende Enzym enthaltende Nieder- schlag sofort abfiltriert. Die Filtration lässt sich am schnellsten mittels Leinwand bew^erkstelligen. Auf die sterile Leinwand wird die erhaltene Masse aufgeschüttelt und auf diese Weise des noch anhaftenden Alkohols und Äthers entledigt, dass man mit dem Filter auf und ab gerichtete, hutsciienartigo Bewegungen ausführt. War das das Enzym enthaltende Sediment (Rohenzym) gut ausgeschieden, so ist die Filtration in einigen Minuten vollzogen. Das so filtrierte Kohenzyni wurde entweder im Vakuum oder in sterilen, zu diesem Zwecke besonders arrano-ierten Kolben ae- trocknet Diese Kolben waren w'ie fob-t zusammengestellt: In den Hals jedes der Kolben war ein dreifach gebohrter Kautschukstöpsel ein- gepasst. Durch die eine dieser Öffnungen ging eine ziemlich breite, knieförmig gebogene Röhre, welche bis fast an den Boden des Kolbens reichte und mit Watte oefüUt w^ar. Li die zweite Öffnuns' des Stopfens war eine kurze, gerade Röhre gesteckt, die ebenfalls mit Watte gefüllt war und knapp unter dem Stopfen mündete. Die «Iritte Öffnung war mittels einer Glasstange verschlossen, welche, so- bald die Kolben einer dreifachen fraktionierten Sterilisation unter- worfen waren, durch ein Thermometer ersetzt wurde. Das Thermo- meter wurde, bevor man es in den betreffenden Kolben eingelassen hatte, gründlich mit einer Sublimatlösuug abgewaschen und dann auf die Weise abgesengt, dass es in Alkohol getaucht und die sehr schwache Alkoholschicht angezündet wurde. Sodann erfolgte die Wägung jedes der Kolben Unter Beobachtung aller Kautelen i ;■) 1 5' 55 59 0,3G 0,813 0,793 3. Wurz.ol der Zuckerrübe . . 15 „ Fruktose 1 '• 55 60 0,12 0,400 0,296 4. Wurzel der Zuckerrübe . . 15 „ Glukose 2 11 51 38 0,08 0,386 0,289 5. Wurzp] der Zuckerrübe . . 15 51 17 2 15 ■■) 54 0,09 0,268 0,245 (3. Blätter der Zuckerrübe . . 15 i1 11 1 11 11 44 0,08 0,310 0,369 7. Blätter der Zuckerrübe . . 15 V 11 1 11 51 48 0,04 0,340 0,364 8. Knollen der Kar- toffel 15 11 11 2 >1 11 48 0,25 0,321 0,284 1». Knollen derKar- toffel 15 51 55 2 11 '1 48 0,06 0,281 0,206 Tabelle II. Die hier angeführten analytischen Daten sind aus 2 Versuchsresultaten auf 10 „ 2 pCt. Salicylsäurc 2 ,, Salicylsäure 2 „ Toluol 2 ,, Salicylsäure 2 „ Toluol 52 [0 48 52 52 52 0,33 0,45 0,27 0,73 0,24 0,52 0,18 0,86 0,30 0,48 0,24 0,76 0,49 0.66 0,.55 *) Die Rübe nach 60 Vegetationstagen. Anaerobe Atmung der Samenpflanzen und Isolierung der Atmungsenzynie. ]-27 Wir stellten sodann weitere Orientierungsversuche mit grösseren .Mengen von Roheuzjm an, und zwar gaben wir in den Versuchs- kolben 23 — 25 g Enzym hinein und benützten 250 cc7n 15prozentige sterilisierte Glukoselösuug. Als Antiseptikum wurde wieder 2,5 «- 1 111 = 0,do „ „ {I = 0,8 „ „ Spreite völlig entfernt. III = 0,81 „ „ 2—3 mm Spreite am Mittelnerven. Nach fünf Tagen j I = 0,65 „ „ gesammelt 1 III = 0,79 „ „ Nach acht Tagen c I = 0,5 „ „ Im: gesammelt l III = 0,78 „ „ Es ist damit bewiesen, dass der Alkaloidgehalt an der Pflanze sitzender Blattstiele + Mittelnerven, denen die Spreiten genommen wurden, mit der Zeit mehr und mehr abnimmt, dass aber schon ein geringer Teil der ansitzenden Spreite diese Abnahme stark herab- setzt. Wenn dieses Resultat auch nicht beweist, dass das Hyos- cyamin aus dem Stiele aus- und in die Ähre einwandert, so liegt doch die Annahme nahe, dass die Abnahme des Alkaloides im Stiele auf einer Auswanderung des Alkaloides beruht. Demgegenüber schien die Frage, ob die Alkaloide von dem Orte ihrer Entstehung wegwandern können, durch einen von STRAS- BURGER (1885 und 1906) angestellten Versuch gelöst zu sein. Durch Strasburger veranlasst, untersuchte Klinger 800 g Kartoffel- knollen, welche an einer durch ein Pfropfreis von Datura Stramonium ernährten Unterlage von Solanum tuberosum entstanden waren, und fand darin Atropin. STRASBURGER (1885, S. XXXIX) sagt: „Er (Klinger) fand — Atropin, wenn auch nur in äusserst geringen Mengen; nach seiner Schätzung würden die 800^ Knollen kaum einige Milligramm Atropin enthalten haben." Klinger unterwarf übrigens auch 600 g gewöhnlicher Kartoffelknollen der Untersuchung und fand darin weder Atropin noch ein dem Atropin ähnliches Alkaloid. Es schien uns nun für die Frage der Alkaloidwanderung zuerst eine Kontrolle der vorliegenden Angaben von Interesse zu sein. Da eine Pfropfung von Datura Stramonium im Frühjahr 1906 gut an- o Die Wanderung der Alkaloide aus dem Pfropfreise in die Unterlage. 133 "•ewachsen war, beschlossen wir die zu erwartenden Kartoifeln dazu zu benutzen und im kommenden Frühjahr die am Schlüsse dieser Notjz aufgeführten Fragen zu beantworten. Während der Zeit sind nun weiter zwei hierher gehörende Arbeiten erschienen, zuerst die von Gräfe und LiNSBAÜER (1906). Gräfe und Linsbauer experimentierten mit Nicotiana afßnis und Nicotiana Tabacum, die sie wechselweise aufeinander pfropften. Sie betrachten N. affinis als nikotinfrei oder so nikotinarm, dass sie ihren Nikotingehalt nicht in Betracht ziehen; da aber N. affinis Nikotin enthält und anzunehmen ist, dass ihr Nikotingehalt ähnlichen Schw^ankungen unterliegt wie der von N. Tabacum, deren Alkaloid- gehalt zwischen 0,7 pCt. und 5 pCt. schwankt, so ist dieses Vorgehen wohl etwas unkritisch und lässt leider Zweifel an der Zuverlässigkeit der Resultate entstehen. Es hätte eine grössere Anzalil von Indi- viduen der benutzten N. affitiis genau auf ihren Alkaloidgehalt unter- sucht werden müssen. Die Versuche der Autoren zeigten nun, dass N. affinis stets Nikotin enthielt (0,84 bis 3,56 pCt.), wenn sie als Pfropfreis einer Pflanze von N. Tabacum mit ungefähr 4 pCt. Nikotingehalt aufsass, oder wenn sie als Unterlage für iV. Tabacum diente. Die Autoren machen auch einen Versuch, welcher die Frage entscheiden soll, ob die Fähigkeit von N. affinis^ Nikotin zu bilden, gesteigert werde, wenn sie mit N. Tabacum verbunden werde. Sie pfropften N. Tabacum auf iV. afßnis. Am 9. April schnitten sie das Reis unterhalb der Pfropfstelle ab und Hessen die Unterlage Zweige bilden, deren Alkaloidgehalt am 15. Mai 0,33 pCt. betrug. Danach vermuten die Autoren, „dass die Befähigung der Unterlage zur Nikotinbildung durch die Wirkung des nikotinreichen Edelreises gesteigert wird". Unserer Meinung nach lieot kein Grund zu dieser Vermutun»- vor. Man könnte, wenn man sich auf die Angaben der Autoren stützt, sehr wohl annehmen, dass die 0,3 pCt. Alkaloid eingewandert seien, da ja die Unterlage vor dem Abschneiden des Pfropfreises von letzterem 2,9 pCt. Alkaloid zugeführt erhalten haben könnte. Freilich dürfte man auch annehmen, dass N. affinis die 0,3 pCt. x41kaloid selbst gebildet habe. Wären die Resultate der Versuche von GRÄFE und LiNSBAUER einwandfrei, so würden sie beweisen, dass bei zwei nahe ver- wandten, nikotinbildenden Pflanzen das Nikotin äusserst leicht durch die Pfropfstelle hindurchwandern kann. In der anderen der erwähnten Arbeiten teilte ferner H. LlNDE- MUTH (1906) mit, dass er 1896 835^ KartofTelknollen, welche durch ein Pfropfreis von Datura Stramonium ernährt worden waren, von Lewin habe untersuchen lassen, welcher folgendes mitgeteilt habe: „Es würde ihm von grossem Interesse sein, zu wissen, auf welchem 10* 134 Arthur Meyer und Ernst Schmidt: Wege Herr Dr. KliNGEB das Atrbpin isoliert hat. Atropin chemisch nachzuweisen sei absolut unmöglich. Auf einem sehr umständlichen Wege Hess sich dartun, dass in den Kartoffeln, nach Abtrennung reichlichen Solanins, eine nicht isolierbare Substanz in winzigen Spuren zurückblieb, die das durch Muskarin zum Stillstand gebrachte Froschherz wieder in Bewegung setzte." Es leuchtet ein, dass das Erscheinen dieser beiden besprochenen Abhandlungen kein Grund für uns sein konnte, unseren vorher er- wähnten Plan aufzugeben, und wir haben danach zuerst die Unter- suchuns: der Kartoffelknollen in folo-ender Weise auso-eführt: Im Herbst 1906 stand uns also die sehr kräftige Pfropfung von Solanum tuberosum zur Verfügung. Es waren im Mai 1906 auf drei Zweige einer ausgetriebenen Kartoffelknolle drei Pfropfreiser von Datura aufgesetzt worden, die ungefähr 80 cm hoch geworden waren und ungefähr 800 g bis 7 cm lange, rundliche Kartoffeln gebildet hatten. Die Blüten der Datura hatte ich stets entfernt, nur eine gut entwickelte, noch nicht völlig reife Kapsel war bei der Kartoffelernte an den Achsen von Datura vorhanden. Von den geernten Kartoffeln diente ein Teil (410 g) zur Prüfung auf mydriatisch wirkende Alkaloide. Die hierzu verwendeten Knollen, welche sich also in ihrem Äusseren und in ihren Grössen durchaus nicht von den normalen Kartoffeln unterschieden, wurden zu diesem Zwecke in eine breiartige Masse verwandelt, letztere hierauf mit dem dreifachen Volumen Alkohol von 95 pCt. vermischt und das Gemisch alsdann unter zeitweiligem Umschütteln sechs Tage lang bei einer Temperatur von 20 — 25° stehen gelassen. Nach dieser Zeit ist die schwach sauer reagierende Flüssigkeit abkoliert, der Rückstand ausgepresst und unter den gleichen Bedingungen von neuem mit Alkohol extrahiert worden. Die vereinigten Alkohol- auszü2:e wurden hierauf filtriert und durch Destillation im luft- verdünnten Räume von Alkohol befreit. Der erkaltete Destillationsrückstand wurde abermals filtriert, als- dann im Scheidetrichter mit dem gleichem Volumen Chloroform- Äther (2 Teile Chloroform, 5 Teile Äther) überschüttet nnd nach dem Zusatz von gepulvertem Natriumbikarbonat längere Zeit ge- schüttelt. Dieses Ausschütteln ist dreimal mit je dem gleichen Volumen Chloroform -Äther wiederholt worden. Die vereinigten Chloroform-Ätherauszüge sind hierauf unter zeitweiligem Ätherzusatz eingedampft worden, bis durch empfindliches rotes Lackmuspapier eine Abgabe von Ammoniak nicht mehr zu konstatieren war. Der Rückstand wurde hierauf dreimal mit je 5 com Wasser, welches schwach mit Salzsäure angesäuert war, ausgeschüttelt und die ver- einigten sauren Flüssigkeiten alsdann mit den allgemeinen Alkaloid- reagentien auf Pflanzenbaseu geprüft. Diese Prüfung fiel jedoch Die Wanderung der Alkaloide aus dem Pfropfreise in die Unterlage. 135 unter Anwendung von je einem Tropfen des sauren Auszuges negativ aus. Erst als dieselbe im Vakuum bis auf etwa 2 ccm eingeengt war, konnten schwache Alkaloidreaktionen beobachtet werden. Zur Identifizierung der anscheinend nur in sehr geringer Menge vorliegenden Alkaloide wurde die Flüssigkeit mit einem Tropfen Goldchloridlösung versetzt und alsdann der freiwilligen Verdunstung überlassen. Hierbei war die Bildung vereinzelter gelblicher Aggregate von winziger Grösse zu beobachten, von Aggregaten, welche eine gewisse Ähnlichkeit mit denen zeigten, die, allerdings in grösserem Formate, bei der Verdunstung einer unreinen, in entsprechender Weise aus pflanzlichem Material dargestellten Lösung von Atropin- und Hyoscyamingoldchlorid auftreten. Ein wiederholt ausgeführter Versuch, diese winzigen Partikelchen nach vorsichtiger Entfernung der kleinen Mengen von Mutterlauge durch Umkristallisation in die typischen Formen des Atropin- bezw. Hyoscyamingoldchlorids über- zuführen, misdang, indem an deren Stelle stets nur wenige amorphe, gelbe Flocken resultierten. Die Chloroform-Ätherauszüge, welche bei dem weiteren Aus- schütteln des Kartoffelextraktes nach Zusatz von Sodalösung noch erhalten wurden, lieferten selbst in konzentrierterer Lösung kaum noch Alkaloidreaktionen. Da bei der weiteren Prüfung dieser Aus- züge sich auf chemischem Wege noch weniger ein positiver Anhalt für das Vorhandensein eines mydriatisch wirkenden Alkaloids ergab, als dies bei denen, welche aus dem mit Natriurabikarbouat alkali- sierten Kartoffelextrakte resultierten, der Fall war, so wurden beide Lösungen vereinigt, um zur physiologischen Prüfung verwendet zu werden. Nach Entfernung des Goldes aus den gesamten jetzt vor- liegenden Lösungen und Ausscheidungen durch Schwefelwasserstoff wurden die Flüssigkeiten zu diesem Zwecke im Vakuum über Ätz- kalk verdunstet und der winzige Rückstand zur Beseitiouno; der letzten Salzsäurespuren noch mehrere Tage lang im Vakuumexsikkator über Ätzkalk aufbewahrt. Zur weiteren Reinigung ist der Ver- dunstungsrückstand schliesslich noch mit Alkohol extrahiert in der filtrierten Lösung von neuem im Vakuum verdunstet worden. Die Herren DDr. A. LOHMANN und M. SCHENDES hatten die Güte, jenes Produkt im hiesigen physiologischen Institut an dem Auge einer Katze auf seine mydriatische Wirkung zu prüfen. Es konnte jedoch innerhalb einer fünfstündigen Beobachtungszeit nicht die geringste Pupillenerweiterung konstatiert werden. Da nach den Beobachtungen von DONDERS und RUYTER^) noch durch einen Tropfen einer Atropinlösung 1:130 000 Pupillenerweite- rung eintritt und auch Hyoscyamin dieselbe Wirkung, nur etwas 1) Dragendorff, Ausmittelung von Giften. 136 A. Meyer und F. SGHMIDT: Die Wanderung der Alkaloide. langsamer, aber um so nachhaltiger, yerursacht (DragendoRPF 1. c), so ist wohl kaum anzunehmen, dass in den 410 g der zur Unter- suchung benutzten Kartoffeln die Mydriatica in nachweisbarer Menge enthalten waren. Um einen Anhalt zu gewinnen, wie sich normale Kartoffeln unter den beschriebenen Bedingungen chemisch und physiologisch verhalten, wurde 1 kg davon in der gleichen Weise einer Prüfung unterzogen. Das Verhalten des erzielten Extraktes war durchaus das gleiche wie das der i)a^M?'a- Kartoffelauszüge. Die Chloroform- Atherausschüttelungen lieferten hier eine Flüssigkeit, welche nach Konzentration t uf etwa 2 ccm mit den allgemeinen Alkaloidreagentien Reaktionen gab, die unter Berücksichtigung der grösseren Menge des angewendeten Untersuchungsmaterials naturgemäss etwas stärker ausfielen als die früher beobachteten. Bei der Prüfung mit Gold- chlorid traten dieselben Erscheinungen auf, wie dieselben oben be- schrieben wurden. Auch hier Hessen sich die in geringer Menge ausgeschiedenen gelblichen Aggregate nicht durch Umkristallisation in eine greifbare Form überführen. Die durch Schwefelwasserstoff wieder von Gold befreiten Lösungen wurden daher auch in diesem Falle, nach Entfernung der freien Salzsäure und der sonstigen Bei- mengungen, zur physiologischen Prüfung verwendet. Herr Professor Dr. A. HefFTER- Marburg hatte die Güte, letztere auszuführen und als Resultat derselben mitzuteilen, dass sich auch dieses Produkt als ganz wirkungslos auf die Katzenpupille erwiesen hat. Die Frage, ob Kyoscyamin aus dem Pfropfreis in die Unterlage wandert, ist danach einstweilen im negativen Sinne zu beantworten. Da jedoch die Angaben von KLINGER und auch die von LEWIN in gewisser Weise ^) unserer Erfahrung entgegenstehen, so wollen wir unsere Untersuchung nochmals wiederholen, nachdem wir uns überzeugt haben werden, dass sich mit unserer Methode eine äusserst kleine Hyoscyaminmenge in Kartoffeln nachweisen lässt. Ferner werden wir noch folgende Fragen zu entscheiden versuchen: 1. Da wir wissen, dass aus Blattstielen von Datura das Hyos- cyamin verschwindet, werden wir fragen, ob vielleicht aus ab- sterbenden Pfropfreisern von Datura Hyoscyamin in die Unterlage wandert. 2. Wir werden ferner zu entscheiden versuchen, ob Hyoscyamin aus entblätterten Pfropfreisern von Datura auswandert. 3. Es soll untersucht werden, ob Nikotin aus Pfropfreisern von 1) Es ist dabei zu beachten, dass in der Literatur Angaben vorliegen, dass der Muskarinstillstand auch durch andere Stoffe, wie Guanidin, Camphor, Veratrin, Digitalin usw. aufgehoben werden könne, so dass es nicht ganz sicher ist, dass der Stillstand wirklich durch Hyoscyamin herbeigeführt wurde. M. TSWETT: Spektralanalytische Dntersuchiingeii über die Chlorcphylliiie. 137 Nicotiana Tabacum und rustica in die als Unterlage benutzte KartofFel- ptianze einwandert. ^ 4. Wir wollen eventuell Versuche darüber anstellen, ob die Alkaloide der Pfropfreiser in der Unterlage verändert werden. 5. In allen Versuchen soll die Pfropfstelle mikrochemisch auf die Lagerung der Alkaloide geprüft werden. Literatur. Feldhaus, Quantitative Untersuchung der Verteilung des Alkaloides in den Organen von Datura Stramonium, Dissertation, Marburg 1903. KlRCHER, Über das mydriatisch vrirkende Alkaloid der Datura metel, Datura guercifolia, Datura arborca, Dissertation, Marburg 1905. SiLM Jensen, Beiträge zur botanischen und pharmakognostischen Kenntnis von Fhjoscyainus niger L., Bibliotheca botanica Heft 51, 1901; Arbeit aus dem botanischen Institute der Universität Marburg. H. LiNDEMUTH, Über angebliches Vorhandensein von Atropin in Kartoffolknollen infolge von Transplantation und über die Grenzen der Verwachsung nach dem Verwandtschaftsgrade; Berichte der Deutschen Botanischen Gesell- schaft 1906, S. 428. E. Strasburger, Über Verwachsung und deren Folgen; Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 1885, S. XXXIV, E. Strasburger, Zu dem Atropinnachweis in den Kartoffelknollen; Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 1906, S. 599. V. Gräfe und K. Linsbauer, Über die wechselseitige Beeinflussung von Nicotiana Tahaciiin und N. af/inis bei der Pfropfung; Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 1906, S. 366. 21. M. Tswett: Spektralanalytische Untersuchungen über die Chlorophylline und deren nächste Säurederivate (Chlorophyllane). Mit Tafel III. Eingegangen am 25. März 1907. Vorbemerkungen. Mit Recht oder nicht, betrachtet man im allgemeinen die vermeintliche „grüne Komponente" des Chlorophylls (sehr unzweckmässig auch als Chlorophyll bezeichnet) als den physiologisch wichtigsten Farbstoff der Blätter. Tatsächlich liegen zur Zeit keine Tatsachen vor, welche auf eine unmittelbare opto- 138 M. TSWETT: chemische Teilnahme der gelben Chlorophyllfarbstoffe an der Kohlen- stoffassimilation deuten. Die von KOHL (I, 134 und 11) dem Karotin zugeschriebene assimilatorische Bedeutung entbehrt der nötigen Berechtigung, da die assimilatorische Wirkung der blauvioletten Strahlen sich unge- zwungen durch die entsprechenden Absorptionen^) des „Chloro- phylls" (Chlorophylline a und ß) erklären lässt. Es ist auch gar nicht ausgeschlossen, dass im Falle der assimilierenden gelben Chromatophoren (ENGELMANN, II 441, JOSOPAIT, KOHL, 1136, II) Spuren von Chlorophyllinen darin enthalten waren. Für die so- genannten Etiolinkörner steht sogar die Sache fest, da dieselben nebst Xanthophyllfarbstoffen Protophylliu („Protochlorophyll") ent- halten, ein Farbstoff, welchen KOHL (II 228) uubegreiflicherweise übersehen hat.^) Sonst liegt vorläufig der Schwerpunkt der Chlorophyllforschung in der fluorescierenden ,,grünen Komponente" des Chlorophylls. Dieselbe ist aber ein Farbstoffgemisch, und da meine adsorptions- analytischen Methoden zum erstenmal ermöglichen, diese Farbstoffe in optisch vollständig reinem Zustande und in grösserer Menge zu erhalten, so hielt ich es für lohnend, diese Chlorophylline ^) einer ein- gehenden spektroskopischen Untersuchung zu unterwerfen. Methodisches. Die im Folgenden untersuchten Farbstoffe wurden aus verschiedenen Pflanzen, neuerdings besonders aus Taxus baccata mit Hilfe der chromatographischen Adsorptionsanalyse 1) Zwar glaubt KOHL (I, 101), dass „karotinfreies Chlorophyll überhaupt nichts von der blauvioletten Hälfte des Spektrums absorbiert". Das irrtümliche (lieser in der Literatur wohl einzig stehenden Meinung wird schon durch die ältesten Untersuchungen dargetan (vgl. insbesondere die Fluorescenzuntersuchungen Stoke's (I) und Hagenbach's (I, II). Auf seinem grundlosen Dogma fussend, wagt sogar KOHL, die exakton Beobachtungen Reinke's über die Zerstörung des Chlorophylls im blau violetten Lichte ohne weiteres als falsch zu erklären, (loc. cit. p. 101). 2) Betreffend die Existenz eines besonderen Chlorophyllins (Ö) in den etio- lierten Blättern kann ich nun die Befunde TiMIEIAZEF's und MoXTEVEEDE's (III), sowie die Beobachtungen GREILACH's bestätigen. Eine spezielle Arbeit über die Farbstoffe etiolierter Blätter steht in Vorbereitung. 3) TiMiRlAZEF, der Urheber des Wortes Chlorophyllin, bezeichnete zwar damit eine Substanz, die sich später als ein Derivat erwiesen hat, er dachte sich aber darunter ein Teilpigment des Chlorophylls, und in derselben Deutung wurde sptäer diese Bezeichnung systematisch von SCHÜTT und von mir (I — IV) ver- wendet. Wenn deswegen WillstäTTER in seiner vor kurzem erschienenen Ab- handlung (S. bl) das Wort Ciilorophyllin wieder für gewisse Derivate benutzen will, so sind dagegen ebenso historische wie Zweckmässigkeitsgründe zu erheben. Es wäre wohl ratsam, die WiLLSTÄTTER'schen Derivate im Anschluss an TSCHISCH als Chlorophyllinsäuren zu bezeichnen. Die gewöhnlichen Chlorophylline der Pflanzen wären dann, den WiLLSTÄTTER'schen Untersuchungen nach, als Ester der Chlorophyllinsäuren zu betrachten. Spektralanalytische Untersuchungen über die Chlorophylline. 139 (TSWETT V, VI) hergestellt. Die mit feinem Schmirgel und etwas CaCOj (behufs Abstumpfung der Pflanzensäuren) zerriebenen Blätter wurden mit alkoholhaltigem Petroläther extrahiert, die Lösung filtriert und mit Wasser gründlich ausgewaschen/) um den Alkohol daraus vollständig zu entfernen. Diese Lösung wurde nun (in dem grösseren Apparat) durch eine Säule von „Calcium carbonatum praecipitatum" durchfiltriert und das erhaltene Chromatogramm mittels CgHg „ent- wickelt," wobei sich die verschiedenen gefärbten Zonen besser differenzieren und zuweilen durch farblose Ringe getrennt erscheinen. Die Kalkkarbonatsäule wurde nun aus der Trichterröhre hinaus- geschoben, die Chlorophyllinzonen mittels eines feinen Skalpells ab- präpariert, mittels alkoholhaltigen Petroläthers extrahiert, die Lösungen filtriert und behufs Entfernung etwaiger Xanthophyllbeimengungen, mit 80 prozentigem Alkohol nach KRAUS ausgeschüttelt. Die Reinheit des erhaltenen Präparates kann chromatographisch kontrolliert werden; sie wird bezeugt durch die Bildung einer einzigen homogenen Zone. Ausser dieser Hauptmethode der Chlorophyllindarstellung wurden auch andere, minder bequeme verwendet: Chromatographie von CgHe" oder CSo- Auszügen der Pflanzen, Anwendung anderer Ad- sorbentien, u. a. Die spektroskopische Untersuchung geschah mittels eines ZeiSS'- schen Spektralokulares. Das die zu untersuchende Lösung ent- haltende Probierröhrchen befand sich in dem Tubus eines Mikroskop- statives. Der ganze Apparat wurde in einem Dunkelkasten etwa nach Flügel (Engelmann I, 577) disponiert. Als Lichtquelle diente ein AYELSBACH'scher Gasbrenner, dessen Strahlen vermittels eines Reflektors und eines grossen mit Wasser gefüllten Glaskolbens auf den Spiegel des Mikroskopstatives konzentriert waren. Zur bequemeren Untersuchung der mehr brechbaren Strahlen wurde statt des erwähnten Kolbens ein ebensolcher mit Kupferoxydammoniak- Lösung erfüllter eingeschaltet. Die Skala des Spektralokulares wurde vermittels einer besonderen Vorrichtung beleuchtet, wobei eine geringe Drehung der Spektralokulares zur Ausschaltung der Skalabeleuchtung genügte. Die Einstellung der D-Linie wurde öfters vermittels eines mit alkoholischer Natriumsalicylatlösung gespeisten Spiritusbrenners kon- trolliert. Zur Kritik der mitgeteilten Beobachtungen sei bemerkt, dass die Bestimmung der Absorptionsgrenzen vermittels des ZEISS'schen Spektralokulares im Durchschnitte nur über eine Approximation von 1 — 2 fxix verfügen kann. Dieser Nachteil, im Vergleich mit den grösseren Spektralapparaten, wird wohl durch die geringere Dispersion, 1) Es soll nicht durchgeschüttelt werden, sonst bildet sich leicht eine lästige Emulsion. 140 M. TSWETT: folglich durch grössere Schärfe der Absorptionsbänder kompensiert. Es ist zu empfehlen, mit hohen Spektren (langem Spalte) zu arbeiten. Es werden dann schwache Absorptionsbänder wahrgenommen, welche bei Betrachtung eines niedrigen Spektrums der Beobachtung voll- ständig entgehen können. Absorptionsspektrum des Chlorophyllins a. Die Äther- oder Petrolätherlösung besitzt im sichtbaren Spektrum sechs Absorptions- bänder, sowie eine sogenannte Endabsorption. Auf der Tafel III, Fig. 2, 3 und 4 sind die den Konzentrationen x, 4 x und 16 x der Tabelle entsprechende Spektren abgebildet. Band Konzentration 2x 4x 8x 16 X 32 X I II III IV V VI Endabsorption 655—662 426-438 von 415 652 - 670 Spuren :}} von 442 648-672 600 620 Spuren Spuren von 445 640-675 600 620 560-580 520-536 von 450 640-685 595-630 560-585| 520 - 538 485-500 v. 470/ 456 590—6951 558 - 588/ 516-541 485-500 V. 470 / 458 Intensitätsskala der Bänder: YI ^ I^ II ^ III ^ lY \ Y. In allkalischer Lösung sind alle Bänder etwas nach links (gegen Ultrarot) verschoben. Die zwei bei der Konzentration x angegebenen Hauptbänder rücken nach 660 bezw. 431-442, vor (Tafel III, Fig. l). Band lY erscheint viel matter, und auch die anderen Bänder minder «charf begrenzt als in der äquivalenten Atherlösu'ng. Über Einfluss der Säuren siehe weiter unten. Die ätherische oder petrolätherische Lösung hat, wenn sehr verdünnt, eine grünblaue Farbe, welche bei zunehmender Konzentration in ein reines prächtiges Blau übergeht In alkoholischer Lösung ist die entsprechende Färbung etwas grünlich. Wird der Alkohollösung KOH zugesetzt, so rücken alle Bänder stark nach rechts. (PlEPER'sche Reaktion.) Spektrum des Chlorophyllins ß. Gleich wie das Chloro- phyllin a, besitzt das Chlorophyllin ß ein sechsbändiges Absorptions- spektrum, welches aber, der Lage und Intensität der Bänder nach, scharf von dem ersteren differiert. Auf der Tafel III, Fig. 6 — 8, sind die den Konzentrationen x, 8 x und 32 X der folgenden für eine ätherische bezw. petrolätherische Lösung entworfenen Tabelle abgebildet. Spektralanalytische Untersuchnngen über die Chlorophylline. 141 Intensitätsskala der Bänder: YI N I J> III > H = IV. In alkoholischer Lösung erschienen alle Bänder etwas nach linlcs verschoben, besonders stark das VI. Die zwei, bei der Kon- zentration 2 X oben angeführten Hauptbänder liegen in alkoholischer Lösung bei 640— G50, bezw. 460-75N 80 (Tafel III, Fig. 5). Die ätlierische oder petrolätherische Lösung des Chlorophyllins ß besitzt eine chlorophyllgrüne Farbe, während die alkoholische Lösung eine ausgesprochen gelbe Tönung aufweist. Will man die Chlorophylline nach der Farbe ihrer ätherischen Farbe bemessen, so ist dem Chlorophyllin a wohl das Prädikat blau angemessen, während Chloro- phyllin ß als grün (nicht nach SORBY als gelb zu bezeichnen ist. Wird eine alkoholische Losung des Chlorophyllins ß mit KOH versetzt, so wandern die Bänder nach rechts, wobei Band VI bei 445— 4G0 zu liegen kommt. Einwirkung der Säuren ist weiter unten besprochen. Kontrollversuche zur Spektroskopie der Chlorophylline. Obgleich bei der Adsorption auf CaCOg die Annahme einer chemischen Modifikation der Chlorophyllfarbstoffe sehr unwahrschein- lich ercheint und die eben ermittelten Spektren als den gemeinen Farbstoffen angehörend zu betrachten sind, hielt ich es für geboten, diese Resultate, so weit als möglich, durch andere Methoden zu kon- trollieren. Zunächst wurde CaCOg, an dessen Oberfläche, in der kapillaren Wasserhaut, sich OH-Ionen finden, durch Saccharose ersetzt. Die Resultate blieben dieselben. Weiter bereitete ich noch Chromatogramme des Chlorophylls auf CaCOg und extrahierte dieselben, ohne sie zu zerlegen, mit alkoholhaltigem Petroläther (unter Zugabe des durchfiltrierten Karotins). Die Lösung zeigte dasselbe Absorptionsspektrum wie die anfängliche, zur Adsorption verwendete. In anderen Versuchen wurde durch Mischung der isolierten, spektralanalytisch untersuchten Farbstoffe das Spektrum der originalen Lösung hergestellt. Endlich wurde Chlorophyllin a, auch ohne Adsorption, in kleiner Menge dargestellt: Mit Schmirgel und CaCOg zerriebene Ta^ws-Blätter wurden gründlich mit reinem Petroläther extrahiert, um, so weit als möglich, das Karotin zu entfernen. Dann wurde der Brei mittels alkoholhaltigen Petroläthers extrahiert und mit 80 prozentigem Alkohol ausgeschüttelt, um die Xanthophylle und das Chlorophyllin ß zu entfernen, welches letzteres sich in dem genannten Alkohol reich- licher auflöst als Chlorophyllin a. Dann wurde die Petrolätherlösung mit stärkerem (90 pCt.) Alkohol ausgeschüttelt, welches den grössten Teil des Chlorophyllins aufnimmt, während die Petrolätherlösung hauptsächlich die letzten Spuren des Karotins behält. Das Chloro- phyllin, in Petroläther übergeführt, zeigte dann das schon bekannte 142 M. TSWETT: Konzen- Band I 2x 4x I ir III Spuren 636 - 646 636—647 — — IV V VI Endabsorption .... — 448-62 von 430 / 448-465 1 von 430^1 [ von 470 Spektrum, namentlich auch die schwachen Bänder IV und V, in der- selben Lage und Intensität. Bestätigung des Chlorophyllin-/?-Spektrums liefern die in dem das Spektrum des Chlorophylls behandelnden Paragraphen mitgeteilten Versuche. Historisch Kritisches. Bekanntlich haben es mehrere Forscher versucht, die Farbstoffe des Chorophylls optisch zu isolieren, und es ist angezeigt, ihre Leistungen vom Standpunkte der von mir gewonnenen Tatsachen zu beleuchten. Es sollen aber nur solche Arbeiten berücksichtigt werden, welche an der Hand physikalischer Methoden ausgeführt wurden, da die eigentlich chemischen Methoden (Benutzung von Säuren oder Alkalien) bekanntlich nur zur Derivaten der Chlorophylline führen können. Der erste, welcher eine spektroskopisch verfolgte Entmischung des Chlorophylls unternahm, war STOKES (II, III), welcher leider über seine Untersuchungen nur höchst lakonische Berichte ver- öffentlicht hat. Doch scheinen seine Resultate mit den folgenden SORBY's zusammenzufallen. SOEBY (II), welcher die STOKES'sche Entmischungsmethode (Verteilung im zweiphasigen System Alkohol -j- CSg) mit grossem Geschick verwendete, erkannte im Blattgrün zwei fluoreszierende Farbstoffe, nämlich unsere Chlorophylline a und ß, die er als blaues, bezw. gelbes Chlorophyll bezeichnete. In Anbetracht der grossen Komplexität des Clorophyllfarbstoffgemisches ist es leicht begreiflich, dass SORBY mittels der benutzten Methode zu keinem ganz reinen Produkte gelangte (er gesteht es selbst für das Chloro- phyllin ß), doch traten in seinen Präparaten die Verunreinigungen ganz zurück, um die Absorptionen der Hauptpigmente hervortreten zu lassen. Aus SOEBY's Zeichnungen (Spektrogamme der Benzol- lösungen lassen sich die beiden abgebildeten Hauptabsorptionsbänder als folgend berechnen: I VI Chlorophyllin a 067-675 435—442 Chlorophyllin ß 647—667 448—468 Spektralanalytisclic Untersuchungen über die Chlorophylline. 143 tration " 8x 16 X 32 X 64x 635 - 648 630-650 629 660 625 - 665 Spuren 610-615 610-615 610-615 585- GOO 585 - 600 585 - 600 580-6051 Spuren 560 - 570 560—570 560 - 570 535 - 550 532-550 530—550 530-550 von 470 von 475 von 480 von 510 <^485 Betreffend das I Band sieht man, dass seine absolute Lage nicht mit der von mir ermittelten zusammenstimmt, was ich auf eine fehlerhafte Einstellung der Linie C bei SORRY hauptsächlich zurück- führe. (Die nach SORBY's (I) Angaben entworfene Dispersionskurve seines Spektroskopes weist eine auffallende Unregelmässigkeit zwischen B und D auf). SORBY's Angabe, dass Chlorophyllin ß einige mit den- jenigen des Chlorophyllins a vollständig zusammenfallende Absorptions- bänder besitzt, lässt sich aus dem Studium meiner Reinpräparate als irrtümlich beweisen. Eine der STOKES'- und SORBY'schen analoge Entmischungs- methode des Chlorophylls führte G. KRAUS ein, welcher bekannlich das Chlorophyll in eine blaugrüue Benziuphase („Kyanophyll") und eine gelbe alkoholische („Xanthophyll'') Phase zerlegte. KRAUS' Kyanophyll zeigt in der mehr brechbaren Spektrumhälfte zwei Ab- sorptionsbänder, ^) welche KRAUS als einem und demselben Farbstoff angehörend betrachtet. In der Tat gehören sie nicht dem Xanthophyll- farbstoflf, weil die Bänder des letzteren keine nennenswerthe Lage- verschiedenheit in Alkohol und Petroläther aufweisen, während die erwähnten Bänder durch Zusatz von absol. Alkohol stark nach links rücken. Ich habe gefunden, dass das erstere, schwächere dieser Bänder von dem Chlorophyllin ß herrührt, und es ist leicht, das „Kyanophyll" frei davon zu machen, indem man es wiederholt mit 80 prozentigem Alkohol ausschüttelt, welcher mehr Chlorophyllin ß als a aufnimmt. „Kyanophyll" ist demnach hauptsächlich Chloro- phyllin a, welchem Chlorophyllin ß und auch Chlorophyllau a (siehe weiter unten) Xanthophyll und Karotin beigemengt sind. Die 1) Ihre Lage ist etwas variabel. Aus KRAUS' Angaben (S. 100) lässt sie sich für Ribes aureum als bei 450—470 bezw. 425-437 liegend berechnen. Aus Sachsse's Zeichnung für das Kyanophyll von AUium ursinum berechnet man 452-462 und 430-442 (S. 25). 144 M. TswETT: Zusammensetzung des „Kyanophylls" lässt sich sehr leicht durch die chromatographisohe Adsorptionsanalyse bestimmen. Was das KraUS'- schen ^Xanthophyll" betrifft, so ist es ebenfalls ein Farbstoffgemenge, welches ausser den Xanthophyllen a, a und ß (TSWETT YI) kleine Mengen der Chlorophylline entiiält (Chlorophyllin ß ist dem Chloro- phyllin a gegenüber in relativ reichlicherer Menge als im „Kyano- phyll" vorhanden. Ausserdem tritt manchmal in der KRAUS'schen Xanthophyllschicht ein besonderes Derivat (MONTEVERDE's „kristallisierbares Chlorophyll", vgl. TsWETT II, III) auf, was einige abweichende Beobachtungen SaCHSSE's (S. 24) über den Verlauf der KRAUS'schen Reaktion erklärt. • MONTEVERDE's (I, II) „amorphes Chlorophyll" (mittels des KRAUS'schen Verfahrens hergestellt) ist ebenfalls ziemlich reines Chlorophyllin a. Dies wird schon bezeugt durch das Fehlen des schattenartigen Anhangs des Hauptbandes im Rot, sowie durch Abwesenheit des ersten Bandes hinter F, welche beide Absorptionen von Chlorophyllin ß herrühren. Die chromatographische Analyse einer nach MONTEVERDE's Vorschrift hergestellten Lösung des „amorphen Chlorophylls" (aus Aspidütra elatior) zeigte mir jedoch das spurweise Vorhandensein von Chlorophyllin ß^ Chlorophyllan a, Xanthophyll und Karotin. Reines „Chlorophyll" (Chlorophyllin a) glaubte C. A. SCHUNCK (I, II) spektrophotographisch zu definieren, indem er einen heiss bereiteten alkoholischen Blätterauszug nach Erkalten filtrierte und das Filtrat optisch untersuchte Eis wurden zwischen den Linien F und K^ (404,5) drei Bänder bestimmt. Aus der Tatsache, dass die- selben niit denjenigen des Chrysophylls (Karotins) nicht zusammen- fallen, kann aber nicht gefolgert werden, wie es SCHUNCK (II, 183) und MARCHLEWSKI und SCHUNCK (II, 258) tun, dass diese Bänder dem „Chlorophyll" (der vermeintlichen „grünen Komponente") angehören. Es ist ausserdem klar, dass die untersuchte Lösung sämtliche Chlorophyllpigmente nebst Derivaten enthielt, und die beobachteten Bänder könnten sehr wohl Interferenzbänder sein. MARCHLEWSKI und SCHUNCK (I, II) haben es versucht, die Chlorophylline a und ß (MarCHLEWSKI's „Chlorophyll" und „Allochlorophyll") nach SORBY zu isolieren. Es gelang ihnen aber nicht in befriedigender AVeise.^) Denn die entsprechenden Lösungen zeigten im Blauviolett entweder die drei Bänder die Rohchlorophylllösung oder die Bänder der Xanthophyllfarbstoffe. Diese drei Bänder des Chlorophylls sind aber Interferenzbänder, welche hauptsächlich durch Chlorophyllin ß 1) Über MarCHLEWSKI's (I, II) unberechtigte Ausprüchc, betreffend die Erforscliunfr der gemeinen Chlorophjllfarbstoffe habe ich mich schon ausführlich (VII) ausgesprochen. Spektralaualytischc Untersuchungen über die Chlorophylline. 145 (Band hinter F) und Chloropliyllin a (Band vor G) verursacht sind. Darüber weiter unten. MarCHLEWSKI und C. A. SCHÜNCK glauben bewiesen zu haben, dass „Chlorophyll" (d. h. Chlorophyllin) kein Band im Grün verur- sacht. Das entsprechende IV. Band einer gewöhnlichen Chlorophyll- lösuno- soll ausschliesslicli von einem Derivate herrühren. Es wurde bei Zimmertemperatur im Dunkeln ein alkoholischer Auszug aus Ficus /r/>^n5- Blättern gemacht, welcher das IV. Band nur schwach ausgeprägt besass; nach KRAUS mittels Petroläther im Dunkeln gereinigt zeigte dann das „Chlorophyll" keine Spur des IV. Bandes. Zahlenmässige Daten fehlen, und der Gedanke liegt nahe, dass MARCHLEWSKI und SCHUNCK ihre Lösung in zu schwacher Konzentration (geringer Dicke) untersucht haben. Ich habe diesen Versuch wiederholt. Einmal wurde genau nach der gegebenen Vorschrift verfahren und die nach Kraus erhaltene petrolätherische Lösung dreimal mit SOprozentigem Alkohol auso-eschüttelt. In einem anderen Versuche wurde der o' alkoliolische Auszug schnell aus geriebenen Blättern hergestellt. In beiden Fällen war das IV. Band bei fallender Konzentration leicht zu konstatieren. Z. B.: Dicke der Schicht WO mm. Bänder: I (630 bis 680) )> II (600—620)^ III (565-585))) IV (526-540); End- absorption von 490 ab. Bei halber Dicke der Schicht war noch das IV. Band deutlich zu unterscheiden. Über die Säurederivate der Chlorophylline. Eine regel- rechte chemische Untersuchuno" einer Substanz muss mit der Dar- Stellung dieser letzteren anfangen. Diesem Grundpostulate, betreffend das „Chlorophyll" (die Chlorophylline), konnte man bisher nicht genug tun, und eine exaktere chemische Erforschung dieser Farb- stoffe kann daher nur jetzt anfangen. Es wird sich dabei zeigen, dass manches als definitive Errungenschaft gepriesenes Resultat der Wirklichkeit nicht adäquat ist. Die sog. „Chemie des Chlorophylls" harrt einer vollständigen Revision. Es soll hier vorläufig nur über die nächsten Säurederivate der Chlorophylline berichtet werden, welche ich im Anschluss an HOPPE-SeyLER als Chlorophyllane zu bezeichnen proponiere. Jedes Chlorophyllin liefert ein besonderes Chlorophyllan, welches mit dem entsprechenden Buchstaben zu bezeichnen ist Bei Ein- wirkung der starken Säuren (HCl, HgSO^) erleiden die Chlorophyllane eine weitere Modifikation, wobei aus dem Chlorophyllan a das in der Literatur als „Phyllocyanin" bekannte Produkt entsteht, während Chlorophyllan ß sog. Phylloxanthin liefert. Spektroskopisch sind diese Stoffe den entsprechenden Chlorophyllanen ähnlich. Über diese Derivate sowie über die vermeintliche Umwandelbarkeit des Phyllo- 146 M. TSWETT: cyanins in Phylloxantliin werde ich an anderem Orte ausführlich be- richten. Um Chlorophyllane darzustellen kann man in zweifacher Weise verfahren. Entweder bereitet man sich reine Chlorophyllinlösungen und behandelt dieselben mit Oxal- oder Essigsäure, oder man be- arbeitet von vornherein das Pflanzenmaterial mit organischen Säuren und stellt sich daraus einen petrolätherischen Auszug her, welcher dann in bekannter Weise der chromatographischen Zerlegung unter- worfen wird. Die Chlorophyllane erscheinen im Chromatogramme als braungelbgrüne (Chi. ß) bezw. stahlgraue (Chi. a) Zonen, welche in willkommener Weise durch einen Xanthophyllring getrennt auf- treten. Die Isolierung der Chlorophyllane geschieht nach der für die Darstellung der Chlorophylline gegebenen Vorschrift. Die beiden Methoden der Chlorophyllanbereitung liefern identische Produkte. Spektrum des Chlorophyllans a. Die graugrüne ätherische oder petrolätherische Lösung gibt folgende Spektralbilder. Auf Taf. in Eis;. 9 und 10 sind die den Konzentrationen 2x und 16 x der Tabelle entsprechenden Spektren abgebildet. Band Konzentration X 2x 4x 8x 16 X 32 X I II III IV V VI VII Endabsorption . 660 - 670 von 425 (^ 660-670 Spuren Spuren von 425^ 658-675 530-539 495-510 von 430 652-678 600-615 ,530-539 495 - 510 von 435 650 - 680 ■> 632 - 638 J 600-620 Spuren 530-539 \ 492-511 Sparen von 440 645-682 1 632-638 600-628/ 552-568 528-5401 490-515 462-478 von 445 ) Intensitätsskala der Bänder: l") V = Nl} IIl") IV^ II = VII. Die alkoholische Lösung ist von violettgrauer Farbe. Die Ab- sorptionsbänder erscheinen denjenigen der ätherischen Lösung gegen- über etwas nach links verschoben. Band I bleibt jedoch in seiner Lage unverändert. Spektrum des Chlorophyllans ß. Die grüngelbe ätherische oder petrolätherische Lösung ist durch folgendes Spektrum charakteri- siert. Auf Taf. III Fig. 11 und 12 sind die den Konzentrationen x und 8x der Tabelle entsprechenden Spektren entworfen. Spektralanalytische Untersuchungen über die Chlorophylline. 147 B xnd Konzentration X 2x 4x 8x 16x 32 X 1 II 650-660 448-452 430 - 440 von 420 650-660 /von 452 650-660 Spuren Spuren 530-539| 515-522J von 455 642-665 Spuren 592 - 608 552 - 563 530-539-1 515-522J Spuren von 460 640-670 622-628 590-610 551-565 515 540 480-490 von 465 632-670 1 622 628 III 590-612 IV 550-566 1 V VI 510 540:^ 480-490 ■' VII VIII IX von 470 Endabsorption . Insensitätsskala der Bänder: IX)>VIIl)> 1/ V = Yl^ III = IV^ Viy II. In alkoholischer Lösung- sind die Bänder, I ausgenommen, etwas nach links verschoben; ausserdem fliessen V -{- VI sowie YIII -|- IX zu mehr oder weniger einheitlichen Bändern zusammen. Über das Spektrum des Chlorophylls. Das Spektrum einer Chlorophylllösung ist nicht und kann nicht etwas konstant Definiertes sein, und dies aus drei Gründen: 1. Das Chlorophyll ist ein kom- plexes Farbstoffgemisch, und es ist nicht zu erwarten, dass seine Komponenten immer in denselben relativen Proportionen vorkommen. 2. Bei der Extraktion des Chlorophylls können die Farbstoffe modi- fiziert werden, insbesondere unter dem Einfluss der wohl selten fehlenden Pflanzensäuren. 3. Bei gleichartigem Material und unter Beseitigung der chemischen Einwirkungen ist die Zusammensetzung der Chlorophylllösung von der Art und Dauer der Extraktion ab- hängig, da die verschiedenen Komponenten sich nicht in gleichem Schritte auflösen und durch etwaige unverletzte Zellhäute diosmieren. Als Spektrum des Chlorophylls wird im folgenden das Spektrum einer Lösung untersucht, welche durch schnelle, aber vollständige Extraktion mit absolutem Alkohol von mit gepulvertem Glas fein zerriebenen Blättern {Ficus repens, Spnplocos japonicus) erhalten wurde. In der linken Spektrumhälfte zeigen solche Lösungen die vier bekannten, nach rechts ausklingenden Absorptionsbänder. Das sehr matte Band IV liegt bei 531—543. Band I erscheint bei geringer Kon- zentration als aus einer starken linken (652 — 670) und schwachen Ber. der deutschen Bot. Gesellscli. XXV. ^^ 148 M. TSWETT: rechten (640—652) Hälfte gebaut. Zwischen F und h sind bei passender Yerdünnung- ein Band 465—485 und ein ansehnlich stärkeres 432 — 443 zu sehen. Dieselben sind hauptsächlich durch Chlorophylline bestimmte Kombinationsbänder. Ximmt man nämlich eine dünne Schicht der Lösung, welche die erwähnten Bänder nur schwach aufweist, und versetzt dieselbe mit KOH, so erblickt man nach vollendeter Wirkung statt des früheren ein bei 445 — 460 liegendes starkes Band und eine bei 430 beginnende Endabsorption. Das Band 445—460 ist aber, wie wir früher sahen, dem Alkali- derivat des Chlorophyllins ß eigen. Nimmt man eine dickere Schicht der Lösung, so bleibt nach KOH -Einwirkung hinter F ein Band 470 — 485, welches ein Interferenzband der durch KOH nicht ver- änderten Xanthophyllfarbstoffe ist. Ähnliche Wirkung wie KOH hat Oxalsäure, wobei auf 450 das früher ermittelte Band des Chloro- phyllans ß erscheint Die vier Bänder der linken Chlorophyllspektrumhälfte sind aber auch ausgesprochene Kombinationsbänder, besonders das I. doppelte Band sowie das IV., welches durch teilweise Überdeckung der ent- sprechenden Chlorophyllinbänder sowie eventuell des Y. Bandes des Chlorophyllans a entsteht. Schüttelt man die alkoholische Chlorophylllösung unter vor- sichtigem Wasserzusatz mit Petroläther nach KRAUS, so erscheint in der schwach grünlichgelben Xanthophyllschicht bei genügender Dicke das IV. Band als bei 535 — 550 liegend und dem bei 570 beginnenden und links schlecht abgegrenzten III. Band gleich oder selbst über- legen. Die zweite Hälfte des I. Bandes erscheint relativ intensiver als in der ursprünglichen Lösung, und unter Umständen erhält mau sogar diese beiden Hälften äquipotent und durch ein Absorptions- minimum getrennt. In einer solchen Lösung ist das III. Band nicht mehr zu unterscheiden, während das IV. bei 535 — 550 hervortritt. Schüttelt man das „Kyauophyll" wiederholt mit 80 prozentigem Alkohol, so zeigen die alkoholischen Phasen zwischen F und A die beiden erwähnten Chlorophyllinbänder, von denen das erstere, schwächere, dem Chlorophyllin ß angehörende, allmählich schwächer und schwächer wird und endlich vollständig verschwindet. Alle diese Tatsachen waren ersichtlich aus den von mir ermittelten Absorptions- spektren der Chlorophylline vorauszusehen und bilden daher eine letzte, fast überflüssige Bestätigung desselben. Hauptergebnisse. Die beiden hier zuerst in reinem Zustande untersuchten fluoreszierenden Komponenten des Chlorophylls (Chloro- phylline a und ß) besitzen jede ein scharf charakteristisches, sechs- bändiges Spectrum. Bei geringer Konzentration überdecken sich die Absorptionen der Chloropliylline u und ß nicht. Lauter Einfluss der schwachen Säuren liefern die Chlorophylline nicht die in der Spektralanalytische Untersuchungen über die Chlorophylline. 149 Literatur als Phyllocyanin und Phylloxauthin bekannten Produkte, sondern jedes verwandelt sich zu einem besonderen Clilorophyllan. Das Spektrum einer vollständigen Chlorophylllösung ist ein Kombi- nationsspektrum, ebenso in der rotgelben wie in der blauvioletten Hälfte. Die erste Hälfte des Hauptabsorptionsbandes im Rot gehört dem Chlorophyllin a, die zweite dem Chlorophyllin ß. Das IV. Band entsteht durch teihveise Überdeckung der entsprechenden Chloro- phyllinbänder sowie des V. Chlorophyllin a- Bandes. Das Y. hinter F liegende Band gehört dem Chlorophyllin ß, während das VI. (vor G) vom Chlorophyllin a herrührt. Es findet somit zwischen den fluoreszierenden Komponenten des Chlorophylls eine w^eitgehende optische Arbeitsteilung statt. Literatur. Engelmaxn, Th., I. Pflüg. Arch. 23 J880) 571; — II. Bot. Zeit. 39 (1881) 441. 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Dasselbe; achtfache Konzentration. , 8. Dasselbe; 32-fache Konzentration. „ 9. Chlorophyllan a in ätherischer Lösung. Schwache Konzentration. „ 10. Dasselbe; achtfache Konzentration. ., 11. Chlorophyllan ß in ätherischer Lösung. Schwache Konzentration. , 12. Dasselbe; achtfache Konzentration. 22. C. A.Weber: Euryaie europaea nov. sp. foss. Mit Tafel IV. Eingegangen am 27. März 1907. Von Herrn W. SUKATSCHEFP in St. Petersburg erhielt ich im Dezember des vorigen Jahres einen ihm unbekannten fossilen Samen, den er in einem interglazialen Süsswassermergel bei Lichwin im Gouvernement Kaluga gefunden hatte, zur Bestimmung. Der Samen zeigte auf den ersten Blick Eigentümlichkeiten, die mich lebhaft an die der Samen von Euryaie ferox Salisb. erinnerten, welche ich bei einer früheren Gelegenheit kennen gelernt hatte. Ich beschloss daher, die Frage, ob er mit dieser Art oder Gattung iu nähere Be- ziehung gebracht werden könne, eingehend zu prüfen, und teile im Folgenden das Ergebnis meiner Untersuchung mit, da vorderhand keine Aussicht vorhanden ist, mehr fossiles Material zu erhalten, und Herr SUKATSCHEFF das Ergebnis für seine demnächst stattfindende ausführliche YeröfFentlichuno- über die betreffende interglaziale Fund- statte zu verwerten wünscht. Der fossile Samen ist von dunkelbrauner Farbe, 5,60 mm hoch, 5,65 mm breit und 4,10 mm dick. Er lässt Operkulum, Hilum und Raphe erkennen und ist durch Druck während der fossilen Auf- Euryale europaea nov. sp. foss. 151 bevvahrung von der Seite der Raphe her abgeflacht worden, so dass er jetzt im Querschnitt elliptisch erscheint. Ursprünglich war der Querschnitt kreisrund. Berücksichtigt man dies, so lautet die Diagnose: Samen eiförmig, am Mikropylarteil gestutzt und dort mit einem etwas eingesenkten, verhältnismässig grossen, kegelig zitzenförmigen Operkulum versehen. Raphe kräftig, einen vorspringenden, ge- rundeten Kiel bildend. Hilum länglich elliptisch, ausserhalb des Operkukims liegend. Samenschale derb, glatt, glanzlos, bei zehn- maliger Lupenvergrösserung durch die etwas vorgewölbten Epithel- zellen chagrinartig aussehend, dreischichtig. Die Höhe des einzigen vorliegenden Exemplars 5,60 mm, sein (ursprünglicher) Durchmesser, ausschliesslich der Raphe, etwa 4,5 mm. Das Operkulum ist infolge des Zusammendrückens jetzt elliptisch. Seine «"esrenwärtigen Durchmesser sind 2,14 mm und 1,25 mm. Der Durchmesser in dem ursprünglichen, kreisrunden Zustande betrug 1,70 vim. An der Spitze findet sich die Mikropyle in Gestalt einer kleinen Grube, deren Wall von einigen radialen Falten durchsetzt wird. Das Hilum ist in seiner ursprünglichen Gestalt unverändert ge- blieben, 2,64 mm lang, 1,24 mm breit, länglich-elliptisch. In der Mitte zeigt es die Narbe des Gefässbündels als eine kleine Ver- tiefung. Mit seinem oberen Scheitel stösst es an das Operkulum, mit ihm durch eine schmale Einsattelung des Walles der Samen- schale verbunden, der das Operkulum umgibt. Die Raphe ist stark entwickelt, gerundet-kielartig. Sie ist im oberen Teile, der das Hilum trägt, verbreitert und springt etwa 0,8 mm aus der Samenoberfläche vor. Nach unten verschmälert und verflacht sie sich. Die Samenschale ist 0,27 bis 0,32 mm dick. Ihr Epithel besteht aus einer einzigen Lage flach palisaden- artiger Zellen, die von der Oberfläche gesehen unregelmässig hexa- ffonal und mit geraden Seitenwänden erscheinen. Ihre äussere Wand ist flach nach aussen gewölbt. Im unteren Teile des Samens (woher der abgebildete Querschnitt Fig. Jl stammt) ist die äussere W^and infolge von Druck oft etwas verbogen und nach innen gekrümmt. Die Zellen lassen keine regelmässige Anordnung in Reihen erkennen, mit Ausnahme eines schmalen Saumes in der Umgebung des Oper- kulum, wo sie mehrere konzentrische Reihen bilden. Auf Quer- schnitten durch die Schale erscheinen die Epithelzellen oblong, 39—46 /t hoch und 36—90 jj, (im Durchschnitt aus 50 Messungen 68 jx) breit. Alle Wände sind verdickt, am meisten die Innenwände. Die Aussenwände sind ungetüpfelt, die Seitenwände mit einem zarten Netzwerk mit rautenförmigen Maschen, die Innenwände mit wenigen spaltenartigen, sehr kleinen Tüpfeln besetzt. Alle Epithelzellen er- 152 C. A. WEBEE: füllt eine feinkörnige, undurchsichtige Masse, deren Natur ich nicht aufgeklärt habe, da ich den Samen nicht vollständig der Unter- suchung opfern wollte. Die mittlere Schicht der Samenschale ist 190 — 195 [x dick. Sie besteht aus acht bis zwölf Lagen rundlicher, in radialer Richtung meist etwas abgeflachter Zellen mit Interzellulargängen. Yon den Zellwänden sind fast immer nur die Primärlamellen erhalten, doch finden sich hin und wieder Reste von Wandverdickungen. Wahr- scheinlich war die Schicht ein Sklerenchym. In der Richtung nach dem Sameninnern verflachen und strecken sich die Zellen allmählich stärker und gehen ohne scharfe Grenze in die der folgenden Schicht über. Die innerste Schicht der Samenschale besteht aus radial stark abgeflachten, von der Fläche aus gesehen polygonalen Zellen, die sich nach ihren Räudern schneidend scharf verjüngen und daher auf verschieden gerichteten Querschnitten prosenchymatisch, zwei- bis dreimal so lang wie die Zellen der mittleren Schicht erscheinen. Sie sehliessen sich lückenlos aneinander. Es sind ebenfalls nur die Primärlamellen erhalten geblieben. Die Dicke der innersten Schalen- Schicht beträgt rund 45 //. Sie enthält fünf bis sieben Zellenlagen. Ich bemerke noch, dass sich auch in den beiden äusseren Schichten der Samenschale bei Schnitten, die senkrecht zur Ober- fläche, aber unter beliebigen Winkeln zur Längsachse des Samens geführt waren, stets dasselbe Bild der Zellen ergab. Die rezente Eu7^yale fe)'oa\ mit der wir die vorstehenden Befunde zu vergleichen haben, hat eiförmige, am Mikropylarende gestutzte Samen, die bis 12 mm Höhe und, abgesehen von der Raphe, bis 8 r?im Querdurchmesser aufweisen. Die Raphe wiederholt die Verhältnisse des fossilen Samens, das Operkulum in gleicherweise. Sein Durch- messer schwankt bei den mir vorliegenden Samen zwischen 1,67 und 1,90 Wim. Das Hilum ist verhältnismässig viel kleiner als bei dem fossilen Samen und mehr rundlich elliptisch. Seine beiden Durch- messer betragen 1,00 — 2,25 und 0,80 — 1,00 mvi Alle vollkommen ausgereiften Samen dieser Art (mehrere aus botanischen Gärten des Festlandes im Samentausch erhaltene waren dies nicht), die ich gesehen habe, besitzen eine dunkelbraune, glanz- lose, bei Lupenvergrösserung chagrinartig erscheinende und auffallend höckerige, dicke Schale.*) 1) Ausser mehreren aus Bengalen .stammenden, in meinem Besitz befindlichen Samen habe ich ferneres Material durch die Güte des Herrn Dr. F. DARWIN, der Direktion des Botanischen Gartens in Kew und Herrn Dr. BITTER in Bremen er- halten. Es ist mir eine angenehme Pflicht, ihnen auch an dieser Stelle meinen Dank dafür auszusprechen. Euryale europaea nov. sp. foss. 153 Wenn die Abbildung des Samens von Eunjale ferox^ die BaiLLON gegeben hat/) richtig ist, so kommen aber auch Körner mit glatter Schale vor, wie sie der fossile Samen besitzt. Die Höcker sind bei- läufig durch eine ungleichmässige Verdickung der Schale hervor- gerufen, die ihrerseits wieder durch eine Vergrösserung der Epithel- zellen und eine Vermehrung der Zellenlagen der mittleren Schicht bedingt ist. Der eigentliche Kern der Samen (das Perisperm) ist immer ganz glatt. Die Zellen der äusseren Schicht sind, wie bei dem fossilen Samen, nur in dem schmalen Saume, der die Operkularöffnung um- gibt, in einigen konzentrischen Reihen, im übrigen aber nicht ge- ordnet. Die Dicke der Samenschale beträgt an den dünneren Stellen 0,60 — 0,65, an den dickeren 0,75 — 0,90 mm. Die Schale lässt die- selben drei Schichten wie die des fossilen Samens erkennen. Die Epithelzellen sind deutlicher palisadenförmig, 90 — 175 ^t hoch, 55 — 170 ii im Qiierdurchmesser breit, bei unregelmässig hexa- gonalem Querschnitt. Der Hauptunterschied gegenüber dem fossilen Samen liegt darin, dass die Aussenwände zitzen- bis knaufartig aus- gestülpt sind, die starke Verdickung sich nur auf die Aussen- und Innenwand erstreckt, und dass Seiten- und Innenwand ziemlich gleich- massig mit ziemlich zerstreuten, grossen, spaltenförmigen Tüpfeln bald mehr, bald minder reichlich versehen sind. Sämtliche Epithel- zellen sind dicht mit körnigem Gerbstoff erfüllt. Die mittlere Schicht der Samenschale besteht aus kugeligen bis etwas abgeflachten, reich getüpfelten, ebenfalls gerbstoffhaltigen Sklerenchymzellen mit Interzellulargängen. Sie zeigt, abgesehen von der Gesamtdicke, die 0,35 — 0,62 mm beträgt, und von der be- deutenden Grösse der Zellen, gute Übereinstimmung mit der mittleren Schicht des fossilen Samens. Die Zahl der Zellenlagen beträft an den dünneren Stellen der Schale etwa 8 bis 10, an den dickeren 14 bis 16, zuweilen auch 18. Ebenso zeigt die innerste Schicht, in welche die vorige all- mählich übergeht, genau dieselben Verhältnisse wie dort, abgesehen von den grösseren Zellen. Sie ist bei Euryale ferox 0,13 mm dick und besteht aus sieben bis neun Lagen abgeplatteter, an den Rändern zugeschärfter, polygonaler Zellen, ohne Interzellularen, mit ver- dickten, reich getüpfelten Wänden und etwas Gerbstoffgehalt. Auch hier ergeben verschieden gerichtete Schnitte immer das- selbe Zellenbild der Samenschale. 1) Histoire desPlantes, Paris 1872, t. 3 und dieselbe Abbildung in Dictionnaire de Botanique, Paris 1886, t. 2. 154 C. A. Weber: Übereinstimmung' besteht demnach zwischen dem fossilen Samen und denen von Euryale ferox in der eiförmigen Gestalt mit gestutztem Mikropylarteil, dem Vorhandensein einer stark entwickelten, rundlich- kielartigen, oben verbreiterten und kräftig vorspringenden, unten verschmälerten und verjüngten Raphe, eines etwas eingesenkten, kegelig-zitzenförmigen Operkulums, das an der Spitze die Mikropyle trägt, eines grossen elliptischen Hilums, das ausserhalb der Oper- kulums liegt, aber unmittelbar an dieses stösst, und endlich in dem allgemeinen Bau der Samenschale. In allen diesen Punkten tritt die Ähnlichkeit der beiderlei Samen so unverkennbar und auffallend hervor, dass die Annahme einer generellen verwandtschaftlichen Beziehung der Pflanzen, von denen sie herrühren, wie ich glaube, nicht ungerechtfertigt erscheint. Das Vorhandensein eines Operkulum und die Lage des Hilums ausserhalb desselben sind nach CasPARY in der Famile der Nymphaeaceen entscheidende Merkmale der Gattung Euryale. Die Unterschiede des fossilen Samens gegenüber denen von Euryale ferox liegen, wenn wir von den durch die Fossilisierung be- dingten absehen, in der geringeren Grösse des ganzen Körpers, der stärkeren Entwicklung und mehr gestreckten Gestalt des Hilums, der geringeren Dicke der Samenschale, der geringeren Grösse ihrer Zellen und in der abweichenden Ausbildung des Epithels. Die meisten dieser Abweichungen sind möglicherweise individuelle Eigentümlichkeiten des einzigen vorhandenen fossilen Exemplares. Das gleiche gilt vielleicht auch, wenn die erwähnte BAILLON'sche Abbildung richtig ist, von der glatten, nicht höckerigen Beschaffen- heit seiner Schale. Ob man dasselbe auch für die geringe Dicke der Samenschale und die geringere Grösse ihrer Zellen behaupten darf, lasse ich dahingestellt sein. Sicher aber ist die abweichende Beschaffenheit des Epithels derart, dass sie entschieden gegen eine Identifizierung der fossilen mit der rezenten Pflanze spricht. Es fragt sich nur, ob sie die Aufstellung einer neuen Art von Euryale rechtfertigt oder vielmehr die einer neuen, der rezenten sehr nahestehenden Gattung. Nun lehrt eine Durchsicht des Baues der Samenschale verschie- dener Arten der Gattung Nymphaea., dass zwischen diesen mindestens ebenso starke Abweichungen vorkommen, wie wir zwischen unserem fossilem Samen und denen von Euryale ferox festgestellt haben. Ähnliches ist der Eall zwischen Victoria regia Lindl. und V. cruziana d'Orb. Daraus folgt meines Erachtens, dass unterschiede in der Ausbildung und Beschaffenheit der einzelnen Schichten der Samenschale (wie auch ihre äussere Ornamentierung) innerhalb der Nymphaeaceen keinen verschiedenen Artcharakter bedingen. Es hindert deshalb meiner Meinung nach nichts, den fossilen Samen Euryale europaea uov. sp. loss. 155 von Lichwin als von einer neuen Art der Gattung Euryale her- rührend aufzufassen, für die ich den Namen Eurt/ale europaea vor- schlage. Pflichtet man mir bei. so reiht sich die Entdeckung einer neuen Art der Gattung Euryale in Europa der von Picea omorikoides Web. und von Vaccinium priscum Web. an, denen sich die jetzt noch auf der Balkanhalbinsel lebende Pinus peuce Gris., Picea omorika Panc., Forsythia europaea Degen und Sibiraea croatica Degen auschliessen, sämtlich Arten, die, wie ASCHERSON mit Recht bemerkt,^) auf eine ehemals noch innigere Wechselbeziehung zwischen der europäischen Flora und der des östlichen und zentralen Asiens als in der Gegen- wart hindeuten. Die Unterschiede beider Florenbezirke wie der nordamerikanischen haben sich, wie bereits EngLER dargelegt hat,^) erst während der zweiton Hälfte der Tertiärzeit und während der Diluvialzeit herausgebildet, teils durch die gesonderte Entstehung neuer, teils durch die Vernichtung alter Arten, von der Europa während der Diluvialzeit, wie es scheint, besonders lebhaft betroffen worden ist. Euryale ferox^ der einzige jetzt noch lebende Vertreter dieser Gattung, wächst im tropischen und subtropischen Asien von Bengalen durch China und Japan, vermag sich aber offenbar auch rauheren klimatischen Verhältnissen anzupassen. Nämlich an ihrem nörd- lichsten Standorte, der sich nach REGEL ^j im oberen Ussurigebiete an der Sungatscha und der Ima unter 45° 56' n. Br. findet, betragen die mittleren Temperaturen*) im Januar - 18° C, im Juli A^'1\°Q. und im Jahre kaum -\- 4° C. Die Pflanze lebt dort in kleinen Seen zusammen mit JSelumbo speciosum Willd. Ferner werden von REGEL und MaaCK (a. a. 0.) aus dem nördlichsten Wohngebiete der Pflanze noch folgende W^assergewächse augegeben, mit denen sie wahrschein- lich öfters vergesellschaftet ist und die ich hier nur soweit nenne, als ich sie in KOMAROV's Flora Manshuriae^) zu vergleichen ver- mochte: Salvima natans All. Glyceria aquatica L. Lemna minor L. Scirpus paluster L. Lernna trisulca L. Scirpus Tabernaemontani Gmel. 1) Sitzungsbericht der Ges. Naturf. Freunde, Berlin 1906, Nr. 8/9. 2) Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt seit der Tertiärperiode. Leipzig, 1879. 3) Tent. flor. Ussur. Mem. Acad. St. Petersburg, VII. Ser., T. IV Nr. 4, 1862. 4)'Nach Berghaus, Physik. Atlas 1892, Taf. 27—29. — An dem weiter süd- lich liegenden Wladiwostok betragen die Mitteltemperaturen im Januar — 14,8°C.> im Juli +20,9°C., im Jahre +4°C. (Hann, Handbuch der Klimatologie 1897, III., S. 218). 5) Acta Horti Petropolitani t. XX und XXII, 1901/04. laß C. A. Weber: Eurjale puropaea nov. sp. foss. Lovina pohjrrhiza L. Sdrpus niaritimus L. Tijpha latifolia L Eriophorum angustifolium 'Roth. Potamogeton natans L. Iris Maachii Maxim. Najas viajor All. Pohjgonum amphibium L. AUsma plantago L. Nymphaea tetragona Georgi. Sagittaria sagittifolia L. Nuphar pumilum Smith. Butomus uvihellatus L. Ceratophyllum demersuvi L. Arundo phragmites L. u. a. m. Euryale europaea lebte nacli Herrn SUKATSCHEFF's brieflicher Mitteilung im Gouvernement Kaluga während der betreffenden Inter- glazialzeit^) in der Gesellschaft von Najas major All., Straiiotes aloides L-, Potamogeton natans L., P. crispus L., Ceratophyllum demersum L., Trapa natans L. u. a. m. unter klimatischen Verhält- nissen, die den jetzt in West- und Mitteleuropa innerhalb des Ver- breitungsgebietes von Fagus silvatica Ij. und Abies peciinata D. C. herrschenden entsprechen; denn Herr SUKATSCHEFF hat das A'or- kommen dieser und anderer für gemässigte, mehr ozeanische, klima- tische Verhältnisse sprechenden Bäume in der Fundschicht fest- gestellt. Allem Anschein nach wuchs Euryale europaea also damals an ihrem Fundorte unter wesentlich milderen klimatischen Be- dino-uugen als ihre Verwandte gegenwärtig an ihrem nördlichsten Standorte im Ussurigebiete, und auch unter milderen, als jetzt bei Kaluga herrschen. Die gegenwärtigen Temperaturmittel dieses Ortes sind") im Januar - 10,2° C, im Juli + 19° C. und im Jahre + 4,5° C. Man mag es bezweifeln, dass Euryale europaea ebenso wie ihre heutige Verwandte eine hauptsächlich in tropischen und subtropischen Gebieten lebende Pflanze war, die nur stellenweise in die gemässigte Zone eindrang, da sie sich bei weiterer Verbreitung im Tropen- gebiete in diesem wahrscheinlich bis zur Gegenwart erhalten hätte. Für die Entscheidung der Frage wäre es von Interesse, zu wissen, ob unsere Pflanze schon zur Tertiärzeit in Europa wuchs. Dies ist aber vorläufig ungewiss. Vielleicht bringt eine erneute Durchsicht der Samenfunde aus tertiären Ablagerungen darüber Aufschluss. Vernichtet wurde diese Art wahrscheinlich infolge der nachfolo-enden erneuten Vereisung, der ein grosser Teil dieses Weltteiles verfiel, und dürfte sich in dieser Hinsicht ähnlich wie Brasenia purpu7'ea Mich, und Dulicliium spathaceum Pers. verhalten haben, die noch bis vor Beginn der dritten Haupteiszeit in Europa lebten. 1) Herr SukatsCHEFF -wird darüber in „Materialien zur Geologie Russlands, lierausp:egeben von der Kaiserl. Mineralog. Gesellschaft St Petersburg, 1907" aus- führlicher berichten. 2) Hann, Handbuch der Klimatologie 1897, III., S. 173. P. SORAUER: Blitzspuren und Frostspuren. 157 Die Beantwortung der Frage, ob der Ursprung der Gattung Euryale in Europa oder in Asien oder wo sonst zn suchen sei, hängt von weiteren fossilen Funden ab. Die heutige Verbreitung gestattet darauf ebensowenig wie auf die Geschichte der Gattung einen sicheren Schluss. Erklärnng der Abbildang'en. Tafel IV. Fi/:. Ä. N "^■■i" u^ \ J) "^-r-J t z Fi''. 1. Kiefer, künstlicher Frost. z Einzelne abgetötete Rindenzellen mit braunem, gleichmässigem Inhalt. h Höhlung im abgestorbenen Gewebekern. u Wenig gefärbte oder fast farblose Umkleidung der zentralen Höhlung, welche in Bau und Lagerung deutlich noch die Struktur der Auskleidung eines Harz- ganges erkennen last. p Vollständig verharzte, braune Rindenparenchymzelleu aus der Umgebung des Harzganges. w Tafellörmig gestrecktes stärkeführendes Parenchym. r\) Normales Eindenparenchjm. Zentrum dieser augenförmigen Figur wurde häufig durch eine Höhlung (A) gebildet, welche von schwach gebräunten, bisweilen fast farblosen Zellen iiC) ausgekleidet war. Bei Vergleich der mit jedem Schnitte wechselnden Bilder kam man zu der Überzeugung, dass diese den Hohlraum umschliessenden Zellen der Auskleidung eines Harzganges entsprachen und bisweilen blasig in denselben hinein vorgev^'ölbt gewesen waren. Daran grenzte nach aussen ein Blitzspuren und Frostspureu. 161 abgestorbenes Riiulenparenchyiii (p), dessen Zellen nur selten zu- sanimeno-efalleu waren und meist in ihrer natürlichen Grösse in Inlialt und Wandung verharzt sich erwiesen. Bei Aufhellung der Schnitte erkannte man in dem abgestorbenen Parenchym noch einzelne Oxalatgruppen und Zellen mit Körnern, die als verharzte Stärkekörner anzusehen sind. An das tote Gewebe grenzte nach aussen jene oben erwähnte ringförmige Zone tafelförmiger Zellen, die ihrer Anordnung nach einer Korkumwallung glichen, aber mit Chlorzinkjod Cellulosereaktion in ihren Wandungen zeigten nnd viel- fach reichlich mit Stärke und Harztröpfchen angefüllt waren (w). Diese Umwallung des toten Gewebekernes, welche das augenförmige Aussehen der Frostwunde bedingte, ging dann in das normale Rindenparenchym (;•/>) über, das hier und da noch Spuren von Stärke erkennen Hess. Aus dem geschilderten Befunde ergibt sich, dass die Frost- wirkung, abgesehen von der Tötung einzelner in bestimmter Ent- fernung vom Holzringe liegender, wahrscheinlich zuckerreich ge- wesener Parenchymzellen am ganzen Stamm umfang, auch noch an einer Stammseite grössere Gewebeiuseln innerhalb der Rinde zum Absterben gebracht hat Solche einseitige stärkere Frostbeschädigung ist der normale Fall auch bei natürlichen Frösten. Bei den Laub- bäumen aber leiden in den meisten Fällen zuerst die Hartbast- gruppen und deren nächste Umgebung. Der Abschluss des abge- töteten Gewebes von dem gesunden Rindenparenchym erfolgt je nach der Baumart nnd der Kräftigkeit des Individuums in ver- schiedener Weise. Entweder bildet das umgebende Gewebe tatsäch- lich zunächst eine ringförmige Zone von schmalen Tafelkorkzellen, die allmählich in tafelförmiges Parenchym übergehen oder letzteres schliesst sich, wie im vorliegenden Falle bei der Kiefer, unmittelbar an. den toten Gewebekern an. Diese Neubildung eines solchen mauerförmigen Geweberinges erkläre ich mir hervorgerufen durch den Wundreiz, infolgedessen ein reichlicheres Zuströmen von plastischem Material eingeleitet wird. Dafür spricht der Umstand, dass, wie hier bei der Kiefer, diese Gewebezone reichlich Stärke enthält, während im übrigen Rindenparenchym nur spärliche Stärkeablagerung bemerkbar ist. Unter Umständen kann um derartige (auch aus anderen Ursachen) abgestorbenen Gewebeinseln eine so reichliche Neubildung von Rindenparenchym eintreten, dass schwielige Gewebepolster entstehen. Ja, bisweilen bilden derartige Inseln den Kern, um welchen eine Knollenmaserbildung sich einleitet, wie ich bei Pomaceen beobachtet habe. Fig. 2 ist das Bild der Rindenbeschädigung, die V. TüBEUP durch künstliches Anblitzen einer Fichte erhalten hat. Wir sehen ir.2 P. SORAUER: zwei Blitzspuren, die in ihrer Gestalt den Frostspuren ähnlich sind und, wie diese, um einen toten Kern eine ringförmige Umwallung erkennen lassen, wodurch das augenförmige Aussehen veranlasst wird. Derartige Blitzspuren sind in annähernd gleicher Entfernung vom Holzkörper in der Rinde zu finden, so dass man annehmen muss, es ist eine bestimmte ältere Rindenregion, in welcher der elektrische Funken besonders leicht seinen Weg findet. kJc h '^ st Fig. 2. Fichte, küustliche Blitzspur. b Zentraler Teil der Blitzspur im Eindenparenchym. h Normale Hartbastgruppe. ¥ Von der Blitzspur eingeschlossene Hartbastgruppe. k Korkring. kk Die dem Korkcambium ähnliche Zelllage. g Harzgang in der gesunden Rinde, aus dessen normaler Auskleidung einzelne Zellen sich blasenartig vorwölben. gg Mit Harz ausgefüllter Harzgang. 0 Oxalatkristalle. st Mit Stärke erfüllte Rindenzellen, rp Gesundes Rindenparenchym. V Verquollene Gewebegruppen in demselben. seh Borkenschuppe. Die Blitzspur (b) gliedert sich in einen zentralen braunen, streifenartigen Kern aus verquollenem Parenchym. Derselbe wird von einer breiten, hellen Zone (k) umgeben, die aus radial ange- ordneten Reihen sehr dünnwandiger, nahezu inhaltsloser, oft luft- führender Zellen besteht. Nach aussen stösst diese Zone an einen Gewebering (M) aus tafelförmigen, plasmareichen, in ihren Wandungen die Cellulose- reaktion zeigenden Zellen, die allmählich in das normale, gross- Blitzspiiron und Frostspuron. 163 lumige Kiiidenparencliyiu (rp) übergehen. Die ausserhalb, aber ziemlich nahe der Blitzspur liegenden Harzgänge (g) sind in der Kegel nicht verändert; die bisweilen blasig in den Harzgang hinein sich vorwölbenden Zellen der Auskleidung sind hellwandig. Auch diese blasige Auftreibung der Wandungszellen ist eine normale Er- scheinung; denn man findet an Zweigen gesunder Fichten im Winter manchmal die Harzgänge vollkommen ausgefüllt durch thyllenartige Erweiterungen der Wandungszellen. Vereinzelt treten in unmittel- barer Nähe der Blitzspur auch Harzgänge auf, bei denen die aus- füllenden Zellen zu braunen verquollenen harzigen Massen um- gewandelt sind Der tote Gewebekern im Zentrum der Blitzspur besteht häufig nur aus abgetötetem Rindenparenchym; manchmal jedoch erkennt man auch, dass einzelne Bastgruppen (/V) dabei beteiligt sind. Hervorzuheben ist der Umstand, dass die abgetöteten Parenchym- zellen vielfach gänzlich zusammengefallen und vertrocknet erscheinen. Dieses Zusammentrocknen erkläre ich mir als die Ursache für die Entstehung der hellen Ringzonen aus weitlumigen, dünnwandigen Zellen, welche sich als wirkliche Korkzellen erweisen und den Unter- schied von der Frostwumle bedin^eu. o" Ich mache mir nun folgende Vorstellung von dem Zustande- kommen dieses Unterschiedes in den beiden Wundformen. Der elektrische Funken bedingt ein schnelles Austrocknen des ab- getöteten Gewebes. Da er ebenso wie der Frost kein langsam ver- laufendes nachträoliches Absterben des anstossenden Gewebes ver- anlasst, so grenzen an die abgetöteten Gewebeherde unmittelbar lebenskräftige, reaktionsfähioe Zellen. Eine Reaktion auf den Wundreiz stellt sich sofort ein, wenn die vegetative Tätigkeit in der Rinde sich geltend macht. Das Parenchym an der Grenze des toten Gewebes antwortet auf den Wundreiz durch Zellstreckung und Zell- vermehrung. Die durch den Blitz zusammengetrockneten Zellpartien bieten der Umgebung Raum zu bedeutender Streckung und Fäche- rung. Je schneller der Vorgang stattfindet, desto mehr Material wird verbraucht. Ist dasselbe zurzeit nicht in genügender Menge vorrätig, findet nur Korkbildung statt, und damit erklärt sich, dass nach der elektrischen Entladung das die zusammentrocknende Gewebeinsel umgebende Rindenparenchym, das eine viel schnellere Streckung und Fächerung- zur Ausfüllung des grösseren Raumes erfahren muss, mit Korkbildung antwortet. Bei der Abtötung einer mitten im Rindenparenchym liegenden Gewebeinsel durch den Frost erfolgt zunächst kein Vertrocknen des Gewebes. Die abgetöteten verquollenen Zellen behalten ihren Umfang infoke der noch vorhandenen Turgescenz. Somit wird auch der Druck Ber. der deutschen Bot. üesellsch. XXV. 12 164 P- SORATJER: Blitzspuren und Frostspuren. des frostbeschädig'teii, sterbenden Gewebes auf die gesund und reaktionsfällig- gebliebene Umgebung nicht wesentlich vermindert. Damit fällt aber für die umoebenden Zellen auch die Veranlassuno- fort, sich so stark zu verlängern und zu fächern, wie dies beim Ver- trocknen der Blitzspur notwendig war. Es wird also um den toten Kern der Frostwunde die infolge des Wundreizes entstellende Neu- bildung in Form einer Ringzone aus spärlicheren und kleineren Zellen auftreten. Das zuströmende plastische Material kann nicht mehr zur Zellvermehrung verbraucht werden, da der Bedarf gedeckt ist, und wird daher in Form von Reservestoffen sich niederschlao-en. Daher die direkt um die Frostwunde bemerkbare Stärkeanhäufung. Als positives Ergebnis der Untersuchung wäre anzuführen, dass bei den Nadelhölzern ein bestimmter Unterschied zwischen künstlich erzeuo-ten aui-enförmioen Blitz- und Frostwunden besteht. Bei der Blitz- wunde trocknet das abgetötete Rindengewebe schnell zusammen und wird zunächst von einem lockeren Korkmantel umgeben, der einen hellen Augenring darstellt. Bei der Frostwunde behalten die abgetöteten Zellen im Innern des Rindenparenchyms zunächst ihren früheren Umfang; sie werden zwar ebenfalls eingeschlossen von einer Ring- zone neugebildeter Zellen, aber diese entwickeln sich nicht zu einem lockeren Korkmantel, sondern bilden eine schmale Zone englumigen Parenchyms, das reicher au Reservestoffen wie das normale Rinden- parenchym zu sein pflegt. Diese Zone stellt sich bei der Blitzwunde erst nach der Korkzone ein. Hinzu kommt noch der von V. TUBEUF angegebene Unterschied, dass bei der Blitzwunde der abgetötete Rindenring in immer schmaler werdenden Bändern abwärts in das gesunde Gewebe hinein ausstrahlt, während eine derartige langsame Abnahme der Frostwirkung und ein streifenartiges Ausstrahlen der toten Gewebezone in die gesunde Rinde hinein bei Nadelhölzern bisher nicht beobachtet worden ist. H. HariniS: über Kleistogamie bei der Gattung Clitoria. 165 24. H. Harms: Über Kleistogamie bei der Gattung Ciitoria. Mit Tafel V. Eingegangen am 28. März 1907. Der brasilianische Botaniker LeaNDEO DE SACRAMENTO be- schrieb in Deukschr. Akad. München YII. (1821) 233 t. 12 eine neue Gattung der Leguminosae aus der Umgebung von Rio de Janeiro, der er zu Ehren von C. FR. PH. MarTIÜS den Namen Martia bei- legte (mit der einzigen Art M. physalodes). Diese übrigens ganz dem Habitus der Papilionatae entsprechende Gattung sollte sich durch das Fehlen der Blumenkrone und starke Reduktion im Androeceum aus- zeichnen; die Blüten zeigten nur zwei getrennte fertile Stamina und daneben zwei winzige, ebenfalls getrennte Staubfadenrudimente. Aus dem anfangs im Kelche eingeschlossenen Pistill gehen reife, läng- liche Hülsen mit vier bis acht kugeligen, klebrigen Samen hervor. ZUCCARINI (Abb. Akad. München I. (1832) 337) stellte zur selben Gattung eine zweite Art aus Mexiko; sie war im Botanischen Garten zu München zur Blüte gekommen, und ZUCCARINI gab von ihr eine ausführliche Beschreibung und gute Abbildung (t. 14, 15). Zugleich verfasste er eine viel genauere Diagnose der Gattung Martia. Er glaubte die selbständige Stellung der Gattung gegenüber gewissen Zweifeln an der Richtigkeit der ursprünglichen Beschreibung betonen zu müssen ^) BenTHAM (Ann. Wien. Mus. H. (1838) 116) klärte die Sache auf, indem er nachwies, dass Martia physalodes Leandro de Sacra- mento zu Neurocarpum ellipticwn Desv. gehöre, einer Phaseolee, die er selbst später (Journ. Linn. Soc. II. (1858) 39) zu Clitoria glycinoides DC. rechnete. Vollkommen zutreffend wies er darauf hin, dass bei dieser Art an einem und demselben Exemplar bisweilen neben Blüten mit voll entwickelter Corolla uud normalem Androeceum unvollständio; ausgebildete Blüten vorkämen, bei denen die Blumen- blätter fehlten und die Staubblätter mehr oder weniger abortiert seien; es seien dann die fertilen Staubblätter ganz kurz und frei. — In der Monographie von Clitoria (Journ. Linn. Soc. II. 36) hebt er hervor, dass diese Erscheinung in der Gattung weit verbreitet sei 1) „Man glaubte, es könne irgendeine Art von Glycine oder Amphicarpaea, die bekanntlich oft flores apetalos haben, durch unvollständige Beobachtung zur Auf- stellung der Gattung veranlasst haben, und die Leandrische Pflanze blieb immer noch dunkel und zweifelhaft" (1. c. 238). 12* 166 H. HARMS: („In nearly all the Clitorias, whether witli or without wiiiged pocls, the lower flowers are often apetalous, alinost without stamens and with smaller calyxes, but producing perfect fruits. This circumstance, long since known in the allied genus Amphiearpaea, and more recently observed in Clitoria glycinoides, led when first discovered, to the establishment of Leandro de Sacramento's genus Martia^ in which Zuccarini included a similarly circumstanced species of Galactia.^^y Auf Sansibar (ohne näheren Standort) sammelte STUHLMANN im Oktober 1889 (n. 908) eine Papilionate, an der nach den vorliegenden zahlreichen Stengelstücken nur Blüten ohne Blumenblätter und mit stark reduziertem Androeceum zu bemerken waren; die Stengel zeigten zugleich in grosser Anzahl wohl entwickelte reife Hülsen, die solchen Blüten entstammten. Nach genauerer Untersuchung ergab sich, dass diese Pflanze trotz gewisser Verschiedenheiten zu derselben Art (Cl. glycinoides) zu rechnen sei, zu der obengenannte Martia pliysalodes gehört. Es handelt sich hier um einen bemerkens- werten Fall von Kleistogami e. Nach BenTHAM's oben erwähnter Bemerkung war zu vermuten, dass auch bei anderen Arten von Clitoria kleistogame Blüten vorkommen, und ich durchmusterte nun daraufhin das Material des Berliner Herbars, um festzustellen, bei welchen Arten die Erscheinung auftrete. In der mir zugänglichen biologischen Literatur vermisste ich genauere Hinweise; bei KNÜTH (Handb. III. 1. (1904) 406) findet man ebensowenig eine Bemerkung über Kleistogamie von Clitoria wie bei LiNDMAN (Bih. Svensk. Yet. Akad. Handl. vol. 27. III. n. 14 (1902) 52) oder MalME (Arkiv för Bot. IV. n. 7. (1905) 15), der in letzter Zeit die Resupination bei dieser Gattung eingehend schilderte. Herr Prof. E. LOEW wies mich darauf hin, dass KUHN (in Bot. Ztg. (l867) 67) unter den Legu- minosen mit kleistogamen Blüten auch „Marti7isia Schult." nennt; damit ist jedenfalls obige Martia gemeint, die bei SCHULTES (Mant. 1. (1822) 69; DC. Prodr. II. (1825) 236) Martiusia heisst (vgl. LOEW in Verh. Bot. Ver. Brandenburg XLVHI. (1907) 249). Es hat sich herausi^estellt, dass Kleistosramie durchaus nicht bei allen Arten, nicht einmal bei der Mehrzahl nachweisbar ist. Die Prüfung des Herbarmaterials zeigte mir, dass unter den 26 von BenTHAM unterschiedenen Arten sich nur drei durch häufigeres oder selteneres Auftreten kleistogamer Blüten auszeichnen. Damit ist nicht gesagt, dass die Erscheinung bei den übrigen Arten ganz fehlt; von manchen Arten besitzt man natürlich bislang nur wenige Herbar- exemplare, und die Sammler legen selbstverständlich zunächst nur Stücke mit gut entwickelten Blüten ein. Die drei Arten, bei denen Kleistogamie beobachtet wurde, gehören zur Sektion Neurocarpian (Desv.) Benth., die ihren Namen davon ableitet, dass die Hülsen- über Kleistogainie bei der Gattung Clitoria. 167 klappen gewöhnlich aussen von einer Längsrippe durchzogen sind, die indessen gelegentlich auch fehlen kann. Die Samen sind bei den Arten dieser Gruppe kugelig oder eiförmig und aussen stark drüsig-klebrig. Die chasmooameu Blüten von Clitoria sind echte Schmetterlings- bluten vom Typus der Pliaseoleae. Der Kelch ist röhrig oder röhrig- trichtertörmig, und seine Form ist für die Gattung charakteristisch; von den fünf Kelchzipfeln sind die beiden oberen etwas miteinander vereint. Die Fahne ist meist gross und überragt die übrigen Fetalen. Das Androeceum ist diadelphisch oder monadelphisch, wenn das Vexillarstaubblatt mit den übrigen mehr oder weniger vereint bleibt. Der lange, schmale, meist behaarte Fruchtknoten ist gestielt und geht in einen behaarten Griffel mit mehr oder minder verbreiterter Narbe aus; er enthält mehrere Samenanlagen. Clitoria ghjcinoides DG. ^) (Prodr. IL 234) ist ein an Gebüsch- rändern oder Zäunen windendes behaartes, seltener fast kahles Kraut mit gestielten gedreiten Blättei'u und eiförmigen oder länglichen Blättchen. In den Blattachseln entwickeln sich Pedunculi, die den 1) Der älteste Name für diese Art ist nach I. ÜRBAN (Symb. antill. IV (1905) -299): Cl. ruhiyinosa Juss. ap. Pers. Syn. II. (1807) .'{»»o. Die Stuhlmann- sche Pflanze, die sich übrigens durch starken TrüjoneUa-Gerach bemerkbar machte, weicht vom Typus der Art, wie ihn die Mehrzahl der amerikanischen Exemplare darstellt, durch sehr schwache Behaarung' und dadurch ab, dass die Hülsen meist der sonst für die Sektion charakteristischen Längsrippe entbehren, die gewöhnlich auch die Hülsen dieser Art auszeichnet. Trotzdem habe ich die Pflanze zu Cl. glycinoides gerechnet, weil wenig behaarte Formen auch unter den amerika- nischen Exemplaren auftreten und bei einigen Hülsen der Sansibarpflanze eine ganz schwache Rippe erkennbar war. Dieses Merkmal ist ofi'enbar schwankender Natur, wie auch Bentham schon hervorhebt. Unter den westindischen Exemplaren des Herb. Kkug et Urban findet sich eines von Martinique, dessen Hülsen keine Längs- rippe zeigen, das sich sonst aber nicht wesentlich von den übrigen Exemplaren der Art unterscheidet (Cl. glycinoides DC. var. ecostata Urb. in DUSS, Fl. Ant. franr;. (1897) 208, Duss n. 1075, mit chasmog. und kleistog. Bl.). — Die Art ist in OLIV. Fl. Trop. Afr. IL nicht erwähnt.. Ausser Stuhlmann's Pflanze gehört zur selben Art noch ein Exemplar aus Westafrika (Lagos; MlLLEN n. 129) mit chasmogamen Blüten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die beiden afrikanischen Exemplare auf eiue Einschleppung aus Amerika zurückzuführen sind; Cl. cajanifolia wurde nach den Angaben der Autoren von Amerika in das tropische Asien hinübergebracht (s. unten). Zu VI. mariana L., einer uordamerikanischen, mit ylgcinoides sehr nahe verwandten Art hat Bentham einige Exemplare aus Ostindien (Himalaya, Khasia, Tavoy) gerechnet, die in den Gebieten offenbar einheimisch sind. Es ist mir frag- lich, ob diese nicht eher zu glycinoides gestellt werden müssen, trotz ihrer Kahlheit und ungerippten Hülse. Sie stimmen durch die breiten, eiförmigen oder eiförmig- lanzettlichen Stipeln und durch kräftigeren Wuchs besser mit glycinoides überein als mit mariana, die im allgemeinen eine zartere Pflanze zu sein scheint mit schmäleren lanzettlichen Stipeln. Bei den ostindischen Exemplaren habe ich Kleistogamie nicht beobachtet, die auch für Cl. mariana L. bisher nicht an- gegeben wird. 168 H. HARMS: Blattstiel an Länge meist überragen und an ihrer Spitze zwei bis drei ganz kurz gestielte Blüten dicht nebeneinander tragen, bisweilen auch nur einblütig sind. Bei den normalen, chasmogamen Schmetter- lingsblüten zeigt der am Grunde von zwei Yorblättern umgebene, etwa 18 bis 23 mm lange, bei grossblütigen Formen bis 30 mm er- reichende Kelch einen röhrig-trichterförmigen Tubus und ziemlich grosse, aus breitem Grunde spitze Zipfel. Die Fahne der ansehn- lichen weissen, rötlich-weissen oder hellgelblichen Blumenkrone über- ragt die übrigen Fetalen an Breite und Länge (vgl. Abbildung bei Malme, 1. c. fig. 5, p. 16); sie ist etwa 5 bis 6 C7?2, bisweilen auch nur 3 bis 4 cm lang, wie denn überhaupt die Grössenverhältnisse der chasmogamen Blüten bei verschiedenen Exemplaren der sehr variabeln Art recht verschiedene sind. Die Art ist im tropischen Amerika weit verbreitet und stellenweise recht häufig (Brasilien, Peru, Guiaua, Columbia, Westindien, Zentralamerika). Ganz anders sehen die Blüten bei der STUHLMANN'schen Pflanze von Sansibar aus. Hier finden wir (Fig. 1 — 4^ auf der Spitze eines axillären Blütenstandsstieles von wechselnder Länge (1,5 bis 4 cm) gewöhnlich zwei Blüten in verschiedenem Entwicklungsstadium. Ln bestimmten Falle ragt aus dem einen Kelche bereits eine junge Hülse heraus, während die andere Blüte der jungen Knospe einer chasmogamen Blüte ähnlich ist Die letztere ist eine apetale kleisto- game Blüte, deren Kelch nur 7 bis 8 mm lang ist, also bedeutend kleiner ist als die Kelche der ausgewachsenen normalen Blüte; auch die Vorblätter am Grunde des Kelches sind entsprechend kleiner. Die fünf Kelchzipfel neigen wie in einer Knospe zusammen; später treten sie auseinander. Sie sind nahezu gleich gross, der unterste, äusserste ist nur ganz unbedeutend länger als die übrigen oder ebenso lang wie diese, die beiden oberen sind etwas miteinander vereint. Innerhalb des Kelches (Fig. 2) findet man keine Blumen- blätter, sondern nur den Befruchtungsapparat, der zur Blütezeit im Kelche eingeschlossen bleibt. Die Staubfäden sind kürzer als der Fruchtknoten und frei voneinander. Ein, zwei oder seltener drei etwas längere Staubfäden mit grösseren, besser entwickelten Antheren stehen auf der oberen Seite der Blüte, also da, wo die beiden oberen etwas miteinander vereinten Kelchzipfel liegen; ihre Antheren liegen der kopfigen Narbe des nach unten eingekrümmten Griffels an, in ganz ähnlicher Weise, wie es ZUCCARINI für seine übrigens zu Cologania, nicht zu Clitoria gehörige Marita viexicana abgebildet hat- Neben diesem oder diesen fertilen Staubblättern beobachtet man noch einige kleinere, ebenfalls freie Staubfadenrudimente, die ganz kleine, verkümmerte Antheren tragen oder solcher ganz entl)ehren. Der schmal-längliche, kurz gestielte, kurz behaarte Fruchtknoten enthält mehrere Samenanlagen; der Griffel ist nur sehr spärlich be- über Kleistogamie bei der Gattung Clitoria. 169 haart oder fast kahl. Entwickeltere Stadien zeigen uns, wie der Griffel sich allmählich nach oben krümmt und schliesslich aufrechte Stellung; einnimmt. Zugleich schwillt der Fruchtknoten an und tritt aus dem Kelche heraus, der ebenfalls eine allerdings nur ganz un- bedeutende Yergrösserung erfährt. Die STUHLMANN'sche Pflanze zeigt alle Übergangsstadien von geschlossenen Blüten bis zu reifen, zweiklappig aufspringenden, länglichen Hülsen, die dann auf einem kurzen Stiele aus dem kleineu Kelche herausragen und oben in den dünnen Griffelrest auslaufen. Wir finden bei ihr eine Menge solcher Hülsen, die 3 bis 4 cm lang werden und drei bis sechs Samen um- schliessen (Fig. 3). Über die Keimfähigkeit dieser Samen weiss ich nichts; sie sehen sehr oft etwas eingeschrumpft aus, und manche mögen vielleicht noch nicht ihre völlige Reife erlangt haben, andere indessen zeigen ganz die kugelige Form und die schwarzbraune Färbung der klebrigen Samenschale, wie sie für die Samen der Gruppe Neurocarputn charakteristisch sind. Man beobachtet nun bei zahlreichen Exemplaren von Cl. ghjcinoides aus dem tropischen Amerika Hülsen') in verschiedenem Zustande der Entwicklung, die aus kleinen Kelchen hervorragen; hin und wieder gelingt es auch, kronlose Blüten mit kleinem Kelche zu beob- achten. Alle jene Hülsen gehen ofTenbar aus kronlosen, kleistogamen Blüten hervor. Das Androeceum ist, wie die Untersuchung einiger wenigen kleistogamen Blüten von amerikanischen Exemplaren dieser Art lehrte (das Material an solchen Blüten ist spärlich), in verschiedenem Grade bei verschiedenen Exemplaren reduziert. Gewöhnlich sind die Verhältnisse so wie bei der Pflanze von Sansibar, zwei oder drei Staubgefässe sind länger als die übrigen fünf bis acht, die kleinere Antheren oder nur winzige Knöpfchen tragen. An einer kleistogamen Blüte eines verhältnismässig grossblütigen Exemplars aus Guiana (JENMAN n. 5229) fand ich neben fünf freien, etwas längeren Staub- fäden mit grösseren Antheren eine ganz kurze Staubfadenscheide auf der unteren Seite der Blüte, die in fünf winzige Fädchen aus- ging. In keinem Falle beobachtete ich Spuren von Blumenblättern; ob Übergangsformen zu chasmogamen Blüten vorkommen, wo etwa die Corolla noch in Form kleiner Zipfel angedeutet ist, müsste noch an reicherem Material nachgeprüft werden. — Bei den amerikanischen Exemplaren treten an demselben Stengelstück entweder nur kleisto- game Blüten auf, oder, und dies ist der häufigere Fall, das gleiche Stück trägt neben kleistogamen Blüten in anderen Blattachseln Schmetterlingsblüten oder Hülsen, die aus grossen Kelchen hervor- ragen. Treten beide Blütenformen zusammen auf, so beobachtet man 1) Eine solche Hülse von Cl. (jhjcinoides mit Längsrippe ist abgebildet bei ZUCCAEINI, 1. c. t. 15 fig. 14. 170 H. Harms : meistens normale Blüten in den oberen Blattachseln, kleistogame in den darunter befindlichen; es scheint demnach, als ob in den unteren Blattachseln vorzugsweise kleistogame Blüten sich entwickeln. Die Hülsen, die aus chasmogamen, grosskelchigen Blüten hervorgehen, sind gewöhnlich etwas länger als die anderen, indessen ist der Unter- schied wenig augenfällig. Übrigens findet man am Herbarmaterial häufiger Hülsen aus kleistogamen Blüten als solche aus chasmogamen, und ihre kugeligen, glänzenden, dunkelbräunlichen, klebrigen Samen sind offenbar vollkommen normal entwickelt. Noch viel häufiger als bei der eben behandelten Art findet sich Kleistogamie bei Cl. cajanifoUa^) Beiith. (Journ. Linn. Soc H. (1858) 40). Dies ist keine Schlingpflanze, sondern sie entwickelt aus einem kriechenden Rhizom aufrechte, krautige oder halbstrauchige, einfache oder wenig verzweigte Stengel von 30 -60 cm Höhe. In den Achseln der ganz kurz gestielten, gedreiten Blätter bemerken wir einen Pedunculus von wechselnder Länge (1,5—5 cm), der an der Spitze ein bis drei kurz gestielte oder fast sitzende Blüten trägt. Die Art ist im tropischen Amerika weit verbreitet (Brasilien, Guiana, West- indien) und bewohnt dort trockene Campos oder sandige Strecken am Strande; ausserdem ist sie in das tropische Asien hinüber- gekommen und tritt ziemlich häufig in Malacca, Slam und Java auf, wo man sie nach PßAIN (Mater. Fl. Mal. Penins. Calycifl. p. 57) in „old Clearings" findet. Die Kleistogamie ist hier in ganz ähnlicher Weise ausgebildet wie bei glycinoides. Während die Kelche der normalen Schmetterlingsblüten ^j 1,8 — 2 cm lang oder noch länger werden, sind die der kleistogamen nur 5 — 6 mm lang. Auch hier Fehlen der Blumenblätter und starke Reduktion im Androeceum oft bis auf zwei längere fruchtbare Staubblätter mit grösseren, der Narbe des nach unten gebogenen Griffels fest anliegenden Antheren; neben ihnen dann meist noch ganz rudimentäre Fädchen in verschiedener Zahl mit verkümmerten Antheren oder auch ü-anz ohne solche. Die kleistogamen Blüten sind fast regelmässig fruchtbar, wir finden häufiger Hülsen, die aus kleinen Kelchen^), als solche, die aus grossen Kelchen herausragen. Die Hülsen, die aus kleistogamen Blüten ent- springen, sind durchaus normal, kurz gestielt, etwa 2,5 — 5 cm lang, zeigen gewöhnlich die charakteristische Längsrippe, springen auf und enthalten etwa vier bis sechs wohl entwickelte Samen von kugeliger Gestalt. 1) Der älteste Name ist nach I. Urban (Symb. antill. IV. (1905) oCK!)) 67. laurifoüa Poir. in Lam. Enc, Suppl. IL (1811) 301. Die Blätter sind am Herbarmaterial meist iinterseits grau gefärbt und behaart. 2) Nach filNDMAN (1. c.) blassgelb mit violett gestreifter Fahne. 3) Schon Presl (iS^'mb. bot. 17 t. 0: Xeurocarpuiu cajanifolium) bildet eine solche Hülse ab. über Kleistogainie bei der Gattung Clitoria. 171 Wie das abgebildete Steugelstück (Fig. 5) zeigt, treten beide Blutenformen am selben Stengel in verschiedenen Achseln auf. Ge- wöhnlich finden wir die kleistogamen Blüten in den unteren Achseln des Stengels, indessen sah ich auch ein Exemplar aus Java, bei dem iius zwei unteren Achseln grosse Kelche mit Hülsen, aus drei oberen daueren kleine Kelche mit Hülsen hervoroehen. Die Kleistoo-amie tritt in üleicher Weise bei den amerikanischen wie bei den asiatischen Exemplaren auf, allerdings scheint sie bei den Asiaten häufiger zu sein. Die Hülsen aus chasmogamen Blüten sind gewöhnlich etwas länger (4 — 7 cm lang), bergen fünf bis acht Samen; im Jugendzustand fallen sie dadurch vor denen aus kleistogamen Blüten auf, dass der Griffel länger ist als bei jenen. Die auf den Campos Brasiliens und Paraguays ziemlich ver- breitete, auch in Guiana und Columbia vorkommende Cl. guianensis (Aubl.) Benth. steht der Cl. cujanifolia sehr nahe; sie unterscheidet sich von ihr wohl hauptsächlich durch etwas schmälere, unterseits weniiier i>rau aussehende Blättchen und grössere Blüten. Kleisto"ame Blüten fand ich bei einem von HASSLER sub n. 4344 in Paraguay gesammelten Exemplar, das auch ChODAT (in Bull. Herb. Boiss. 4. ser. H. (li>04) 895) zitiert. Es handelt sich nach den Angaben der Sammler um einen niedrigen Halbstrauch, der aus holzigem kriechendem Rhizom einige meist einfache, seltener spärlich ver- zweigte 30 — 50 cm. hohe beblätterte Stengel treibt; die ansehnlichen chasmogamen Blüten (im ganzen bis 75 mm lang) sind violett und wohlriechend. Bei dem Exemplar von HASSLER finden wir in ge- wissen Blattachseln '1 — 3 cm lange Pedunculi, die an der Spitze neben ein oder zwei prächtigen Schmetterlingsblüteu mit grossem, 25 — '27 mvi langem Kelche noch ein oder zwei kleistos-ame mit kleinem, 9 — 10 mm langem Kelche tragen (Fig. 8). Beide Bluten- formen treten also hier neben einander auf demselben Pedunculus auf, eine Erscheinung, die vielleicht auch bei den andern Arten vorkommt, bei ihnen jedoch noch nicht sicher festsfestellt ist. Auch bei guianensis abortieren die Blumenblätter völlig. Das Androeceum besteht aus 9—10 Staubblättern (Fig. 9) mit freien oder nur ganz am Grunde etwas vereinten, kurzen, dünnen Staubfäden, von denen fünf länger, vier bis fünf etwas kürzer sind. Im untersuchten Falle tragen alle Staubfäden ziemlich breite, zarte Antheren, von denen eine oder zwei der Narbe des eingekrümmten Griffels fest anhaften. Der Fruchtknoten ist seidig behaart, der eingekrümmte Griffel nur schwach behaart. Dasselbe Exemplar zeigt in andern Blattachseln nur kleistogame Blüten. — Ein anderes Exemplar von HASSLER (n. 9241) zeigt Hülsen ^), die aus kleinen Kelchen hervorragen (Fig. 10), 1) Sie haben, abweichend vom Tjpus, keine Längsrippe, gehören daher zu der von CHODAT unterschiedenen „forma legumine ecostato*'. 172 H. Haems: demnach offenbar aus kleistoo-amen Blüten entstanden sind. Die gleiche Erscheinung- beobachtete ich bei zwei brasilianischen Exemplaren (SelLO, LoefgEEN [S. Paulo] n. 1168) und einem aus Columbia (LEHMANN n. 7795, Stengel etwas verkümmert). Der Kleistogamie verdächtig ist mir noch die den beiden vorigen Arten nahestehende 67. densi-ßora Benth., die ebenfalls die Campos Brasiliens bewohnt; indessen genügte das Material nicht zur sicheren Feststellung der Tatsache. Es handelt sich bei den drei C7^tor^a-Arten um eine echte, so- genannte habituelle Kleistogamie im Sinne GOEBEL's^) und LOEW's, d. h. um eine solche, bei der, wie GOEBEL sehr trefPend und klar ausgeführt Jiat, eine Entwicklungshemmung stattfindet. Auch in diesem Falle dürften sich ebenso wie in den von GOEBEL erläuterten Beispielen die Verschiedenheiten, die im Bau der kleistogamen Blüten gegenüber den chasmogamen zutage treten, auf ein Zurück- bleiben der Organe in einem frühen Stadium zurückführen lassen. Die wichtio-sten Merkmale für die Kleistogamie bei Clitoria sind Kleinbleiben des Kelches, Fehlschlagen der Blumenkrone, mehr oder weniger starke Reduktion im Androeceum. Die Reduktion in der Grösse setzt bereits bei dem Vorblätterpaare ein, das den Kelch am Grunde umgiebt. Von den zehn Staubblättern, die dem normalen Grundplan der Blüte zukommen, gelangen vorzugsweise die zur Ent- wickelung, die ihrer Stellung nach geeignet sind, mit der Narbe des nach unten eingebogenen Griffels in Berührung zu treten, also die auf der Vexillarseite befindlichen. Die Staubfäden sind meist frei und bleiben bis zur Befruchtung wie der Fruchtknoten im Kelche eingeschlossen. Nach der Befruchtung krümmt sich der schwach behaarte oder fast kahle Griffel aufwärts und es wächst der Fruchtknoten aus dem Kelche heraus zur reifen Hülse heran; der stehenbleibende Kelch erfährt dabei eine unbedeutende Ver- grösserung. Auf demselben axillären Blütenstandstiel entwickeln sich entweder nur kleistogame oder nur chasmogame Blüten, seltener (guianensis) beide zugleich. Derselbe Stengel trägt meist beide Blütenformen, und es treten (abgesehen von Ausnahmen) die kleisto- gamen Blüten vorzugsweise in den unteren Blattachseln auf. Es scheint auch gelegentlich vorzukommen, dass eine bestimmte Pflanze (wie die von STUHLMANN gesammelte) ausschliesslich kleistogame Blüten trägt. Die kleistogamen Blüten bringen fast regelmässig reife Hülsen hervor, die sich gewöhnlich durch etwas kürzere Gestalt von denen unterscheiden, die aus chasmogamen Blüten her- vorgehen; letztere Art von Hülsen beobachtet man am Herbar- 1) Vgl. GOEBEL iu Biol. Centralbl, XXIV (1904) 677; E. LOEW, ebenda XXVI (1906) 178. über Kleistogamie bei der Gattung Clitoria. ]73 material im allgemeinen seltener als jene, die kleistogamen Blüten entspringen. ^ Ich habe versucht, kurz den Tatbestand aufzuzeichnen, wie iiin das für biologische Studien natürlich stets nur mangelhafte Herbar- material erkennen Hess. Genauere Studien lassen sich natürlich nur an reichlichem lebendem Material austeilen. Zu prüfen wäre vor allem noch die Frage, in welcher Weise die Befruchtung vor sich geht und welches Stadium der Reife die Antheren erreichen. Im einen Falle konnte ich in einer Anthere keine Pollenkörner wahr- nehmen, in andern Fällen sah man dagegen die Pollenkörner eben in der Ausbilduno- betirifFen oder bereits ferti"- in der Anthere liegen. Nach Analogie mit andern kleistogamen Pflanzen dürfte die Zahl der zur Entwickelung gelangenden Pollenkörner eine relativ geringe sein. Über die Bestäubungsverhältnisse der chasmogamen Blüten dieser Arten ist nicht viel bekannt. MaLME hat an den Blüten von 67. guianensis grosse Hummeln beobachtet. Die Bestäubung der mit 67. glycinoides sehr nahe verwandten 67. marinna L. hat FOERSTE (Bot. Gaz. XVIII 460). studiert. In ganz ähnlicher Weise wie bei Clitoria tritt Kleistogamie bei den Gattungen Amphicarpaea Ell. und Cologania H. B. K. auf, die Taubert (Natürl. Pflzfam. III. 3, p. yö9) in ein Genus vereinigt. Beide sind die nächsten Verwandten von' Clitoria und gehören zu- sammen mit ihr und einigen anderen Gattungen wie Glycttie, Centrosemaj Galactia zur Subtribus der Pliaseoleae-Glycininae, und bei dieser Gruppe scheint Kleistogamie überhaupt nicht selten vorzu- kommen. Bei der nordamerikanischen Amphicarpaea vionoica Ell. ist mit der Kleistogamie Amphicarpie verknüpft; man kannte die Erscheinungen bei dieser Art schon längst, eine Arbeit aus jüngster Zeit beschäftigt sich sehr eingehend damit. ^) Auch von Cologania weiss man seit geraumer Zeit, dass bei ihr gelegentlich kleistogame apetale Blüten mit kleinem Kelche auftreten („imperfect flowers" der Diagnosen amerikanischer Floristen). Die Arten der Gattung finden sich vorzugsweise auf den Gebirgen und Hochebenen der audiueu Gebiete von Mexiko bis Bolivia. Es sind meist niederliegende oder aufsteigende Kräuter mit schlanken, kriechenden oder schlingenden Stengeln. Der Kelch der chasmogamen Blüten ist wie bei Clitoria ziemlich lang, breit oder schmal röhrenförmig und geht in fünf Abschnitte aus, von denen der unterste etwas länger ist als die übrigen, während die beiden oberen mehr oder weniger mit einander verwachsen sind. 1) Adeline SchtV'ELY in Public. Univ. Pennsylv. New Scr. Contrib. Bot. Labor. I. 3 (1897) 270. — Bei der sehr nahestehenden .1. Edgeworthii Benth. aus dem Himalaja und Ostasien treten ganz die gleichen Ercheinungen auf. 174 H. HARMS: -Die rötlichen oder violetten Blumenblätter ragen aus dem Kelche heraus. Die eingangs erwähnte, von ZucCAßlNI unter dem Namen Martia mexicana abgebildete Pflanze, ist jedenfalls eine Cologania, über deren genauere Stellung zu den bekannten Arten allerdings Rose in seiner Übersicht der nordamerikanischen Arten noch im unklaren ist. ^) RoSE vergleicht die Art mit Cologania Martia Watson (Proc. Amer. Acad. XVII [1882] 345), die nach dem Autor mit kleistogameu Blüten auftritt. ROSE führt „imperfect flowers" noch an von C. racemosa (Robinson) Rose und C. Lemmonii A. Gray. Ich fand die Erscheinung unter den Exemplaren des Berliner Herbar sehr schön entwickelt bei einem unbestimmten Exemplar aus Mexiko (SCHAFFNER n. 234), ferner bei C. affinis Mart, et Gal. (Pringle n. 8603), C. bifiora Nichols. (Pringle n. 8611), C. hngifoUa A. Gray, sowie wiederholt bei Exemplaren aus dem andinen Süd- amerika, die gewöhnlich zu den wohl identischen Arten C. pulchella H. B. K. und C. ovalifolia H. B. K. gerechnet werden (z. B. FIEBRIG n. 3449, Bolivia). Bei den genannten Arten stehen die Blüten einzeln, zu zweien oder in Büscheln von mehreren in den Blattachseln; im letzteren Falle finden wir sehr häufig neben einigen kurzgestielten oder fast sitzenden kleistogameu Blüten in derselben Achsel einige etwas länger gestielte chasmogame Blüten mit grossem Kelche und heraus- ragender rötlicher Blumeiikrone (so z. B. bei FIEBRIG n. 3449). Es kann aber natürlich dieselbe Blattachsel auch nur die eine oder die andere Blütenform hervorbringen. Der ganz schmale, röhrig- trichterförmige, meist behaarte, kurz fünfzähnige Kelch der apetalen kleistogameu Blüten ist bald kleiner, bald grösser, stets jedoch kleiner als bei den chasmogamen Blüten.") Im Androeceum findet eine Reduktion statt bis auf eins bis drei, meist zwei fertile, ein- geschlossene Staubblätter mit langen freien Fäden und kleinen Antheren. Diese stehen auf der morphologischen Oberseite der Blüte. Von den übrigen 7 — 9, die dem Grundplan der Blüte ent- sprechend zu erwarten wären, finden wir nur noch einige Rudimente in Gestalt längerer oder ganz kurzer, meist antherenloser, dünner Fädchen, die bisweilen am Grunde etwas vereint sein können; hin und wieder scheinen diese Fädchen, die zwischen den dichten, langen Haaren des Fruchtknotens leicht übersehen werden, auch ganz zu fehlen. Der meist stark behaarte, schmale Fruchtknoten ist im Kelche eingeschlossen, sein Grifiel ist nach der Oberseite der 1) Rose in Contrib. U. S. Nat. Herb. VIII. 1 (190o) 4-2. Die Arten sind sehr schwer zu unterscheiden. 2) Exeinpl. von Fiebrig: Stiel der chasmog. Bl. 5—8 //;//;, ihr Kelch 10-12 «iw lang; Stiel der kleistog. Bl. 0,5 — 2 //////, Kelch G— 8 ww lang. über Kleistogamie bei der Gattung Clitoria. 175 Blüte eingekrümmt, der kopfig verbreiterten, kleinen Narbe liegen die Antheren der fertilen Stamina oft fest an. Aus den Kelchen, die eine geringe Vergrösserung erfahren und später gewöhnlich auf einer Seite scheidenartig aufgeschlitzt werden, ragen dann schliesslich schmale, meist behaarte, aufspringende, meist mehrsamige, reife Hülsen hervor. Hülsen aus kleistogamen Blüten trifft man am Herbarmaterial öfter als solche aus chasmogamen. Einen wesent- lichen Unterschied zwischen beiden Arten von Hülsen vermochte ich nicht zu finden. Aus dieser Darstellung geht hervor, dass bei Cologania im wesentlichen ganz ähnliche Verhältnisse bezüglich des Baues und des Vorkommens der kleistogamen Blüten vorwalten wie bei Clitoria. 'o" Wie sich aus dem Vergleich mit den bisher g-enauer unter- suchten Fällen von Kleistogamie bei anderen Gattunoen der Papilionatae ergiebt, wiederholt sich recht häufig bei dieser Blüten- form vor allem die Apetalie.^) Mit Kleistogamie ist in diesen Fällen (wie z. B. bei Amp/iiearpaea und Neocracca)^) oft Amphicarpie verbunden. Bei Clitoria ist von Amphicarpie keine Rede, da es sich ausschliesslich um oberirdische kleistogame Blüten handelt; auch Heterocarpie im eigentlichen Sinne liegt nicht vor, wenn auch im allgemeinen die Hülsen aus chasmogamen Blüten länger sind als die aus kleistogamen. Dasselbe dürfte für die Cologania-Arten oelten. Zum Schlüsse gestatte ich mir, den Herren Prof. Dr. E. LOEW für sehr wertvolle Literaturnachweise und freundliche Anreguno-eu, Herrn Geh. Rat Prof. I. ÜKBAN für Überlassung reichen westindischen Materials zur Durchsicht, sowie Herrn J. POHL für die sorgsame Ausführung der Tafel meinen besten Dank auszusprechen. Erklärung- der Abbildaugeu. Fig. 1 - 4. Clitoria yhjcinoides DC. Exemplar von STUHLMANN-Sansibar. Fig. 1. Zwei kleistogame Blüten, aus der einen ragt bereit.« eine halbreife Hülse heraus. Fig. 2. Längsschnitt durch eine kleistogame Blüte. Fig. 3. Stengelstück mit Hülsen. Fig. 4. Griffclcnde aus der kleisto- gamen Blüte. 1) Z. B. Arten von Ononis, Vicia, P(iroc/ietu.i. 2) Vgl. Feies in Arkiv lor Bot. III n. 9 (1904). 176 H. Harms : Über Kleistogamie bei der Gattung Clitoria. Fig. 5-7. Ci. cajanifolia Benth. Fig. 5. Stengelstück (Blätter abgeschnitten), in der unteren Blattachgel eine bereits befruchtete kleistogame Blüte, bei der der Griffel sich schon etwas nach aussen gekrümmt hat; in der oberen Achsel chasmogame Blüten (STAHL n. 580). Fig. 6. Längs- schnitt durch eine kleistogame Blüte. Fig. 7. Längsschnitt durch den Fruchtknoten derselben. Fig. 8—10. Cl. guianensis Benth. Fig. 8. Ende des Blütenstandsstieles (Exemplar von Hassler n. 4344), mit zwei kleistogamen Blüten und einer chasmogamen. Fig. 9. Längsschnitt durch eine kleistogame Blüte. Fig. 10. Hülsen, die aus kleinen Kelchen hervorragen (HASSLER n. 9241). Sitzung vom 2G. April 1907. 177 Sitzung vum 26. April 1907. Vorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliches Mito-lied ist voro-eschlasren Herr Koorders, Dr. S. H., in Steglitz bei Berlin, Arndtstr. 34 (durch G. LINDAU nnd Th. LOESENER). Zn ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Sernander, Dr. Rutger, in Uppsala, Anisits, Dr. Daniel, Professor in Asuncion (Paraguay), Riehm, Dr. Eduard, in Steglitz. Der A'orsitzende macht der Gesellschaft Mitteilung von dem im März d. J. auf Ceylon erfolgten Totle unseres ordentlichen Mitgliedes, des Herrn Guido Kraskovits und von dem im April d. J. erfolgten Abiehen unseres korre- spondierenden Mitgliedes, des Herrn Professor Dr. 6. R. Kjellman in Uppsala. Zu Ehren der Verstorbenen erhoben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. Herr P. LiNDNER vom Institut für Gärungsgewerbe demonstrierte einige Glasschalen, in denen verschiedene Hefen von ihm und Dr. Stockhausen darauf geprüft worden waren, ob sie die ver- schiedenen Abbanprodukte des Hefeneiweisses der Bierhefe (Leucin, Tyrosiu, Cholin, Histidin, Xanthin, Hypoxanthin, Asparagin, Asparagin- säure, Guanin, Adenin, Arginin usw.) wieder zu Plasma zu syntheti- sieren vermöchten. Die Hefen waren in parallelen Strichen reihen- weis auf einem Traubenzuckeragar, der mit je einer der genannten Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXV. 13 178 S. KOSTYTSCHEW: Substanzen vermischt worden war, aufgetragen worden. Sowohl in der Intensität des Wachstums, als auch in der Färbung (namentlich bei den roten Hefen) machten sich erhebliche Unterschiede geltend sowohl bei dem Yergleich derselben Hefe auf den verschiedenen Schalen, als auch bei dem Yergleich der verschiedenen Hefen unter- einander. Die genannte Yersuchsanstellung sollte darlegen, in wie- weit die billige Bierhefe durch Autolyse nutzbare Stickstoffsubstanzen für die im Betrieb gärende Hefe zu liefern vermag bezw. welche von den genannten Stoffen in den käuflichen Hefeextrakten, die in der Zusammensetzung dem LiEBIG'schen Fleischextrakt sehr nahe stehen, am nährkräftigsten sein dürften. Eine zweite Demonstration bezog sich auf eine Schimmelpilz- kultur, die in Würzegelatine rings um sich eine breite Zone von ausgeschiedenem Oxalsäuren Kalk gebildet hatte. Herr Professor Reinhardt bemerkte dazu, dass manche parasitische Pilze, nament- lich die Pezizen, auf den geringsten Reiz, wie ihn z. B. ein be- nachbartes Mycelium von einem anderen Pilz ausübt, mit einer starken Oxalsäurebilduns: reagieren, so dass in dem Zwischenfeld eine dichte Wolke von jenen Kristallen entsteht. Herr Privatdozent Dr. 0. Fischer teilte mit, dass er solche Wolken von oxalsaurem Kalk sehr häufig in Plattenkulturen von Erdproben beobachtet habe. Hier seien bei der Yerschiedenartigkeit der Keime Reizwirkungen offenbar ebenfalls vorliegend. Herr LiNDNER bemerkte noch, dass das bei den oft wiederholten Gärungen immer zahlreichere Auftreten von Calciumoxalatkrystalleu vielleicht auch durch die naturgemäss zunehmende Infektion infok'e Reizwirkung auf die Kulturhefe zu- stände kommen dürfte. 25. S. Kostytschew: Zur Frage der Wasserstoffbiidung bei der Atmung der Pilze. Einp^cgangen am 15. April 1907. In einer früher publizierten Abhandlung^) habe ich nach- gewiesen, dass bei der normalen und der anaeroben Atmung mannit- führender Samenpflanzen keine Wasserstoffbildung stattfindet. In der vorliegenden Abhandlung sind Yersuche mit den Schimmelpilzen Penicillium glmicum und Aspergillus niger und dem Basidiomyceten 1) Kostytschew, diese Berichte, Bd. 24, 1906, S. 436. Zur Frage der Wasserstoff bilcUing bei der Atmung der Pilze. 179 Agaricus {Psalliota) campestris beschrieben worden. Den letzt- genannten Pilz liatMÜNTZ^) für seine umfangreichen Untersuchungen benutzt, die bis auf die letzte Zeit hin als ausschlaggebend be- trachtet wurden. Dieser Forscher hat gefunden, dass die Wasser- stoffbildung nur bei mannitführenden Pilzen und zwar bei Sauer- stoffabschluss erfolgt. Es liegt jedoch die Annahme nahe, dass die von MÜNTZ wahrgenommene Wasserstoffbildung lediglich auf die Tätigkeit der Bakterien zurückzuführen ist, da die Energie der Wasserstoffausscheidung in verschiedenen Versuclien innerhalb weiter Grenzen scliwankte und sämtliche Versuche von langer Dauer waren. Aus meinen hier beschriebenen Versuchen wird ersichtlich werden, dass die Fruchtkörper von Agaricus campestris bei SauerstofFabschluss von Bakterien schnell angegrifPeh werden. Es ist also einleuchtend, dass die Frage von der WasserstofTausscheidung maunitführender Pilze durcliaus nicht abgeschlossen ist. Diese Lücke auszufüllen, habe ich mich durch die weiter folgenden Versuche bestrebt. I. Versuche mit Scliimnielpilzeu. Die Pilzkulturen wurden auf Mannitlosungen bei Abwesenheit anderer organischen Substanzen mehrere Generationen hindurch ge- zoa'en: zu den Versuchszwecken wurden nur die an Manniternähruno- vollständig gewöhnten Kulturen benutzt. Die Versuchsgefässe wurden derart eingerichtet, dass die innere Atmosphäre von der äusseren lediglich durch Glas und Quecksilber getrennt wurde.^) Sämtliche Versuche wurden in Dunkelheit ausgeführt. Für die Gas- analyse bediente ich mich des Apparates von POLOWZOW^) mit der Modification von A. RICHTER.*) Versuch 1. Eine fünftägige Kultur von Penicillium glaucum. Nährlösung: RAULIN'sche Flüssigkeit ohne K^SiOg und ZnSO^ und unter Ersatz des Rohrzuckers durch Mannit (J) g in \0Q ccm der Lösung). Die Kultur wurde mit Luft eingesperrt. Temperatur 16^. 1) MÜNTZ, Annales de chimie et de plijsique, ser. V. t. 8, 1876, p. 56. 2) Näheres darüber fiadet man in meiner Abliandliing „Über die normale und die anaerobe Atmung bei Abwesenheit von Zucker" (Jahrb. für wiss. Uotanik, Bd. 40, 1904, S. 563), wo auch die Methode der Darstellung des reinen Stickstoffs ausführlich beschrieben worden ist. 3) POLOWZOW, Untersuchungen über die Pflanzenatmung, 1901 (russisch). 4) A. Richter, Travaux de la societe imperiale des naturalistes de St. Petersbourg, t. 33, 1902 — 1903, p. 311 (russisch). Denselben Apparat habe ich auch für meine Untersuchungen über mannitführende Samenpflanzen benutzt, was dort leider nicht erwähnt blieb. In dem nicht modifizierten POLOWZOW'schen Apparate können keine Verbrennungen ausgeführt werden. 13* 180 S, KOSTYTSCHEW: Luftpeviode 2 Stunden. Gasanalyse. Anfängliches Volumen 157,28 Nach Absorption der CO.^ 154,18 „ der Explosion mit Knallgas . . 154,18 „ Zulassung von Hj 227,12 „ der Explosion 138,40 COo^ 1,97 pCt. 0, = 18,80 „ H, 0,0 N2 = 79,23 „ ^= 0,98 pCt. Temperatur: 16°. CO, = 2,36 pCt. 0,= 18.52 1» \h = 0,0 '1 N.= 79,12 )5 CO., o; ' 1,04 pCt. Die Kultur wurde alsdann mit Stickstoff eingesperrt; es wurde jedoch keine COo- Bildung im Verlauf von 24 Stunden wahr- genommen. Versuch 2. Genaue Wiederholung des vorhergehenden. Luftperiode 2 Stunden. Gasanalyse. Anfängliches Volumen 154,93 Nach Absorption der COg 151,28 ., der Explosion mit Knallgas . . 151,28 ,, Zulassung von H, 225,91 „ der Explosion 139,83 Die Kultur wurde alsdann mit Stickstoff eingesperrt. Keine COg-Bildung im Verlauf von 24 Stunden. Versuch 3. Eine viertägige Kultur von Aspergillus niger. Nährlösung wie im A^ ersuch 1. Die Kultur wurde mit Luft eingesperrt. Temperatur: 16,5°. Luftperiode 2 Stunden. Gasanalyse. Anfängliches Volumen 154,05 I COg = 1,91 pCt. Nach Absorption der COj 151,10 i Oj = 18,01 „ „ der Explosion mit Knallgas . . 151,10 „ Zulassung von H2 221,44 „ der Explosion 138,22 Die Kultur wurde alsdann mit Stickstoff eingesperrt. Keine CO3- Bildung im Verlauf von 20 Stunden. H„ = No = 0,0 80,08 35 COo 0., ~ 0,63 pCt. Versuch 4. Wiederholung des vorhergehenden. Temperatur: 16°. Luftperiode 2 Stunden. Zur Frage der Wasserstoff bilduug bei der Atmung der Pilze. 181 Gasanalyse. Anfängliches Volumen 163,03 Nach Absorption der CO, 159,80 „ der Explosion mit Knallgas . . 159,90 „ Zulassung von Ha 235,88 „ der Explosion 147,70 C02= 1,98 pCt. 0, = 17,97 „ Hj = 0,0 ,, Ng = 80,05 „ ^= 0,fi5pCt. Die Kultur wurde alsdann mit Stickstoff eingesperrt. Stickstoff- periode 23 Stunden; COo-Spur. Aus obigen Versuchen ist ersichtlich, dass Penicillium glaucum und Aspergillus niger bei Manuiternährung und Sauerstoffzutritt keinen Wasserstoff ausscheiden. Da die genannten Pilze bei Sauer- stoffabschluss unter gewöhnlichen Kulturbedingungen sehr schnell vero-iftet werden und daher keine COo-Produktion bewirken, so wurde der anaerobe Gaswechsel dieser Objekte bei modifizierter Versuchsanordnung studiert. Neuerdings habe ich dargetan, ^) dass die geringe Energie der anaeroben COo-Produktion von Aspergillus niger eine Folge der Vergiftung ist: werden Mycelien von Aspergillus in eine beträchtliche Menge der Lösung total versenkt, so nimmt infolgedessen die anaerobe COg-Produktion bedeutend zu. Diese Methode der Versenkung kam bei den weiter folgenden Versuchen in Anwendung. Versuch 5. Eine siebentägige Kultur von Penicilliiayi glaucum wurde durch reine, sterilisierte Glasperlen in eine beträchtliche Menge der mannit- haltigen Nährlösung (siehe oben) total versenkt, wonach im Verlauf von l^o Stunden ein konstanter Stickstoffstrom durch den Kolben und die sich darin befindende Flüssigkeit geleitet wurde. Der mit Stickstoff gefüllte Kolben stand im Verlauf von 10 Tagen in Dunkel- heit bei Zimmertemperatur. Gesamtgasvolumen = 383,1 ccm, Volumen der Flüssigkeit = 225,0 ccm\ die Gasprobe wurde entnommen bei t° = 19° und P = 747 mm. Gasanal jse. Anfängliches Volumen 126,87 j CO^ = 1,88 pCt. Nach Absorption der CO, 124,48 | H. = 0,0 „ „ Zusatz von Luft 156,15 Ng = 98,12 „ „ der Explosion mit Knallgas . . 156,15 Gasförmige Cüg = 6,6 ccin bei 0° und 7C0 mm Gelöste COo^) = 3,4 „ „ 0° „ 760 ., Summe: COj = 10,0 ccm = 19,8 »//eführt. Die Blätter wurden auf 200 S. RYWOSCH: graue Pappe gelegt, manchmal aber so durch eine Stecknadel an- gebracht, dass etwa ein Zentimeter breiter Raum sich zwischen dem Blatte und der Pappe bildete (natürlich alles möglichst gleich für die iiivers und normal gelegten Blätter). Ich habe im ganzen viel geringere Werte erhalten, als die beiden genannten Autoren, d. h. die evaporierte Wassermenge ver- schieden gelegter Blätter blieb fast dieselbe. Bei der Birke, wo mehrere Blätter verglichen wurden, betrug, wenn man die Menge der normal gelegten Blätter = 100 setzt (wie wir es hier immer tun werden), die verdunstete Wassermenge für pervers gelegte in verschiedenen Fällen 98, 97, andererseits aber auch 100. Sehr ähnlich verhielteu sich Tmpatiens par;-?/?oro-Blätter. Manchmal ist man geradezu überrascht durch die sehr geringen Unterschiede, die man gefunden hat. So war der Unterschied der Verdunstung bei zwei Blättchen eines Blattes der Gartenerdbeere etwa 0,2 pCt. Eine grössere Depression der Ausdunstung zeigten dagegen Evonij- mus japonicus und Eriobotnjajaponica. Bei ersterer sank sie in perverser Lage bis 86, bei der anderen dagegen bis etwa 92, und zwar wieder- holte sich dieses Verhältnis recht konstant. Möglich ist es wohl, dass dieses Verhalten dieser Pflanzen durch das ausgesprochen dick- wandige Schwammparenchym zu erklären ist. Es ergibt sich also, dass Schattenblätter, in gleiche Beleuchtungs- verhältnisse gebracht, viel mehr verdunsten als Sonnenblätter (V. HÖHNEL). — Bringt man dagegen, wie die angeführten Versuche zeigen, dörsiventrale Blätter in gleiche Bedingungen der Beleuchtung für die Ober- bezw. Unterseiten, so ist die Verdunstung geringer da, wo die Schattenseite vom Licht begünstigt ist. Eine Analogie zwischen Schattenblatt und Schattenseite (Blatt- unterseite, Schwammparenchym) eines Blattes ergibt sich eben nicht. Und wenn die grosse Verdunstungsfähigkeit der Schattenblätter nicht zu verkennen ist, so verdunsten sie unter den in der Natur gegebenen Bedingungen viel weniger, als Sonnenblätter. HeSSEL- MANN fand, dass die Sonnenblätter an ihren natürlichen Standorten drei- bis acht-, sogar bis zehnmal mehr verdunsteten, als die im Schatten verharrenden Schattenblätter. (Diese Angabe zitiere ich nach Bürgerstein, S. 94.) Ich selbst fand bei der Linde bei Versuchen, die ich im Sommer 1900 anstellte, die Verdunstung der Sonnenblätter in der Sonne häufig zehnmal grösser, als die Verdunstung der Schattenblätter an ihrem natürlichen Standorte. Bei der geringen Verdunstung der Blattunterseite, welche jedenfalls nicht höher ist, als die der Oberseite, wird das untere Gewebe unter den in der Natur gegebenen Bedingungen um viele Mal über die PallisaflciiZfllen. "201 weniger verduiisteD, als die der Sonne zugekehrten Ober- seiten. Mit der Frage der Pallisaden- bezw. Schwammparenchyinbiklung beschäftigte sich auch KOHL in seiner „Transpiration der Pflanzen". Seine Versuche ergaben, dass unter trockenen Glocken, wo die Ver- dunstung natürlich grösser war, eine grössere Streckung der Pallisaden zu beobachten war. Wie er diese Erscheinung erklärt, zeigen folgende Zeilen, welche auch EBERDT anführt. Es heisst da: „Es ist nicht schwer einzusehen, weshalb gerade die Transj)irations- bedingungen so mächtig auf die Gestaltung der Pflanzen einwirken müssen, ist doch die Transpiration der Prozess, welcher die Turgescenz jeder Zelle, jedes Gewebes beherrscht, die Turgescenz aber wieder die Erscheinung, die das Membranwachstum aller Zellen reguliert. Kann eine Pflanze wenig transpirieren und doch genügend Wasser durch die Wurzeln oder andere Organe aufnehmen, wie die Pflanzen feuchter Standorte, was ist natürlicher, als dass sie ihren Zellen mehr Wasser zu-, als aus diesen ableitet, die Wasserbilanz ist eine günstige; das steigert die Turgescenz, diese das Flächen- wachstuni der Zellmembranen, die Zellen bleiben dünnwandig, sind abgerundet, lassen grosse Intercellularräume zwischen sich oder schwellen so an, dass sie sozusagen in der Epidermis keinen Platz mehr haben, es entsteht tangentiale Abplattung der Oberflächen- zellen. Eine stark transpirierende Landpflanze dagegen gibt viel Wasser ab, der Zellturgor wird selten oder nie so gross wie bei jener Pflanze, die Zellwänle werden weniger gedehnt, sie wachsen mehr in die Dicke und können sich in radialer Richtuno- am meisten ausdehnen usf." (KOHL, S. 95). Diese Erklärung der Pallisaden und Schwammzellen teilt voll- ständig EberDT; S. 48 (1) führt er die oben zitierte Stelle an und gibt seiner Übereinstimmung mit dem ausgesprochenen Gedanken Ausdruck. Ich muss hier wiederum darauf hinweisen, wie schwer ein Ver- gleich eines Schattenblattes und des Schwammgewebes einerseits, und des Pallisadenoewebes und eines Sonnenblattes andererseits durchzuführen ist. Und gerade die verschiedene Verdickung der Membranen schliesst den Vergleich aus. Was aber die Hauptthese dieser Erklärung betrifft, so hat es mir nie klar werden können, weshalb die wasserreichen Schwammparenchymzellen mit dem starken Turgor nicht die Kraft haben sollen, sich zwischen den Epidermen zu strecken, das schwach turgeszierende Pallisadengewebe aber mit Leichtiokeit das Hindernis überwindet? Und müssen denn wirklich stark turgeszierende Zellen grössere Zwischenzellgänge zwischen sich lassen, als schwächer turgeszierende? Ich fasse kurz die von den beiden Autoren vertretene Ansicht zusammen, dass 202 S. RYWOSCH: Wasserreichtum — Schwamm-, Wasserarmut — Pallisadeageweb- bildung" nach sich ziehe. EbeRDT firnlet noch ausserdem, dass nicht nur mit der Transpiration, sondern zugleich auch mit der Assimi- hrtion die Streckung Hand in Hand geht. Er sieht, entgegen ARESCHOUCt, in den Pallisaden kein Schutzgewebe gegen Transpiration. — HeSSELMANN (19) fand, dass Pflanzen mit Pallisaden mehr Ter- dunsteten als solche, bei welchen dieses Gewebe nicht ausgebildet war. Er meint S. 442: ,,Die Auffassung des Paliisadenparenchyms als eines transpirationshemmenden Gewebes ist durch die Tran- spirationsversuche auf jeden Fall nicht bestätigt worden." So wenig das Schwammparenchym als spezifisches Transpirations- gewebe betrachtet werden kann, ebenso findet sich aucli manche Schwierigkeit, wenn wir ihis Pallisadengewebe als Schutz gegen Transpiration ansehen wollen. Ausser den eben erwähnten Versuchen von HESSELMANN mache ich hier auf die Beobachtungen von HaBERLANDT und YOLKENS aufmerksam. Es finden sich nämlich in unserer Flora (tiABERLANDT 2), wie auch in der Wüstenflora Pflanzen mit sehr lockerem Parenchym, trotz der gestreckten Form der Zellen. Das Pallisadengewebe braucht eben niclit gerade ein dichtes Gewebe zu sein. Was aber die Streckung der Pallisadenzellen, d. h. eigentlich das Ausbleiben von tangentialen Wänden betrifft, so wüsste ich nicht, weshalb dies eine Verminderung der Transpiration nach sich ziehen soll? Wenngleich die Cellulosewände nicht einmal verglichen werden können mit den Korkzellen in bezug auf ihr Schutzvermögen gegen Transpiration, so sind sie doch gegenüber dem Zellinhalt ein schützendes Organ, und die Bilduni»' von Tangentialwänden nach dem Muster des spezifischen Schutzgewebes gegen Transpiration sollte auf keinen Fall, wenn es sich um solchen Schutz handelt, gerade verworfen werden. Aber der entgegengesetzte Bau und die entgegengesetzte Anordnung der Membranen kann doch auf keinen Fall als Beweis einer Schutzvorrichtung gelten. Oben ist schon erwähnt worden, dass STAHL seine Theorie auf der vorteilhaften Verteilung der Chlorophyllkörner gebaut hat Es ist wohl im allgemeinen auch häufig zu beobachten, dass Sonnen- blätter ein besser entwickeltes Pallisadenparenchym haben als die Schattenblätter. Allein es gibt viele Einwände gegen die Erklärung, die Streckung hinge nur von der Richtung und Intensität der Sonnenstrahlen ab. So weist HABERLANDT darauf hin, dass erstens die Blätter unter den in der Natur gegebenen Verhältnissen selten unter einem rechten Winkel getroffen werden. Ausserdem aber finden wir häufig, besonders bei unseren krautartigen Gewächsen, dass die Pallisaden zur Fläche des Blattes nicht senkrecht stehen und so, trotz verschiedener Anordnung und trotzdem die Licht- über die l'allisadonzellon. 203 strahlen entscliieden unter geneigtem AVinkel empfangen werden, ist (loch ein starkes Pallisadengewebe entwicdvelt. Dass die Streckung glicht durch die Beleuchtung allein bedingt wird, nehmen natürlich alle Forscher an, welche der Transpiration einen bedeutenden Ein- fluss beimessen. So sagt z. B. EbeeDT (1, S. 51): ,,Denn wie ich bei schwacher Transpiration, aber doch starker Beleuchtung, meist eine tangentiale Streckung und Lacunenbildung bemerkte, so findet man, sobald man starke Transpiration herbeiführt, das Bestreben der Zellen, sich mehr radial zu strecken und lückenlos aneinander zu legen." Dass HaBERLANDT den Kranztypus als Argumentation gegen STAHL anführt, wurde schon oben erwähnt. — Wir haben also Gelegenheit gehabt uns zu überzeugen, dass. trotz der vielen Beobachtungen, die endgültige Entscheidung dennoch nicht ge- fällt ist. Ich will versuchen, einige Erwägungen und Beobachtungen an- zuführen, welche es vielleicht ermöglichen werden der Lösung der Gegebenen Frage etwas näher zu kommen. Das Prinzip, welches der gestreckten Pallisadenform zugrunde liegt ist, meiner Ansicht nach, die Wasserleitung. Die Stoff- leitung allein reicht tatsächlich nicht aus, um alles zu erklären; die AVirkung des Lichtes wie der Transpiration ist ja genügend von verschiedenen Forschern festgestellt. Es gibt viele Fälle, wo die äusseren Bedingungen sowohl starkes Licht, als auch bedeutende A^erdunstung ermöglichen, und dennoch keine Bildung von Pallisaden erfolgt. Weder hat hier das Licht, noch das Bedürfnis eines Transpirationsschutzes ein Pallisadengewebe produzieren können. Ich meine die Succulenten. Ich finde doch keine Pallisaden z. B. bei den Eclieveria^ bei den Mesembri/ant/iemum^ Agave usw. In unserer Flora vermissen wir ein solches bei den an trockenen Orten lebenden Sempervicum- Äxten und auch bei dem auf trockenen und seimigen Standorten lebenden Sedum acre. Also gerade an den Orten, wo sich die bestentwickelten Pallisaden finden, sehen wir Pflanzen mit sehr unterdrückter Entwicklung dieses Gewebes. Diese Erscheinung ist, meiner Meiiiung nach, auf folgende Art zu er- klären: "Während Blätter von gewöhnlichem Bau, bei uns z. B. die Centaureen (HEINRICHER), auf sonnigen Standorten faktisch viel verdunsten, so ist die tatsächliche Ausdunstung des Chlorophyll- gewebes der succulenten Pflanzen, dank der Yerminderung der Oberfläche, den schleimreichen Zellen usw., sehr herabgesetzt, und die Wasserleitung ist gering. Wie sehr gerade die Wasserleitung mit der Streckung im Zusammenhang steht, beweisen auch zum Teil die Wasserpflanzen. Die untergetauchten Blätter haben 204 S. RYWOSCH: nie Pallisaden. Man könnte natürlich die Sache durch schwache Be- leuchtung zu erklären suchen. COSTANTIN hat aber nachgewiesen, dass die Lichtnienge ge- nügend ist bei Pflanzen, welche sich nicht unter Wasser befinden, Pallisadenbildung hervorzubringen. Andererseits sehen wir, dass gerade Wasserpflanzen zugleich stark entwickeltes Pallisadengewebe haben. Das sind aber die Schwiinmblätter, welche diesen Bau aufweisen. YOLKENS (1) hat eine bedeutend stärkere Entwickelung bei der Wasserforni, als bei der terrestren von Pohjgonum amphibium gefunden. Diesen Fall erklärt VOLKENS durch den Einfluss der Beleuchtung. So sagt er (1): „Die Schwimmblätter beschatten sich weder selbst, noch werden sie durch andere Pflanzen beschattet, ihre wagerechte Lage setzt sie ausserdem der vollen Einwirkung des Sonnenlichtes aus." '*' Ich habe nach terrestrischen Exemplaren gesucht, welche ganz frei und unbeschattet wachsen. Auch solche ero-aben länoere Pallisadenzellen im Veroleich mit der Wasserform. Die oeo-enseitioe Bedeckung der Blätter kommt hier insofern fast gar nicht in Be- tracht, da sie sehr voneinander entfernt, die oberen ausserdem auch kleiner sind. Es haben Wasserpflanzen aber gut entwickeltes Pallisadengewebe, wenn sie nicht untergetaucht sind. Es ist hier wieder ein Verhältnis, welches an die Standorte der succulenten Pflanzen erinnert: in ein und demselben Medium haben wir die bestentwickelten Pallisaden und eine fast völlige Unterdrückung der- selben. In keinem Falle handelt es sich natürlich bei den Wasser- pflanzen um Herabsetzung der Verdunstung. Die tatsächliche Transpiration, welche eine gesteigerte Wasserleitung zur Folge hat, ist die Bedingung' der Pallisadenbilduno-. Da aber mit der Feuchtigkeit des Substrates die Transpiration zunimmt (FiTTBOGEN und andere, vgl. BüRGERSTEIN, daselbst die Literatur), so ist ein Wasserblatt, welches nicht untergetaucht ist, ein sehr stark transpirierendes Objekt. Ich glaube, dass Versuche unter Be- dingungen gleicher Beleuchtung und gleicher Luftfeuchtigkeit, bei verschieden feucht gehaltenem Boden, die Frage aufklären könnten. Einen ähnlichen Versuch in der uns interessierenden Frage, bei sonst normalen Verhältnissen, hat schon MeR angestellt. Aber er gibt nicht an, wie die Länge der Zellen ausgefallen ist. Ich stellte meine- Versuche hauptsächlich an Sedum-Axtaw an, weil diese Pflanzen in trockenem, wie in feuchtem Boden gut gedeihen. Die grösste Keihe der Versuche machte ich mit Sedum Majcimoioiczi. Eine grosse Reihe von Exemplaren wurde in grossen Töpfen gezogen. Ein Teil der Pflanzen erhielt immer grosse Quantitäten von Wasser, ein anderer dagegen sehr w^enig Wasser; ausserdem aber begoss ich einige andere Exemplare mit ver- über die PallisadenzpUcn. 205 schiedenen Wassermengen, wobei weder das Maximum der feuchten Töpfe, noch das Minimum der trockenen erreicht wurde. Und ich ^nuss sag-en, dass auch der Bau dieser Pflanzen etwa eine Zwischen- stufe der Extreme der sehr trockenen bezw. feuchten Pflanzen zeigte. Der Unterschied im Bau der trockenen und der feuchten Pflanzen ist, wie Fig. 1 und 2 ersehen lässt, für die Pallisadenlagen sehr in die Augen fallend. Die Zellen beider Reihen der feuchten Pflanze ist sehr stark in die Länge senkrecht zur Blatt- fläche gestreckt. Im trockenen Blatte dagegen ist die Streckung kaum angedeutet. Es ist ersichtlich in wie hohem Masse die Leitung des Wassers in feuchtem Boden stärker ist und wie die Ausbildung des Pallisadengewebes, die sich in der Streckung der Zellen kundgibt, mit dieser Erscheinung Hand in Hand geht. — Fig. 3 zeigt uns einen Querschnitt durch ein Blatt von Asphodelus luteus. Wir sehen hier das dunkelgrün gefärbte Gewebe (in der Ab- bildung schraffiert) aus kürzeren Zellen zusammengesetzt als das hellere Gewebe. Diese verschieden gestreckten Zellen könnten hier durch stärkere und schwächere Beleuchtung nicht erklärt werden, denn alle Zellen sind dem Lichte gleich ausgesetzt. Mit der Stoff- ableitungstheorie (HaberlaNDT) kommt dieser Bau eigentlich in Kollision. Die chlorophyllreicheren Zellen sind gar die kürzeren, und die Leitung in den chlorophyllarmen ist entschieden in diesem Falle die bessere. Solche Bildunoen kommen mehrfach vor. In solchen Fällen sind die gestreckten Zellen die wasser- reicheren, und die Funktion der AVasserleitung wird mehr oder weniger in den Vordergrund gerückt, zugleich aber die Assimilations- tätigkeit durch geringeren Inhalt an Chlorophyll geschwächt. ÄlONTEMARTINI führt einen ähnlichen Fall für Euphorbia splendens (Fig. 8 seiner Tafel) an. Er sucht die Erklärung dieser Erscheinung in dem Einfluss der Nähe der Spaltöffnungen, da bei Eiqjhorbia die kurzen chlorophyllreichen Zellen sich in der Nähe der- selben finden. Unsere Abbilduns; zeio-t aber o-erade den um- gekehrten Fall: hier sind die der Spaltöffnung näher gelegenen gerade die längeren, und der Einfluss der Spaltöffnungen kann natürlich nicht für diesen Bau verantwortlich gemacht werden. Wir haben aber in beiden Fällen wasserreiche Zellen, welche einen Teil der Chlorophyllkörner verloren und ihre Funktion ein- gebüsst haben — sich zugleich gestreckt haben, um der Wasser- leitung besser dienen zu können. AVie Mesophyllzellen in spezielle Wasserelemente übergehen, dafür haben wir mehrere Beweise. Bei den Capparideen fand YeSQUE, dass unter den Mesophyllzellen sich solche finden, welche nicht nur ihren Chlorophyllgehalt völlig auf- gegeben haben, sondern die zugleich auch netzförmige Verdickung '206 S. RYWOSCH: erhalten, die Holzelenienteii ähnlich sind. Ganz in wasserleitende Elemente sind die Querpareuchymzellen bei den Fodocarjms- Arten mit breiten Blättern über^e2:anoen. Diese Elemente haben an ihren CO o Wänden zweiseitige Hoftüpfel (Fig. 4). SCHEIT's Angabe ZIMMER- MANN gegenüber, dass sie unbehöft sind, kann ich nicht teilen, denn dass sie wirklich behöfte Tüpfel führen, lässt sich auch daraus schliessen, dass wir zwischen diesen Elementen und den lebenden Zellen einseitige Hoftüpfel konstatieren können. In den quer- gestreckten Mesophyllzellen der Taxineen, wie auch in den Cycadeenfiedern müsste man mit HABERLANDT natürlich Zuleitungs- gewebe sehen. Allein, da sich mit zunehmender Breite des Blattes die quergestreckten Zellen immer mehr und mehr in farblose, wasserführende Elemente verwandeln, bis sie in den ganz breiten den höchsten Grad ihrer Umwandlung erreichen, zeigt es sich zur Genüge, wie sehr unter Leitung im Mesophyll auch Wasserleitung mit einbegriffen werden muss. Ihre wichtige Nebenfunktion der AYasserleitung wird zur Haupt- funktion. Es entstehen Trache'iden, also typische Wasserelemente. Die l'odocajyus- Arten sind noch insofern interessant und lehrreich, als sie ihre Wasserelemente beim Fehlen von Quertracheiden in das Chlorenchym eingreifen lassen. Die schmalblättrigen nämlich haben, wie sonst die Coniferen, um das Leitbündel des Blattes eine Scheide; innerhalb dieser Scheide finden sich natürlich auch die Tracheidensäume, w^elche zu beiden Seiten des Bündels liegen. Bei den breitblättrigen, z. B. Podocavpus latifolia., liegt auch diese reo'elmässige Anordnung vor. Nur kommen hier Quertracheiden ausserhalb der Scheide hinzu. Bei einer mittelbreiten Art, Podocarpus ehngata, fand ich folgenden Bau: Es hat sich hier kein Quertracheidensystem ausgebildet, die Tracheidensäume selbst aber springen sehr weit in das Chlorophyllgewebe nach rechts und links vom Nerven ein, und das Merkwürdige dabei ist, dass, um diesen Ersatztracheiden die Möglich- keit in das wasserbedürftige Gewebe einzutreten zu geben, die sonst gerade an den Flanken nie fehlende Scheide sich an diesen Stellen auflöst. — Ein anderer Fall, wo die Streckung ganz klar im Dienste der Wasserleitung steht, ist bei einigen Schwimmblättern zu finden. Fig. 5 zeigt uns einen Quer- schnitt durch ein Schwimmblatt von Potamogefon nutuns. Wir sehen, dass die unteren Zellen, ebenso wie die der Oberseite, gestreckt sind, — es sind sozusagen isolateral gebaute Blätter, aber es fehlen hier natürlich alle Bedingungen, welche nach HEINRICHER vor allem Trockenheit des Standortes u. s. f.. die Bildung der Isolateralität her- vorrufen. Da das Wasser hier vom Blatte endosmotisch auf- genommen wird, so ist es natürlich ilie untere Seite, die es tut, und Übf'r die rallisailcnzellcn. 207 diu o-estreckten Zellen sind dazu wohl am i»'eeio,netsten, das aufue- nommene Wasser weiter zu leiten. — Den isolateralen Bau fand ^EINßlOHER für eine Reihe von Pflanzen, welche nnter gewissen gleichen Bedingungen leben — die Faktoren waren Licht, trockener Standort u. s. f. Ausserdem finde ich aber auch in unserer Flora eine Reihe von Pflanzen, deren isolateraler Bau durch die zerschlitzten Blätter be- dingt ist, so bei manchen Kompositen, z. B. bei Antliemis arvensis, Matricaria CJiamomüla. Dank der feinen Teilung werden sie viel meiir von den Luftzügen in Mitleidenschaft gezogen, werden von relativ seiir viel Luft umspült, wodurch die Transpiration steigt und immer schnelle Wasserleitung erforderlich macht. Und die unteren Zellagen sind häufig, da diese Luftumspülung sie intensiver zu verdunsten veranlasst, auch in einer für die Wasserleitung angepassten Form ausgebildet. Auch der Bau des P'eldrittersporns, welchen HeiNKICHER bemerkt hat, gehört hierher. In einem anderen Falle, wo eine nicht ge- nügend rasche Wasserleitung schädliche Folgen haben könnte, hat das Blattparenchym durch gestreckte Zellen den Verhältnissen sich anzupassen gesucht Ich meine die Salzpflanzen. Und die Versuche von SCHDIPER und LesAGE haben eben den Einfluss des Salzbodens auf den Bau des Mesophylls festgestellt. SCHIMPER hält auch diese Streckung durch die eventuelle Wassergefahr bedingt. In diesem Falle, wie so häufig, wo es sich um ökonomische Wirtschaft mit dem Wasser handelt, wird das Blatt dicker, und bei gleicher Ober- fläche wird ein grösseres Volumen entwickelt. Was früher von Blättern trockenen Standortes, welche durch tue bedeutende Succulenz einen Schutz erhalten haben, gesagt wurde, gilt auch für das Assimilationssystem, welches wir im Stamme blattloser Pflanzen finden. Wo wahre Succulenz vorliegt^ wo sehr fleischige Stämme, wie etwa bei den Cacteen, die Assimilation übernehmen, da finden wir in solchen mächtig dicken schleimigen Organen keine Pallisadenbildung; bei den assimilierenden Zw^eigen von Asparagus und Casuarina dagegen, die nicht diesen enormen Schutz besitzen, finden wir gut entwickeltes Pallisadenparenchym. Im all- gemeinen sehen wir also, dass die Wasserleitung es ist, welche in ganz verschiedenen Fällen, manchmal geradezu überraschend, den spezifischen Bau bedingt. — Schliesslich hat ja auch STAHL nicht bestreiten wollen, dass die Beleuchtung, der er die Hauptw^irkung zuschrieb, zu ihrem Begleiter die Transpiration haben muss. Ich glaube, dass im Prinzip die richtige Verallgemeinerung HaBERLANDT gemacht hat, denn die Pallisaden stellen (in den meisten Fällen) tatsächlich nur einen Spezialfall der gestreckten Assimilationszellen dar. Man könnte die Bezeichnung vielleicht noch näher präzisieren, indem wir statt „ge- '208 S. Rywosch: streckte Assimilationszellen" gestreckte Leitungszellen sagen. Aber nur vom Standpunkte der Wasserleitung wird in den meisten Fällen das Auftreten und der Grad der Entwicke- luno- bezw. das Fehlen des Pallisadeng-ewebes erst ver- ständlich. Erkläi-uug der Abbilduugen. (Die Epidermis uml die Spaltöfifnungen sind scliematisch dargestellt) Fig. 1. ^edam Maxii/ioioiczi, BLittquerschnitt. Die Pllanze i>t in feuchtem Boden gewachsen. Veryr 240. „ 2. Sediim Maxiinoiiüczi, Blattquerschnitt. Die Pflanze ist in trockenem Boden gewachsen. ., 3. Axplwddu.'i lufeus, Blattquerschnitt. Vergr. 135. ., 4. Podocarpus latifolia, Quertracheide mit behöften Tüpfeln. Vergr. 240. „ 5. Potaiiioyeton naiaiix, Blattquerschnitt. Verg. 240. Up = Untere Pallisadenzellen. Literatiir. ARESCHOUG, f. W. C. 1. Der Einflnss des Klimas auf die innere Organisation der Pflanzen. Bot. Jahrbücher, herausg. von ENGLEE, Bd. 2, 1882. 2. Über die physiologischen Leistungen und die Entwickelung des Grund- gcWebes des Blattes. Lund 1897. 3. Bibliotheka Botanica, Heft G, li)02 4. Flora IDOG. Brown und Morris, .lourna! cliem. Soc Trans. 1893 (63, p. 604). BURGERSTEIN, A., Die Transpiration der Pflanzen, 1904, Jena. COSTANTIN, Etudes sur les fenilles des plantes aqiiatiqups. Ann. des scienc. nat. 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Die Theorie des genetischen Zusammenhanges der Alkoholgärung mit der Sauerstoffatmung wurde bekanntlich von DlAKONOW^) in Abrede- gestellt. Dieser Forscher hat gefunden: 1. Die anaerobe Atmung der Schimmelpilze findet überliaupt nur bei Zuckerernährung statt. 2. Die Schimmelpilze Aspergillus niger und Penicillium glmicum bewirken selbst bei Zuckerernähruno- eine äusserst fferinye COo-Produktion und sind gegen die Anaerobiose sehr wenig widerstandsfähig, indem sie durch eine zweistündige Sauer- j .^ Stoffentziehung zugrunde gebracht werden. Durch diese Resultate glaubte DiAKONOW nachgewiesen zu haben, dass die anaerobe Atmung ein Prozess sui generis ist, der erst bei Sauerstoffabschluss eingeleitet wird und unter Umständen unterbleiben kann; das Zustandekommen der Sauerstoffatmung sei also von den sich bei Sauerstoffabschluss abspielenden Vorgängen vollständig unabhänoig. Diese Schlussfolgerungen DiAKONOW's wurden jedoch durch spätere Untersuchungen widerlegt. KOSTYTSCHEW^) hat dargetan, dass die anaerobe Atmung der Schimmelpilze bei ver- schiedenartiger Ernährung stattfindet; Fräulein KRASNOSSELSKY^) hat nachgewiesen, dass Aspergillus niger durch eine G Tage (143 Stunden) dauernde Anaerobiose nicht getötet wird. Der geringeu Intensität der anaeroben COg-Produktion von Aspergillus niger ist KOSTYTSCHEW's*) Meinung nach keine theoretische Bedeutung beizulegen, da der ge- nannte Pilz durch die Produkte des anaeroben Stoffwechsels schnell vergiftet wird; die Vergiftung ist aber allerdings eine sekundäre Erscheinung, die mit den Grundursachen der Atmung nichts zu tun hat. KOSTY'TSCHEW*) hat beobachtet, dass die anaerobe CO^- Produktion von Aspergillus niger in auffallender Weise zunimmt, wenn das Mycelium in eine beträchtliche Menge der Zuckerlösung total versenkt wird; durch Anwendung dieser Methode ist es 1) DiAKONOW, diese Ikrichte, Bd. 4, 188G, S. 1. — DiAKONOW, Arcliives slaves de biologie, t. 4, 1887, S. ?>1 und 121. 2) KOSTYTSCHEW, diesc Berichte, Bd. 20, 1902, S. 327. — KOSTYTSCHEW, Jahrb. für wissensch. Botanik, Bd. 40, 1904, S. 5G3. 3) Krasnosselsky, Centralbl. für Bakteriol., Abt. II, Bd. 13, 1904, S. 673. 4) KOSTYTSCHEW, diese Berichte, Bd. 2.'), 1907, S. 44. über Zjmase aus Aspergillus niger. 211 KOSTYTSCHEW gelungen nachzuweisen, dass die anaörobe Atmung von Aspergillus niger bei Zuckerernährung mit der Alkohölgärung ii^ wesentlichen identisch ist. Bereits früher hat auch MaximOW^) gefunden, dass der Pressaft von Aspergillus niger ebenso wie der Hefcpressaft gleiche Mengen der COo bei SauerstofFzutritt und Sauer- stoffabschluss ausscheidet. Es liegt wohl die Annahme nahe, dass die Alkoholbildung von Aspergillus niger eine Folge der enzymatischen Glykolyse ist. Auf Vorschlag und unter Leitung des Herrn Prof. PalladiN habe ich mir vorgenommen, die Anwesenheit der Zymase in Aspergillus niger experimentell nachzuweisen. Eine grosse Anzahl der Pilzkulturen wurde in den etwa 2 Liter fassenden FEßNBACH'schen Kolben auf RAULIN'scher Lösuno- orezoo-en. Ein jeder Kolben wurde mit 300 ccm der Lösung beschickt, mit Watte geschlossen, bei 120° sterilisiert, geimpft und dann in einen Thermostaten (bei 32°) gestellt. Die im Anfang der Fruktifikation begriffenen Mycelien wurden mit destilliertem Wasser schnell ab- gespült, mit Quarzsand zerrieben und in einer BuCHNER'schen Presse bei 300 Atm. abgepresst. Dem auf die geschilderte Weise ge- wonnenen Safte wurde kristallinischer Traubenzucker in einem Gehalt von 20 pCt. zugegeben und das Gemenge in einen konischen Kolben gebracht. Nun wurde im Verlauf von 24—29 Stunden ein Luftstrom durch den Kolben geleitet; die Bestimmungen der aus- geschiedenen COo wurden in einem PETTENKOFER'schen Apparate ausgeführt. Nach absolvierter COo-Ausscheidung wurde der Saft durch eine beträchtliche Menge destillierten Wassers verdünnt und mehrfach abdestilliert, darunter einmal aus schwach alkalischer und einmal aus schwach saurer Lösung (zur Alkalisierung wurde Kreide, zur Ansäuerung Weinsäure verwendet). Die erhaltenen Destillate waren immer aldehyd- und acetonfrei; davon habe ich mich ver- mittelst der Reaktionen mit fuchsinschwefliger Säure und mit Nitro- prussidnatrium vergewissert. Zur Identifizierung des Äthylalkohols' habe ich die Jodoformprobe benutzt; die quantitativen Alkohol- bestimmungen wurden durch Ermittelung des spezifischen Gewichts der Destillate auss-eführt. Versuch 1 (Kontrollversuch). Neuntägige Kulturen von Aspergillus niger (13 Kolben); Gesamt- gewicht 3G0 r/, Saftmenge 160 crwi. Der Saft wurde unmittelbar zur Alkoholbestimmung verwendet. C0H5OH = 0,0 w?(/; Jodoformprobe negativ. 1) Maximow, diese Berichte, Bd. 22, 1904, S. 225 15* 212 N. JUNITZKY: Über Zymase aus Aspergillus niger. Tersuch 2 (Kontrollversuch). Yiertägige Kulturen von Aspergillus niger (9 Kolben). Gesamt- gewicht 155 g^ Saftmenge 60 ccm. Die Alkoholbestimmung ergab dasselbe Eesultat wie im Versuch 1. Versuch 3. Achttägige Kulturen von Aspergillus niger (15 Kolben). Gesamt- gewicht 460 g, Saftmenge 220 ccm, Versuchsdauer 29 Stunden. CO. = 68,8 mg aH,OE[ = 54,4 „ CO, :CJH50H=100:79,0 Versuch 4. Fünftägige Kulturen von Aspergillus niger (17 Kolben). Gesamt- gewicht 370 g, Saftmenge 185 ccvi, Versuchsdauer 26 Stunden. CO, = 90,4 mg C3H,OH = 83,4 „ CO, :C,H,OH = 100:92,2. Versuch 5. Achttägige Kulturen von Aspergillus niger (16 Kolben). Gesamt- gewicht 400 g, Saftmenge 200 ccm, Versuchsdauer 24 Stunden. COo = 70,4 mg C,H,OH = 63,l „ CO, :C,H5OH=100:89,6. Aus all diesen Versuchen ist ersichtlich, dass die bei vollem Luftzutritt gezüchteten Mycelien von Aspergillus niger immer eine gewisse Menge der Zymase enthalten. Die gegen die Theorie des genetischen Zusammenhanges der Alkoholgärung mit der Sauerstoff- atmung angewandten Versuche mit Aspergillus niger sprechen also bei modifizierter Versuchsanstellung gerade zugunsten dieser Theorie. St. Petersburg, Pflanzenphysiologisches Institut der Universität. E. SCHULZE: Bililungsweise des Asparaj,Mns und des Glutamins. 213 30. E. Schulze: Zur Frage der Bildungsweise des Asparagins und des Glutamins in den Keimpflanzen. Eingegangen am 25. April l'JÜ7. Aus zahlreiclieii, teils von mir selbst, teils von meinen Mit- arbeitern o-emachten Beobachtunoen habe ich die Schlussfoloeruno- abgeleitet, dass das in den Keimpflanzen sich anhäufende Asparagin durch Umwandlung primärer Eiweisszersetziingsprodukto (Monoamino- säuren, Hexonbasen usw.) entsteht;') diese Schlussfolgerung hat auch durch die von anderen ausgeführten Uutersuchuugen^) eine Bestäti- gung erhalten. Die Frage nach der Bildungsweise des Asparagins in den Keimpflanzen ist damit aber noch nicht vollständig beant- wortet; es ist noch festzustellen, in welcher Weise aus den primären Produkten des Eiweissabbaues Asparagin sich bildet. Da es kaum möglich ist, über den Verlauf dieses Vorganges auf dem Versuchs- wege direkt Aufschluss zu gewinnen, so ist man zunächst auf Ver- mutungen angewiesen. Für wahrscheinlich kann es erklärt werden, dass aus den primären Eiweisszersetzuugsprodukten Ammoniak ent- steht, und dass letzteres bei der synthetischen Bildung von Asparagin Verwendung findet. Zur Stütze dieser Ansicht kann u. a. die von Suzuki') gemachte Beobachtung dienen, dass nach Zuführung eines 1) Ich verweise auf die in diesen Berichten, Bd. 18, S. 36 - 42, und Bd. 22, S. ^81 - 384, von mir gemachten MitttMlungen, sowie auf meine Abhandlung .,Über den Abbau und den Aufbau organischer Stickstoffverbindungen in den Pflanzen" im Jahrgang 1906 der Landwirtschaftlichen Jahrbücher (herausgegeben von H. Thiel). 2) Auch W. ZALESKI gelangt in einer vor kurzem in diesen Berichten, Bd. 24, S. 292—205 gemachten ^Mitteilung zu der Schlussfolgerung, dass durch die Eiweisszersetzung in den Keimpflanzen ein Material geschaffen werde, aus welchem in noch unbekannter Weise Asparagin sich bildet. Er weist auf die in meinem Laboratorium von M. Merlis an Keimpflanzen von Lupinus angustifolius aus- geführten Untersuchungen hin, durch welche gezeigt wurde, dass im letzten Stadium der Keimung Asparagin sich bildet, ohne dass gleichzeitig die Pflänzchen noch einen Verlust an Eiweissstoffen erleiden. Es sei hier bemerkt, dass die gleiche Erscheinung auch in Versuchen hervortrat, die schon viel früher von mir an Lupinus luteus ausgeführt wurden. Schon damals habe ich es für wahrscheinlich erklärt, dass das in den Keimpflanzen sich anhäufende Asparagin nicht primäres Eiweisszersetzungsprodukt sei. Ich verweise auf meine Abhandlungen in den Land- wirtschaftlichen Jahrbüchern, Jahrgang 1878, S. 429 und Jahrgang 1880, S. 728. 3) Bull. College of Agriculturc, Imperial Universitj, Tokyo. Vol. 2, Nr. 7 (1897). 214 E. Schulze: Ammoniaksalzes der Asparagiugelialt der Keimpflanzen sich erhöht. Die Animoniakbildung kann erfolgen, wenn die beim Eiweisszerfall entstandenen Mono- und Diaminosäuren im pflanzlichen Stoffwechsel oxydiert werden; es ist aber auch möglich, dass ohne gleichzeitige Oxydation eine Desamidierung der Aminosäuren stattfindet. Dass diese Vorgänge unter Mitwirkung von Enzymen sich vollziehen, kann für sehr wahrscheinlich erklärt werden/) Im Hinblick auf diese Hypothesen ist es von Interesse, über den Ammoniakgehalt der Keimpflanzen Kenntnisse zu besitzen. Dass etiolierte Keimpflanzen nur kleine Ammoniakquantitäten ent- halten, ist von meinen Mitarbeitern und mir früher schon gefunden worden; die bezüglichen Bestimmungen sind in der Regel nach E. BosSHARD's Verfahren ausgeführt worden.^) Vor kurzem hat auf meine Veranlassung N. CastORO^) dieses Verfahren mit A. LONGl's Methode (Abdestillieren des Ammoniaks mit Magnesia im Vakuum bei 40° C.)*) verglichen. Er erhielt auf letzterem Wege etwas niedrigere Resultate, als nach dem Verfahren "BosSHARD's; doch waren die Differenzen nur gering. In den teils in frischem Zu- stande, teils nach dem Trocknen untersuchten etiolierten Keim- pflanzen fand N. CASTORO ebenfalls nur kleine Mengen von Ammoniak; die dieser Verbindung angehörende Stickstoffmenge be- trug im Maximum 0,131 pCt. der Pflanzentrockensubstanz. Durch andere Versuche CastorO's wurde festgestellt, dass die Ammoniak- menge sich vermehrte, wenn die getrockneten, fein zerriebenen Keimpflanzen unter Zusatz von Wasser und eines Antiseptikums bei 35 — 40° C. der Autolyse unterworfen wurden. Für diese Versuche dienten teils viertägige, teils siebentägige Keimpflanzen von Lupinus luteus und Lupinus albus. In den der Autolyse unterworfenen Substanzproben betrug die als Ammoniak vorhandene Stickstoff- menge 0,228— 0,'265 pCt. der Pflanzentrockensubstanz, während in Proben, die im übrigen gleich behandelt, aber vor Beginn der Autolyse durch Erhitzen auf 100° von wirksamen Enzymen befreit worden waren, nur 0,074—0,078 pCt. Stickstoff in Animoniakform 1) Ich weise darauf hin, dass Shibata (Beiträge zur chemischen Physiologie und Pathologie, Bd. 5, S. 384-394) bei Pilzen Abspaltung von Ammoniak aus Aminosäuren durch Enzyme beobachtete. Auch Zaleski erklärt es in seiner oben zitierten Abhandlung für wahrscheinlich, dass bei der Asparaginbildung Enzyme mitwirken. 2) Dies Verfaluen besteht darin, dass man das Ammoniak aus den von Eiweissstoffen möglichst befreiten Extrakten durch Phosphorwolframsäure ausfällt, die Niederschläge abliltriert, mit verdünnter Schwefelsäure aaswäscht und sodann der Destillation mit Wasser und Magnesia unterwirft. Das überdestillierende Ammoniak wird in verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure aufgefangen. 8) Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 50, S. 525. 4) Landwirtschaftliche Versuchsstationen, Bd. 32, S. IG. Hildiingswcise des Asparagins und dos Glutamins in den Keimpflanzen. 215 gefunden wurden (die Amnioniakbestinimungen wurden sämtlicli nach der Methode von LONGI ausgeführt). Ob das während der Autolyse entstandene Ammoniak direkt aus EiweissstofFen abgespalten oder ob es beim Abbau primärer Eiweisszersetzuugsprodukte gebildet worden war, blieb unentschieden. Durch früher auss-eführte Versuche ist bewiesen worden, dass wälirend der Autolyse der Gehalt der Keimpflanzen an Monoamino- säuren und an Hexonbaseu steigt; nach genügend langer Dauer jenes Prozesses ist der Gehalt an Tyrosin, Leucin und Arginin in den bezüglichen Substanzproben grösser, als in etiolierten Keim- pflanzen gleicher Art, deren Vegetation mehrere Wochen gedauert hat.^) Diese Erscheinung erklärt sich aus der Annahme, dass in den lebenden Pflänzchen die Aminosäuren und Hexonbasen sich in der Regel nicht anhäufen,^) weil sie im Stoffwechsel dem Verbrauche unterliegen. Das Gleiche hat mau auch für das Ammoniak anzu- nehmen, das in den lebenden Pflänzchen in kleinerer Menge sich vorfindet, als in den Substanzprobeu, die der Autolyse unterworfen worden waren. Stellt man aber die Frage, in welcher Weise das in den lebenden Pflänzchen entstehende Ammoniak zum Verbrauche erelanut, so darf man es wohl für das Wahrscheinlichste erklären, dass dasselbe für die synthetische Bildung von Asparagin verwendet wird. Dafür spricht ausser der oben erwähnten Beobachtung SUZUKi's auch die von W. BüTKEWITSCH^) gemachte Angabe, dass in Keimpflanzen während der Anästhesie Ammoniak sich ansammelt, während zugleich die Asparaginbildung sich verlangsamt. Aus Versuchen SüZUKl's*) ist die Schlussfolgerung abgeleitet worden, dass der Sauerstoffzutritt die Asparaginbildung begünstigt — eine Schlussfolgerung, die auch mit Beobachtungen, die von GODLEWSKl^) beim Studium der intramolekularen Atmung der Pflanzen gemacht wurden, in Übereinstimmung zu bringen ist. Dies erklärt sieh, wenn man annimmt, dass die Oxydation von Mono- und Diaminosäuren im pflanzlichen Stoffwechsel mit der Bildung des für die Asparaginsynthese erforderlichen Ammoniaks verbunden ist. Gesetzt aber, dass diese Aminosäuren, auch ohne dabei oxydiert zu werden, durch Desamidierung Ammoniak liefern, so könnte doch ein Zusammenhang der Asparaginbildung mit Oxydationsvorgängen 1) Eine Ausnahme zeigte sich in bezug auf das Arginin bei den Keimpflanzen von LiipiiHis luteus; man vergleiche die Abhandlung von E. SCHULZE und N. Castoro in der Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 43, S. 176. 2) Eine Ausnahme bildet z. B. die Anhäufung des Arginins bei Lupinus luteus. 3) Tageblatt des 11. Naturforscherkongresses in St. Petersburg. 4) Bull. College of Agriculturo, Imperial University, Tokyo, Vol. 4, S. 531. 5) Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau, 1904, 115; Kef. im Chem. Centralblatt, 1904, Bd. 1, S, 1G55. 216 E. SCETüLZE: Bildungsweise des Asparagins und des Glutamins. bestehen. Da das Asparagin das Amid der Asparaginsäure, letztere aber nichts anderes als Aminoberusteinsäure ist, so muss es für möglich erklärt werden, dass die Pflanzen zur Asparaginbildung Bernsteinsäure verwenden; diese Säure kann aber bei der Oxydation nicht nur von stickstofffreien Stoffen, sondern auch von Arginin ent- stehen.^) Wenn es auch nicht für unmöglich erklärt werden kann, dass bei der Spaltung der EiweissstofiPe Asparagin in kleiner Quantität direkt sich bildet, so konnte letzteres doch bis jetzt nicht nach- gewiesen werden. Zwar fand W. ßUTKEWITSCH^) in seinen Unter- suchungen über die proteolytischen Enzyme gekeimter Samen, dass die Keimpflanzen nach der Autolyse eine Substanz, die beim Er- hitzen mit verdünnter Salzsäure Ammoniak lieferte, in grösserer Menge enthielten als vorher; da aber aus den der Autolyse unter- worfenen Substanzproben durch Fällung mit Mercurinitrat nicht mehr Asparagin gewonnen werden konnte, als aus den Proben, in denen vor Beginn der Autolyse die Enzyme durch Erhitzen auf 100° unwirksam gemacht worden waren, so konnte jene ammoniak- liefernde Substanz nicht für Asparagin erklärt werden. Diese von BüTKEWITSCH gemachten Beobachtungen zeigen schon für sich allein, dass man sich auf die SACHSSE'sche Methode der Asparagin- bestimmung nicht unbedingt verlassen kann — eine Tatsache, auf die aucli ich in meinen Abhandlungen wiederholt aufmerksam ge- macht habe. Wenn diese Methode von meinen Mitarbeitern und mir angewendet wurde, so haben wir, wenn irgend möglich, die dabei erhaltenen Resultate dadurch zu kontrollieren gesucht, dass wir feststellten, wie viel Asparagin aus den für jene Bestimmungen verwendeten Extrakten durch Kristallisierung zur Abscheidung ge- bracht werden konnte. Auch bei Fortführung der Untersuchungen über die Bildungsweise des Asparagins in den Pflanzen wird es sicli empfehlen, die nach SacHSSE's Methode für den Asparagingehalt der Unters Qchuugsobjekte gewonnenen Zahlen nicht olme weitere Prüfung als massgebend anzusehen. Man darf annehmen, dass das im vorigen in bezug auf das Asparagin Gesagte, mutatis mutandis, auch für das Glutamin seine Geltung hat. Zürich, Agrikulturchemisches Laboratorium des Polytechnikums. 1) Zu den bei der Oxydation des Arginins mittels Permanganat entstehenden Produkten gehört nach den Versuchen F. KUTSCHEE's auch Bernsteinsäure. 2) Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 32, S. 1. Sitzung vom Ol. Mai 1007. 217 Sitznno; vom 31. Mai 1907. Vorsitzender: Herr L. Kny. Der Vorsitzende teilt mit, dass Herr Professor Dr. OTTO MÜLLER, welcher seit Begründung der Deutschen Botanischen Gesellschaft das Amt des Schatzmeisters verwaltet hat, vor wenigen Tagen (am 28. Mai) die 70. Wiederkehr seines Geburtstages beging. Da der Vorstand Kenntnis davon erhalten hatte, dass der Jubilar diesen Tag in stiller Zurückgezogenheit zu feiern wünsche, hat er die demselben gewidmete Adresse durch die Post in seine Hände gelangen lassen. Die Adresse hatte folgenden Wortlaut: 'a' Hochoeehrter Herr Doktor! Am heutigen Tage, an welchem Sie auf 70 Jahre eines an Arbeit und Mühen, aber auch an geschäftlichen wie wissenschaftlichen Erfolgen reichen Lebens zurückblicken, darf auch die Deutsche Botanische Gesellschaft, die Ihre hervorragenden Verdienste als Mitglied des Vorstandes wohl zu würdigen weiss, nicht versäumen, Ihnen als Zeichen aufrichtiger Teilnahme die herzlichsten Glück- und Segens- wünsche darzubringen. Wir schätzen in Ihnen, verehrter Herr Kollege, nicht bloss den ausgezeichneten Sachverständigen, der in getreuer Mitarbeit seine bewährte Kraft den Obliegenheiten des Vor- Standes gewidmet und nun schon seit einem Vierteljahr- hundert unsere Gesellschaftskasse mustergültig verwaltet hat, sondern auch den wissenschaftlichen Forscher, dem wir so manche wertvolle Beiträge zur Kenntnis der Bacillariaceen in systematischer wie anatomisch - physiologischer Richtung zu verdanken haben. Es ist Ihnen gelungen, auf diesem Spezialgebiet die schwierigsten Fragen, die sich auf den Bau der Membran und der Inhaltsgebilde, auf die Gesetz- mässigkeit der Zellteilungsfolge und auf die Mechanik der Ortsbewegungen beziehen, wesentlich zu fördern oder end- gültig zu entscheiden. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXV. Jg 218 Sitzung vom 31. Mai 1907. So kommen wir denn zur Feier Ihres Ehrentages, um bei diesem erfreulichen Anlass mit unseren besten Wünschen zugleich den Dank der Deutschen Botanischen Gesellschaft für alles, was Sie für sie getan, und unsere Anerkennung Ihrer wissenschaftlichen Leistungen zum Ausdruck zu bringen. Möge es Ihnen beschieden sein, die in letzter Zeit ein- getretenen Störungen in Ihrem Wohlbefinden zu überwinden und im Genüsse eines heiteren Lebensabends aufs neue die Kraft zu erlangen, die Ihnen so viele Jahre hindurch ein Sporn zu freudiger Arbeit gewesen. Der Yorstand der Deutschen Botanischen Gesellschaft. S. SCHWENDENER W. PFEFFER. L. KNY. A. ENGLER. L. WITT3IACK. M. 0. Reinhardt. E. Koehne. G. Lindau. Der Vorstand hat leider verspätet Kenntnis davon erhalten, dass unser ordentliches Mitglied, Herr Medizinalrat Dr. FOCKE in Bremen am 24. Januar 1907 sein 50jähriges Doktorjubiläum gefeiert hat. Es werden ihm nachträglich durch den Präsidenten die Glückwünsche der Gesellschaft ausgesprochen werden. Der Vorsitzende macht ferner die Mitteilung, dass unser ordent- liches Mitglied, Herr Professor Dr. phil. Sir Dietrich Brandis, vormals Generalforstinspektor in Britisch-Ostindien am 28. Mai ver- schieden ist. Um das Andenken des Verstorbenen zu ehren, erhoben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Jlerren: Engler, Victor, cand. rer. nat. (durch F. Pax und H. WiNKLER), Iwanowski, Dr. Dimitri, Professor der Pflanzenphysiologie an der Universität Warschau (durch M. TSWETT und L. KNY). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert: Fräulein Heimann, Emmy, in Braunschweig, sowie die Herren Heiden, Dr. H., in Rostock, Junk, W., in Charlottenburg, Renner, Dr. Otto, in München. W. Voss: Über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten. 219 Herr A. ENGLER erstattete Bericht über die in Uppsala und Stockliolm stattgefundene Feier des 200jährigen Geburtstages Ll|:fNE's, welcher er als Vertreter der Königl. Akademie der Wissen- schaften, der Universität Berlin und mehrerer wissenschaftlicher Vereine beigewohnt hat. Herr M. TSWETT legt der Gesellschaft ätherische Lösungen seiner Reinpräparate der Ciilorophylline vor, nämlich eine grünblaue Lösung des Chlorophyllins a und die grasgrüne des Chlorophyllins ß. Ausserdem wird ein Präparat vorgelegt, welches das Verhalten des eigentlichen Karotins im zweiphasigen System der „KRAUS'schen Reaktion" demonstriert. Das Karotin bleibt vollständig in der oberen, petrolätherisclien Schicht Dieses Karotin wurde nach der Adsorptionsmethode des Vortragenden aus grünen Blättern dar- gestellt. Mitteilungen. 31. W.Voss: Über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten. 1. Kosa viridiflora. Eingegangen am G. Mai 1907. In den grundlegenden Arbeiten von GREGOR MENDEL und in den hervorragenden Untersuchungen von CORRENS, TSCHERMAK und DE VRIES auf dem Gebiet der Bastardforschung und Vererbungslehre wurden eine grosse Anzahl von Tatsachen gefunden, die den ein- zelnen Merkmalen eines Organismus eine verhältnismässig grosse Selbständigkeit zuweisen. Über die Faktoren, von denen die Akti- vierung einer Merkmalsanlage, abgesehen von ihren spezifischen Eigenschaften, im Bastard abhängig ist, ist noch ausserordentlich wenig bekannt. Doch scheint es, als ob die Zugehörigkeit einer Merkmalsanlage zu der einen oder anderen Art oder Rasse von Einfluss auf das Verhalten derselben im Bastard sei. (Vgl. z. B. das Verhalten der Langform oder der Kurzform der Ähren von 16* 220 W.Voss: Getreiderassen beim Bastardieren, TSCHERMAK, Zeitschrift für das laudwirtsch. Versuchsw. in Österreich, 1901). Ausserdem sind in der Bastardliteratur einige Fälle bekannt geworden, in denen die Ernährungsbedingungen im weitesten Sinne des Wortes Einfluss auf die Aktivierung einer Merkmalsanlage zeigten. So gibt DE YRIES an (Ber. der deutsch, bot. Ges., 1900), durch künstliche Eingriffe das Verhalten von Merkmalen zu einander verändert zu haben. Auch CORRENS gibt an, durch ungenügende Ernährung bei Mathiola glabra -{- Mathiola incana statt homogen violetter violett und weiss- gescheckte Blumenblätter erzielt zu haben (Ber. der deutsch, bot. Ges. 1901, S. 84). Zahlreicher sind die Tatsachen, die auf einen funktionellen Zusammenhang der Aktivierung von Merkmalsanlagen und der Er- nährungsbediugungen in reinen Arten hinweisen. Yor allen haben GÖBEL, KlebS und YÖCHTING durch eine Eeihe von bekannten Arbeiten gezeigt, dass es dem Experimentator möglich ist, den Ent- wickelungsgang einzelner Organe, ja selbst ganzer Individuen einer grossen Reihe von Cryptogamen- und Phanerogamenarten durch die von ihm geschaffenen äusseren Bedingungen wirkungsvoll zu beein- flussen. In allen diesen Fällen reagiert jedoch die Anlage auf die Yersuchsbedingung in qualitativ gleicher Weise, so dass es keine Schwierigkeit macht, sich den funktionellen Zusammenhang zwischen der Aktivierung der Merkmalsanlage und den äusseren Bedingungen vorzustellen. Anders liegen die Yerhältnisse bei dem oben er- wähnten Bastard Mathiola glabra -}- Mathiola incana von CORRENS. Die äusseren Bedingungen, unter deren Einfluss die Anlagen einander benachbarter Zellen der Kronblätter stehen, können eben- sowenig als verschieden angenommen werden als die diesen Zellen im Laufe der Entwickelung übermittelten inneren Bedingungen im Sinne von KLEBS. Genau ebenso liegen die Yerhältnisse bei den Mosaikbildungen vieler Bastarde. (Ygl. MiLLARDET, Yitisbastarde, Mem. d. la Soc. phys. et nat. de Bordeaux, 1894; CORRENS, Endo- sperm-Bastarde von Zea Mais, Biblioth. botan., 53, 1901; derselbe, Mirabilisbastarde, Ber. der deutsch, bot. Ges., 1902, 1903, Über Yererbungsgesetze 1905; DE YriES, Yeronikabastarde, Ber. der deutsch, bot. Ges. 1900.) In der Hoffnung, durch eine genaue morphologische Unter- suchung einen Hinweis auf irgend welche Faktoren zu erhalten, die ausser der Lebenslage eine verschiedenartige Aktivierung gleich- wertiger Anlagen bedingen — KlebS nimmt zur Erklärung solches Yerhaltens einen Mutationsvorgang au (Willkürliche Entwickelungs- änderungen, S. 157 — 158) — , habe ich eine Reihe von Organen reiner Arten untersucht, in welchen eine grosse Anzahl von Merk- malen ein Yerhalten zeigte, wie es für die Mosaikbildung charakte- über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten. 221 ristisch ist. Aus dem durch diese Untersuchungen gewonnenen Material teile ich das folgende mit, obgleich es sich zeigte, dass das er^Jtrebte Ziel auf dem eingeschlagenen Wege nicht zu erreichen ist, einmal weil es mir den Beweis zu liefern scheint, dass die Akti- vierung einer Merkmalsanlage in vielen Fällen eine Funktion der äusseren und inneren Bedingungen und der spezifischen Eigenschaften im Sinne von Klebs nicht sein kann, sondern dass auch hiervon unabhängige Faktoren, freilich ganz unbekannter Natur, von entscheidendem Einfluss auf die Aktivierung einer Merkmalsanlage sein können; dann aber auch weil es die grosse Unabhängigkeit einer grossen Anzahl von Merkmalen von einander innerhalb eines Individuums zeigt. Ich untersuchte zunächst die Blüten von Rosa viridiflora. Gute Abbildungen und Beschreibungen der vergrünten Blüte dieser Pflanze geben: A. WiGAND, Bot. Hefte, S. 120; CeLAKOWSKY, Teratologische Beiträge zur morphologischen Deutung der Staub- gefässe, PßINC4SHEOfs Jahrb., 1878; MASTER, Pflanzenteratologie; Penzig, Pflanzenteratologie. Auf den ersten Blick zeigt sich hier, dass in den einzelnen Blütengliedern Merkmale verschiedener Blatt- arten gemischt auftreten. Jedoch ist ein Einfluss der Stellung des Blattes in der Blüte auf seine Ausbildung nicht zu verkennen. Die Ausbildung der Spreite, der Zähne des Randes, des Chlorophylls z. B. wird schwächer, je näher das Organ der Mitte der Blüte steht. Eine mikroskopische Untersuchung der Blätter lehrt jedoch, dass der Einfluss der Lage auf das Verhalten der Merkmalsanlagen nicht allein bestimmend sein kann. Ich untersuchte zunächst die Zellen der oberen Epidermis von Blättern, die noch deutlich einen spreitenförmigen Teil besitzen, und zwar richtete ich mein Augenmerk auf die Form der Radial- wände, auf die Ausbildung der Cuticula, auf den Farbstoff- gehalt des Zellsaftes. Um das Verhalten von Zellen normaler Organe in Beziehung auf die Ausbildung dieser Merkmale kennen zu lernen, wurde zu- nächst die obere Epidermis des Laub- und Kelchblattes, des Kron- blattes und des Staubblattes untersucht. Die obere Epidermis der Laubblattspreite von Rosa viridiflora setzt sich ausschliesslich aus polygonalen Zellen zusammen, deren Radialwände vollständig eben sind. Die Cuticula ist stets, auch über den Nerven vollständig glatt. Der Zellsaft ist immer farblos. Das Kelchblatt zeigt, abgesehen von ihrer geringeren Grösse, Epidermiszellen mit denselben Merkmalen wie das Laubblatt. Da normale Kronblätter bei Rosa viridiflora nicht vorkommen, wurde die obere Epidermis derjenigen vieler anderer Rosen unter- 222 W.Voss: sucht. Die Epidermis setzt sich aus Zellen zusammen, deren Radial- wände stets ungewellt sind. Die Cuticula der stark papillös vor- getriebenen Aussenwände zeigt zahlreiche starke Cuticularfalten. Der Zellsaft ist bei roten Rosen gefärbt. Auch normale Staubblätter kommen bei der untersuchten Form nicht vor, jedoch sind die Staubbeutel der innersten Staubblattkreise doch noch so weit ausgebildet, dass sie, wenn auch taube, Pollen enthalten. Es ist von vornherein wahrscheinlich, und die Unter- suchung normaler, zum Vergleich herangezogener Rosenstaubblätter bestätigte diese Annahme, dass die Form der Epidermiszelle solcher Pollensäcke der der ursprünglichen Pollensackepidermis annähernd gleich kommt. Ein Flächenschnitt zeigt, dass sie sich aus Zellen zusammensetzt, deren Radialwände eine kräftige Wellung zeigen. Häufig sind dieselben durch von aussen nach dem Innern des Orgaus zu sich auskeilenden Leisten versteift. Die Cuticula zeigt nicht sehr zahlreiche, doch kräftige Cuticularfalten. Der Zellsaft ist farblos. In der folgenden Tabelle stelle ich die ausgewählten Merkmale der beschriebenen Zellformen zusammen: Blattform Radialwand Cuticula Zellsaft Laubblatt Kronblatt Staubblatt .... eben, ungewellt do. gewellt glatt, nicht gefaltet gefaltet do. nicht gefärbt event. gefärbt nicht gefärbt Aus der Zusammenstellung ersehen wir, dass wir es mit den folgenden drei Merkmalspaaren zu tun haben, deren Glieder sieh äusserlich nur quantitativ unterscheiden: Radialwand gewellt — ungewellt, Cuticula gefaltet — ungefaltet, Zellsaft gefärbt — ungefärbt. Untersucht man auf Flächenschnitten die obere Epidermis von Blättern mittlerer Kronblattkreise, so beobachtet man, dass sie sich aus Zellen der verschiedensten Form zusammensetzt. Achtet man zunächst auf die Ausbildung der Radialwände, so findet man Zellen mit vollständig geraden Seitenwänden, neben und zwischen diesen ebenso solche, bei denen dieselben so stark gewellt sind, wie bei den Zellen der Staubbeutelwandung. Auch die Yerstärkungsleisten derlelben wurden an einzelnen Zellen beobachtet. Die äussere Umrissform sowohl der ersten wie der zweiten Zellform gleicht voll- ständig der der entsprechenden Zellen der normalen Blattorgane. Ausserdem kommen Zellen vor, wie es scheint in überwiegender Zahl, bei denen die Radialwände wohl gewellt sind, jedoch nicht in über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten. 223 dem Grade, wie bei den Zellen der Staubbeutelepidermis; es waren alle Übergänge von der ebenen zur gewellten Radialwand neben- einander zu beobachten. In den allermeisten Fällen zeigt die Cuticula voll das Merkmal der Laubblattepidermiszelle, sie ist vollständig glatt. Jedoch kommen nicht gerade selten Fälle vor, wo einzelne Zellen oder Zellgruppen einige leicht gewellte Cuticularfalten von einer Stärke zeigen, die von derjenigen der Falten der Staubbeutelepidermis nicht zu unter- scheiden ist. Besonders, jedoch nicht ausschliesslich, in der Nähe der Nerven, wo die Laubblattepidermis auch eine glatte Cuticula aufweist, wurden diese Falten beobachtet. Häufig wurden auch Zellen mit einer in allen Abstufungen gefalteten Cuticula ange- troffen. Recht häufig wurden Epidermiszellen gefunden, deren Zellsaft eine intensiv karminrote Färbung zeigte, die meisten führten jedoch einen vollständig farblosen Zellsaft. Dazwischen lagen wieder solche, die die allerverschiedeusten Abstufungen in der Intensität der Zell- saftfärbuno- aufwiesen. Aus den mitgeteilten Beobachtungen geht hervor, dass jedes der drei in Betracht gezogenen Merkmale der Zellen der oberen Epidermis des Laubblattes, des Kronblattes und des Staubblattes in ihrer vollen oder doch sehr annähernd in ihrer vollen Ausbildung in den Epidermiszellen der Blätter der Kronblattkreise von Rosa veridiflora auftreten kann. Andererseits zeigen dieselben, dass die Merkmale in den verschiedensten Graden geschwächt auftreten können. Es kam mir zunächst darauf an, zu entscheiden, ob mit dem Auftreten eines der ins Auge gefassten Merkmale in seiner vollen Stärke notwendig das eines bestimmten anderen der in Beob- achtung genommenen Gruppe verbunden sein müsse. Es sind acht Merkmalspaare vorhanden, die, von den Fällen ab- gesehen, wo zwei antagonistische Merkmale zusammentreffen, acht Kombinationen von je drei Merkmalen möglich machen. Tatsächlich wurden diese acht möglichen Zusammenstellungen in nicht geringer Zahl gefunden. Ich gebe hier die Übersicht eines der Beobachtungs- protokolle wieder, die, um die aufgestellte Frage zu entscheiden, aufgestellt worden sind (s. die Tabelle auf S. '22A). Aus den mitgeteilten Beobachtungen geht mit Sicher- heit hervor, dass jedes der ins Auge gefassten Merkmale in seiner Ausbildung nicht beinflusst zu werden braucht durch die Ausbildung der vier Merkmale der beiden Merkmalspaare, denen es nicht angehört. Wie ich schon weiter oben bemerkt habe, kommen zwischen den Gliedern der einzelnen Merkmalspaare alle möglichen Über- gänge vor. Solche Übergänge können in einer Zelle mit allen voll 224 W. Voss: Über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten. Nummer Ausbildung der Radialwand Ausbildung der Cuticula Farbe des Zellsaftes 1 nicht gewellt, gerade gefaltet gefärbt 2 do. do. nicht gefärbt 3 do. glatt, nicht gefaltet gefärbt 4 do. do. nicht gefärbt 5 gewellt do. do. 6 do. gefaltet do. 7 do. nicht gefaltet gefärbt 8 do. gefaltet do. ausgeprägten Merkmalen der anderen Paare in Kombination treten, ebenso wie die Übergänge in einer Zelle aktiv werden können. In diesem Verhalten zeigt sich ebenfalls, dass die ins Auge gefassten Merkmale in ihrem Auftreten vollständig unabhängig von einander sind. — Ausserdem geht jedoch aus dem bis hierher mitgeteilten hervor, dass Zellen mit all den verschiedenen Kombinationen der sechs ins Auge gefassten Merkmale gemischt neben- einander in den Blättern der äusserten Blattkreise vor- kommen. Wenn also die verschiedenen Merkmalskombinationen keine Funktion des Einflusses der verschiedenen Merkmalsanlagen aufeinander sein können, so sind sie es auch nicht, wenigstens nicht absolut, von den die einzelne Zelle von aussen beein- flussenden Faktoren, da dieselben für zwei benachbarte Zellen derselben Art kaum als verschieden angesehen werden können, und eine durch frühere, von einander abweichende äussere Einflüsse auf solche Zellen selbst und auf deren Ahnen in ihnen hervorgerufene verschiedenartige Reaktionsfähigkeit auf denselben Reiz hier auch nicht ans:enommen werden kann. L. Marchlewski: Herrn Tswett's historische ChlorophjUforschungeu. 225 32. L Marchlewski: Über Herrn Tswetts historische Chlorophyllforschungen und seine Chlorophylline. Eingegangen am 14. Mai 1007. Auf meine an dieser Stelle veröffentlichte Reklamation^) hat Herr TSWETT es für angezeigt gehalten, noch einmaP) seine un- gerechten Vorwürfe an den Tai»- zu bringen. Eines wird von ihm jetzt aber doch nicht verheimlicht, nämlich, dass in der von ihm angefeindeten Abhandluno- von mir und C. A. SCHUNCK der Name SORBY's doch viermal erwähnt ist; erwarten durfte man allerdings auch ein Zugeständnis, dass dort direkt von der „Methode von SOKBY" gesprochen wird. Es ist mir eigentlich unverständlich, warum Herr TSWETT be- sonders den Umstand hervorhebt, dass während in unserer englischen Abhandlung nicht nur der Name SORBY's, sondern auch das Zitat seiner Publikation enthalten ist, in der deutschen Publikation letzteres unterblieb. Glaubt denn Herr TsWETT, dass der deutsche Leser, sobald er den Namen eines Forschers beim Studieren einer Publikation erfährt und er sich für die betreffende Publikation interessiert, die Arbeit selbst nicht ausfindig machen können wird? — oder glaubt er gar, dass das, natürlich durchaus zufällige Weg- lassen des Zitates des Ortes der Publikation, in der Absicht geschah, dem Leser eine Orientierung zu erschweren? Ich nehme an, dass Herr TsWETT doch unmöglich einen solchen Gedanken haben konnte, das Motiv seiner Handlung bleibt aber dennoch unverständ- lich. Nicht glücklicher versucht Herr TsWETT meinen Vorwürfen entgegenzutreten, dass er bis zur Zeit meiner Reklamation sich nicht im Klaren war, worin unsere Methode der Isolierung des Allo- chlorophylls eigentlich besteht, und wenn er jetzt die Resultate dieser Methode zu kritisieren unternimmt ohne sie praktiziert zu hal)en, dann darf ich seine Auslassungen mit Stillschweigen über- gehen. Anders ist es mit Herrn TsWETT's Ansichten über die Spektren des AUochlorophylls und Chlorophylls. Hier wird es dem Leser viel schwerer fallen, TSWETT's Ansichten richtig zu beurteilen und 1) Band XXIV, 534 (1906). 2) Band XXV, 71 (1907). 226 L- Marchlewski: da die seinigen von den von SCHUNCK und mir vertretenen stark divergieren, so sehe ich mich genötigt, dieselben etwas eingehender zu behandehi. Ich habe mit C. A. SCHUNCK behauptet,^) dass es unter gewissen Bedingungen gelingt, Chlorophyll soweit zu reinigen, dass es das soü'enannte vierte Band auf der Linie E nicht mehr zeio't. Dieses vierte Band wurde bereits von anderen Forschern als wahrscheinlich dem unveränderten Chlorophyll nicht zugehörig be- zeichnet, da seine Intensität je nach dem Ursprung der Lösung sehr variiert. Während es häufig stärker als das dritte Band erscheint, geben manche Pflanzenblätter Lösungen, die dieses vierte Band nur in sehr konzentrierten Lösungen erscheinen lassen, so z. B. im Falle der Ficus r^pews-Blätter. Letztere verlieren dasselbe nach unseren Erfahrungen bei entsprechender Behandlung ganz. Es ist möglich, dass wir uns geirrt haben, d. h. dass unsere Augen nicht empfindlich genug waren, auch bei grosser Konzentration das Band zu entdecken; aber dass es nicht erst Herrn TsWETT's bedurfte mir klar zu machen, dass schwache Bänder in konzentrierten Lösungen zu suchen sind, darf ich doch wohl als sicher betrachten. Nicht minder klar ist es aber, dass es viel leichter ist, Lösungen zu erhalten, die dieses Band enthalten, als solche, in denen es fehlt, und ehe ich dieses vierte Band als dem Chlorophyll gehörig annehme, muss erst eine Methode gefunden werden, die die Sache objektiv entscheiden kann. Die Photographie der Spektren hat mich in diesem einen Falle im Stich gelassen, denn die bis jetzt von mir versuchten Platten sind in dieser Region zu wenig empfindlich. Yersuche mit den neuen Platten von Wratten und Wainwright helfe ich in diesem Jahre ab- zuschliessen. Für die weitere Beurteilung der TSWETT'schen Resultate ist dieser Punkt jedoch nebensächlich. Hauptsache ist, dass auch Herr TSWETT gefunden hat, dass das vierte von ihm beobachtete Band in Rohchlorophylllösungen das schwächste von allen ist. Nun vergleiche man die von TsWETT gegebenen Zeichnungen seiner Chlorophylline (Taf. III, Fig.4u.8) und berücksichtige, dass TSWETT mir vor- gehalten hat, meine und SCHUNCK's Behauptung, die Menge des Allochlorophylls bezw\ Chlorophyllins ^ sei in der Regel im Verhältnis zu der des eigentlichen Chlorophylls gering, unrichtig sei, dass im Gegenteil der grüne Begleiter des Chlorophylls in grossen Mengen auftritt.^) Dann muss man 1) J. f. prakt. Ch. [2] 62 (1900) 47. Journ. Chem. Society 27 (1900) 1081. 2) Hierfür vermisse ich übrigens trotz TsWETT's Versicherungen einen Beweis auch in der letzten Abhandlunof. Herru TsWETT's historische ChloiopliyUforscliuiigcn und seine Chlorophylline. 227 ZU dem unanfechtbaren Schlüsse gelangen, dass es mit der „neuen" mit so viel Begeisterung bearbeiteten Trennungsmethode der Chloro- phylle schlecht steht. Falls Chlorophyllin ß mit den von TSWETT gefundenen Eigenschaften wirklich in Chlorophylllösungen auftritt und falls seine Menge verhältnismässig beträchtlich ist, dann dürfte das vierte in Rohchlorophylllösuugen von TSWETT beobachtete Band nicht schwächer als Band drei sein (oder überhaupt das schwächste von allen); denn Chlorophyllin ß zeigt nach TSWETT ein starkes Band vor E, welches sich in Rohchlorophylllösungen mit dem vierten Band des Chlorophyllin a summieren müsste. Es sei denn, dass Herrn TSWETT zu Liebe in diesem Falle „luterferenzbänder" (eine Bezeichnung, die sich hoffentlich nicht einbürgern wird) nicht ent- stehen werden. Tatsächlich ist nun aber das vierte Band wenig veränderter Rohchlorophylllösungen das schwächste und es folgt daraus, dass entweder ein Farbstoff' von den Eigenschaften des Chlorophyllins ß im Blatte nicht präexistiert, oder wenn es vorhanden ist, seine Menge verschwindend klein sein müsste. Geradezu empörend ist daher die Art und Weise wie Herr TSWETT mit den Resultaten umgeht, die C. A. SCHUNCK zuerst und später SCHUNCK und ich bei der Untersuchung der Absorptions- verliältnisse des Chlorophylls im A^iolett und Ultraviolett erhalten haben, Herr TSWETT erlaubt sich hierüber ein Urteil zu fällen ohne zu wissen, dass es absolut unmöglich ist, nach der von ihm benutzten primitiven Methode die Spektren der Chlorophylle im stärker gebrochenen Teil des Spektrums genau zu studieren. Die Photographie der verursachten Bänder ist nur an Lösungen durch- zuführen, die soweit verdünnt sind, dass nur das erste Band im Rot noch zu sehen ist, also unter Bedingungen, unter denen das Auge nur annähernd, wenn überhaupt, Lichtuuterschiede im Spektrum wahrnehmen kann. Herr TsWETT süudigt aber nicht nur in methodischer Hinsicht, er bedient sich apodiktischer Äusserungen, die in der Wissenschaft keinen Wert haben. Unsere Resultate müssen falsch sein, einfach deswegen, weil sie mit den seinigen nicht übereinstimmen! Herr TsWETT müsste erst beweisen, warum die Kriterien, die wir zur Beurteilung der Reinheit des von uns dargestellten Chlorophylls ungenügend sind, und solange er dies an Hand exakter Experimente nicht tut, muss ich irgend welche weitere Auslassungen in dieser Beziehung des Herrn TSWETT unbeantwortet lassen. Herrn TsWETT ist es geläufig, Arbeiten anderer als einen Rückschritt zu bezeichnen; jetzt wird er aber doch wohl eingesehen haben, dass man mit Hilfe eines Filtrationsversuches sich nicht auf die Höhe eines Reformators der Chlorophyllchemie schwingen kann. 228 A. SCHERFFEL: Was endlich die Umwandlung des Phylloxanthins in Phyllo- cyanin anbelangt, so wäre es ratsam, dass Herr TSWETT, ehe er wieder unnötigerweise den Kriegspfad betritt, die einschlägige Literatur gründlich liest. Krakau, Medizinisch Chem. Labor, der Universität. 33. A. Seh er f fei: Algologische Notizen. Mit eiuer Abbildung im Text. Eingegangen am IG. Mai 1907. Das nachstehend Mitgeteilte stellt eine kleine Eeihe ganz ge- legentlicher, im Verlaufe meiner, den Mikrokosmos des Süsswassers betreffenden Studien, gemachter Beobachtungen dar, welche — wie ich glaube — doch so viel Interesse bieten, dass ihre Veröffent- lichung in vorliegender Form gerechtfertigt erscheint. Auch möge man sich nicht an der Bezeichnung „Algologische" Notizen stossen, wenn man hier auch Organismen begegnet, welche zwar in nicht ganz richtiger, doch in althergebrachter Weise den „Algen" zugezählt zu werden pflegen. 1. Verschiedenartige Ausbildung der Stigmen bei Pandorina morum (Müll.) Bory. Dieser durch die von PringSHEIM im Jahre 1869 an ihm zu- erst gemachte Entdeckung der Schwärmerkopulation berühmt ge- wordene Organismus ist dermassen interessant, dass man ihn immer wieder mit unvermindertem Interesse betrachtet, und so kam es, dass ich an ihm eine Erscheinung beobachtete, welche bisher an- scheinend der Aufmerksamkeit der Beobachter entging. Der üblichen Darstellung gemäss besitzt eine jede Zelle der maulbeerförmigen Kolonie ein deutliches, rotes Stigma, welches in allen Zellen der Kolonie in gleicher Grösse und Ausbildung er- scheint. Dies trifft jedoch keineswegs immer zu, denn ich beob- achtete im Mai des vorigen Jahres eine Fandor^ma-Kolome, welche in auffallendster Weise eine Erscheinung zeigte, welche bisher nur Algologische Notizen. 229 bei VoIvo.v zuerst durch RYDER 0 beobachtet wurde. Es fanden sich nämlich in den an einem Pole der Kolonie gelegenen Zellen auf- fallend grosse Stigmen, während sie an den Zellen des entgegen- gesetzten Poles gänzlich fehlten; die in der Zone zwischen diesen beiden Polen liegenden Zellen hingegen zeigten das Stigma in geringer Grösse (s. Fig. 1). Mithin kommt also auch hier jene ver- schiedene, durch den Ort der Zellen bedingte Ausbildung der Stigmen vor, welche Volvox oft in sehr schöner Ausbildung zeigt, und welche mit einer gewissen Berechtigung mit der angeblichen, Licht perzipierenden Funktion der Stigmen in Beziehung gebracht werden kann. Bei Pandarina ist diese Yerschiedenartigkeit in der Ausbildung der Stigmen keineswegs immer deutlich ausgeprägt, ja bisweilen tatsächlich nicht vorhanden, was auch die Tatsache erklärt, dass diese Erscheinung bisher keine Erwähnung fand. 2. Mehrere Stigmen bei grüuen Scliwärrazellen. Die Angabe des Yorkommens mehrerer Stigmen ist — meines Wissens — überhaupt neu. Auf das nicht gerade seltene Vor- kommen mehrerer Stigmen bei Phaeophyceen-Schwärmern machte mich mein Freund, Herr Professor Dr. KUCKUCK im März 1904, gelegentlich eines Zusammenseins an der Zoologischen Station in Bovigno aufmerksam, und zeigte mir auch eine Reihe diesbezüg- licher, bisher noch nicht veröffentlichter Abbildungen. Ihm gebührt daher das Verdienst, zuerst das Vorkommen von Schwärmzellen mit mehreren Stigmen, deren Mehrzahl nicht etwa auf vorhergegangener Kopulation von ein einziges Stigma führenden Zellen beruht, konstatiert zu haben. Es war daher für mich von besonderem Interesse im November desselben Jahres an einem Schwärmer einer grünen Alge, an einer Bulbochaete-Zoospore mehrere, nämlich vier Stigmen zu finden. Sie fanden sich (Fig. 2) alle am Rande des Chromatophors, in der Nähe der Ursprungsstelle des Cilienkranzes in einer horizontalen Reihe nebeneinander liegend, doch voneinander völlig getrennt. Die einzelnen Stigmen waren etwas längsgestreckt, ihr Längsdurchmesser ging mit der Längsachse des Schwärmers parallel, ferner waren sie der Grösse nach nicht ganz gleich und be- sonders eines, am Ende der Reihe liegend, erschien nur punktförmig, ganz rudimentär. Gerade bei einer Oedogoniacee, wo das Vor- handensein des Stigmas nicht sehr typisch ist, ist das gelegentliche Vorkommen mehrerer Stigmen überraschend. Ein zweiter Fall betrifft eine nicht näher bestimmte Chlamydo- 1) J. A. Ryder, The Polar-diffcrentiation of Volvox and the specialisation of possible anterior Senseorgan. Amer. Naturalist. 1889. 230 A. SCHERFFEL: monas-Zel\e, wo zwei Stigmen vorhanden waren. Das eine Stigma befand sich etwa ein Drittel vom Yorderende entfernt, während das andere im hinteren Drittel des Zellkörpers lag. Die Fälle des gelegentlichen, ausnahmsweisen Yorkommens mehrerer Stigmen werden sich voraussichtlich noch mehren, interessant aber ist es, dass sich diese Erscheinung nicht blos bei braunen, sondern auch grünen Organismen findet. 3. Eine verschollene Chlaraydomonadinee, Carteria dubia (Perty) Scherffel (Fig. 3). In den ersten Apriltagen des vorigen Jahres stiess ich in einer, aus der nächsten Umgebung Iglö's stammenden Probe, in leider nicht grosser Zahl auf einen Organismus, den ich vorerst mit keinem be- kannten identifizieren konnte und demzufolge geneigt war, für neu anzusehen. Später jedoch fand ich bei Durchsicht von PerTY's Werk „Zur Kenntnis kleinster Lebensformen" (Bern 1852) zu meiner Überraschung auf Taf. XI in Fig. 2 eine zur Identifizierung genügend gute Darstellung meines anscheinend neuen, in der neueren Literatur nirgends erwähnten, somit verschollenen Organismus. FeETY hatte also diesen Organismus bereits 1852 abgebildet und auf Seite 163 des angegebenen Werkes — mit Fragezeichen — als Cryptomonas dubia auch beschrieben. Nun möchte ich meinerseits diesen Organismus etwas näher charakterisieren und einiges über seine systematische Stellung sagen. Cellula valde compressa, de latere lato late elliptica, postice acuminata, antice obtusata et incisura distincta emarginata, 13 = 8/{ diam.; latere angusto cuneiformis. Ex incisura antica cilia 4, aequi- longa, ca longitudine corporis oriuntur. Chromatophoris duobus?, granulosis, flavo-viridibus, laminaeformibus, parietalibus, medio lateris lati vittam (spatium) longitudinalem plus minusve latam, semper distinctam, achroam inter se mittentibus; pyrenoido nullo; stigmate magno, rubre, versus medium cellulae sito. Multiplicatio et propagatio ignota. Prope Iglo (Hungaria). Durch die stark zusammengedrückten, flachen Schwärmzellen, welche während der lebhaften, rotierend-taumelnden Bewegung eine charakteristisch dreieckige Gestalt vortäuschen, und durch die dünnen, plattenförmigen, parietalen, pyrenoidlosen, wahrscheinlich in Zweizahl vorhandenen, gelbgrünen Chromatophoren, welche an der Breitseite der Zelle zwischen sich einen höchst charakteristischen, farblosen, die ganze Zelle ihrer Länge nach durchziehenden, stets deutlich ausgeprägten und in die Augen fallenden Zwischenraum, einen Streifen frei lassen, ist dieser Organismus sehr ausgezeichnet. Die Zelle besitzt eine sehr zarte, doch feste, d. h. nach dem Algologische Notizen. 231 Absterben nicht sofort vergängliche Hüllmembran, denn ich fand einige leere Hüllen (Fig. 3c), welche die Form der Zelle und den anj vorderen Ende befindlichen Einschnitt, d. h. die Öffnung, durch welche die vier Cilien austreten, sehr schön erkennen Hessen. Am vorderen Ende, in der ^ahe der Geisseibasis sind zwei kleine, contractile Vacuolen erkennbar, während das stets augenfällige, grosse Stigma immer an der Breitseite, einem der Chromatophoren aufliegend, mehr gegen die Mitte der Zelle gerückt erscheint. Die hervortretende körnige Struktur der Chromatophoren dürfte wohl auf dem Vorhandensein von Stromastärkekörnchen beruhen. Schon PerTY, dem die Geisseiverhältnisse dieses Organismus unbekannt geblieben waren, erschien es zweifelhaft, ob derselbe eine Cryptomonas sei, worauf nicht nur der von ihm gewählte : t Hl Fig. 1. Pandorina vioruin, Kolonie mit ungleich ausgebildeten Stigmen. „ 2. Bulbochaete-Schwärmer mit vier Stigmen. „ 3. Carteria dubia (Perty) Scherffel. a) Von der breiten Seite, b) Von der schmalen Seite, t) Leere Hülle. „ 4. C/iainaesiphon liyalinns n. sp. Speziesname ,/luhia^'-, sondern auch das dem Gattungsnamen bei- gefügte Fragezeichen deutlich hinweisen. Nach unseren heutigen Kenntnissen und nach dem tieferen Einblick in den Bau der Zellen, welche uns unsere gegenwärtigen optischen Hilfsmittel gestatten, ist es sofort ganz klar, dass dieser viergeisselige Organismus, der in so mancher Beziehung Übereinstimmung mit dem Bau der Chlamydo- monadineenzelle zeigt, zu den zweigeisseligen und andere Besonder- heiten des Zellenbaues aufweisenden Cryptomonadineen nicht gestellt werden kann, demnach keine Cryptomonas ist. Mir ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Organismus zu den Chlamydomonadineen gehört, und hier Hesse er sich in nicht allzu gezwungener Weise der Gattung Carteria einreihen. Der Besitz von vier gleich langen, einem apicalen Einschnitt bezw. Öffnung ent- springenden Geissein spricht für die Zugehörigkeit zu Carteria. Eine Abweichung ist hingegen in dem Mangel eines typischen 232 A. SCHEEFFEL: Algologische Notizen. Becherchromatophors, und in dem Fehlen des sonst allen bisher be- kannt gewordenen C'ar^ma-Arten zukommenden Pyrenoids gegeben. Misst man diesen letzteren Umständen hohen Wert bei, so müsste für unseren Organismus eine neue Gattung geschaffen werden. Da es jedoch nicht feststeht, dass der Beschaffenheit des Chromatophors hier gattungsbegründende Wichtigkeit zukommt und betreffs des Pyrenoids SeEBINOAV^) das Yorkommen einer pyrenoidlosen Rasse bei einer typisch pyrenoidführenden Chlamyclomonas-Krt nachwies, so wäre auf dem Mangel dieser Dinge hier kein so hohes Gewicht zu legen und demzufolge hielt ich es für nicht allzu gewagt, unseren in Rede stehenden Organismus der Gattung Carteria zuzuweisen. Nachdem schon PeRTY ihn mit einem leider auch jetzt noch zu- treffenden Speziesnamen versehen hatte, so muss er wohl bis auf weiteres, bis zur Vervollständigung der noch sehr lückenhaften Kenntnisse, den Namen Carteria dubia (Perty) Scherffel führen. 4. Chamaesiphon liyaliuus nov. spec. (Fig 4). Thallo fere cylindrico, sursum paulo attenuato, 5 [x alto, 2 jx crasso, homogeneo, hyaline, apice seriem moniliformam gonidiorum perpQsillorum, depresso-globosorum, circa 1 /t diam. producente. In Epithemia turgida (Fhb.) Kütz. vivente epiphyticus, substrato plus minusve perpendiculariter insidens. Prope Iglö (Hungaria). Dem morphologischen Aufbau nach gehört dieser winzige, durchaus farblose Organismus zu der Schizophyceen-Gattuug Cha7nae- siphon, wo sich jedoch bis jetzt nur gefärbte Formen finden. Die Farblosiokeit ist aber durchaus kein Grund ihn nicht hierher zu stellen, oder auf ihm ein neues Schizomyceten-Genus zu gründen. 1) J. L. Serbixow, Über eine neue pyrenoidlose Rasse von C/damydonwnas stellata Dill. Bull, jardin. imp. bot. St. Petersbourg, 1902, Bd. 2, S. 141. W. ZOPF: Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. 233 34. W. Zopf: Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. Mit Tafel VIII. Eingegangen am IT. Mai 1907. III. Durcli tierische Eingriffe hervorgerufene Gallenbildungen au Vertretern der Gattung Kamalina. Von Gallenbildung an Flechten sind zwar bereits mehrere Fälle bekannt, doch handelt es sich hierbei immer um Erzeugnisse pilzlicher Natur.') Durch tierische Eingriffe erzeugte Flechten- gallen scheinen noch nicht l)eobachtet zu sein. Als ich seinerzeit die Ramalina kuUensis auf der schwedischen Halbinsel KuUen für meine Flechtensäurestudien in Menge zu- sammenbrachte, fiel es mir auf, dass zahlreiche Exemplare eigentüm- liche Deformationen zeigten. Die Thallusäste waren nämlich mehr oder minder stark aufgetrieben (Taf. YIII, Fig. 1 und 2), entweder in ihrer ganzen Länge (Fig. 2) oder nur in der unteren Hälfte (Fig. 1). Durch diese Auftreibnngen, die bis zu 1 cm an Durchmesser hielten, erlangten die Achsen meistens schlauchartige, wurstartige oder dickdarmartige, mehr oder minder auffällig gekrümmte Form (Fig. 1). Zweigbildungen pflegten den deformierten Achsenteilen entw^eder ganz zu fehlen, oder nur in stark verkürzter Form aufzu- sitzen; weniger häufig erschienen sie etwas verlängert und waren dann meistens ebenfalls deformiert. Man trifft nicht selten Thalli an, die sämtliche aus dem kräftigen Rhizoid entspringende Achsen im Zustande der Deformation zeigen (Fig. 2), dann wieder andere, wo sich die Missbildungen nur auf eine oder ein paar Achsen er- strecken. An solchen Achsen, die ihrer ganzen Länge nach hypertrophiert erscheinen, sind Spermogonien häufig und ebenso reichlich, wie an normalen; Apothecien fehlen aber in der Regel. Nur im unteren Teile hypertrophierte Achsen habe ich mehrfach mit Apothecien in guter Entwickelung angetroffen (Fig. 1). 1) Siehe unter anderem W. ZOPF, Untersuchungen über die durch parasitische Pilze hervorgerufenen Krankheiten der Flechten (Fortsetzung). Nova Acta Leop. Carol. Akad., Bd. LXX, Nr. 4, Abschnitt XXV: Didt/mosp/iaeria pu/posi Zopf . Ferner J. M. A. Ceombie, Monograph of Lichcns found in Britain. Part I, p. 227: A monstrosity, caused by the preseuce of the parasite Ahrothallus Sitiithü. Ber. der deutschen bot. GeseUscli. XXV. 17 234 W. Zopf: Die eben beschriebenen Bildungen sind stets hohl und zeigen hie und da sehr kleine, mit blossem Auge kaum bemerkbare Löcher. Mitunter sind grössere Löcher von kreisförmigem oder elliptischem Umriss und 1 — l'/o ww Durchmesser vorhanden. Ihre Ränder miachen den Eindruck, als ob sie durch Tierfrass entstanden sind. Tatsächlich findet mau in den Auftreibungen stets kleine Glieder- tiere oder Häute von solchen vor, sowie auch mehr oder minder massenhaft mikroskopisch kleine Exkremente von rundlicher oder zylindrischer Form und dunkler Färbung. Wie die in Gemeinschaft mit dem hiesigen Zoologen, Herrn Professor Dr. STEMPELE, vorgenommene Untersuchung zeigte, kommen dreierlei winzige Gliedertiere in Betracht: milbenartige, spinnenartige und asselartige. In allen Deformationen fanden sich Milben vor in mehr oder minder grosser Zahl. Sie fressen das Mark der Thalli mehr oder weniger vollständig heraus und setzen oft so zahlreiche Exkremente ab, dass die Wand der Hohlröhren bei schwacher mikroskopischer A^ergrösserung wie mit schwarzen Punkten dicht besetzt erscheint. In einigen Deformationen (6) waren ausserdem Häute einer und derselben winzigen Spinne vorhanden. Der Kopf (Fig. 4) trug acht einfache Augen in charakteristisclier Stellung und verschiedener Grösse. Es fanden sich ferner die für Spinneu charakteristischen Kieferfüsse vor (Fig. 5), bestehend aus einem grossen Basalgliede (a) und einer hakenförmigen Klaue (i), an deren Spitze der Aus- fiihrungsgang einer Giftdrüse mündet. An der Innenseite des Basalgliedes konnte man zahnähnliche hornige Bildungen sehen, die gewissem! assen die Form von Reisszähnen des Hundes nachahmten. Die Kieferntaster zeigten, ebenfalls dem Spinnencharakter ent- sprechend, die Form von Beinen. Die Chitinhäute waren teils mit einfachen Haaren (Borsten) versehen, teils mit gefiederten (Fig. 6). Am Kopfe waren nur letztere vorhanden, um die Augen herum bildeten sie einen förmlichen Wimperkranz. Ich sah immer nur die leeren Chitinhäute und in deren Nähe die grossen zylindrischen schwarzen Exkremente; die Tiere waren um die Zeit, wo ich die Flechte sammelte (Ende August) schon ausgeschlüpft. Endlich habe ich in den Auftreibungen nicht selten einen mikroskopisch kleinen Diplopoden angetroffen, einen Vertreter der Gattung Polyxenus. Wenn man nun fragt, welche von den genannten Glieder- füsslern als die hau})tsächlichen Gallenerzeuger in Betracht kommen, so glaube ich, dass es die Milben sind, und zwar aus dem Grunde, weil sie, wie gesagt, in jeder Galle zu finden waren, während die Spinne und der Pohjxenus nur in einzelnen Gallen vorkamen. Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. 235 letzterer immer nur in alten löclierigen Gallen, die schon an ihrer Verfärbuno- ins Graubräunliche kenntlich werden. y Die Milben üben wahrscheinlich durch die Tätigkeit ihrer Mundteile einen mechanischen, vielleicht auch einen chemischen Reiz auf Algenzoue und Rinde aus, der die Folge hat, dass diese Gewebsschichten in tangentialer Richtung ein starkes Wachstum er- fahren. Möglich wäre es aber, dass auch die kleine Spinne eine ähnliche Wirkung auszuüben vermag. Die grossen Löcher in den Gallen werden jedenfalls von der Spinne und nicht von den Acarinen oder dem Po\\jxenus hervorgerufen. Auf Kullen wird die gallentragende Flechte sowohl an den Granitblöcken des Strandes bei Mölle wie an den Granitwänden und Klippen von Djupadalen, Josefinelyst, in der Umgebung des Leucht- turms (Kullens Fyr) und anderen Orten massenhaft angetroffen. Von Bornholm brachte mir der Direktor des botanischen Gartens in Bremen, Herr Dr. G. BITTER, zahlreiche Exemplare einer Hamalina mit, die, wie ich kürzlich nachwies, Ramalina kullensis Zopf darstellt. Unter diesen Exemplaren fanden sich ver- schiedene, welche ebenfalls Gallenbildungen aufwiesen. Beim Öffnen derselben fand ich zahlreiche Milben und deren Exkremente vor. Es scheinen also auch auf Bornholm Milben die Ursache jener Bildungen zu sein. Dass es sich bei der gallentragenden Flechte von Kullen wie von Bornholm tatsächlich um Ramalina kullensis handelt, habe ich durch die chemische Untersuchung festgestellt. Die gepulverten Exemplare, die zur Entfernung von Usninsäure mit Benzol be- handelt worden waren, lieferten nämlich beim Auskochen mit Aceton und Abdestillieren des zuvor von Wachs befreiten Auszuo-es bis auf einen o-eringen Rest, Kullensissäure. Die Identifizierung- geschah in der früher von mir angegebenen Weise (LiEBIG's Annalen der Chemie, Bd. 352, S. 18 ff. und diese Berichte, Bd. XXIV (1906) S. 578) unter anderem auch durch Erhitzen der salzsauren alkoholischen Lösung, wobei ein blaugrüner bis blauer Körper entstand. In bezug auf den anatomischen Bau der normalen und der in Gallen umgewandelten Thallusäste konnte kein irgendwie auf- fälliger Unterschied o-efunden werden. Ein Querschnitt der normalen Äste zeigt das in Fig. 3 dar- gestellte Bild. An die Rinde r schmiegen sich meist mächtig ent- wickelte Pfosten m von stark sklerotischen Fasern. Das Durch- lüftungsgewebe (Mark) durchbricht hie und da die Rinde (bei m oefunden. In der Nähe des seichteren Ufers kam sie mir iiipht zu Gesicht, ebensowenig in den Characeen - Rasen der Halde in etwa 5 m Tiefe, wo einzelne Beggiatoa-Yäi^iiW nicht selten waren. Während die letzteren aber, wie bekannt, vor allem die Oberfläche •des Schlammes in weisslichen kreidigen Filzen überspinnen, durch- wuchert Thioploca mit ihren Gallertschläuchen das Innere des feinen Schlicks der Tiefe; nie habe ich auch nur ein einziges Exemplar auf ■ .2 Vi SS o o CA •2 • l-t CS CO 5 ~ bt CS .s V. * ^ a> w ■*»» -■ — » ^ C3 "~> ':r- n , CG S o o S 3 •VA CS s 5 •2 3 S 'S a, .5 35 tn o 'S. »4 ^■^ -2 - .1 j ü 3 ■ — ' s. t^ -*^ B S => ^c ^ '3 s S ^^ ■^^ « ä 2 'a cc o '-»3 es o > 1 ■VA bt) Ä o .^ 's? "^ tß S c3 CO 'S " cT o 1 1 1 ^ CO 1 •^ CC CO g« -^ CO ^ 3> 'S, 'ü s 1 1 1 o o H 1 •2 i^ IS 5; CO -a CO E ^ § CS 2 -5 — 1 ^ a -1* Q Ch ^ cS J2. C '^ ^lajfSisssnpsuot^of -UJ }UU LIOI)3(B0I CS •—> •'-~i ci CS •—5 CS CS cS -ai;id[OKj( I ^-i'US uoSkj ui i>un[ X ^ 1- , 1 X cC' _ ^1 w CT -puuqag J9 p JOnBQ T— * "^ i- C^ CM (M c5 l^ CO CM uo iioi^jjaluj ja iC /: ^ ^^ ■M . — . o 71 .lop tqezav UIOD ^_^ lO o o X) 00 CO lO iC O DI se^jBg na^iaiz ri lO CO i— t- X t~- CM CO o -ifu} sap aiuiung J9:>9uixnaun(nv SHOyasa o t^ lO lO r- CO »o qoBa (z^Bqos o o o ö" i-j_ ö~ y—i o -oä na)aazo.Tj ni ;yBi[a^ssioMi3 fl 4^ a; a fcp CS ^ 'S Q c 5 'S CO O Oi 'S S CO n es 23 3 CO :3 ^ v; o Ca "ci CO C3 CO CO V3 'S s m • ff CO O 'S ü es o -5 o cS CO CO CO o 's Q Oh o -C 'TU TS 'Ö 's S3 a s CO CO ;-«s =o ü ««-< Xi o s CS 5 2 5 o c ^ 5 •*o CO 'cS ■CS !!^ 'S •i 'S ■ ^ CO g CO a □3 Z tf-: o a CD cS OS 3 -^ a 246 "VV. Magnus und H. Friedenthal: Specificität der Verwandtschaftsrcaktion. stehende Formen geprüft wurden, bewegt sie sich voraussichtlich in vielen Fällen in noch engeren Grenzen. — Es kann jedenfalls nicht davon die Rede sein, dass pflanzliche Eiweissstoflfe weniger spezifisch reagieren wie tierische.^) Eher ist das Gegenteil der Fall und es wäre nicht unmöglich, dass sich hieraus öfters gewisse Schwierigkeiten für die praktische Anwendung zu systematischen Zwecken ergeben werden. Doch auch sie sind nicht als allzu schwerwiegend zu be- trachten, da die Specificität der Präcipitinreaktion durch mancherlei in der Serumtherapie ausgebildete Methoden, wie etwa durch die der „Komplementablenkung" abschwächbar ist. — Die Hauptschwierig- keit bei der Yerwandschaftsreaktion der Pflanzen gegenüber der der Tiere scheint vielmehr darin zu liegen, dass in jedem einzelnen Falle der zur Serumbehandlung dienende Pflauzensaft verschieden her- zustellen und erst auf seine Eigenschaften zu prüfen ist, während bei höheren Tieren im Blut oder der Blutflüssigkeit ein mehr weniger gleichartiges Impfmaterial vorliegt. — Um eine einigermassen für die Präcipitinbildung vergleichbare Pflanzeulösung zu erhalten und zu- gleich um stets die zu prüfenden Pflanzen vorrätig zu haben, wurde letzthin so vorgegangen, dass die Säfte möglichst schnell auf Fliess- papier eingetrocknet und dieses unter Chlorcalcium in dunklen Flaschen aufbewahrt wurde. Zur Anstellung der Reaktion werden Stücke eines solchen Fliesspapiers etwa eine Viertelstunde in phy- siologischer Kochsalzlösung gelöst und der Extrakt klar filtriert. So- weit wir bisher bei der relativ kurzen Aufbewahrungszeit sehen konnten, tritt keine Vernichtung der Wirkung durch diese Behand- lung ein. — Niemals sollte aber bei Anstellung von Verwandt- schaftsreaktionen mit Pflanzen die Kontrolle mit Normalserum und mit physiologischer Kochsalzlösung ausser Acht gelassen werden, ebenso wie die Filtration durch Tonkerzen, statt deren in vielen Fällen auch sehr dichte Papierfilter z. B. No. 602 hart und extra hart von Schleicher und SCHÜLL verwendet werden können, zur Erreichung- absolut klarer Flüssigkeiten. Statt des Serum eines Normaltieres wird in der Praxis, wie es auch zumeist von uns geschah, vorteil- haft das Serum eines Tieres verwendet werden, das mit einer syste- matisch sehr entfernt stehenden Pflanze behandelt ist; auf diese Weise können zwei Versuchsreihen zu gleicher Zeit angestellt werden. Die Verwandschaftsreaktion für systematische Zwecke sind wir im Begriff für die natürliche Gruppierung der Gramineen- abteilungen im speziellen auszuarbeiten. 1) Zur Ergänzung der früher angeführten Phytopräcipitinc mag darauf hin- gewiesen werden, dass nach CiTEOX: Über das Verhalten der Favus- und Tricho- phjtenpilze im Organismus, Zeitschrift f. Hygiene und Infektionskrankheiten Bd. 49, S. 1201f. 1905, alle favusartigen Pilze gleichartige Präcipitinc ergeben. ^r. AIÖBIUS: Notiz über scblaiichbildcnde Diatomeen. 247 Die Specificität der Reaktion dürfte aber auch für eine Reihe praktischer Fragen nicht bedeutungslos sein, wo es sich um die Uij.terscheidung pflanzlicher Produkte liandelt. — Die jetzt häufig Torkonimende Vermengung des Weizenmehls mit Castormehl (Mehl von Vk'i(( Faba), das in kleineren Mengen mikroskopisch nicht nach- Aveisbar ist\), lässt sich, wie sich schon aus den oben angeführten Erbsen-Weizenversuch ergibt und wie an anderer Stelle mit aus- führlicherer Angabe der zu verwendenden Methoden geschildert werden soll, durch die Präcipitinmethode mit Sicherheit feststellen. Das gleiche gilt höchstwahrscheinlich für die in Amerika vielfach geübte Yermengung mit Maismehl und vermutlich auch durch volu- metrische Messung der auszentrifiigierten Präcipitinniederschlägen in graduierten Capillarröhreu") für die mit (Jerstenmehl; ähnliches gilt für die Verunreinigungen des Roggenmehles. Privatlciboratorium von HaNS FRIEDENTHAL , Nicolassee bei Berlin und Botanisches Institut der Könii*!. landwirtschaftlichen Hoch- schule zu Berlin. 37. M. Möbius: Notiz über schiauchbiidende Diatomeen mit zwei verschiedenen Arten. Mit einer Abbildung. Eingegangen am 22. Mai 1907. Vor längerer Zeit hatte ich bei der Untersuchung javanischer Algen Gelegenheit, in den Schläuchen von Homoeocladia Martiana ein Schizonema zu finden, dessen Zellen teils vereinzelt, teils in längeren Ketten zwischen den Homoeocladia-ZeWen auftraten. Ich habe die Sache damals in meinem Beitrag zur Kenntnis der Aliien- flora Javas (diese Berichte, 1893, Bd. XI, S. 131) veröffentlicht, es ist mir aber nicht bekannt geworden, dass jemand Notiz von meiner Beobachtung genommen oder etwas ähnliches beobachtet hätte. Da 1) \Yir verdanken diese Angaben Herrn Dr. BuCHWALD, Abteilungsvorstelier ■des Instituts für Getreideverwertuug. 2) Nach HAMBURGER: Zur Untersuchung der qualitativen Verhältnisse bei der Prcäcipitiureaktion Folia /uiematologica II, p. 539. 1905. Wir erhielten im Serum der Weizentiere mit Weizenmehl 24, mit Eoggenmehl 11, mit Gerstensaft 4 Teilstriche der Röhre Niederschlagsmengen, doch verfügten wir nur über eine relativ geringe Zentrifugalkraft. 248 ^^- MöBius: ich nun jetzt wieder eine solche Vermischung zweier Diatomeen- Arten in demselben Schlauche gefunden habe, so erlaube ich mir, diesen Fall hier mit einigen Figuren zu beschreiben. Merkwürdiger- weise liegt das Verhältnis hier umgekehrt, wie bei der javanischen Form, da eine Homoeocladia in den Schläuchen von Schizonema vor- kommt. Das Material verdanke ich Herrn Dr. RÖMER, Direktor des Senckenbergischen Museums hier, der es auf seiner Nordlands- reise 1898 in einem See der Insel Kildin an der Nordküste Lapp- lands selbst gesammelt hat. Dieser See ist ein Relictensee und Herr Dr. RÖMER wollte wissen, ob die in zwei Gläsern gesammelten Algen mehr den marinen oder mehr den Süsswassertypus repräsen- tierten. Ich fand in der Tat ein merkwürdiges Gemisch von marinen Algen (Stictyosiphon, Ectocarpus^ Pohjsiphonia u. a.), brackischen (z. B Spirulina suhsalsa) und echten Süssw^asserformen (Botri/ococcus, Scenedesmus, Pediastrum u. a.), abgesehen von den Diatomeen. Das Plankton ist von P. T. ClevE und A. K. LiNKO bearbeitet worden und wird an anderer Stelle publiziert werden, dort werden auch die meisten Diatomeen Erwähnung finden. Zwischen den grösseren Algen fand ich nun auch mehrere schlauchbildende Diatomeen und es fielen mir sogleich Schläuche auf, die zweierlei verschiedene Arten einschliessen, eine grössere, die ich als Scldzonema Gi^evülei Ag. bestimmte und eine kleinere, stabförmige, die einer Nitzsclda oder kleinen Homoeocladia ähnlich ist. Da ich in der Kunst, Diatomeen zu bestimmen, nicht genug eingearbeitet bin, so sandte ich eine Probe des Materials an Herrn Chr. BROCKMAiSN in Lehe und erhielt von diesem Herrn auf meine Bitte freundliche Auskunft, wofür ich ihm auch an dieser Stelle danke. Er bestätigte zunächst, dass die grössere Diatomee Schizonema GreviUei sei, von der kleineren Art Hess er es, da keine selbständigen Schläuche von ihr vorhanden seien, unbestimmt, ob es eine echte Homoeocladia oder eine Nitzschia sei, in letzterem Falle würde sie der Nitzschia dissipata (Kg.) Grün. var. media am nächsten stehen. Sie ist etwa 30 f.i lang und 4 /( breit und meiner Ansicht nach auch sehr ähnlich der kleinen Form von Homoeocladia filiformis,. die Smith in seiner Synopsis of the British Diatomaceae, vol. H, p. 80, beschrieben und auf Taf. LV, Fig. 348/5 abgebildet hat; die Maasse, die SMITH für diese Form angibt: 0,0018" (45,7 fx) lang und 0,0002" (5 /t) breit, sind immer noch etwas grösser als die von mir gefundenen. Ich möchte noch darauf aufmerksam macheu, dass Homoeocladia filiformis eine Bew^ohnerin des brackischen AVassers ist, die Speciesfrage hinsichtlich der vorliegenden Form aber offen lassen. Von Schizonema Gremilei habe ich nui" kleinere oder grössere- Stücke von Schläuchen gefunden, da die verschiedenen Algenfäden Notiz über schlauchbildende Diatomeen mit zwei verschiedenen Arten. 249 sehr niiteiiiander verfilzt waren und überhaupt von den faden- förmigen Algen wohl infolge der Konservierung oder des Transportes nur Bruchstücke vorlagen. Die Grösse der Zellen ist ziemlich ver- schieden und variiert in der Länge zwischen 40 und 70 ,i<, die Breite beträgt bis zu 20 /t, in verschiedenen Schläuchen findet man verschieden grosse, aber untereinander ziemlich gleiche Exemplare. Wo die Schläuche schmäler sind, bilden die Zellen eine Reihe, an dickeren Stellen liegen mehrere nebeneinander (Fig. 1 unserer Ab- bildung). — Sehr verschieden ist nun auch die Verteilung der fremden Fig. 1. Fig. 2. Fig. B Fig. 4. Art zwischen die Schizonema - Zellen, manchmal kommt sie nur vereinzelt vor, nicht selten sieht man Stellen, wo die Reihe von ScMzonema-7^e\\Qr\, von der Schalenseite gesehen, auf zwei Seiten von zwei Reihen der fremden Art eingefasst ist, wie es Fig. 3 unserer Abbildung zeigt, während Fig. 2 ungefähr denselben Zu- stand, die Schizonema-LQWew von der Gürtelbandseite gesehen, zeigt. Die Nitzschia oder Homoeocladia kann dann immer stärker auftreten, so dass sie fast den ganzen Schlauch ausfüllt und nur noch einzelne Schizonema-TjeMen. dazwischen übrig bleiben, wie in Fig. 4, schliess- lich fehlen auch diese streckenweise, so dass man glauben könnte, wenn man nur diese Stelle im Mikroskop sieht, es mit einem reinen iZo??iogoc/aoren und deren geringere Grösse folgen (s. E. JORDI, Beiträge zur Kenntnis der Papilionaceen bewohnenden Uromyces- Arten, Central- blatt für Bakteriologie usw., II. Abt., XI. Bd., 1904). Zum genaueren Studium dieses Pilzes wurde ich wieder ver- anlasst, als ich von Herrn Kgl. Oberstabsveterinär AUG. SCHWARZ in Nürnberg schönes reichliches Material einer von ihm in der bayerischen Oberpfalz bei Kastl und Lauterhofen im August ge- sammelten Uromyces auf Lens esculenta Mnch. (= Ervum Lens L.) erhielt. Auch auf dieser Wirtspflanze ist der Uromyces als Uromyces striatus Schroet. bestimmt worden und unter diesem Namen in Sydow üredineen Nr. 355 aus Prencov in Ungarn von KmeT ge- sammelt ausgegeben worden. Ich beschreibe zunächst den Uromyces auf Vicia tenuifolia von Tarasp im Unterengadin. Die Teleutosporen des Uromyces sind durch schöne Leisten auf dem Epispor ausgezeichnet (s. Taf. IX, Fig. 3-6). Diese Leisten laufen immer in der Längsrichtung der Teleutospore. Sie gehen vom warzig hervorspringenden apicalen Keimporus oft unver- zweio;t oder zum o-rössten Teile unverzweigt und blos in der Nähe des Äquators anastomosierend über den Sporenkörper (siehe Fig 3 — 5). Aber häufig anastomosieren sie auch an zahlreichen Stellen über der ganzen Oberfläche der Spore und bilden dann ein mehr oder minder regelmässiges Netz mit kleineren oder grösseren Maschen (s. Fig. 6). Die Sporen sind durchschnittlich 25 /* lang und 19 /( breit. Sie sind begleitet von kugeligen Uredosporen, an denen ich meist fünf Keimporen beobachtete (s. Fig. 1 und 2), über deren Laoe ich aber nicht ins Klare kam, da ich nicht den Stielansatz zu Gesicht bekam. Ich habe schon 1. c. bemerkt, dass ich in der Nähe des Standortes Aecidien auf Euphorbia cyparissias beobachtete, und sprach die Vermutung aus, dass dieser Uromyces auf Evphorbia Cyparissias sein Aecidium bilden möchte. Mit diesem Uromyces ist höchstwahrscheinlich identisch der Uromyce-i Viciae Craccae Constant., den J. C. CONSTANTINEANU 1904 in den Annales Mycologicae, Vol. II, Nr. 3, beschrieben hat. Er fand ihn auf Vicia Cracca L. im September in der Umgegend von Jassy. Die Teleutosporen sind ebenfalls durch den scharf vorspringenden apicalen Keimporus und die längsverlaufenden zuweilen anastomo- 18* 252 P- MAGNUS: sierenden Leisten des Epispors ausgezeichnet. Auch ihre Grösse (21,6 — 27 ju lang und 22,2 ju breit) stimmt gut. Zwar gibt CONSTANTINEANU an, dass seinem Uromi/ces die Uredosporen fehlen, weshalb er ihn zu Microuromyces oder Leptowomyces gestellt wissen will. Aber da er ihn im September bei Jassy gesammelt hat, waren wahrscheinlich die Uredosporen schon alle abgefallen, und die von ihm beschriebenen fadenförmigen Paraphysen, die ich ebenfalls an meinem Funde nicht beobachtete, möchten die stehengebliebenen Sterigmen der Uredosporen sein, von denen, nachdem sie aus- gewachsen waren und die reifen Uredosporen über die Oberfläche des Lagers gehoben hatten, die Uredosporen abgefallen waren. Ich glaube daher meinen Uromyces auf Vicia tenuifolia von Tarasp zum Uromyces Viciae Craccae Constant. ziehen zu müssen. Mit dem Uromyces auf Vicia tenuifolia stimmt vollständig über- ein der schon erwähnte Uromyces auf Lens esculenta Mnch., den Herr Oberstabsveterinär A. SCHWARZ in der bayerischen Pfalz und Herr Pfarrer KmeT bei Prencov in Ungarn gesammelt haben (siehe Fig. 7 — 12). Er stimmt in dem charakteristischen Keimporus (siehe Fig. 8 — 10; in Fig. 11 ist der Keimporus nicht sichtbar, weil er etwas schräg auf der abgewandten Seite des Scheitels, etwa wie in Fig. 12, liegt). Auch die Uredosporen stimmen überein. Ich kann keinen Unterschied finden, so sehr ich mich auch bemühte. Ich muss sie daher für dieselbe Art gelten lassen, wenn auch Kultur- versuche wahrscheinlich eine biologische Verschiedenheit der auf den verschiedenen Wirtspflanzen und an den verschiedenen Lokali- täten auftretenden Formen dartun möchten. Von Herrn Professor Dr. A. HeiMERL in Wien erhielt ich eine sehr schöne Kollektion von ihm bei Vahrn in Südtirol gesammelter Pilze. Unter denselben fanden sich ein Uromyces auf Vicia hirsuta und ein Uromyces auf Vicia Cracca aus Brixen. Anfänglich hielt ich sie für Uromyces Fisi (Pers.) De By. Ich fand dann aber konstante, wenn auch nur geringe, Unterschiede der Teleutosporen. Diese Unterschiede sind mir um so interessanter, als JORDI in der vorne angeführten Arbeit durch seine Kulturversuche eine Spezialisierung des Uromyces Pisi (Pers.) einerseits auf Vicia Cracca und anderer- seits auf Lathyrus pratensis und Fisum sativum nachwies. Da ich auch konstante, wenngleich geringe morphologische Unter- schiede der Teleutosporen nachweisen kann, so muss ich den Uromyces auf Vicia Cracca und Vicia hirsuta als eine eigene neue Art bezeichnen, den ich nach dem um die Kenntnis der Uromyces- Arten der Papilionaceen hochverdienten Herrn Dr. ERNST JORDI Uromyces Jordianus P. Magn. benenne. Vielleicht liegen auch zwei verschiedene Arten auf diesen beiden Vielen vor, da, wie ich zeigen werde, die Teleutosporen auch einige geringe morphologische Unter- Morphologische Unterscheidung eiuiger Urom3'ces- Arten der Papilionaceen. 253 schiede aufweisen. Dann würde ich den Uromi/ces von Vicia Cracca als Uromi/ces Jordianus P. Magn. bezeichnen, während ich den von Herrn Professor HeimerL auf Vicia hirsuta bei Brixen o-esammelten TJromyces Heimerlianus P. Magn. als Art oder als Form benenne. Der Unterschied der Teleutosporen liegt in deren Grösse, im Charakter des Keimporus und der Bewarzung des Epispors. Der Keimporus (s. Fig. 23 — 26 und Fig. 32 — 37 im Vergleiche zu den Fig. 13 u. 14 und 17 u. 18) ist weit flacher und niedriger, als bei Uromyces Pisi (Pers.) und springt häufig fast gar nicht vor, sondern verläuft an seinen Seiten allmählich in das Epispor. Wenn er hervorspringt, wie in Fig. 35 oder Fig. 37, tritt er nur wenig her- vor, und wird an der Seite vom braunen Epispor überzogen, so dass der hyaline Teil nur wenig oder gar nicht hervorragt. Ferner ist die Bewarzung viel feiner und dichter, als bei Uromyces Pisi (Pers.). Auch sind die Teleutosporen von Uromyces Jordianus durchschnittlich etwas grösser als bei Uromyces Pisi. Auf Vicia hirsuta waren sie durchschnittlich 24 tt lang und 18,6 /u breit, auf Vicia Cracca 28,2 jli lang und 22,7 jli breit, auf Pisum sativum von Brixen durchschnittlich 25 /.i lang und 18 ,u breit. Diese Unterschiede der Teleutosporen zeigen sich auch schon in den Abbildungen Ed. FisCHER's 1. c. S. 29. Die beiden ge- zeichneten Sporen von Uromyces Pisi auf Vicia Cracca sind grösser und feiner punktiert, als die dort abgebildeten von Pisum sativum und der Keimporus verstreicht an denen von Vicia Cracca mehr in die Seiten und ragt kein hyaliner Teil heraus, während er an dem von Pisum sativum meist als scharf abgesetzte Warze mit hyalinem Scheitel gezeichnet ist. Au den Uredosporen vermochte ich nicht Unterschiede festzu- stellen. Dies liegt daran, dass die Zahl der Poren an den Uredo- sporen von Uromyces Pisi (Pers.) auf Pisum sativum sehr verschieden ist. In den einfachsten Fällen waren oft drei Keimporen im Äquator (s. Fig. 16), und solche sah ich auf Vicia hirsuta (Fig. 30) und Vicia Cracca (Fig. 38). Hierzu tritt häufig ein apicaler Keim- porus (Fig. 15); bei anderen treten dann im Äquator 4 statt 3 Keim- poren auf, so das die Uredospore 5 Keimporen hat (s. Fig. 19 — 21), wobei Fig. 19 der apicale Keimporus etwas an der Seite der Spitze sitzt. Auch bei Uromyces Jordianus treten Uredosporen mit ebenso gelagerten 5 Keimporen häufig auf (s. Fig. 27, 29 und 31). Den interessantesten und kompliziertesten Fall bot mir die in Fig. 22 ab- gebildete Uredospore von Pisum sativum. Die Spore ist stark ver- längert, trägt einen apicalen Keimporus und unter demselben in zwei Ettgen zwei Gürtel von Keimporen, von denen der obere an der breiteren Stelle dreizählig, der untere der verschmälerten Basis genäherte zweizählig ist, so dass die Spore im ganzen 6 Keimporen 254 P- MAGNUS: Morphologische Unterscheidung einiger Uromyces- Arten. trägt. Auch von Uromyces Jordianus P. Magii. ist in Fig. 27 eine Uredospore mit 6, aber anders gelagerten Keimporen, gezeichnet. Bei dieser Yariabilität des Auftretens der Keimporen konnte ich, wie gesagt, keine Unterschiede der Uredosporen bei den beiden oder drei Arten feststellen. Es ist sehr interessant, dass hier mit der von JORDI nach- gewiesenen biologischen Verschiedenheit eine wenn auch geringe morphologische Yerschiedenheit verbunden ist. Ja vielleicht sind auch, wie oben schon hervorgehoben, die Formen auf Vicia hirsuta und Vicia Cracca biologisch und konstant morphologisch von- einander verschieden, was erst Untersuchungen an reichlicherem Materiale werden definitiv entscheiden können. In der Tat zeigten sich die untersuchten Teleutosporen von Vicia Cracca durchschnittlich etwas grösser als die von Vicia hirsuta und sprang der Keimporus meist ein wenig mehr vor (vgl. Fig. 23 — 26 mit Fig. 33 — 37). Diese mit der biologischen Verschiedenheit eintretende morpho- logische Verschiedenheit ist mir um so interessanter, als es mir bei anderen biologischen Arten trotz darauf gerichteter Untersuchung nicht möglich war, solche nachzuweisen, wie z. B. bei den biologischen Arten der Puccinia sessilis Schneid, auf Phalaris arundinacea. Bemerkenswert ist, dass auf den F^Wa-Arten 3, vielleicht 4 oder ä verschiedene Uromyces - Axiew auftreten, nämlich Uromyces Viciue f'raccae, Uromyces Jordianus und Uromyces Heimerlianus, der autoecische Uromyces Fobae und vielleicht auch Uromyces Pisi, was erst weitere Untersuchungen entscheiden können. Die beigegebenen Figuren hat Herr Dr. P. ROESELER nach der Natur gezeichnet. Erklärnu^ der Abbilduugeii. Fig. 1 — G. Uromyces Viciae Craccae Cohstant. auf Vicia ienuifolia von Tarasp. „ 1-2. Uredosporen, Verg. 765. „ 3 — G. Teleutosporen, Vergr. 7G5. „ 7 — 12. Uromyces Viciae Craccae Constant. auf Lms esculenla vom Südahhange des Calvarienberges bei Kastl. „ 7. Uredospore, Vergr. 765. „ 13 — 16. Uromyces Pisi (Fers.) De By. auf Fisum sativum von Gross-Lichter- felde. ,, 13 und 14, Teleutosporen, Vergr. 765. „ 15 und 16. Uredosporen, Vergr, 765. „ 17 — 22. Uromyces Pisi (Pers.j De By. auf Pisum sativum von Brixen in Südtirol. „ 17 und 18. Teleutosporen. Vergr. 765, G. RlTTER: Über Kugelhefe und Riesenzellen bei einigen Mucoraceen. 255 Fig. 19 - 22. Uredosporen, Vergr. 7G5. „ 23-31. üromyces Heiinerlianus P. Magn. auf Vicia hirsuta von Brixen (oder var. von Üromyces Jordianus P. Magn.). ^ 23—26. Teleutosporen, Vergr. 765. „ 27. Uredospore mit 6 Koimporen, Vergr. 765. „ 28. Uredosporen, zum Teil schematisch gezeichnet, mit verschiedener Anzahl von Keimporen. „ 32 — 38. üromyces Jordianus P. Magn. auf Vicia Cracca bei Brixen. „ 38—37. Teleutosporen, Vergr. 7(15. — In Fig. 33 liegt der Keimporus auf der Seite statt am Scheitel. „ 38. Uredospore, Vergr. 765. „ 39-41. üromyces striatus Schroet. auf Medicago sativa von Orange in Süd- frankreich. „ 39—41. Uredosporen, Vergr. 765. „ 42—45. Üromyces slriatus Schroet. auf Trifolien arvense von Westend bei Berlin. „ 42—44. Teleutosporen, Vergr. 765. „ 45. Uredospore, Vergr. 7G5. 39. G. Ritter: Über Kugelhefe und Riesenzellen bei einigen Mucoraceen/) Mit Tafel X und einer Textfigur. Eingegangen am 29. Mai 1907. Die Kugelhefebildung der A/Mcor-Arten wird bekanntlich durch zwei Prozesse eingeleitet; erstens durch eine lebhafte Septierung des Mycels und zweitens durch kugelförmige Anschwellung der dadurch entstandenen kurzen Zellen. Diese beiden Prozesse, welche normalerweise nur in zuckerhaltioen Medien und bei Luftabschluss erfolgen, lassen sich, wie KLEBS (96, S. 512 ff.) gezeigt hat, auch künstlich nachahmen. Man kann nämlich auch in zuckerfreien Lösungen und bei vollem Luftzutritt ein stark septiertes Mycel er- halten, wenn man z. B. Mucor racemosus in einer 1 prozentigen Peptonlösung (oder auf Peptonagar) mit genügenden Mengen osmotisch wirksamer Stoffe kultiviert. IvLEBS benutzte z. B. 15 prozentigen Kalisalpeter, nach meinen Erfahrungen bewährt sich noch besser Natrium chlorid (6—8 pCt.). Andererseits können die 1) Eine ausführliche Abhandlung mit mikrophotographischen Aufnahmen soll bald veröffentlicht werden. 256 Gr. RITTER: Sporen von Mucor racemosus durch Kultur auf Pflaumensaft mit 3 pCt. Zitronensäure zur Bildung von Anschwellungen von ganz beträchtlichen Dimensionen (0,5 mm nach KLEBS) veranlasst werden. Diese von KlebS festgestellten Tatsachen bildeten den Aus- gangspunkt für meine Untersuchungen. Zunächst schien es geboten, durch die Kombination der beiden Faktoren (konzentrierte Salz- lösungen einerseits und Zitronensäure andererseits) die Kugelhefe- bildung künstlich nachzuahmen. Weiter erschien das Problem der Riesenzellenbildung unter Einwirkung von Zitronensäure interessant genug, um zu einer ge- naueren Untersuchung der Einwirkung von organischen und an- organischen Säuren auf die Entwicklung der i/wor-Sporen aufzu- fordern. Was die Erzeugung der Mucor-Heie durch kombinierte Wirkung von Salz- und Säurelösungen anlangt, so konnte dieselbe erst nach einer ganzen Reihe vorläufiger Untersuchungen erreicht werden. Es stellte sich nämlich heraus, dass die Kombination von Zitronensäure und anorganischer Salzlösung (z. B. Natrium chlorid) ganz unerwartet starke Giftwirkungen hervorzurufen imstande ist. W^enn man die Keimung der Sporen von Mucor racemosus in einer Nährlösung von 1 pCt. Pepton, 0,1 pCt. KHoPO^ und 0,05 pCt. MgSO^ mit verschiedenen Mengen von Zitronensäure und Natrium- chlorid beobachtet,^) so lässt sich feststellen, dass die Sporenkeimung absolut verhindert wird in Nährlösungen ohne Zitronensäure — durch 974 pCt. NaCl, in solchen mit Vi pCt- Zitronensäure — durch 9V2 pCt. Na Gl w ■'• li 11 11 11 ^ 74 9 9 11 ^ 11 yi n ^ H 1 11 'J 5? 11 )1 ^ 11 '* 11 J5 55 /2 5 0 3 11 ^ 11 11 11 ^1^ 11 ^ j'2 11 " 11 ^ Dieses Verhältnis lässt sich auch graphisch veranschaulichen, wenn man die Konzentrationen der Zitronensäure auf die Abscissen- achse, diejenigen des Natriumchlorids auf die Ordinatenachse auf- trägt (vgl. die Kurve Fig. la). Was die Ursache dieser auffallenden Verschiebung des Gift- wertes der Säure betrifft, so möchte ich nur betonen, dass dieselbe 55 1) Die Beobachtungen erstreckten sich auf eine Periode von vier Tagen be 20° C. über Kujrelhefe und Riesenzellcn bei einijjen Mucoracceu. 257 jedenfalls nicht in der einfachen Kombination zweier schädlicher Einflüsse — Giftigkeit der Säure und hoher osmotischer Druck der Salzlösung — liegen kann. Wenn man nämlich in einer beliebigen Kombination, z. B. 2 pCt. Zitronensäure und 2 pCt. NaCl, das NaCl durch andere Salze ersetzt, so erweisen sich nur anorganische Salze (z. B. NaNOj, Na^SO^) in isosmotischer Konzentration annähernd ebenso wirksam, Natriumbimalat dagegen ruft noch in löprozentiger v'aCl 9 8 \ \ 7 6 5 4 3 \ \ 2 1 \ \ -~_ 0 s- Coit i . Fig. 1«. Lösung (isosmotisch mit etwa 5,8 pCt. NaCl) keine nennenswerte Verzögerung in der Keimung der Sporen und Entwickelung des Mycels hervor. Der Grund der hier besprochenen Erscheinungen dürfte eher in der besonders von AERHENIUS (99) studierten Ver- änderung der Dissociationskonstaute schwacher Säuren durch Salz- zusatz gesucht werden. Jedenfalls lassen uns diese Resultate deutlich erkennen, dass eine Kombination von etwa 3 pCt. Zitronensäure und 6 — 8 pCt. NaCl (oder 10 pCt. NaNOg), an welche man auf Grund der EXEBS'schen 258 4pCt.,R.Z.v. SV^pCt.an) 1,25 pCt. (R. Z. bei 0,5 pCt.) Apfelsäure >4 pCt. IpCt. (R. Z. bei 0,6 pCt) Weinsäure') -3pCt. 0,6 pCt. CR. Z. bei 0,3 pCt.) Salpetersäure 0,025 norm. 0,01 norra.(R.Z. bei0,006norm.) Salzsäure 0,03 norm. 0,00Snorm,(R Z.bei0,005norm.) Eine ganz ähnliche Tabelle könnte ich für Mucor racemosus zu- sammenstellen; nur fallen alle Werte höher aus, da dieser Pilz be- deutend widerstandsfähiger als Mucor spinosus ist. Die Regel be- schränkt sich keineswegs auf diese Mucorarten. In vielen Beziehungen interessant ist z. B. die Bestimmung der Grenzwerte für Oxalsäure und Aspergillus niger. In einer Lösung von 2 pCt. Zucker und 0,5 pCt. Chlorammonium wird die Keimung schon durch 0,02 Mol (=0,18 pCt.) Oxalsäure deutlich beeinträchtigt, durch 0,13 Mol (1,17 pCt.) ganz gehemmt. In einer 1 pCt. Peptonlösung wird dagegen der schädliche Einfluss der Oxalsäure erst bei 0,04 Mol (0,36 pCt.) bemerkbar, und 1) Anschwellungen von 47 — 94 /< bei Mucor spinosus unter Einwirkung von l'/o pCt. Weinsäure mit Pflaumensaft hat Beauverie (1900, S, 151) beobachtet. In Ammonnitrat + Zuckerlösungen sah ich schon bei Zusatz von 0,1 pCt. Weinsäure ebensolche und noch grössere Erweiterungen am Mycel auftreten. 264 ^- RITTER: uur durch 0,22 Mol (1,98 pCt.) wird die Keimung ganz unter- drückt. *) Die Ursache dieser Erscheinung dürfte in der Bildung freier Mineralsäuren aus den anorganischen Ammonsalzen gesucht werden. Es ist in der Tat bekannt, dass in Aspergilluskulturen auf an- organischen Ammonsalzen beträchtliche Mengen freier Mineral- säuren entstehen können (BUTKEWITSCH, 1902, S. 210—212; NiKITINSKY, 1904, S. 12—20). Aber im Gegensatz zu den eben zitierten Yersuchen konnte in den meinigen eine Ansammlung freier Mineralsäuren in der Kulturflüssigkeit nicht konstatiert werden, besonders in den Fällen, wo nur wenig Sporen ausgesät wurden, oder wo die Keimung überhaupt ausblieb (Grenzkonzentrationen). Wenn also die Mucorsporen in Ammonnitratlösungen schon durch 0,5 pCt. Zitronensäure zur Riesenzellenbildung veranlasst werden, so scheint mir diese Tatsache nur durch die Annahme einer intra- cellularen Abspaltung freier Mineralsäure verständlich zu sein. Diese Annahme wird noch durch folgendes Experiment unter- stützt. Überträgt man einige gut ausgebildete Riesenzellen aus der ursprünglichen 8 — 9 Tage alten Kulturflüssigkeit in eine identische, aber frische Xälirlösun»;, so bleiben diese Zellen unverändert und zeigen keine Neio'uno- zum Auskeimen: die Beseitio-uns; von etwa vorhandenen Stoffwechselprodukten übt also keinen merklichen Einfluss auf die pathologisch veränderte Zelle aus. Wenn wir nun aus dem vorlieo'enden Versuchsmaterial mit Be- stimmtheit schliessen dürfen, dass die H-Ioneu bei der Bildung der Riesenzellen direkt beteiligt sind, so bleibt uns doch der eigentliche Mechanismus dieses Vorgangs durchaus unklar. Man könnte freilich verschiedene Vermutungen darüber aussprechen, dass durch die Ein- wirkung der H-Ionen auf die Hautschicht des Plasmas die Regulation der osmotischen Verhältnisse und auch der Zellwanddehnbarkeit in ganz bestimmter Weise gestört wird und dass diese Störungen zu einem anormalen Flächenwachstum der Zellwaud und folglich zur Bilduno- von Riesenzellen führen. Doch möchte ich von einem weiteren Ausmalen dieser Hypothese um so mehr absehen, als wir einerseits keine o-enüo-end beorründete meclianische Theorie des Zell- Wachstums besitzen, andererseits aber meine diesbezüglichen Unter- suchungen nicht abgeschlossen sind. Zu den geschilderten Tatsachen mag aber noch zugefügt werden, dass ausser Mucor spinosus und raceinosus auch andere Schimmelpilze zur 1) Die Keimung wurde nach Clark's (1899, S. 301) Beispiel während 48 Stunden beobachtet; die Temperatur betrug 20° C. Nach 3—4 Tagen keimen allerdings einige Sporen auch in höheren Konzentrationen aus. über Kugelhefe und Rieseuzellen bei einigen Mucoraceen. 265 Bilduii"- von Rieseuzellen durch Säuren veranlasst werden können. So entwickelt Rhizopus nigricans in Aramonnitrat-Zuckerlösung -|- lYi pCt. Zitronensäure ein Mycel, welches eine Menge verschieden geformter Rieseuzellen aufweist. Es erinnert dann vielfach an das von Mucor racemosus in Fig. 5 entworfene Bild, nur sind die Blasen kleiner und ihr Inhalt körnig und dunkel gefärbt. Auch Aspergillus niger zeigt in Lösungen von Chlorammonium und Zucker -i- 0,5 — 0,75 pCt. Oxalsäure eine ganz ausgesprochene Neigung zur Bildung von kuge- ligen Anschwellungen, welche einen Durchmesser von 40 f.i erreichen können ') (Taf. X, Fig. 8). Herrn Prof. Dr. KlebS, in dessen Laboratorium ein grosser Teil dieser Arbeit ausgeführt wurde, möchte ich für sein liebens- würdio-es Entgegenkommen und mannigfache Anregungen meinen tiefempfundenen Dank aussprechen. Nowo-Alexandria, Institut für Land- und Forstwirtschaft. Literatur. 18i)9. Arrhenius, Über die Änderung der Stärke schwacher Säuren durch Salz- zusatz. (Zeitschr. für phys. Chemie, 1899, Bd. Ol, S. 197.) 1900. Beauverie, Etudes sur le polyniorphisme des Champignons, Lion 1900. 1902. BüTKEWITSCH, Umwandlungen der Eiweissstoffe durch die niederen Pilze usw. (Jahrb. für wiss. Bot. 1902, Bd. XXXVIII.) 1899. Clark, On the toxic effect of deleterious agents usw. (Bot. Gazette, 1899, Vol. XXVIII.) 189G. Klebs, Die Bedingungen der Fortpflanzung bei einigen Algen und Pilzen. 1896. 1904. NiKITINSKY, Über die Beeinflussung der Entwickelung einiger Schimmel- pilze durch ihre Stofifwechselprodukte. (J. für wiss. Bot., 1904, Bd. XL.) 1896. Raciborski, Über den Einfluss äusserer Bedingungen auf die Wachstums- weise des Basidiobolus ranarum. (Flora 1896, Bd. 32.) 1905. — , Einige Chemomorphosen bei Aspergillus niger. (Bull. Acad. des Scienees de Cracovie, Dec. 1905.) Erkläriiug der Abbilduugeu. Fig. 1. Kugelhefeähnliche Zellen von Mucor racemosus bei Luftzutritt in einer zuckerfreien Lösung von 1 pCt. Pepton, 97^ pCt. NaCl und V2 pCt. Zitronensäure entstanden. Vergr. 100. „ 2. Riesenzelle von Mucor spinosus in ^/^ pCt. Zitronensäure mit Zucker- Ammonuitrat nach acht Tagen entstanden. Vergr. 107. 1) Noch grössere Riesenzellen (bis 50 /«) hat bei Aspergillus niger RACIBORSKI (1905, S. 777) beobachtet, und zwar unter Einwirkung von molekularem Jod. 18** 266 Gr. RITTER: Über Kugelhefe und Riesenzelleu bei einigen Mucoraceen. Fig. 3. Riesenzelle von Mucor spinosus, in 0,008 norm Salpetersäure mit Zucker- Ammonnitrat. Vergr. 107. „ 4. Mucor racemosus, zweiwöchentliche Kultur in 4 pCt. Traubenzucker, 0,7 pCt. NH4NO3, 8,2 pCt. NaCl. Vergr. 107. „ 5. Mucor racemosus, ebensolche Kultur mit 8,8 pCt. NaCl. Vergr. 107. „ (1. Mjcelstückchen von Mucor spinosvs nach zweitägigem Verweilen in einer Lösung von 0,5 pCt. Zitronensäure und Zucker-Ammonnitrat. Vergr. 107. „ 7. Riesenzelle von Mucor spinosus, 7 Stunden nach Übertragung in eine isotonische Lösung ohne Zitronensäure. Vergr. 85. ,, 8. Aspergillus niger, Mycelformen in einer Lösung von 2 pCt. Rohrzucker, 0,5 pCt. NH4CI und 0,36 pCt. Oxalsäure. Vergr. 180. Die Figuren 1 und 7 sind nach mikrophotographischen Aufnahmen, die übrigen mit dem Zeichenprisma gezeichnet. Sitzung vom 28. Juni 1907. 267 Sitzung vom '28. Juni 1907. Vorsitzender: Herr L. KNY. Der Vorsitzende beklagt den schweren Verlust, welchen die Ge- sellschaft durch den am 13. Juni erfolgten Tod des Herrn Professor Dr. Carl Müller erlitten hat. Seit 1890 hat derselbe die Geschäfte des Sekretärs in ausgezeichneter Weise geführt. Um das Andenken des Verstorbenen zu ehren, erhoben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Schellenberg, Gustav. Assistent am botanischen Laboratorium der Universität München, Karlstr. 42, part. (durch L. KadlKOFER und H. RüSS). Lepeschkin, Dr. Wladimir, Privatdozent an der Universität St. Petersburg, Botanisches Institut der Universität (durch L. KNY und W. Magnus). Gulzeit, Dr. Ernst, Professor an der Universität in Königsberg i. Pr. (durch W. RüHLAND und 0. APPEL). Laibach, Dr. Friedrich, Assistent an der Kaiserl. Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem bei Berlin (durch AV. RUHLAND und 0. APPEL). Zum ordentlichen Mitgliede ist proklamiert: Herr Koorders, Dr. S. H., in Steglitz bei Berlin. Herr TSWETT legte der Gesellschaft Demonstrationsobjekte vor, welche bestimmt sind, die Anwendung seiner Adsorptionsanalyse auf die Analyse des Chlorophylls zu zeigen: 1. Das Chromatogramm eines CSg- Auszuges aus gekochten Taxus-Blättern. Ausser den beiden Chlorophyllinen und den drei Xanthophyllen ist noch ein ansehnlicher grüner Chloro- phyllan-a-Ring zu sehen. 2. Die quantitative Abtrennung einer petrolatherischen Chloro- phylllösung durch physikalische Ausfällung derselben mittels CaCOg, wobei nur das Karotin in Lösung bleibt. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXV. ]^9 268 Einladung zur Generalversammlung. Einladung zur Generalversammlung und zur Feier des 25jährigen Bestehens der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Die Mitglieder der Gesellschaft werden hiermit zu der am Donnerstag, den 12. September, 9 Uhr vormittags, in Dresden stattfindenden Generalversanimluno; einoeladen. Für die Sitzun»- ist ein Saal im Ausstellungsgebäude am Stübel-Platz (neben dem botanischen Garten) in Aussicht genommen, wo auch die wissen- schaftlichen Sitzungen stattfinden sollen. Die Tagesordnung ist durch § 15 des Reglements unserer Ge- sellschaft vorgezeichnet. Als besondere, einer Beschlussfassung der Versammlung unterliegende Anträge sind eingegangen oder an- o-eküiidiot: 1. Ein Antrag zur Wahl einiger Ehrenmitglieder und einer grösseren Anzahl von korrespondierenden Mitgliedern. Die Gewählten sollen am folgenden Tage (Freitag) in der Fest- sitzung proklamiert werden. 2. Ein zweiter Antrag zur Wahl von Ehren- und korre- spondierenden Mitgliedern, vom Antrag 1 namentlich durch die kleinere Zahl der vorgeschlagenen korrespondierenden Mitglieder abweichend. 3. Ein Antrag zur Umarbeitung „der gesamten Statuten". Dieser Antrag, der satzungsgemäss eingereiclit und von 28 Mitgliedern unterzeicimet ist, wird zur Diskussion o-estellt werden. Die Versammlung hat alsdann zunächst die Vor- frage zu entscheiden, ob eine -Statutenänderung überhaupt stattfinden soll. Im bejahenden Falle ist eine Kommission zur Ausarbeitung eines Entwurfes zu wählen. Ein Sammelreferat über Parthenogenesis im Pflanzen- reich hat Herr Prof. Dr. HANS WiNKLER (^Tübingen) über- nommen. W. KiNZEL: Über den Einfluss dos Lichtes auf die Keimung. 269 Zu den vereiubarten Jubiläumsveraustaltungen gehört ausser der Festsitzung am Freitag, den 18. September, V^l^ Uhr (im Ausstellungs- o^ebäude) auch ein gemeinsames Festessen auf dem Belvedere (BRÜHL'sche Terrasse), welches auf Donnerstag, den 1 "2. September, abends 6 Uhr, angesetzt ist. Berlin, im Juli 1907. S. SCHWENDENER, z. Z. Präsident. Für die in Aussicht genommene Festschrift sind bisher drei Manuskripte eingegangen und ein viertes in sichere Aussicht gestellt. Dieselben werden im ganzen etwa acht Druckbogen und vier Tafeln füllen. AYeitere Beiträge werden bis zum 12. September d. J. an Herrn Dr \A^\CHTER in Steglitz bei Berlin, Florastr. '2B erbeten, welcher bis auf weiteres das Amt des Sekretärs übernommen hat. Es sei, gegenüber mehrfach geäusserten Zweifeln, noch besonders hervorgehoben, dass die Festschrift nicht in Quart- sondern in Oktav- format erscheinen und sich als Band '26 unseren „Berichten" ein- fügen wird. Mitteilunoeii. 40. Wilhelm Kinzel: Über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung. „Lichtharte'' Samen. Vorläufige Mitteilung. Eingegangen am 18. Juni 1907. Ebenso wie es von einer Reihe von Sameuarten bekannt war, dass ihre Keimung bei Belichtung ganz erheblich verzöüert und in gewissen Fällen sogar ganz verhindert wird, liegen in der Literatur auch zahlreiche Beobachtungen von Fällen vor, wo eine Belichtung zur Erzielung der normalen Keimung nicht nur förderlich, sondern sogar notwendio; ist. Gleichwohl ist gerade die letztere Erscheinung am hartnäckigsten und immer wieder von vielen Autoren bestritten worden, zum Teil 19* 270 Wilhelm Kinzel: auf Grund von mathematischen Berechnungen, zum Teil mit Hilfe des aus der Mehrzahl der Fälle, in denen allerdings eine Belichtung in den ersten Stadien der Keimung nicht gerade förderlich ist, abge- leiteten Dogmas. Obwohl von mir schon längst einerseits eine eingehendere Nach- prüfung der bisher über die Lichtwirkung angestellten Versuche, andrerseits eine Untersuchung der Fälle, wo die Keimung unregel- mässig verläuft, geplant war, forderte eine sehr merkwürdige Keimungsgeschichte geradezu zur zusammenhängenden Untersuchung möglichst vieler empfindlich reagierender und sonst geeigneter Arten heraus. Den Anlass zur Aufnahme der geplanten Untersuchungen gab die Tatsache, dass frischgeerntete, im Keimbett belichtete^) Samen von Nigella sativa sich nicht allein zu 100 pCt. keimunfähig erwiesen, sondern sogar in ihrem Endosperm so verändert wurden, dass auch nachfolgende Verdunkelung während langer Zeit bei der angewandten Temperatur von 20° niemals irgend eine Keimung erzielte. Die gleichen Samen keimten aber, exakt verdunkelt, in schon vier Tagen vollkommen aus zu 94 pCt. Dunkelgelbe, einen nach den Reaktionen dem Xanthophyll nahestehenden Farbstoff enthaltende Dunkelkeime. Wahrscheinlich spielt dieser Farbstoff als Ernährungsvermittler — Attraktionszentrum ^) für wandernde Kohlehydrate — eine grosse Rolle. Bei den kränkelnden Lichtkeimen (bei 14°) fehlt dieser Farbstoff je nach der Intensität der Belichtung fast ganz. Dagegen bildet sich in diesen Keimen sehr frühzeitig anormaler Weise — Chlorophyll. Umgekehrt konnte bei dem „Lichtsamen" Poa die schon vor dem Aufbrechen der Samen erfolgende Chlorophyll- bildung im Innern als Grund ihrer Lichtbedürftigkeit nachgewiesen werden. Nachträglich wurde auch ermittelt, ebenso wie in vielen anderen ähnlichen Fällen, dass nur die vereinte Wirkung von Licht und einer bestimmten Temperatur diese merkwürdige Er- scheinung bei Nigella zu Wege brachte, während, wie in anderen Fällen, die Samen bei 10°, oder auch noch bei 15°, zwar wesentlich langsamer auskeimten als verdunkelte (statt in vier Tagen in vier Wochen), aber doch nicht jenen eigentümlichen Schlummerzustand erreichten, den ich als „lichthart" bezeichnen möchte. Denn solche Samen verhalten sich in der Tat ähnlich wie hart- schalige Samen. Sie können bei 20° viele Monate feucht liegen, ohne zu keimen. Nach Monaten gelang es, solche Samen teils 1) Auf Vorschlag meines Kollegen, Dr. G. IhSSEN, dem ich für die Anregung, auch diese Samen am Licht zu prüfen, zu grossem Danke verpflichtet bin. 2) vgl. Gehetz. über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung. „Lichtharte" Samen. 271 durch Anstechen, teils durch Temperaturwechsel, wie üblich von 20° zu 30°, zur Keimung zu bringen. Erst die vereinte Wirkung des Anstechens und der Temperaturerhöhung auf 30° vermochte es jedoch, von 100 derartigen lichtharten Samen, die schon Monate lang bei 20° feucht lagen, 7G pCt. zur Keimung zu bringen. Der noch frische Rest von 24 pCt. lag weitere zwei Monate teils bei ,20°/30°", teils bei 20°, bis eine Methode gefunden wurde, auch von diesen Samen nach sieben Monate langer Durchfeuchtung sehr bald noch 12 pCt., also insgesamt 88 pCt. normale Keime zu erzielen. Es fehlten demnach zu der beiläufig fünfmal bei Dunkelversuchen ganz regelmässig^) erhaltenen Keimzahl von 94 pCt. nur noch 6 pCt., bei denen es auf irgend eine andere Weise zweifellos auch noch gelungen wäre, das Leben zu erregen. Das Yersuchsmaterial von lichtharten Xigellasamen wurde durch künstliche Belichtung unter einem abwärts brennenden Auerbrenner bei 20° erhalten. Zahlreiche, zu diesem Zwecke nötige Vorversuchs- reiheu ermittelten zunächst bei stundenweis abgestufter, ein- bis siebenstündiger Belichtung diejenige Belichtungsdauer, welche in einem möglichst weitgehenden, also der Schädigung durch Licht möglichst wenig ausgesetzten Entwicklungsstadium der Samen im dunkeln Keimbett^) schon einen erheblichen Schaden zu bewirken vermochte. Eine weitere Versuchsreihe ero-ab dann bei einer Be- lichtung von immer sieben Stunden dasjenige Keimungsstadium, in w^elchem diese deutlich beginnende Schädigung von dem grössten Einfluss ist. Dabei wurden, wie immer, je 100 Samen sieben Stunden lang von Anfang an, dann noch nach 7, 15, 24, 39 und endlich nach 48 Stunden Dunkelkeimung belichtet. Der Zeitpunkt 28 Stunden vor dem Hervorbrechen der ersten Würzelchen, nach 24 Stunden Dunkelkeimung, erwies sich als die gefährlichste Entwicklungsstufe,^) da schon eine drei Minuten währende Belichtung in dieser Zeit sehr merkliche Anderunoen der Keimkraft bewirkte. Auf Grund dieser Yorversuche konnten dann viele Hundert Samen während 25 stündiger Gasbelichtung nach 24 Stunden Dunkel- keimung lichthart gemacht werden. Auch Rotlicht in einem spektro- skopisch geprüften Glaszylinder hatte nach 24 stündiger Belichtung den gleichen Erfolg. Mannigfach variierte Yersuche mit solchen lichtharteu (oder vielleicht besser „lichtmüden") Samen bei Enzymbehandlung, Asparagin- 1) Zu allen Versuchen wurden gemischte Mengen ausgewählter tadelloser Samenexemplare verwandt. 2) 63 Stunden Dunkelkeiniung in sterilisierten Petrischalen mit zehn Blatt Filterscheiben Nr. 595 von SCHLEICHER & SCHÜLL; Wassermenge 200 pCt. 3) Nach anderen Versuchen höchst wahrscheinlich überhaupt der Beginn der inneren Arbeit des Keimprozesses. 272 Wilhelm Kinzel: wirkuug, vorsichtigem Eintrocknen usw. führten zu der besten Metliode, nämlich 1 4 tägigem Trocknen der Samen über CaClo bei i^0° und sofortigem Einquellen in eine Lösung von 1 pCt. Asparagin und 0,1 pCt. Papayotin, dem proteolytischen Enzym aus Carica Papaya}) Nach fünfstündiger Quellung wurden die Samen dann angestochen und nach 24stündiger Quellung zum Keimen bei „20730°" angesetzt. Der Erfolg dieser Behandlung selbst bei schon durch andere Operationen sehr müde gewordenen lichtharten Samen war ein so grosser, dass auch von solchen, noch 80 pCt. keimten gegenüber 50 pCt. bei Samen, die dem gleichen Trocknungs- und Quellungs- verfahren, jedoch ohne Asparagin und Enzym, ausgesetzt waren. Das gleiche A^erfahren brachte dann auch den oben erwähnten Rest der 100, durch Sonnenlicht lichthart gewordenen Samen, nach sieben Monaten Quelldauer schon während 14 Tagen zur Keimung. Nigella damascena ist noch empfindlicher wie Nigella sativa^ doch sei in diesem Vorbericht auch schon erwähnt, dass bei diesem Dunkelsamen, ebenso wie bei dem „Lichtsamen" Po«, nur ganz frische Samen so exklusiv reagieren, dass die Keimung entweder erfolgt oder nicht. Dies wurde bei zahlreichen Yersuchsreihen mit selbstgesammelter Poa pratensis wiederum bestätigt,^) ebenso, dass auch frische Selleriesamen ^) im Dunkeln nicht keimen. Für ganz frische Poa scheint jedoch, umgekehrt wie bei Nigella, das Rotlicht das vorteil- hafteste für die Keimung zu sein. Die zahlreichen hierauf bezüg- lichen Yersuche mit Poa^ die noch in den sieben verschiedenen Farben vom Rot bis zum Violett mit ganz frischen Samen wieder- holt werden, sollen später eingehend beschrieben werden. Soviel aber geht daraus unzweifelhaft hervor, dass frische Poa-Samen. die am Licht bei genau 20° in schon zehn Tagen zu 95 pCt. keimen,*) im Dunkeln unter vollkommen gleichen Be- dingungen (auf sterilem Filterblock in Petrischale) bei 20°, ebenso wie Apium zu 0 pCt. keimen! Ebenso, dass sich durch abwechselnde Belichtung und Verdunkelung (mit Unterbrechungen von Tagen und Wochen) die Keinmng von Poa zur Durchlaufung ganz beliebiger Keimungskurven zwingen lässt, allerdings mit der Nebenwirkung, dass bei sehr häufiger und gewaltsamer (in energischem Keimungs- stadium erfolgter) Unterbrechung der Lichtkeimung die Lebens- energie der Samen so geschwächt wird, dass bei den im September 1) Versuche mit deu eigenen Enzymen der Nigellasanien waren resultatlos; andere Enzyme wirken nur in sehr verdünnten Lösungen. 2) cf. Atterberg. 1899. Om inflytandet och växlandc temperatur vid groningen af kulturväxternas och särskildt af tallens frön. 3) HICKS u. S. Key, Yearhook of the U. S. A. Dept. of Agriculture 1897. 4) Nach einer vierwöchigen Nachreife, Über die interessanten Nachroifungs- kurven ebenfalls später! über (Ion Einfluss des Lichtes auf die Keimung. „Lichtliartc" Samen. 273 gesammelten Samen schliesslich die geringe Intensität des Winter- lichtes, des Gasglühlichts, ebenso natürlicli die Behandlung bei 20°/oO° (durch Wochen!!) in müdem Zustande verbleibende Reste von 20 — 30 pCt. der Versuchssamen nicht zur Keimung bringen konnte. Solche Monate lang (ö — 6 Monate) feucht liegende Poa- Samen (K. = 95 pCt), die obigen Einwirkungen, auch der Wärme von '20°I'.W° gegenüber, lange Zeit stumm blieben, keimten dann nach halbjähriger Yersuchszeit erst mit Hilfe des intensiven Früh- jahrslichtes im März und April in vier verschiedenen Versuchen prompt zu 91 — 93 pCt., also mit ganz unerheblichen Unterschieden gegen die im September erreichte Normalzahl. Der praktische Beweggrund zu den hier nur kurz erwähnten Versuchen war niclit nur die immer wiederkehrende erhebliche Differenz zwischen den Keimprüfungsresultaten verschiedener Anstalten bei Poa^ sondern auch Differenzen bei anderen, namentlich gärtnerischen Samen. Die Zwiebelsamen gelten von jeher als Schmerzenskinder der Prüfungsanstalten. Eine Notiz im Österr. Landwirtsch. Wochenblatt von 1883, Xr. 30, welche das Keimungsoptimum bei 15,5° C = 66 pCt. findet, bei höherer Temperatur (29°) aber eine wesentlich niedrigere Keimziffer (40 pCt.), berücksichtigt offenbar nicht, dass höhere Temperaturen nur bei gleichzeitiger Belichtung die Keimungs- energie störend beeinflussen. Denn Allium Cepa keimte bei 20° im Dunkeln in vier Tagen zu 75 pCt., im Licht nur zu 7 pCt. (!), Allium ascalonicum in acht Taoen gar in einem Abstände von 88 pCt. (7 pCt. : 95 pCt.)! Ähnlich andere Allium-X\:ien\ bei Allium Porrum konnten übrigens bei einer verregneten Saat 20 pCt. im Freien lichthart gewordene Samen nachgewiesen werden, die nach entsprechender Behandlung, Anstechen und 20°/30°, natürlich sämtlich keimten. Unter Nichtbeachtuno- der Belichtunosverhältnisse wäre auch das eigentümliche Verhalten der Ni^ellaSamen nie ganz auf- geklärt worden. Es keimten bei den ersten Versuchen bei 20° im Sonnenlicht 0 pCt., bei 20°/30° 55 pCt., bei 20°, nur selten schwach belichtet und immer von feuchtem Filtrierpapier dicht umgeben, 88 pCt. Man hätte demnach, wie jener österreichische Autor,^) die Temperatur von 30° für eine sehr schädliche halten müssen. Jedoch erwiesen spätere Versuche mit Sicherheit, dass nur die zeit- weise, wenn auch sehr schwache Belichtung im Verein mit der hohen Temperatur 45 pCt. der Samen lichthart machte, während bei exakter Verdunkelung 88 pCt. keimten, selbst bei 30°. Zahlreiche Versuchsreihen mit Asphoclelus ramosus und Nigella bei \^% 20°, 20730° im Licht, Halblicht, Dunkel brachten hierüber volle Klarheit. 1) Name nicht zu crmittehi! 274 Wilhelm Kinzel: Besonders bemerkenswert verhält sich Asphodelus ramosus. In 14 Tagen im Dunkeln zu 90 pCt. keimend, zögert der Same mit der Keimung bei *20° im Licht so, dass zu dieser Zeit erst 35 pCt. später meist kränkelnde*) Keime erschienen sind. Xach 16 Tagen waren in zwei, drei volle Monate auseinanderliegenden Yersuchen genau nur 42 pCt. beidemal gekeimt, während die Samen im Dunkeln^) längst 90 pCt. erreicht hatten, aber ebenso auch im Licht bei 14°. Auf die bereits abgeschlossenen Versuche in farbigem Licht soll hier nur ganz kurz eingegangen werden. Besonders über- raschend ist dabei die Schädigung durch das violette Licht bei 14° gegenüber dem Keimungsoptimum (92 pCt.) in demselben Violett bei 20°. Bei 14° schädigt die blaue Hälfte des Spektrums mehr, namentlich auch das Dunkelblau besonders^) energisch gleich im Anfang der Keimung, während bei 20° die roten Farben, rot bis orange mehr und dauernd schädigten. P]in Optimum lag bei allen Temperaturen im Gelb (92 und 93 pCt.), bei 20° ein gleiches, auch hinsichtlich des späteren Wachstums der Keimlinge, im Violett. Dennoch w^aren die im hellen Gelb befindlichen 5 cm langen Keime lebhaft grün, die ebenso langen im Violett bleich gelbgrün. Der Verdunkelungsgrad des fast undurchsichtigen Violett spielte demnach gegenüber der spezifischen Wirkung der Lichtwellenlänge nur eine sehr geringe Rolle. War doch das Gelb fast gleich hell wie das Weiss — trotzdem dort das Maximum der Schädigung mit Differenzen bis 60 pCt. gegen das Optimum im lichten Gelb! Die Unterschiede gleichen sich schliesslich bei 14° bis auf einen erheblichen Abstand im Dunkelblau und Violett ziemlich aus, während bei 20° Differenzen bis zu 60 pCt. und namentlich der gewaltige Unterschied in der späteren Entwicklung der Keimlinge verständlich machen, wie etwa der Einfluss des Lichtes auf die Inhaltsstoff'e des keimenden Samens zu denken ist.*) Besonders bemerkenswert ist auch der kräftig hindernde Eingriff des hellblauen Lichtes bei 20°, fast gleichkommend dem dunkeln Rot, während bei 14° hellblau wie dunkelrot in dieser Hinsicht fast einflusslos waren, nur mit wenig rascherer Anfangsentwicklung wie das bei 14° gleichfalls unschädliche weisse Licht. 1) Auch von vornherein meist abweichend hervorbrechende, rasch anormal ergrünende — . 2) hier später mit unbedeutender Beschleunigung durch die Nachreife. 3) Viel weniger im Anfang das Violett, später allerdings sehr bedenklich. 4) Hierbei ist auch die Tütsache zu bedenken, dass ,l,ichtsamen' oft anfangs am Licht erheblich gegen entsprechend warme Dunkelversuche in der Keimzahl zurückstehen, besonders wenn bei den durch die Erregung der Enzyme eingeleiteten Umsetzungen die Wärme fehlt. Violett bei 14° und Violett bei 20°. über den Eiufluss des Lichtes auf die Keimung. „Lichtharte" Sameu. 275 Keimversuche unter den verschiedenen Regenbogenfarbeu sind noch im Gange mit Nigella damascena^ Allium ascalonicwn^ Poa, Ntcotiana,^) Apium, Veratrum. Besonders Verutriim, das in fünf Monaten im Diinkehi zu oO pCt., im Licht fast zu 0 pOt. ^) — später alhnählich nur früh vergrünte Keimlinge — keimt, verspricht bei der langandauernden farbigen Belichtung lehrreiche Pjinblicke. Hierzu werden kleine farbige Glasglocken (aus Dänemark bezogen) verwandt werden. Der Einfluss der Belichtung wurde noch geprüft bei Aquüec/ia, Delphinium, Allium 7ngrum, A. Schoenoprasum., A. Victoriaiis., A. ursinum, A. suaveolens, Bijacinthus candicans, Anthericum Liliago, Gentiana nivalis., Asphodelus albus., Allium AJoli/ und einigen schon früher erwähnten. über alle diese Versuche kann erst viel später zusammenhängend berichtet werden unter Beigabe grossenteils schon fertiger ausführ- licher Tabellen und graphischer Kurvenzeichnungen. Dennoch habe ich gerne diese kurze Notiz vorausgeschickt, weil es mich freuen würde, wenn die leicht zu wiederholenden Versuche zu weiterem Studium dieser auch für die Praxis interessanten Fragen anreo-ten. Zu den Versuchen in farbio'em Licht dienten schwarz lackierte Petrischalen ("i-^XlSO mm) mit farbigen eingekitteten Deckeln, welche durch die Firma Dr. A. SCHWALM, München, Sonnenstr., besorgt 1) Eine Anführung der Keimzahlen von Nicotinna Tabacum für den vierten his neunten Keimtag (wo die Keimung für die gut nachgereifte Saat auch im Blau- licht beendet war, möge noch ein typisches Beispiel für das merkwürdige Ver- halten der .„Lichtsamen" in den verschiedenen Farben abgeben (bei 20°): Hell Rot Orange Gelb .... (irün .... Hellblau . . Dunkelblau . Dunkelviolett Ultraviolett . 10 75 92 96 97 _ 12 25 36 50 54 55! 27 64 87 93 96 — 26 63 89 96 97 — •.M 77 94 95 — — 10 18 24 29 32 32! 12 25 34 39 39 41! 17 33 50 54 54 56! 17 33 53 60 63 67! s S CS CA; O (1> o o o S Das Grün wirkt, wie oft, als Optimum bei den Lichtsamen, namentlich bei gelagerter, noch stark lichtempfindlicher Poa; bei ganz frischer kann es durch Rot vertreten werden. Auch bei den „Dunkelsamen" liegt das Optimum oft in der Mitte des Spektrums, im reinen Grün (z. B. bei Xiijella daiuascena). 2) Ein erschienener, sofort unter krankhafte Krümmung ergrünender Keim starb wieder. 276 W. Voss: wurden. Von diesen Schalen wurden aber zunächst nur die Deckel benutzt, als Keinigefäss dagegen innen weiss emaillierte 5 cm hohe Pfannen, die innen über einem Wasservorrat von 15 ccm. den genau gleichmässig feuchten Filterscheibenblock auf einer nach unten offenen Petrischalenhälfte enthalten. Besonders auch im Hinblick auf die FiSCHER'sche Arbeit „Wasserstoff und Hydroxylionen als Keimungsreize" ^) war mir daran gelegen, diese vorläufige Notiz möglichst bald zu geben, weil diese Lichtwirkungeu mit jenen Ionen -Wirkungen vielleicht in irgend eine Verbindung zu bringen sind. Auf die von FISCHER gefundenen Tatsachen wies ich bereits vermutungsweise mit Angabe der Keimung von Hottonia in der Naturwiss. Zeitschrift für Land- und Forstwissenschaft^) hin. Vorbehalten möchte ich mir augenblicklich bis zur ausführlichen Veröffentlichung die im Gange befindlichen Versuche im farbigen Licht mit den angegebenen Samenarten. Später hoffe ich die gleichzeitige Reizwirkung von Wasserstoff- und Hydroxylionen mit Einwilligung ihres Entdeckers beobachten zu können. Die meisten Samen lieferte die Firma HAAGE & SCHMIDT in Erfurt. München 2:5, den 16. 6. 1907. 41. W. Voss; Über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten. 2. Chrysanthemumform „Waban". Eingegangen am 20. Juni 1907. Die grossen Köpfchen der Chrysanthemumform Waban zeichnen sich durch ihre sehr langen, steil aufgerichteten Strahlblüten aus, deren weisslichrote Kronen einen recht verschieden laugen röhren- förmigen Teil zeigen. Im Innern des Köpfchens findet sich eine Scheibe von Rölirenblüten von recht variabler Ausdehnuuo-. Ein- 1) D. B. G. 1907 Heft ?>. S. 108. 2) 1903. S. 110. über ^lerkmale normaler Organe in monströsen Blüten. -^Ti zeliio Röhrenblüten stehen auch, wie immer bei gefüllten Chrysan- themen, unregelmässig zerstreut unter den Strahlblüten. Äusserst charakteristisch für die vorliegende Form ist der Umstand, dass fast ohiie Ausnahme die Blüten der Köpfchen, freilich in verschieden starkem Grade, proliferiert sind. Die Proliferationen, die die Fruchtknotenhöhle durchwachsen, trauen Blattorgane der verschiedensten Art. die meistens einen äusserst komplizierten Bau zeigen. So zeigten von den beiden untersten Blättern an der Proliferation einer sonst normalen Röhren- blüte, die beide in der Gestalt einem tiefgespalteuen Hochblatt glichen, das eine die rein gelbe Farbe, die Struktur und die Art der Behaarung durch Drüsenhaare der Röhrenblütenkrone, das andere zeigte diese Merkmale nur in dem einen Zipfel, während der andere die grüne Farbe und die Behaarung der Hochblätter zeigte. Ähnlich gestaltet waren die Blätter an der proliferierenden Achse einer grossen Strahlblüte. Die ältesten Blattgebilde ähnelten in der Gestalt petaloiden Staubblättern und waren am Grunde zu einer kurzen Röhre miteinander verwachsen. Die eigentümliche Färbung dieser Zipfel wies auf einen eigentümlichen Bau derselben hin. Der kürzere derselben zeigte auf der Oberseite ebenso wie der eine der an ihn angrenzenden Zipfel die Farbe der Strahlblüten- krone auf, während seine Unterseite auf der dem zweiten Zipfel ab- gekehrten Hälfte die gelbe Farbe der Rölirenblütenkrone zeigte. Die andere Hälfte zeigte die grüne Farbe und die Behaarung der Laub- und Hochblätter. An diesen Streifen anschliessend wies die untere Seite ebenso wie die Oberseite des schon erwähnten zweiten Zipfels die Farbe der Strahlblütenkrone auf. Das dritte Blattgebilde des Wirteis war auf der Unter- sowie auf der Oberseite zur Hälfte grün, zur Hälfte blassrosa gefärbt. Die grüne Hälfte trug auf der Unterseite die Behaarung der Laub- und Hochblätter. Aus der Färbung der eben beschriebenen Blattgebilde geht ohne weiteres hervor, dass sich in denselben die Merkmale sowohl der Strahlblüten- und Röhrenblütenkrone als auch des Laub- und Hoch- blattes treffen. Zunächst wurde untersucht, zu welchen Kom- binationen eine Reihe von Merkmalen der Zellen der oberen Epidermis und des darunter liegenden Parenchyms normaler Blattorgane in einer Zelle zusammentreten können. Wie bei allen untersuchten Chrysanthemumformen setzt sich auch bei der vorliegenden Form Waban die obere Epidermis der Strahlblütenkrone aus nicht oder sehr wenig in der Längsachse der Blüte gestreckten, sehr häufig fast quadratischen Zellen mit massig gewellten Radialwänden und stark papillöser, von einer kräftig ge- falteten Cuticula überzogenen Aussenwand zusammen. Im Cytoplasma o 278 W.Voss: der allermeisten Zellen liegen Leucoplasten, doch kommen, wenn auch nicht häufig, in vollständig normalen Strahlblüten in der oberen Epidermis der Zunge in allen Höhen eine oder wenige Zellen breite Längsstreifen von Zellen vor, die statt der Leucoplasten gelbe Chromoplasten führen. In diesen Streifen kommen ausserdem ein- zelne Zellen mit glatter Cuticula vor, die sowohl Leucoplasten als auch Chromoplasten führen können. In den Zipfeln, deren Spitze nicht wie die der Röhrenblüte Büschel stark papillöser Zellen trägt, nimmt die Aussenwand der Spitze nach dem Rande zu immer mehr eine ebene Gestalt an. Der Zellsaft der ins Auo-e o-efassten Zellen schwankt von fast vollständiger Farblosigkeit bis zu einem intensiven Carmin. Die Krone der Röhrenblüte von oben von der Fläche betrachtet zeigt dasselbe Bild wie bei allen untersuchten Chrysanthemen. Die langgestreckten, gerade Radialwände und ebene, von einer glatten Cuticula bedeckte Aussenwände zeigenden Zellen, in deren Cyto- plasma zahlreiche gelbe Chromatophoren liegen, werden nach den Zipfeln zu etwas kürzer, während die Radialwände stark gewellt werden. Die Spitze der Zipfel zeigt das für die Röhrenblüten der Chrysanthemen charakteristische Büschel zottenförmiger Zellen mit zahlreichen gelben Chromatophoren. Die obere Epidermis des Hochblattes setzt sich aus Zellen zu- sammen, die deutlich in der Längsrichtung des Blattes gestreckt sind. Die in den Hüllkelchblättern verdickten und deshalb deutlich getüpfelten Radialwände sind leicht geschwungen, die Aussenwände sind eben und von einer glatten Cuticula bedeckt. Die Chromato- phoren sind als Leucoplasten ausgebildet. Das Laubblatt hat eine obere Epidermis, die gebildet wird von nicht gestreckten Zellen, die häufig auf Flächenschnitten fast quadratisch erscheinen. Die Radialwände sind leicht gewellt und die ebene Aussenwand ist von einer glatten Cuticula bedeckt. Wie in den entsprechenden Zellen des Hochblattes sind die Chromato- phoren als Leucoplasten ausgebildet, während der Zellsaft farb- los ist. Für die nähere Untersuchung der abnormen Gebilde, bei der ich zunächst wie auch sonst in dieser Arbeit das Verhalten normal ausgebildeter Merkmale ins Auge gefasst habe, habe ich mich für folgende Paare antagonistischer Merkmale entschieden: Zelle in der Längsrichtung des Organs gestreckt nicht gestreckt, Aussenwand papillös vorgetrieben . eben, Cuticula gefaltet glatt, Chromatophoren gelb farblos. über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten. 279 Um einen Massstab für den Grad der Streckung- der einzelnen Zellen und dadurch die Möglichkeit einer zahleuniässigen Abgrenzung der beiden Glieder des ersten Merkmalspaares zu gewinnen, habe ich 'bei einer Anzahl von Zellen das A erhältnis Län"e : Breite fest- gestellt und folgende Resultate erhalten: Lcänge : Breite 1 so 1 CS 1 1 1 1 cd" o 1 C5, 1 Oi 1—1 1 cc 1— i 1— t 1 1 1—1 1 C5 1— t 1 1 tH G^ CO 't< »o o t— GO eine Abhängigkeit der Ausbildung der Zelle von ihrer Lage im Blatt nicht erkennen lassen. Ich will die gefundenen Kombinationen vollausgebildeter Merk- male in einer Tabelle zusammenstellen (S. 283). Aus dieser Tabelle der aufgefundenen Zellformen geht hervor, dass alle ins Auge gefassten Merkmale, natürlich von den antagonistischen abgesehen, voll ausgebildet zusammen in einer Zelle auftreten können mit Ausnahme von „gestreckte Form" und „papillöse Aussenwand", die ich trotz allen Suchens nicht zusammen beobachten konnte. Es folgt hieraus jedoch nicht, dass das Merkmal „gestreckte Form" die volle Ausbildung einer „ebenen Aussenwand" fordert. Es wurden vielmehr häufig gestreckte Zellen mit massig papillöser Aussenwand gefunden. Die volle Ausbildung einer papillösen Aussenwand schliesst also das Merkmal „gestreckte Zellform" aus, während jedoch die über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten. 283 Form der Zelle Form der Aussenwand Form der Cuticula Ausbildung der Chromatophoren 1 gestreckt eben glatt Chromoplasten 2 do. do. do. Leucoplasten 3 do. do. gefaltet do. 4 do. do. glatt Chromoplasten 5 nicht gestreckt papillös gefaltet Leucoplasten 6 do. eben do. do. 7 do. do. glatt do. 8 do. do. do. Chromoplasten 9 do. do. gefaltet do. 10 do. papillös do. do. 11 do. do. glatt Leucoplasten 1-2 do. do. do. Chromoplasten nur volle Ausbildung des antagonistischen Merkmals möglich, nicht Bedingung ist. Ausser den Zellen der oberen Ei)idormis habe ich noch die unter derselben liegenden Parenchymzellen untersucht. Das Parenchyni der Strahlblütenkrone setzt sich aus parallel zur Längsachse der Blüte langgestreckten Zellen zusammen, bei denen der Quotient Länge der Zelle Breite der Zelle schwankt zwischen 3 und 7. Am häufigsten kamen Zellen mit einem Quotienten von 5 — 6 vor. Für die äussere Gestalt der Zellen ist ausserdem die Art ihrer Ver- zweio'uno- charakteristisch, die in äusserst konstanter Weise an- nähernd senkrecht zu der wenig oder garnicht gebogenen Längs- achse der Zelle erfolgt. Die Chromatophoren sind als Leucoplasten auso-ebildet. An den Stellen, wo die Krone der Röhrenblüten Parenchyni führt, also in den Partien um die Nerven herum, liegen Zellen von genau derselben Form wie die des Strahlblütenparenchyms, von welchen sie sich nur durch ilu'en Gehalt an gelben Chromatophoren unterrcheiden. Das Parenhym des Laubblattes setzt sich natürlich aus auf dem Querschnitt kreisförmigen, stark in radialer Richtung gestreckten Pallisaden, die viel Chloroplasten führen, und aus Schwamm- parenchym zusammen. Die Zellen dieses Gewebes sind garnicht oder sehr wenig in einer bestimmten Richtung gestreckt. Sehr selten ist eine Zelle in irgend einer Richtung doppelt so lang als in der dazu senkrechten. Ausserdem ist der Yerzweio-uno-smodus dieser Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXV. 20 284 W. Voss: Zellen ein nicht fest bestimmter, teilweise eine Folge von der häufig vorkommenden Krümmung der Längsachse der Zelle. Im Cytoplasma liegen viele Chloroplasten. Ganz ähnlich den Schwammparenchymzellen des Laubblattes sind die Parenchymzellen der Hüllkelchblätter gebaut. Sehr häufig unterscheiden sie sich in der äusseren Form gar nicht von den eben beschriebenen Zellen. Es kommen jedoch nicht selten auch solche vor, die einen viel geringeren Verzweigungsgrad aufweisen als die Schwammparenchymzellen des Laubblattes, ja oft fast oval erscheinen. Dann kommt es auch vor, dass die Zellen in der Längsrichtung des Organes gestreckter sind, als dies bei Schwammparenchymzellen sonst vorkommt, wenn auch der Grad der Streckung, w^ie er typisch ist für Zellen des Kronparenchyms, nicht erreicht wird. Da diese Zellen jedoch den Eindruck von Hemmungsbildungen machen, sind sie im folgenden nicht berücksichtigt. Ln Cytoplasma aller dieser Zellen liegen Chloroplasten. Wenn ich die Pallisaden unberücksichtigt lasse, da sie in den monströsen Gebilden nicht beobachtet wurden, so kommen in den Blättern der vorliegenden Chrysanthemumform folgende Parenchym- zellen vor: Länge Breite Verzweigung der Zelle Ausbildung der Chromatophoren 1 2 »> gestreckt .lo. nicht gestreckt regelmässig do. unregelmässig Leucoplasten Cliromoplasten Chloroplasten Die ins Auge gefassten Merkmale lassen sich zu folgenden anta- gonistischen Paaren zusammenstellen: gestreckte, nicht gestreckte Form; regelmässige, unregelmässige Verzweigung; Chromoplasten, Leucoplasten ; Chloroplasten, Leucoplasten; Es ist freilich zu bedenken, dass die Färbung der Chloroplasten im w^esentlichen durch zwei Farbstoffe, durch das Chlorophyll und das Carotin bedingt ist, deren Ausbildung im Chloroplasten nicht durch eine Merkmalsanlage bedingt sein kann, da das Stärken- verhältnis der beiden Earbstoff'e hier schwanken kann und da von mir in Epidermiszellen, die normalerweise gelbe Chromoplasten führen, solche mit einem sehr deutlichen grünen Ton gefunden worden sind. AVenn ich trotzdem das komplette Merkmal „Chloro- plast" hier als ein einheitliches betrachte, so hat dies nur den über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten. 285 praktischen Gruud, dass nur durch Beurteilung der Gesamtfarbe es möglich ist, zu beurteilen, ob die beiden dieselbe zusammen- setzenden Farbstoffe in der für Chloroplasten typischen Stärke aus- gebildet sind. An einem in der Färbung von einem normalen Chloroplasten abweichenden Chromatophor ist nicht zu entscheiden, ob diese Färbung durch eine nicht normale Ausbildung nur des einen oder beider Farbstoffe zustande gekommen ist. Es wurde das Parenchym einer Reihe monströser Blätter unter- sucht. Ich will hier die Zellformen anführen, die unter der oberen Epidermis des zuletzt beschriebenen dieser Organe auftraten, in welchen die Glieder der ins Auge gefassten Merkmalspaare in typischer Ausbildung auftraten. In der Höhe der trockenhäutigen Partie lagen am rechten Rande gestreckte Zellen mit regel- mässiger Verzweigung und Leucoplasten. Meist verschwand die Streckung der Zellen eher als die beiden übrigen Merkmale. Es fanden sich nicht selten nicht gestreckte Zellen mit regel- mässiger Verzweigung und Leucoplasten. Häufig traten in solchen Zellen Chloroplasten an die Stelle der Leucoplasten. Selten fand sich die Merkmalskombination: nicht gestreckte Form, unregelmässige Verzweigung und Leucoplasten. Weiter nach links folgen ein Strich Zellen, die in der Form meist den nicht gestreckten, abgerundeten Zellen der Randpartien des Hochblattes glichen. Vereinzelt lagen jedoch auch typische, nicht in der Ausbildung gehemmte Schwammparenchymzellen an dieser Stelle. In der Gegend des trockenhäutigen Teils lagen ge- streckte Zellen mit regelmässiger Verzweigung und Chromo- p lasten, zwischen denen und den eben beschriebenen Zellen sich gestreckte Zellen mit regelmässiger Verzweigung und Chloroplasten einschieben. Ich will die beobachteten Zellformen in einer Tabelle zusammenstellen. Streckung der Zelle Verzweigung der Zellen Ausbildung der Chromatophoren 1 gestreckt regelmässig Leucoplasten 2 do. do. Cliromoplasten o O do. do. Chloroplasten 4 nicht gestreckt do. Leucoplasten 5 do. do. Chloroplasten 6 do. unregelmässig Leucoplasten 7 do. do. Chloroplasten Völlig unabhängig in ihrer Ausbildung zeigten sich hier- nach die Merkmale: gestreckte Zellform, Chloroplasten; gestreckte 20* 286 A. Schulz: Zellform, Chromoplasten; gestreckte Form, Leucoplasten; nicht ge- streckte Form, regelmässige Verzweigung; nicht gestreckte Form, Chloroplasten; nicht gestreckte Form, Leucoplasten; regelmässige Verzweigung, Chloroplasten; regelmässige Verzweigung, Chromo- plasten; regelmässige Verzweigung, Leucoplasten; unregelmässige Verzweigung, Chloroplasten; unregelmässige Verzweigung, Leuco- plasten. Gestreckte Form scheint jedoch unregelmässige Ver- zweigung auszuschliessen, jedoch fordert sie nicht regelmässige Verzweigung. Unbekannt ist das Verhältnis der Merkmale „Chromo- ])last" zu „unregelmässiger Verzweigung" und nicht „nicht gestreckte Zellform". Zum Schluss will ich noch einmal auf die unregelmässige Ver- teiluno- der verschiedenen Merkmalskombinationen im Blatt sowohl in tangentialer als auch radialer Richtung hinweisen, aus der hervorgeht, dass in diesem Falle die Aktivierung einer Merkmalsanlao-e in einer Zelle keine direkte Funktion der Lage der Zelle im Organ und der LTmgebung derselben ist, da in Bezug auf die Reaktionsfähigkeit der Zellen auf äussere Einflüsse dasselbe anzunehmen ist wie bei den Epidermiszellen von „Waban". 42. A. Schulz: Über Briquets xerothermische Periode il. Eingegangen am 20. Juni 1907. Schon 1904, im 22. Bande dieser Berichte^) habe ich eine Ab- handlung „Über BRIQUET's xerothermische Periode" veröffentlicht, in der ich nachgewiesen habe, dass es eine xerothermische Periode in BRIQUET's Sinne nicht gegeben hat, dass BRIQUET's — postglaziale — xerothermische Periode vielmehr Eigenschaften mehrerer postglazialer und ausserdem noch Eigenschaften interglazialer Perioden in sich vereinigt. In einem 1905 auf dem Internationalen botanischen Kon- gresse in Wien gehaltenen, in den 1906 erschienenen „Resultats scientifiques du Congres int de Botanique de Vienne 1905"") ver- 1) S. 235—247. Vgl. hierzu auch SCHULZ, Entwicklungsgeschichte der gegen- wärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke der Schweiz, Beihefte z. Bot. Centralblatt 17. Bd. (1904) S. 157 u. f. 2) S. 130-173. über Briquets xerothermische Periode II. 287 öffeutlichten Vortrage über „Le developpement des flores dans les Alpes occidentales (avec aperQu sur les Alpes en general)" ist Briquet wieder auf seine xerotlierniische Periode eingegangen und hat ganz kurz^) seine jetzigen Ansichten über diese mitgeteilt, die nur un- wesentlich von seinen früheren, in meiner eingangs genannten Ab- handlung kritisierten Ansichten hierüber abweichen.^) Der wichtigste Unterschied zwischen BRIQUET's jetzigen und seinen früheren Ansichten über seine xerothermische Periode^) besteht darin, dass er jetzt*) nicht mehr wie früher — noch 1900 — den gesamten Löss für eine Bildung seiner — postglazialen — xerothermischen Periode ansieht, sondern es jetzt für wahrscheinlich hält, dass ein Teil des Lösses der Alpen und ihrer nächsten Um- gebung, nämlich der „loess rhodanien", aus der „phase la plus continentale de la derniere periode interglaciaire" stammt. Die übrigen Lössablao-erunii-en dieses Gebietes stammen nach seiner Meinung jedoch aus seiner — postglazialen — xerothermischen Periode, wenn sie auch vielleicht nicht sämtlich ganz gleichaltrig sind.^) Dass die postglazialen Lössablagerungeu der Alpen und ihrer nächsten Umgebung nicht sämtlich gleichaltrig sind, lässt sich nicht bezweifeln. Sie stammen aber nicht, wie es BRIQUET an- nimmt®), aus verschiedenen Abschnitten einer einzigen — von Briquet als xerothermische Periode bezeichneten — Periode, sondern 1) S. 166 u. f. 2) Über meine Kritik geht BRIQUET (S.172) mit den bequemen Worten leicht hin- weg .jL'ensemble de nos travaux sur la periode xerothermique ä etc l'objet recemment d'un requisitoire de la part de M. Aug. Schulz. La multitude des points auxquels il faudrait repondre ä cet auteur, et les divergences tres nombreuses qui nous separent, rendent une courte reponse fort difficile. En ce qui concerne la Chrono- logie et les speculations arbitraires de M. SCHULZ, nous ne pouvons que renvoyer ä la critique de M. Geadmaxx que nous approuvons sur tous les points essentiels. Un point seulement nous arrötera" [auf diesen Punkt -werde ich weiter unten ein- gehen, SCHL^LZ]. Über den Charakter und den Wert der genannten Abhandlung von Gradmann habe ich mich in einer Abhandlung „Über einige Probleme der Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Süddeutschlands'^ (Beihefte z. Bot. Centralbl. 20. Bd. 2. Abt. S. 197-295), auf die ich hiermit verweise, aiisführlich geäussert. Da BRIQUET der Art und Weise von Gradmann's Kritik beizustimmen scheint, so treffen ihn dieselben Vorwürfe, die ich Gradmann gemacht habe. 3) Nur auf diese will ich in der vorliegenden Abhandlung eingehen. 4) Le developpement S. 138 u. 170. 5) „Nous envisageons ces divers loess, dont la formation a commence pendant la retraite des glaciers würmiens, comme des loess contemporains de la periode xerothermique, sans qu'il soit d'ailleurs neressaire que leur äge soit partout par- faitement identique" (a. a. 0. S. 170). 6) So deute ich wenigstens Briquet's in der vorigen Anmerkung angeführte Worte. 288 A. Schulz: aus zwei, oder wahrscheinlich sogar drei verschiedenen Perioden, nämlich z. T. aus dem trockensten Abschnitte der ersten, z. T. aus dem trockensten Abschnitte der zweiten meiner „heissen" Perioden, welche beiden Perioden durch eine — meine erste — kühle Periode, in die der durch PenCK's Gschnitzstadium beendete Yorstoss der Alpengletscher fällt, getrennt sind^), und wahrscheinlich sogar z. T. aus der Zwischenzeit zwischen dem von PeNCK Maximum der Würm- eiszeit genannten kältesten Abschnitte der letzten der vier grossen pleistocänen Yergletscherungsperioden und der Periode der von PeNCK Bühlvorstoss genannten ebenfalls sehr bedeutenden Ver- grösserung der Alpeugletscher. -) In diese Zwischenzeit — aber durchaus nicht in einen Abschnitt derselben mit für Lössbildung geeignetem Klima — fällt bestimmt die Entstehung der „Gelben Kulturschicht" der vielgenannten Schweizersbildablageruug.^) BRIQUET verlegt*) die Ablagerung dieser Schicht, die er für das Gebilde einer trockenheissen Zeit ansieht, in seine xerothermische Periode. Die (reibe Kulturschicht ist aber, wie ich soeben gesagt habe, nicht in einer solchen Zeit entstanden. Wenn diejenigen der in ihr gefundenen Tierreste, die man als Reste von „Steppentieren" ansehen kann, wirklich von solchen Tieren stammen, so sind sie erst nach der Ab- lagerung dieser Schicht, entweder schon während eines durch aus- geprägt kontinentales Klima ausgezeichneten auf sie folgenden Ab- schnittes jener Zwischenzeit^), oder erst während des trockensten Abschnittes meiner ersten heissen Periode, in dieselbe gelangt. Ich bin überzeugt, dass mir jeder, der die A^'erhältnisse der Schweizers- 1) Vgl. hierzu SCHULZ ,Die Wandlungen des Klimas, der Flora, der Fauna und der Bevölkerung dei Alpen und ihrer Umgebung vom Beginne der letzten Eis- zeit bis zur jüngeren Steinzeit, Zeitsch. f. Naturw. 77. Bd. (1904) S. 41 u. f., und Ders. , Das Schicksal der Alpenvergletscherung nach dem Höhepunkte der letzten Eiszeit, Centralbl. f. Mineralogie, Geologie u. Palaeontologie 1904 S. 266 u. f. 2) Die Lössbildung hat in allen Fällen erst begonnen, nachdem sich die Ver- gletscherung der Alpen unter ihren gegenwärtigen Umfang verkleinert hatte. BßlQUET's abweichender Annahme (a. a. 0. S. 170) vermag ich nicht beizustimmen. o) Diese Ablagerung habe ich in meiner Entwicklungsgeschichte der gegen- wärtigen phanerogamen Flora u. Pflanzendecke der oberrheinischen Tiefebene und ihrer Umgebung (Stuttgart 1906) S. 81 u. f. eingehend behandelt. 4) A. a. 0. S. 171. 5) Es ist meines Erachtens nicht ausgeschlossen, dass auch die bei Thiede und Westeregeln gefundenen Fteste von Steppentieren aus diesem Zeitabschnitte und nicht aus der in die letzte Interglazialzeit fallenden Zeit der Ablagerung der Hauptmasse des sog. jüngeren Lösses stammen. Auf keinen Fall stammen sie aber, wie es Briquet a. a. 0. S. 171 für möglich hält, aus seiner xerothermischen Periode, also aus dem trockensten Abschnitte meiner ersten heissen Periode. (Dass bei NEHßING, der diese Reste als „postglazial" bezeichnet, das Wort „postglazial" eine andere Bedeutung hat als bei den meisten übrigen Schriftstellern, darauf habe ich schon vor Ch. Jerosch hingewiesen.) Über Briquots xerothermisclie Periode II. 289 bildablageruiig nicht nur oberfläclilicli vom stratigraphisch-palaeon- tologischen Standpunkte aus betrachtet, hierin beistimmen \Yird. ^ Diejenigen Phanerogamenarten, deren Ansiedlung in den West- alpen ßRIQUET in seine durch ein gleichartiges, für die Lössbilduug geeignetes trockenheisses Klima ausgezeichnete xerothermische Periode verlegt, haben sich in Mitteleuropa nicht während eines einzigen Zeitabschnittes mit gleichartigem Klima, sondern während mehrerer, klimatisch zum Teil recht bedeutend von einander ab- weicliender Zeitabschnitte angesiedelt. Und zwar fällt die An- siedlung der einzelnen von ihnen entweder nur in einen einzigen von diesen Zeitabschnitten oder in mehrere derselben. Die wichtigsten von diesen Ansiedlun^szeitabschnitten sind die drei mittleren Ab- schnitte — der erste warme Abschnitt, der trockenste Abschnitt und der zweite warme Abschnitt — meiner ersten heissen Periode, vor- züglich die beiden ersten von ihnen. ^) Nur während des zweiten dieser drei Zeitabschnitte hatte das mittlere Europa ein für die Lössbilduug geeignetes, ausgeprägt kontinentales Klima. Während des Höhepunktes dieses Zeitabschnittes herrschte in der südlichen Partie der östlichen Hälfte des nördlich der Alpen und Karpathen gelegenen Teiles Mitteleuropas ohne Zweifel ein dem gegenwärtigen Klima des südwestrussischen Steppengebietes ähnliches Klima. Weiter im Westen war das damalige Klima etwas milder, in den niedrigen Strichen der Mittelrheingegenden glich es wahrscheinlich ungefähr dem gegenwärtig in den Pusstengegenden des inneren Ungarns herrschenden Klima. Das Klima des Alpeugebietes wich damals von dem der südlichen Partie des nördlich der Alpen und Karpathen ge- legenen Teiles Mitteleuropas wahrscheinlich in derselben Weise ab wie heute. Während dieses Zeitabschnittes wanderten sehr zahl- reiche Arten aus Ungarn und dem südlichen Russlaud^) in den nördlich der Alpen und Karpathen gelegenen Teil Mitteleuropas ein, in dem sie damals teilweise bis zu den Mittelrheingegendeu gelangten. Ein Teil von ihnen drang damals aus dem nördlichen Alpenvorlande in die Alpentäler ein. Auch in dem Tale zwischen dem Jura und den Alpen wanderten damals ohne Zweifel nicht wenige dieser Ge- wächse südwärts. Manche davon o-elano-ten bis zum Genfer See und von hier in das Wallis. Ein Teil von diesen — darunter Adonis vernalis L. — hat sich hier bis zur Gegenwart erhalten. Wie früher, so scheint BRIQUET auch jetzt anzunehmen, dass damals 1) Vgl. betreffs der klimatischen Waudlnngon Mitteleuropas und der Pflauzen- wanderungen in diesem Gebiete •während der seit dem Beginne der ersten heissen Periode verflossenen Zeit z. B.: SCHULZ, Entwicklungsgeschichte d. gegenw. phan. Flora u. Pflanzendecke d. oberrheinischen Tiefebene S. 11 u. f. 2) Aus Westen und Südwesten fand damals aber wohl keine Einwanderung in Mitteleuropa statt. 290 A. SCHULZ: infolge von ungünstigen topographischen Verhältnissen keine Wan- derung von Phanerogamen über das Schweizer Plateau^) und von hier in das Wallis stattgefunden habe.^) Wie die meisten, die über die Florengeschichte mitteleuropäischer Landschaften ge- schrieben haben, so bedenkt auch BRIQUET nicht, dass zahlreiche der heute in Mitteleuropa bestehenden in der Topographie, dem Klima, den Bodenverhältnissen, der Pflanzendecke usw. der be- treffenden Gegenden begründeten Hindernisse für die — heutige — Ausbreitung der während des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode in Mitteleuropa eingewanderten Florenelemente w^ährend dieses Zeitabschnittes wegen seines von dem der Gegenwart so wesentlich abweichenden Klimas nicht vorhanden waren. Wenn man dies ausser acht lässt, so wird man die heutige Verbreitung sehr zahlreicher dieser Elemente in dem nördlich der Alpen und Kar- pathen gelegeuen Teile Mitteleuropas gar nicht verstehen. In den beiden anderen der drei Hauptansiedlungszeiten der ersten heissen Periode herrschte in Mitteleuropa ein wesentlich anderes Klima als während des trockensten Abschnittes dieser Periode. Ich bin überzeugt, dass während der wärmsten Phase des ersten warmen Abschnittes das Klima der — damals — wärmsten Gegenden des nördlich der Alpen und Karpathen gelegenen Teiles Mittel- europas vollständig mediterran, erst westmediterran, dann ost- mediterran, war. Das Klima der niederen Gegenden des Alpen- gebietes wich damals von dem des nördlicli der Alpen und Karpathen gelegenen Teiles Mitteleuropas wahrsclieinlich in derselben Weise ab wie o'egenwärtio'. W^ährend dieses Zeitabschnittes wanderten ebenfalls zahlreiche Arten — aus dem Westen, Südwesten und Südosten — in Mitteleuropa ein. Die meisten^) von den Arten der Lemanischen Alpen*), die BßlQUET für Einwanderer seiner xerothermischen Periode erklärt, sind in Mitteleuropa — also auch in die Lemanischen Alpen — sicher ausschliesslich während des ersten warmen Abschnittes oder während dieses und des zweiten warmen Abschnittes einge- wandert. Während des trockensten Abschnittes der ersten heissen 1) Ich verstehe hier unter dem „Schweizer Plateau" das ganze Gebiet zwischen den Alpen und dem höheren Jura. 2) Er sagt a. a. 0. S 172 : „Les colonies xerothermiques si nombreuses qui fönt la richesse du Valais proviennent presque toutes du Piemont, par les cols de la chaine meridionale." 3) Betreffs der Einwanderung der übrigeu Arten vgl. Schulz, Über Briquet's xerothermische Periode I, a. a. 0. S. 243 und 24.'). 4) Ein Teil dieser Arten ist in Mitteleuropa auch während des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode eingewandert und zur dauernden Ansiedlung gelangt; doch sind diese Einwanderer nicht bis in die Lemanischen Alpen vor- gedrungen. über Briquets xerothermische Periode II. 291 Periode, der doch allein den Namen einer trockenheisseu — xero- thermischen — Periode verdient^), konnten diese Gewächse — und andere mit gleicher Anpassung an das Klima — weder in Mittel- europa einwandern noch sich in ihm ausbreiten. Das Klima war während des Höhepunktes dieses Zeitabschnittes selbst im südwest- lichen Teile Mitteleuropas für die Einwanderer des ersten warmen Abschnittes der ersten heisseu Periode so ungünstig, dass damals auch hier von diesen ein Teil ganz zugrunde ging und die übrigen eine bedeutende Verkleinerung ihres Areales erfuhren. Nördlich der Alpen und Karpathen, wo, vorzüglich im Osten, der trockenste Ab- schnitt dieser Periode eine längere Dauer und ein extremeres Klima — vor allem ein kälteres und trockneres Winterklima — hatte als im südwestlichen Mitteleuropa, hatten die Einwanderer des ersten warmen Abschnittes der Periode noch mehr zu leiden als in diesem Gebiete. Der zweite w^arme Abschnitt der ersten heissen Periode schuf wieder günstige A^erhältnisse für diese Gewächse. Sie konnten wieder sich in Mitteleuropa ausbreiten und in dieses einwandern. Die da- maligen Einwanderer gehörten aber wohl meist zu Arten, die damals auch schon in Mitteleuro])a lebten: im Beginne des zweiten warmen Abschnittes in Mitteleuropa nicht vorkommende Arten sind im Ver- laufe dieses Abschnittes wohl nur in geringer Anzahl eingewandert. Dieses alles habe ich bereits in meiner eingangs genannten Ab- o o o handlung auseinandergesetzt. In dieser habe ich") folgendes ge- schrieben:^) „Diejenigen Phanerogamen, welche sich während der xero- thermischen Periode [von BriQUETJ in Mitteleuropa augesiedelt haben, lassen sich nach BRIQUET in zwei Gruppen zusammenfassen, in die Gruppe der östlichen oder pontischen Arten und die Gruppe der südlichen Arten; zu der letzteren Artengruppe rechnet er sämt- liche — 103 — von ihm ausführlicher behandelte der in den Lemanischen Alpen wachsenden phanerogamischen Ansiedler dieser Periode. . . . Nach BRIQUET"s Ansicht sollen sich ... die mittel- europäischen Arten seiner beiden Artengruppen gleichzeitig während der xerothermischen Periode in Mitteleuropa angesiedelt haben. Meines Erachtens ist es jedoch vollständig ausgeschlossen, dass eine gleichzeitige Ansiedlung dieser beiden Artengruppen in Mitteleuropa stattgefunden hat. Die Ansiedlung der . . . Mehrzahl der östlichen oder pontischen Arten BriqüET's in Mitteleuropa fällt in den 1) Schulz, Entwickhmgsgesch. d. gegenw. phau. P'lora u. Pflanzendecke der Schweiz, a. a. 0. S. 176. 2) A. a. 0. S. 243-247. ■3) Die in eckige Klammern eingeschlossenen Worte sind von mir in der vor- liegenden Abhandlung zugesetzt. .e,v,i.^>.u ii^iii^iiviiuog "^Qy 292 A. SCHULZ: trockensten Abschnitt rler ersten heissen Periode. . . . Die Einwanderer des trockensten Abschnittes drangen in Mitteleuropa nach Westen hin nicht nur bis zum Rheine vor . . ., sondern zahlreiche von ihnen wanderten — entgegen BriquET's . . . Annahme — über das Schweizer Plateau nach der Gegend des Genfer Sees und von hier nach dem Wallis. Aclonis venialis L., Astragalus exscapus L. und manche andere Arten sind offenbar, und zwar ausschliesslich, auf diesem Wege in das Wallis gelangt. Es lässt sich kaum bezweifeln, dass damals manche derjenigen Elemente, welche von Norden her über das Schweizer Plateau wanderten, auch in die Lemanischen Alpen gelangt sind, und dass sie sich zum Teil in diesen seitdem dauernd erhalten haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass von diesen Ansiedlern der Lemanischen Alpen einige zu demjenigen Teile von Beiquet's 103 südlichen — nach seiner Ansicht während der xerothermischen Periode zur Ansiedlung gelangten — Arten der Lemanischen Alpen gehören, dessen Glieder sicher auch während des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode in Mitteleuropa eingewandert sind. Doch können diese letzteren — ungefähr 25 — Arten auch sämtlich ausschliesslich, natürlich in anderer Anpassung an das Klima, während eines der beiden warmen Abschnitte der ersten heissen Periode von Südwesten und vielleicht auch von Südosten her in die Lemanischen Alpen eingewandert sein. Die Hauptmasse von BßlQUET's südlichen Arten der Lemanischen Alpen ... ist in die Lemanischen Alpen sicher während dieser Zeitabschnitte, und zwar aus dem Südwesten und Südosten, eingewandert^); während des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode waren diese Ge- wächse nicht imstande in Mitteleuropa zu wandern. Der eine Teil derjenigen Elemente, welche sich während des ersten jener beiden warmen Zeitabschnitte in Mitteleuropa angesiedelt haben . . ., kam aus dem südöstlichen Mediterrangebiete . . . Der andere Teil jener Ansiedler kam aus dem südv>estlichen Europa (einschl. Italiens), vorzüglich aus dem südlichen Teile des Rhonegebietes. Tiele von diesen gelangten längs der Rhone nach der Umgebung des Genfer Sees. Von hier wanderte eine Anzahl derselben über das Schweizer Plateau nach dem Rheine, nach welchem auch zahlreiche . . . westlich des Juras wanderten. . . . Die Hauptmasse derjenigen Elemente, 1) Au einer anderen Stelle derselben Abhandlung (S. 243) habe ich gesagt: ^Einige der in den Lemanischen Alpen -svachsenden von BeiqüET's Ansiedlern der xerothermischen Periode haben sich sogar, und zwar zum Teil ausschliesslich, schon während der letzten Eiszeit in Mitteleuropa angesiedelt. In die Lemanischeu Alpen, auf deren Verhältnisse sich Bßlc^UET's Ansichten in erster Linie gründen, sind mit Ausnahme dieser letzteren vielleicht sämtliche von ihm eingehender behandelte — 103 — phanerogame Arten ausschliesslich während der warmen Abschnitte der ersten heissen Periode eingewandert." über Briquets xerothermische Periode 11. 293 welche längs der Rhone bis in die Umgebung des Genfer Sees ge- langten, überschritt das Schweizer Plateau aber yielleicht nicht; eiije bedeutende Anzahl von diesen Elementen, sowie die meisten derjenigen, welche das Schweizer Plateau überschritten, drangen in das Wallis und die Lemanischen Alpen ein Die heute in diesen beiden Gebieten lebenden Individuen der Mehrzahl der von Briquet eingehend behandelten südlichen Arten sind ohne Zweifel Nachkommen damaliger Einwanderer aus dem unteren Rhonegebiete. . . . Auch in die Lemanischen x\lpen und das Wallis, und zwar längs des Südfusses der Alpen, wo sich ihnen wahr- scheinlich aus dem südlicheren Italien stammende Elemente an- schlössen, gelangten wohl ostmediterrane Einwanderer, doch wahr- scheinlich nur in geringer Anzahl und erst spät, da die St. Gotthard-, die Penniuisclien und die Grajischen Alpen, über welche nur wenige damals für diese Gewächse gangbare Pässe führen, deren Ein- wanderung sehr erschwerten. Diese Einwanderer konnten sich ohne Zweifel im W^allis und in den Lemanischen Alpen wesentlich länger ausbreiten als die südwestlichen Einwanderer. . . . Während der Zeit, in der sich bis zum Rheine hin von charakteristischen Steppen- organismen bewohnte Steppen ausdehnten, hatten sie [d. h. die Ein- wanderer des ersten warmen Abschnittes], und zwar vorzüglich die- jenigen von ihnen, welche aus dem Südwesten gekommen waren, nicht nur im östlichen, sondern auch im westlichen Mitteleuropa sehr zu leiden Damals verschwand zweifellos auch aus letzterem eine ganze Anzahl dieser Elemente vollständig, während alle diejenigen, welche in diesem Teile Mitteleuropas erhalten blieben, eine mehr oder weniger bedeutende Yerminderurg ihrer Verbreitung in dem- selben erfuhren. Wie schon dargelegt wurde, war das Klima des sich an den trockensten Abschnitt der ersten heissen Periode an- schliessenden zweiten warmen Abschnittes dieser Periode wieder sehr günstig für die Elemente [d. h. die Einwanderer des ersten warmen Abschnittes]. Sie konnten sich damals von neuem ausbreiten. . . . Wahrscheinlich fand während des zweiten warmen Abschnittes in das obere Rhonegebiet auch eine Einwanderung, und zwar aus dem unteren Rhonegebiete, statt, doch gehörten die Einwanderer wahr- scheinlich meist oder vielleicht sogar sämtlich zu Arten, die sich in diesem Gebiete bereits während des ersten warmen Abschnittes dauernd angesiedelt hatten." Gegen diese Ausführungen wendet sich nun BRIQUET mit folgenden Worten:^) „Un point seulement nous arretera. L'attribution de Torigine d'une grande partie des colonies xerothermiques du Yalais, et aussi des Alpes Lemaniennes, a des migrations pontiques venues de 1) Le developpemeut, a. a. 0. S. 172— 173. 294 A. Schulz: l'Europe Orientale en traversant le plateau suisse, peut etre qualifiee de pure fantaisie. II faut iie pas coimaitre, la topographie du plateau suisse, ni les flores du Valais et du Haut-Piemont, et encore moins la porte eisodiale du Valais a St. Maurice pour souteuir une these pareille. Plusieurs des types valaisans les plus caracteristiques manqueut d'ailleurs completement dans les colonies pontiques de rAllemagne et de TAutriche (Ranunculus gramineus, LoJiicera etrusca^ Asphodelus albus, Asfragalus monspessulamis, lielianthemum salicifolium, Trigonella mofispeliaca^) etc. etc.). Quant a l'attribution d'une origine pontique aux colonies xerotherniiques montagnardes des Alpes Lemaniennes, eile est en complete contradiction avec tous les faits connus sur les lisieres analogues des Alpes d'Aunecy, des Bauges, et de la Gde Chartreuse qui les relient a Celles du Dauphine. Nous engageons vivement M. SCHULZ ä venir etudier sur place ces diverses colonies, en procedant de la Provence au lac Leman et en passant du Piemont au Valais. II renoncerait alors saus doute une methode quil a trop souvent suivie jusqu' ici, et qui consiste ä resoudre en cabinet, avec une documentation insuffisante, des problemes qui denian- deut a etre abordes sur place, avec une parfaite connaissance de la topographie et de la flore".^) Jeder der das Vorstehende mit den zitierten Ausführungen meiner ersten Abhandlung sorgfältig vergleicht, wird mir beistimmen, dass es unbegreiflich ist, wie BriQUET so etwas schreiben konnte. Den Hauptpunkt meiner Kritik, den IS^achweis, dass die Wanderungen, die er in einen einzigen — von ihm xerothermische Periode ge- nannten — Zeitabschnitt verlegt, sich auf mehrere, klimatisch be- deutend von einander abweichende Zeitabschnitte verteilen, und dass gerade die Hauptmasse der von ihm eingehend behandelten Arten der Lemanischen Alpen in diese sicher nicht, wie er annimmt, während seiner xerothermischen Periode, sondern während der Herrschaft eines Klimas von ganz anderem Charakter als er ihn dem Klima dieser Periode zuschreibt, eingewandert ist, hat er ganz mit Stillschweigen übergangen. Nach BßlQUET's früherer Annahme folgte auf die xerothermische Periode eine durch regenreicheres und kühleres Klima und eine sehr grosse Ausdehnung des Waldes charakterisierte „Waldperiode", die noch heute ihr Ende nicht erreicht hat. Ich habe darauf hin- gewiesen, dass sich mit Bestimmtheit behaupten lässt, dass diese 1) Dies ist ein Irrtum. Tri;/, monsp. ist sowohl in Böhmen als auch in Mähren — und vielleicht auch in Niederösterreich — indigen! Sie ist in das Wallis aber nicht aus Osten, sondern aus Südwesten eingewandert. 2) Wenn BRIQUET nicht will, dass icli den Inhalt des letzten der oben zitierten Sätze für eine gemeine Verleumdung erkläre, so möge er öffentlich sagen, worauf sich dieser Satz beziehen soll. über Briquets xerothermische Periode II. 295 Annahme unrichtig ist, dass vielmehr das Klima Mitteleuropas Avährend der seit den drei soeben behandelten Zeitabschnitten, denen die wichtigsten der Eigenschaften, die Briquet seiner xerothermischen Periode zuschreibt, zukommen, verflossenen Zeit recht zahlreiche sehr bedeutende Wandlungen durchgemacht hat. Besonders drei Zeitabschnitte treten in diesem Zeiträume scharf hervor: meine erste kühle Periode, der trockenste Abschnitt meiner zweiten heissen Periode und meine zweite kühle Periode. Da ich die Gründe für die Annahme dieser und der übrigen von mir unter- schiedenen Abschnitte des bezeichneten Zeitraumes schon sehr häufig ausführlich dargelegt habe, so will ich in der vorliegenden Ab- handlung hierauf nicht eingehen. ^) Nach BRIQUET's Meinung") scheinen viele Tatsachen — vor- züglich die Mischung (renchevetremeut) von „types purement alpins" mit „types des basses montagnes meridionales" in mehreren der xeroth ermischen Stationen der Alpen — darauf hinzuweisen „que la periode glaciaire ultimo^) a ete rapidement, peut-etre meme imme- diatement, suivie de hi periode xerothermique." Dies ist nicht der Fall. Es sind vielmehr die beiden warmen Abschnitte und der von ihnen eingeschlossene trockenste Abschnitt der ersten heissen Periode, in die die meisten der von BriquET in seine xerother- mische Periode verlegten Wanderungen fallen, von der „letzten oder Wurm -Eiszeit", worunter BRIQUET doch wohl den von PENCK „Maximum der Würm-Eiszeit" genannten Zeitabschnitt versteht, durch 1) In seiner in der vorliegenden Abhandlung kritisierten Abhandlung äussert sich Briquet (S. IIB') über das Klima der seit dem Ausgange seiner xero- thermischen Periode verflossenen Zeit folgen dermassen: „Nous considerons la pluralite des periodes xerothermiques postglaciaires comme une hypothese dont l'utilite n'est pas immediate et dont la preuve serait impossible ä faire actuellement. Est-ce donc ä dire qu'il n'j ait pas eu de variations climateriques notables dans la ])hase silvatique qui a succede a la periode xerothermique? Certainement pas. Les alternatives de secheresse et d'humidite relatives, ainsi quo des variations dans les moyennes de temperature ont du se produire ä plus d'une reprise etcelajusque dans les temps historiques. Mais, relativement aux phases glaciaires et inter- glaciaires, ainsi qu'ä la periode xerothermique postglaciaire, elles n'out eu que Famplitude necessaire aux localisations, et leur repercussion sur la Vegetation n'a pas ete assez considerable pour laisser dans la distribution des flores des traces susceptibles d'une analyse rigoureuse; leur nombre et leur duree serait d'ailleurs, dans l'etat actuel de uos connaissances, impossible ä supputer." Wenn BRIQUET die Verbreitung der Phanerogamen in dem nördlich des Juras, der Alpen und der Karpathen gelegenen Teile Mitteleuropas bekannt wäre, so würde er das Vor- stehende, über das ein Kenner dieses Gegenstandes nur lächeln kann, wohl nicht geschrieben haben. ■2) A. a. 0. S. 169. 3) Weiter unten bezeiclinet er diese Periode als „la periode glaciaire 296 A, Schulz: Über Briquets xerothermische Periode IL einen sehr langen Zeitraum getrennt, in den eine langdauernde klimatisch wahrscheinlich meiner ersten heissen Periode sehr ähn- liche Periode, und eine dieser folgende Periode bedeutender A^er- gletscherung des nördlicheren Europas, die Periode des von PenCK Bühlvorstoss genannten Verstosses der Alpengletscher — die mit dem ersten warmen Abschnitte meiner ersten heissen Periode durch eine von mir zur ersten heissen Periode gerechnete Übergangszeit ver- bunden ist — fallen. In der Periode des Bühlvorstosses hat in Mitteleuropa ein bedeutender Teil der Wanderungen, die die Mehr- zahl der Florenhistoriker in die letzte — oder in diese und die vor- letzte — „Eiszeit" verlegen, stattgefunden. Die Vermischung von rein alpinen Typen mit Typen der niedrigen südlichen Gebirge in mehreren der xerothermischen Stationen der Alpen hat erst statt- gefunden, als sich die betreffenden alpinen Typen während der ersten heissen Periode die klimatische Anpassung der damaligen Einwanderer mehr oder weniger vollständig erworben hatten und darauf wieder ausbreiteten. Durch die Änderung ihrer bisherigen klimatischen Anpassung waren sie so empfindlich geworden, dass sie sich während der ersten kühlen Periode nur oder fast nur an den- selben Örtlichkeiten wie die Einwanderer der ersten heissen Periode zu erhalten vermochten. Ähnliche Mischungen von Einwanderern einer Periode mit sehr kühlem Sommerklima — wohl meist der Periode des Bühlvorstosses — mit P]inwanderern der ersten heissen Periode gibt es auch in zahlreichen Strichen des nördlich der Alpen gelegenen Teiles Mitteleuropas. Ich habe häufig hierauf hingewiesen und dar- gelegt, wie sich diese Erscheinung erklären lässt. Aus dem Vorstehenden geht meines Erachtens deutlich hervor, dass man zu der Behauptung durchaus berechtigt ist, dass es eine xerothermische Periode in BRIQUET's Sinne nicht gegeben hat, dass Briquet's xerothermische Periode vielmehr Eigenschaften ganz ver- schiedener, zum Teil durch lange Zwischenräume von einander ge- trennter Zeitabschnitte in sich vereinigt. ^) 1) Bkiquet identifiziert (a. a. 0. S, 168) seine xerothermische Periode mit der einige Zeit vor seiner ersten Veröffentlichung- über dieselbe von KERNER — in seiner Abhandlung: Studien über die Flora der Diluvialzeit in den östlichen Alpen, Sitzungs- berichte der K. Akademie der Wissenschaften in Wien, Math.-Xaturw. Klasse 97. Bd. 1. Abt. (1888) S. 7 u. f. — aufgestellten Periode der Einwanderung der „aquilonaren" Flora in die Ostalpen. Sie gleicht dieser in der Tat in allen wesentlichen Punkten. Näher will ich hierauf nicht eingehen. Auch schon vor Kerner sind ähnliche Anschauungen von anderen Florenhistorikern ausgesprochen worden. A. URSPRUNG: Dickenwaclistum des Markes von Sambucus nigra L. 297 43. A. Ursprung; Weitere Beobachtungen über das Dicken- wachstum des Markes von Sambucus nigra L Eingegangen am 21. Juni 1907. In einer vorläufigen Mitteilung^) hob ich hervor, dass zur Er- klärung der auffällig verschiedenen Markweiten in verschiedeneu Partien derselben Sambucus-Püanze a priori zwei Möglichkeiten vor- liegen. Die eine besteht darin, dass das Mark in verschiedener AVeite angelegt wird, also schon vor Schliessung des Holzzylinders die definitive Grösse besitzt; die zweite beruht darauf, dass das Mark nach Ausbilduug eines geschlossenen Holzkörpers noch in die Dicke wächst. Während ich mich auf Grund der mir damals vor- liegenden Tatsachen für die letztere Annahme entschied, suchte Schellenberg ^) die erstere als zutreffend zu erweisen. Beide Mitteilungen können aber meines Erachtens nur als vorläufige Notizen aufgefasst werden, da beiderseits das publizierte Tatsachen- material nicht ausreichend war, um den Entwicklungsgang mit genügender Klarheit festzustellen. Durch die vorliegenden Unter- suchungen hoffe ich die zweifelhaftesten Punkte aufzuklären und damit die Unrichtigkeit meiner früheren Ansicht definitiv zu be- weisen. Bei meinen letztjährigen, Ende Oktober ausgeführten Be- obachtungen hatte ich gefunden, dass die oberen Internodien der jüngsten Zweige enge Markdurchmesser besassen, die bei dem mir vorliegenden Material nicht über 2,8 7nm hinausgingen. In baum- artigen Sambucus-Füanzen hatte ich weiter unten solche Werte nicht mehr finden können; die Markweiten nahmen mehr oder weniger regelmässig zu und erreichten in älteren Partien Werte bis zu 8 mm. Da ich in vier- und mehrjährigen Sprossen nur Markdurchmesser zwischen vier und acht mm fand, während in einjährigen viel engere die Regel bildeten, so glaubte ich damals daraus schliessen zu dürfen, dass ein nachträgliches Dickenwachstum des Markes stattfinde. Schellenberg wies nun durch Messungen, die er im Winter 1) A. Ursprung; Über die Dauer des primären Dickenwachstums. Diese Berichte 1906 p. 489. 2) H. C. SCHELLENBERG: Über das primäre Dickeuwachstum des Markes von Sambucus nigra L. Diese Berichte 1907 p. 8. 298 A. URSPRUNG: Dickenwachstum des Markes von Sambucus nigra L. ausführte, nach, dass an ausgewachsenen kräftigen einjährigen Trieben Markweiten bis zu 12 mm vorkommen und zeigte ferner, dass es möglich ist, auch au zwei-, drei-, vier- und fünfjährigen Zweigen Markdurchmesser von 1,5 mm zu finden. Durch zahlreiche weitere Untersuchungen, die ich dieses Frühjahr anstellte, zeigte es sich, dass die SCHELLENBERG'schen Befunde Ausnahmefälle darstellen und dass in der Regel ältere Äste keine Markdnrchmesser von 1—4 mm Weite besitzen. Die Frage: wie kommt es, dass in älteren Asten enge Markdurchmesser in der Hegel fehlen, während sie in jüngeren regelmässig vorhanden sind, bleibt somit unbeantwortet. Ebenso fehlt noch der Nachweis, dass die grossen Markdurchmesser kräftiger Wasserschosse vor der Schliessuno- des Holzrinos vorhanden waren. Was die Entwicklung der Wasserschosse betrifft, so fand ich an diesjährigen Trieben Markdurchmesser von b, 9 und 10 mm zu einer Zeit, als zwischen den verholzten Hadrombündeln noch deut- liche unverholzte Partien lagen. Hiermit ist endgültig gezeigt, dass die grossen Differenzen in den Markweiten einjähriger Wasserschosse darauf beruhen, dass das Mark vor Ausbildung eines geschlossenen Holzkörpers in diesen verschiedenen Weiten angelegt wird. Es dürfte nicht überflüsssig sein darauf hinzuweisen, dass diese Zu- nahme der Weite des Holzzylinders nach der Basis in mechanischer Hinsicht für den Zweig wesentliche Vorteile bietet, indem eben mit der Steigerung der mechanischen Beanspruchung eine deutliche Yergrösserung der Festigkeit verbunden ist. Es handelt sich jetzt noch darum, das in der Regel zu kon- statierende Fehlen enger Markzylinder in älteren Zweigen zu erklären. Bei der Untersuchung von Sprossspitzen im Frühjahr zeigte es sich, dass die oberen, also engsten letztjährigen Internodien in der Regel absterben, sich also nicht an dem weiteren Aufbau der Pflanze beteiligen. Vor allem konstatierte ich, dass bei solchen Sprossen die später als Stämme oder starke Äste am Aufbau des Ganzen eine grosse Rolle spielen, die oberen Teile mit engerem Mark zu- grunde gehen oder doch von jüngeren kräftigen Trieben zur Seite gedrängt werden. So fand ich in den obersten lebenden Internodien solcher Sprosse Markweiten von 5, 6, 7 und selbst 7,5 mm. Solche Sprosse stellen allerdings Ausnahmen dar, aber um solche Aus- nahmen handelt es sich auch bei den zu Stämmen und starken Ästen sich entwickelnden Trieben. Die gewöhnlichen Triebe nehmen am Aufbau der Pflanze keinen dauernden Anteil, das ist nur der Fall bei stark entwickelten Sprossteilen, die schon von Anfang an ein weites Mark hatten. Der Grund dafür, dass in älteren Achsen enge Markzylinder in der Regel fehlen, liegt also weder in dem P. MAGNUS: Benennung der Septoria auf Chrysauthemum indicum. 299 Umstand, dass von Anfang an nur weite Markdurelimesser vorhanden waren, noch darin, dass ein späteres Dickenwachstum stattfand, sondern der Grund beruht darauf, dass die engeren Teile zugrunde gegangen bezw. zur Seite gedrängt worden sind. Das Erhalten- bleiben der kräftigen Sprosse beruht offenbar darauf, dass sie im Kampf ums Dasein vor den übrigen bevorzugt sind. Die Annahme, es finde bei Satnbucus nigra nach Schliessung des Holzzylinders noch ein Dickenwachstum des Markes statt, hat sich also als unrichtig erwiesen. Damit fällt natürlich auch die Schlussfolgerung von der Wachstumsfähigkeit der verholzten Membran dahin. 44. P. Magnus: Über die Benennung der Septoria auf Chrysanthemum indicum und deren Auftreten im mittleren Europa. Eingegangen am 22. Juni 1907. In der Hedwigia Bd. XLA^ (1907) S. 294 haben F. BUBÄK und J. E. KaBAT als neue Art die Septoria Chrysanthemi indici Bubäk et Kabät, die KaBÄT auf lebenden Blättern von Chrysanthemum indicum L. in Gewächshäusern in Turnau i. Böhmen beobachtet hatte, aufgestellt und beschrieben. Sie bemerken dazu, dass der Pilz ein gefährlicher Parasit, besonders in Glashäusern ist. Dieser Pilz ist schon mehrfach in verschiedenen Ländern Mittel- europas beobachtet worden, wie ich darlegen werde. Zuerst wurde er nach meinem Wissen von CAVARA in den Gärten von Pavia im nördlichen Italien beobachtet. CAVARä nannte ihn Septoria Chrijsanthemi Cav. und gab ihn mit Abbildung in den Fungi Longobardiae exsiccati Xr. 40 heraus, die nach SacCARDO Sylloge X p. XV 1892 herauskam. Ebenfalls 1892 beschrieb er die Art in den Atti del R. Istituto Botanico dell'üniversitä di Pavia IL Ser. Vol III p. 266. Den Xamen dieser Septoria änderte SaCCARDO in seiner Sylloge Fungorum omninm hucusque cognitorum Vol. XI p. 542 in Sej^t. chrysantemella Sacc. um. (SACCARDO schreibt 1. c. als Autor Cav. mit Angabe seiner eben erwähnten Veröffentlichungen und Hinzufügung (sub nom. Sept. Chrysanthemi); daher muss wohl SACCARDO, trotzdem Ber. der deutschen bot. neseUsuh. XXV. 21 300 P. Magnus: er selbst Cav. als Autor gesetzt hat, dennoch als Autor dieses Namens gelten). Trotzdem CAVARA 1. c. Chrysanthemum indicuvi als Wirts- pflanze seiner Sept. Chrysanthemi Cav. angegeben hatte, sagte SaCCARDO in Sylloge XI p. 542 von dieser Art „Hab. in foliis Chrysanthemi sp. cult. in hortis ticinensibus Ital. bor." Diese unbestimmte An- gabe „auf einem kultivierten Chrysanthemum" scheint das spätere Verkennen dieser Art veranlasst zu haben. SacCARDO änderte 1. c. den CAVARA'schen Namen um, weil Allescher nach SaCCARDO's Angabe schon 1891 eine Septoria Chrysanthemi k\\. a,ui Chrysanthemum Leucatifheinum veröffentlicht hatte. In Wahrheit erschien aber die Beschreibung der ALLESCHER'schen Art erst 1892 im 12. Berichte des Botanischen Vereins in Landshut S. 57. SACCARDO kam zur Angabe des Jahres 1891, weil ALLESCHER die Vorbemerkung zu diesem Beitrage „München, am 31. Dezember 1891" unterschrieben hat. Es ist daher recht fraglich, ob wirklich Septoria Chrysanthemi All. im Jahre 1892 vor Sept. Chrysanthemi Cav. in demselben Jahre erschienen ist. Da aber SACCARDO den Namen der ALLESCHER'schen Art gelassen hat und ihm alle späteren Autoren darin gefolgt sind, so mag der Name dieser Art verbleiben und muss dann der CAVARA'sche Namen geändert werden, wie das SACCARDO 1. c. getan hat. Nun hat E. ROSTRUP in Botanisk Tidsskrift 21 Bind 1 Hefte (Kopenhagen 1897) S. 48 als S. Chrysanthemi n. sp. ebenfalls die Septoria auf Chrysanthemum, indicum aus einem Gewächshause in Kopenhagen beschrieben. Diesen Namen haben SACCARDO und SYDOW in Saccardo Sylloge Fungorum omnium hucusque cognitorum Vol. XIV p. 973 wieder wegen der Sept. Chrysanthemi All. in Sept. Rostrupii Sacc. & Syd. umgeändert; und unter diesem Namen möchte die Septoria am meisten bekannt geworden sein in der letzten Zeit. So habe ich sie auch in dem eben erschienenen vierten Beitrag zur Pilzflora von Franken (Abhandlungen der Naturhistorischen Gesell- schaft in Nürnberg XVI. Bd ) S. 98 — 99 aufgeführt und sie in Vestergren Micromycetes rariores selecti No. 1089 von Berlin aus- gegeben. Neuerdings haben sie nun, wie am Eingange bemerkt, Bub AK und KabÄT 1. c. als neue Art Sept. Chrysanthemi indici Bub. & Kab. beschrieben. Dass alle diese zu einer und derselben Art gehören, folgt aus den drei Beschreibungen von CaVARA 1. c, ROSTRUP 1. c. und BUBÄK und Rabat 1. c, mit denen meine Beobachtungen völlig übereinstimmen. Bei allen werden die Flecken in Form und Farbe gleich beschrieben, so bei CaVARA 1. c. „Maculis orbicularibus . . . fuscorubris"; bei ROSTRUP 1. c. „Macula orbicularia atro-fusca"; bei BUBAK und KabaT 1. c. „Flecken . . . rundlich . . . anfangs dunkel- braun, später schwarzbraun . . .". Bei allen liegen die Perithecien über die Benennung der Septoria auf Chrysanthemum iudicum. 301 auf der Blattoberflcäche usw. Nur in einem wichtigen Punkte scheinen die Beschreibungen voneinander abzuweichen, d. i. in der Länge der Sporen. CavARA gibt 55 — 65 « 1,2 — 2 ^i an; ROSTRUP gibt 40 bis 50 « 2 fi an und BUBAK und KabaT 55—70 (einzeln bis 90) « 2,5 bis :^,5 /< an. Ich habe an den Berliner Exemplaren 40— 70 «etwa 2 /z beobachtet. Es ist ja bekannt, dass bei solchen langen faden- förmigen Conidien die Länge derselben relativ beträchtlich schwankt, und daher solche Schwankungen der Grössenverhältnisse recht wohl innerhalb derselben Art öfter auftreten. Diese Art muss daher jetzt, wenn man dem Namen der Sept. Chrysantkemi All. stillschweigend die Priorität zugesteht und ihn daher unverändert lässt, den Namen Septoria ckrysantheviella Sacc. Syll. Fung. XI p. 542 (1895) führen. Gleichzeitig lehrt diese Untersuchung, dass dieser die Kulturen des Chrysanthemum indicum sehr schädigende Pilz in den Gärten von Pavia in Oberitalien, von Kopenhagen und von Turnau in Böhmen aufgetreten ist. Wie ich schon 1. c. mitgeteilt habe, habe ich ihn von Herrn KüI. Oberstabsveterinär A. SCHWARZ aus einer Kunst- gärtnerei in Thon bei Nürnberg erhalten. Von Herrn Bezirks- Veterinär A. ViLL erhielt ich ihn im Oktober 1906 aus Gärten in Gorolzhofen in Unterfranken. Herr Professor Dr. E. ZeTTNOW teilte ihn mir aus Kunstgärtnereieu in Berlin mit, wo er auf einzelnen Sorten im Oktober 1904, im Oktober 1905 und im August 1906 epidemisch aufti-at. Schon im September 1896 hat ihn W. KRIEGER in einer Gärtnerei in Königstein i. Sachsen beobachtet und ge- sammelt und in seinen Fungi saxonici No. 1371 unter dem Namen Septoria Chrysantkemi Cavara ausgegeben. Sicher tritt er noch an vielen andern Orten auf, vermutlich überall, wo Chrysanthemum, indicum gezogen wird. Dies ist die dritte in grösserem Maasse auftretende und ver- breitete Pilzkrankheit, der diese schöne Blumenpflanze in unseren Gärtuereien unterworfen ist. Die beiden anderen sind ein Mehltau, von dem man bisher nur die Conidien kennt unter dem Namen Oidium Chrysanthemi Rabenh., und die Puccinia Chrysanthemi Roze, die bei uns meist nur in der Uredoform auftritt. Wie diese beiden letzteren parasitischen Pilze ihre höchsten Fruchtformen nicht oder nur sehr selten bei uns auszubilden scheinen, so scheint auch die zu der Septoria chrysanthernella Sacc. gehörige Ascusfruchtform nicht oder nur sehr selten entwickelt zu werden und bisher noch nicht beobachtet zu sein. 21=' 302 'W. EUHLAND: 45. W. Ruh I and: Zur Physiologie der Gummibildung bei den Amygdaleen. Mit drei Abbildungen im Text. Eingegangen am 24. Juni 1907. Im Nachstehenden soll über einen Teil der mehrjährigen, um- fassenden Studien berichtet werden, welche der Verfasser in der Kaiserlichen Biologischen Anstalt zu Dahlem zum grossen Teil gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen R. ADERHOLD dem bisher so wenio- geklärten Problem der Gummibildung gewidmet hat. Das Gesamtergebnis dieser Studien, welche sich sowohl auf die entwicklungsgeschichtlich - anatomische wie auf die physiologische (Excretionsvorgang, Rolle der Mikroorganismen, Mitwirkung von Enzymen usw.) Seite der Frage erstreckten, soll später in den „Arbeiten aus der Kaiserl. Biolog. Anstalt" niedergelegt werden; an dieser Stelle möchte ich nur die Vorstellungen über die Entstehung- des Gummis auseinandersetzen, zu denen wir gelaugt sind, sowie die morphologischen Tatsachen und experimentellen Belege, welche nach unserer Auffassung diese Theorie stützen. In jüngster Zeit haben Bei.JERINCK und RaNT^) eine Erklärung der Erscheinung des sog. Gummiflusses zu geben versucht. Nach ihrer Auffassung beruht sie in einer durch Wundreiz verursachten anomalen Entwicklung des embryonalen Holzgewebes, die schliess- lich zur „Verflüssigung" desselben führt. Die Verflüssigung wird herbeigeführt durch einen cytolytischen Körper, wie solche auch im normalen Leben der Pflanze, nämlich bei der Tracheenbildung eine Rolle spielen. Cytolytische Substanzen werden von nekrobiotischen Zellen, wie man sie in der Umgebung der Wunden findet, vielleicht in besonders g-rosser Menge, abgeschieden. Nekrobiotische Zellen sind gekennzeichnet dadurch, dass ihr Plasma getötet ist, die Enzyme aber noch wirksam sind. Alle Ursachen, welche zur Nekro- biose führen, veranlassen Gummifluss, und zwar um so heftiger, je umfangreicher die nekrobiotischen Prozesse sind. Aus diesem Grunde soll z. B. das heftig wirkende Quecksilber- chlorid selbst dort noch Gummiausfluss zu stände bringen, wo er ohne ein so heftig wirkendes Agens ausbleibt. Coryneuvi und andere Para- 1) „Wundreiz, Parasitismus und Gummifluss bei den Amygdaleen" (Ccntralb. f. Bakteriol., II. Abt. Bd. XV, p. oGöff.). Zur Physiologie der Gummibildung bei den Amygdaleen. 303 siten führen Gummibildung herbei, weil sie ein Gift ausscheiden, das zur Xekrobiose von Zellen führt. Saprophyten, wie Dematiuin pullulans oder Phi/llosticta Persicae verstärken unter Umständen die Gummibildung, ^'ei\ sie durch Sauerstoffentziehung den Tod einzelner an die Wund- grenze stossender Zellen und damit nekrobiotische Prozesse herbei- führen; andere sind belanglos. Das "Wesentlichste in dieser Theorie liegt darin, dass die Gummifizierung in Beziehung gebracht wird zu einem Vorgange in der normalen Pflanze: der Lösung gewisser Zellenteile bei der Gefässbilduug. In der vorläufigen Mitteilung, welche Bei.JERINCK und RanT über den Gegenstand gebracht haben und in der Disser- tation RanT's, führen sie zugunsten der Analogie beider Prozesse, soweit ich sehe, nur an: 1. dass das bei der Gefäss- und Trache'iden- bildung durch die cytolytischen Substanzen gebildete „physiologische" Gummi^) zwar gewöhnlich gänzlich resorbiert wird, dass es aber unter Umständen als solches selbst in der Höhlung der erwachsenen Gefärsse nachweisbar ist und 2. dass Gummifluss wirklich bedeutungs- voll nur im sekundären Jungholze auftritt, wo auch normalerweise die Cytolyse am ausgiebigsten ist. Es niuss zugegeben werden, dass dieser Kernpunkt der BELTERINCK-RANT'schen Theorie viel Bestechendes hat. Er ist in- dessen doch nur ein Bestandteil einer Theorie. Die Autoren selbst sagen, dass Gummifluss „wirklich bedeutungsvoll" nur im sekundären Jungholze auftrete; offenbar deshalb, weil ihnen nicht unbekannt ist, dass gelegentlich auch Gummi in Samen, an der Frucht, am Blatt und endlich, worauf ich das Hauptgewicht legen möchte, im Phellogen auftritt. Kann man auch zugeben, dass in den erstgenannten Organen cytolytische Körper bei den Vorgängen im Endosperm, der Gefässbildung in den Leitsträngen (von deren Cambium, nebenbei bemerkt, in diesen Organen der Gumnii- fizierungsprozess stets seinen Ausgang nimmt) eine Rolle spielen, so scheint mir dies doch nicht ohne Zuhilfenahme neuer Theorien hin- sichtlich der Gummibildung im Phellogen der Fall zu sein. Diese ist aber unter Umständen bei Prunus Cerasus recht bedeutend. Ich habe an drei- bis fünfjährigen Ästen oder auch an Stammstümpfen junger Bäume Gummidrusen im jüngsten Phellogen gefunden, die in anatomischer Hinsicht ganz typisch waren und schätzungsweise bis zu 1 ccvi Gummi enthielten. Ich kann mit dieser Tatsache die Vor- 1) Die Unterscheidung zwischen „pathologischem" und ..phj-siologischem" Gummi rührt nach \VlLL"s Angabe („Beiträge zur Kenntnis von Kern- und Wund- holz", Inaug. Diss. Bern, 1899, p. 52) von TsCHIRSCH („Angewandte Pflanzen- anatomie I, 1889, S, 208—212 her. Danach ist das Gummi des Wundholzes phy- siologisches Gummi, welches ohne regressive Metamorphose oder Desorganisation der Zellmembranen zustande kommt. 304 W. RUHLAND: Stellung, dass Gummifizierungsprozesse sich gerade dort abspielen, wo im normalen Leben cytolytische Vorgänge Platz greifen und dass sie nur eine durch Wundreiz gesteigerte Form eines normalen Vorganges seien, nicht vereinbaren. Vielmehr dürfte es sich, wie sogleich auszuführen sein wird, bei der gummösen Auflösung um eine allgemeine Eigenschaft embryonaler Zellen handeln, die aber im normalen Leben nicht zur Auslösung kommt, sondern erst auf einen äusseren Anstoss hin (vgl. weiter unten). Den zweiten wesentlichen Bestandteil der BelJERINCK-Rant'- schen Theorie erblicke ich in der Rolle, welche den nekrobiotischen Zellen zugeschrieben wird. Die Möglichkeit der Existenz solcher Zellen, welche durch die Verwundung abgestorbenes Plasma, aber noch wirksame Enzyme enthalten, muss unbedingt zugestanden werden. So arbeitete in letzter Zeit z. B. Palladin^) vielfach mit Pflanzen, die er durch Gefrieren zuvor ganz abtötete, um die Tätigkeit ihrer Atmungsenzyme studieren zu können. Schliesslich hat BeULAYGUE^) jüngst in den Chemismus nekrobiotischer Zellen einzudringen versucht. Es fragt sich nun, ob bei dem Auftreten von Gummi immer von nekrobiotischen Zellen die Rede sein kann? Dies ist aber mit Entschiedenheit zu verneinen, und zwar gerade für einen Fall, der nach der BEIJERINCK-RANT'schen Theorie für diese besonders be- weiskräftig sein soll. In ihr wird (p. 369), wie bereits erwähnt, aus- geführt, „dass es sich dabei um eine Beeinflussung der lebenden cambialen Gewebe durch die absterbenden nekrobiotischen Zellen handelt. Es konnnte deshalb erwartet werden, dass starke Gifte, in das Cambium eingeführt, auf eine ähnliche, vielleicht jedoch kräftigere Weise um sich her greifen würden, wie eine blosse Ver- wundung, weil das Gift bei der Diffusion mehrere Zellen hinter einander zum Absterben bringen kann, als eine einfachere Ver- wundung." Als Gift verwendeten die Verfasser Sublimat und er- reichten hierdurch intensiveren Gummiausfluss als bei einfachen Stichwunden und überdies auch zu einer Jahreszeit, in der dies sonst kaum überhaupt zu erreichen ist. Im Gegensatz zu den Ver- fassern, die hierin eine der Heftigkeit des Giftes entsprechende, besonders weitgehende nekrobiotische Wirkung erblicken, möchte ich betonen, dass hier von einer Nekrobiose, einem „Aktiv- bleiben der enzymartigen Körper nach Tötung des Proto- plasmas" (p. 371) keine Rede sein kann, da Sublimat zu jenen Schwermetallsalzen gehört, die schon bei geringster Dosis jede Enzymwirkung zerstören. 1) Vgl. Berichte der Deutschen botan. Gesellschaft, Band XXIV und XXV. 2) „Recherches sur la necrobiose vegetale." These presentee ä la faculte des Sciences de Paris. Corbeil 1905, 8°. Zur Physiologie der Gummibiidung bei den Amygdaleen. 305 Umgekehrt kann man auch gegen die BEIJERINCK-RANT'sche Theorie geltend machen, dass nicht im Gefolge aller Vorgänge, die aller Wahrscheinlichkeit nach zur Bildung uekrobiotischer Zellen fuhren, Gummifluss eintritt. Wir haben z. B. oft beobachtet, dass durch künstlich erzeugten Frost erfrorene, sonst aber unverletzte oder seltener mittelst heisser Eisen verbrühte Stammstellen von Prunus Cerasus keine Gummilückeu ergaben, obschon die Versuche zu günstiger Jahreszeit ausgeführt wurden. Um nunmehr zugleich zur Darleauno- der nach unserer Auf- fassung zur Gummibildung führenden Momente übergehen zu können, weise ich schliesslich noch auf einen Punkt hin, der mit der BEIJERINCK-RANT'schen Theorie nicht recht verständlich erscheint, Fig. 1. Schnitte durch das gummibildende Gewebe (fixiert mit Chromessigsäure, gefärbt mit Safranin-Gentianaviolett-Orange G.). A. Ein conferveuartiger Zellfaden. B. Eine junge Gummilücke. Bei a und b je eine zweikernige Zelle. von den Autoren aber nicht berührt wird. Er betrifft die Ent- wicklung eines Gummiherdes oder Gummikanals, wie BeijeRINCK und RANT sagen. Es ist schon von vielen Autoren hervorgehoben und von ADERHOLD und MiKOSCH genau beschrieben w^orden, dass ein Gummikanal aus dem Verfall eines abnormen Gewebekomplexes hervorgeht. In einem eben entstehenden Gummikanale findet man ein lockeres, gegenüber der Umgebung relativ grosszelliges, inhaltsarmes und daher durchsichtiges, parenchymatisches Gewebe. Dasselbe hat die umgebenden Gewebschichten keineswegs zusammengedrückt, um für seine grossen Zellen Platz zu schaffen, sondern diese füllen den ihnen von der Umgebung gegönnten Raum nicht einmal aus und haben deshalb interzellulare Hohlräume bilden müssen. Man kommt daher zu dem Eindruck, dass die krankhaft affizierten Zellen das weitere Teilungsvermögen verloren haben. In der Tat habe ich an entsprechend gefärbten Schnitten durch Material, das mit Chrom- 306 W. FiUHLAND: essigsaure fixiert und in Paraffin eingebettet worden war, in den betreffenden Partien niemals karyokinetisclie Vorgänge nach- weisen könneil. Noch bezeichnender ist die Tatsache, dass ich hierbei mehrfach blasenartig vergrösserte Zellen auffand, welche zwei völlig ausgebildete Kerne enthielten, ohne dass aber zwischen ihnen eine trennende Zellwand gebildet worden wäre. (Vgl. Fig. 1.) Die so auffälligen konfervenartigen Zellfäden, welche man öfter in den grösseren Gummikanälen findet und die, wie BeIJERINCK und RaNT hervorheben, vielfach ihren Ursprung von den dem Gummifizierungsprozess gegenüber widerstandsfähigeren Mark- strahlen nehmen, kommen, wie das Studium der Kerne zeigt, dadurch zustande, dass eine nicht kranke, an der Basis des Fadens liegende Zelle sich wiederholt teilt, die entstehenden Tochterzellen aber nur noch sich vergrössern, ohne sich zu teilen. Es ergiebt sich somit die wichtige Tatsache, dass eine embryonale Zelle dadurch den in ihr beginnenden Gummifikationsprozess anzeigt, dass die weitere Zellteilung unterbleibt, die Raum- vergrösserung der Zellen aber wohl noch mehr oder minder fort- dauert, während die eigentlich zur Querwandbildung be- stimmten Kohlenhydrate in Gummisubstanzen übergehen, wie weiter unten näher auszuführen sein wird. Diese Vorgänge scheinen mir nicht auf Zellstoff lösende Körper, die aus nekrobiotischen Zellen in das embryonale Gewebe hinein- diffiindieren, zu deuten, sondern vielmehr darauf, dass durch einen von aussen kommenden Einfluss, der natürlich mit der Verwundung im Zusammenhange stehen muss, der normale Wandbildungsvorgang in den embryonalen Zellen gehemmt wird. Das Nächstliegende scheint mir, hierbei an den atmosphärischen Sauerstoff zu denken, welcher durch die Verwundung Zutritt zum embryonalen Gewebe erhält, welches ihm sonst absolut verschlossen ist. Hierauf wird sogleich näher einzugehen sein; vorerst sei der Deutlichkeit halber unsere Theorie nochmals kurz gekennzeichnet: Werden durch eine Verwundung der Pflanze embryonale Gewebe (gleichgültig, wo diese liegen), dem Einflüsse des Sauer- stoffs der Luft zugänglich gemacht, so bewirkt derselbe, dass die eigentlich zur Querwandbildung bestimmten Kohlenhydrate in das sauerstoffreichere Gummi übergehen. Die betreffenden Zellen stellen somit ihre weitere Teilung ein. Das Verhältnis von Parasiten und Saprophyten zum Gummi- fluss, das BelJERINCK und RANT klarzustellen versucht haben, erklärt sich so, dass diese Organismen durch Schaffung und Ver- grösserung von Rissen, W^und- oder toten Flächen, Verhinderung der Überwalluno- und Verheiluno- von Wunden usw. dem Sauerstoff Zutritt ermöglichen. Zur Plijsiologie der Gummibildang bei den Amygdaleen. 307 Sehr nahe liegt nun der Einwand, der einen weiteren wichtigen Punkt berührt, weshalb bei solcher Sachlage nicht auch in den embryonalen Markstrahlzellen und dem embryonalen Gewebe der ^egetationspunkte sich regelmässig Gummi bildet, wie in den inter- radialen Kambialpartien? Der Grund hierfür liegt offenbar darin, dass sich die ersteren dem Sauerstoffe gegenüber anders verhalten als diese. Überträgt man Schnitte durch solche Gewebe führende Organe in Kaliumbichromat- oder Ferrichloridlösung, so färben sich die Markstrahlen, das sekundäre Rindengewebe und grossenteils mich, die äusseren parenchymatischen Riudenpartien tief braunrot bezw. schwarz. Diese Gewebe führen also, wie die gleichen Elemente sehr vieler Baumarten, Gerbstoffe und verwandte Glukoside, ^) deren aromatischen Komponenten bekanntlich stark reduzierende, Sauerstoff bindende Eigenschaften zukommen; es ist sehr wohl möglich, dass hierdurch für die von derartigen Zellen rings umschlosseneu embryo- nalen Gewebe ein Schutzwall gegen den atmosphärischen Sauerstoff gegeben ist, der nur durch eine Verwundung durchbrochen wird. Dass eine solche Zelle andrerseits nicht selbst zur (Jummibilduno- ueio;t, würde dann ' eben auf ihrem eigenen Gehalt an reduzierenden Substanzen beruhen. Von den reduzierenden Eigenschaften der letzteren kann man sich an wässrigen oder alkoholischen Aus- zügen derselben leicht überzeugen; namentlich in der Wärme oder bei nur sehr schwach alkalischer Reaktion schon unter gewöhnlicher Temperatur treten schnell dunkle Verfärbungen auf. Die Möglich- keit einer ausgiebigen Bindung des Sauerstoffs an diese Substanzen ist der Zelle aber durch ihren reichen Gehalt an Oxydasen gegeben, wie die tiefen Färbungen der Rinde mit 1 pCt. Dimethyl-p-phenylen- diaminchlorhydrat und einer mit a-Xaphthol gesättigten Iprozentigen Natriumcarbonatlösung, ferner die fast stürmische Zerlegung von Wasserstoffsuperoxyd bei Eintragung von Rindenstücken zeigen. Werfen wir nun noch einen Blick auf die Beziehunoen zwischen Gummi und Zellwandsubstanz. Die erste Lamelle einer entstehenden Zellwand soll bekanntlich nach den heute ziemlich allgemein auo:e- nommenen Feststellungen von ManGIN aus Pektin oder Pektinaten bestehen. Wenn das richtig ist, würde man unsere Theorie auch so ausdrücken können, dass in den embryonalen Zellen unter dem Einflüsse von Sauerstoff statt Pektin und Pektinaten 1) Eine genauere chemische Untersuchung dieser Glukoside lag nicht im Rahmen der Arbeit. Erwähnt werden mag nur, dass die fraglichen gerbstoff- ähnlichen Körper sich durch Leim-, Eiweisslösung usw. nicht wie andere Gerb- stoffe quantitativ niederschlagen lassen, auch nicht bei oft wiederholter Ausfällung. Die Filtrato ergeben vielmehr jedesmal noch tiefe Schwärzungen mit Ferrichlorid. 308 W. Ruhland : Gummi gebildet wird. Dass aber diese Körper ausserordentlich nahe mit einander verwandt sind und von der Arabinsäure abgeleitet werden können, wird heute allgemein angenommen. Wahrscheinlich ist gerade bei den Araygdaleen für die leichte Überführung der Pektine in Gummi die besonders lockere, gelatinöse Beschaffenheit der Primärlamelle der Zellwand, oder, wie sie gewöhnlich genannt wird, der Interzellularsubstanz gegenüber anderen Baumarten nicht ohne Bedeutung. Infolge dieser Beschaffenheit haften die Zellen der Amygdaleenrinden weniger fest aneinander als die anderer Pflanzen, sodass man zu gewissen Jahreszeiten kaum imstande ist, einen Querschnitt durch die Rinde von Prunus Cerasus zu machen, ohne das Markstrahlengewebe von dem angrenzenden Rindengewebe abzuspalten und im Frühjahr ist nichts leichter als beim Ablösen der Rinde vom Holze, die Markstrahlen aus dem Rindengewebe herauszuziehen, wobei sie als kurze, dünne Bänder auf dem Holze sitzen bleiben. Nirgends findet man aucli in der Rinde oder im Mesophyll der Blätter so häufig Gewebsspalten und nirgends tritt die durch einen Zerfall der Gewebe in die einzelneu Zellen gekennzeichnete Erscheinung des „Milchglanzes" so häufig auf, wie bei den Amygdaleeu. Bei der Durchsicht der bisherigen Litteratur findet man, dass der Gedanke, dem Sauerstoff müsse bei der Gummibildung eine be- sondere Rolle zufallen, bereits mehrfach geäussert wurde. Zunächst schon auf Grund rein chemischer Überlegungen. Es ist bekannt, dass die der Pflanze als Ausgangsmaterial zur Gummibildung zu Gebote stehenden Kohlenhydrate (Zucker, Stärke, Cellulose) Hexosen bezw. Hexosane darstellen, während die Gummistoffe zwar keine reinen Pentosane sind, aber doch der Hauptmasse nach aus ihnen (neben Galactinen) bestehen.^) TOLLENS spricht in seinem Handbuch der Kohlenhydrate die Vermutung aus, dass die Pentosen, welche durch Kondensation und Polymerisation jene Körper liefern, aus vorhandenen Hexosen durch Oxydation entstehen, wobei er be- sonders auf veränderte Produkte, wie die Gummiarten, hinweist. MlKOSCH^) macht auf die Ergebnisse RUFF's aufmerksam, dem es gelungen ist, aus Glukose resp. Gluconsäure einen in seinen charak- teristischen Eigenschaften mit Arabinose übereinstimmenden Körper 1) Ich möchte bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, dass auch die fertig ausgebildete Rindeiiwandsubstanz, z. B. der Kirsche, wie mehrere Analysen mir zeigten, obwohl relativ im Vergleich zu anderen Rinden sehr reich an Pentosanen doch an ihnen um ein Mehrfaches ärmer ist als eine gleiche Trockengewichts- menge Gummis. Kirschgummi enthält nach meinen Analysen durchschnittlich etwa 40 pCt., Rindenw&ndsubstanz aber nur 18—20 pCt. Pentosan. 2) „Untersuchungen über die Entstehung des Kirschgummis." (Sitzungsber. der K. Akad. der Wiss. Wien, Bd. CXV, 1906, p 911-961.) Zur Physiologie der Gummibildung bei den Amygdaleen. 309 durch Oxydation zu erhalten und hält für möglich, dass die in den Wundgeweben als Reaktion auf die Verletzung erhöhte Atinungs- tätigkeit zu einer oxydativen Umwandlung der vorhandenen Hexosen utld Pentosen in Gummi Veranlassung geben könnte. An dieser Stelle müssen wir auch kurz auf die Vorstellungen von J. GRÜSS^) eingehen. Er behauptet, ausgehend vom Traganth- gummi, den bei Acacia und Astragalus herrsehenden Verhältnissen, dass auch bei Prunus- Axtew sich im ruhenden Holze eine Hemi- celluloselamelle als Membranverdickung finde, die bei der Färbung mit Fuchsin ungefärbt bleiben soll. Es soll ein Galaktan, Araban oder ein Gemenge beider sein können und beim Austreiben der Bäume durch diastatische Fermente in Hemicellulose-Gummis (Arabin- Galaktiu) umgewandelt werden, „welche entweder als solche aus- wandern können oder durch weitere fermentative Tätio-keit der Enzyme in Zuckerarten verwandelt werden" (S. 11) . . . „In dem Holzkörper der kurzen einjährigen Äste von Primus avium^ welche nur eine Terminalknospe tragen, fehlen die Hemicelluloseschichten so gut wie ganz. Dafür sind die Zellen der Mark- und Rinden- strahlen meist völlig vollgepfropft mit Gummi" (d. h. Hemicellulose- Gummi). „Behandelt man das Gewebe mit Alkali-Alizarin, so geben diese Zellen die schöne Violettfärbung ..." „Nach dieser Dar- stellung finden die reinen Hemicellulosegummis im Stoffwechsel Verwendung. Sie können jedoch noch so verändert werden, dass sie dann wahrscheinlich als Excret gelten müssen. Eine wohl häufig eintretende Veränderung besteht in der Oxydation. Die Gruppe COH in dem Zucker- oder Saccharo-Colloidmolekül nimmt Sauerstoff auf und geht in die Gruppe COOH über, wodurch Arabin- resp. Galaktinsäuren entstehen. Die Oxydation geschieht durch 0-Überträger, welche sich beim Austreiben im Gewebe bilden . . . Das Auftreten der Sauerstoffüberträger erfolgt, soviel ich bis jetzt gefunden habe, vor der Diastaseerzeugung; beide Körper stehen vermutlich in genetischem Zusammenhang. Das diastatische Ferment dient dann dazu, die Hemicellulose oder deren Gummis zu lösen, wie ich dies oben bei der Einwirkuno- von Diastase auf Traganth gezeigt habe." Es kam mir zunächst darauf an, zu zeigen, dass auch GRÜSS sich die Entstehung des Gummiexcretes durch Oxydation einer vor- gebildeten Substanz denkt. Es erübrigt sich, näher auf die Art einzugehen, wie er sich diese Umwandlung denkt, da dies (Über- gang der COH- in die Carboxylgruppe) ganz hypothetisch ist und in Anbetracht der colloidalen Beschaffenheit der fraglichen Körper 1) „Über Lösung nnd Bildung der aus Hemicellulosen bestehenden Zellwände und ihre Beziehung zur Gummosis." (Bibl. botan. Heft 39, Stuttgart 1896.) ?,10 W. Ruhland : wohl auch vorläufig bleiben wird. Aber die Annahme, dass hier im Holze gewisse Lamellen rein aus Hemicellulosen bestehen, welche nach Überführung in gummiartige Zwischenprodukte wieder in den Stoff- wechsel durch teilweise Aufspaltung einbezogen werden können und so die Muttersubstanz des Excretes darstellen, möchte ich nicht un- widersprochen lassen. Den Beweis für die Existenz der behaupteten Hemicelluloseschicht und der Arabin-Galaktiusubstanz bringt GrCss lediglich durch die erwähnten Färbemittel. Es ist mir aber trotz mannigfacher Wiederholungen mit den verschiedensten Prunus-Arten und zu verschiedenen Jahreszeiten nie gelungen, mit Fuchsin eine ungefärbte Hemicelluloseschicht zur Darstellung zu bringen. Die Wände waren durchweg gleichartig gefärbt. Auch GrÜSS's Alkali - Alizarinmethode versagte trotz mannigfachster Variation. Man kann vielmehr willkürlich jede beliebige Farbenabstufung hervorbringen. Ich muss also GrÜSS's colloidale Arabin-Galaktin- Substanz für hypothetisch erklären und bezweifle auch ent- schieden die Existenz einer in den Stoffwechsel wieder einziehbaren Hemicelluloselamelle bei den Amygdaleen. Dieselbe auf dem Wege der Hydrolyse mit verdünnten Säuren nachzuweisen, ist, wie ich mich überzeugte, ganz unmöglich, da hierbei das Gewebe völlig verquillt und zum Teil zerfällt. Dass aber chemisch hierbei Zucker erhalten werden, ist selbstverständlich und beweist nichts im Sinne von GRÜSS. Ich sehe vielmehr nach wie vor die Muttersubstanz des Gummis in den zur Wandbildung bestimmten, im übrigen aber unbekannten Kohlenhydraten der embryonalen Zellen — und später in den gänzlich der Cytolyse anheim- fallenden Geweben, eine Anschauung zu der unabhängig von mir auch MiKOSCH (1. c.) auf Grund seiner anatomischen Studien gelangt ist. Wenn unsere Annahme von der Rolle des infolge der Ver- wundung von aussen eindringenden Sauerstoffs richtig ist, so müssen Wunden, welche unter Sauerstoffabschluss gefertigt und gehalten werden, ohne Gummibildung verlaufen. Wunden, zu welchen der 0-Zutritt scheinbar abgeschlossen war, hat WlLL^) gemacht. Er verschloss entweder die Schnittfläche sofort nach ihrer Anbringung mit Teer oder Wachs oder er tauchte die am Baum gebliebenen Stumpfe gestutzter Zweige bald nach der Dekapitierung in Wasser. Bei diesen Versuchen hat jedoch im Moment der Verletzung der Sauerstoff Zutritt gehabt und kann auch durch die Organismen, die meinen Erfahrungen nach in dem Verschlusswasser sich gebildet haben werden, übertragen worden 1) Will, A., „Beiträge zur Kenntnis von Kern- und Wuudholz". (Inaugural- Dissert., Bern, 1899.) Zur Physiologie der Gummibildung bei den Amygdaleen. 311 sein. Dass unter dem Teer- und Wachsverschluss die Gummi- bildung aber etwas geringer war, gibt WILL zu und PßAEL hat ihm geg'enüber angegeben, dass sie in solchen Fällen ausbleibe. Unsere eigenen Versuche zielten darauf hin, Verwundungen unter möglichst vollst<ändiger Verhinderung von Sauerstoffzutritt zu erzielen. Es braucht wohl kaum besonders erwähnt zu werden, dass eine Versuchsanstellung, wie sie zunächst wohl am einfachsten er- scheinen könnte, bei der sich die Zweige in einer 0-freien bezw. 0-haltigen Atmosphäre oder Flüssigkeit befänden, ausgeschlossen ist, da bei gänzlichem Mangel an Sauerstoff sogleich intramolekulare Atmung unter Alkoholbildung einsetzt und meist schliesslich binnen einio-er Taoe zum Tode der Pflanzen führt. Es ist klar, dass bei einem so tiefgehenden Eingriff in den normalen Lebensprozess das Ausbleiben von Gummibildung nicht allein auf mangelnden Sauer- stoffzutritt zur Wundfläche zurückgeführt werden darf. Meist wurüe ganz einfach (Versuchsanordnung 1) so verfahren, dass die unverletzten Zweige unter verflüssigtem Paraffin oder einem ähnlichen Fettkörper') mit einer scharfen Scheere abge- schnitten wurden, sodass die Zweige mit einer sehr kurzen Kappe überzogen waren und die übrige gesamte Zweigoberfläche den normalen Gasaustausch beibehielt. Nur selten wurden statt der Querschnitte auch seitlich Einschnitte gemacht.^) Mit den so be- handelten, am unteren Ende unter Wasser abgeschnittenen und in Wasser stehenden Zweigstücken wurde eine entsprechende Anzahl gleichartiger, ebenso behandelter, aber mit dem oberen Ende an der Luft abgeschnittener, nicht mit Paraffin überzogener Zweige ver- glichen. Einige Male wurden auch die Zweige mit ihrem oberen Ende in die Öffnung eines durchbohrten, tief schalenförmigen Uhr- glases eingeführt und dieses mit Quecksilber gefüllt, von welchem 1) Die Temperatur der verwendeten Yerschlussmittel ist natürlich, um Ver- brühungen zu vermeiden, möglichst niedrig über dem Schmelzpunkt zu halten und beständig zu kontrollieren. Notwendig für das Gelingen des Versuches ist, dass die Wundfläche bei diesem Verfahren wirklich eine dicht schliessende, möglichst dicke Verschlusskappe erhält. Kakaobutter und das Paraffin -Wachs- gemisch haben den Nachteil, mitunter infolge der nachträglichen Spannungs- änderungen in den umschlossenen Gewebekomplexen feine Eisse zu bekommen; das reine Paraffin aber hebt sich, wenn auch seltener, bei läugerer Versuchsdauer und hierdurch bedingtem Zusammenschrumpfen des Zweiges von dessen Oberfläche ein wenig ab, so dass dann in beiden Fällen Versuchsfehler entstehen. Es ist aber schwer, für diese Verschlussmedien Ersatz zu schaffen. Entweder liegen deren Schmelztemperaturen so hoch, dass Verbrühungen zu befürchten sind, oder ihre Verwendung ist, wie bei den Cellulosederivaten (Photoxylin, Celloidin usw.), wegen der Giftigkeit des Lösungsmittels ausgeschlossen. 2) Die seitlichen Einschnitte müssen bis ins Cambium reichen. Hierüber später an anderer Stelle Näheres. 312 W. Ruhland: also dann das Zweigende überdeckt war. (Versuchsanstellung 2, vgl. Fig. 2.) Endlich wurde noch mehrfach eine etwas umständlicliere Ver- suchsanordnung (Nr. 3, vgl. Fig. 3) durchgeführt, bei welcher die Pflanzen ohne jeden Überzug verblieben. Die Zweige wurden mit ihrem unteren Ende unter Wasser abgeschnitten und darauf mit ihrem oberen, unverletzen Ende durch eine durchlöcherte Korkplatte geführt, welche nach unten zu ein sehr kurzes, weites Glasrohr wasserdicht verschloss. Die Dichtung um die zu mehreren in der Korkplatte befindlichen, einzeln in je einem Loche steckenden /~\ Fi- 2. Fi-r. 3. Zweige wurde durch Watte und zähflüssig gemachtes Guttapercha erreicht, wobei eine Schädigung der Zweige ausgeschlossen war. Darauf wurde das Glasrohr mit W^asser gefüllt und die Zweige oben unter Wasser abgeschnitten. Da aber einerseits dieser Abschluss wegen des im Wasser mit der gelösten Luft vorhandenen Sauer- stoffes als noch nicht genügend betrachtet werden konnte und andrerseits in dem unter diesen Umständen, ohne die Zweige der Luft auszusetzen, schwierig zu regenerierenden Wasser sich bald Organismen aller Art ansiedeln, wurde über die Zweigenden je ein umgekehrtes Reagensglas mit W^asser gestülpt und dies durch Zu- leitung von Wasserstoff oder durch Stickstofl' (resp. beim Kontroll- versuch durch Luft) verdrängt. Selbst bei dreiwöchiger Versuchs- Zur Phjsiologie der Gummibilduiig bei den Amygdaleen. 3] 3 dauer trat keinerlei Schädigung der Versuchspflanzen hervor. Die- selben entwickelten ihre Knospen weiter, blühten vielfach, bildeten reichlich Callus und Hessen auch bei der nachfolgenden genauen anatomischen Durchmusterung auf das Vorhandensein von Gummi- lücken, der jeder Zweig nach Beendigung eines Versuches unter- worfen wurde, keine Spuren schädlicher Einwirkung erkennen. Lei CO Ü5 '^ £•5 c £ c s > = ^0 1 C3 N ff - c = Prunus Geras US 3. 2.06 22. 2.08 Paraffin 7 0 10 8 Fr. Ptrsicn . . 17. 2 06 1. 3.06 Kakaobutter 5 0 0 5 do. . . 22. 2 05 1 3.06 do. 2 1 5 0 do. . . 22. 2.06 6. 3.06 do. 2 0 3 2^) do. . . 20 2.06 6. 3 06 lOprozentige Gelatine 11 4-0 8 G do. . . 26. 2.01 6. 3.06 Gemisch von ^s Kakao- butter und Vs Wachs 14 13) 12 10 do. . . 3. 12.06 17. 12 06 do 19 1 17 9 do. . . 8. 1.07 31 1.07 Paraffin 13 0 12 12 do. . . 8. 1.07 31. 1.07 Kakaobutter- Wachs- gcniisch 12 0 12 12 Pr. (loinestka . 11. 1.07 21. 1.07 Kakaobutter 16*) 0 8 3 Pr. Persicn . . 10. 1.07 22. 1 07 Paraffin 9 0 5 5 do. . . 23. 1.07 7. 2.07 Kakaobutter-Paraffin- 12 0 12 0 mischung Pr. iiciuin. . . 11. 1.07 31. 1.07 teils Paralfin, teils 14 0 9 3 Kakaobutter Pr. Persicn . . 17 1.07 4. 2,07 Paraffin 8 1 8 6 do. . . 4 2.07 11. 2.07 Paraffin-Kakaobutter- gemisch (3 : 2) 6 1 5 5 do. . . 15. 2.07 28. 2 07 do. 5 2^^) 7 4 Pr. aciuui . . 15. 2.07 28. 2.07 Paraffin 8 3 8 8 Pr. Parsica . . 1. 3. 07 9. 3. 07 do. 6 0 5 5 do. . . i. 3.07 18. 3.07 do. 6«) 0 5 2^) do. . . 4. 3 07 14. 3.07 du 6 0 6 2 do. . . 5. 3.07 19 3 07 do. 5 0 5 ;; Pr. avium . . 5. 3.07 19. 3. 07 do. 5 0 5 1 Pr. Mahakb . 7. 3.07* 21. 3.07 do. 6 0 6 3 Pr. daniestica . 7. 3.07 21. 3.07 Paraffin-Kakaobutter- gemisch 5 0 5 4 do. . . 7. 3.07 21. 3.07 Paraffin 5 0 5 1 1) Der dritte Zweig zu dünn, schnell vertrocknet. 2) Wohl ungeeignetes Verschlussmittel. 3) Verletzung der Verschlussschicht äusserlich nicht erkennbar. 4) Nach Beendigung des Versuches und Abtragen der Kappe entstand nacli- träglich an drei Zweigen Gummi. 5) An einem Zweige Riss im Periderm, am andern lag die Gummizone um eine tote Knospe herum. 6) Davon drei vertrocknet. 7) Ursprünglich sechs, einer aber schon nach zwei Tagen vertrocknet Die anatomisch-mikroskopische Durchsuchung der Zweige nach Gummilakunen geschah ausser durch mich ebenso häufig durch die Herren ADERHOLD und Zur PM'siologie der Gummibildung bei den Amygdaleen. 315 RlEHM. In der Tabelle ist ein Versuch mit Pfirsichzweigen unerwähnt geblieben, bei welchem alle Zweige Gummi gebildet hatten; es stellte sich jedoch heraus, dass hier der Sauerstoff seinen Eintritt in die mit Paraffin verschlossenen Zweige durch unverschlossen gebliebene, gestutzte Seitenzweige gefunden haben konnte. Dasselbe war möglicherweise der Fall bei zwei im Vorjahre mit Prunus Cerasus durchgeführten Versuchen, wo auch mehrere verschlossene Zweige Gummi gebildet hatten. Da ich die Zweige nicht gesehen iiabe, sind sie nicht in der Tabelle auf- geführt worden- Lücken blieben. Dagegen ergaben bei einem am 6. April ein- o;eleiteten Wasserstoffversuch von sieben Luftzweigen am 20. April vier Gummibildung, während die siebeii WasserstofFzweige keine Lücken bildeten. Am 18. April wurde der letzte Versuch dieser Art mit einer gleichen Anzahl von Zweigen angesetzt: am 2. Mai zeigten sich fünf von den Luftzweigen als gummihaltig, während alle WasserstofFzweige gummifrei geblieben waren. Diese Versuche scheinen mir sehr im Sinne der vorgetragenen Theorie zu sprechen und eine andere Deutung nicht zuzulassen, welche mir zuerst am nächsten zu liegen schien, wonach den An- stoss zur Gummibildung lediglich der traumatische Reiz als solcher sähe und nur rein chemisch zum Zustandekommen der Gummi- Substanz aus einem unbekannten, aber sauerstoffarmeren Grundstoffe der Sauerstoffzutritt durch die normalen Gaswege nötig wäre. Über mannigfache Versuche in dieser Richtung w^erde ich später be- richten. Es steht dieser Punkt mit einer weiteren, interessanten Seite des Problems in Zusammenhang, nämlich der Ausbreitung des Prozesses in der Longitudinalrichtung der Sprosse, worüber eben- falls erst die spätere Mitteilung handeln wird. Im Anschluss an das Vorstehende sei hier nur noch der Hinweis darauf ver- stattet, dass — abgesehen von den sonst bei der weiteren Ausbreitung des Prozesses in Fras-e kommenden Faktoren — die zur Gummi- bildung führenden katalytischen Vorgänge hierbei natürlich die jeweilige Sauerstoff zufuhr erfordern. Hierfür spricht u. a. deutlich der Umstand, dass der Gummifizierungsprozess, von der Wundstelle am Zweige abwärts schreitend, wenn nicht, wie meistens schon nach einigen Zentimetern, so doch stets Halt macht, sobald das Niveau des Wassers erreicht ist, in dem die abgeschnittenen Zweige stehen. Die unter Wasser befindliche, vom direkten Sauerstoffzutritt abge- schnittene Partie der Zweige blieb ausnahmslos bei allen von mir angestellten Versuchen gummifrei, obwohl sich hier niemals Anzeichen irgend welcher Schädigungen, selbst nicht nach mehrwöchigem Ver- weilen daselbst, erkennen Hessen. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXV. 22 316 Wilhelm Wollenweber: 46. Wilhelm Wollenweber: Das Stigma von Haematococcus. Mit Tafel XI. Eingegangen am 24. Juni 1907. Bis jetzt kennen wir nur zwei sichere Arten der Algeugattung- Haematococcus^ nämlich Haematococcus pluvialis Flotow (1) und Haematococcus BütscliUi Blochmann (2). Obgleich einige morpho- logische und physiologische Arbeiten über diese Organismen vor- liegen, ist die wichtige Frage, ob ein Augenfleck bei diesen so lichtempfindlichen Organismen vorkommt oder nicht, bisher ungelöst geblieben. Die Gattungsdiagnose schwankt in diesem Punkte er- heblich. In den Arbeiten von FlOTOW, COHN (3), BRAUN (4), PerTY (5) (1844—51) über H. pluvialis ist öfter das Stigma er- wähnt, auoenscheinlich aber stets das mehr oder wenioer zentral gelegene meist reichlich enthaltene Haematochrom darunter ver- standen worden (Fig. 1). Pa-st BCtscHLI (6) (1884) spricht sich klar dahin aus, dass der Augenfleck fehlt. Eine neue Haematococcus- Axt beschreibt BLOCHMANN (1886) als H. Bütschlii. Da er bei dieser Art ein Stigma auffand, ändert er die BÜTSCHLl'sche Gattunosdiagnose um und sagt: Auo-enfleck vor- banden oder fehlt. In einer grösseren amerikanischen Originalarbeit von HAZEN (7) (1899) über Sphaerella lacustris (^Haematococcus plu- vialis) ist nur eine kurze Bemerkung über den Augenfleck enthalten: „The haematochrom never seems to have the character of the red ,eye spot' of other genera", woraus hervorgeht, dass auch Hazen dieses Organ nicht beobachten konnte. In AVlLLES algologischen Notizen (8) (1903) verdichtet sich der reiche literarische Stoff zu einer neuen Gattungsdiagnose, und wir finden hier in Anerkennung der schon von BLOCHMANN gegebenen Modifikation: „Stigma kann vorhanden sein oder fehlen", ersteres auf H. Bätschlii, letzteres auf H. pluvialis bezüglich. SCHMIDLE (9) (1903) konnte bei beiden Arten ein Stigma nicht nachweisen. Auf Grund meiner Unter- suchungen glaube ich nunmehr aussprechen zu können, dass alle Arten in allen beweglichen Entwicklungsstadien ein Stigma besitzen. Grüne Formen verschafften mir die erste Sicherheit von dem Vorhandensein des Stigmas bei H. plmialis (Fig. 2). Solche Formen lassen sich mit Sicherheit erzielen in KNOP'scher Nährlösung 0,2 pCt., ferner in einem Reoen- oder Schneewassermedium mit einer Unter- Das Stigma von Haematococcus. 3] 7 läge von ^'^, — 1 pCt. Nährsalz- Agar; auch bietet deuselbeii Erfolg eine Nährsalzlösung, der organische Stoffe: Zucker, Pepton, Asparagin, beigemengt sind; diese Lösung darf indes nicht frisch angewandt werden, da die auftretenden Bakterien jede Algenentwicklung zurück- drängen. Erst nach ein paar Monaten wirkt die nun geklärte Lösung vorzüglich und bringt grüne Schwärmsporen mit zarter Membran hervor, die man mit Chlamydomonas verwechseln könnte, wenn sie nicht ein anderes Chromatophor besässen. Hat man auf die eine oder andere Art grüne Formen erhalten, so zeigt sich das Stigma dieser Individuen stets gut ausgebildet, trotzdem aber wegen seiner gelborangen matten Färbung mit Trockensystenien nur undeutlich. Eine Immersionslinse ist hier entschieden vorzuziehen, ebenso wie das künstliche Licht, wenn gut filtriert, dem Tageslichte. Yon künstlichen Lichtquellen eignen sich Gasglühlicht und Nernstlicht vorzüglich zur Untersuchung wie zum Zeichnen. Um solches Licht zu filtrieren, bedient man sich seit langem parallelwandiger und kugeliger Glasgefässe. Letztere bieten hier mehr Vorteile, da sie die Lichtintensität erhöhen und selbst bei Anwendung von mehreren Glaskugeln hintereinander immer noch lichtstark genug bleiben. Solche Kugeln, die mit sehr verdünnter Kupfersulfatlösung beschickt werden, erleichtern die Auffindung des Stigmas wesentlich und liefern ein gutes Konturenbild, bei offener Blende auch ein gutes Farbenbild. Dies zeigte sich bei der Untersuchung von Microgonidien (Gameten?) des H.pluvialis (Fig. 9), die, aus Aplanosporen stammend, noch viel Haematochrom in roten Tröpfchen in der Zelle zerstreut enthalten. Ich habe mich mit Absicht über die Beobachtungsart etwas weiter verbreitet, um eine Nachkontrolle zu erleichtern. Nachdem ich so Sicherheit bekommen hatte, dass bei dem grünen H. pluvialis ein Augenfleck existiere, gelang es mir auch, denselben bei roten Formen aufzufinden. Rote Formen erhält man in destilliertem Regen-, Schnee- oder Leitungswasser, auch in 0,2 pCt. Saccharose enthaltenden destilliertem Wasser. Die Menge des Rotes aber schwankt, und es finden sich Individuen, die nur noch eine schmale grüne Randzone zeigen (Fig. 1) und solche mit mehr oder weniger reduziertem am Zellkern haften- den Haematochromfleck (Fig. ;3, 5). Auf Fig. 3 würde die Be- merkung COHN's (3) (1850) p. 62 (668) passen: „Eine Stufe ist von Interesse, wo das rote Pigment auf ein einzelnes kleines Körnchen reduziert ist, welches im Innern oder an einer Wand der Primordial- zelle hängt und dann jenes Gebilde darstellt, welches von EHREN- BERG als „rotes Auge" bei Infusorien, von KCTZING, FRESENIUS und ThURET bei Algensporen entdeckt wurde." Neben diesem Stigma früherer Auffassung findet sich das wahre Stigma in der Abbildung. Da die noch so stark geröteten Zoosporen stets einen 22* 318 Wilhelm Wollenweber: grünen Rand haben, so wird man in der Lage sein, auch bei ihnen den Augenfleck zu finden; durch A^erschieben des Deckglases dreht man das Individuum so, dass das Organ im Medianschnitt in Coin- cidenz mit der grünen Randzone tritt (Fig. 1). Die Form des Augenfleck von H. pluvialis ist sehr verschieden. Bei älteren Individuen ist die Keulenform (Fig. 6a u. b), bei jüngeren die eines spitzwinkligen sphärischen Dreiecks (Fig. c, d, e) vor- herrschend. Der Basis des Dreiecks ist nicht selten noch eine kurze Zacke aufgesetzt, die aber perspektivisch aufzufassen ist (Fig. 5a), da der Mediauschnitt sie als keilförmigen nach innen gerichteten Zapfen erkennen lässt (Fig. 5 b und Fig. 6h). Die Seitenansicht des Stigmas zeigt oft die Gestalt einer Sichel (Fig. 6f) oder eines spitz- winkligen Dreiecks (Fig. 5b und Fig. 6h). Auch über den inneren Bau lässt sich bei oben geschilderter Beobachtungsart so viel sagen, dass ein feinmaschiges Netzwerk, die Grundsubstanz, die Farbkörnchen in sich schliesst, so wie es FßANZE (10) 1892 bei den Stigmata der Euglenen und Chlamydomonaden beschreibt. Das Stigma liegt peripherisch im oberen Teile der Zelle (Fig. 4a)'), meist dicht vor dem Äquator^) oder wird von ihm halbiert, wenn die Zelle sich teilen will, wobei es meist mit geteilt wird. Fig. 8 zeigt den Ausnahmefall, wo der Augenfleck bei der Teilung ungeteilt dem oberen Abschnitt zugefallen ist. Das Stigma liegt konstant in der Höhe des Zellkerns (Fig. 3 u. 7)^), nur bei den Microgonidien (Gameten?), deren Kern ganz vorn ge- legen ist, sehen wir ihn manchmal tiefer (Fig. 9a), meist aber normal (Fig. 9 b). Die Grösse des Organs schwankt bedeutend. Es wurden Längen von 2 bis 13 /t. Breiten bis 1,5 /< gemessen. Die Durchschnitts- zoospore begnügt sich mit einer solchen von 5 ^ Länge. Lage und Farbe erwiesen sich konstant auch bei Änderung des Nährmediums, ob die Zoospore grün, rot oder doppelfarbig ist. Dagegen konstatierte ich eine Verschiedenheit in der Phototaxis, die man immer mehr als vom Stigma beherrscht betrachtet (KÜNSTLER, FeanZE, OVERTON usw.). Grüne Zoosporen suchen im Kulturglase bei normaler Tempe- ratur stets den positiven Lichtrand auf, während rote eine stärkere Ansammlung seitlich bilden, also ein geringeres Lichtoptimum be- sitzen dürften. Es ist nicht unwichtig, dass nunmehr mit Sicherheit 1) Der Mecliansclinitt (Fig. 4b) würde es erst bei Drehung um die Längsachse um 45° im Sinne des Uhrzeigers zeigen. 2) Unter Äquator verstehe ich die Umrisslinie des grössten Querschnitts der ein Rotationsellipsoid darstellenden Zelle. 3) Fig. 7 nach einer mikrophotographischeu Aufnahme der photographischen Lehranstalt des Lettevereius, Berlin. Das Stigma von Haematococcus. 319 bei diesen topophototaktischeu Organismen der Angenfleck nach- gewiesen werden konnte, und es nun nicht mehr nötig ist, die Ur- sache phototaktischer Reaktion bei Haematococcus pluvialis allein im Cytoplasma oder gar im zentralen Haematochrom zu suchen. ThUEET behauptete einst, das Stigma könne die Lichtstimmung nicht leiten, da auch Oedogoniumschwärmer, die er für stigmenlos hielt, photophil seien. STRASBURGER fand dieses Organ bei Oedogonium, stellte sich indes doch auf THURET's Standpunkt, da auch Chijtkridium vorax auf Licht reagiere. In neuerer Zeit sind mehrfach Stigmata auf- o-efunden worden, so dass es in Zukunft bei so bestimmten Be- merkungen wie der PFEFFER's (11) p. 774: „Übrigens reagieren viele Schwärmzellen phototaktisch, die keinen Augenfleck besitzen", wünschenswert wäre, die Gattungen oder Arten aufzunenneu, zumal nach CHODAT die Verhältnisse nicht immer genügend geklärt sind (1'2), wie aus dem Fragezeichen hervorgeht, z. B. bei seiner Äusserung S. 17: II y a des zoospores qui sont depourvues de stigma; ce sont Celles des Confervacees et des Trentepohliacees (?). So harrt die Frage nach der Funktion des Stigmas der Haemato- coccen noch immer ihrer Lösung. Weiter wird zu untersuchen sein, ob das Haematochrom einen Lichtschutzapparat darstellt. Es gelang mir, Zoosporen 72 ^^^^^ völlig grün und im Schwärmzustande zu erhalten, trotzdem aber behielten sie die Fähigkeit, bei Übergang zur Ruhe wieder Haematochrom zu bilden. Das Stigma des Haematococcus Bütscldii liegt nach BLOCHMANN's Artdiagnose in der Höhe des vorderen Pyrenoides, nach seineu Ab- bildungen sogar ein Stück höher. Es ist 2 /t lang und soll halb- mondförmig sein. Ich habe diese Art vom Originalstandort bisher nicht erhalten können, dagegen besitze ich eine mit H. Biitschln nahe verwandte Haematococcus - Art. Dieselbe fand sich bei DröBAK auf einer Insel im Kristiania - Fjord. Sie hat mit H. BütschUi die zwei Pyrenoide von konstanter Stellung gemein, auch die feinen Plasmaausstrahlungen in die Membran, die indes für gewöhnlich nicht ringsum vom Cytoplasma ausstrahlen, sondern sich mehr auf den hinteren Teil der Zelle beschränken (Fig. 10 u. 13).^) Das Stigma liegt indes ein Stück unter dem oberen Pyrenoid (Fig. 10 u. 11), also etwas vor dem Äquator der Zelle. Die Länge ist etwa 2 /<, die Breite bis 1 /<, bei Gameten ist die grösste Länge 1 f.1. Die Form des peripherisch gelegenen Augenflecks variiert auch hier etwas, lässt sich indes immer auf die bei H. pluvialis be- schriebene zurückführen (Fig. 11, 12 u. 15 b). Durchschneidet der 1) Fig. 13 nach einer mikrophotographischen Aufnahme wie Fig. 7. 320 Wilhelm Wollenweber: Medianschnitt das Stigma der Länge nach, so zeigt die sichelförmige Schnittfigiir manchmal zwei Zapfen, die keilförmig nach innen gehen (Fig. 10 u. 15 a, c, d). Etwas wie einen hyalinen Linsenkörper, welchen STRASBUEGER bei Cladophora gesehen, habe ich bei beiden Arten nicht unterscheiden können. Was mir aber auffiel, war die gegenseitige Lage von Stigma und Nucleus. Bei allen mir bekannten stigmenführenden Zoosporen fand ich beide Organe in einer Höhe, so dass man eine gegenseitige Beziehung mutmassen könnte. Die Lage des Augenflecks ist konstant während der AA^achs- tumsperiode der Schwärmzelle, vor der vegetativen Teilung dagegen rückt dieses Organ bei H. ßvtschln und der von mir untersuchten neuen Art ganz ans Torderende (Fig. 12), während es bei H. lüuvialis seineu Platz beibehält. Ich nenne den neuen Organismus bis auf weiteres Haematococcus droehakensis u. sp. Pflanzenphysiologisches Institut der Universität Berlin. LiteraturTerzeichnis. 1. J. VON Flotow, Über Haematococcus pluvialis. (Nova Acta Acad. Leopold. - Card. Vol. XX, P. 2. Halle 1844.) 2. F. BloCHMANN, Über eine neue Haematococcus -Art. (Verhandl. d. naturhist. medic. Ver. B. III. Heidelberg 1886.) 3. F. COHN, Nachträge zur Naturgeschichte des Protococcus pluvialis Kützing. (Nova Acta Acad. Leopold. Carol. Vol. XXII. P. 2. Wratisl. 1850 ) 4. A. Braun, Betrachtungen über die Erscheinung der Verjüngung in der Natur. Leipzig 1851. 5. M. Perty, Zur Kenntnis kleinster Lebensformen. Bern 1852. 6. 0. BÜTSCHLI, Protozoa, IL Abt. Mastigophoren, (1883—87.) 7. TR. Ell. Hazen, The Life History of Sphaerella lacustris (Haematococcus pluvialis). (Memoirs of Torrey Bot. Club. Vol. VI. No. 3. New York 1899.) 8. N. Wille, Algologische Notizen. (Nyt Magazin f. Naturvidenskab. B. 41, H, 1. Kristiania 1903.) 9. W. SCHMIDLE, Bemerkungen zu einigen Süsswasseralgen. (Ber. d. deutsch. bot. Gesellsch. 21. 1903.) 10. R. Franze, Zur Morphologie und Systematik der Stigmata der Mastigophoren. (Zeitschr. f. wiss. Zool. 56. 1893.) 11. W. Pfeffer, Pflanzenphysiologie 1904. 2. Bd. 12. R. Chodat, Algues vertes de la Suisse. Berne 1902. Das Stigma von Haematococcus. 3'21 Erkläiung^ der Abbilduugeu der Tafel Nr. XI. Vergr. 1000 mit Ausnahme von Fig. 6, wo Vergr. 2000 gewählt ist. Zeichen- apparat nach Abbe, homogeue Immersion Vie» Ocular 3 (Leitz) benutzt. Zellen getötet mit Os04-üän)pfeu (1 pCt). Abkürzungen. st: Stigma, h: Haematocbrom, N: Nucleus, n: Nucleolus, p: P^renoid, sf: Schnitt- linie. Fig. 1 — 9. Haematococcus pluvialis. 1. Zoosporen (Z.) aus Schneewasser mit seitlichem Stigma und reichlichem Haematocbrom. 2. Z. aus einem Schneewassermedium mit V2 pCt.. Nährsalz-Agar Unterlage. 3. Z. aus Knop 0,2 pCt. mit reduziertem Haematocbrom und wohlentwickeltem Stigma. 4. Z. aus Kultur Avie 3 mit Stigma und Netzchromatophor. a) Teil der Oberfläche mit Stigma, b) Medianschuitt. 5. Zwei verschiedene Querlagen einer Z., mit Stigma a) von oben, b) von der Seite gesehen. 6. Stigmata, verschiedene Formen. 7. Eben entschlüpfte Z. mit Stigma fast in der Mitte und Zellkern darunter (naeh Mikrophotographie). 8. Stigma bei Zweiteilung ungeteilt. 9au. b. Microgonidien (Gameten?), aus Aplanosporen entstanden, mit Stigma. Fig. 10 — 15, Haematococcus droebakensis n. sp 10. Z. im Medianschnitt mit Zapfen-Stigma. 11. Z. angeschnitten, Stigma von oben gesehen, Zellkern in der Mitte, Pjrenoide der oberen Hülle entblösst. 12. Stigma vor der Teilung nach vorn gewandert. 13. Junge eben entschlüpfte Z. mit cytoplasmatischen Ausstrahlungen in die Membran, vorwiegend am Hinterende (nach Mikrophotographie). 14. Gameten mit winzigem Stigma. 15. Stigmata, a, c, d) Seitenansicht mit Zapfen, b) Obertlächenansicht. Fig. 16. Halbmondförmiges Stigma von Haematococcus Bütschlii (nach Bloch- MANX). 322 W. ßENECKE: 47. W. Benecke: Über die Giftwirkung verschiedener Salze auf Spirogyra, und ihre Entgiftung durch Caiciumsaize. Eingegangen am 26. Juni 1907. In einem Aufsatz: „Über die Yeränderung des Zellkerns durch kalkfällende Mittel" behandelt 0. LOEW (11) die Giftwirkung der Magnesiumsalze auf Pflanzen und ihre Entgiftung durch Caicium- saize, und greift dabei die Darstellung, welche F. CZAPEK in seiner „Biochemie" (Bd. 2, S. 850) von dieser Frage gibt, scharf an. Czapek hatte ausgeführt, dass die entgiftende Wirkung der Caicium- saize sich nicht bloss, wie LOEW meint, gegenüber den Magnesium- salzen, sondern auch gegenüber anderen Salzen und Salzgemischen geltend mache; LOEW wirft nun CZAPEK vor, dass er dadurch „die ffanze Fraoe wieder verdunkle und von einem einseitigen Partei- Standpunkt aus behandele." Da sich nun diese von LOEW be- anstandete Darstellung, wie ein Einblick in die „Biochemie" zeigt, im wesentlichen auf Versuche und Folgerungen stützt, die von mir (1, 3) herrühren, will ich im Folgendem nachweisen, dass die LOEW'schen Angriffe der Berechtigung entbehren, und einige neue Beobachtungen über die Giftwirkuno- von Neutralsalzen auf die Alo-enzelle ver- •O ■ "" ^- """ "^" — ^ ^'"O^ öffentlichen. Zur Orientierung diene folgender historische Rückblick auf die Entwicklung der Streitfrage: Im Anschluss an Angaben früherer Forscher, welche mit höheren Pflanzen — landwirtschaftlichen Kulturgewächsen — experimentiert hatten, teilte LOEW (1) mit, dass Spirogyren, die in dest. Wasser, sowie Kalium- und Natriumsalzlösnngen lange Zeit am Leben bleiben, in Magnesiunisalzlösungen bald absterben, und dass die giftige Wirkung des Magnesiums durch Anwesenheit von Calciumsalzen aufgehoben werden kann. Da LOEW eine gleiche Giftwirkung auch bei Über- führung der Algen in Oxalatlösungen, nach neueren Angaben (8) auch in Lösungen von NaFl und K^COg, d. h. Mitteln, die seiner Ansicht nach durch Calciumentzug wirken, eintreten sah, glaubte er, dass auch die GHftwirkung des Mg auf einem Entzug von Ca aus wichtigen Zellorganen ^) und Ersatz desselben durch Mg beruhe, 1) 1902 schloss J. LOEB aus Versuchen mit tierischen Objekten gleichfalls, dass Caiciumsaize als Gegengabe gegen Ca-fällende Mittel zu betrachten seien. (Vgl. HOEBER, S. 291.) über die Giftwirkung verschiedener Salze auf Spirogyra. 323 welcher Austausch nur durch Anwesenheit von Ca-Salzen verhindert werden könne. Kalium und Natrium, die sich als stärkere Basen nicht so leicht von ihren Säuren trennen sollen, wie das Mg, können 'nach LOEW das Ca nicht verdrängen, darum auch keine durch Ca-Zusatz zu verhindernde Giftwirkung ausüben. Soweit lassen sich, die Richtigkeit der Versuche vorausgesetzt, die LOEW'schen Aus- führungen hören, w^enn man sie auffasst als heuristisclie Hypothesen, die Anregung geben sollen zur genaueren experimentellen Bearbeitung o dieser Fragen. Wenn aber LOEW aus seinen Beobachtungen weiter folgert, dass die Grundsubstauz des Zellkerns höherer Pflanzen aus einer Calciumverbindung des „Nukleins" oder „Chromatins'^, die der Chloroplasten aus einer ebensolchen des „Plastins" bestehe, und dass aus diesen Verbindungen Magnesium das Calcium verdränge und so Desorganisation bewirke, so kann darüber nicht weiter mit ihm ge- stritten werden, da die fraglichen Calciumverbindungen chemisch vollkommen Undefiniert sind, ihre Realität somit weder bewiesen noch widerlegt werden kann. Schon aus diesem Grunde können die Arbeiten BOEH^rs RAUMER's u. A., die eine Wechselwirkung zwischen Calciumsalzen einerseits, andern Nährsalzen, zumal Magnesiumsalzen andererseits erweisen, nicht, wie LOEW will, als Stützen seiner Theorie dienen, jene Wechselwirkung ist vielmehr noch unerklärt. Natürlich kann auch der von LOEW (4. 6. 7. 9. 10.) eingeführte Begriff des ,, Kalkfaktors" (CaO : MgO), selbst wenn seine Bedeutung für bestimmte Fälle nachgewiesen werden sollte, nichts über die chemische Natur der Grundsubstanz von Kern und Chloroplast aus- sagen. Endlich lassen auch PORTHEDl's und SAMEC's Befunde, dass in Ca -frei gezüchteten Pflanzen sich ein Überschuss des Mg über das Ca im Vergleich mit normal ernährten Pflanzen einstellt, die LOEW'sche Theorie nicht, wie diese Forscher sagen, „an W^ahr- scheinlichkeit gewinnen", denn die Autoren betonen mit Recht selbst, dass man über die Wirkung des im Überschuss aufgenommenen Mg nichts wisse, und dass ferner das Verhältnis der anderen Aschen- bestandteile zum Ca gleichfalls grösser werde, als in vollkommen er- nährten Pflanzen. War somit eine auf experimenteller Basis ruhende Stellung- nahme zur LOEW'schen Theorie vom chemischen Aufbau jener Organe von vornherein unmöglich, so forderten doch seine Beobachtungen über die Giftigkeit des Mg und dessen Entgiftung durch Ca zu einer Nachprüfung auf. Da war es mir (1, 3) nun aufgefallen, dass Spirogyren und andere Algen in Ca- freien Salzlösungen, die kein Mg, vielmehr nur Kaliumnitrat und Dikaliuraphosphat enthielten, „ebenso schnell und unter denselben Symptomen" abstarben, als in Lösungen, die ausserdem noch Mg enthielten; hiernach konnte meines 324: W. Benecke : Erachtens der Tod bei Ca-Entzug nicht durch eine Wirkung des Mg allein erklärt werden, vielmehr musste eine gleichartige Gift- wirkung auch anderen Salzen z. B. K-Salzen zugesprochen werden. LOEW (5) antwortete auf diese Schlussfolgerungen mit verschiedenen Einwänden, ich meinerseits (4) legte meine Auffassung nochmals in einem Sammelreferat dar. LOEW (8) hinwiederum hielt seine Meinung in einem Aufsatz aufrecht, den er mit dem Versprechen schloss, auf weitere ,, Angriffe" bloss dann antworten zu wollen, wenn dieselben „wirklich neue Beobachtungen oder neue Ideen brächten." Endlich legt er (11) sich in der eingangs genannten Polemik gegen Czapek nochmals mit wünschenswerter Deutlichkeit auf seine An- schauung fest: bei Calciummangel und Gegenwart verschiedener Kaliumsalze soll ,,ein langsames Absterben infolge mangelhafter Er- nährung, also quasi ein Tod durch Yerhungern eintreten, welcher nur durch Calcium- aber nicht durch Magnesiumsalze aufgeschoben werden kann." Die Giftwirkung des Magnesiums bei Ausschluss von Ca sei hingegen ,,eine wahre Giftwirkung, die gar nicht zu ver- wechseln ist mit dem eben erwähnten Tod aus Ernährungs- man gel." In meinen zur Entscheidung der Frage neuerdings angestellten Versuchen verwendete ich Spirogyra arcta Ktzg. (nach KiRCHNER's Algenflora), die ich in einem Wiesengraben bei Kiel sammelte; die „Konjugationsstimmung" war zurzeit der Versuche so stark, dass sie auch bei Zucht in vollständigen Nährlösungen nicht unterdrückt werden konnte, doch wuchsen stets eine genügende Zahl von Fäden vegetativ und dienten als Versuchsobjekte. Vor Beginn der Ver- suche wurden die Fäden entweder längere Zeit in dest. Wasser, in dem sie sich recht lange wohl befanden, gezüchtet, oder im Wasser ihres natürlichen Standortes oder endlich in künstlichen Nährsalz- lösungen. In allen Fällen wurden sie unmittelbar vor Beginn des Versuchs nochmals in reinstem dest. Wasser abgewaschen. Meist gelangten etwa zehn Fäden in kleine, mit den Salzlösungen gefüllte Kölbchen; einige Versuche wurden auch so durchgeführt, dass ein Faden in mehrere Stücke zerschnitten wurde und dann die einzelnen Stücke auf die Kölbchen verteilt wurden. Das hatte den Vorteil, dass in derselben Versuchsreihe nur von einer Mutterzelle ab- stammende Zellen zum Vergleich gelangten. Da aber selbst Zellen eines und desselben Fadens sich häufig von sehr ver- schiedener Resistenz erwiesen, wurde doch meistens die erst- genannte Versuchsanordnung gewählt, die eine grössere Zahl von Zellen zu vergleichen erlaubte und so zu besseren Durchschnitts- werten führte: Ich stellte zunächst die folgenden fünf Lösungen her: über die Giftwirkung verschiedener Salze auf Spirogyra. 325 1 2 3 4 5 KN03 KNO3 KNO3 KNO3 KNO3 K2HP04 K2HPO4 K2HPO4 K2HPO, K2HPO, MgSO^ + aq MgS04+aci MgSO, + aq K2SO4 Na,, SO, CaClj KCl NaCl KCl NaCl Die Konzentration jedes Salzes betrug 0,1 pCt; wie ersichtlich war die Lösung 1 eine ,, vollständige" Nährlösung (abgesehen davon, dass Fe fehlte), in Lösung 2 und 3 fehlte von notwendigen Grund- stoffen Ca, indem das CaClo der Lösung 1 durch KCl bzw. NaCl ersetzt war; in Lösung 4 und 5 fehlte ausserdem das Mg, hier war MgSO^ der Lösung 1 durch KoSO^ bzw. NaoSO^ ersetzt, das CaCl., durch KCl bzw. NaCl. Nach LOEW hätten nur in Lösung 2 und 3 die Algen jene Ver- giftungssymptome zeigen dürfen, in 4 und 5 hätte ein langsamer Hungertod eintreten müssen. Tatsächlich zeigte sich aber folgendes: Nach 14 Stunden war nur 1 gut weiter gewachsen, in 2 bis 5 waren die Fäden in die einzelnen Zellen zerfallen, wie das bei Ca-Mansel nicht selten zu beobachten ist (vgl. BenECKE 2). Von diesem Zeit- punkt an starben die Zellen in 2 bis 5 allmählich ab, ohne dass irgend ein Unterschied zwischen diesen Kulturen sich gezeigt hätte; nach 48 Stunden waren nur noch etwa 3 bis 4 pCt. aller Zellen lebend- In Parallelkulturen zu 2 bis 5, die etwas CaClo erhalten hatten, sowie in 1 war kaum eine Zelle abgestorben. Somit komme ich wieder zu demselben Ero-ebnis wie früher. In Kalisalzlösungen tritt der Tod infolge Ca-Entzugs ebenso schnell ein, wenn Mg fehlt als bei Gegenwart des Mg. Das Ergebnis ist dasselbe, sei es nun, dass man die Alge vor dem Versuch in dest. AVasser oder in Wasser des Standortes, oder in rollständigen Nähr- salzlösungen züchtet, nur werden sie im letzten Falle widerstands- fähiger, so dass der Tod in Lösung 2 bis 5 erst später eintritt. Bemerkenswert ist, dass eine derartige Kräftigung nicht erzielt wird, wenn man die Alge vorher in reinen Calciumsalzlösungen kultiviert; vielleicht werden bei alleiniger Zufuhr von Ca-salzen diese nicht ins Zellinnere aufgenommen. Ich erinnere daran, dass es LiEBENBERGr vor Jahren gelang, Bohnen durch Kultur in Ca-haltigem Wasser gegen nachherigen Ca-Mangel widerstandsfähiger zu machen. An diesem Ergebnis hatte zweifellos die bei Spirogyra wegfallende Transpiration ihren Anteil. Ein weiterer Versuch, den ich anstellte, wich von dem oben be- schriebenen nur dadurch ab, dass sämtliche Salze in einer fünfmal 326 W. Benecke : geringeren (d. h. 0,02prozentigeu) Konzentration verwendet wurden. Es erübrigt sich, ihn eingehender zu beschreiben, weil er zu dem- selben Ergebnis führte. Gegen meine früheren gleichartigen Versuche hatte nun LOEW, um seine Theorie zu retten, den Einwand erhoben, dass offenbar meine Algen viel Mg und wenig Ca gespeichert gehabt hätten, dies ira Zellinnern gespeicherte Mg hätte die von mir in K-salzlösungen beobachtete Schädigung zur Folge gehabt. Das kann aber, wie ich früher (4) schon sagte nicht der Grund des Ausfalls meiner Versuche gewesen sein, denn es wäre dann schlechterdings nicht einzusehen, warum nicht auch bei Kultur in dest. ^yasser sich dieser im Zell- innern vermutete Überschuss des Mg über das Ca schädlich be- merkbar gemacht haben sollte. Gleichwohl prüfte ich den Einwurf LOEW's experimentell, indem ich meine Algen vor dem Versuch längere Zeit in einer Mg-freien, sonst vollständigen Nährlösung züchtete, in welcher sie längere Zeit aushalten. Brachte ich sie hiernach in die Lösungen 1 bis 5, so starben sie wiederum in 2 bis 5 gleich schnell ab, und zwar etwas schneller, als wenn sie vorher in dest. Wasser gehalten worden waren. Also ergab auch dieser Versuch keinen Anhalt für die Richtig- keit der LOEW'schen Deutung. Ich wende mich nun dazu, einiges über die Giftwirkung einzelner Salze mitzuteilen. Zunächst prüfte ich einen von LOEW (11) be- schriebenen Versuch nach, in welchem eine Yoprozentige MgSO^- Lösung innerhalb 24 Stunden Spirogyra abgetötet, w^ährend eine gleich starke KNOg- und KoHPO^-Lösung nicht geschadet hatte. Die Nachprüfung meinerseits ergab, dass alle drei Lösungen die Algen innerhalb 12 Stunden abgetötet hatten, ein geringer Gipszusatz hob die Giftwirkung aller drei Lösungen auf. Woran das abweichende Ergebnis LOEW's liegt, daran, dass er bei sehr niederer Temperatur (8°) arbeitete, oder eine andere Art verwendete, vermag ich nicht zu sagen. Ein weiterer Versuch, bei welchem die Algen in folgende Lösungen eingebracht wurden: KNOs: K2HPO,: MgS04 + aq: CaCl^: 0,1 pCt. 0,1 pCt. 0,01 pCt. 0,1 pCt. iCaNjäOo: iCaaP^O,: rtCaSO^ + aq: iCaCIa: 0,05 pCt. 0,05 pCfc. 0,05 pCt. 0,05 pCt. lässt die* Wirkung derselben Lösungen bei stärkerer Verdünnung er- kennen: Nach 36 Stunden, und ebenso nach mehreren Tagen waren die Algen in allen Ca-haltigen Lösungen gesund, in allen Ca-freien über die Giftwirkung verschiedener Salze auf Spirogyra. 327 im Gegensatz dazu bis auf wenige Zellen abgestorben. Am frühesten trat die Schädigung ein in der MgSO^-Lösung, dann in der K^HPO^-, endlich auch in der KXOg-Lösung. In der erstgenannten war der Zellinhalt stärker verquollen, als in den anderen Ca-freien Lösungen. Diese zwei Versuche zeigen also im Gegensatz zu LOEW's Aus- führungen, dass sowohl in der MgSO^- als in der KXO3- und KoHPO^-Lösung Spirogyra schnell abstirbt, falls kein Ca zugegen ist; bei Verwendung von etwa Y^iPi'ozentigen Lösungen erweisen sich die drei Salze als annähernd gleich schädlich, bei Verwendung schwächerer, etwa */,oprozentiger Lösungen sind die MgSO^- etwas giftiger als die KoHPO^-, diese entschieden giftiger als die KXO3- Lösungen. Die bislang beschriebeneu Versuche sind nur als vorläufige Orientierungsversuche anzusehen, da ein exakter Vergleich der Wirkung verschiedener Salze natürlich nur bei Verwendung isos- motischer, nicht aber gewichtsprozentisch gleicher Lösungen möglich ist; ausserdem muss auch noch die Wirkung des Anions in Betracht gezogen werden. Die folgenden Versuche, die gleichzeitig Xatrium- und Eisensalze in die Untersuchung mit einbeziehen, entsprechen dieser Forderung. Von den drei isosmotischen Lösungen: KoSO^: 0,64 pCt., Na,SO,: 0,52 pCt., MgSO, 4-a(j: 1,82 pCt. tötete die KgSO^- und die MgSO^-Lösung die Zellen schon innerhalb 24 Stunden ab, in dieser war der Zellinhalt stärker verquollen als in jener. Auch in der Na. SO^ -Lösung waren die meisten Zellen tot, immerhin ein kleiner Teil noch lebend. Gipszusatz hob auch hier wieder die schädliche Wirkung der drei Lösuns-en auf. Dieser Versuch bestätigt die früheren Angaben, zeigt ferner, dass Na etwas weniger giftig ist als K. Der nun folgende Versuch ermöglicht einen Vergleich der Wirkung derselben drei Salzlösungen bei vier verschiedenen Kon- zentrationen : K.,SO^ Ka^SO, MgSO, + aq pCt. pCt. pCt. 1 2,6 2,1 7,2 2 0,52 0,42 1,45 3 0,10 0,08 0.3 4 0,02 0,016 0,06 328 W. Benecke : Die stärksten Lösungen der drei Salze (1) hatten alsbald Plasmolyse bewirkt, und schon nach drei Stunden war Schädigung und Tod einzelner Zellen zu beobachten. Nach 24 Stunden waren die Zellen in allen MgSO^-Lösungen tot, nur in MgSO^ 1 waren ganz vereinzelte plasmolysierte Zellen noch am Leben; offenbar hatten diese aus unbekannten Gründen sich des Eintritts des Mg-SO^ ins Innere erwehren, und so ihr Leben retten können. Die stärkste KoSO^-Lösung zeigte ausschliesslich, die zweitstärkste grösstenteils tote Zellen, in der dritt- und viertstärksten waren die Zellen weniger geschädigt, zum grossen Teil noch normal. Die stärkste NaoSO^- Lösung hatte ebenfalls alle Zellen getötet, die anderen aber die Zellen weniger geschädigt, als die entsprechenden KoSO^ -Lösungen. Die stärkere Giftigkeit des Mg im Vergleich zum K tritt also wiederum besonders in den schwächeren Konzentrationen deutlich hervor, auch die geringere Schädlichkeit des Xa im Vergleich zum K ist bei Verwendung nicht zu starker Lösungen deutlicher erkennbar. Parallelkulturen mit CaSO^-Zusatz zeigten gesunde Zellen, nur in der stärksten MgSO^-Lösung trat der günstige Einfluss des Ca-Zusatzes nicht sehr deutlich zu Tage; bei der starken Konzentration der MgSO^-Lösung hatte also das Ca das Mg nur zum Teil zu entgiften vermocht. In der stärksten KoSO^- und NaoSO^ -Lösung mit Gips- zusatz waren aber alle Zellen gesund und ihre Plasmolyse zurück- gegangen. ') Im Anschlüss an diesen Versuch war nun zu fragen, ob Calcium- salze auch dann unschädlich sind, wenn sie allein und in Plasmolyse bewirkender Konzentration auf die Zellen einwirken. Es zeigte sich, dass in den drei Lösungen: CaCl: 1,6 pCt., CaN.Oß f 4H,0: 3,4 pCt., CaSO, + 2HoO: 0,25 pCt., deren erste und zweite mit den stärksten Lösungen des vorher- gehenden Versuchs isosmotisch sind, die Zellen mehrere Tage lang lebendig blieben; die in der CaCL und CaNoOg-Lösung eingetretene Plasmolyse blieb bestehen. Wenn hierdurch festgestellt ist, dass Ca- 1) Dieser Eückganp^ der Plasmolyse beruht wahrscheinlich auf dem Eiu- driugfen des Na^- bzw. K2SO4 iu die Zellen. Wie das Ca dabei wirkt, ist voll- kommen unbekannt, vielleicht lässt sich aber die Beobachtung in Zusammenhang bringen mit der von Klebs beobachteten Ersclieinung, dass Zucker nur bei Gegenwart bestimmter Stoffe (Eisenweinstein, KNOP'sche Lösung) in die Konjugaten- zelle unter Rückgang der Plasmolyse eindringen kann. — Es wäre auch zu unter- suchen, ob der von JANSE in seinen Studien über Meeresalgen beobachtete Plas- inolyseausgleich dadurch mit bedingt wurde, dass zur Plasmolyse Lösungen der Salze iu „Ca-haltigem Dünenwasser"' verwendet wurden. Jedenfalls zeigt der Ausfall unserer Versuche soviel, dass die günstige "Wirkung des Ca nicht einfach darin besteht, dass es auf irgend eine Weise das Eindringen der schädlichen Salze ins Zellinnere verhindert. über die Giftwirkung verschiedener Salze auf Spirogyra. 329 Salze während mehrerer Tage, in welcher Zeit K-, Na- und Mg- Salze erheblich schädigen oder abtöten, keinerlei ungünstio-e Wirkun": ^usüben; so wäre doch durch weitere Versuche, die sich über noch längere Zeiträume erstrecken, erst zu ermttteln, ob sie ebenso un- schädlich sind, wie nach den Versuchen von KLEBS Rohrzucker oder andere Nonelektrolyte, und es müsste ferner durch solche Versuche entschieden werden, ob Zucht in schwachen Ca-salzlösungen bessere Resultate ermöglicht als Zucht in dest. Wasser, wie das seit BOEHM für Keimlinge höherer Pflanzen bekannt ist. Wir werfen noch einen Blick auf die Wirkung von Eisensalzen, deren Giftwirkung auf Spirogijra schon LOEW (1) beschreibt, ohne zu untersuchen, ob auch hier Calciumsalze entgiftend wirken. Ich brachte Fäden der Alge in 0,01 prozentige und 0,05 prozentige Lösungen von Ferrosulfat, mit oder ohne CaSO^- Zusatz. Nach 24 Stunden waren in den Ca- freien Lösungen alle Zellen unter Blaufärbung des Inhalts abgetötet, in den Ca-haltigen Fe-Lösungen waren zwar nicht alle, aber doch viele Zellen am Leben geblieben; im Gegensatz zu den abgestorbenen zeigte ihr Inhalt keine Gerb- stoffreaktion. Somit war das Ergebnis eine zwar deutliche, aber nicht durchgreifende Entgiftung des Fe durch Ca. ^) Um nun noch die Beteiligung des Anions^) an der Giftwirkung der Salze zu studieren, wurde zunächst die Wirkung folgender isos- motischer Lösungen untersucht (s. obenstehende Tabelle auf S. 330). Nach 30 Stunden waren die Zellen in allen Mg- und K-Salz- lösungen tot, die starke Giftwirkung der Kationen hatte hier offenbar etwaige Unterschiede in der AA^irkung der Anionen verschleiert. Von den Na-Salzlösungeu zeigte aber nur die Nag SO^- Lösung geschädigte Zellen, in der NaCl-Lösung waren alle Zellen so gesund, als in den mit CaS04 angesetzten Parallellösungen. Nach den in der Literatur vorliegenden Angaben (vgl. weiter unten KLEBS und TRUE) wäre es 1) Die Beobachtung, dass die ungeschädigten Zollen im Gegensatz zu den ge- schädigten keine Gerbstoffreaktion im Zellsaft zeigten, scheint darauf hinzudeuten, dass in diesem Fall das Ca dem Fe den Eintritt ins Zellinnere verwehrte. Aus dem vorher beschriebenen Versuch (vgl. Anm. auf vor, S.), in dem K2SO4 bzw. NboSO^ und CaS04 gemeinsam auf die Zellen einwirkte, konnte mit grosser Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, dass Ca die Alge gegen K und Na auch schützt, ohne diesen den Eintritt ins Zellinnere zu verwehren. — Hier müssen weitere Versuche ein- setzen, um das Wesen der Gift- und Schutzwirkung zu erklären und zu ermitteln, ob der Schutz des Ca gegen Fe einer-, Alkalien andererseits ein wesensgleicher Vorgang ist. Es sei daran erinnert, dass in der zoologischen Literatur die Frage, inwieweit die Salzwirkung eine Innen- und inwieweit sie eine Aussenwii-kung ist, eine grosse Rolle spielt. Vgl. Herbst, ferner Hoeber S. 259 und 301. 2) Die Beobachtung WOLEG. OST WALDS, dass Mg im Verein mit SO4 der Giftwirkung von NaCl auf Gammarus entgegenarbeitet, im Verein mit Cl dieselbe aber verstärkt, verdient in diesem Zusammenhang erwähnt zu werden. 330 W. Benecke : KN03: 0,25 pCt. — — KCl: NaCl: MgClalGH^O: 0,1''^ pCt. 0,14 pCt. 0,38 pCt. K2SO,: ^32804.- MgSO^+THaO: 0,33 pCt. 0,27 pCt. 0,9 pCt. K^HPO,: — — 0,33 pCt. — — falsch, daraus auf eine vollkommene Unschädlichkeit des Kochsalzes zu schliesseu, nur soviel kann gesagt werden, dass Kochsalz weniger schädlich als Natriumsulfat, d. h. das Ion Cl weniger schädlich als das Ion SO4 ist. KNO3 hatte dieselbe Wirkung wie KoSOj^; d. h. die Anionen der Schwefel- und Salpetersäure sind annähernd gleich giftig. Zum selben Resultat führte folg-ender Versuch: KN03: NaNOg: MgN^Oe + ßHoO: CaNs06+4H20: 0,25 pCt. 0,21 pCt. 0,48 pCt. 0,45 pCt. KCl: NaCl: MgCla-fGH/J: CaCl,: 0,18 pCt. 0,14 pCt. 0,38 pCt. 0,21 pCt. K2SO4: — — — 0,83 pCt. — — — K2HPO4: Na^HPO^f I2H2O: — — 0,33 pCt. 0,68 p Ct. — — Nach 18 Stunden waren ungeschädigt nur die Algen in den NaCl- und in den CaCL- bzw. CaNoOg-Lösungeu, alle anderen wiesen Schädigung auf. Doch war hier, offenbar infolge der etwas kürzeren Yersuchsdauer, zu erkennen, dass KCl weniger als KgSO^ geschadet hatte, was also wiederum auf die geringere Giftigkeit des Cl im Vergleich zu SO^ hinweist. NO3 erwies sich wieder als etwa ebenso schädlich wie SO^. Die NaNOg- Lösung hatte ihre Zellen ungefähr ebenso stark geschädigt als die KCl-Lösung, es hatte also, wie zu erwarten war, die Kombination des stärker giftigen Anions NO3 mit dem weniger giftigen Kation Na ungefähr die gleiche Wirkuno- entfaltet wie die Kombination des schwächer «iftigen Anions Cl mit dem stärker giftigen Kation K. Die beiden Phosphat- über die Giftwirkmig verschiedener Salze auf Spirogyra. 331 lösuugeii hatten eine recht erhebliche Giftwirkung ausgeübt, doch sind diese Wirkungen mit den anderen wegen der von der neutralen stark abweichenden Reaktion dieser I^ösungen nicht streng ver- gleichbar. Die starke Giftigkeit der Kombination KNOg-j-KoHPO^, die oben geschildert wurde, ist aber jedenfalls zum grösseren Teil auf Rechnung des Phosphates zu setzen. — Wir fassen unsere Versuchsergebnisse folgendermassen zusammen: Während Spirogyren, wie bekannt, in ge- eigneten vollständigen Mineralsalznährlösungen üppig gedeihen, sind sie gegen die einzelnen Komponenten der- selben, ausser gegen die Calciumsalze, auffallend empfind- lich. Die Chloride, Nitrate, Sulfate und Phosphate des Xatriums, Kaliums, Magnesiums, Eisens sind mehr oder minder giftig, und zwar sind von den genannten Kationen Fe und Mg giftiger als K, dieses giftiger als Na; von den genannten Anionen sind die Phosphat-, Sulfat- und Nitrat- Anionen giftiger als das Anion Gl. Die Giftigkeit aller dieser Ionen, Anionen sowohl als Kationen, kann durch Beigabe des Ions Ca aufgehoben oder doch vermindert werden. Wenn hiernach dem Ion Ca eine Sonderstellung zukommt, so ist zu bemerken, dass nach Angaben von MOLISCH u. A. zweifellos auch dem Ba und Sr eine älmliche Schutzwirkung zukommen dürfte. Falls genauere Untersuchungen das bestätigen, könnte man sagen, dass Ba und Sr das Ca zwar in seiner schützenden, aber nicht in seiner ernährenden Funktion vertreten könnte; denn ein Ersatz des Ca durch Ba oder Sr in Nährlösungen ist bekanntlich unmöglich. Auch J. LOEB schlägt neuerdings, veranlasst durch eine Kritik von Herbst, vor, die Funktion der für die Lebensvorgänge unentbehr- lichen Mineral-Ionen in eine schützende und eine ernährende zu zergliedern; vorläufig handelt es sich dabei bloss um eine Um- schreibung, nicht Erklärung der Yersuchsergebnisse, denn weder das Wesen der Schutzfunktion ist bekannt, noch kann etwas Sicheres ausgesagt werden darüber, wie das Ca, Mg, K usw. in die Ernährung und Zellvermehrung eingreift. Wir werfen nun noch einen Blick auf die Literatur, soweit sie sich mit uusern Versuchsergebuisseu berührt.^) Dass Salze, die liäufig als harmlos betrachtet werden, tatsächlich schwache Gifte sind (vgl. Pfeffer S. 330), ist in der Algenphysiologie bekannt, seitdem 1) Wobei die Frage von der Kalkfeindlichlveit bestimmter Pllanzen nicht behandelt werden soll. Ber. der deutschen Bot. Gesellsch- XXV. 23 332 ^V. Benecke : Klebs lehrte, dass plasmolysiereiide Lösuiigeu von KNO3 und NaCl iiiclit bloss durch Wasserentzug, sondern auch durch spezifische Eigenschaften schädigen und nachwies, dass ausgetretenes Vaucheria- Plasma, welches sich in Lösungen yon schwachem osmotischem Druck (verdünnten Rohrzuckerlösungen) w^ohler befindet, als in destilliertem Wasser, trotzdem durch verdünnte Lösungen von KNOg und NaCl stärker geschädigt wird, als durch destilliertes Wasser. Später zeigte TßUE, dass Lösungen der genannten Salze fast gar nicht durch osmotische Leistung, sondern beinahe nur durch spezifische Eigen- schaften schädigen; er fand w^eiter, dass für Spirogijra NaCl weniger schädlich als KNO3 ist, was durch unsere Untersuchungen bestätigt wurde. Auf andere Pflanzen näher einzugehen, würde zu weit führen, es muss genügen, daran zu erinnern, dass A. FISCHER nachwies, dass für den Heubazilkis die Grenzkonzentrationen verschiedener Alkali- salze nicht isosmotisch sind, was eine verschieden starke Gnftigkeit anzeigt; wichtig wäre es festzustellen, ob auch bei Bakterien, die kein Ca zum Aufbau der Zellen nötig haben, trotzdem das Ion Ca schützende Wirkungen entfalten könnte. Betreffs der LTntersuchungen an höheren Pflanzen sei auf die Arbeiten von BOEHM, PORTHEOI, STIEHR, CöUPIN und die dort verzeichnete Literatur verwiesen, nur kurz erinnere ich endlich an die Angaben von LiDFORSS über die uno-leich starke Giftigkeit verschiedener Salze auf Pollenschläuche verschiedener Pflanzen. In den ebeno-enannten Arbeiten ist von Entoiftung schädlicher Salze durch andere Salze oder Stoffe nicht die Rede. ^) Eine derartige Entgiftung wurde 1875 von BOEHM er- kannt, welcher fand, dass Bohnen, deren Wurzeln in Ca-Salzlösungen tauchen, gut gedeihen und ihre Reservestoffe mobilisieren, was bei Kultur in destilliertem Wasser nicht geschieht, dass aber andere Salze, z. B. die Sulfate und Phosphate des K, Na, Mg schädlicher sind, als destilliertes Wasser. Die Giftwdrkung der Magnesia konnte Boeh:\[ durch CaCOg, die der genannten Alkalisalze durch Kombination mit CaR.O^ oder CaSO^ aufheben. Arbeiten, die sich hier anschliessen, beschäftigen sich vorwieo-end mit der giftioen Wirkung von Ms;- Salzen und deren Ento-iftunii' durch Ca. Hatten schon vor BOEH^I W. Wolf und H. Wolff die Mg-Salze als besonders giftig für viele höhere Pflanzen erkannt, so bestätigte LiEBENBERG später diese Angaben; er fand, dass MgSO^-Lösungen auf viele Pflanzen 1) Abgesehen von der Bemerkung von LlDFORSS, dass Rohrzucker die Giftig- keit der Mineralsalze für Pollenschläuchc herabsetzt. Nebenbei bemerkt, legt diese Beobachtung nahe, zu untersuchpn, ob auch die Giftwirkung der Salze auf Spiroi/yra durch Nonelektrolyte bccinflusst wird. Dass Ca in seiner Schutzfunktion nicht durch Zucker oder Glyzerin vertreten werden kann, erkannte allerdings schon LOEW (1). (Vgl. auch Benecke (1)). über die Giftwirkimg verschiedener Salze auf Spirojryra. 383 ebenso giftij^' wirken, als Ca-freie Nährlösungen, dass KNOg und K.IIPO^ weniger giftig sind und korrigierte auch die Angabe von BOEHM, dass CaClo nicht jene günstige Wirkung wie andere Ca-Salze "entfalte; dies stimmt mit unsern Resultaten an Spirogyra überein. Raumer fand ebenfalls, dass für Bohnen Ca-freie Salzlösungen schädlicher sind, als destilliertes Wasser und dass deren schädlichste Komponente die Mg-Salze sind; immerhin starben auch bei gleich- zeitigem Mangel an Ca und Mg die Pflanzen unter typischen Symptomen des Ca-Mangels (vgl. PORTHEIM), nur etwas verspätet, ab. ATTERBERG fand, dass die Giftwirkung grösserer Mengen von MgO auf Hafer, der in Moorböden kultiviert wird, durch CaO ge- mindert wird; über ganz ähnliche Resultate auch bei Verwendung anderer Böden (Sandböden) berichtet ULBRICHT; hier findet sich auch die Angabe, dass Hafer gegen Mg weniger widerstandsfähig ist, als Gerste und dass die Entgiftung von MgO durch CaO sich deutlich beim Hafer, weniger beim Mais bemerklich mache. Während diese Arbeiten wesentlich von praktischen Gesiclitsj)uukten geleitet werden, treffen wir in Versuchen SCHIMKIN's, über die RüTHERT berichtet, einschlägige Mitteilungen, die dem Boden der reinen Pflanzen- physiologie entsprungen sind: Die Giftwirkung der AI-Salze wird nach den russischen Forschern durch die Salze der KNOP'schen Lösung, auch durch K-Salze, aufgehoben und ROTHERT weist aus- drücklich darauf hin, dass hierbei eine schützende, nicht etwa eine ernährende Funktion der genannten Salze vorliegt. Ob aus den Versuchen MiCHEELS, in denen Pflanzen in NaCl-Lösungen mit und ohne Gipszusatz gezüchtet wurden, eine Entgiftung des Na durch Ca oder bloss ein fördernder Einfluss des Ca (BOEHM) hervorgeht, kann ich nicht entscheiden.') Besonders wichtig für uns sind die neuerdings erschienenen Arbeiten von OSTERHüUT und DUGGAR. Ersterer fand, dass Lösungen der einzelnen Seewassersalze den 3Ieeresalgen schädlich sind, dass diese Schädigung durch gleichzeitige Darbietung eines oder mehrerer anderer Salze mehr oder minder herabgesetzt werden kann. Als ein Idealmedium empfiehlt er die Kombination NaCl -}- KCl -f" CaCL (wobei es hauptsächlich auf die Kationen ankommt), d. h. dasselbe „Dreigespann", welches nach RINGER und LOCKE (vgl. HOEBER S. 282) als Medium für isolierte Frosch- und Säugetierorgane am empfehlenswertesten ist. Auch DUGGAR konnte durch geeignete Versuchsanstellung nachweisen, dass das NaCl auf Meeresalgen giftig wirken und durch andere Salze entgiftet werden kann. OSTERHOUT's Resultate unterscheiden sich von den unsrigen, an Spirogyra er- 1) Auf die Angabe von Galeotti, dass die Giftwirkung colloidaler C'u-Lösung auf Spirogyra durch NaCl vormindert wird, sei liior nur kurz hingewiesen. 23* 334 W. Benecke : haltenen wesentlich dadurch, dass wir dem Ca (ßa, Sr) eine Sonder- stellung gegenüber den andern Salzen zuschreiben nmssten, während nach OSTERHOUT jedes Salz des Seewassers durch jedes andere in seiner Wirkung mehr oder minder abgeschwächt wird; er kommt so, wie vor ihm LOEB, zum Begriff der „physiologically balanced Solutions", d. h. Lösungen mehrerer Salze, denen die Giftwirkung abgeht, welche der Lösung jedes einzelnen Salzes innewohnt. Dass hier ein prinzipieller Gegensatz im Verhalten der See- und Süss- wasseralgen vorliegt, ist nicht wahrscheinlich, ich halte vielmehr dafür, dass bei Fortführung meiner *Sp?Vo^^ra -Versuche, Ausdehnung über längere Zeiträume, sich auch an Spirogyra ähnliches wird nach- weisen lassen, wie an den Meeresalgen. Vielleicht würden Kultur- versuche in sehr verdünnten, vollständigen Nährlösungen (Boden- extrakten, ausgefaultem Erbsenwasser nach KlebS o. ä.) unter Bei- fügung verschiedener Salze und Salzkombinationen und genauer Beachtung der gegenseitigen Mengenverhältnisse zum Ziel führen. Übrigens erwähnt OSTERHOUT selbst, dass er bei Süsswasseralgeu zu ganz analogen Ergebnissen gelangt sei, wie bei Versuchen mit Meeresalgen. Während der eben referierte botanische Literaturbestand über die Entgiftung von Salzen durch andere Salze ein recht kleiner ist, liegen darüber von Seiten der Zoologen, zumal dank den Bemühungen von J. LOEB, schon eine recht grosse Summe von Arbeiten und Er- fahrungen vor, von denen einige wenige schon oben erwähnt wurden, und welche in ausführlicher Weise von HOEBER zu einem Gesamt- bild verarbeitet worden sind, worauf hier verwiesen sei. Die in diesen zoologischen Studien behandelten Salzlösungen sind meistens solche, welche die Lebenstätigkeit der erwachsenen Zellen und Organe oder den Ablauf bestimmter Entwicklungsvorgänge auf Kosten der in den Versuchsobjekten gespeicherten Reservestoffe ermöglichen und unter- scheiden sich somit wesentlich von den „Nährlösungen" der Botaniker, welche Lösungen die zum Wachstum und zur Vermehrung der Zellen nötigen Mineralstoffe führen. Wenn HOEBER schreibt, dass mit den Untersuchungen von RINGER und LOCKE und andern Zoophysiologen ein „überaus natürlicher Anschluss der Erfahrungen der Tierphysio- logen an die der Pflanzenphysiologen gewonnen sei"^, so möchte ich eher sagen, dass dieser Anschluss erst hergestellt werden muss, da- durch, dass sich zoologische Forscher (wie es z. B. schon HebbST getan hat) mehr der bei Botanikern üblichen Fragestellungen bedienen, und umgekehrt eine grössere Zahl von Botanikern, OSTERHOUT's Beispiel nachahmend, den bisher hauptsächlich von Zoologen be- tretenen Weg beim Studium der Salzwirkungen wandeln. Jedenfalls bin ich aber mit HOEBER der Meinung, dass der weitere Ausbau des in Rede stehenden Forschungsgebietes erlauben wird, neue über die Giftwirkunp verschiedener Salze auf Spirogyra. 335 Brücken zwisclion Tier- und Pflanzenpliysiologie zu schlagen und glaube, dass Parallelen zu ziehen sind zwischen unsern Spirogyra- Versuchen und den Erfahrungen der Zoologen, z. B. LOEBS über die Entgiftung des Na durch Ca oder andere Ionen/) Über das Wesen der Giftwirkung von Neutralsalzen und ihre Entuiftunu durch andere weiss man nichts; es sei darum zum Schluss nur in aller Kürze daran erinnert, in welcher Richtung sich die augenblicklich vorliegenden Erklärungsversuche bewegen: PFEFFER sagt, dass es sich vielleicht in manchen Fällen um die Folge einer Massenw^rkung handle, indem z. B. durch die Verdrängung des K oder Ca die Konstitution des Protoplasten verändert und der Tod herbeigeführt wird. Der Vorkämpfer dieser 3Ieinung, die also mit einer organischen Bindung bestimmter, in Nährsalzform gebotener Grundstoffe rechnet, auf zoologischem Gebiet ist LOEB und auf dem- selben Boden bewegt sich auch die eingangs erwähnte Erklärung, die O. LOEW für die Giftigkeit des Mg und seine Entgiftung durch Ca gegeben hat. Diese könnte hiernach im Prinzip zutreffend sein, immerhin niüsste LOEW seine Ansicht ändern, dass nur das Mg, nicht auch das K oder Na solche Giftwirkung ausüben könne, und ferner ganz absehen von jenen hypothetischen, gänzlich unfassbaren Grundsubstanzen der Kerne und Chloroplasten. Die besagte Er- klärung kann aber nicht für alle Fälle ausreichen, denn die oben erwiesene Ent^iftunti" bestimmter Anionen durch das Kation Ca lässt sich nicht einfach durch eine derartige Wechselwirkung zwischen Kationen erklären. So ist denn darauf hinzuweisen, dass HOEBER überhaupt von einer organischen Bindung von Kationen (exkl. Fe) ab- sehen möchte^), und glaubt, dass die Wirkung von Elektrolyten und deren Kombinationen ihre Erklärung finden wird durch das Studium der Beziehungen zwischen Colloiden und Salzen, und darauf hinauslaufen wird, dass der richtige für die Lebensvorgänge unerlässliche Lösungs- zustand der CoUoidsubstanzen des Protoplasmas durch Anwesenheit bestimmter Salze und Salzgemische gewährleistet wird. 1) 0, LOEW (11) ist freilich auch hier anderer Meinung wie ich, und sagt, jener LOEB'sche Befund sei „ein für Seetiere ganz spezieller Fall und ohne Analogie hei höheren Land- und den Süsswassertiercn". Dieser Behauptung gegenüber genügt CS, darauf hinzuweisen, dass die RiNGER-LoCKE'sche Lösung u. a für Organe von Säugetieren erprobt worden ist, ferner darauf, dass WOLFGr. OSTWALD für einen SüsswasseryamMarf/.« nachweisen konnte, dass die Giftigkeit des NaCl durch andere Salze herabgemindert oder ganz aufgehoben werden kann. 2) Übrigens geht HÖBER wohl zu radikal vor, wenn er meint, dass von den Nährsalzionen nur die Anionen und das Fe am Aufbau des Organismus teilnehmen, nicht aber K, Mg, Ca, die vielmehr „denselben Rang einnehmen sollen, wie di^' Kationen in der RiNGER-LoCKE'schen Lösung". 336 W. Benecke : Giftwirkung vei-schiedener Salze auf Spirogyra. Für die Pflauzeiipliysiologie ist jedenfalls noch nicht die Zeit der „Erklärung", vielmehr erst der gründlichen experimentellen Durcharbeitung dieser Fragen angebrochen. Botanisches Institut, Kiel. Nachschrift: Eine Arbeit von LoEW und AiSU: „On physio- logically balanced Solutions" (Bull. coli, of agric. Tokyo, 1!)07. Vol. 7 S. 305), die mir soeben zugeht, während ich im Begriff bin, das Manuskript abzusenden, ist nicht mehr berücksichtigt worden. Literatur. Atterberg, Svensk. Moork. För. Tidsk. 1891. S.121 (cit. nach ULBRICHT (2)). Benecke, W. (1), Bot. Ztg. 1898, Bd. 56, 1. Abt , S. Sa. — (2), Pringsb.'s Jahrb. 1898. Bd. 32, S. 474. — (3), Bot. Ztg. 1903. Bd. 61, 1. Abt., S. 79. ■ — (4), Ebenda. 1904. Bd. 62, 2. Abt, S. 113. BOEHM, J., Ber. d. Wien. Akad., math.-nat. Kl. 1875. Bd. 71, 1, S. 287. COUPIN, H., Rev. gen. d. Bot. 1898. Bd. 10, S. 177. Czapek, F., Biochemie der Pflanzen, 2. Bd. Jena 1905. DUGGAR, M. B., Trans, of tlie ac. of sc, of St. Louis 1906. Vol. 16, p. 473. Fischer, A , Pringsh 's Jahrb. 1895. Bd. 27, S. 1. Galeotti, G., Biolog. Centralblatt 1901. Bd. 21, S. 321, Herbst, C, Arch. f. Entwicklungsmedian. 1904. Bd. 17, S. 306. Hoeber, R., Physikal. Chem. d. Zelle und d. Gewebe. 2. Aufl. Leipzig 1906. Janse, J. M., Bot. Ceutralb. 1887. Bd. 32, S. 21. Kirchner, Cohn's Krjptogamenflora von Schien. Bd. 2, Abt. 1. Breslau 1878. Klebs, G., Tübinger Untersuchungen, Bd. 2. 1888. S. 542. LiDFORSS, B., Pringsb.'s Jahrb. 1896. Bd. 29, S. 36. V, Liebenberg, A. Ritt., Sitzungsber. der Wien. Akad,, math.-nat. Kl. 1881. Bd. 84, S. 434. LOEB, J., Pflüg. Arch. 1905. Bd. 107, S. 252. LOEW, 0. (1), Flora 1892. Bd. 75, S, 368. — (2), Bot, Centralb. 1895. Bd. 63, S. 168. — (3), Ebenda, 1895. Bd. 64. S. 434. — (4), Landwirtsch. Jahrb. 1902. Bd. 31, S. 561. — (5), Flora 1903. Bd. 92, S. 489. — (6), Landwirtsch. Jahrb. 1903, — (7), Ebenda 1904. Bd. 33, S. 163. — (8), Flora 1905. Bd. 94, S. 330. — (9), Landwirtsch. Jahrb. 1905. Bd. 34, S. 131. — (10), Ebenda 1906. Bd. 35, H. 527, — (11), Bull, of the coli, of Agric. Tokyo 1906. Vol. 7, p, 7. MiCHEELS, IL, Compt. rend. de l'ac. des sciences. Paris, 28. 11. 06. W. Magnus und H. Friedenthal: Über die Artspecificität der Pflanzcnzelle. 337 Molisch, H., Sitzuugsber. d. Wien. Ak., math.-uat. Kl. 1895. Bd. 104, 1, S. 781. ÜSTERHOUT, W. J. W., Bot. Gaz. IHOG. Vol. 42, p. 127. Ostwald, VVolfg., PÜüg. Arch. 1905. B. 106, S. 568. Pfeffer, VV , Pflanzenphysiologie, 2. Aufl., Bd. 2. Leipzig 1904. V. Portheim, L. Ritt., Sitzmigsber. d. Wien. Ak., math.-nat. Kl. 1901. Bd. llo, 1, S. 113. — und SameC, Flora 1905. Bd. 94, S. 263. V. Raumer, E., Landw. Versuchsstat. 1883. Bd. 29, S. 253. ROTHERT, W., Bot. Ztg. 1906. Bd. 64, 1. Abt., S. 43. Stiehr, G., Inaug.-Diss. KlEL. 1903. True, R. H., Bot. Gaz. 1898. Bd. 26, S. 407. Ulbricht (l). Das landw. Versuchswesen in Preusseu. 1892, S. 48. 189:5, S. 43. 1894, S. 51. 1895, S. 124. — (2), Die landw. Versuchsstat. 1899. Bd. 52, S. 383. Wolf, W., Landw. Versuchsstat. 186 1. Bd. 6, S. 268 (zit. nach BÖHM). WOLFF, H., Landw. Versuchsstat. 1868. Bd. 10, S. 3(57 (cit. nach PoRTHElM u. Samec). 48. Werner Magnus und Hans Friedenthai: Über die Artspecificität der Pfianzenzelle. Eingegangen am 25. Juni 1907. In unseren frühereu Mitteilungen über die Verwertbarkeit der Präcipitinreaktion zur Aufdeckung verwandtschaftlicher Beziehungen bei Pflanzen*) waren wir stillschweigend von der Yermutung aus- gegangen, dass alle Pflanzenteile bezw. -zellen sich bei dieser Reaktion gleichwertig erweisen müssten Wir glaubten dies be- sonders daraus folgern zu dürfen, dass einer von uns gezeigt hatte, ^) dass während der ganzen Enibryonalentwicklung eines Tieres seine Organsäfte stets gleiche Reaktionen ergeben. — Dennoch dürfte der experimentelle Nachweis der Gleichartigkeit der präcipitingebenden Substanzen für alle Zellen einer Pflanzenart nicht überflüssig sein. Denn es hat bisher keine sichere Entscheidung darüber getroffen werden können, ob verschiedene künstlich isolierte Eiweisssubstanzen 1) Diese Berichte, Bd. XXIV, S. 601 ff , und dieser Band, S. 242. 2) Hans Friedenthal, Archiv für Anat. und Phys., Phys. Abt., 1905. 338 Werner Magnus und Hans Friedenthal: einer Tierart, z. B. die verschiedenen aus der Serumtiüssigkeit isolierten Globuline und Albumine verschiedenartige Präcipitin- reaktion gäben oder nicht. So wäre es denkbar, dass auch ver- schieden geartetes Eiweiss der einzelnen Pflanzenorgane sich bei der Yerwandtschaftsreaktiou verschiedenartig verhielte. Anderer- seits Hesse der experimentelle Nachweis einer Übereinstimmung der Reaktion verschiedenartiger Zellelemente einer Pflanze darauf schliessen, dass nicht sowohl die Anwesenheit dieses oder jenes EiweissstofPes von Bedeutung sei, als vielmehr bisher noch un- bekannte Faktoren für die Artspecificität der Zelle. — Als Untersuchungsmaterial diente Roggen {Seeale cereale). Zur Vorbehandlung zweier Kaninchen wurden die Kochsalzextrakte (0,9 pCt. Na Gl) geschroteter Samen und ausgestäubter zerriebener Pollen, als Repräsentant der geschlechtlichen Generation, ver- wendet. Geprobt w^urde mit diesen Säften, mit den Presssäften von Wurzeln und Sprossen zehntägiger Keimpflanzen, und da letztere nur Spuren von Eiweiss enthielten, zur Ergänzung mit in physio- logischer Kochsalzlösung zerriebenen Wurzeln und Blättern. Eine Probe wurde auch mit etwa 2 Monate auf Fliesspapi(h* ein- getrocknetem Samenextrakt gemacht.^) Zur Kontrolle diente ein nicht' vorbehandeltes Tier und 0,9 pCt Kochsalzlösung. Auch Kochsalzextrakte der Samen nahe verwandter Pflanzen (Weizen und Gerste) und nicht nahe verwandter Gramineen CHafer) wurden geprobt. — Die durch Reicheltilter filtrierten Sera waren wasser- klar, ebenso alle zur Reaktion dienenden Säfte, die teilweise gleich- falls durch Reichelfilter filtriert waren. Aus der Tabelle ist deutlich ersichtlich, dass alle verschieden- artigen zur Untersuchung verwendeten Organe des Roggens (Same, Wurzel, Spross und Pollen) wirksam sind, nach Vorbehandlung so- wohl mit Samen als mit Pollen, dass also die Artspecificität der Zellen und ihre Gleichwertigkeit für die Verwandtschafts- reaktionen der Pflanzen als erwiesen betrachtet werden kann. — Die quantitativen üntersciiiede erklären sich voraussicht- lich aus dem Grade der Immunisierung, die bei dem Samentier so- wohl in der Dauer der Behandlung, als der Summe der injizierten Substanzen ungleich höher ist. Das schwach immunisierte Pollen- tier lässt keine Reaktion mehr erkennen bei Zusatz nur eines Tropfens des nur sehr wenig Eiweiss enthaltenden Presssaftes der Wurzeln und des Sprosses. Bei Zusatz grösserer Mengen etwas eiweissreicheren Kochsalzextraktes tritt auch hier deutliche Reaktion ein. Die geringe Immunisierung bekundet sich auch durch das 1) Vsl. S. 24(). über die Artsiiecificität der Pflanzenzellc. 339 ^ Roggen- samen- immunserum 1 Roggen- 1 pollen- iramunserum KontroU- seriim 0,9 NaCl Dauer der Behandlung. . 42 Tage 16 Tage Summe d. injizierten Saftes (alkalisch gemacht) . . 130 ccm 2,5 g in 50 ccm Anzahl der Injektioneu . fünfmal dreimal '2 ccm Serum + 0,0'2 ccm Roggensamenextrakt . sehr starker Niederschlag deutliche Trübung wasserklar wasserklar 2 ccm Serum + 0,02 ccm Fliesspapierextrakt') . deutliche Trübung- wasserklar do. do. 2 ccm Serum + 0,02 ccm Roggenpollenextrakt . leichte, aber sichere Trübung deutliche Trübung do. do. 2 ccm Serum + 2 ccm Roggcnpollenextrakt . sehr starker Niederschlag selir starker Niederschlag do. do. 2 ccm Serum + 0,02 ccm Roggenwurzelpresssaft leiclite, aber sichere Trübung wasserklar do. du. 2 ccm Serum \- 2 ccm Roggenwurzelextrakt . deutliche Trübung do. do. 2 ccm Serum + 0.02 ccm Roggensprosspresssaft . leichte, aber sichere Trübung wasserklar do. do. 2 ccm Serum + 2 ccm Roggensprossextrakt . 2 ccm Serum + 0,02 ccm Woizensamenextrakt . sehr deutliche Trübung deutliche Trübung wasserklar do. do. do. do. 2 ccm Serum + 0,02 ccm Gerstensamen extrakt . do. do. do. do. 2 ccm Serum + 0,02 ccm Hafersamenextrakt . . wasserklar do. do. do. Ausbleiben der Reaktion bei der verwandten Gerste und dem Weizen. So lange die Niederschläge hervorrufenden Substanzen un- bekannt, ist es nicht angängig, aus den quantitativen Unterschieden, wie sie sich in obigem Versuch ergaben, Folgerungen zu ziehen, 1) Siehe oben! 23" 340 P- MAGNUS: Nachschrift. insbesondere ob sich vielleicht hierin doch einzelne Zellgruppen unterscheiden lassen. Dies müssen weitere Untersuchungen ergeben, die jedoch die Artspecificität der Zellen nicht mehr in Zweifel stellen können. — Privatlaboratorium von HANS FßlEDENTHAL, Nicolassee bei Berlin und Botanisches Institut der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. 49. P. Magnus: Nachschrift zu meinem Beitrag zur morphologischen Unterscheidung einiger Uromyces-Arten der Papilionaceen, S. 250—255 d. Jahrg. d. Berichte. Einocgaiigen am 29. Juni 1907. In der am 25. Juni 1907 angegebenen Nr. 25 des Bd. 104 des Botanischen Centralblattes sehe ich soeben aus dem Berichte von MATOUSCHEK, dass F. BUBÄK: Houby Ceske. Dil 1. Bezy (Uredinales) 1906 in tschechischer Sprache in Prag erschienen ist. Er ist mir bisher nicht zu Gesicht gekommen. Ich entnehme dem MaTOUSCHEK- schen Berichte, dass BUBAK für den auf Astragalus gli/ci/phyllos und anderen Astragalus - Arten auftretenden Uromyces, den JOEDI als Uromijces Euphorhiae Astragali Jordi bezeichnet, wahrscheinlich mit vollem Rechte den Namen Uromyces Astragali (Opiz) festhält. JORDI hat mit diesem letzteren Namen bezeichnet den Uromyces auf Astragalus e.vscapus^ den er namentlich auf Grund der von ihm fest- gestellten abweichenden biologischen Entwicklung, von dem Uromyces auf Astragalus glyryiphyllos u. a. als eigene Art abgetrennt hat. Diesem auf Astragalus e.vscapus auftretenden Uromyces hat daher BUBAK einen anderen Namen gegeben und ihn Uromyces Jordianus Bubak genannt. Ich muss daher leider den Namen des auf S. 252—253 dieses Jahrgangs als neue Art aufgestellten Uromyces Jordianus P. Magn. auf Vicia Cracca, einer Uromyces- Axt aus der A^erwandtschaft des Uromyces Pisi (Pers.) De By., umändern. Ich nenne ihn Uromyces Fischeri Eduardi P. Magn. zu Ehren des um die Kenntnis der Ent- wicklung der Uredineen und um die Erforschung der Schweizer Pilzflora so hochverdienten Herrn Professors EDUARD FISCHER in Bern. Sitzung vom 2G. Juli 1907. 34I Sitzung vom 26. Juli 1907. Vorsitzender: Herr L. KNY. Der Vorsitzende macht der Gesellschaft die Mitteilung, dass ihr Ehrenmitglied, Sir Joseph Hooker am 30. Juni die 90. Wiederkehr seines Geburtstages feiern konnte. Der Vorstand hat den Jubilar zu diesem seltenen Feste telegranhisch beglückwünscht und einen telegraphischen Dank dafür erhalten. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Fries, Dr. Robert EL, in Stockholm, Riksmuseum (durch P. DUSEN und P. Magnus) Wollenweber, Cand. phil. Wilhelm, Pflanzenphysiologisches Institut der Universität Berlin (durch L. Kny und W. MAGNUS). Lakon, Dr. G., Botanisches Institut, Athen (durch FR. Oltmanns und H. Kniep). Cuboni, Dr. Giuseppe, Professor der Botanik und Direktor der Stazione di Patologia vegetale in Rom, Via St. Susanna (durch G. LOPßlORE und L. Kny). Gatin, C. L., Docteur es söiences, Preparateur de botanique a la Sorbonne, 15 rue La Boissiere, Fontenay aux Roses (Seine) (durch F. G. KOHL und L. DiELS). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Engler, Victor, cand. rer. nat. in Breslau (Botanischer Garten), Iwanowski, Dr. Dimitri, Professor in Warschau, Universität. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXV. 24 342 Albert B. Reagan: Mitteilunoen. 50. Albert B. Reagan; Beobachtungen aus der Flora der Rosebud-Indian-Reservation in South-Dakota. Eingegangen am 6. Juni 1907. Die Rosebud - lucUaii - Reservation ist in South - Dakota südlich vom Big-White-Fhiss gelegen, und dehnt sich ungefähr von der Mitte der Südgrenze des Staates östlich bis an die Rosebud-Lands aus, die zur Niederlassung im Jahre 1904 eröffnet wurden. Sie ist gegen Norden von dem Big - White - Fluss, gegen Osten von der Gregory-County — dem Lande, dass zur Niederlassung eröffnet wurde, gegen Süden von Nebraska und gegen Westen von der Pine- Ridge-Indian-Reservation begrenzt. Nachstehend sind einige Pflanzen dieses Gebietes aufgezählt. Ranunculaceae. Anemone carolinana Walt. Häufig. Delphinium azureum Michx. Larkspur. Gemein. Caltha palustris Linn. Marsh Marigold. Gemein in Niederungen. Cruciferae. Brassica arvensis BeNTH. et HOOK. ChARLOCK, Nur ein Exemplar wurde an der Butte-Creek-Landstrasse, eine Meile östlich von Widow DiRE's Place gesehen. (Nicht einheimisch.) Lepidium intermedium Gray. Pepper-grass. An trockenen Orten, auf Höfen, an Strassenrändern usw. Camelina sativa Crantz. Falseflax. Gemein. Violaceae. Viola cucullata Gray. Gemein in Tälern. Viola sagittata Ait. Arrow-leaved Yiolet. Gemein an feuchten Orten (April 6). Viola delphinifolia. Blue Violet. Gemein (Mai 16}. Viola rotundifolia Michx. Yellow Yiolet. Portulacaceae. I'ortulaca retusa Engelm. Purslane. Diese Species wächst sehr reichlich auf Dämmen und in bearbeiteten Feldern. Portulaca pilosu Linn. Gemein, aber nicht so reichlich wie die vorige Art. Beobachtungen aus der Flora der Rosebud-Indian-Reservation in South-Dakota. 343 Malcaceae. Malcastnim coccineum Gray. False Mallow. Linaceae. Linum sulcatum Riciell. Auf trockenem Boden; gemein (Juni 1). Geraniaceae. Oxalis corniculata Linn. Yellow Wood-Sorrel. Gemein. Vitaceae Vitis aesiicalis Miehx. Yellow Grapevine. Var. bicolor, Le Conte. Saylndaceae. Negundo aceroidts Moench. Gemein an Bächen. Anacardiaceae. Rhus glabra Linn. Rhus copallina Linn. Rhus toxicodeiidron Linn. Poisonous Ivy. Rhus tnlobata Nutt. {Rhus canadensis var. trilobata, Gray.) Diese vier Rhusspezies sind sehr gemein. Der Rhus toxidodendron findet sich in Tälern, auch entfernt von den bewaldeten Stellen. Leguniinosae. Baptisia leucopliaea Nutt. Falschindigo. Tephrosia virginiana Pres. Teplirosia ? Astragalus caryocarpus Ker. Groundplum. (Mai-Juni). Astragalus pattensis Nutt. (Mai 14). Astragalus missouriensuf Nutt. Astragalus Cooperi Gray. (Mai 14). Astragalus ?. Astragalus villosus Michx. (Mai-Juni). Orobus atropurpureus? (Mai 14). Psoralea tenuiflora Pursh. Psoralea argophylea Pursh. Psoralea esculenta Pursh. Desmanthus brachglobus Benth. Besonders au etwas feuchten Orten gefunden. Schrankia uncinata Willd. Sehr gemein, in mittlerer Höhenlage. Rosaceae. Prunus^ vgl. P. chicasa. Häufig in Gebüschen an Bächen. Prunus rosebudii Reagan n. sp. Rosebudzwergpflaume. 24* 344 Albert B. Reagan: Diese Pflauze ist aufrecht oder liegend, wächst einzeln, oder mehrere Stämme aus einer Wurzel, sechs Zoll bis zu einem Fuss hoch. Die Blätter sind eiförmig-lanzettlich. Die Blumen stehen zu zwei bis vier zusammen. Die Frucht ist eirund, beinahe schwarz^ wenn reif; sauer und zusammenziehend von Geschmack. Der Kern ist gross. Sie W'ird auf den Felsen und auf dem Sandufer gefunden. Primus virginiana Linn. Choke cherry. An Ufern; gemein. Rosa humulis Marsh. Wild Rose. Allenthalben; sehr veränderlich; die Farbe der Blumenblätter von Weiss bis Scharlach (Juni 18). Rosa Woodsii Lindl. Rosa arkansana Porter. Rosa rubiginosa L. Crataegus coccinea, var. macraca7itha, Dudley. Hawthorn. Sehr selten. Grossulariaceae. Ribes oj:yacanthoides Linn. Gooseberry. Nicht gewöhnlich. Ribes floridum L'Her. Die Wild Black Currant. Gemein aii den Ufern der Bäche (April 26). Ribes aureum Pursh. Buffallo Currant. Gemein (April 20). Onagraceae. Oenothera biennis Linn. Oenothera pinnatifida Nutt. Oenothera albicaulis Nutt. Oenothera coronopifolia Torr. u. Gray. Oenothera parviflora Watson. Gaura coccinea Nutt. Loasaceae. Mentzelia nuda Toor. u. Gray. Mentzelia ornata Toor. u. Gray. Cucurbitae eae. Sicyos angulatus Linn. An Ufern und auf feuchtem, waldigem Boden. Cactaceae. MamviiUaria vivipara Haw. Kaktus. Mammillaria missouriensis Sweet. Opuntia RafinescpuH Engelm. Indianische Feige. Diese drei Arten finden sich auf den trockenen Prairien und auf hüo-elio-em Gelände. •o^^'o' Beobachtungen aus der Flora der Rosobud-Indian-Reservation in South-Dakota. 345 TJmhdliferae. Polytaenia NiittalliiDC Allenthalben in zeitigem Frühjahr (Aprill). ^ Peucedanum foeniculaceum Nutt. PeucedanuiH villosum Nutt. (April 1), m Compositae. Erigei'on annuus Pers. Ambrosia ariemisiaefolia Linn. Xanthium stmmarium Linn. Cocklebur. Nur zu gemein. Chrysanthemum leucanthemum Linn. White weed. Ein lästiges Unkraut allenthalben. Krkjia mrginka Willd. Dwarf Dandelion. Sehr gemein in mittlerer Höhenlaler Chromosomen bestimmte ich auf annähernd 16 nach der Re- duktion. Plasmamangel macht sich während der Teilungen noch nicht bemerkbar, doch zeigte er sich in den meisten der Zellen kurz nach Lösung der Tetraden aus dem gemeinsamen Yerband. Schliesslich vertrocknen Plasma und Kern total; merkwürdigerweise wachsen aber die Exineu ungestört fort. Sie haben eine ziemlich komplizierte Struktur, bestehen aus drei Schichten, die nacheinander aus dem Plasma abgeschieden werden und deren interessanteste die mittlere, die „Stäbchenschicht", ist. Über ihre Entstehung wollen wir erst seinerzeit eingehend berichten. Die junge Spezialzelle hat zunächst etwa einen Durchmesser von IG /<, das fertige, wenn auch taube, Pollenkorn mass hingegen weit über 100 ,«; die ganze Zellwand war anfangs ein kaum wahr- nehmbares Häutchen und zeigte schliesslich eine Dicke von mehr als "22 ix\ Während des grössten Teiles ihres Wachstums existierte gar kein oder nur degeneriertes Plasma mit einem verschrumpften Kern. Die Tapetenzellen allein müssen somit die Baustoffe geliefert haben, die zum Wachstum der Membran nötig sind. Warum sie aber alle von letzterer absorbiert werden und dem Protoplasten nicht auch zugute kommen, vermag man nicht einzusehen. — Nur ganz woiiige Pollenkörner füllen sich normal mit Plasma, lassen ihren Kern sich teilen und sogar eine generative Zelle sich bilden. Diese dürften auch noch funktionstüchtig sein; da künstliche Keimungs- versuche bei Mirabilis aber bekanntlich nicht gelingen, ist ein exakter Nachweis sehr erschwert. Bei dem $ Archespor konnte ich nur die ersten Stadien ver- folgen. Es ist von Interesse, dass auch hier sich ein nicht genügendes W^achstum der Embryosack - Mutterzelle bemerkbar macht. Im Gegensatze dazu kann man bei dem Elter Mirabilis Jnlapa finden, dass eine derartige „Harmoniestörung" weder in den 5 noch in den $ Sexualorganen vorkommt, dass hier vielmehr Archespor und die Nachbargewebe ganz gleichmässig wachsen. Dagegen stellen sich bis zu einem gewissen Prozentsatze bei den beiden Eltern, wie auch bei den sonst untersuchten Mirabilis longiflora und Mirabilis Jalapa X lorigißora (erste und zweite Generation) völlig taube Körner ein, deren Exinen wieder allein gewachsen sind. Dies eigenartige Verhalten kann als Charakteristikum der Hybriden somit nicht gelten, und es bleibt für den oben genannten, gänzlich sterilen Bastard als einziger prinzipiell wichtiger sichtbarer Unterschied gegenüber den Eltern das nicht entsprechende Wachsen des Arche- spors übrig. — 378 Gr. Tischler: Pote7itilla Tahernaemontani X ruhen?, ist eiae Pflanze, die zwa bis zu ^/g und mehr total verschrumpfte Pollenkörner besitzt, deren restierende aber noch genügen, besonders da die Samenanlagen intakt sind, um den Bastard zu einem so gut fertilen zu machen, dass er an seinen natürlichen Standorten ^Yeg■en seiner grösseren vegetativen Kraft zuweilen die beiden Eltern ganz verdrängen kann. Eine cytologische Untersuchung lehrte mich auch hier die Re- duktions- wie die nachfolgende homöotype Teilung als eine im wesentlichen normale kennen: nur gelegentliche Abnormitäten kamen vor. Die Chromosomenzahl betrug wieder 16, vor der Reduktion ;-i2, Doppelstrukturen wurden hier schon unmittelbar nach der Synapsis, lange vor der Diakiuese beobachtet. Bei vielen Körnern trat bereits während der allotypen Mitosen eine sehr bemerkbare Plasmaarmut auf, die auch an lebendem Material konstatiert werden konnte. Nach Vollenduno- der Teiluno-en macht sie sich nur noch um so mehr bemerkbar. Neben dem cytologischen Verhalten der Bastardmikrosporen wurde auch eine lückenlose Reihe der einzelnen Stadien bei FotentiUa Tahernaemontani verfolgt. Ein prinzipieller Unterschied ist weder bei den Mitosen noch im definitiven Aussehen nachzuweisen, nur hat der Bastard schliesslich mehr taube Körner als der Eiter. Im Gegensatz zu ihnen beiden hat der andere Elter, Potentllla rubens, fast nur gesunde und volle Pollenkörner. Diese stellt auch eine „ganz konstante" Art dar, während Potentilla Tahernaemontani „mutationsverdächtig" ist, wie wir ausführen werden. Es gelang mir nun durch veränderte Kulturbedingungen (völliges Etiolement in Verbindung mit Warmhaustemperatur) bei dem Bastarde totale Sterilität hervorzurufen. Der Plasmamangel machte sich dann überall schon in den Archesporzellen bemerkbar, auch fiel eine sehr grosse Chromatinarmut auf. Die Tetradenteilung wird anscheinend wieder normal durchgeführt. Künstliches Austreiben o^ der Pollenschläuche, das bei Potentilla sonst leicht gelingt, war nirgends mehr möglich, da der grösste Teil der Pollenkörner total degeneriert und taub war. Doch zeigten sich ausserdem in meinen Präparaten einige monströse Körner, reich mit Plasma angefüllt, die selbst bis zu doppelter Grösse der Norm herangewachsen waren. Hier liess sich ein starkes Missverhältnis zwischen Plasma und Kern nachweisen; letzterer hatte sich oft gar nicht mehr geteilt und eine „Harmoniestörung" war somit auch hier sehr weitgehend ausgeprägt. Ja selbst bei Potentilla rubens konnte ich unter den gleichen Kulturen, wenn auch nicht bei allen Pollenkörnern, so doch bei einem grösseren Teil, künstliches Taubwerden hervorrufen. Auch hier war es unabhängig von dem Verlauf der Tetradenteilung. Weitere Untersuchungen über Sterilitiitsursachen bei Bastardpilanzen. 379 Einen Einfluss auf die Bildung- der Pollenkörner auszuüben war mir aber nicht mehr möglich, wenn die Pflanzen unmittelbar vor j\en Teilungen unter abnorme Lebensverhältnisse gebracht wurden. — Und doch wurde im Warmhaus gerade Potentilla rubens total steril, auch wenn genügend Licht zur Verfügung stand. Die Befruchtung war zwar noch überall erfolgt, desgleichen sah ich junge wenig- zellige Embryonen; diese starben aber immer alsbald ab und schliesslich degenerierte und faulte die ganze Pflanze. Der Bastard war wenigstens etwas widerstandsfähiger, am besten ertrug Potentilla Tabernaemontani den Eingriff, da sie sogar reife Samen ausbildete. Ich beobachtete übrigens bei letztgenanntem Elter in der freien Natur unter bestimmten Umständen völlig contabescente Antheren. Sie gehörten zu Blüten, welche zu allererst im Frühjahr aufbrachen; die Pflanze war somit zu dieser Zeit gynomonöcisch. Cytologisches Studium zeigte mir, dass Teilungen des Archespors unterblieben; diese Zellen waren vielmehr gänzlich geschrumpft und speicherten lebhaft Farbstoffe. Als letzten Hybriden zog ich die schon von JUEL behandelte Sijringa chinensis heran. Bekanntlich hat dieser Autor weitgehende Abweichungen von. der normalen Tetradenteilung hier beschrieben und, trotzdem er sich sehr vorsichtig über seine Beobachtungen aus- gedrückt hat, hatte man seine Angaben zu weitergehenden Spekulationen benutzt. Ich kann die von JUEL entdeckten oft höchst merk- würdigen Kernbilder zum grössten Teile bestätigen, denn auch ich konstatierte 1. Verkümmerung der Archesporzellen, 2. Durchschnürung der Kerne vor der Synapsis, • 3. unreoelmässio-e Verteilung der Chromosomen während der Teilungen, 4. Auftreten von überzähligen Kernen, 5. merkwürdige Spindelausbildung, 6. Durchschnürung der Kerne während der heterotypen Mitose, 7. Auftreten von zwei Kernen in den jungen PoUen-Spezial- zellen. Aber alle diese Unregelmässigkeiten beziehen sich nur auf einen nicht allzu grossen Teil der Polleukörner. Die grösste Anzahl, wenigstens bei dem von mir studierten Material, machte die Tetraden- teilung regelmässig durch. Da Syringa chinensis in den gärtnerischen Anlagen nicht immer unter den gleichen Formen vorkommt, dürfte diese Differenz mit JUEL auf individuelle Verschiedenheit der Bastarde zurückzuführen sein. In zwei prinzipiell wichtigen Dingen, die JUEL nur vorsichtig andeutet, kann ich dem ausgezeichneten schwedischen Cytologen 380 G- TISCHLER: aber nicht beipflichten: Das ist einmal in der Beurteilung der Dia- kinese und zweitens in der Frage nach einer eventuellen „Entmischung des $ und ? Chromatins". Genau wie JUEL muss ich leider die Frage nach der Chromosomenzahl noch offen lassen; ich kann nur sagen, dass die reduzierte wohl zwischen 14 und 20 liegen wird. Doppelstrukturen finden sich deutlich schon kurz nach der Synapsis, vielleicht selbst früher, ein, und in der Diakinese haben wir dann eine ganz normale Anordnung der Chromosomen. (Nur zuweilen schienen einige ohne gegenseitige Bindung zu sein.) Dass nun diese sich nicht w^ie gewöhnlich während der Reduktionsspindel halbieren sollen, vermag ich nicht anzunehmen. Gewiss kommen auch solche Abnormitäten vor, z. B. bei den Durchschnürungen der Kerne, aber das sind doch nur verschwindend geringe Fälle. Das ähnliche Aussehen der Chromosomen in der Interkinese und Diakinese, auf das JUEL verweist, habe auch ich gefunden. Ich möchte es aber darauf zurückführen, dass bei ersterer sich besonders stark schon die Längsspaltung der Chromosomen für den zweiten Teilungs- schritt markiert. Die Form und gegenseitige Lagerung der chro- matinhaltigen Bestandteile ist für die Entscheidung all solcher Fragen, wie auch JüEL meint, nicht günstig. Die „Entmischung" des Chromatins halte ich hauptsächlicli aus dem Grunde für unmöglich, weil bei der weitaus grössten Mehrzahl die dazu notwendigen „Doppelspindeln" nicht existieren. Auch betrugen die versprengten oder überzähligen Chromosomen niemals die Hälfte, wie das doch der Fall sein müsste, wenn JUEL Recht hätte. Vor allem aber hat JUEL bei seinen theoretischen Folgerungen nicht genügend berücksichtigt, dass doch auch Syringa persica, der eine Elter, senau so taub wie der Bastard ist und dass bei dem anderen Elter, Syringa vulgaris^ die tauben Körner bis zu einem ziemlich hohen Prozentsatz vorkommen können. Trotzdem führt er dies Verhalten der beiden Eltern ausdrücklich an. Ich habe die Pollenentwicklung von Syringa persica verfolgt und eine, allerdings nicht lückenlose, Serie der einzelnen Stadien erhalten. Einen prinzipiellen Unterschied zwischen der Pollensterilität bei dieser Pflanze und der hybriden habe ich ebensowenig gefunden, wie er nach meinen früheren Untersuchungen bezüglich der Embryosack- obliteration hier besteht. Diesen cytologischen Erfahrungen, die wir in unserer ausführ- lichen Arbeit mit einer grossen Menge von Figuren genau zu er- läutern haben werden, w^ollen wir noch einen theoretischen Teil anschliessen, über den sich hier nicht gut kurz referieren lässt. NVeitere Untersuchungen über Sterilitätsursaclien bei Bastardpflanzen. 381 Immerhin darf ich wohl einige Sätze als „Thesen" schon jetzt an- führen. Ich will nur noch vorausschicken, dass wir aus unseren Betrachtungen die Fälle von Sterilität ganz ausschliessen, in denen sie durch sekundäre Hindernisse, wie Nichtaustreiben des Pollen- schlauches, mangelnde Narbenfeuchtigkeit usw. erreicht wird (siehe hierüber die gute Zusammenstellung bei MÜLLER-ThURGAU). 1. Die Sterilität bei Hybriden hängt nicht von irgend welcher Ohromatinrepulsion ab. Die Unregelmässigkeiten bei der Tetraden- teiluno" dürfen nicht als Charakteristikum der Bastardnatur betrachtet werden. Wo sie vorkommen, werden sie gewiss zur Unfruchtbarkeit beitragen, aber selbst eine unnormale Chromosomenzahl braucht an sich eine Weiterentwicklung noch nicht auszuschliessen. 2. Die Sterilität ist dadurch bedingt, dass zwei Sexualzellen zu- sammeno'etreten sind, die eine nicht identische Entwickluns-s- richtuns' oder -Tendenz besitzen. Einige Male wird der bei der Fusion ausgelöste Anreiz zu gering, andere Male wieder zu gross, vor allem aber niemals so ausgeglichen sein, dass der ganze Ablauf einer normalen Outooenese gut gelingt. Beim Eintritt des Indi- viduums in den besonders „kritischen" Zeitpunkt der generativen Phase wird sich dann die starke „Harmoniestörung" auch äusserlich dokumentieren. 3. Dieser nicht normal angepasste „Stimulus" zur Weiterent- wicklung kann möglicherweise, wenn wir überhaupt eine Erklärung versuchen wollen, darin seinen Grund haben, dass — im Sinne von R. HERTWIG und seiner Schule — nicht aufeinander „angepasste" Kern- und Plasmamengen zusammentreffen, so dass die normale Kernplasmarelation nicht völlig erreicht wird. Die Hauptsache wird aber nicht in der rein quantitativen, sondern in der quali- tativen Verschiedenheit der kopulierenden Zelliuhalte liegen. 4. Wir haben gewisse Anzeichen dafür, dass in einigen Fällen die zu starke Üppigkeit der vegetativen Teile im Sinne von JOST auf eine Art „Giftwirkung" zurückzuführen ist. 5. Auch die Tatsachen der Selbststerilität, natürlich nur für die Beispiele, in denen die Sexualzellen auch wirklich Gelegenheit haben, zusammenzukommen, lassen sich für unsere Anschauung verwerten. 6. Durch Modifikationen der äusseren Lebensbedingungen o-eling-t es bis zu einem o-ewissen Grade, die Sexualzellen der Nicht- hybriden genau so zu beeinflussen, wie die innere Ursache der Bastardnatur es bei den Hybriden tut. 7. Die Sterilität der Bastarde ist durchaus relativ. 8.. Ein wirkliches „Abspalten" von Merkmalen kommt bei den Reduktionsteilungen nicht vor. Dies folgt aus den 382 G- Tischler: UntersuchuDgen über Stcrilitätsursachcn bei Bastardpllanz'^n. a) Erfahrungen bei den vegetativen Spaltungen, h) Entdeckungen von TSCHEE^^LAK betreffs der Kry))tomerie, c) Tatsachen, anf die namentlich KLEBS aufmerksam gemacht hat, dass auch Eigenschaften „mendeln", die nicht einzelne Anlagen, sondern die Konstitution des ganzen Idioplasmaa betreffen. 9. Trotzdem besteht die Ansicht zu Recht, dass die Reduktions- teilungen für die sogenannten „MENDEL" 'sehen Spaltungen die ent- scheidenden sind. Xur darf man die Erklärung nicht rein mechanisch in dem Fortschaffen gewisser „ganzer" Chromosomen sehen. E& wird, da wir weitere sichtbare Yerschiedenheiten der allotypen Mitosen von den typischen nicht haben, daher die Hypothese nötig sein, dass während der ersteren eine weitgehende Alteration des „Idioplasmas" stattfindet, die vielleicht durch die als Regulatoren dabei wirksamen Chromosomen irgendwie eingeleitet wird. Wie wir uns diese Alteration vorzustellen haben, wissen wir nicht, jeden- falls kann sie auch unter bestimmten Umständen (z. B den vegetativen Spaltungen) in anderen Zellen als den Sexualzellen sich einstellen. 10. Die Annahme, dass die einzelnen Merkmale an distinkte. räumlich getrennte „Pangene" gebunden sind, ist aufzugeben. Wir haben es bei dem „Keimplasma" nicht mit extensiven, sondern mit intensiven Mannigfaltigkeiten im Sinne von DßlESCH zu tun. 11. Das Chromatin ist wohl nicht von alleiniger Bedeutuno- für die Erbsubstanzen, worauf neuerdings auch STRASBURGER hinweist. An der Wichtigkeit der Chromosomen für die Ver- erbung dürfen wir iedoch auch trotz scheinbar entgey-ensteheuder Daten (GODLEWSKI jun.) wohl nicht zweifeln. 12. An dem Vorhandensein eines spezifischen „Idioplasmas" und an einer bestimmten Konstitution desselben ist entschieden fest- zuhalten. Aus dieser kann freilich, wie DeTTO kürzlich klar «ezeiot hat, niemals hervorgehen, weshalb die Entwicklung in einer bestimmten Richtung erfokt. 13. Das Chromatin ist zähflüssiger Natur, wie es GregOIRE will. Dabei können die zuweilen deutlich sichtbaren „Chromatin- scheiben" als regelmässig aufeinanderfolgende Tröpfchen in einem farblosen Medium aufoefasst werden. 14. An einer Treununo- von Chromatin und Linin ist fest- zuhalten. 15. Bei der Pollenentwicklung mutierender Pflanzen haben wir (Gates) häufig, jedoch nicht immer, ganz die gleichen cytologischen Bilder wüe bei der von ganz oder teilweise sterilen Hybriden. Das Gemeinsame bei beiden ist, dass die Konstitution des Idio])lasmas gestört wurde. ^ R KRAUS: biologische Studieu über Immuuität bei Pflanzen. 383 16. Apogamie hat sich als „Aushilfe" auf die Mutation und Sterilität des Pollens eingestellt und ist nicht das Primäre und die PoUenobliteratiou das Sekundäre. Ganz die gleiche Ansicht vertritt bekanntlich STRASBURGER. Dafür spricht auch die Un- sicherheit in der „Wahl des Weges" bei den Farnen (FARMER u. Miss Digby) und Hieracien (ROSENBERG), wo neben Apogamie auch Aposporie, vielleicht sogar Parthenogenese ausgelöst wird. 17. Von grossem Interesse für die hier auzuknü])fenden Fragen sind die neueren Untersuchungen von CORRENS, welche zeigen, dass bei Spezies, die im Übergange zur Monöcie oder Diöcie begriffen sind, ähnliche Störungen wie bei Mutationen stattfinden und Contabescentwerden der Geschlechtsorgane zu beobachten ist. 18. Endlich haben wir, worauf schon CHARLES DARWIN auf- merksam machte, nahe Beziehungen zwischen der Sterilität bei Bastarden und der von Kulturpflanzen. Namentlich einige tropische (Zuckerrohr, Banane) scheinen für cytologische Studieu besonders ' geeignet zu sein. Wir hoffen, in nicht allzuferner Zeit darüber Untersuchungen vornehmen zu können. Heidelberg. Botanisches Institut der Universität. 57. R. Kraus, L von Portheim und T. Yamanouchi: Biologische Studien über Immunität bei Pflanzen. I. üusersuchungen über die Aufuahnie piäcipitierbarer Substanz durch höhere Pflanzen. Vorläufige Mitteilung. Eingegangen am 19. Juli 1907. Anlässlich unserer Untersuchungen über Immuuität bei Pflanzen haben wir die Frage geprüft, wie sich höhere Pflanzen gegenüber Antigenen tierischer Provenienz verhalten. Die diesbezüglichen Versuche sind noch im Gange und soll über dieselben später an anderem Orte in extenso Bericht erstattet werden. Hier wollen wir bloss in Kürze über die bisher erzielten Resultate Mitteilung machen. H84 R- Kraus, L von Portheim und T. Yamanouchi: Über den uns interessierenden Gegenstand konnten wir in der Literatur keine Angaben finden. Was die Aufnahme organischer Substanzen durch die Pflanzen betrifft, wissen wir durch die Arbeiten von BÖHM,^) ACTON,^) Laurent,^) MAZE,-") Gräfe und PORTHEIM,^) dass verschiedene Zuckerarten durch die Pflanzenwurzeln aufgenommen werden können. HaNSTEEN,*') NaKAMURA') u. a. gelang der Nachweis, dass Aminosäuren von der Pflanze aufgenommen und verarbeitet werden können. Es war daher von besonderem Interesse festzustellen, ob es möglich sei, bei höheren Pflanzen mittels der spezifischen Präcipitin- reaktion die Aufnahme von präcipitierbarer Substanz nachzuweisen. Unsere Versuche wurden in fokender Weise ano'estellt: Keimlinge von Pltaseolus vulgaris wurden mit Sublimat gewaschen und dann mit Hochquellwasser gut abgespült. Als Kulturgefässe dienten Einsiedegläser, welche mit Organtin überspannt waren. Die Keimlinge wurden mit den Wurzeln in die Maschen des Organtins gesteckt und die Gläser mit Hochquellwasser, in dem Phaseolus- vulgaris gut gedeiht und bis zur Blüten- und Fruchtbildung gebracht werden kann, gefüllt. 1) Josef Böhm, über Stärkebildung aus Zacker (Botanische Zeitung 1883, 41. Jahrg., Heft 4, S. 49. 2) ACTON E. Hamilton, The assimilation of carbon by green plants from ceitain organic Compounds. Proceedings of the Royal Society 1889, No. 280 nach J. Laurent, Revue gen. de Bot. 1904, T. XVI, p. 27. — Proceedings of the Royal Society. Vol. XLVII, 1890, p 150, nach F. CZAPEK, Biochemie der Pflanzen I, S. 396. 3j J. Laurent, Sur l'absorption des matieres organiques par les racines. Comptes rendus des seances de l'academie des sciences. T. CXXV, 1897, p. 887. — Liflnence des matieres organiques sur le developpement et la structure anatomicine de quelques Phanerogames. Comptes rendus des seances de Facadomie des sciences. T. CXXXV, 1902, p 870. — Reeherches sur la nutrition carbonic des plantes vertes ä l'aide des matieres organiques. Revue generale de Botanique. 1904 T. XVI, p. 14, CG, 9G, 155, 188, 231. 4) Maze, L'a.ssimilation des hydrates de carbone et Felaboration de l'azote organique dans Ics vegetaux superieurs Comptes rendus des seances de l'academie des sciences. T. CXXVIII, 1899, p 185. — P. Maze et A. Perrier, Reeherches sur l'assimilation de quelques substances ternaires par les vegetaux superieurs. Comptes rendus des seances de, l'academie des sciences. T. CXXXIX, 1904, p. 470, 5) V. Gräfe und L. V. Portheim, Untersuchungen über die Rolle des Kalkes in der Pflanze. Sitzungsber. der kais. Akad. der Wiss. in Wien. Mathem.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. 1, Juli 1906. 6) Barthold HANSTEEN, Über Eiweisssynthese in grünen Phanerogamen. Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik, 1899, Bd. XXXIIf, S. 417. 7) T. NakamuRA, Bull. Agric. Coli. Tokyo. Vol. 11, p. 465, 1897, nach F. Czapek, Biochemie der Pflanzen II, S. 211. Biologische Studien über Immunität bei Pflanzen. SS') Das Ganze wurde mit einem Glassturz bedeckt und so auf- gestellt, dass die Pflanzen gut assimilieren konnten. Später wurde den Keimlingen in verschiedenen Entwicklungs- stadien Pferdeserum oder Rinderblut zugesetzt. Bei Zusatz von Pferdeserum zur Kulturflüssigkeit entwickelten sich die Keimlinge nicht gut, sie zeigten eigentümliche Krankheits- erscheinungen. Im Kinderblut wuchsen sie sehr gut und schienen besser zu ge- deihen als die Kontrollkultureu, denen kein Blut zugesetzt worden war. Nach verschiedenen Zeiträumen (3 — 8 Tagen) wurden diesen Kulturen Proben entnommen und die oberirdischen Organe und die Wurzeln getrennt verarbeitet. Die Wurzeln wurden durch längere Zeit in fliessendem Wasser ausgewaschen. Die Pflanzenteile wurden zerkleinert, zerrieben und der Pressaft durch Papier filtriert und centrifugiert. Die Flüssigkeit wurde abpipettiert und mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt. Zu verschiedenen Verdünnungen der Pflanzenextrakte von 1:10 bis 1 : 100 wurde das zugehörige Präcipitin (von Kaninchen) zugesetzt. Gleichzeitig wurden Proben gleicher Verdünnung mit einem hetero- logen Präcipitin als Kontrolle versetzt. Zuerst hatten wir uns überzeugt, dass Extrakte aus Stengeln, Blättern und Wurzeln von Bohnen, welche in reinem Hochquell- wasser gezüchtet waren, weder mit Menschen-, noch mit Rinder- oder Pferde-Präcipitin reagieren. Auch gelang es nicht in Pflanzen, welche durch fünf Tage in Pferdeseruni gezogen worden waren, das Präcipitiuogen nachzu- weisen. Hingegen konnte bei Kultur in Pferdeserum nach acht Tagen, bei Kultur in Rinderblut bereits nach vier Tagen, in einem Falle schon nach drei Tagen, ein stärkerer Niederschlag in den Proben mit dem entsprechenden Präcipitinzusatz wahrgenommen werden. Die Tabelle auf S. 386 und 387 gibt eine Übersicht über die bisher erzielten Resultate. Durch quantitative Versuche liess sich bei den Kulturen in Rinderblut feststellen, dass in den Wurzeln nicht viel mehr präcipitable Substanz vorhanden sei als in den Stengeln. Der Grenzwert in den Versuchen mit positiver Reaktion schwankt zwischen Verdünnungen von 1 : 20 und 1 : 80. Wenn man berücksichtigt, dass unser Reagens das Präcipitin noch in Verdünnungen des Rinder- oder Pferdeserums von 1 : 10 bis 20 000 anzeigt, so muss man aus dem Ausfall unserer Versuche an- nehmen, dass nur sehr geringe Mengen der präcipitablen Substanz aufgenommen werden dürften. 386 K. Kraus, L. von Portheim und T. Yam anouchi : = 111 1 1:5 1 :10 1 :2a K'^ SH c/:i £ ='5 s ^?^ r3 3 O u y. C 3 ^ 3 3 3 'S 'S 3 <1^ 3 ■TS 03 3 C3 Tage Ö Pi S P^ pm g S Ph S Stengel- und I — 7 II — 7 III — 12 IV 7 5 V 7 5 VI 19 s YII 8 VIII S IX 14 4 X 10 4 XI 10 7 XII XIII 7 3 — 0 0 0 0 Trübung 0 0 0 0 0 0 Trübung Trübung Trübung Trübung 0 0 0 0 Trübung 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Trübung Trübung Trübung Trübung Trübung Trübung 0 0 0 1) 0 0 Wurzel- I — 7 III 12 IV 7 5 VI 19 « VII o 8 VIII 3 8 IX 14 4 X 10 4 XI 10 7 XII 7 0 0 Trübung Trübung Trübung Trübung Trübung Trübung Trübung Trübung- Trübung Trübung 0 0 0 0 0 0 0 Biologische Studien über Immunität bei Pflanzen. 387 1:40 1:50 1:80 1 : 100 Verdünnung s Ph ü Ph CS i— 1 Ph a s I-c P-( s o Präcipitinzusatz ßlattextrakte. 0 Trübung schwache Trübung schwache Trübung 0 unsicher 0 Trübung schwache Trübun": 0 — — — — 0 0 schwache Trübung 0 unsicher — 0 0 0 0 0 — 0 0 — — unsicher — 0 — — — Trübung 0 Anmerkungen Ohne Zusatz von Serum do. do. Zusatz von Pferdeserum do. do. Zusatz von Rinderblut do. do. do. do. do. Zusatz von Rin- derblnt (Hypo- kotjle an der Basis m.Vasclin bestrichen) extrakte. Trübung Trübung schwache Trübung Trübung unsicher unsicher 0 — — — — — — Trübung — 0 — — — Trübung — 0 — — — schwache Trübung — 0 — — — schwache Trübung — 0 — — — unsicher — 0 — — — unsicher — 0 — - Ohne Zusatz von Serum do. Zusatz von Pferdeserum do. Zusatz von Rinderblut do. do. do. do. do. 388 M. TSWETT: Dem Einwände, dass das zur Kultnrflüssigkeit zugesetzte Serum oder Blut kapillar von Aussen an den Hypokotylen der Versuchs- pflanzen aufsteigen konnte und nicht durch die Wurzeln auf- genommen wurde, begegneten wir in der Weise, dass bei einer Kultur in Rinderblut die Hypokotyle der Keimlinge von Phaseohis vulgaris am Wurzelhals in einer Höhe von 1 — l'/o cm mit Yaselin bestrichen wurden. Die Hypokotyle w^urden behufs Verarbeitung" oberhalb des Vaselinringes abgeschnitten. Auch in diesem Falle^ konnte in dem Extrakte der oberirdischen Organe der Bohnen- keimlinge präcipitable Substanz nächgewiesen werden. Die mitgeteilten Resultate sprechen dafür, dass Pflanzen im- stande sein dürften, tierische präcipitierbare Substanz aufzunehmen. Ob höheren Pflanzen diese Fähigkeit im Allgemeinen zukomm r^ ob grössere Mengen dieser Substanz aufgenommen werden können, und über deren Schicksal in der Pflanze sollen weitere Versuche Aufschluss geben. Aus dem staatlichen serotherapeutischen Institute und der Bio- logischen Versuchsanstalt in Wien. 58. M. Tswett: Über die Spektrophotometrie der Chloro- phylline und die Energetik des Chlorophylls. Eingegangen am 22. Juli 1907. In meiner letzten in diesen Berichten erschienenen Abhandlung- w^urden die spektroskopischen Eigenschaften der Chlorophylline fest- gestellt.^) Die spektroskopische Untersuchung, welche für die Charakterisierung der Farbstoff'e vollständig zureicht, kann aber über das relative Absorptionsvermögen in verschiedeneu Spektralbezirken nur ungefähre, zuweilen falsche Daten liefern. Quantitative Daten 1) Auf den im vorletzten Heft dieser Berichte erschienenen polemische» Aufsatz Marchlewski's, wo u. a. der Versuch gemacht wird, meine spektro- skopischen Ergebnisse in Zweifel zu ziehen, werde ich nicht erwidern. Autwort geben die in meinen früheren und in vorliegender Mitteilung angeführten Tatsachen,, sowie meine in der Biochemischen Zeitschrift erschienene Abhandlung über die Chlorophyllinderivate. Spektrophotometrie der Chlorophylline und Energetik des Chlorophylls. 389 siiul aber für das Verständnis der Chlorophyllenergetik von grossem Wert, und ich entschloss mich daher, meine spektrographische Untersuchung der Chlorophylline durch eine spektrophotometrische zu vervollständigen. Ich beabsichtigte zuerst Absorptionskoeffizienten für das ganze sichtbare Spektrum zu bestimmen, nach tieferer unten mitgeteilten — , Überlegung erschien es mir aber zwecklos, effektvolle aber nutzlose Zahlentabellen zu entwerfen, und ich be- gnügte mich, die relative Energie der Absorption in den zwei Hauptabsorptionsbändern der Chlorophylline zu ermitteln. Die < h-enzlage dieser Hauptbänder ist (zehnfache Angströmeinheiten) : Ätherische Lösung Alkoholische Lösung I VI I VI Chlorophyllin o. . . . Chlorophyllin />'.... ;655-667i) 636-646 426-438 448 - 462 660-670 640-650 431-442 460-475 Schon die spektroskopische Cntersuchung schien zu zeigen, dass bei den beiden Chlorophyllineu die Hauptabsorption im Blau (YI) stärker ist als im Rot (I). Eine Täuschung war jedoch möglich. Die verwendete Lichtquelle (WELSBACH'scher Brenner) ist relativ arm an kurzwelligen Strahlen (RUBENS). Es konnte daher (wie auch infolge der grösseren Dispersion im prismatischen Spektrum) eine schwächere Absorption der blauen Strahlen für das Auge stärker erscheinen als eine ansehnlichere Absorption im Rot. Definitive Erledigung' konnte nur die photometrische Untersuchung ermöglichen. Dieselbe wurde im Physiologischen Institut der Universität Berlin mit Hilfe eines ENGELMANN'schen Mikrospektralphotometers mit Gitterspektrum augestellt. Es ist mir liier eine angenehme Pflicht, Herrn Prof. Th. ENGELMANX für die liebenswürdige Über- lassung seines Apparates und entsprechende Anweisung, sowie Herrn Prof. L. KNY, in dessen Institut ich meine Präparate herstellte, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Über die Bedeutung der spektrophotometriselien Bestininiuugen. Es scheint eine verbreitete Ansicht zu sein, dass in der spektral- analytischen Erforschung eines Farbstoffes die spektrophotometrische 1) In meiner letzten Schrift steht irrtümlich 662. Infolge des Verlustes des Korrekturabzuges sind iu dem Aufsatze zahlreiche, übrigens wenig bedeutende Druckfehler geblieben. S. 141 ist in der Intensitätsskala der C hlorophylliü-/i-Bänder Band V abwesend, Avelches zwischen III und IE zu stehen hat. Ber. der deutscbeu bot. Gesellsch. XXV. 97 390 ^I- TSWETT: Untersuchung- exaktere Resultate liefert als die spektroskopische. Diese in der Theorie wohl plausible Annahme ist aber in der Wirk- lichkeit nicht unbedingt zutreffend, und es ist vielleicht nicht über- flüssig hier anzudeuten, welches Gewicht auf die spektrophoto- metrischen Daten zu legen ist und inwieweit dieselben zu weiterer Verwendung — der alleinige Berechtigungsgrund aller wissenschaft- lichen Ermittelungen — tauglich sind. Es ist gewiss, dass die spektroskopische Untersuchung uns nur über die Lage von Ab- sorptionsbändern in exakter Weise unterrichten kann. Die relative Intensität derselben kann nur dann richtig beurteilt werden, wenn naheliegende Spektralbezirke verglichen werden, zwischen welchen keine grossen LichtintensitätsdifFerenzen (im einfallenden Lichte) herrschen und für welche der Schwellenwert der Licht- empfindung (EbeRT) nnhezu ein gleicher ist. Sonst kann eine schwächere Absorption in einem schwachleuchtenden Spektralbezirk einer stärkeren Lichtauslöschung im helleren Bezirke überlegen erscheinen. Es ist nie zu vergessen, dass „bei allen Beobachtungen mit dem Auge die Retina des Beobachters als inteo'rierendei- Be- standteil in den analysierenden Apparat eingeht" (EBERT 140). Die spektrophotometrische Untersuchung ihrerseits hat den schweren Nachteil, dass sie für gewöhnlich in weit unreineren Spektren geschieht als die spektroskopische. Die Absorptionen müssen desweo'en mehr oder weniger verschwommen und herab- gesetzt erscheinen. Es kann dies dazu führen, dass enge und schwache Absorptionsbänder, welche im scharfen (mit engerem Spalte hergestellten) Spektrum wohl auftreten, bei der spektro- photometrischen Bestimmung — wenn nicht mit homogenem Licht aus- geführt — vermisst werden. In diesem Falle ist also die spektro- skopische Untersuchung die exaktere. — AVas die Absorptions- koeffizienten betrifft, so sind sie — wenn nicht im homogenen Lichte bestimmt — ausser dem von dem Auge des Beobachters abhängigen Fehler, noch mit dem konstanten folgenden behaftet, über dessen mögliche Grösse folgende Betrachtung belehren mag. Es sei für die spektrophotometrische Untersuchung eine Licht- quelle benutzt, welche Strahlen von den Wellenlängen n, n-|-l, n -|- 2, mit gleicher Intensität aussendet. Die" Kollimator- spalte des Apparates (mit Normalspektrum) besitze eine solche Weite, dass das Licht einer bestimmten Wellenlänge sich auf das Intervall von sechs Teilstrichen der Wellenlängeskala ausbreitet (es ist das normale Verhältnis bei dem von mir in folgendem benutzten Apparate). Die Strahlen von der Gattung n -J-- 6 werden sich dann auf das Intervall n -f- -^ his n -f" " der Skala, die Stralilen n -f- ^ ^uf das Intervall n -l- 4 bis n 4- 10 usw verteilen. Man kann sich für jeden Spektralbezirk des Apparates die Zusanmiensetzung der dahin Spektrophotometrie der Chlorophylline und Energetik des Chlorophylls. 391 leuchtenden Strahlung bestimmen. Man stelle nun vor den Spalt einen absorbierenden Körper. Derselbe besitzt bei gegebener Dicke für die Strahlen n -|- 11 bis n -f- 15 den Schwächungskoeffizienten 0,5, für die Strahlen beiderseits aber den Koeffizienten 0,9. In folo^ender Tabelle sind die wirklichen sowie die zu beobachtenden Schwächungs- koeffizienten bei einfacher wie bei doppelter Dicke des absorbirenden Körpers zusammengestellt. J4 n + G bis n + 10 u + 11 bis n + 15 n + 16 bis n + 20 I IT III IV V einfache Schicht gegeben beobachtet doppelte Schicht gegeben beobachtet aus II berechnet 0,i)00 0.831 0,81(J 0,714 o,(;i)i 0,50() 0,G37 0.250 0,442 0,40(i 0,9 G50-655 18,0 640-G50 45,8 645—655 48.0 G40-G50 32,1 630-640 65,5 635-645 53,0 G20 G40 51,2 — — — — 5(10-510 74,2 490-500 72,4 — — 490-500 71,8 480-4!)0 GG,5 — — 485-490 54,0 470-4H0 (i;',,0 — — 480 485 41,7 4G0-470 53,8 475 - 480 34,5 475-480 40,2 455-4G0 42,2 470 - 475 27,3 470-475 26,3 450-455 33.3 460 - 470 15,7 4GO-470 18,1 445-450 20,0 450-460 20,1 450-460 21,7 440 - 445 4;'.0-440 10 G 0,9 440-450 430-440 } 33,0 440 - 450 430-440 40,2 40,3 420-430 2,4 — — 420-430 62,0 laiigbekannte Tatsachen festgestellte Vorliaudensein von Absorptions- bändern der Chlorophylline in der blanvioletten Hälfte des Spektrums vollständig zum Begreifen der Tatsache ausreicht, dass blauviolette Strahlen assimilatorische Wirkung besitzen. Das nachgewiesene Absorptionshauptmaximum des Chlorophyllins ß hinter F macht uns verständlich, dass assimilatorische Tätigkeit auch in gelben Chromo- plasten auftreten kann und ein Maximum auf der Linie F, nicht aber im Rot aufweisen. Es liegt somit nicht der mindeste Grund vor, den gelben Farbstoffen, dem Karotin und den Xauthophyllen eine unmittelbare assimilatorische Funktion zu vindizieren, und es bleibt eine heuristisch vielleicht wichtige Tatsache, dass die Farbstoffe der höheren Pflanzen oder der Algen, für welche photo- synthetische Wirkung festgestellt oder nur wahrscheinlich gemacht worden ist, alle Fluorescenten sind.^) 1) Dies Thema gedenke ich in einer grösseren Abhandlung zu entwickeln. 394: ^I- TSWETT: Optische Arbeitsteilung im Cliloropliyll. Die ChlorophylUösung besitzt bekanntlich im sehbaren Spektrum sieben Absorptionsbänder (einschliesslich der sog. Endabsorption). Die vier linken Bänder rühren ausschliesslich von den Chlorophyllinen her. In verdünnten Lösungen zeigt sich das I. Band des Chlorophyllins ß als schattiger Anhang des I. Bandes des Chlorophyllins a. In konzentrierteren Lösungen treten die Bänder des Chlorophyllins ß zwischen diejenigen des Chlorophyllins a und tragen dazu bei, dieselben zum frühzeitigen Verschmelzen zu bringen.^) Zugleich entsteht durch teilweise Uberdeckung des lY. Chlorophyllin-a-Bandes und des V. Chlorophyllin-/5-Bandes das schwache Band auf 535 /^/i, wozu das V. Band des in Chlorophylllösungen wohl nie absolut abwesenden Chlorophyllans a beiträgt. Ob dies Chlorophyllan auch im lebenden Blatte spurweise vorhanden ist, kann mit voller Be- stimmtheit weder behauptet noch verneint werden. Das bekanntlich im unversehrten Blatte vorhandene Band im Grün kann jedenfalls ausreichend durch das Übereinandergreifen der entsprechenden Chlorophyllinbänder erklärt werden. Was die drei Absorptionsbänder des Chlorophylls hinter F betrifft, welche auch ohne photographische Platte vorzüglich zu kon- statieren sind, so rühren sie, wenn nicht ausschliesslich, so doch hau])t- sächlich auch Von den Chlorophyllinen her, wobei das erstere, kurz nach F gelegene durch die Hauptabsorption des Chlorophyllins ß bedingt ist und mittels Auswaschungen nach SORBY's oder KRAUS^ Verfahren leicht zu entfernen ist, wie dies schon SORBY und MONTEVERDE konstatiert hatten. Es ist hier interessant, die Beobachtungen HaGENBACH's über die Fluoreszenz des Chlorophylls heranzuziehen. Als dieser Forscher auf eine ätherische Chlorophylllösung im dunkeln Raum ein Sonnenspektrum projizierte, sah er den sieben Absorptions- bändern — der Lage nach — entsprechend, ebensoviele leuchtende rote Bänder auftreten, deren letztes sich in das Ultraviolette erstreckte. Die relative Intensität dieser Fluoreszenzbänder war I> VI> V>II ->IIIr> IV') 1) Ich erlaube mir daran zu erinnern, dass die in meiner letzten Abhandlung mitgeteilten Chlorophyllinspektren durch mehrere Kontrollmethoden erhärtet wurden, u. a. durch die an der Hand einer naturentsprechenden Vermischung der Teil- farbstoffe erreichte Synthese des Chlorophyllspektrums in vitro (II. 141). Will man die Synthese auf dem Papier vollzieheu, so darf man natürlich nicht die gleichen Konzentrationen entsprechender Spektrogramme 4 und 8 der Tafel III kombinieren, sondern etwa die Spektrogramme 3 und 6 oder 4 und 7. Dies entspricht dem natürlichen Verhalten, Avie es sich in verdünnter Chlorophylllösung manifestiert, wo Band I des Chlorophyllins ß als schattiger Anhang des I. Chloro- phyllin-n- Bandes auftritt. 2) Die Numerierung der Bänder ist bei HAGENBACH eine andere, da er als Spcktrophotometric der Chlorophyllinc und Energetik des Chlorophylls. 395 Das VII. vom Chloro])liyllin a herrührende, nach meinen Fest- stellnngen dem I. überlegene Band leuchtete jedoch schwächer als dieses. Dieser scheinbare Widerspruch erkUlrt sich aber durch den £,erino-eren Enersieo-ehalt der verwendeten blauen Strahlen den roten gegenüber (LaNGLEY), sowie durch ihre grössere Dispersion im prismatischen Spektrum. Während nämlich die Strahlen von l = 660 bis 670 sich auf etwa zwölf Teilstriche der HAGENBACH'schen Skala erstreckten, behaupteten die l = 430 bis 440 ein Intervall von 44 Teilstrichen. Gleich nach dem VI. Band kam, der leuchtenden Kraft nach, das Band V, welches dem Chlorophyllin ß angehört. Die Absorption des Chlorophyllins a war also in der untersuchten Lösung für die brechbareren Strahlen eine ansehnlichere als die Absorption des Chlorophyllins ß. Es ist natürlich vorausgesetzt, dass die Intensität der Fluoreszenz in allen Teilen des Spektrums der absorbierten Energie proportional ist (STAKK). Alle diese Betrachtungen lassen sich mit einiger Yorsicht auf das in Chloroplasten eingebettete Chorophyll übertragen. Zwar sind daselbst die Bänder stark nach dem Ultrarot verschoben, ihre Zahl und Intensitätsreihe bleiben aber dieselben wie in Chlorophylllösung. Übereinstimmend mit GerLAND und den neueren Forschern (Weg- SCHEIDER, MONTEVERDE) sah ich {Elodea) das I. Band ausgesprochen doppelt auftreteu, wobei das schwäcliere zweite (zweifellos dem Chlorophyllin />' angehörende) Absorptionsmaximum sich von ersterem scharf abhebt. Die relative Intensität der Chlorophyllbänder in jÄ/9/fZwfya-Blättern fand 310NTEVERDE als la > V > Ib > II > III > IV. Also erscheint auch im lebenden Blatte die Absorption der blauen Strahlen durch das Chlorophyllin ß intensiver als die der roten. i'ber das quantitative Yerliältuis der Clilorophylline im Chlorophyll. Es ist eine nächstliegende Aufgabe der physiologischen Chlorophyll- forschnng, die qualitative Analyse des Chlorophyllkomplexes durch eine quantitative zu vertiefen. Sowohl vom Standpunkte des Studiums des Adaptationsvermögens der Lebewesen (ENGELMANN'sche komplementäre chromatische Adaptation), wie in Hinsicht auf die Frage nach dem chemischen Mechanismus der Photosynthese ist es V. Band das in frischen Chlorophjlllösungen vollständig abwesende Band IVb der späteren Autoren (Chlorophyllan-a-Band) bezeichnet. Band VI (VII. HAGENBACH's) war von dem schwächeren Vif. schlecht abgegrenzt. Hagenbach sagt, dass seine Intensität gerade vor G die grösste war. 396 M. TSWETT: erforderlich, die Abhängigkeit der Chlorophyllzusammeiisetziing von den äusseren Faktoren zu erforschen. U. a. ist die Frao-e nach dem quantitativen A'erhältnis der beiden Chloropliylline in höheren Pflanzen aufzu werfen. Es kann vorläufig nicht die Kede sein von der direkten Fest- stellung des molaren oder des Gewichtsverhältnisses, welches auch für die Physiologie von untergeordnetem Interesse ist. Wir können aber versuchen, die relative Konzentration der beiden Farbstoffe zu eruieren, indem wir deren optischen Effekt unter- suchen und voraussetzen, dass gleiche Mole gleiche Absorptions- energie, z. B. für die roten Strahlen besitzen. Es handelt sich also sozusagen um Bestimmung der Farbstoffe in optischen Äquivalenten. Schon SORBY (S. 480) hatte versucht, die Frage auf diesem Wege zu lösen. Zu dem Zweck überführte er das zu untersuchende Chlorophyll in Benzol, in welcher Lösung die Absorptionen der Chlorophylline im Rot viel weniger übereinandergreifen als in alkoholischer. Die Lösung wurde dann in gleichweite Glasröhren verteilt. Ihre Verdünnung war derart, dass beim Einstellen des Probierrohres von dem Spalte des Spektroskopes, das I. Band seine zwei ungleich starken Hälften in bester Ausprägung aufwies. Es w^urde dann die Lösung in einem Rohre solange mit Benzol verdünnt bis das I Band des Chlorophyllins a in gleicher Intensität erschien wie das I. Band des Chlorophyllins ß im anderen Rohre. Aus dem Grade der nötigen Verdünnung ergab sich die relative Konzentration der beiden Pigmente. Nach dieser Methode fand SORBY für das quantitative Verhältnis der Chlorophylline Chlorophyllin a Chlorophylliu ß (Jjlue Chlorophyll") (.,yellow Chlorophyll'-) Gesunde grüne Blätter 100 13 — 17 In stark verdunkeltem Raum ge- wachsene Blätter 100 5 — G Um genauere Zahlen zu erhalten wäre selbstverständlich ein Spektro- photometer nötig, und wären auch Lösungen der isolierten Farbstoffe, nicht aber des Gemisches zu vergleichen, wo die Absorptionen der knapp aneinandergrenzenden ersten Bänder der Chloropliylline not- u-edrungen etwas übereinander greifen. Die angeführten SORBY'schen Zahlen finden sich in befriedigender Übereinstimmung mit den Resultaten folgender Schätzung. Stellt man sich Chromatogramme des Chlorophylls (am leichtesten aus Benzollösung) her und vergleicht man die Höhen der in ihrer Farbe etwa gleich gesättigt erscheinenden Chlorophyllinzonen, so erhält man für das Verhältnis: Chlorophyllin ß _ \ ^1 Chlorophyllin a 4 6 Spektrophotoinetric der C'hlorophylline und Energetik des Chlorophylls. 397 Dies Yevhältnis kann man endlich mit Hilfe meiner in voriger Abhandlung mitgeteilten spektroskopischen Tabellen und Spektro- g^'amme annähernd zu schätzen versuchen. Um das Aussehen des <3rsten Chlorophyllbaudes in verdünnter Lösung zu bekommen, muss mau nämlich etwa die Spektrogramme 3 und 6 der Tafel III kom- binieren. Vorausgesetzt dass die Spektrogramme 2 und (> derselben Konzentration der Pigmente entsprechen, würde mau für das gesuchte Verhältnis den Wert —r erhalten. Aus den obi2:en ver- schiedenen Informationsquellen folgt also, dass, wenn wir für die Chlorophylline gleiches molekulares Absorptionsvermögen für die s))ezifiscli roten Strahlen beanspruchen, auf jedes Molekel des Chlorophyllins ß sich im Chlorophyllgemische etwa fünf Molekel • O ~. r-i it -^-^ "-^ -r r; O lO CO Ci OO c lO o -ri CO 'Ol c: 'X I- -o -f -^ «o 1- er. X CO o i- i- .o -^ '^'k'^'N ^I'^~1.'~i-^^ — ' — -^ — I 1— I 7) -^ ^3 l— X Ci o" o"o"o c'"c'~cro''o'c"o'~c;'"o"o''o~o'"o' cTcTo" ^" cm" co" lO" CO co^co l-^ ^" CO^CO'o" O C5 wX C5 I I I M ! I M I I (M t^ CO I lO CM 05 I O 1-1 1-i CM CM fO CO CM X T-l 05 O I- CO Cl -^H 1— ( 5. „Festes" Chlorophyll ü 82,7 87,2 er;, 00 o_ co^ c-^tD^o^^oi^o »-i co x 1-1 ^ .o co — 0 — ■ x , CM irT co" -^5" oi'^c^Git^-~SSio-^-^^^i-i^ 0 05 05 C505XCO XCOCOXiXXX XXX 05 0,7G1 0,891 CO CO «* CM t— lO 0 -ti CM -0 »^i cr> X CO ^ tc i-^ co co x o co CO r^ 05 X CO [— 0 •-;: 0 lO "O -* cn t^ x 0 ^i 0 tr: i^ 0 --r; 1 i-J^ CO CO ?l^ i-<_0^0^0-^05^X^X^X^l-,t— _t-^x^x,x_^o:_^r 01.CM^ 1 T-T ^ ^ ^ i-r'^i-ro'~o'~o"o"c~o"o c"c~o o"o"^ " i-T 4. Lommcls Blättchen 4^ ü P- ^'~l'^'^l-^].'^-'^'^'~l'~l'^'^~t-*V'^^i'-~^'~^"* -ti^^^ CM O 'M 1^1 L— Ol o in t^ -^ ^^ ^ CO -^^ -t-' 00 CD 1-H . o -^ lO CO CO CO ^" o" oT 05" r-' c" CD ^" o" co' co" c^^" od (Ol (Mcoio--ri-xoooocoi-oiOOio^^T}icccoco^-^-*o:ot-coooo5 O-^O^'^t— ^eM'*-Ho CM — c —1 0 CM CM CO 0 '^ X lO CO CO T-( CM CO -* 0 X 05 CO L- •-:: -* CO co co cm c^^ -M cm cm cm oo O5f^f^2~o ts t- cö^-o Cß 1-- X 05 0 X X "-^ 0 LCt lO -^ CO CO CO CM CM 5^ CO -Ti t^ L^ l- X 05 05 0 022 0,090 0 X 05 r^ 00 1— -t^ Ol CM CO 0 X X CO ic co 0 cm 1-1 05 0 ^ !?i 0 cm 'm 1 t— --r CO ^H CO CO -^ 0 CO] -^ 0 ^ 0 0 t^ CO 01 0 c^ 0 ■>;; CO ^ i^ ^ 05 1 -* 0 ~- ^0 X I>-__-^^CO__CO_^CO Ol. 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Die Übereinstimmung mit dem Spektrum lebender Blätter ist eine sehr nahe: die beiden Kurven laufen ziemlich genau miteinander parallel. Die Abweichung lässt sich nur insofern bemerken, als ich in dem Präparat von gefälltem Chlorophyll stets ein absolutes Minimum der Absorption bei / 650 — 640 beobachtete, während dasselbe im Blatt etwas weiter, etwa bei / 640—630 liegt, oder der ganze Bezirk / 650—560 eine so gleiche Absorption aufweist, dass es unmöglich ist, irgand welche Unterschiede sicher festzustellen. Vielleicht variieren dieselben je nach der Zusammensetzung des FarbstofPgemisches. Wie ist nun eine so beträchtliche Verschiebung der Maxima und Steigerung der Absorption der Strahlen a— B zu erklären? Das Präparat vom gefällten Chlorophyll zeichnet sich vor allem durch seine Trübung aus. Mit Rücksicht darauf, dass die Vermutung schon mehrmals ü;eäussert wurde, die Trübung des Mediums könnte allein Ursache der Bandverschiebung sein, habe ich ein Gemisch von alkoholischer Lösung des Chlorophylls mit BaSO^ - Niederschlag spektrophotometrisch untersucht. Es ergab sich aber, dass die Bei- mischung von BaSO^ kein anderes Resultat zur Folge hatte, als dasjenige der Steigerung der Lichtschwächung im ganzen Spektrum, wobei die Absorptionsbänder sich natürlich nach beiden Seiten zu verbreiteten, ihre Lage aber unverändert blieb (Tab. II, 5). Das versteht sich auch von selbst, da die Baryumsulfatkörner die Licht- strahlen nur dazu zwingen, eine und dieselbe Flüssigkeitsschicht zu wiederholten Malen zu durchlaufen, wodurch zwar Steigerung der Absorption, aber keine Bandverschiebung erzielt werden kann. Nun wird aber auch die Ursache der Bandverschiebung in dem Präparat von gefälltem Chlorophyll verständlich. Es besteht zwischen beiden Präparaten ein Unterschied darin, dass im BaSO^- Gemische die umgebende Flüssigkeit, im gefällten Chlorophyll umgekehrt die Körner als lichtabsorbierende Substanz fungieren, während die um- gebende Flüssigkeit farblos ist. In der mit Baryumsulfat versetzten alkoholischen Chlorophylilösung beobachten wir also ein Absorptions- spektrum, im gefällten Chlorophyll dagegen ein Reflexions- spektrum des Chlorophylls, nur in höherem oder ge- ringerem Grade mit dem Absorptionsspektrum kombiniert. Das Reflexionsspektrum des Chlorophylls ist noch wenig unter- sucht. Es braucht aber nicht notwendig mit dem Absorptions- spektrum zusammenzufallen, wie das LOMMEL,^) unter Anwendung einer mangelhaften Methode, gefunden zu haben glaubte. 1) Poggend. Annal 143 (1871). über die Ursachen der Verschiebung der Absorptionsbänder im Blatt. 4"28 VlEßORDT^) hat genauere spektropliotometrisehe Untersuchungen an- gestellt und gefunden, dass zwischen den beiden Spektren ein wesent- licher Unterschied besteht, wie es ans folgender von ihm angegebener Tabelle zu ersehen ist: y , , 1 . Lichtstärke in Tausenden von Lichteinheiteu öpcKwaire^ion Reflexionsspektruin Absorptionsspektrum A-a 0,7-2 0,98 a— B 3,47 12,16 B-C 20,69 15,89 C— D 951,63 1081,3 D— E •2-219,23 1491,0 E-F 933,83 540,8 P-G 2-29,53 85,9 G-H 26,66 4,4 Bei unoefähr »leicher Intensität der Strahlen C — D sind also die Strahlen a — B im Reflexionsspektrum drei- bis viermal mehr abgeschwächt, als im Absorptionsspektrum, während die Strahlen B-C sogar reichlicher vorhanden sind. Umgekehrt sind die stärker brechbaren Strahlen E — H im Absorptionsspektrnm in höherem Grade abgeschwächt als im Reflexionsspektrum, wahrscheinlich in- folge davon, dass gerade diese Strahlen von dem farblosen Plasma viel mehr absorbiert w-erden, als die weniger brechbaren. VlERORDT liess das Sonnenlicht auf ein Ahornblatt unter dem AVinkel von 45^ fallen und untersuchte das reflektierte Licht mit dem Spektrophotometer. Er beobachtete also nicht genau das Reflexionsspektrum des Chlorophylls (was auch nicht eigentlich seine Aufgabe war), sondern ein Gemisch desselben mit dem von den Zellwänden zurückgeworfenen weissen und dem durch Chloro- plasten gegangenen grünen Absorptionslicht. Um genauere Resultate zu erhalten, musste man künstliche Präparate des Chlorophylls an- wenden. Spektrophotometrisch konnte ich solche nicht untersuchen, aus Mangel an entsprechenden Vorrichtungen; bei der spektro- skopischen Prüfung aber sah ich das rote Ende des Spektrums vom äussersten Rot und bis etwa / 670 gelöscht; von da au und bis etwa / G50 war noch ein Halbschatten zu bemerken. Das stimmt ziemlich gut mit den Resultaten YlERORDT's überein. Es versteht sich nun von selbst, dass beim Aufeinanderlegen der Reflexions- und Absorptionsspektren, das I. Absorptionsmaximum gegen den Bezirk a — B verschoben werden muss. Zugleich muss auch die Absorption des äussersten Rot eine gesteigerte werden. Als weitere Bestätigung dieser Schlussfolgerung möchte folgende Beobachtung dienen. Je grösser die einzelnen Körner des 1) Die Anwendung des Spektralapparates usw. 1S73. S. 79 81. 424 D. IWANOWSKi: Über die Ursachen der Verschiebung der Absorptionsbänder. Chlorophyllniederschlags sind, desto mehr muss das Licht von ihnen zurückgeworfen werden, und desto weniger durch dieselben gehen; mit der Yergrösserung der Körner muss also das Reflexionsspektrum mehr und mehr in den Tordergrund treten und das I. Absorptions- maximum o-eg'en den Bezirk a— B verschoben werden. Lässt man nun das gefällte und mit Gelatine gemischte Chlorophyll in warmem Wasser einige Zeit stehen, so wird der Xiederschlag grobkörnig, was leicht au der Veränderung des Farbentones, welcher in einen mehr gelben übergeht, zu ersehen ist. Bei der spektrophoto- metrischen Prüfung eines solchen Präparates ergibt sich eine weitere Verschiebung des I. Absorptionsmaximums um 10 // gegen das äussere Rot (Tab. II, 6). Was nun das IL grosse Absorptiousmaximum (Endabsorptiou) betrift't, so haben wir schon gesehen, dass dessen Verschiebung wahrscheinlich unabhänoio- von der Verschiebung des I. Maximums geschieht. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass jene Verschiebung durch die von ReiNKE nachgewiesene stärkere Ab- sorption blau-violetter Strahlen im Plasma der Zellen hervorgerufen wird. In der Tat beginnt die Erhebung der Kurve gerade an der Stelle, wo auch die Kurve der Lichtabsorption im Petalum von Chrysanthemum (nach ReiNKE) sich zu erheben beginnt. Wenden wir uns jetzt zu den liibendeu Blättern, so können wir die Vermutung als sehr naheliegend annehmen, dass alles oben ge- sagte sich ohne Weiteres auch auf die Blätter anwenden lässt. Schon längst^) hat K. TiMIRIAZEFF darauf hingewiesen, dass die Verteilung der lichtabsorbierenden Substanz an isolierte Körner als Ursache der „Deformation" des Absorptionsspektrums der lebenden Blätter angesehen werden muss. Diese Ansicht sollte jetzt nur in dem Sinne geändert werden, dass nicht die Beimischung des weissen von Zellwänden zurückgeworfenen Lichtes, wie es dem Autor schien, sondern diejenige des grünen, von Chloroplasten selbst reflektierten Lichtes die Verschiebung des ersten Absorptionsmaximums in den Blättern bedingt. Bezüglich der einzelnen Chloroplasten soll das Sachverhalten dasselbe bleiben. Wenn die Tatsache richtig ist, dass in ihrem Spektrum eine gleiche Bandverschiebung sich konstatieren lässt, so muss mau annehmen, dass das Chlorophyll in ihrem Stroma zu feineren isolierten Körnern, etwa wie das gefällte Chlorophyll in Gelatine, verteilt ist, was auch mit den neuesten Untersuchungen im Ultramikroskop übereinstimmt. 1) Eef. Berichte der deutschen ehem. Gesellschaft, 5 (1872), S. 329. Vgl. auch Eeinke, Botan. Zeit., 1886, S. 2U. \V. VOSS: Über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten. 425^ 62. W. Voss; Über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten. 3. Chrysauthemumforni „Mons. Ulrich Brunner". (Eingegangen am 18. September 1907.) Wie bei der Chrysauthemumforni „Wabau" treten iu den Köpfehen von „Mons. Ulrich Brunner" Blüten auf, deren Kronröhren sowohl Merkmale der Strahl- als auch der Scheibenblüten zeigen. Doch ist bei dieser Form eine etwas grössere Regelmässigkeit in der Verteilung der verschiedenartigen Gewebe in der Krone als bei der zuerst genannten Form zu beobachten. Die grossen, sehr verschieden stark gefüllten Köpfchen dieser Chrysauthemumforni zeigen lange, an der Innenseite der Krone tief karmin, häufig mit einem Stich ins A^iolette gefärbte Strahlblüteii mit verhältnismässig kurzer Röhre und meist einzipfeliger Zunge. Die Strahlblüten stehen alle sehr steil aufgerichtet auf dem Boden des Blütenkorbes, wodurch das Köpfchen ein quasten- oder pinsel- förmiges Aussehen erhält. Im Innern der Köpfchen findet sich eine nicht selten sehr ausgedehnte Scheibe von Scheibenblüten, die eine wenio- o;lockenförniio;e Gestalt zeio-en. Ebenso wie an der Grenze der beiden Blütenformen dieselben gemischt stehen, stehen nicht selten ffut auso-ebildete Strahlblüten mitten unter den Röhrenblüten der zentralen Scheibe, und umgekehrt treten normale Scheiben- blüten in jeder Region des ringförmigen Gebietes der Strahl- blüten auf. Wie auch sonst häufig bei Chrysanthemumformen treten in den Köpfchen häufig Blüten auf, die sectorial sind zwischen Scheiben- und Strahlblüten; jedoch war ich bei der vorliegenden Form auch nicht imstande, etwas gesetzmässiges über das Auftreten und die Lage der makroskopisch die Struktur der Röhrenblütenkrone zeio-enden Partien iu der Krone der Strahlblüte herauszufinden. Strahlblflten in jeder Region des Köpfchens können solche zeigen, ebenso wie Röhrenblüten aller derjenigen Partien des Blutenstandes, in denen sie noch zur vollen Entwicklung gelangen, Merkmale der Strahlblüten zeigen können. Wenn auch an Strahlblüten die Merk- male der Röhrenblütenkrone meistens in einem die ganze Kron- röhre an der dem Köpfclieniunern zugekehrten Seite durchziehenden Streifen auftreten, in Röhrenblüten die Merkmale der Strahlblüten. 426 W. Voss: jedoch meist in dein dem Köpfchenrande zugekehrten Teile der Krone zu beobachten sind, so ist dies doch nicht stets der Fall. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Teil der Krone der Einzel- blüte, in dem Merkmale der anderen Blütenform auftreten. In den meisten Fällen, in denen das Gewebe der fremden Blutenform nicht die ganze Krone der Blüte von oben nach unten durchsetzt, traten dessen Merkmale in den Zipfeln auf. Doch wurden auch Strahl- blüten gefunden, in denen die Streifen Röhrenblütengewebe die Zipfel und den Rand der Kronröhre nicht erreichten. Wenn freilich in einer überwiegend Röhrenblütencharakter zeigenden Blüte der Strahlblüteneigenschaften zeigende Teil, wie es meist der Fall w^ar, •die ganze Krone der Länge nach nicht durchzieht, so waren es immer die Zipfel und sich an diese anschliessende Partien der Krone, die solche zeigten. Wenn also bei der vorliegenden Chrysanthemumform ebenso wie bei der später zu besprechenden Form „Mary Anderson" eine Beziehung der Ausbildung der Gewebe zu ihrer Lage sich andeutet, die sich auch schon in der Verteilung der beiden Blütenformen über den Boden des Köpfchens ausspricht, so zeigen doch die Ausnahmen von der aus den oben mitgeteilten Beobachtungen zu ersehenden Regel, dass die Art der Aus- bildung der Gewebe der Kronröhre auf jeden Fall nicht allein eine Funktion ihrer Lage im Köpfchen ist. Einer genauen mikroskopischen Untersuchung wurden bei der vorliegenden Form wie bei den anderen behandelten Chrysanthemen die Zellen n » papillös n i; 7i gelb gross eben glatt 7 J! » klein 11 gefaltet 8 r> n » papillös » 9 farblos farblos » » » 10 r> » » eben » 11 » gelb » n glatt 12 « » » papillös gefaltet ir, « farblos » eben glatt 14 ^ ?l ?? papillös » 15 ?i gelb ?? n « k; w n gross ? eben gefaltet Das ? in Reihe IG bezieht sich auf die oben beschriebene Zelle^ von der zweifelhaft war, ob die Chromatophoren die Bezeichnung-^ „gross" verdienen. Zellen mit gefalteter Cuticula, die unzweifelhaft „grosse" Chromatophoren enthielten, konnten nicht gefunden werden. Da in der oben gegebenen Tabelle Zellen fehlen, in denen die Merkmale „papillöse Aussenwand" und „grosse Chromatophoren" fehlen, so wurde die Frage, ob diese beiden Merkmale zusammen in einer Zelle auftreten können, besonders geprüft, jedoch „grosse Chromatophoren" nur mit vollständiu- „ebener Aussenwand" kombiniert gefunden. 'o "' Aus der Tabelle der beobachteten Zellformen ergeben sich die in der folgenden Zusammenstellun"' veranschaulichten Kombinatious- möglichkeiten der ins Auge gefassten Merkmale, in welcher ein oo andeutet, dass die in dem damit bezeichneten Felde zusammen- treffenden Merkmale zusammen in einer Zelle auftreten können, ein -|- andeutet, dass das Merkmal der wagerechten Spalte stets zusammen mit dem der senkrechten Spalte auftritt, ein — , dass das Merkmal der waoerechten nie mit dem voll ausoebildeten der senkrechten Spalte zusammen beobachtet wurde. Ein / bezeichnet den Ort, an dem in der Tabelle zwei antas-onistische Merkmale zusammentreffen. über Merkmale normaler Orijanc in monströsen Blüten. 431 es w u :cä Ca « GQ o -CS a o o ü . aBCd . . . aB cD . . . . . 0 a B c d . . . . . -2 abCD . . . . . 0 a b C d . . . — 2 a b c D . . . . . -2 a b c d . . . . . -4 446 Erwin Baue: einer Bohnenpflanze ein annähernd getreues Bikl der Zufallskurve. Nehmen wir nun aber einmal an, dass ein Günstigerwerden der Bedingungskonstellation von - 4 über — 2 und 0 bis -f- 2 bei einer Bohnensippe ganz ohne Einfluss auf die Bohuengrösse bleibe, dass also alle unter den Bedingungskonstellationen - 4, - 2, 0 und -\- 2 erwachsenen Bohnen gleich gross und nur die unter der Kon- stellation -]- 4 erwachsenen grösser seien als die übrigen, dass also gerade zwischen den Konstellationen + 2 und + 4 ein gewisser Um- schlagepuukt für die Bohuengrösse läge, dann hätten wir eine Bohnen- rasse, die folgendes zeigte: Es würde die grosse Mehrzahl der Bohnen d. h. in unserem Beispiele alle unter den Konstellationen — 4, —2, und -^2 erwachsenen fünfzehn Teile eine bestimmte Grösse haben, dagegen wäre der unter der Konstellation -\- 4 er- wachsene eine Teil unvermittelt grösser. Läge der Umschlagepunkt etwa zwischen den Konstellationen - 2 und 0, dann hätten wir eine Bohnensippe, die sechs Teile kleiner Bohnen und 10 Teile grosser Bohnen hervorbringt. Derartige Bohnensippen wären dann typische umschlagende Sippen. Wie gesagt ist dies jedoch ein erfundenes Beispiel,|gBohnen- sippen, die in bezug auf die Bohuengrösse umschlagen, kennen wir nicht, aber sonstige Sippen, die ein derartiges Umschlagen an Stelle der die Zufallskurve wiederspiegelnden gewöhnlichen „Variation" zeigen, kennen wir in grosser Zahl. Wir können z. B. in dem Schema statt der Bohnen das ein- gangs schon erwähnte Trifolium pratense quincpie folium de Vries einsetzen, das zwischen drei- und mehrzähligen Blättern in der Weise umschlägt, dass die unter besonders günstigen Bedingungs- konst'ellationen — etwa im Schema -|- 4 — entstehenden Blätter statt ozählig 4 — 7 zählig werden. Man vergleiche hierüber die Unter- sungen von TiNE Tammes'). Hierher gehören ferner die zwischen chasmogamen und kleistogamen Blüten umschlagenden Pflanzen bei denen, wie besonders GOEBEL^) gezeigt hat, die Verhältnisse so liegen^ dass die unter bestimmten ungünstigen Bediugungskonstellationen entstehenden Blüten kleistogam, alle andern chasmogam werden. Dass es Aussenfaktoren, Ernährungsfaktoren im weitesten Sinne des Wortes sind, die entscheiden, ob in allen diesen Fällen das be- treffende Organ in der einen oder der anderen Modifikation aus- gebildet wird, ob das Kleeblatt drei- oder mehrzählig, die Blüte chasmogam oder kleistogam wird, scheint mir durch die genannten Autoren ausser Frage gestellt. 1) Tammes Tine. Ein Beitrag zur Kenntnis von Trifolium pratense qiiinque- folium de Vries. Botan. Zeitung- 62. 1904 1. S. 211. 2) GOEBEL K. Die kleistogamen Blüten und die Anpassungstheorien. Biol Zentralblatt 24. li)04. S. G7:J. Untersuchungen über die Erblichkeitsverhältnisse von Antirrhinum majus. 447 Ebenso, wie Sippen, die zwischen zwei Modifikationen, gibt es auch Sippen, die zwischen drei und mehr ^fodifikationen umschlagen. Liegen die ümschlagepunkte dabei auf der Reihe der möglichen '^edingungskonstellationen gleichmässig verteilt, dann werden natürlich die statistisch ermittelten Zahlen der verschiedenen Modi- fikationen der Zufallskurve entsprechen und schliesslich geht so das „Umschlagen" in das gewöhnliche „fluktuierende" modifiziert werden, das „fluktuieren" oder wie man es sonst nennen will, über. Mit dieser Auffassung des Umschlagens der Zwischenrassen oder der umschlagenden Sippen, wie wohl die korrekteste Bezeichnung lauten müsste, als eines Spezialfalles der Modifizierbarkeit stehen auch die Erblichkeitsverhältnisse völlig im Einklang. So wenig, wie sonstige Modifikationenbisher sich als erblich erwiesenhaben, ebenso- wenig sind es auch die Modifikationen der umschlagenden Sippen. Ebenso wie die grössten und die kleinsten Bohnen einer reinen Linie JOHANNSEN"s^) ganz genau dieselbe, aus wenigen grossen, vielen mittleren und wenigen kleinen Bohnen zusammengesetzte Nach- kommenscliaft geben, ebenso geben auch die beiden Modifikationen einer umschlagenden Sippe die gleiche Xachkommenscliaft. Das zeigen schon die klassischen Versuche von DE VßlES''') mit Dipsacus Silvester torsus; gedrehte sowohl wie uugedrehte Individuen dieser Sippe geben, gleiche Kulturbedingungen natürlich vorausgesetzt, die gleiche, aus gedrehten und aus ungedrehteu Individuen zusammen- gesetzte Deszendenz. Das beste Beispiel für die völlige Wirkungslosigkeit der Yari- antenauslese bei umschlagenden Sippen bieten die gefüllten Levkoyen, die überhaupt nur durch die Samen der einfachen Modifikation fort- gepflanzt werden, w^eil die gefüllten Individuen meist völlig steril sind. Trotz der dadurch bedingten, seit vielen Jahrzehnten geübten unfreiwilligen „Yariautenauslese" ist der Typus der Sippen in dieser Hinsicht nicht verändert worden.^) 1) Johannsex, W. Über Erblichkeit in Populationen und in reinen Linien. Jena 1903. 2) De Vries, H. Die -Mutationstheorie. Bd. 11. S. 579. 3) Mit der Auffassung des Umschlagens der gefüllten Levkoyen als eines Spezialfalles der Modifizierbarkeit ist natürlich der Widerspruch behoben, den Bateson in seinem Sammelreferat (Progressus rei botanicae I. 1907. S. 398) darin findet, dass gefüllte Blüte bei Levkoyen ein rezesssives Merkmal ist, und dass Individuen mit diesem rezessiven Merkmal in so hohen Prozent- sätzen — 60—80 pCt. — von den einfachen Individuen ^abgespalten^ werden. Die Merkmalspaare sind eben hier, um es kurz auszudrücken, nicht „einfach" und „gefüllt", sondern „einfach" und „umschlagend zwischen einfach uud gefüllt", wobei das erstere Merkmal über das letztere dominiert. Das Auftreten der ge- füllten Individuen in der Nachkommenschaft der in sich gezüchteten einfachen In- dividuen ist eben kein mendeln, sondern ein variieren, oder besser ein „modifiziert werden". Ich bin hierauf eingegangen, weil BATESON in seinem Eeferat diesen Fall einen der unerklärlichen seiner „iniconifonnable cases" nennt. Ber. der deutsclien bot. Gesellsch. XXV. 3J^ 448 Erwin Bauk: Auch die ausgedehnten und sorgfältigen Untersuchungen von Klebs') haben ja bisher keinen einwandsfreien Fall einer Ver- erbung von Modifikationen ergeben. Wenn man unter einer Modi- fikation eine bestimmte Form versteht, die ein Individuum unter einer bestimmten Bedingungskonstellation angenommen hat. dann könnte ein „erblich werden" dieser Modifikation ja nur darauf be- ruhen, dass ein so modifiziertes Individuum weiterhin anders als bisher auf die Aussenbedingungen reagiert. Eine solche Entstehung eines Individuums mit veränderter Reaktionsfähigkeit ist aber doch ein von dem Modifiziertwerden völlig verschiedener Prozess. Wenn wir Paraffinum durum durch Erwärmen flüssig machen, ist das etwas ganz anderes, als wenn wir durch irgend welche Behandlung das Paraffinum durum in ein Paraffin mit niedrigerem Schmelzpunkt umwandeln. KlebS fasst unter seinem „Variieren" diese beiden, nacli meiner AufPassung völlig verschiedenen Dinge zusammen. Ich kann ihm hierin nicht folgen, sondern werde in dem ersten Falle von einer Modifikation, im zweiten Falle dagegen von einer Mutation reden. Es ist natürlich möglich, dass einmal Fälle gefunden werden, wo die gleichen Faktoren, die eine Modifikation in einer be- stimmten Richtung verursachen, auch eine Mutation in der gleichen Richtung auslösen, aber die Notwendigkeit eines derartigen Zu- sammenhanges scheint mir vorderhand nicht erwiesen, ja nicht einmal wahrscheinlich zu sein. Es werden ja allerdings von botanischer wie von zoologischer Seite immer und immer wieder zahlreiche Fälle von Vererbung von Modi- fikationen angeführt, aber von allen diesen Beispielen liält bisher keines einer strengen, auf dem JOHANNSEN'schen Linienprinzip fussenden Kritik stand. Auch die Erblichkeitsversuche von DE VrieS^) mit Antirrhinum tnajus luteum rubrostriatum, das zwischen einfach roten und gelben rotgestreiften Individuen umschlägt, scheinen zwar einen Erfolg der Selektion von gestreiften bzw. roten Individuen zu ergeben, aber es ist sehr zu bezweifeln, ob die DE VßlES'sche Antir- rhinumsippe in bezug auf die Blütenfarbe wirklich im strengen Sinne des Wortes rein war, ob nicht auch in seinen Versuchen, wie auch sonst in so vielen Selektionsversuchen, die unbewusste Auslese von Linien an Stelle von wirklichen „Varianten" d. h. Modifikationen in meiner Terminologie eine Rolle gespielt hat. Dass es eine ganze Anzahl von verschiedenen gestreiften Antirrhinumsippen gibt, die sich durch die Lage des Umschlagepunktes, und das bedeutet in praxi 1) Klebs, G. Über künstliche Metamorphosen, Abhandl. Naturf. Gesellsch. Halle. 25. 190G und frühere Arbeiten. 2) De Vries, H. Die Mutationstheorie. Bd. I, S. 424. Untersuchungen über die Erblichkeitsverhältnisse von Antirrhinum majus. 449 durch das Verhältnis, in dem bei ihnen die roten und die gestreiften Individuen stehen, unterscheiden, ist mir sehr wahrscheinlich; ich habe seit zwei Jahren entsprechende Versuche im Gang. Als DE TRIFS seine Versuche durchführte, waren eben weder die Versuche JOHANNSEN's, noch die genau auf das gleiche hinauskommenden Er- gebnisse der SVALÖFER Botaniker bekannt. Diese hier skizzierte Auffassung des Umschlagens der Zwischen- rassen weicht ganz wesentlich ab von der ursprünglichen in der Mutatiostheorie vertretenen Auffassung von DE VRIES, stimmt aber wohl in der Hauptsache überein mit der Auffassung, die JOHANNSEN^) vertritt. Was im Grunde genommen die hier verfochtene Ansicht von der DE VRIES'schen trennt, ist eine verschiedene Auffassung der Begriffe „Merkmal" bzw. „Anlage". Nach DE VRIES sind die Zwischenrassen dadurch charakterisiert, dass in ihnen gewissermassen zwei Anlagen um die Herrschaft streiten, bei den gefüllten Levkoyen z. B. die Anlagen „gefüllte Blüten" und „einfache Blüten". Das eine mal kommt die eine Anlage zur Entfaltung, das andere mal die andere. Es ist nicht meine Absicht, hier auf die sc vieldeutigen Be- griffe Anlage und Merkmal einzugehen, ich stehe in dieser Hinsicht auf dem im wesentlichen auch von KlebS^) vertretenen Standpunkte, dass es prinzipiell falsch ist, als Merkmal, durch das eine Sippe charakterisiert ist, durch das sie sich von andern unterscheidet, irgend eine mit den Sinnen wahrnehmbare äussere Eigenschaft zu bezeichnen. Was eine Sippe (im Gegensatz zu Unterschieden zwischen In- dividuen) unterscheidet und was vererbt wird, ist ja doch immer nur eine bestimmte charakteristische Art, auf die Aussenbe- dingungen zu reagieren. Was wir als äussere Eigenschaft einer Pflanze mit den Sinnen wahrnehmen, ist immer nur das Resultat der Reaktion auf die bestimmte zufällige Bedingungskonstellation, unter der das betreffende Individuum sich gerade entwickelt hatte. Von diesen umschlagenden Sippen gibt es zwei äusserlich ganz verschiedene Kategorien. Vielleicht darf ich hierauf noch mit einigen Worten eingehen. Liegt nämlich die kritische Periode für die Aus- bildung der betreffenden Eigenschaft erst in späten Stadien der Individualentwickelung, so finden wir auf verschiedenen Teilen eines Individuums die beiderlei Modifikationen, zwischen denen die betreffende Sippe umschlägt. Liegt die kritische Periode dagegen schon in den ersten Stadien der Embryoentwickelung, so besteht die Sippe aus zweierlei Individuen. 1) JOHANNSEN, W. Afvelighedslaerens Elementer. Köbenhavn, Gi/ldendalske Boghandel 1905. 2) Klebs. l. c. • 31* 450 Erwin Baur: Bei Trifolium prafense quinquefolium fällt die kritische Periode für die Eutsclieidinig, ob ein junges Blatt drei- oder mehrzälilig wird, ungefähr zusammen mit dem Zeitpunkt der Differenzierung dieses Blattes am Vegetationspunkt, es können also in den kritischen Perioden der verschiedenen Blätter eines Individuums verschiedene Bedingungen herrschen und dementsprechend trägt ein Individuum drei- und mehrzählige Blätter. Bei den Levkoyen liegt die kritische Periode, in der bestimmt wird, ob ein Individuum später nur ge- füllte oder nur einfache Blüten bilden wird, offenbar in den ersten Stadien der Embryoentwickelung, solange der Same sich noch auf der Mutterpflanze befindet, und dementsprechend bestehen die ge- füllten Levkoyensippen aus zweierlei Individuen, solchen die nur einfache und solchen die nur gefüllte Blüten tragen. Man könnte wohl auch sagen, hier liege ein Fall von induzierter Modifikation vor. Die kritische Periode für die Induktion der Modifikation liege gerade in diesen ersten Embryonalstadien und eine Umstimmung der Induktion erfolge nur, wenn im Kreislauf der Entwickelung wieder dieses Stadium erreicht sei. In vieler Hinsicht analoge Fälle von solchen induzierten Modifikationen gibt es auch sonst. Ich gedenke bei einer anderen Gelegenheit auf diese Fraoe zurück zu kommen. Was also die beiden verschiedenen Kateoorien der umschlagenden Sippen unterscheidet, ist im wesentlichen die Lage der kritischen Periode für die betreffende umschlao-ende äussere Eigenschaft. Umschlagen nach dem Trifoliumtypus, d. h. mit später Lage der kritischen Periode entspricht als Spezialfall der partiellen Variation im Sinne von DE VrieS^), umschlagen nach dem Levkoyen- typus einem Teile dessen, was DE VrieS unter individueller Variation A^ersteht. Mit diesen umschlagenden Sippen haben manche buntblätterige Pflanzen eine grosse, aber wie ich zeigen werde, rein äusserliche Ähnlichkeit. Genau so, wie Samen von Dipsacus Silvester torsus immer einen bestimmten, von den Eruährungsverhältnissen abhängigen Prozentsatz ungedrehter Inviduen ergeben, auch nach fortgesetzter Auslese nur ge- drehter Elternpflanzen, ebenso ergeben Samen von vielen bunt- blätterigen Sippen immer einen gewissen Prozentsatz grüner Indivi- duen, und es ist auch hier den Gärtnern nicht gelungen, diese buntblätterigen Sippen rein zu züchten, samenbeständig zu machen. Sehr auffällig zeigen dieses beständige Auftreten von grünen Pflanzen einige Aurea- Varietäten von Antirrhinum majus. 1) DE Vries, H. Die Miitationstheorie. Leipzig 1901. Untersuchungen über die Erblichkeitsverhältnisse von Antirrhinum inajiis. 451 Was die Gärtner unter Aurea-Varietäten verstehen, sind zum grössten Teile -j- — samenbeständig-e Sippen, die sich von den grünen dadurch unterscheiden,^) dass in ihnen, vor allem in den jungen Blättern, die Chlorophylle in wesentlich geringerer Menge vorhanden sind, als in den grünen Sippen, während die gelben Farb- stoffe, Xanthophylle und Carotine in normaler oder nur wenig ver- minderter Menge vorkommen. Ein kleinerer Teil der Aureaformen gehört dagegen nicht zu eigenen Sippen, sondern wird gebildet durch infektiös-chlorotische Individuen sonst grüner Sippen. Derartige Aureaformen, von denen ich bisher erst eine, von Lahurnum vulgare genauer kenne, sind dementsprechend nicht samenbestäudig.^) Die genannten Aureavarietäten von Antirrhinum majus^ nämlich Antirrhinum ivajus pumilum fol. aureis „Eklipse^'' und A. m. pumilum fol. aureis „Sonnengold" (teils von Haage und Schmidt, teils von Chr. Lorenz in Erfurt bezogen) gehören zu der erstgenannten Kate- gorie von Aureaformen. Bei Aussaatversuchen mit Handelssamen war mir schon vor drei Jahren aufgefallen, dass stets ziemlich genau 1/3 der Keimpflanzen grün und 2/3 gelbblätterig waren. In der Annahme, dass ich es hier mit einer umschlagenden Sippe zu tun hätte, erwartete ich, dass die Samen von den so erhaltenen grünen Individuen ebenfalls gelbe und grüne Individuen ergeben würden; das war aber nicht der Fall, fünf grüne derartige Pflanzen ergaben eine rein grün- blätterige Descendenz. Daraufhin begann ich eine Stammbaum- kultur. Ich ging aus von vier gelben und drei grünen Individuen, die durch Selbstbefruchtung zweier gelben aus Handelssamen er- zogenen Pflanzen gewonnen waren. Die grünen Individuen haben die Stammbuchnummern A. 1., A. 2., A. 6., die gelben die Stamm- buchnummern A. 3 , A. 7., A. 11., A. 12. Bei Selbstbefruchtung ergaben alle drei grünen Pflanzen eine rein grüublätterige Nachkommenschaft, alle vier gelben Individuen spalteten dagegen in nahezu genau 2/3 gelbe und 1/3 grüne Keim- pflanzen. Ich gebe nachstehend in Form einer Tabelle die genauen Erbzahlen : 1) Nach Untersuchungen, über die Herr F. KräNZLIN an anderer Stelle be- richten wird. 2j Baue, E. Weitere Mitteilungen über die infektiöse Chlorose der Mal- vaclen und über einige analoge Erscheinungen bei Ligustrum und Laburnum. Ber. d. Deutsch. Botan. GescUsch. 24. 1906. S. -AlG. — Über infektiöse Chlorosen bei Ligustrum, Laburnum, Fraxinus, Sorbus und Ptelea. Ebenda 2.5. 1907. S. 410. 452 Erwin Baur: Tabelle 1. Stammbuch- Blattfarbe der Eltern Nachk( )mmen grün- gelb- blätterig grün- numraern der Eltern gelb- blätterig blätterig blätterig 10 'o A. 1. xA. 1. grün 0 111 0 100 A. 2. X A. 2. grün 0 übLr400i) 0 100 A. 6. X A. 6. grün 0 62 0 100 A. Ü. xA. 3. gelb 126 68 64,95 35,05 A. 7. X A. 7. gelb 98 44 69,01 30,99 A.n. X A.n. gelb 304 152 66,6(; 33,33 A. 12. X A. 12. gelb 45 22 67,16 32,84 Alle gelbblättrigei 1 Eltern . . . 573 286 66,71 33,29 Alle grünbliittrige n Eltern . . . 0 über 573 0 100 Es war jetzt die Frage, worauf kann dieses eigenartige Auf- spalten der gelben Individuen in gelbe und grüne genau nach dem Verhältnis 2 : 1 beruhen? Die am nächsten liegende Annahme schien mir folgende zu sein: Die o-elben Individuen sind Bastarde zwischen gelben und grünen. Gelb dominiert dabei über grün und bei der Selbstbefruchtung dieser Bastarde ergibt die Kombination gelb X gelb, die als eine der vier möglichen Keimkombinatiouen (grün X grün, grün X gelb, gelb X grün und gelb X gelb) ein Viertel der Nachkommen bilden sollte, keine lebensfähige Samen. Es liegt auf der Hand, dass diese Annahme das Spalten aller gelben Individuen nach: zwei gelb : ein grün, von denen die gelben alle wieder spalten, die grünen konstant sind, ohne weiteres ver- ständlich macht. Ich brauche das wohl nicht weiter auszuführen. Diese Hypothese war nun leicht durch einen Versuch zu prüfen. Ist sie richtig, d. h. sind die gelben Individuen wirklich regelrecht mendelnde Bastarde, also Bastarde, die, um es kurz auszudrücken, 50 pCt. Keimzellen mit der Anlage für gelb und 50 pCt. mit der Anlage für grün bilden, dann muss jede Kreuzung von gelben mit grünen Individuen 50 pCt. grüne und 50 pCt. gelbe In- dividuen ergeben. Ich habe die entsprechenden Versuche ausgeführt und gebe nach- stehend, wieder in Form einer Tabelle die gewonnenen Zahlen. Die darin vorkommenden Pflanzen A. 4. und A 9. sind Individuen rein grüner Aszendenz aus einer Sippe, die ich schon seit einigen Jahren 1) Eine genaue Zählung wurde unterlassen. Untersuchungen über die Erblichkeitsverliältnisse von Antirrhinum majus. 453 in Stammbaunikultur habe. Die übrigen Pflanzen sind die gleichen wie in Tabelle 1. Tabelle 2 ■ Stauimbiich- niatt färbe der Eltern Nachkommen gelb- blätterig /o grün- nummern der Eltern gelb- blätterig grün- blätterig blätterig 7o A. 4. xA. 3>) grün X gelb 53 36 59,55 40,45 A. 4. xA. 7. grün X gelb 10 4 71,43 28,57 A. 4.x A.n. grün X gelb 12 17 41,3W 58,62 A. 7. X A. 9. gelb V grün 43 59 42,15 57,85 A. 3. X A. 4. gelb X grün 34 34 50 00 50,00 A.ll.x A. 4. gelb X grün 49 50 49, '0 50,90 A. 1. x A. 3. grün X gelb 81 77 5 ',26 48,74 A. 6.x A.n. grün X gelb 13 13 50,00 50,00 A. 1.x A.n. grün X gelb 103 109 48,58 51,42 A. 2. xA. 7. grün X gelb 57 45 53,92 46,08 A. 2.x A.n. grün X gelb 142 i:'.7 50,89 49,11 In sgesamt . . . 597 581 50,68 49,32 Eine genauere Cbereinstinimung mit den theoretischen Zahlen, als sie diese Versuche zeigen, ist kaum zu verlangen. Die Hypothese von der Bastardnatur der Aurea-lndividuen scheint mir also allen bisher bekannten Tatsachen zu genügen. Es wird jetzt die Aufgabe weiterer Versuche sein, festzustellen, in welchen Entwickluno-sstadien das Absterben der auf der Kombi- nation gelb X gelb beruhenden Embryonen erfolgt, ob überhaupt keine diese Kombination verkörjiernde befruchtete Eizelle sich weiter entwickelt, oder ob vielleicht zwar noch die entsprechenden Samen gebildet werden, aber nicht keimfähig sind. Ich habe Versuche hierüber im Gange. Ebenso wird zu prüfen sein, ob nicht vielleicht ausnahmsweise doch in einigen Individuen die Kombination gelb X gelb sich als lebensfähig erweist. Diese Frage wird nur durch Prüfung der durch Selbstbefruchtuno- o-ewonnenen Nachkommenschaft einer möglichst grossen Zahl gelber Individuen zu entscheiden sein. Ganz ähnliche Erblichkeitsverhältnisse scheinen bei einer erst im Laufe des letzten Sommers von mir untersuchten Aurea-Varietät von Pelargonium zonale: Pelargonium zonale „Verona^'' (von HAAGE 1) $ X cf 454 E. Baue : Untersuchungen der Erblichkeitsverhältnisse von Antirrhinum raajus. und Schmidt, Erfurt) vorzuliegen. Hier ergaben die bisher allerdings erst wenig umfangreichen Aussaatversuche, dass ein Aurea-Individuum bei Selbstbefruchtung eine Nachkommenschaft hatte, die aus etwa 1 4 rein grünen, 2/4 Aureapflanzen wie die Mutter und schliesslich im Gegensatz zu Antirrhinum aus 1/4 rein w«isslich-gelber, ganz chlorophyllfreier Pflanzen bestand. Diese letztgenannten weisslich-gelben Keimpflanzen starben alle wenige Tage nach der Keimung ab, so dass also auch hier von den überlebenden Keim- pflanzen wie bei Antirrhinum, Y3 grün und '3 Aurea-Pflanzen waren. Der Unterschied von Antirrhiniuni wäre also nur der, dass die auf der Kombination gelb X gelb beruhenden Individuen bei Pelargonium erst auf späteren Entwickelungsstadien absterben. Was für die untersuchten Aurea-Yarietäten von Antirrhinum hiermit festgestellt und für Pelargonium zonale Verona wahrscheinlich gemacht ist, gilt natürlich durchaus nicht ohne weiteres für alle andern -4- — samenbeständigen Aurea- Varietäten; es gibt darunter auch völlig samenbeständige Sippen. Noch weniger sind Rück- schlüsse auf die weiss- und gelbbunten, die eigentlichen „panaschierten" Varietäten gestattet, bei denen, soweit ich heute darüber schon urteilen kann, die Unbeständigkeit nicht auf Bastardspaltungen, sondern auf ganz andern Vorgängen beruht. Wichtigste Ergebnisse. Dass die Aurea- Varietäten von Antirrhinum majus nicht samen- beständig zu gewinnen sind, sondern stets einen gewissen Bruchteil von grünblätterigen Pflanzen abspalten, beruht darauf, dass die gelb- blätterigen Individuen alle Bastarde sind, die auf der Merkmals- kombiuation grün X gelb bzw. gelb X grün beruhen. Diese Bastarde bilden zwar 50 pCt. Keimzellen mit der Anlage für Grünblätterigkeit und 50 pCt. mit der Anlage für Gelbblätterigkeit, aber die Keim- zellkombination gelb X gelb führt nicht zu lebensfähigen Embryonen, so dass also von den möglichen Kombinationen gelb X gelb, gelb X grün, grün X gelb und grün X grün nur die drei letzten übrig bleiben, d. h. diese Aureaformen geben bei Selbstbefruchtung genau 1/3 grünblätteriger konstanter und 2 3 Aurea-blätteriger spaltender Nachkommen. Ahnlich scheinen die Verhältnisse auch bei Pelargonivm zonale „ Verona'^ zu liegen. Berlin, Botanisches Institut der Universiät. A. ERNST: Über androgyne Infloreszenzen bei Dumortiera. 4.55 65. A.Ernst: Über androgyne Infloreszenzen bei Dumortiera. Mit Tafel XIII. (Eingegangen am 11. Oktober 1907.) luuerhalb der Familie der Marchantiaceae findet, von ein- fachsten Formen ausgehend, eine stufenweise Steigerung der Dif- ferenzierung in der vegetativen und generativen Sphäre der Ge- schlechtsgeueration statt. Sie erreicht ihren Höhepunkt in der Gruppe der Marchantioideae-Compositae, bei welchen die Träger der Geschlechtsorgane, die sogenannten männlichen und weiblichen Infloreszenzen (Rezeptakeln), von besonders gestalteten fertilen Zweigsystemen gebildet werden. Bei den tieferstehenden Gruppen der Marchantiaceae finden sich sowohl monöcische wie diöcische Vertreter. Mit der Ausbildung- besonderer archegonien- und antheridientragender Äste und Ast- systeme ist auch der Übergang von der Monöcie zur Diöcie verbunden und für die M. Conipositae ist, wenige Ausnahmen abgerechnet, eine strenge Trennung der sehr verschieden geformten männlichen und weiblichen Geschlechtsstände auf verschiedene Pflanzen Reo-el. Gelegentlich meiner Untersuchungen an javanischen Lebermoosen fand ich nun bei Dumortiera, einer Gattung, welche bekanntlich auch in der vegetativen Gestaltung interessante Abweichungen vom Bau der M. Conipositae zeigt, ein auffallendes, in mehrfacher Hin- sicht abweichendes Verhalten bei der Ausbildung der Geschlechts- sprosse. Es findet innerhalb dieser Gattung eine Rückkehr von der Diöcie zur Monöcie und ausser der Bildung von männlichen und weiblichen Infloreszenzen auch diejenige gemischter (androgyner) statt. Die Marchantiaceen sind im Gegensatz zu der Mehrzahl der Lebermoose dem Landleben aligepasst. Hierauf beruht die Aus- bildung der zahlreichen und verschieden differenzierten Rhizoiden, der Luftkammern, deren Boden das chlorophyllreiche Assimilations- gewebe entsprosst, der ventralen Schuppen usw. Diese charakte- ristischen Eigentümlichkeiten des Marchantiaceenthallus sind bei Dumortiera sehr reduziert und au älteren Thallusteilen vielfach nicht mehr wahrnehmbar. Dass sie dieser Gattuno- aber nicht voll- ständig fehlen, wie von den älteren Autoren angegeben worden ist. 456 A. ERNST: wies zuerst LeiTGEB^) nach. An den jüngsten Thallusteilen von Dumortiera irrigua und hirsuta fand er eine ziemlich gut entwickelte Luftkammerschicht mit AtemöfFnungen ausgebildet. An älteren Thallusteilen fehlte dieselbe oder war noch in Form einer mehr oder wenioer reo-elmässioen Felderung der Oberseite durch Reste der Kammerwände angedeutet. Die Epidermis und die Atemkanäle waren verschwunden, das Assimilationsgewebe lag zwischen den Kammerwänden frei an der Oberfläche des Thallus. Dieses Schwinden der Luftkammerschicht ist als eine Rückbildung infolge der ver- änderten Lebensweise von Dumortiera anzusehen. Diese Auffassung ist zuerst von GÖBEL^) in eingehender Darstellung vertreten und seither durch andere Forscher'^) bestätigt worden. GüBEL fand Dumortiera an feuchten, vielfach vom Wasser bespritzten Stand- orten, im Sprühregen von AVasserfällen, auf Steinen und Böschungen an Bächen; im Gegensatz zu den meisten anderen Marchantiaceen ist Dumortiera typisch hygrophil und dieser Lebensweise entspricht auch ihr vereinfachter Bau, der sich wieder demjenigen der anderen, ebenfalls hygrophilen Lebermoose nähert. Er konnte auch nach- weisen, dass die Rückbildung der im Vegetationspunkt angelegten Luftkammerschicht bei den einzelnen Arten an den älteren Thallus- teilen verschieden weit geht. Für eine weitere Art, D. trichoeephala, (Campbell 1. c.) ist seither das vollständige Fehlen der Luftkammern und Assimilationszellen auch an den jüngsten Partien am Vegetations- punkt berichtet worden und neuerdings wurde für Diimortiera hirsuta*) eine je nach den Standortsverhältnissen verschieden weit- gehende Reduktion der xerophytischen Marchantiaceenstruktur fest- gestellt. Während die auffällige Rückbildung in der vegetativen Sphäre von Dumortiera schon vielfach untersucht und besprochen wurde, ist, soweit ich die Literatur übersehe, eine ebenso merkwürdige Ab- weichung von den übrigen höheren Marchantiaceen in der ge- schlechtlichen Sphäre, bis jetzt fast unbekannt geblieben (Leitgeb 1. c. S. 129). Es ist der bereits eingangs erwähnte Übergang von der Diöcie zur Monöcie und die Ausbildung 1) Leitgeb, H., Über die Marchantiaceengattuug Dumortiera. Flora. 63. Jahrg. 1880. S. 307-312. 2) GÖBEL, K., Pflanzenbiologische Schilderungen. 11. Bd. Marburg 1891. S. 222/4. — Organographie der Pflanzen. Jena 1898. S. 298. 3) RUGE, G., Beiträge zur Kenntnis der Vegetationsorgane der Lebermoose, Flora. 77. Bd. Jahrg. 1893. S. 293. — Kamerling, Z., Zur Biologie und Physio- logie der Marchantiaceen. Flora 84. Bd 1897. S. 26. — Campbell, D. H., The structure and development of Mosses and Ferns. New York 1905. p. 49. 4) COKER, W. C„ Selected notes. II. Liverworts. Botanical Gazette. Vol 36. 1903 (Dumortiera p. 225-229). über aiidrogyne Infloreszenzen bei Dumortiera. 457 gemisclitgeschlechtiger (androgyner) Infloreszenzen. Es sei mir gestattet, über diesen zweiten Reduktionsvorgang bei Du- mortiera hier einige vorläufige Mitteilungen folgen zu lassen. Eine eingehendere Darstellung der betreffenden Verhältnisse wird im Zu- sammenhang mit anderen Untersuchungsergebnissen später in den „Annales du Jardin ßotanique de Buitenzorg" erscheinen; dort wird auch die ältere Literatur über Dumortiera eingehend berücksichtigt werden. Gegenstand der Untersuchung sind die beiden auf Java ver- breiteten und in SCHIFFNER's^) Lebermoosfiora von Buitenzorg be- schriebenen Arten Dumortiera trichorepluda (Hook.) N. ab. E. und D. velutina SchifFn. Die beiden Arten sind, abgesehen von den ver- schieden gestalteten Infloreszenzen auch im sterilen Zustande schon mit blossem Auge an ihren vegetativen Merkmalen deutlich zu unter- scheiden. Der Thallus von Dumortiera velutina ist meistens hellgrün, oberseits sammetartig matt und auch an älteren Teilen gleichmässig mit dichtstehenden kugeligen Papillen überdockt. Dumortiera tricho- cephala dagegen erscheint oberseits dunkel- bis schwarzgrün und zeigt einen matten Fettglanz. Das papillenartige Assimilations- gewebe fehlt ganz oder ist nur bei mikroskopischer Untersuchung an den jüngsten Sprossteilen nachzuweisen. Die Reduktion der typischen Marchantiaceenstruktur ist also bei diesen Arten, ähnlich wie bei den beiden von GÖBEL untersuchten, verschieden weit ge- diehen. Der verschiedene Grad der Rückbildung von Dumortiera trichocephala und D. velutina steht ebenfalls mit den verschiedenen Standortsverhältnissen in Beziehung. D. trichocephala ist feuchtigkeits- liebender als D. velutijia. Sie wird vorwiegend in den \yäldern ge- funden und zwar an Bachufern, Böschungen von Wegen, an feuchten Steinen und auf moderndem Holz. Ich sammelte sie ausschliesslich in Bergwäldern, 800 - 2000 m über dem Meere, indessen soll sie, wie Schiffner angibt, in den Wäldern auch bedeutend tiefer, bis 200 m ü. M. herabsteigen. Dumortiera velutina dagegen fehlt in der Wolkenzone der Gebirge und steigt in die heisse Region hinab, wo sie auch ausserhalb der Wälder an beschatteten Strassenböschungen, an Quellen und Bächen zu finden ist. Ausser an zahlreichen Stand- orten in Westjava sammelte ich beide Arten auch in Ostjava, im Padanger Oberland von Sumatra, auf Lombok und der malayischen Halbinsel. Die männlichen und weiblichen Rezeptakeln von Dumortiera 1) SCHEFFNER, V., Die Hepaticae der Flora von Buitenzorg, Leiden 1900. S. 25/26; siehe ferner: derselbe, Expositio plantarum in itinere indico annis 1893/4 suscepto collectarum. Denkschriften der K. Akademie der Wissenschaften. 67. Bd. S. 156. "Wien 1899. 458 A- Ernst: sind, wie vonLElTGEB') und GÖBEL^) beschrieben worden ist, nach dem Typus derjenigen der March. compositae gebaut. Sie sind zu- sammengesetzte, kurzästige Sprosssysteme. Entwicklung und Bau der von mir untersuchten Infloreszenzen von Dumortiera trichoce'phala und D. velutina stimmt in den Hauptzügen mit den Angaben der ge- nannten Forscher und denjenigen SCHlFFNER's (1. c.) überein. Die jungen Antheridienstände von D. trichocephala und D. velutina liegen dem Thallus in Gestalt hellgrüner, kreisrunder oder ovaler, nur selten am Rande schwach gebuchteter Scheiben an (Fig. 4, Tafel XIII). Die Oberseite ist am Rande leicht erhöht, gegen das Zentrum hin etwas vertieft, und sobald die Entwicklung der Antheridien w^eiter vorgeschritten ist, durch die leicht papillenartig vor- gewölbten Mündungen der Antheridienbehälter von rauher Beschaffen- heit. Auf der Unterseite sind, namentlich bei D. velutina^ zahlreiche Yentralschuppen ausgebildet, welche über den Rand des Antheridien- standes vorragen. Bei D. trichocephala werden die Spreuschuppen grösstenteils durch dicke, kurze Borsten vertreten, die auch auf der Seitenfläche des Standes (Fig. 1, 2 und 5, Tafel XIII) häufig sind. Die Entwicklung der Antheridien beginnt in der Mitte des antheridien- erzeugenden Sprosssystemes und schreitet gegen die an der Peripherie liegenden wachstumsfähigen Scheitel hin fort, sodass wie bei den übrigen Marchantiaceen an einem Antheridienstand während längerer Zeit Spermatozoiden erzeugt werden. Auch die älteren männlichen Rezeptakeln erscheinen meistens sitzend. Sie sind aber, wie an Längsschnitten (Fig. 5 und 6, Tafel XIII) zu erkennen ist, kurz gestielt. Der Stiel bleibt stets kurz und gedrungen (2 — G mm laug); an demselben sind die zwei mit Rhizoiden, Borsten und Schuppen besetzten Rinnen deutlich zu erkennen. Die weiblichen Stände sind schon in den ersten Entwicklungs- stadien leicht von den männlichen zu unterscheiden. Sie sitzen zwar ebenfalls dem Thallus dicht auf, sind aber dunkler grün gefärbt und auf der Oberseite stark, fast halbkugelig gewölbt (Fig. 7, Tafel XIII). Während der Entwicklung der Archegonien werden die Stände hut- förmig. Die Oberseite ist bei D. veluti?ia am Rande fast flach, in der Mitte dagegen kegelförmig erhöht; die jungen Hüte von 1). trichocephala sind stärker gewölbt und in der Mitte ebenfalls kegelförmig oder buckelig erhöht. Der Hutrand ist an den jungen Ständen von D. velutina völlig glatt, an älteren leicht gebuchtet. Auch bei D. trichocephala ist zur Zeit der Archegonienreife und Be- fruchtung die Buchtung des Hutrandes (Fig. 2, Tafel XIII) noch kaum 1) Leitgeb. H, Untersuchungen über die Lebermoose 1874-18-2. G Bände. Bd. VI. Die Marchantiaceen. Graz 1881. S. 127. 2) GöBEL, K., Organographie der Pflanzen. Jena 1898. S. 311/12. über androgyne Infloreszenzen bei Dumortiera. 459 wahrnehmbar. In späteren Stadien der Sporogoniunientwicklung treten am Rande des Rezeptakulums infolge der starken Entwicklung der Perichätialhüllen die Ausbuchtungen, 8—16 an Zahl, immer stärker hervor. Die Perichätialhüllen umschliessen je eine Gruppe von Archegonien, deren Hälse vor der Befruchtung durch eine schmale, spaltenförmige Öffnung der Hülle nach aussen gerichtet sind und mit den ebenfalls von der Unterseite ausgehenden Schuppen und Borsten an der Basis des sitzenden Köpfchens über dessen Rand hervor- ragen. Bei beiden Arten ist die Unterseite, namentlich in der Um- gebung des Stielansatzes reichlich mit Spreuschuppen überdeckt. Bei D. velutina bleibt die Oberseite des weiblichen Standes jeder- zeit glatt, bei D. trichocephala stehen an seinem Rande wie auf der Oberseite eine grosse Zahl stark entwickelter bräunlicher Borsten, welche sich von denjenigen der männlichen Stände durch bedeutendere Länge unterscheiden. Die Streckung des Stieles weiblicher Infloreszenzen findet erst nach fast vollständigem Abschluss der Sporogoniunientwicklung statt. Der Stiel erreicht eine Länge von 4 — 8 cm. Schon bevor die Streckung des Rezeptakulumträgers vollendet ist, ragen die länglichen Kapseln der Sporogonien auf ziemlich langen Stielen aus den Peri- chätialtaschen heraus. Ausser * männlichen und weiblichen Infloreszenzen von der be- schriebenen Entwicklung und Gestalt finden sich nun, sehr zahlreich bei Dumortiera trichocephala, mehr ausnahmsweise auch bei D. velutina., gemischtgeschlechtige Infloreszenzen, d. h. fertile, zu Trägern von Geschlechtsorganen gewordene Sprosssysteme, an welchen nicht alle Äste („Strahlen") Geschlechtsorgane gleicher Art tragen. Die Anzahl der Aste, welche die männliche Infloreszenz zusammensetzen, ist bei Dumortiera nicht so leicht wie bei den Marchantiaarten festzustellen, dagegen ist leicht ersicht- lich, dass die rein weibliche Infloreszenz aus 8 — 16 Asten, „Strahlen", besteht. Der gleiche Yerzweigungsgrad wird wohl auch den ge- mischten Infloreszenzen zukommen. Yon den 8 — 16 Ästen des Spross- systems einer gemischten Infloreszenz kann nun eine grössere oder kleinere Anzahl Geschlechtsorgane der einen, der Rest solche der andern Art tragen, sodass, je nach der Anzahl und der Art der Aufeinanderfolge der verschiedengeschlechtlichen Aste, der Habitus der gemischten Infloreszenz ein sehr wechselnder ist. Es kann die- selbe zur Hälfte männlich, zur Hälfte weiblich, zu ^ ^, Ys ^^^"^^ iiiänn- lich zu ^ ^, Vs ^^^^ weiblich, oder umgekehrt, sein. Aus der am häufigsten vorkommenden Art der Anordnung der verschieden- geschlechtlichen Partien (Fig. 1 und 2, Taf. XIII) ist zu schliessen, dass während der Anlage des ganzen Sprosssystemes nur einmal, seltener zweimal mit einer Gabelung auch eine Geschlechtertrennung 460 A. Ernst: erfolgt. Im ersteren Falle besteht die gemischte Infloreszenz aus einem männlichen und einem weiblichen Teil, im zweiten aus zwei männlichen und zwei weiblichen Stücken, die je nach der Anzahl der noch nachfolgenden Teilungen des Sprossscheitels verschieden grossen Anteil an der Zusammensetzung des ganzen Standes haben können. Fio-. 3 stellt z. B. eine in der Entwicklung ziemlich weit vor- geschrittene Infloreszenz (von oben betrachtet) dar, von welcher ^^ männlich, ^4 weiblich sind. Die männlichen und die weiblichen Stücke der Infloreszenz liegen sich je kreuzweis gegenüber. An Fig. 3 ist auch zu ersehen, dass in der androgynen Infloreszenz die männlichen und weiblichen Anteile den Habitus der ent- sprechenden reinen Infloreszenzen vollkommen beibehalten können; über die zahlreichen Zwischenformen wird in der ausführlichen Ab- handlung zu berichten sein. ])er Rand der beiden weiblichen Partien ist stark nach unten gewölbt und regelmässig gelappt. Jeder Ausbuchtung entspricht auf der Unterseite eine sackartige Hülle mit einem Sporogonium Der Rand und die in der Mitte kegelförmig erhöhte Oberseite sind wie an rein weiblichen Frucht- ständen mit langen braunen Borsten bedeckt. Die beiden männ- lichen Partien sind flacher, mehr scheibenförmig und nur am glatten Rand mit kurzen Borsten besetzt. Bei der Entstehung dieser In- floreszenz sind offenbar durch die beiden ersten Gabelungen des Scheitels zwei männliche und zwei weibliche Scheitel entstanden, von denen der eine sich noch zweimal vollständig (vier Ausbuchtungen am Rande!) der andere sich beim zweiten Male unvollständig gabelte (drei Ausbuchtungen am Rande), während die beiden ersteren je einen Viertel einer männlichen Infloreszenz lieferten. Häufiger sind die in den Fig. 1 und 2 dargestellten, sowie ähnliche Kombinationen männlicher und weiblicher Äste. Der in Fig. 2 abgebildete ^ Träger von Geschlechtsorganen ist zur Hälfte männlich, zur andern weiblich; in demjenigen der Fig. 1 sind ^4 männlich, ^/^ weiblich, in andern Fällen sind Ys männlich, Ys weiblich oder umgekehrt Y45 Vs weib- lich und der Rest männlich. Schon auf verhältnismässig jungen Stadien ist die Zusammen- setzung der Infloreszenzen aus verschiedenartigen Bestandteilen deut- lich zu erkennen. Die männlichen Partien entwickeln sich rascher und wachsen scheibenförmig heran, während die Scheitel der weib- lichen Partien sich abwärts wölben, sodass der Radius der beiderlei Anteile bald ungleich und damit der ümriss der Infloreszenz unregel- mässig wird (Fig. 1 und 2). Ein Längsschnitt durch einen solchen Stand (Fig. 8, Taf. XIII) zeigt dann auf der einen Seite das typische Bild eines weiblichen Rezeptakulums mit Perichätialhülle und Archegonien, auf der andern dasjenige der Antheridienscheibe mit entleerten Antheridienhöhlen und in Entwicklung begriffenen über androgyne Infloreszenzen bei Dumortiera. 4(51 Aiitlieridien. Auch au der verschiedenen Färbung sind die weibliehen (dunkelgrünen) von den männlichen (gelblichgrünen) Partien junger, «■emischter Infloreszenzen zu unterscheiden. Etwas schwerer fällt manchmal der Nachweis männlicher Strahlen an vorwiegend weib- lichen, älteren Ständen (Fig. D, Tafel XIII), an welchen nach Beginn der Sporogoniumentwicldung infolge weiterer Wachstumsvorgänge an den weiblichen Strahlen eine Verdrängung der männlichen Partien auf die Unterseite oder eine teilweise Überwucherung derselben durch die angrenzenden weiblichen Strahlen stattfindet. Die Ausbildung gemischtgeschlechtiger Infloreszenzen findet nicht etwa, wie es von GÖBEL, LEITGEB u. a. für Preissia commutata be- schrieben worden ist, nur ausnahmsweise statt. Ich sammelte D. trichocephala an vielen Standorten und überall war eine grosse Anzahl der Infloreszenzen androgyn. Im Urwalde von Tjibodas (Gedehgebirge auf Java) fand ich D. trichocephala an zahlreichen zum Teil benachbarten, zum Teil aber eine halbe bis zwei Weo-stunden von einander entfernten Standorten im Dezember 1905 und im Januar 1906 in grosser Menge und reichlich frukti- fizierend. Die Untersuchung grösserer Rasen von verschiedenen Standorten ergab, dass das Zahlenverhältnis der männlichen, weib- lichen und gemischten Stände zwar bedeutenden Schwankungen unterliegt, immer aber eine grosse Zahl gemischter Infloreszenzen vorkommen. Gleichzeitig konnte festgestellt werden, dass auch die rein männlichen und rein weiblichen Infloreszenzen nicht immer auf verschiedene Pflanzen verteilt sind. Neben Pflanzen mit nur einerlei Infloreszenzen finden sich ebensoviele mit männlichen und weiblichen, männlichen oder weiblichen zusammen mit gemischten oder mit aus- schliesslich gemischten Infloreszenzen. Hierfür an dieser Stelle nur einio'e wenige Angaben: 1) 2. I. 06. Dumortiera trichocephala von den Böschungen des Weges vom Stationsgebäude Tjibodas hinunter an den Tjiwalen. Yon 172 Infloreszenzen des eingesammelten Materials waren 70 reiu männlich, 34 rein weiblich und 68 gemischt. Von 74 doppelt ge- gabelten Sprossen (entsprechend denjenigen von Fig. 1 und 2, Tafel XIII) mit 2 Infloreszenzen waren mit 2 rein männlichen In- floreszenzen 15, mit 2 rein weiblichen Infloreszenzen 2, mit einer männlichen und einer weiblichen Infloreszenz 9, mit einer weiblichen und einer gemischten Infloreszenz 13, mit einer männlichen und einer gemischten Infloreszenz 15 und mit 2 gemischten Infloreszenzen 14 Sprosse: 2cf :15; 2 $ : 2; 1 ,/ + 1 $ : 9 ; 1 $ 4" 1 ? : 13; Ic^ + 1 ?: : 15; 2 $ : 14. 2) 2. I. 06. Dumortiera tricliocephala von der W^egböschung bei Tjiburrum. Von 266 Infloreszenzen waren 51 männlich, 113 weib- 462 A. ERNST: lieh und 102 gemischt. 68 Sprosse mit je zwei Infloreszenzen zeigten die nachfolgenden Kombinationen: 2c/: 6; 2? :15; 1 c/ + 1 ? : 13; lc/ + l$ :6; 1$ + $ : 20; 2 $ : U. 3) 7. I. 06. Dumortiera trickocephala vom rechten Ufer des Tjibogoh. Von 500 Infloreszenzen waren 213 männlich, 50 weiblich, 237 gemischt. 145 Sprosse mit je zwei Infloreszenzen zeigten die nachfolgenden Kombinationen : 2cf:44; 22:2; 1 c/ + 1 ? : 8; 1 arzMethode. Beim Studium von Wurzelspitzen war es uns aufgefallen, welch' schöne Resultate dieses Mittel gab, und auch weiterhin hat es Brauch- bares geliefert. Wir färbten damals die Schnitte während einer und einer halben Stunde mit Kern schwarz (von GRÜBLER), und dann während 24—48 Stunden in einer Safraniulösung (nach PFITZNER: Safranin 1 g, Alkohol absolutus 100, Wasser 200 ccm). Die Schnitte wurden darauf in der üblichen Weise mit Alkohol oder Alkohol -|- etwas HCl differenziert und es zeigte sich, dass das Chromatin in den Kernen schwarz war, die Nucleolen rot, das Plasma rosafarbig, während die Zellwände ausserordentlich hellrot und gut zu sehen waren. Wir haben dieses Mittel verschiedene Male probiert und können noch hinzufügen, dass die Färbung gut haltbar ist. Wenigstens ist im ersten Präparat von 1902 die Färbung immer gleich scharf geblieben. Wie schön diese Färbung nun auch ausfallen kann, so hat sie dennoch die Schattenseite, dass sie nicht immer gelingt. Es ist nicht ganz leicht, den Ausziehungsgrad des Safranins so zu bekommen, dass alles gleich gut gefärbt ist. Jeder, der mit dem Gebrauch dieses Farbstoffes bekannt ist, wird dies zugeben müssen. 472 W. und J. Docters VAN Leeuwen-Reijnvaan: über das Färben der Zellwände. Dann haben wir noch eine Modifikation dieses Verfahrens oe- sucht, und fanden folgendes: Wenn man die Schnitte erst in Kern- schwarz während einer halben Stunde, dann in HANSEN'scher Häraato- xyline 5 Minuten färbt, so sind auch alle Zellwände gut dunkel gefärbt. Leider ist auch das Cytoplasma dunkel geworden, und man muss darum mit hellem Lichte arbeiten. Die beiden Methoden gaben wir in Kürze schon an. 2. Die Lichtgrün-Methode. Das Lichtgrün, welches von BeNDA^) in die Mikrotechnik eingeführt worden ist, und speziell von französischen Untersuchern zum Färben der feineren Bindegewebe-Fibrillen vielfach verwendet wird, hat sich auch zum Tingieren der Zellwände als sehr gut er- wiesen. Freilich ist es das Lichtgrün nicht allein; denn färbt man Schnitte nur mit Lichtgrün, so sind die Wände wohl zu sehen, aber da das Cytoplasma auch grün geworden ist, gibt es keine scharfen Differenzen. Wir haben darum nach Doppelfärbungen gesucht, von denen eine die besten Resultate lieferte. Unser Streben, mit Lichtgrün nur die Zellwände, und mit einem anderen Farbstoff das Cytoplasma färben zu lassen, hat keinen Erfolg gehabt, da das Lichtgrün ein starker Plasmafarbstoff ist und den anderen wieder verdrängt. Es wird in einer einprozentigen oder schwächeren alkoholischen Lösung verwendet, färbt dann aber äusserst schnell, so dass man vielfach das Präparat nur eintauchen darf. Wir gebrauchen nun stets folgende Lösung: 0,1 ^ Lichtgrün in 100 Teilen Wasser -|- 4 Teilen Formalin (von 40 pCt). Safranin-Lichtgrün färbt zuviel gleichzeitig, und man be- kommt dann, wenn die Zellwände tingiert sind, alles grün, ausser den Nucleolen, welche leuchtend rot sind. Die besten Resultate lieferte uns Hämatoxyline-Lichtgrün und wir verfahren wie folgt: Yon den verschiedenen Hämatoxylinlösungen fanden wir die von HANSEN (siehe STÖHR^) am besten. Natürlich bekommt man mit Lösungen von verschiedenem Alter andere Färbungen; doch muss jeder dies für sich ausprobieren. Wir färbten dann auch während 3 — 10 Minuten, stellten darauf die Präparate während 4—6 Minuten in die Lichtgrünlösung, spülten in TOprozentigem Alkohol (nicht in Wasser) ab und verfuhren weiter wie gewöhnlich. 1) BENDA, Zeitschr. für wiss. Mikr. 1892. 2) Ph. StöHR, Lehrbuch der Histologie. Jena, Reagens Nr, 35. J. KovCHOFF: Enzymatischc Eiweisszersetzung in erfrorenen Püanzen. 473 Wenn die Fcärbung- gut gelungen ist, und dies geschieht nach einiger Übung sehr leicht, dann sind die Zellkerne dunkel, das Cytoplasma hat einen leichten, grünblauen Ton angenommen und die Zellwände treten äusserst scharf hervor als dunkelviolette, oder (wenn das Hämatoxylin nicht lange genug gefärbt hat) dunkelgrüne Linien. Am deutlichsten erscheinen die Präparate, wenn die Zell- wände violett gefärbt sind. Leider kennen wir die Methode noch nicht lange genug, um über die Haltbarkeit weitere Mitteilungen machen zu können. Ein Präparat von einer Foniinalis-Knos'pe hat sich am Fenster nun schon während dreier Monate gut erhalten, und im Dunkeln aufbewahrt, wird es wohl viel länger dauern. Wir können diese beiden Methoden am meisten empfehlen; speziell die letzte ist bequem und gibt schöne Zellwandfärbungen. 68. J. Kovchoff; Enzymatische Eiweisszersetzung in erfrorenen Pflanzen. (Eingegangen am 22. Oktober 1907.) Die von Prof. PalLADIN ausgearbeitete Erfrierungsmethode lieferte bei dem Studium der Atmungsenzyme höchst wertvolle Resultate^); es war daher von Interesse zu prüfen, in wie w^eit sich die genannte Methode zur Erforschung der Tätigkeit proteolytischer Enzyme eignet. Behufs vorläufiger Orientierung habe ich auf Vor- schlag und unter Leitung des Herrn Prof. PALLADIN folgende Yer- suche ausgeführt. Hinsichtlich der einschlägigen Litteratur möge Folgendes erwähnt werden; BUTKEWITSCH^) hat dargetan, dass bei der 10 Tage dauernden Selbstverdauung zerkleinerte!' Samenlappen der 6 tägigen Keimlinge von Lupinus angustifolius bei 35" — 40^ eine 48 pCt. be- tragende Abnahme des Eiweissstickstoffs erfolgt (die Samensubstanz wurde vorerst mit Äther bearbeitet). ZalESKI^) hat beobachtet, dass in den mit Wasser versetzten Acetonpräparaten der reifenden 1) PALLADIN, diese Berichte, 1905, S. 240. — PALLADIN, Zeitschr. f. physiolog. Chemie, B. 47, 190G, S. 407. — Keasnosselsky, diese Berichte, 1905, S. 142. 2) BUTKEW^TSCH, Zeitschrift für physiol. Chemie. XXX. 1900. 3) Zaleski, diese Berichte, 1905, S. 138, 1906. 474 J. KOVCHOFF: Phaseolussamen eine Abspaltung von 39 pCt. Eiweissstickstoff statt- findet. WeiS^) hat neuerdings erwiesen, dass auch in erfrorenen Objekten Eiweissabbau erfolgt. Bei meinen eigenen Versuchen habe ich das Yersuchsmaterial in einige gleiche Portionen geteilt; eine davon wurde sogleich ge- trocknet (anfangs bei 100*^, dann bei 70°), die übrigen wurden er- froren und zu den Versuchszwecken benutzt. Nach Beendigung je eines Versuches wurden sämtliche Portionen getrocknet, bzw. aus- gekocht und analysiert. Die Versuche wurden bei Zimmertemperatur ausgeführt; der Gesamtstickstoff wurde nach KJELDAHL, der Protein- stickstoff wurde nach STUTZER bestimmt. Die mikroskopische Kon- trolle ergab, dass in keinem einzigen Versuche Bakterienentwickelung stattgefunden hat. Versuch 1. 17 tägige Weizenkeimlinge wurden oberhalb der Erde abge- schnitten und in 6 Portionen geteilt. 2 Portionen wurden sofort getrocknet, die übrigen 4 Portionen w^urden erfroren (Dauer der Erfrierung 24 Stunden). 2 Portionen wurden auf Wasser, die übrigen auf 40 pCt. Saccharoselösung gelegt (ein jeder Kolben wurde mit 75 cc Wasser bzw. Saccharoselösung und 3 cc Toluol beschickt, alsdann zugepropft und bei Zimmertemperatur aufbewahrt). Versuchsdauer 5 Wochen; eine jede Portion wurde im Ganzen analysiert. Portionen Eiweissstick- stoff in 12 g der Frisch- substanz Mittel In pCt. des Eiweissstick- stoiJs der Kon- trollportion Menge des abge- spaltenen Eiweiss- stickstoffs in pCt. des Eiweiss- stiekstofFs der Kontrollportion Kontroll | Auf Wasser \ Auf Zuckerlösung . .< 0 05236 0,05104 0,02684 0,02640 0,03432 0,03476 1 0,05170 I 0,02662 1 0,03454 iOO 51,4 668 48,6 - 83,2 Aus diesem Versuche ist ersichtlich, dass in erfrorenen Weizen- keimlingen eine intensive Eiweisszersetzung stattfindet; das betreffende Enzym wird also durch Erfrierung nicht getötet und seine Tätigkeit 1) Weis, Comptes rendus des travaux du laboratoire de Carlsberg, v. 5 1903, pag. 243. Enzymatische Eiweisszcrsetzung in erfrorenen Pflanzen. 475 durch von GORKE^) die in erfroreneu Pflanzen wahrgenommene Koagu- lation der Eiweisstoffe nicht gestört. PaLLADIN") hat ebenfalls einen beträchtlichen Eiweisszerfall in Weizenkeimlingen beobachtet: der- ^selbe erreichte 54,3 pCt. im Verlauf von 7 Tagen in Dunkelheit bei vollem Ijuftzutritt. Auf Zuckerlösung war der Eiweisszerfall in meinem obigen Versuche geringer, als auf Wasser; dieses Resultat stimmt mit demjenigen von Frl. GEOMOW^) überein, die den Einfluss der Saccharose auf die Selbstverdauung des Zymins studiert hat. In obigen Versuchen ZALESKl's*j hat Saccharose den Eiweisszerfall nur in späteren Stadien des Reifeprozesses verzögert, übte dagegen keine Wirkung auf die Substanz der im Anfangsstadium der Reife be- griflenen Samen. Versuch 2. Erbsensamen wurden im Verlauf von einem Tage in Wasser eingeweicht, dann abgeschält und je (> Portionen zu je 2,2 g (5 Stück) geteilt. 2 Portionen wurden sogleich analysiert (Kontrollportionen); die übrigen wurden erfroren und am folgenden Tage in eine grosse feuchte Kammer gebracht, durch welche alsdann mit Toluoldampf gesättigte Luft geleitet wurde; da sich in der Kammer noch eine mit Toluol gefüllte flache Schale befand, so war die Atmosphäre der Kammer mit Toluol vollständig gesättigt. Portionen Eiweiss- stickstoff :Mittel in pCt. des Eiweissstick- stoffs der Kon- trollporlion Menge des abge- spaltenen Eiweiss- stickstoffs in pCt. des Eiweiss- stickstoffs der Kontrollportion Kontroll . . . . ,..{ 0,07276 0,07476 { 0,0736 1 100 — Nach j Tagen . ...{ 0,064(58 0,06996 { 0,06732 91,4 8,6 Nach 7 Tagen . •••{ 0,065(52 { 0,06262 89,1 10,9 Versuch 3. Erbsensamen wurden nach 5 Tage dauernder Keimung abge- schält und in zwei Portionen zu je 25 g geteilt. Eine Portion wurde sogleich getrocknet, die andere wurde erfroren, dann zerrieben und mit 100 cc Wasser und 3 cc Toluol in einen Kolben gebracht. Der 1) GORKE. Landwirtschaft!, Versuchsstationen, B. 65, 1906, S. 149. 2) Palladin. Diese Berichte, B. 6, 1888, S. 205. 3) Gromow, Zeitschr. f. physiolog. Chemie, B. 42, 1904, H. 4. 4) Z.AXESKI. 1. c. S. 137. 476 J. KOVCHOFF; Kolben wurde bei Zimmertemperatur belassen und von Zeit zu Zeit durcho-eschüttelt. Nach Ablauf von 5 Wochen wurde die Versuchs- portion ausgekocht. In beiden Portionen wurde Eiweiss nach STUTZER ausgefällt und abfiltriert, das Filtrat wurde mit dem Wascliwasser vereinigt und bis auf 1 Liter mit Wasser verdünnt; dann wurden Portionen zu je 100 cc entnommen und zur StickstofPbestimmung (nach KjELDAHL) verwendet. Auf diese Weise wurde die Menge des NichteiweissstickstofFs ermittelt. In 100 cc In der ganzen Portion In pCt. der Portionen Menge des Nichteiweiss- stickstoffs Mittel Kontroll- portion Kontroll Versuch 0,00816 0,00782 0,00782 0,01156 0,01190 0,01190 0,00793 , 0,01179 0,0793 0,1179 100,0 148,7 Die Menge des NichteiweissstickstofFs hat sich also um 48,7 pCt. vergrössert. Versuch 4. 60 9 etiolierter Stengelgipfel von Vicia Faba wurden in zwei Portionen geteilt. Eine Portion wurde sogleich getrocknet. Die andere Portion wurde erfroren und in ein U-Rohr gebracht, durch welches alsdann die mit Toluoldampf gesättigte Luft geleitet wurde. Der Versuch dauerte 2 Tage. Eiweiss- Trocken- substanz Stickstoff In pCt. der Trocken- substanz Mittel stickstoff in pCt. des Gesamt- stickstoffs Eiweiss- zer- setzung _ Gesamt- r 0,717 l 0,718 0,0612 8,535 } o stickstoff 0,0621 8,649 8,o92 C Eiweiss- stickstoff r 0,761 l 0,421 0,0500 0,0280 6,570 6,650 } 6,610 76,93 (jfesamt- stickstoff r 0,560 l 0,647 0,0513 0,0605 ;i,160 9,350 } 9,255 > Eiweiss- stickstoft f 0,852 l 0,399 0,0559 0,0263 6,561 6,.591 } 6,.576 71,05 -7,6 Enzymatische Eiweisszersetzung in erfrorenen Pflanzen. 477 Versuch ">. 7b g etiolierter Blätter von Yicia Faba wurden in 2 Portionen Eine Portion wurde sofort getrocknet. Die andere Portion wurde erforen und in ein U-Rohr gebracht, durch welches alsdann der mit Touoldampf gesättigte Wasserstoff geleitet wurde. Der Versuch dauerte 4 Tage. geteilt Eiweiss- Trocken- substanz Stickstoff In pCt. der Trocken- substanz Mittel stickstoff in pCt. des Gesamt- stickstoffs Eiweis- zer- setzung Gesamt- stickstoff r 0,2420 l (1,2570 0 02403 0,02671 9,929 10,393 10,161 o Eiweiss- stickstoff f 0,3370 1 0,3345 0,02361 0,02342 7,00(; 7,001 1 7,004 68,93 Gesamt- stickstoff f 0,2735 l 0,272() 0,02690 0,02(;84 9,835 9,867 1 9,852 > Eiweiss- stickstoff f 0,3445 l 0,3415 0,02177 0,02189 6,319 6,409 1 6,364 64,59 - 6,3 Versuch 6. Grüne Blätter von Vicia Faba wurden in 16 Portionen zu je A g geteilt und im Verlauf von fünf Tagen auf 10 pCt. Saccharoselösung kultiviert. Zwei Portionen wurden getrocknet und die übrigen Portionen erfroren. Die erfrorenen Portionen wurden auf 50 ccm der lOprozentigen Saccharoselösung -|- 0,25 g phosphorsaures Natrium -|- 2 ccm Toluol gelegt. In Pro- zenten des Eiweiss- Eiweiss-N Mittel Eiweiss-N der Kontroll- portion zersetzung in pCt. Kontrollportion . . 1 • • ■ 1 0,053 68 0,055 44 1 0,054 56 100,0 — 5 Tage f • • ( 0.044 44 0,048 40 1 0,046 42 85,1 14,9 10 Tage • • 0,046 20 0,049 28 } 0,047 74 87,5 12,5 15 Tage ...j 0,046 58 0,046 92 } 0,046 75 85,7 14,3 20 Tage ...j 0,016 24 0,046 24 } 0,046 24 84,8 15,2 ' 478 J- KovCHOFF: Enzymatisclie Eiweisszersetzung in erfrorenen Pflanzen. Man bemerkt also die starke Eiweisszersetzuno- nur während der ersten fünf Tao-e. Yersuch 7. Etiolierte Blätter von Vicia Faba wurden in 6 Portionen zu je 3 g geteilt. 2 Portionen wurden getrocknet und die übrigen Portionen erfroren. Die erfrorenen Portionen wurden auf 40prozentige Saccharoselösung mit Toluol gelegt. In Pro- zenten der Eiweiss- Eiweiss-N Mittel Eiweiss-N der Kontroll- portion zersetzung in pCt. Kontrollportion 17 Tage [ 34 Tage | 0,038 08 0,040 12 0,039 10 0,035 87 ,035 70 n nn-r,7n ,035 70 1/ Ö,Oo^'Ö 0,035 36 0,036 38 100,0 91,7 91,3 8,3 8,7 Yersuch 8. \'l. XI. wurden 56 g etiolierter Blätter von Vicia Faba ab- gehoben und in 4 Portionen zu je 14 g geteilt. 1. Portion wurde sogleich getrocknet. 2. Portion wurde erfroren. 3. und 4. Portion wurden auf lOprozentige Saccharoselösung gelegt. 13. XI. 2. Portion wurde in ein U-Eohr gebracht, durch welches alsdann die mit Toluoldampf gesättigte Luft geleitet wurde. 16. XL 3. und 4. Portion w^urden von der Zuckerlösung abge- hoben. 3. Portion wurde getrocknet, 4. Portion wurde erfroren. 17. XI. 4. Portion w^urde in ein U-Rohr gebracht, durch welches alsdann die mit Toluoldampf gesättigte Luft geleitet wurde. Der Yersuch (2. und 4. Pontion) dauerte vier Tage. Die Hauptergebnisse der beschriebenen Yersuche lassen sich folgendermassen zusammenfassen: 1. Das proteolytische Enzym wird durch Erfrierung der Pflanzen nicht zerstört; die von PaLLADIX erfundene Erfrierungs- methode lässt sich also bei dem Studium des proteolytischen Enzyms anwenden. 2. Die Tätigkeit des proteolytischen Enzyms wird in einigen Fällen durch Saccharose abgeschwächt. L. WiTTMACK : Funde in alten chilenischen Gräbern. 479 yf enge der Trocken- substanz enge des Stickstoffs enge des Stickstoffs in pCt. der Trocken- substanz CD 1 pCt. des Gesamt- stickstofifs ififerenz des Eiweiss- N in pCt. des Eiweiss-N der Kontrollportion _S S S S a Mit Zucker nicht ernährt: ^ Gesamt-N . . . i3 , { 0.2680 0,2080 0,02(5 41 0,020 5«; 9,854 9,884 1 f 9,869 ^ Eiweiss-N . . . 0,2860 0,2890 0,021 47 0,021 78 7,507 7,536 1 \ 7,522 76,22 'S Gesanit-N . . . 0,2300 (»,2805 0.022 27 0,027 15 9,682 9,679 1 9,(581 CO < '" 1 ►^ Eiweiss-N . . . 0,3415 0,2935 0.024 40 0,021 05 7,148 7,172 1 7,160 73,96 -3,0 Mit Zucker er- nährt: ^ Gesamt-N . . . .4.^ , ( 0,4000 0,3665 0,020 92 0,019 22 5,230 5,244 } 5,237 ^ Eiweiss-N . . . 1 1 0,4930 0,5395 0,020 98 0,023 00 4.255 4,263 1 4,259 81,32 <% j Gesamt-N . . . CO ■ 2. heutige weibliche und rein männliche Form — >- 3. Zwitterblüten der Correae - Form — >- 4. Forma Ernesti — >- 5. Forma Forbesii — >- 1. hypothetische, monoecische Form. Diese Auffassung scheint mir deshalb nicht annehmbar, weil der Schritt von 1 zu 2 zu gross ist. Es ist nicht einzusehen, warum man nicht auf der heutigen Form irgendwelche Rudimente der männlichen Blüten antreffen sollte. Ferner zeigt die Forma Correae Andeutungen von Anemophilie (Lange ßlütenstiele, Stärke in den Pollenkörnern). Das deutet darauf hin, dass sie älter ist als die rein weibliche und männliche Form, während sie, nach dieser Hypothese, wegen des Auftretens von Zwitterblüten höher gestellt werden müsste als diese, da die Trennung der Geschlechter auf zwei verschiedene Bäume einen kleinereu Schritt darstellt als die Bildung von Zwitterblüten auf einer monoecischen Pflanze. 2. Rückschlag zu einer hypothetischen Zwitterpflanze. 1. Hypo- thetische Zwitterpflanze — >- 2. heutige weibliche und rein männliche Form — >- 3. Forma Forbesii — >■ 4. Forma Correae — >- 5. Forma Ernstii — >- 1. hypothetische Zwitterpflanze. 490 -A.. USTERI: Es fehlen auch hier die Glieder zwischen 1 und 2. Auch der Schritt von 2 zu 3 ist gross, denn wir müssten in diesem Falle uns vorstellen, in den Zwitterblüten der Forbesn-Form. sei der eine Staub- fadenkreis neu erworben, wenn wir die weibliche Form als Aus- gangspunkt wählen, oder das Fruchtknotenrudiment sei zu einem normalen Fruchtknoten umgewandelt worden, wenn wir die männ- liche Form zu Grunde legen. Auch käme in dieser Reihe die Correaeiorm nach der Foi'besiiiorm zu stehen, was wegen der langen Blütenstände unwahrscheinlich ist. b) Palingenetische Entwicklung. Fortschreiten aus einer (hypothetischen) Zwitterforni zur heutigen Form. 1. Hypothetische Zwitterform — ^ 2. Correaeform — >- 3. Ernstnform — >- 3. ForbesMorm — >- 4. heutige weibliche und männliche Form. Mir scheint, dass sich die Entwicklung in diesem letzteren Sinne vollzogen habe. In der Tat steht sicher Correae am tiefsten. Das seht aus der schon aufgeführten Form des Blütenstandes und dem Gehalt des Pollens an Stärke, aus der gelegentlichen Trimerie des Fruchtknotens und aus den Andeutungen von Spiralstellung in den Kelchblättern hervor. Ferner wissen wir, dass die ontogenetische Entwicklung eine Wiederholung der phylogenetischen ist. Wenn also bei Correae die Zwitterblüten zuerst angelegt werden und zuerst wieder verschwinden, so beweist dies eben, dass sie die ältesten Blütenformen darstellen. Ernstii zeigt teilweise Blüten, die kaum von den Zwitterblüten der Correae-Fovm. abweichen, während andere Blüten derselben Form ihre sämtlichen Staubblätter in Carpelle umgewandelt haben und wieder andere diese Umwandlung auf den inneren Staubblattkreis beschränkt haben. Ein Verhalten, das bei der Forma Forbesii zur Regel wird. Bei der heutigen weiblichen Form endlich wäre das Androeceum, bei der männlichen das Gynoe- ceum abortiert. Bestäubungs Verhältnisse. Wenn BailLON (1) behauptet, dass in europäischen Gewächs- häusern die Melonenbäume Früchte ansetzen, obschon gar keine männlichen Bäume vorhanden seien und wenn er dies auf die ver- kümmerten Antheren zurückführt, die man gelegentlich in den weiblichen Blüten antreffe, so deutet er damit an, dass Carica selbst- bestäubend sei. Offenbar beobachtete BailLON die Ernstii- oder die Forbesiiiovm.. Bei Ernstii konnte ich die Selbstbestäubung nicht feststellen, wohl aber bei den Zwitterblüten der Correaeiorm. Noch Studien über Carica Papaya L. 491 bei geschlossener Blüte findet man zuweilen die eine oder die andere Anthere direkt auf den Narbenpapillen aufliegend. Die Anthereu sind geöffnet und der Pollen hat gekeimt. Da später der Frucht- knoten heranwächst und die Antheren überragt, so muss die Be- stäubung bei geschlossener Blüte eingetreten sein. SOLMS vermutet ebenfalls gelegentliche Kleistogamie. Sie ist, wie angedeutet, für die Correae-Zwittev sicher. Aber eben so sicher steht fest, dass dies nicht die einzige Art der Bestäubung ist. SOLMS nimmt denn auch für gewöhnlich Colibri-Bestäubung an. Ich selbst habe Colibris einmal in Rio de Janeiro und einmal im botanischen Garten von Sao Paulo gesehen, aber immer nur an männlichen Bäumen. An weiblichen Bäumen sah ich von Tieren, die für die Bestäubung in Betracht kommen, nur einmal einen grösseren Schmetterling während der Dämmerung. Es ist auch gar nicht einzusehen, was diese Tierchen an den weiblichen Bäumen zu suchen hätten. Nektar gibt es daselbst nicht und von Maiglöckcheuduft, den die weiblichen Blüten zeigen und der von verschiedenen Autoren erwähnt wird, leben diese Tiere nicht. In den männlichen Blüten findet man am Grunde der Kron- röhre eine süsslich schmeckende Flüssigkeit, die Fehling reduziert. Wenn also Colibris o-eleo-entlich die männlichen Blüten aufsuchen, so darf man daraus nicht auf Ornithophilie schliessen.^) Man sieht häufig weibliche Pflanzen in den Gärten, während die männlichen auf Meilen im Umkreis nicht zu finden sind. Die Gärtner zerstören oft geflissentlich sämtliche männlichen Bäume. Dennoch tritt der Fruchtansatz sehr reo'elmässio; ein. Es lag unter diesen Umständen nahe, an parthenogenetische Entwicklung zu denken. In dieser Richtung angestellte Versuche fielen alle negativ aus. Ich versuchte zuerst die Bestäubung dadurch zu verhindern, dass ich die Blütenknospen öffnete und die Narben entfernte. Solche Blüten fielen aber ab, nachdem der Fruchtknoten sich etwas vergrössert hatte. Dann schloss ich die Knospen in dünne Leinwandsäckchen ein, nachdem ich festgestellt hatte, dass die Lein- wand die Pollenkörner nicht durchtreten liess. Auch diese Blüten fielen nach einiger Zeit ab. Ich vermutete, dass die kleinen Ver- letzungen, die sich auf diese Weise nie ganz vermeiden Hessen, die Ursache des frühzeitigen Abfallens waren. Deshalb umgab ich jetzt die unteren Partien der Blattkrone mit Leinwand und verschloss die zwischen den Blattstielen befindlichen Lücken mit Watte, so dass sich sämtliche Blütenknospen in einem abgeschlossenen Räume befanden. Auch diese Blüten fielen ab, bevor sie Früchte erzeugt hatten. In einem weiteren Versuche verwendete ich wieder Leinwand- 1) Andere von Knuth (2) aufgeführte Bestäuber, die in Afrika beobachtet wurden, kommen hier, in Brasilien, nicht in Betracht. 492 ^- USTERI: säckchen, die ich unten nicht verschloss, so dass also kriechende Tiere Zutritt hatten. Da aucli jetzt die Fruchtknoten wieder vor- zeitig abfielen, so war der Beweis geleistet, dass das wirksame Agens von oben auf die Blüten gelangen musste. Auf reifen Früchten hatte ich wiederholt die Perithecien eines Ascomyceten gefunden, den ich als Plowrightia bestimmte. Die Schläuche enthalten 8 hyaline 2-zellige Sporen. Da mir leider nur die älteren Bände von SaCCAEDO (12) zur Verfügung stehen, so ist es mir nicht möglich, die Art festzustellen. Die Sporen dieses Pilzes fand ich, nebst einem reich entwickelten JVIycel vielfach auf Narben von Fruchtknoten, die Miene machten, sich zu Früchten umzugestalten. Es lag unter solchen Umständen nahe, in dem Pilze die Ursache des Fruchtansatzes zu suchen. Ich brachte also Mycel und Sporen dieses Pilzes auf die i^^arben noch nicht geöffneter Blüten und schloss diese wieder in Leinwaudsäckchen ein. Die Fruchtknoten fielen aber, nachdem sie sich bedeutend vergrössert hatten, wie in den früheren Versuchen, ebenfalls ab. Weitere Versuche sind im Gange. Ich suchte nun meine Annahme, dass die Samen von Carica sich ohne Pollen ausbilden, auf histologischem Wege zu stützen. Ich hatte die schöne Arbeit von J. E. KlRKWOOD (3) in die Hände bekommen und mich sofort mit dem Autor in Verbindung gesetzt. Herr KlRKWOOD hatte die Freundlichkeit, mir nicht nur eine grosse Anzahl von Embryosackpräparaten von Cucurbitaceen zu senden, sondern mir überdies einige Paraffinblöcke zu schneiden, die ich ihm gesandt hatte. Ich bin Herrn KlRKWOOD für eine Reihe von Aufschlüssen in mikrotechnischen Fragen verpflichtet. Auch hat Herr KlRKWOOD in dem von mir gelieferten Material das 4- und das 8-Zellenstadium des Embryosackes nachgewiesen. Als ich seinen Brief erhielt, hatte ich zwar die?e Stadien auch schon gefunden. Ich möchte aber feststellen, dass Herrn KlRKWOOD dieser Nachweis wahrscheinlich früher als mir gelungen ist, da sein Brief sehr lange unterwegs war. Die späteren Stadien habe ich dann selbständig gefunden. Die Technik, die ich zur Anwendung brachte, war ungefähr die gleiche, wie die von Herrn KlRKWOOD. Ich fixierte mit Essigsäure- Alkohol, führte aber dann die Objekte statt durch Xylol durch absol. Alkohol und Zedernholzöl, weil ich die Erfahrung gemacht hatte, dass sich die Xylolblöcke schlechter schneiden Hessen. Zum Färben verwendete ich anfangs, wie KlRKWOOD, Delafields Haemato- xylin und Bismarckbraun. Später färbte ich die Objekte mit Haem- alaun durch und färbte nach mit Eosin. Ausser Herrn KlRKWOOD spreche ich hier auch Herrn Dr. Hettinger für viele wertvolle Winke in technischen Fragen meinen wärmsten Dank aus. Studien über Carica Papaya L. 493 Die Litteratiir bietet — soweit sie mir zur Verfü"uno; steht — über die Entwicklung der Ovula nicht viel. YaN T1EC4HEM (13), von dessen Arbeit ich vor längerer Zeit einen Auszug gemacht habe, geht nur auf die Struktur des fertigen Ovulums ein und RÜGER (11) bespricht wieder nur den fertigen Samen. Die diesbezüglichen Darstellungen des letzteren sind mir nicht vollkommen verständlich, was vielleicht daher rührt, dass der Autor mit trockenem Material arbeitete, das wohl manche Veränderung durchgemacht hatte. Die anatropeu und dorsalen Ovula nehmen ihren Ursprung vor- züglich in den 5 Buchten der Ovarialhöhle. Zuerst wird (Jas äussere Integument angelegt, an dessen Innenseite bald ein zweites Integument erscheint und sich über den Nucellus legt. Schon bevor das zweite Integument fertig ist, tritt im Nucellus das Archespor in die Erscheinung. Es teilt sich in mehrere Zellen — die Zahl konnte ich nicht genau feststellen — von denen die der Mikropyle zunächst gelegene zum Embryosack wird. Zur Zeit, da das zweite Integument sich beinahe vollständig über den Nucellus gelegt hat, teilt sich der Embryosackkern. Das Ovulum hat seine definitive Gestalt, aber noch keineswegs seine definitive Grösse erreicht, wenn die zwei Kerne sich abermals teilen. Von den 4 Kernen liegen die zwei vorderen neben einander, in der Querrichtung des Ovulums, die zwei hinteren in einer dazu senkrechten Ebene. Im acht - Zellenstadium findet man noch — aber selten — die 3 Antipoden in vollkommener Ausbildung im hinteren Teile des P^mbryosackes. Die zwei Kerne, die bestimmt sind, den Zentralkern zu liefern, sind ungefähr in die Mitte und neben einander gewandert, während im vorderen Teile die Eizelle mit den Synergiden liegt. Von jetzt ab sieht man nichts mehr von den Antipoden. Sie sind verschwunden. Wohl aber findet man nocli lange die beiden Synergiden, den Zentralkern und die Eizelle Von nun an tritt ein vielkerniger Embryosack auf, in welchem aber ein typisch ausgebildeter Embryo zwar noch nicht auftritt, in welchem aber doch die ersten Teilungen zu seiner Bildung stattgefunden haben. Jetzt treten die schon genannten Schwierig- keiten ein. Ich konnte wohl die Entwicklung der Integumente, nicht aber diejenige des Embryosackes verfolgen Das äussere Integument liefert nach aussen ein hyalines, gelatinöses Gewebe, die Sarcotesta, an die sich nach innen die Sclerotesta, ebenfalls vom äusseren Integument geliefert, anschliesst. Es sind stark verdickte Zellen, die nach innen immer kleiner werden. Endlich, als letzte, dem äusseren Integument angehörende Schicht kommt eine Reihe grosser an der Innenseite stark verdickter Zellen. Das innere Integument bleibt viel dünner und zeigt aussen eine Schicht zart- wandiger, sehr grosser Zellen, an die sich nach innen mehrere Lagen 494 ^- USTERI: tangential gestreckter, äusserst derber, kleinlumiger Zellen anschliesst, die zur Ursache der Hemmung weiterer Untersuchungen des Nucellus geworden sind. In keinem von allen diesen Stadien habe ich je eine Andeutuno; eines Pollenschlauches angetroffen. Die Zahl der Serien, die ich geschnitten habe, ist sehr gross, namentlich die der fertig ausgebildeten Embryosackstadien. Es scheint mir damit eine weitere Stütze meiner Vermutung gewonnen zu sein, dass die Samen von Carica sich parthenogenetisch entwickeln. Man sieht sehr häufig normal ausgebildete Früchte, die keinen einzigen Samen enthalten. Um Parthenocarpie, wie sie von NOLL (6j für Cucurbitaceen nachgewiesen wurde, kann es sich nach den neo-ativen Resultaten meiner Versuche nicht handeln. Es muss also wohl doch ein Reiz von aussen auf die Ovarien wirken, um sie zur Entwicklung zu bringen. Noch bemerkenswerter scheint mir die Tatsache, dass scheinbar normale Früchte hunderte von scheinbar ebenfalls an Grösse und Gestalt normalen Samen, aber ohne Endosperm und ohne Embryo, zur Entwicklung brins-en. Hier haben sich also beide Integumente vollkommen normal gebildet, während der Embryosack abortiert ist. Trotzdem gilt die Regel von MÜLLER-Thurgau, dass nämlich die sich entwickelnden Embryonen auf die Ausbildung der Carpelle einen Reiz ausüben, auch für Carica. In Früchten mit normalen, also mit Embryonen versehenen Samen, ist immer die Seite der Frucht stärker ausgebildet, die die Samen aufweist. Die Teile, die sameulos bleiben, bringen nur ein dünnes Carpell zur Aus- bild uns'. 'o* Yerwandtschaftliche Beziehungen. Der Raum gestattet mir nicht, auf die bisher über die Stellung von Carica im System geäusserten Ansichten einzugehen. Ich begnüge mich, einio-e Argumente für die Stellung der Caricaceeii an der Seite der Eupliorbiaceen in's Treffen zu führen. Mein Vergleichsmaterial ist bei weitem nicht ausreichend, um die Frage endgültig zu ent- scheiden. Da aber verwandtschaftliche Beziehungen zu den Euplior- biaceen meines Wissens bis jetzt nicht geltend gemacht worden sind, so will ich mitteilen, was sich zu Gunsten dieser Stellung auf- führen lässt. Vor allem sei die Ausbildung eines Obturators hervor- gehoben. Dann die gelegentliche Trimerie der Zwitterblüten der Corrmeform, die dithecischen Staubblätter, „deren Loculamente bis- weilen nicht verschmolzen sind'', wie PaX für die Ewphorbiaceen angiebt. Endlich verdienen die Milchröhren erwähnt zu werden, die z. B. Studien über Carica Papaya L. 495 bei Alchornea ebenso gegliedert sind, wie bei Carica. MOLISCH (4) behauptet, dass das Auftreten von Stärke in den Milchsäften der Pflanzen eine seltene und von ihm nur bei Euphorhiaceen und Apocynaceen beobachtete Erscheinung sei. Es gelang mir aber, mit Jod mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit in der Milch von Carica Stärke nachzuweisen. Sie gehört sicher dem Milchsaft au, denn ich fand sie auch in fixiertem Material, so dass man also nicht einwenden kann, sie wäre beim Schneiden mit dem Rasiermesser hineingeschmiert worden. Ich sehe im Auftreten von Stärke eine weitere Stütze für meine Vermutung. Sollten weitere Unter- suchungen dieselbe bestätigen, so wären die ('aricaceen unter den Eupliorbiaceen am nächsten mit den Jatropheen verwandt. Benutzte Litteratur. 1. Baillon, H. Histoire des plantes, Bd. 4. Paris 1873. 2. Knuth, P. Haudbuch der Blütenbiologie, o. Bd. Die bisher in ausser- europäischen (rebieten gemachten blütenbiologischen Beobachtungen. Leipzig l'J04. 3. KlRKWOOD, J. E. The comparative embryology of the Cucurbitaceae. New York 1904. 4. Molisch, H. Studien über den Milchsaft und Schleiinsaft der Pflanzen. Jena 1901. 5. MÜLLER, F. Frucht in Frucht von Carica Papaya. (Flora oder allgem. bot. Zeitung. Marburg 1890, S. 332.) 6. NOLL. Fruchtbildung ohne vorausgegangene Bestäubung (Parthenocarpie) bei der Gurke. (Sitzungsber. der niederrh. Ges. für Natur- und Heilkunde. Bonn 1903, S. 149.) 7. SOLMS-LAUBACH H., Graf zu. Die Heimat und der Ursprung des kultivierten Melonenbaumes, Carica Papaya L. (Botan. Zeitung 1889.) 8. SoLMS-Laubach H., Graf zu. Caricaceae. (Engler und PraNTL nat. Pflanzenfamilien. Leipzig 1894.) 9. Solms-Laubach H., Graf zu. Caricaceae, in MaRTIUS flora brasilieusis. 10. Fax, f. Eupkorhiaceae. ENGLER und Prantl, nat. Pflanzenfamilien. 3. Teil, b. Abt. 1896. 11. RÜGER, G. Beiträge zur Kenntnis der Gattung Carica. Dissertation. Erlangen 1887. 12. Saccardo, P. A. Sylloge fungorum. Berlin 1883. 13. Van Tieghem, Ph. Structure de Tcvule des Caricacees et place de cette faniille dans la Classification. (Ann. des sciences nat. 1903 Tome 17. S. 372.) 496 Hans HallieE: Zur Frage nach dem Ursprung der Angiospermen. 71. Hans Hallier; Zur Frage nach dem Ursprung der Angiospermen. Vorläufige Mitteilung. (Eiügegangen am 4. November 1907.) Eine soeben abgeschlossene, im Laufe des nächsten Jahres er- scheinende grössere Abhandlung hat mich in Bezug auf den Ursprung der Angiospermen zu folgenden Ergebnissen geführt: 1. Juliania hat Harzgänge auch in der Rinde und ist eine Rhoideen-GoXiMWg mit mehrblütiger Cupula. 2. Auch die Juglandaceen sind Änacardiaceen und neben Juliania und Pistacia durch Reduktion in Blüte und Frucht aus Rhoideen ent- standen. 3. Überhaupt sind die ßrunelliaceen, Burseraceen, Sabiaceen, Änacardiaceen^ Julianiaceen^ Juglandaceen und einige jetzt bei den Simarubaceen stehende Gattungen zu der alten Familie der Terehinthaceen zu vereinigen. 4. Auch die Leitneraceen, Aceraceen, Amentaceen (I. Quercineen, '1. Myriceen, 3. Coryleen^ 4. Casuarineen^ 5. Betuleen) und Urticalen, also auch die meisten Chalazogamen, sind in Blüte und Frucht verkümmerte Abkömmlinge rhoideen- Q.vi\gQV Terehinthaceen, keine Ab- kömmlinge der Hamamelidaceen oder der Columniferen (inklusive Euphorbiaceen). 5. Dagegen sind die im anatomischen Bau stark abweichenden Balanopidaceen (Balanops und Trilocularia) mit Trochodendrum, Tetracentrum, Daphniphyllum und Rhodoleia verwandte reduzierte Baniamelidaceen, die Salicaceen reduzierte Abkömmlinge homalieen- und idesieen-2Lri\^QV Flacourtiaceen, die Lacistemaceen eine den Homalieen nahestehende Sippe der Flacourtiaceen, die l'iperalen (inkl. Lactoris und Myrothamnus) reduzierte Abkömmlinge von Magnoliaceen. 6. Auch an der Ableitung der den Saxifragaceeii nahestehenden Hamamelidalen (Platanaceae und Hamamelidaceae) von Magnoliaceen ist festzuhalten. 7. Die Chalazogamie von Ulmua, vielen Amentaceen und Juglans lässt auch bei Myrica, Leitnera, Aceraceen, Juliania, Pistacia, Rhus und anderen Terebmthaceen Chalazogamie und andere entwickelungs- gescliichtliche Anklänge an die Amentaceen vermuten. F. BRAND: Über charakteristische Algen-Tinktionen. 497 8. Als Abküinmliiige von Terehinthaeeen, wie auch im Hinblick auf WielaND's überraschende Entdeckungen an Bennettitaceen kommen die Amentaceen (inkl. Casuarina) und Urticalen trotz der gegenteiligen 'Ansicht VON WetTSTEIN's nicht mehr als Verbindungsglieder zwischen Angiospermen und Gymnospermen in Betracht und können daher der von mir und Anderen vertretenen Ableitung der Magnoliaceen von cycas- und be7inettitaceen - urtigeu Gymnospermen nicht mehr hinderlich sein. !). Auch die zAvar stark dicotylen-artigen, aber zu den Gymnospermen geliörenden Gnetaceen und die durch Einwärts- klappung der Ovularfiederchen zwar schon halb angiospermen, aber auch schon einseitig xerophil ausgebildeten Coniferen kommen wegen ihrer hochgradigen Reduktion nicht als Verbindungsglieder zw'ischen Angiospermen und Gymnospermen in Betracht. U). Denn die Anklänge der Loranthaceen an die gymuospermen Gnetaceen beruhen nicht auf natürlicher Verwandtschaft, vielmehr sind die ganzen Santalalen reduzierte Abkömmlinge von Saccifragaceen (also Sa.vifragenen). Wegen der ausserordentlichen Wichtigkeit des Problems sei die Untersuchung der Entwickelungsgeschiclite der oben unter 7 genannten Gattungen und Familien den Botanikern von Euro])a {Mtjrica, Acer, Pistacia und Rhus\ Nordamerika {Alyrica, Leünera, Acer, JuUania usw.), Tokio {Mjjrica, Acer, Rhus), Buitenzorg und Peradeniya (Terebinthaceen) für die nächste Vegetationsperiode aufs angelegent- lichste empfohlen. 72. F. Brand; Über charakteristische Algen-Tinktionen, sowie über eine Gongrosira und eine Coleochaete aus dem Wlirmsee. (Kingegangen am 4. November 19U7.) Der feinere Bau der Alo-en wird bekanntlich vielfach mittels ^o chemischer Fixierung des Zellinhaltes und nachfolgender Färbung geprüft. Im Interesse physiologischer Fragen ist auch unmittelbare Tiuktion lebenden Materials häufio- ausgeführt worden und zwar ent- weder durch „Speicherfärbung" oder durch „Schuellfärbung". In der deskriptiven Algologie wurde wohl die Existenz von Schleimhüllen im allgemeinen schon durch Färbung nachgewiesen, 498 ^- BEAND: aber die besondere Weise, in welcher gewisse Algen auf bestimmte Farbstoffe reagieren, ist bis jetzt noch wenig berücksichtigt worden. Die erste diesbezügliche Notiz, welche mir bekannt ist, bezieht sich auf Stichogloea lacustris, deren Gallerte sich durch schwache Lösungen von Methylenblau fuchsinrot färbt. ChODAT^) sieht in dieser Reaktion eine charakteristische Eigentümlichkeit seiner Alge. Schleime und Gallerten, sowie gallertähnliche Zellhüllen be- sitzen, je nach ihrer Zugehörigkeit, bald für diesen, bald für jenen Farbstoff eine grosse Anziehungskraft, während sie andere zurück- weisen. Deshalb habe ich gelegentlich^) schon die Meinung aus- gesprochen, dass die künstliche Färbung der kleinen Cyanophyceen sich als ein hilfreiches und oft unentbehrliches diagnostisches Hilfs- mittel herausstellen werde. Diese Frage ist jedoch nicht weiter ver- folgt worden und es ist insbesondere nicht bekannt, ob irgend eine Gallertfärbung für eine ganze Algengruppe charakteristisch sei. Daseien lieoen Beobachtungen vor, welche zu der Annahme berechtigen, dass entweder das Protoplasma, oder die Membran bei allen Angehörigen einiger Algeugattungen auf gewisse Farbstoffe übereinstimmend reagieren. Da sich das Protoplasma lebender Zellen gegen gelöste Farbstoffe in anderer Weise verhält, wie jenes toter Zellen und da auch in letzterem Falle gewisse Unterschiede zwischen getrocknetem und feucht konserviertem Materiale bestehen können, muss ich bemerken, dass sich die folgenden Angaben, insofern nicht anderes angegeben ist, auf Exsikkate beziehen, welche in schwach essigsäurehaltigem Wasser aufgeweicht waren. In solchem Wasser müssen sie etwa 24 Stunden liegen, dann in eine schwache, wässerige Lösung des Farbstoffes übertragen und mit dieser sorgsam digeriert werden, bis das ganze Präparat gleichmässig durchdrungen ist. Grobe Über- färbung ist zu vermeiden. Schon Vorjahren^) habe ich angegeben, dass der Methyl grün- essig nahezu ein Reagens auf die Gattung Cladophora darstellt, indem er schon in stark verdünnter Lösung dem Zellinhalte auf- geweichter Exsikkate fast momentan eine transparent blaugrüne Farbe verleiht, während er von anderen Algen weniger oder garnicht angenommen wird. Dem habe ich nun folgendes beizufügen: Diese Protoplasma-Tinktion erträgt kurze Auswaschung und ist in Glyzerin dauernd haltbar. Die Membran aber färbt sich normaler Weise nur vorübergehend blau und erscheint später farblos. Bei Lebendfärbung 1) Chodat, R , Bull. Boissier. 1897. S. 302 und Taf. X. 2) Beand, f., Der Pormenkreis von Gloeocapsa alpina. Bot. Centrbl. 1900. S. 321 (8. d. Sep.) Anm. 3) Beand, F., C7«f%;»om-Studien. Bot. Centralbl, 1899. S. 151 (G— 7. d. Sep.). über charakteristische Algen-Tinktioncu, sowie eine Gongrosira u. Coleochaete. 499 reagiert das Protoplasma vorerst nicht; mit dem Absterben der Zelle o-elit der Farbstoff aber allmählich in den Inhalt über. ^ In manchen Fällen tingiert sich die Zellhaut aber auch dauernd, und zwar dann, wenn sie senil oder pathologisch verdickt, oder mit Einlao-eruno-en behaftet oder überfärbt ist. Dann fehlt freilich eines der charakteristischen Merkmale unserer Tinktion. Ähnlich wie Cladophora verhielten sich Formen der mit ersterer eng verbundenen Gattung R/iizoclonium. Sodann erzielte ich auch an Ulothric/iaeeen und Mesocarpaceen bisweilen eine trübe grünliche Tinktion des Protoplasmas. In anderen Fällen war diese Färbung aber nur eine scheinbare. An mancherlei Algen färbt sich nämlich die Membran durch Methylgrün blau. Ist dabei in den Zellen die natürliche Chlorophyllfarbe noch nicht ganz verblichen, so kann eine lediglich optische blaugrüne Mischfarbe entstehen. Deshalb müssen zur richtigen Taxierung der Methylgrünwirkung in allen Fällen un- gefärbte Präparate verglichen werden. Zu diesen Schwierigkeiten gesellt sich noch der weitere Umstand, dass die Tinktionsfähigkeit der Algen oft erheblich leidet, wenn sie vor der Eintrocknung in flüssigen Konservierungsmitteln gelegen hatten, oder wenn sie schon teilweise zersetzt waren. Unter diesen Umständen kann die Methylgrün-Tinktion nur dann als allgemein verwendbares diagnostisches Hilfsmittel dienen, wenn verschiedene aus demselben Exsikkate stammende Algen im gleichen Präparate verglichen werden. Dagegen setzt die Beurteilung isolierter Tinktionen eine durch zahlreiche Versuche erworbene Kenntnis der verschiedenen Farbentöne voraus, welche unter wechselnden Ver- hältnissen entstehen können. Unter dieser Voraussetzung kann das Verfahren aber auch an weniger günstigem Material bisweilen einen Fingerzeig geben. Als Beispiel mag eine an Cladophora Warhurgi (Schmdl.) ge- machte Erfahrung dienen. Schon Beschreibung und Abbildung*) dieser neuen Art waren etwas befremdend. Obgleich dann an dem Originalmateriale, welches ich vor mehreren Jahren durch die Ge- fälligkeit des Herrn Professor SCHMIDLE erhalten hatte, der Nach- weis schiefer Scheidewände nicht sofort gelang, musste ich doch die Diagnose wegen der Tinktionsverhältnisse dieser Pflanze beanstanden. Fortgesetzte Untersuchung brachte schliesslich nicht nur einzelne schief septierte Rhizoide, sondern auch den organischen Zusammen- hang mit vegetativem Moosthallns zur Ansicht, sodass 67. Warbnrgi aus der Liste der Algen zu streichen ist. Eine weitere und zwar entschieden charakteristische Protoplasma- 1) SCHMIDLE, W., Österr. Bot. Zeitschr. 1899. S. '2. und Fig. 3, 4, 6. Ber. der deutschen Bot. Gesellsch. XXV. 35 500 F. Brand: tinktion konnte ich in der Folge ^) an der Gattung Trentepohlia konstatieren. Schon durch eine schwache Lösung von Methyl- violett (in' destilliertem Wasser) „färbt sich an lebenden Zellen zu- nächst die Membran; an Exsikkaten aber, sowie überhaupt an toten Zellen nimmt der gesamte protoplasmatische Inhalt sofort eine schön ultramarinblaue Färbung an , . . Die Membran bleibt dabei voll- ständig transparent und färbt sich nur bei allzugrosser Konzentration der Lösung etwas rotviolett." Eine so leuchtend blaue Farbe habe ich auch nachträglich durch Methylviolett an keiner andern Krypto- game erzielen können. Dadurch machen sich schon bei schwacher Vergrösserung die kleinsten Spuren von Trentepoldia in Algen- gemischen bemerklich und zwar noch an ganz alten (bis 35 Jahre!), vollständig ausgebleichten Exsikkaten, deren Jod-Keaktion (1. c ) schon längst erloschen war. Auch diese Färbung ist in Glyzerin haltbar. Eine dritte ziemlich charakteristische Tinktion, welche aber nicht das Protoplasma, sondern die Zellhaut betrifft, habe ich erst neuerdings erprobt. Im Würmsee überziehen sich alle festen Gegen- stände schliesslich mit einer aus kohlensaurem Kalk und etwas organischem Detritus bestehenden Kruste. In und auf dieser findet man nebst entwickelten Algen oft einen Filz, welcher Rudimente der verschiedensten kleinen Kryptogamen einschliessen kann. Nach Zer- teilung und Ausbreitung solcher Massen tritt, in amorphen Detritus eingebettet, ein geradezu hoffnungsloses Pflanzenchaos zu Tage. Durch Anwendung von Säuren zur Entfernung des Kalkes leidet — ähnlich wie durch Austrocknen — vielfach Form und Farbe des Zellinhaltes, sodass ich oft im Zweifel war, ob gewisse Fragmente Sohlenstücke von Chaetophora oder Stigeocioniuvi seien, oder ob sie zw. Coleochaete irr egularis, oder vielleicht zu einer neuen Alge gehörten, für deren Existenz manches zu sprechen schien. Unter diesen Verhältnissen erinnerte ich mich der künstlichen Färbung und fand nach verschiedenen erfolglosen Versuchen endlich im Brillantcresylblau von GRÜBLER eine Farbe, welche vorzüg- liche Ergebnisse lieferte. Digeriert man eine Probe des beschriebenen Gemenges mit einer reichlichen Quantität mittelstarker Lösung dieses Stoffes, so färben sich sofort gewisse Bestandteile blau, andere violett, einige weinrot, viele aber garnicht. Nun gelingt es leicht, unter der Lupe diese tinktionell scharf abgegrenzten Objekte zu sondern, und im Mikroskope treten dann iu überraschender Weise auch morphologische Differenzen zu Tage, welche in dem früheren Durcheinander der Beobachtung ento-anüen waren. Dabei stellt sich 1) Brand, F., Zur näheren Kenntnis der Algengatlung Trentepohlia. Beih. d. Bot. Ceutrbl. 19()2. Helt "J, S. 221. Geprüft wurden Tr. aurea, Jolühus, Neger/ und umhrina. über charakteristische Algen-Tinktionen, sowie eine (Jongrosira u. Coleochaete. 501 ferner heraus, dass nebst manchen anderen Dingen der Zellinhalt vieler Algen blau, violett, bis schwärzlich gefärbt wird, während die ^Rotfärbung nur Membranen betrifft, und zwar im vorliegenden Ge- menge nur jene von CJadophora und besonders von Gongrosira. Von letzterer Gattung finden wir dann nebst G. De Baryana noch eine kleinere und zwar neue Art, welche im nächsten Abschnitte be- schrieben werden soll. Vorläufig will ich nur bemerken, dass die neue Spezies ziemlich brüchig ist, und dass es nur an besonders lebhaft wachsenden Exemplaren gelingt, grössere Abschnitte zur Ansicht zu bringen. Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich ferner konstatieren, dass die Zusammengehörigkeit der Fragmente nicht lediglich auf Grund der übereinstimmenden Tinktion angenommen, sondern da- durch festgestellt wurde, dass auch an kleineren Stücken öfters der organische Zusammenhang der verschiedenen Faden- und Zellformen zu erkennen war. Die Tinktion diente demnach nur als Wegweiser, welcher die Auffindung der zu vergleichenden Objekte ermöglichte. Nachdem die Alge in gefärbtem Zustande studiert war, gelang es auch, sie aus frischem Materiale herauszufinden und in lebendem Zustande zu untersuchen. Weitere Versuche haben dann ergeben, dass die rote Brillant- blau - Keaktion in Glyzerin ziemlich haltbar ist, dass sie in gleicherweise an aufgeweichtem Trockenmateriale eintritt und somit die Vergleichung von Exsikkaten^) zulässt. In vollkommen gleicher Weise, wie die genannten Algen, reagierten verschiedene Formen von Chlorotiiliuin incrustans Reinsch aus eigener Sammlung, ferner dieselbe Art N. 290 in RiCHTER's Phykotheka; Gongrosira Schnidlei Richter N^. 630 ebenda ; Gongrosira incrusta7is (Reinsch) Schmidle K 1602 derAlgae exsicc. von WlTTROCK und NOBDSTEDT sowie auch — sehr nahe übereinstimmend — Chlorotyliuvi cataractarum Kütz. N. 1306 der Alg. europ. von RaBENHOEST. Letzteres Exemplar hat übrigens keine Ähnlichkeit mit der KÜTZlNG'schen Figur, sondern erinnert eher an G. Schmidlei. Xebstdem färbten sich noch andere Dinge ähnlich, wenn auch mehr violett, so insbesondere verschiedene Schleime und Gallerten, sodann die Membranen von ülothrij;- Arten und von Vaucheria. Ganz unempfindlich waren aber jene solcher Pflanzeji, deren Fragmente gelegentlich mit Gongrosira verwechselt werden könnten, nämlich die Membranen von Chaeiophoi'a^ Stigeo- clo7iium und Coleochaete sowie von Moosvorkeimen. Letztere nahmen höchstens einen schwach bläulichen Ton an. Schon aus vorstehendem dürfte hervorgehen, dass die künstliche 1) Die Kenntnis der Museumsexemplare verdanke ich der Gefälligkeit des Herrn Kustos Dr. RENNER, welchem ich hiermit meinen besten Dank ausspreche. 35* 502 F- BRAND: Färbung getrockneter Algen nicht nur ein bequemes technisches Hilfsmittel ist, sondern dass sie gelegentlich auch direkt zu wissen- schaftlichen Resultaten führen kann. Nach dieser Richtung gewinnt sie noch grössere Bedeutung durch den Umstand, dass von sämtlichen bisher geprüften Süsswasseralgen sowohl vegetative als rhi- zoidale Abschnitte, sowie auch Zoosporen und Keim- pflanzen derselben Art, sich in dem gleichen Präparate immer tinktionell übereinstimmend verhalten haben. Dadurch ist uns ein Schutzmittel gegen mancherlei polymorphistische Irrungen in die Hand gegeben. Finden wir zum Beispiel in Gesellschaft von Cladophora kleinere, etwa der Gongrosira injgmaea Kütz. ähnliche Organismen, deren Protoplasma auf Methylgrün garnicht, oder in anderer Weise reagiert, so können wir überzeugt sein, dass es sich nicht um eine der problematischen „Jugendformen" handelt, welche ersterer Gattung schon zugeschrieben worden sind. Rötet sich ihre Membran dann auch nicht durch Brillantblau, so ist auch Gongrosira ausgeschlossen. In einem anderen Falle zeigen sich vielleicht iu; einem ausgebleichten Trente'pohlia-^e'&iixwde einzelne Zellen oder Zell- gruppen von ähnlicher Form, welche mit Rhizoideu versehen sind, aber auf Methylviolett nicht typisch reagieren. Diese gehören dann sicher nicht zu Trentepohlia, werden sich aber oft als Fragmente eines Moosprotonema's erweisen. Ein weiteres Beispiel wird bei Coleochaete zur Sprache kommen. In der Systematik kann unser Verfahren freilich nur eine An- fängerrolle spielen. Ich glaube aber die Hoffnung aussprechen zu dürfen, dass diese Rolle mit der Zeit eine gewisse Bedeutung er- langen kann, wenn nur dieAlgologen sich häufiger dazu herbeilassen, bei Untersuchung von Trockenmaterial auch dessen Verhalten gegen verschiedene Farbstoffe zu prüfen. Gongrosira lacustris n. sp. G.phycomatibus niinimis,prope planis,demum confluentibus,obscuro viridibus, saepe incrustatis; trichomatibus et intra et supra fundum lepentibus cca. 11 ^ (6 - 14 /i) crassis; ramis brevibus, erectis; fere aequicrassis et ipsis parum ramificatis; cellulis membrana crassescente donatis, ex parte brevibus, forma admodum variantibus et proto- plasmate farctis, ex alia parte longioribus cylindraceis et inanibus vel semiinanibus. Propagatio cellulis perdurantibus (acinetis) nee non, ut videtur, zoogonidiis. Hab. ad ligna vetusta el lapides incrustatos in lacu „Würmsee"~ i't in fönte impuro." über charakteristische Algen-Tinktionen, sowie eine Gongrosira u. Coleochactc. 503 Diese Alge besitzt keine eigentlichen Haftorgane, sondern ent- springt aus einer kriechenden Sohle in Form von kurzen, aufstrebenden ^und ihrerseits wenig verzweigten Fäden. Ein Teil der Sohlenfäden lebt nicht auf, sondern im Substrate und in grösserer Tiefe kann «ich dann ihr ])urchmesser bis etwa 6 /< verringern. In manchen Fällen besteht die Alge grossenteils nur aus Sohle und ihre ober- flächlichen Abschnitte erinnern dann an eine auf die halbe Grösse reduzierte G. De Barijana. Lebhaft wachsende Frühlingsexemplare können einer mangelhaft entwickelten G. Schmidlel ähnlich sein. Die längeren Zellen enthalten, sofern sie nicht abgestorben und ganz leer sind, ein mantelförmiges Chlorophor, welches nur einen Teil der Zellwand bedeckt und 1—2 Pyrenoide enthält. Diese sind «ber nur an einzelnen Zellen zu erkennen. Nach Chromsäure- fixierung färbt sich durch Boraxkarmiu je ein Zellkern. Yom dichten Inhalte der kurzen Zellen ist nur soviel zu sagen, dass er viel Stärke enthält. Nicht selten sind vergrösserte runde Endzellen vorhanden, welche ich für Sporangien hielt, ohne jedoch die Existenz oder den Austritt von Zoosi)oren beobachten zu können. Dagegen finden sich -Fäden, welche, dem radiären Verlauf der C'o/^oc/ta0 2) Emil Godlewski, Über die biologische Bedeutung der Etiolierungs- erscheinungen. Biologisches Centralbl., Bd. IX, 188i). über (las Vergilben des Laubes. 533 bestimmter Teile hat den Sinu. den Organen, welche znr Ausübung ihrer Funktion ans Licht gelangen müssen, dies zu ermöglichen. Da die im Dunkeln stark sich verlängernden Teile zugleich negativ geotropisch sind, so werden sie aus dem Schoss der Erde durch die kombinierte Wirkung von Etiolement und negativem Geotropismus dem Lichte zugeführt. Sowohl GODLEWSKI als aucli die anderen Forscher, welche nach ihm der Etiolieruniisfraoe näher oetreten sind, haben sich darauf beschränkt, die Gestaltungs- und Wachstumsverhältnisse etiolierter Pflanzenteile biologisch zu deuten. Die andere Seite des Problems, das Ausbleiben des Ergrünens bei Lichtabschluss, hat bisher noch keine biologische Deutung gefunden. Die im Dunkeln gewachsenen Triebe sind nicht völlig farblos, die Blattspreiten, insbesondere die Kotyledonen etiolierter Keim- pfläuzchen, zeigen eine bald heller, bald dunkler gelbe Färbung, die bedingt ist durch Farbstoffe, deren Zahl und Xatur zum Teil noch strittig ist. Sicher ist nach CZAPEK*) nur, dass die etiolierten ChlorophjUkörner Carotin führen, das nach KOHL wahrscheinlich allein der Gelhfärbuno' zu Grunde liegt. Der grüne Anteil des Chlorophylls fehlt nach der Mehrzahl der Forscher vollständig Nur TlMlRIAZEFF und MONTEVERDE geben an, dass die etiolierten Blätter nicht nur einen gelben, sondern noch einen grünen Farbstoff' in kleiner Menge enthalten, der bei Belichtung- in Chlorophyll übergehen soll. Die Richtigkeit dieser Angaben vorausgesetzt, ändert dies nur wenig an der Tatsache, dass die ergrünungsfähigen Teile der Angiospermen zurückhaltender verfahren bei der Ausbildung des Chlorophyllgrün als des Chlorophyllgelb. Der aus weniger kostbarem Material sich aufbauende gelbe Anteil entsteht, wenn auch vielleicht in geringeren Mengen, auch bei Lichtabschluss, ohne dass wir bisher im Staude wären, ihm hier eine bestimmte Funktion zuzuschreiben. Die Bildung des zum Teil aus wertvolleren Elementen aufgebauten grünen Anteils ist dagegen, bei den Angiospermen durchweg, bei anderen Gewächsen in nicht wenigen Fällen, direkt an die Gegen- wart des Lichtes gebunden. Es lassen sich also die Zurückhaltung in der Bildung des Chlorophyllgrün bei im Dunkeln entwickelten Organen, die Entfernung desselben aus den dem Absterben entgegen- gehenden Teilen unter dem gemeinsamen Gesichtspunkt der Spar- samkeit begreifen. In dem einen Fall hält die Pflanze zurück mit der Bildung des bei Lichtabwesenheit nicht funktionsfähigen Chlorophyllgrüii, an dessen Aufbau sich schwerer zu beschaffende 1) Fr. Czapek, Biochemie der Pflanzen. Bd. I, p. 46(i. 534 E. Stahl: Über das Vergilben des Laubes. Stoffe beteiligen, welclie in der etiolierendeu Pflanze, die zunächst zum Lichtgenuss sich emporarbeiten muss, eine geeignetere Ver- wendung finden dürften. In dem anderen Fall ei'leidet das Chlorophyllgrün, nachdem die an es gebundene Ernährungsfunktion erloschen ist, eine Zersetzung, deren Produkte aus den ab- sterbenden Teilen entfernt und den ausdauernden zugeführt werden. Sitzung vom 27. Dezember 1907. 535 Sitzuns: vom 27. Dezember 1907. o Yorsitzender: Herr L. KNY. Mit Schluss dieses Jahres legt Herr Professor Dr. OTTO MÜLLER aus Gesundheitsrücksichten das Amt als Schatzmeister nieder, das er während der ersten 25 Jahre des Bestehens der Deutschen Botanischen Gesellschaft ununterbrochen mit seltener Umsicht und Pflichttreue verwaltet hat. Der Vorsitzende spricht dem scheidenden Mitgliede des Vorstandes in warmen Worten den Dank der Gesellschaft aus. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Andrews, Dr. Frank Marion, Associate Professor of Botany in the Uni- versity of Indiana (ü. S. A.) (durch W. PFEFFER und H. MiEHE). Geib, Karl, Lehrer in Kreuznach (durch L. Geisenheyner und R. Wirtgen). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Neumann, Dr. M. P., in Berlin, Hoestermann, Dr. G., in Dahlem b. Berlin, Lorch, Dr. W.. in Schöneberg -Berlin, Murinoff, Alexander, Assistent in St. Petersburg, Schiller, Dr. Joseph, Assistent in Triest, Bally, Dr. Walter, in Bern, Schuster. Cand. phil. Walther, in Berlin und Frau Warwara von Polowzow in St. Petersburg. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXV. 38 r)3() A Schulz: Mitteiliiiiueii. 78. A. Schulz: Über die Entwicklungsgeschichte der gegen- wärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke des nord- deutschen Tieflandes. II. (Eh) gegangen am "2(3. November 1907.) 3Iit Hilfe der in der ersten Abhandlung*) dargelegten Methode bin ich zu folgenden x\nsichten über die Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Deutschlands") gelangt.^) In der Pleistozänzeit hatte das perennierende Eis im nördlicheren Europa mindestens fünfmal einen viel bedeutenderen Umfang als gegenwärtig. In jeder dieser fünf Vergletscherungs- perioden drang das nordische Inlandeis bis nach Deutschland vor. Während desHöiiepunktes der vorletzten dieser Perioden reichte es nach Westen wahrscheinlich bis zum Emsgebiete und nach Süden ungefähr bis zur Gegend von Halle; während der letzten dieser Perioden, in die der von PENCK Bühlvorstoss genannte Verstoss der Alpengletscher fällt, drang es dao-egen wohl nicht weit über die sog. baltische Endmoräne, die es später während einer Pause seines Abschmelzens abgelagert hat, hinaus nach Westen und Süden vor. Ijeider sind die ans der Zwischenzeit zwischen dem kältesten Abschnitte der vorletzten und dem entsprechenden Abschnitte der letzten dieser fünf Perioden stammenden geognostischen Bildungen des nördlicheren Europas bis jetzt erst sehr wenig untersucht worden; infolge davon lässt sich über die Wandlungen des Klimas dieses Gebietes während jener Zwischenzeit erst wenig Sicheres aussagen. Es ist aber sehr wahr- scheinlich, dass in jene Zwischenzeit ebenso wie in die Zwischen- zeiten zwischen den vorausgehenden o-rosseu Yertiletscherunüs- Perioden oder wenigstens in die zwischen den drei letzten von diesen, sowie in die Zwischenzeit zwischen der Periode des Bühlvorstosses und der folgenden ersten kühlen Periode und in die zwischen der ersten und der zweiten kühlen Periode ein Zeitabschnitt fällt, wo 1) Diese Berichte 25. Bd. (19U7) S. 515 u. f. 2) Ich habe in dieser Abhandlung nur die indigene Flora berücksichtigt. 3) Vgl. zum Folgenden z. B. Schulz, Entwickluugsg. der gegenw. phan. Flora imd Pflanzendecke der Oberrheinischen Tiefebene und ihrer Umgebung (Stuttgart lUOG). Entwicklungsgeschichte der phanerogamen Flora des norddeutschen Tieflandes. 587 Uas Klima Deutschlands bedeutend kontinentaler war als in der Gegenwart. Wenn, wie es scheint, die zwischen die grossen Ver- "letscherungsperioden bezw. die kühlen Perioden fallenden Zeit- abschnitte, in denen in Deutschland ein ausgeprägt kontinentales Klima herrschte, ein um so kontinentaleres Klima hatten, je niedriger die Sommertemperatur der ihnen vorausgehenden Vergletscherungs- bezw. kühlen Periode war, so muss in Deutschland in der Zwischenzeit zwischen dem kältesten Abschnitte der vorletzten und dem ent- sprechenden Abschnitte der letzten der fünf grossen Vergletscherungs- perioden eine Zeitlang ein annähernd so extrem kontinentales Klima o-eherrscht haben wie in dem kontinentalen Zeitabschnitte der Zwischenzeit zwischen der drittletzten und der vorletzten jener fünf Perioden, in dem sich in Mitteleuropa die Hauptmasse des sog. iünü-eren Lösses abo'elaoert hat. Es muss somit das deutsche Klima in der Zwischenzeit zwischen der vorletzten und der letzten der grossen Vergletscherungsperioden eine Zeitlang für diejenigen Phane- rogamen. die in der vorausgehenden grossen Vergletscherungsperiode, in deren kältestem Abschnitte das Klima der niederen Gegenden Mitteldeutschlands wahrscheinlich dem heute in den Küstengegenden des südwestlichen Grönlands herrschenden ähnlich war, iu Deutsch- land eingewandert waren, sehr ungünstig gewesen sein. Es ver- schwand damals wahrscheinlich die Mehrzahl von diesen Ein- wanderern ganz aus Deutschland, während sich die weitaus meisten der übrigen hier so an das damalige Klima anpassten, dass sie, da sie hierdurch sehr empfindlich gegen nasskaltes Sommerklima ge- worden waren, im Verlaufe der Periode des Bühlvorstosses, in deren kältestem Abschnitte in Deutschland ohne Zweifel ein etwas milderes Klima herrschte als in dem entsprechenden Abschnitte der vorletzten grossen Vergletscherungs])eriode, zugrunde gingen. Es haben sich somit offenbar nur von sehr wenigen jener Einwanderer in Deutsch- land Nachkommen bis zum Ausgange der Periode des Bühlvorstosses, und von hier ab bis zur Geoenwart erhalten. Während der Zwischen- zeit zwischen den beiden letzten grossen Vergletscherungsperioden sind sicher sehr zahlreiche Phanerogamen in Deutschland einge- wandert, doch sind diese Einwanderer ohne Zweifel während der Periode des Bühlvorstosses sämtlich wieder aus Deutschland ver- schwunden. Nach dem kältesten Abschnitte dieser Periode erwärmte sich das Klima des nördlicheren Kuropas wahrscheinlich ziemlich schnell. Wahrscheinlich waren schon nach verhältnismässig kurzer Zeit das Sommer- und das Winterklima dieses Gebietes wärmer als gegenwärtig, und endlich hatte das Klima der wärmsten (Jegenden Deutschlands vollständig einen mediterranen Charakter, den es offenbar sehr lange behielt. Im Verlaufe dieses letzten, sehr langen Zeitabschnittes wurde das Klima des nördlicheren Europas allmählich 38* 538 A, Schulz: kontinentaler; während das Klima der wärmsten Gegenden Deutsch- lands anfänglich einen westmediterranen Charakter hatte, hatte es später einen ostmediterranen Charakter. Dann wurde das Klima aber noch kontinentaler, bis es zuletzt in den niederen Gegenden des östlichen Abschnittes der südlichen Partie des nördlich der Alpen und Karpaten gelegenen Teiles Mitteleuropas dem gegenwärtig in den Steppengegenden des südwestlichen europäischen Russlands herrschenden Klima glich, in den des westlichen Abschnittes dieser Partie Mitteleuropas aber etwas milder war. ^) Diese westlichen Gegenden glichen damals in ihrem Vegetationscharakter wahrschein- lich ungefähr den gegenwärtigen Pussten Ungarns, während die niederen Gegenden des östlichen Abschnittes der südlichen Partie in dieser Hinsicht wohl den gegenwärtigen Steppen Südwestrusslands sehr ähnlich waren. Im nördlichen Deutschland hatten damals wohl nur einzelne Striche einen Steppen- — im Osten — oder Pussten- Charakter — imWesten — . Nachdem das Klima des nördlicheren Europas lange extrem kontinental gewesen war, wurde es wieder, und zwar wahrscheinlich schnell, milder, bis es einen Charakter hatte wie in dem dem kontinentalen Zeitabschnitte vorausgehenden warmen Zeit- abschnitte; es verharrte aber wohl nur recht kurze Zeit in diesem Zustande und wurde dann noch kühler und feuchter, bis endlich die Sommer bedeutend kühler und feuchter und die Winter milder und feuchter waren als gegenwärtig. Hierauf folgte eine ähnliche Wandlung des Klimas des nördlicheren Europas wie nach dem Höhepunkte der Periode des Bühlvorstosses. Das Sommer- und das Winterklima wurden allmählich wieder wärmer als gegenwärtig; doch erhielt wahrscheinlich das Klima keiner Gegend Deutschlands wieder einen mediterranen Charakter. Dann wurde das Klima kontinentaler als gegenwärtig, doch lange nicht in dem Masse wie während des vorigen kontinentalen Zeitabschnittes. Und darauf wurde es von neuem milder, bis es wahrscheinlich nach recht kurzer Zeit einen solchen Charakter hatte wie in der vorioen kühlen Periode, nur dass die Sommer nicht so kühl und feucht waren wie 1) Dieser Zeitabschnitt, der ihm vorausgehende und der ihm folgende Zeit- abschnitt mit warmem Sommer- und Winterklima, sowie die Übergangszeiten, durch die diese beiden Zeitabschnitte mit der Periode des Bühlvorstosses und der ersten kühlen Periode verknüpft sind, bilden die erste heisse Periode. Ich habe die beiden warmen Zeitabschnitte als den ersten und den zweiten warmen Abschnitt dieser Periode, den von ihnen eingeschlossenen trockenen Zeitabschnitt als den trockensten Abschnitt dieser Periode bezeichnet. In derselben Weise können die Zeitabschnitte zwischen der ersten und der zweiten kühlen Periode als zweite heisse Periode, die zwischen der zweiten und der dritten kühlen Periode als dritte heisse Periode zusammengefasst werden. Sie lassen sich ebenso bezeichnen wie die der ersten heissen Periode. Entwicklungsgeschichte der phanerogamen Flora des norddeutschen Tieflandes. 539 iu dieser.^) Dann machte das Klima des nördlicheren Europas wahrscheinlich noch einmal eine ähnliche Wandlung durch wie seit der ersten kühlen Periode, doch war das Sommerklima während des trockensten Abschnittes wohl nicht viel trockener und während des folgenden kühlsten Abschnittes wohl nicht viel feuchter und kühler als gegenwärtig. Nach dieser dritten kühlen Periode wurde das Sommerklima im nördlicheren Europa wieder trockener und wärmer und das Winterklima trockener und kälter, bis das Klima dieses Gebietes seine heutige Beschaffenheit erhielt. Mit der Periode des Bühlvorstosses beginnt also die eigentliche Entwicklung der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzen- decke Deutschlands, da sich, wie ich dargelegt habe, in Deutschland offenbar nur bei sehr wenigen Arten Nachkommen von Individuen, die hier vor dieser Periode lebten, bis zur Gegenwart erhalten haben. Diese wenigen Elemente gehören zu der ersten der vier Gruppen, in die man die indigenen Elemente der gegenwärtigen Phanerogamenflora Deutschlands zusammenfassen kann. Die feste Ansiedlung der überwiegenden Mehrzahl der Elemente dieser Gruppe in Deutschland fällt in die Periode des Bühlvorstosses. Die meisten der phanerogamen Arten, die in dieser Periode in Deutschland ein- wanderten, verschwanden bis zum Höhepunkte des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode wieder aus Deutschland.^) Bei einem Teile von denjenigen der in der Periode des Bühlvor- stosses eingewanderten Arten, die sich während des Höhepunktes des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode in Deutschland — meist nur in sehr unbedeutender Verbreitung — erhielten, passte sich in dieser Zeit ein Teil oder die Gesamtmasse der deutschen Individuen- gruppeu derartig an das herrschende Klima an, dass sich diese Arten noch während des trockensten Abschnittes von neuem in Deutschland ausbreiten konnten und sich hier später ähnlich wie die Einwanderer dieses Zeitabschnittes verhielten. In diesen Zeit- abschnitt fällt die feste Ansiedlung der Mehrzahl der Glieder der zweiten Gruppe der Elemente der deutschen Phanerogamenflora in Deutschland. Diese Gewächse hatten hier in der ersten kühlen Periode sehr zu leiden und verloren damals den grössten Teil ihres deutschen Areales, während zahlreiche andere mit ihnen gleichzeitig eingewanderte Phanerogamen ganz aus Deutschland verschwanden. Die Elemente der zweiten Gruppe breiteten sich während des 1) Betreffs des Klimas Deutschlands während der kühlen Perioden vgl, Schulz, a. a. 0. 2) Ich habe hier nur die spontanen — d. h. ohne Beihilfe des Menschen erfolgten — Änderungen der Areale berücksichtigt. Auf die Beeinflussung der phanerogamen Flora und Pflanzendecke Deutschlands durch den Ackerbau und Viehzucht treibenden Menschen will ich nicht eingehen. 540 A. Schulz: trockensten Abschnittes der zweiten heissen Periode, wo sich ohne Zweifel einioe bis dahin Deutschland fehlende Arten mit derselben klimatischen Anpassung hier fest angesiedelt haben, von neuem in Deutschland aus, doch lange nicht soweit wie während des trockensten Abschnittes der ersten heissen Periode, büssten dann während der zweiten kühlen Periode wieder einen Teil ihres deutschen Areales ein, worauf in der dritten heissen Periode eine nochmalige, noch unbedeutendere Erweiterung ihres deutschen Areales erfolgte, an die sich in der dritten kühlen Periode eine entsprechend unbedeutende Verkleinerung desselben anschloss, auf die nur eine ganz unbe- deutende spontane Yergrösserung des deutschen Areales der einzelnen dieser Elemente, die noch gegenwärtig anhält, folgte. Die Haupt- masse der Elemente der dritten Gruppe hat sich in Deutschland während des ersten warmen Abschnittes der ersten heissen Periode fest angesiedelt. Während des auf den ersten warmen Abschnitt folo'enden trockensten Abschnittes dieser Periode sind die meisten Einwanderer jenes warmen Abschnittes wieder aus Deutschland ver- schwunden und erfuhren die überlebenden eine sehr bedeutende Verkleineruno; ihres deutscheu Areales. Diese breiteten sich darauf während des zweiten warmen Abschnittes dieser Periode von neuem, doch nicht sehr weit, in Deutschland aus, erfuhren während der ersten kühlen Periode, wo wahrscheinlich eine Anzahl von ihnen ganz aus Deutschland verschwunden ist, wieder eine Arealverkleinerung, breiteten sich während des ersten warmen Abschnittes der zweiten heissen Periode noch einmal in Deutschland aus und erfuhren dann während des trockensten Abschnittes dieser Periode nochmals eine Arealverkleinerung, an die sich in der Eolgezeit nur eine unbe- deutende Änderung ihrer Areale anschloss. Die feste Ansiedlung eines Teiles der Elemente der vierten Gruppe in Deutsehland fällt sicher in die erste kühle Periode; doch büssten diese Ansiedler zweifellos während des trockensten Abschnittes der zweiten heissen Periode fast ihr gesamtes deutsches Areal ein. Darauf breiteten sie sich während der zweiten kühlen Periode nochmals aus, erfuhren dann während des trockensten Abschnittes der dritten heissen Periode eine nochmalige Arealverkleinerung, worauf sie sich während der dritten kühlen Periode wieder etwas ausbreiteten. Heute scheinen die Verhältnisse für einzelne von ihnen im östlichen Deutschland bereits ungünstig geworden zu sein. Eine wesentlich andere Ansicht hat sich WEBER über die Ent- wicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke Deutschlands, im besonderen Norddeutschlands, ge- bildet. ') 1) Vgl. Weber, Die Geschiebte der Pflanzenwelt des norddeutschen Tief- Eutwickluugsgeschiclite der phanerogamen Flora des norddeutschen Tieflandes. 541 WEBEß scheint der Meinung zu sein/) dass in der Pleistozänzeit das perennierende Eis des nördlicheren Europas dreimal eine seine ^heutige weit übertreffende Ausdehnung liatte, und dass in jeder dieser drei langen Vergletscherungsperioden das Inlandeis von Norden her in ])eutschland eindrang und sich über einen grossen Teil des nördlichen Deutschlands — in der letzten wahrscheinlich vorüber- gehend nach Westen bis über die Weser liinaus^) — , ausbreitete. Während dieser Vergletscherungsperioden — oder nur während der letzten'^ — hatten „die nichtvereisten Teile West- und Mitteleuropas ein trockenes Klima mit überwiegend heiterem Himmel. Seine Winter müssen selir kalt gewesen sein". Das Frühjahr war ver- hältnismässig niedorschlagsreich^). „Nachtfröste kamen vermutlich bis weit in den Sommer hinein vor. Mit der steigenden Temperatur verminderte sich die relative Luftfeuchtigkeit, zugleich wuchsen die barometrisclien Gradienten in der Kichtung nach dem Landeise, und heftige Staubstürme, die Ursache der mitteleuropäischen Lössablage- rungen, waren die Folge. Alles das sind die Kennzeichen des Steppenklimas. Und dieser Abschnitt der Diluvialzeit ist es, wo wir in Mittel- und Westeuro])a die von NeHKING so überzeugend nach- gewiesenen Steppen zu suchen haben: auf dem Höhepunkte der Eiszeit glaziale (arktische) oder 'J'undren mit Lemmingen und Eis- füchsen; beim Rückzug des Eises die jenen nachfolgende sub- arktische Steppe mit Pferdespringern, Zieseln, Bobak, Pfeifhasen, Saiga usw."^) Auf Grund der Ergebnisse der Untersuchung der aus dieser Zeit stammenden Ablao-erungen kann man mit Sicherheit be- haupten, dass «lamals in Deutschland selbst in einem Abstände von vielen Kilometern vom Rande des Landeises keine ausgedehnten Wälder anemophiler Bäume vorkamen °). Seit dem Rückzuge des letzten Landeises aus ) Über Pflanzengallen. — ^Der i^raktische Ratgeber im Obst- und Garten- bau", Jahrg. 18, 1903; Referat in Zeitschr. f. Wissenschaft!. Insektenbiologie, Bd. T, H. 1L>, S. 517. 4) 1. c. S. 314. Z. WOYCICKI: Einige erklärende Worte usw. 581 Gewebe der Bildungslierde abgesehen zu haben. Zugleich mit der Streckuno; der Blütenanlageu beginnt hier aucli ein intensiver Zu- ström gelöster Baustoffe, namentlich von Kohlenhydraten, der den Tieren nur erwünscht sein kann. II. Botanisches Laboratorium der Kaiserlichen Biologischen Anstalt. 82. Zygmunt Woycicki: Einige erklärende Worte zur Kritik meiner Abliandlung: „Neue Beiträge zur Entwicklungs- geschichte von Basidiobolus Ranarum Eid,'' in den „Vorlesungen über botanische Stammesgeschichte'' von Prof. Lotsy. (Eingegaujren am 12. Dezember 1907.) Indem ich es für notwendig halte, die gegen mich in dem ausserordentlich wertvollen und, wie ich glaube, schnell eine weite Verbreitung erlangenden Werke erhobenen Einwände nicht un- beantwortet zu lassen, muss ich erklärender Weise bemerken, dass die Präparate, nach welchen die Abbildungen angefertigt wurden, Schnitte enthielten, in welchen alle vier Kerne innerhalb der Zygote, oder wenigstens drei derselben, deutlich in einem und demselben Schnitte hervortraten.') Gerade dieser Umstand bestätigte definitv die Beobachtungen, welche ich an Serien machte, die zusammen- gestellt und kombiniert werden mussten. Ich halte daher den Satz: „. . . . ob freilich die Reihenfolge, in welche WOYCICKI die Schnitte gestellt hat, richtig ist, muss dahingestellt bleiben" — für gänzlich unbegründet. Was die zweite Annahme, dass „vielleicht hat er Teilungen, welche nach der Kopulation stattfanden, als präkonjugale aufgefasst" — eine Möglichkeit, an die ich anfänglich selbst gedacht habe — anbelangt, so konnte sie sich in keiner Weise bestätigen lassen, weil ich in den Zygoten 2, 4, 2 und schliesslich 1 Kern beobachtete, während es mir niemals gelungen \yar, die Reihenfolge 1, 2, 4, 2, 1 zu konstatieren. — Die von mir gemachten Beobachtungen sind völlig verständlich 1) Die entsprechenden photographischeu Aufnahmen meiner Päparate habe ich au Professor LOTSY gesandt. 582 Wilhelm Figdor: und deutlich im Vergleiche mit den von ROB. E. FEIES bei Basüho bolus myxophilus beschriebenen Tatsachen. Da beide Arbeiten bereits ihre gebührende Beachtung gefunden haben in „Les bases actuelles de la systematique en mycologie" von PaUL VuILLEMIN, erschienen im letzten Hefte des „Progressus rei botanicae" für das Jahr 1907, so erlaube ich mir hier den wortgetreuen Text der betreffenden Stelle wiederzugeben: „WOYCICKI decrit une nouvelle division du noyau de la cellule principale; mais cette seconde division serait amitotique; Tun de ses produits degenere sur place, tandis que lautre devient le noyau sexuel. Chez une autre espece le Basidio- bolus myxophilus, etudie par ROB. E. FRIES, la seconde division parait etre plus complete, car eile fournit une seconde paire de rostres opposee ä la premiere, a laquelle eile est identique (1. c. p. 53). Auf diese Weise findet bei Basidiobolus myxophilus die end- gültige Sexualisation der Kerne v o r der „fusion des gametes" statt, während dieselbe bei Basidiobolus ranarum Eid. nach diesem Akte eintritt. Die Einwände Professor LOTSY's haben mich nur in einer Be- ziehung überzeugt, nämlich davon, dass es durchaus notwendig ist, schematische Abbildungen zu vermeiden und solche, wenn es nur irgend möglich ist, durch photographische Aufnahmen zu ersetzen. Warschau, Botanisches Kabinet der K. Universität, den 3. Dezember 1907. 83. Wilhelm Figdor: Über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung der Samen einiger Gesneriaceen. (Eingegangen am 20 Dezember 1907.) Die Samenkeimung der verschiedenen höheren Pflanzen ist nach Ablauf einer Ruheperiode — sofern eine solche vorhanden — an gewisse Bedingungen geknüpft Erstens müssen die Samen sich unter dem Einflüsse einer bestimmten Temperatur befinden und zweitens ist es notwendig, dass ihnen gewisse Feuchtigkeits- und SauerstofPmengen zur Verfügung stehen. Das Licht, welches eine so grosse Rolle im Leben der Pflanze spielt, ist für die Keimung der Samen bloss von untergeordneter Bedeutung. Nur einige wenige Fälle sind bekannt geworden. über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung der Samen einiger Gesneriaceen. 5^3 in welchen das Licht sich als notwendig für die Keimung- der Samen [Viscu7n, Loranthus^), Pitcairnia vididifolia und Drosera capensis^y\ oder dieselbe befördernd [Poa nemoralis^ P. pratensis, Agrostis stolonifera und einige andere Gräser^), Nicotiana 77iacrophijlla*), Veronica peregrina^), Nicotiana Tabacum^)] erwiesen hat. Es soll deshalb in den folgenden Zeilen die x\ufnierksamkeit auf eine Reihe von Gewächsen gelenkt werden, deren Samen behufs Keimung des Lichtes unbedingt bedürfen. Diese Tatsache erscheint mir auch deshalb besonders interessant, weil sämtliche (acht) bis jetzt darauf hin geprüfte Arten vier verschiedenen Gattungen, und zwar ein- und derselben Familie, der der Gesneriaceen, angehören. Die erste Beobachtung betreffs der in Rede stehenden Er- scheinung wurde an Streptocarpus Wendlancli Hort. Damman gemacht, als es sich gelegentlich einer anderen Untersuchung darum handelte Dunkelpfianzen zu erziehen. Samen dieser Art (von HaAGE und Schmidt in Erfurt bezogen, wie auch von eigenen Pflanzen geerntet) keimten, zu den verschiedensten Jahreszeiten angebaut, unter gar keinen Umständen im Dunkeln, sodass in mir der Gedanke erwachte, es sei zur Keimung der Samen vielleicht Licht notwendig. Meine Mutmassung erwies sich als richtig, und zwar nicht nur für Strepto- carpus Wendlancli, sondern wie spätere Beobachtungen lehrten, auch für die Samen einiger anderer Streptocarpus- Arten (St. Kirkii Hook., 1) Vgl. Wiesner, Pflauzenphysiolog. Mitteilungen aus Buitenzorg. IV. Ver- gleichende physiologische Studien über die Keimung europäischer und tropischer Arten von Viscum und Loranthus. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Mathem.- naturw. Gl. Bd 103 (1894), S. 401. Später hat derselbe Forscher die Beobachtung gemacht, dass bei Einhaltung der günstigsten Keimuugsbedingungen der Samen von Loranthus europaeus lacht zur Keimung dieses Schmarotzers nicht erforderlich ist (Über die Ruheperiode und über einige Keimungsbedingungen der Samen von Viscum ulbum. Diese Ber. Bd. XII (ls97) S. 503). 2) Vgl. HEINRICHER: Notwendigkeit des Lichtes und befördernde Wirkung desselben bei der Samenkeimung Beihefte zum botanischen Zentralblatt Bd. XIII (1903) S. 1G4. 3) Vgl. Stebler: über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung. Bot. Zentralblatt Bd. VII (1881) S. 157. 4) CieslaR: Untersuchung über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung der Samen. Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik, herausgegeben von WOLLNY Bd. VI (1883) S. 270. 5) Vgl. Heinricher: Ein Fall beschleunigender Wirkung des Lichtes auf die Samenkeimung. Diese Ber. Bd. XVII (1899) S. 308. In der früher erwähnten Abhandlung desselben Autors sind auch einige hierher gehörige Fälle angeführt. G) RaciborskI: über die Keimung der Tabaksaraen. Extrait du Bulletin de l'Institut botanique de Buitenzorg 1900 (Nr. 6). Vgl. ferner W. Kinzel: Üher den Einfluss des Lichtes auf die Keimung. Lichtharte Samen. Diese Ber. Bd. XXV (1907) S. 269 ff. Ber. der deutschen Bot. Gesellsch. XXV. ^^ 584 Wilhelm PigdoR: St. poli/anthus Hook., St. ReMi Lindl., *S^. achimemflo)-us^), ferner für die von Naegelia aviahilis Decne., Saintpaiilia ionantha Wendl, und Sinningia Regina ^). Die Versuche, um den Einfluss des Lichtes auf die Keimung der Samen kennen zu lernen, wurden in der Weise durchgeführt, dass ich je zwei gleich grosse Kulturgefässe mit einem Gemisch von Kompost-, Moorerde und etwas Sand beschicken Hess. Der durchwegs zarte Samen der eben erwähnten Arten wurde einfach auf den Nähr- boden ausgestreut und ganz oberflächlich mit fein gesiebter Erde bedeckt. Die eine Hälfte der Kulturgefässe wurde auf dem Parapete des sehr hellen Warmhauses^) stehend bei einer Temperatur von 18° C. (durchschnittlich) normal gehalten, während die andere sich neben der ersteren unter einem lichtdichten Zinkblechsturz befand. Für eine genügende Luftfeuchtigkeit im Glashause (auch unterhalb des Dunkelrezipienten) war stets vorgesorgt worden. Der Übersichtlichkeit halber möchte ich die Aufzeichnungen aus meinem Versuchsprotokolle tabellarisch mitteilen (siehe S. 585). Aus den am Kopfe der Zusammenstelluag gemachten Angaben ist alles W^issenswerte zu ersehen; die in einer horizontalen Linie befindlichen Zahlen beziehen sich auf je eine Versuchsreihe. Wenn wir die Anzahl der Tage, welche zur Keimung der Samen am Lichte notwendig ist, mit der nach stattgefundener Verdunkelung vergleichen, so sehen wir, dass entweder gar kein Keimverzug (nach einem Versuche mit Sinningia Regina) oder ein solcher in verschieden starkem Ausmasse eingetreten ist. Ausnahmsweise (in einem einzigen Falle bei Naegelia amabilis) war eine Beschleunigung der Keimung zu verzeichnen. Naturgemäss müssen noch zahlreiche Versuche nach gleicher Richtung hin durchgeführt werden, um diese Verhältnisse genau festzustellen. Auch die Lösung einiger anderer naheliegender Fragen, z. B. ob die Samen der übrigen Gesnenaceen-A.riQn sich bezüglich der Keimung dem Lichte gegenüber ebenso verhalten wie die obenerwähnten, ob der Einfluss des Lichtes durch den anderer Faktoren (Temperatur, chemische Agentien usw.) wettgemacht werden kann, bleibt weiteren Untersuchungen vorbehalten. 1) Bezüglich dieser Gartenvarietät vgl. FlGDOR: tlber Restitutionserscheinungeii an Blättern einiger Gesneriaceen. Pringsheim's Jahrb. f. wiss. Botanik Bd. 44 (1907) S. 45 Anm. 1. 2) Sämtliche Samen wurden von Haage & SCHMIDT in Erfurt bezogen; zu den Versuchen mit St. Rexii und St. achimeniflorus diente auch Samen eigener Ernte 1906. Der Stammsamen letzterer Arten sowie von St. Wendlandi rührte auch von oben genannter Firma her. 3) Dasselbe besitzt ein sog. Satteldach: die Vergla.sung ist einfach. über den Eiufluss des Lichtes auf die Keimung der Sameu einiger Gesneriaceen. 585 'ö."» «s s 'ö..^ ö 'S ^W 2 S a'S -W s 'Sc '^ C.2 'S OD -äs s a •f-t O 00 < S(reptocarpus Wend- ( 18. II. 3. III. i;'. 19. VI. 5. VII. 16 landi j 15. VII. 25. VII. 10 13. IX. 2. X. 19») SL Kirkii { 26. III. 14. IV. 19 19. VI. 12. VII. 23 27. VII. 11. VIII. 15 18 IX. 20. X. 37 St. polyanthus . . . 2(; III. 27. VII. 10. IV. 8. VIII. 15 12 19. VI. 13. IX. 9. VII. 30. IX. 20 17 St. Rexii ' 8. III. 19. III. 11 19. VI. 9. VII. 20 15. VII. 25. VII. 10 13. IX. 30. IX. 17 St. achimeiüflorus . | 8. III. 15. VII. 19. III. 25. VII. 11 10 19. VI. 13. IX. 5. VII. 3. X. 17 20 Naegelia amahilis . 2G. III. 27. VII. 18. IV. 0. VIII. 2:] 13 19. VI. 13. IX. 4. VII. 10. X. 15 27 SaintpauUa ionantha 2G. III. 10. IV. 15 19. VI. ( nicht \ gekeimt — 27. VII 14. VIII. 18 13. IX. 10. X. 27 Sinningia Regina. . 26. III. 27. VII. 10. IV. 9. VIII. 15 13 19. VI. 13 IX. 4. VII. 4. X. 15 21 Wien, Biologische Versuchsanstalt. 1) Bei einem weiteren Versuclie blieb Samen derselben Species vom 19. I. bis zum 10. VII. verdunkelt; ans Licht gebracht keimte derselbe am 27. VII. In zwei anderen Fällen wurden Samen vom 26. I. bis 24. III. bzw. vom 1. III. bis 18. VI. dunkel gehalten; die Keimung trat am Lichte den 7. IV. bzw. 5. VII. ein. 41* 586 P- Gl AUSSEN: 84. P. Claussen: Zur Kenntnis der Kernverhältnisse von Pyronema confluens. Vorläufige Mitteilung. (Mit einer Abbildung im Text.) (Eingegangen am 23. Dezember 19U7.) Durch die vortrefflichen üntersucliungen von R. A. HARPER über Pyronema confluens (1900) war festgestellt, dass die aus mehrkernigen Zellen bestehenden eigenartigen Gebilde, welche TULASNE, DE Bary und KiHLMANN bereits als Sexualorgane angesprochen hatten — ohne indessen einen den vergrösserten Ansprüchen der Neuzeit ge- nügenden Beweis dafür erbracht zu haben — , als solche funktionieren. Nach HARPER (1900) treten die Protoplasten der dem weiblichen Sexualorgan (Ascogon) aufsitzenden Trichogyne und des männlichen Sexualorgans (des Antheridiums) nach Degeneration der Tricliogyn- kerne miteinander in Verbindung, die Antheridiumkerne wandern in die Trichogyne ein und nach Auflösung der Membran zwischen Trichogyne und Ascogon zum Ascogon weiter, um mit den dort liegenden Kernen paarweise zu Zygotenkernen zu verschmelzen. Die Verschmelzung soll nach HARPER's Meinung eine vollständige sein. Kurz nach der Verschmelzung bildet das Ascogon eine beträcht- liche Zahl von ascogenen Hyphen, in die die Zygotenkerne ein- wandern. Die Hyphen verzweigen sich wiederholt und können durch Querwände zerlegt werden. Am Ende der Äste entstehen die palissadenartig in einer Ebene angeordneten Asci. Die Ascusanlage geht nach den übereinstimmenden Angaben der Autoren in der Weise vor sich, dass die ascogene Hyphe sich am Ende hakenförmig krümmt, während sich zwei im krummen Teile liegende Kerne simultan teilen. Je einer der Abkömmlinge der Mutterkerne wird durch zwei Wände in die Krümmung des Hakens eingeschlossen, von den beiden anderen wird einer dem Hakenstiel, der andere der Hakenspitze zugeteilt. Durch Kopulation der Kerne in der Zelle au der Hakenkrümmung entsteht der primäre Ascuskern, welcher durch wiederholte Teilung die Ascosporenkerne liefert. Im Entwickelungsgange der Ascomyceten gäbe es also hiernach zwei Kernverschmelzungen. Es entstand die Frage: Welche von beiden ist als Sexualakt zu deuten? Die Vergleichung der Asco- Zur Kenntnis der Kemverhältnisse von Pyronemaconfluens. 587 iiiyceten miteinaiuler und mit deu übrigen Pilzen und den Algen liess keine andere Antwort zu als die: die erste. Die Bedeutung der zweiten Kernverschmelzung blieb unklar. DaNGEARD (1896), der das Vorhandensein von Sexualorganen bei den Ascomyceten und damit auch der ersten Kernverschmelzung leugnet, kam naturgemäss zu der Ansicht, die zweite Verschmelzung sei der Sexualakt. Auf Grund neuer Untersuchungen glaube ich die Frage endgültig ent- scheiden und zugleich die Schwierigkeiten hinwegräumen zu können, die beiden Auffassungen anhaften. Bereits im Winter 1904/05 hatte ich Pijronema aufs neue zu be- arbeiten begonnen und einen kurzen Bericht über meine Ergebnisse in mein im Jahre 1906 der Deutschen Botanischen Gesellschaft in Marburg erstattetes Sammelreferat aufgenommen. Ich konnte die Resultate HARPER's, die schon oben kurz erwähnt sind, bestätigen und ein wenig erweitern. Die Angabe, dass die Sexualkerne, nach- dem sie sich aneinandergelegt haben, im Ascogon völlig verschmelzen, hat sich nachträglich bei einer eingehenden Untersuchung als falsch erwiesen. Zu meiner Überraschung sah ich in jungen ascogeneu Hyphen stets zwei Kerne nahe beisammen liegen. Das führte mich dazu, der Ursache dieser Erscheinung nachzugehen und es gelang mir, sie in der ausbleibenden Verschmelzung der Sexualkerne zu erkennen. Die Kerne legen sich wohl fest aneinander (Figur), so dass in der sich stark färbenden Protoplasmamasse des Ascogons ein Erkennen der Grenze schwer wird, aber sie verschmelzen nicht. Dasselbe wird bei der Mehrzahl der übrigen Ascomyceten der Fall sein. Nicht bloss HARPER und die übrigen Beobachter haben sich bei den von ihnen untersuchten Species, sondern auch ich selbst habe mich bei Boudiera getäuscht, wie ich glauben möchte. Eine Nachuntersuchung bei Boudiera habe ich bisher leider nicht vor- nehmen können. In einiger Entfernung vom Ascogon sind die conjugierten Kerne der ascogenen Hyphen meist deutlich voneinander getrennt (Figur) und stark vergrössert, aber sie liegen in der Mehrzahl der Fälle doch so nahe aneinander, dass über die Zusammengehörigkeit der Paare nicht allzu oft Zweifel entstehen. Gewöhnlich liegt der eine Kern eines Paares ein wenig hinter dem anderen, oft so, dass die optischen Schnitte sich überschneiden. Der Durchmesser der Kerne kann die Hälfte der Breite der ascogenen Hyphe bisweilen um ein geringes übertreffen. Es war mir daher anfangs nicht klar, wie die aus einem Kernpaare entstandeneu vier Tochterkerne es er- reichen, wieder zu Paaren zusammen zu kommen. Die Beobachtung zeigte, dass durch eine starke Verlängerung der Centralspindel in den Telophaseu der Kernteilung, die stets, wie bei den Uredineen^ 588 P. ClAUSSEN: conjugiert ist, für die richtige Anordnung der Tochterkerne gesorgt wird. Manchmal scheint es, als seien die Kerne der ascogenen Hyphen nicht alle paarweise angeordnet. Z. B. findet man etwa zur Zeit des Beginns der Ascusanlage öfter in gewissen ascogenen Hyphen an der Spitze einen Kern, dem sein Partner fehlt, während im übrigen die Kerne regelmässig conjugiert sind. Es handelt sich in diesem Falle, wie ich nachweisen konnte, um gekrümmte ascogene (X ®o p Tangentialer Schnitt durch ein junges Apothecium von Pyronema confluens. Aus dem Ascogon {ascg.) sind drei ascogene Hyphen {asc(j. h.) hervorgesprosst, die in ihren unteren Teilen angeschnitten waren. Der Kern e ist ein Eiuzelkern. Der zugehörige war durch den Schnitt entfernt. Die Paraphysen p waren teils längs-, teils quergeschuitten. Vergr. 1200 : 1. Hyphen, deren Krümmuugsebene senkrecht oder nahezu senkrecht zur Schnittebene steht. Der in der Hakenspitze liegende Kern ist durch den Schnitt entfernt und kann im vorhergehenden oder folgenden Schnitt aufgefunden werden oder wenigstens man kann an den nicht ganz glatten Umrissen am Oberende der ascogenen Hyphen erkennen, dass sie angeschnitten sind. Bei der Bildung von Seitenästen an ascogenen Hyphen pflegt sich der eine Kern eines Paares in den sich entwickelnden Ast vorzuschieben. Steht die durch ascogene Hyphe und diesen Seitenast gelegte Ebene senkrecht oder nahezu senkrecht zur Schnittebene, so wird wieder oft durch den Schnitt einer der Kerne entfernt. Die meisten Unregelmässig- Zur Kenntnis der Kernverhältnisse von Pyronenia confluens. 589 keiten zeigen sich an der Basis cälterer ascogener Hyphen. Diese sind stellenweise angeschwollen und haben einen unregelmässigen Verlauf, so dass ein Schnitt einen mehr oder minder grossen Teil einer Hyphe und damit unter Umstcänden den einen oder anderen Kern entfernen kann. Durch Kombination von zwei oder mehr Schnitten gelingt es aber fast immer, zu jedem Einzelkern seinen Partner zu finden. Hat eine ascogene Hyphe während mehrmaliger conjugierter Teilung einzelner ihrer K'ernpaare ihre endgültige Länge erreicht, so krümmt sie sich hakenförmig. Einer der beiden conjugierten Kerne in der Nähe ihrer Spitze bleibt im Stiel des Hakens liegen, während der andere in die Hakenspitze hineinrückt. Durch die conjugierle Teilung wird je ein Abkömmling jedes Kernes, d. h. ein männlicher und ein weiblicher Kern, in die Hakenkrümmuno- befördert, in der die Verschmelzung der Sexualkerne zum primären Ascuskern stattfindet. Eine zweimalige Kernverschmelzung existiert also bei Pijronema confluens und wohl auch bei den übrigen sexuellen Ascomyceten nicht. Die eben geschilderten Beobachtungen stellen im Einklang mit denen, die z. B. GUILLIERMOND (1905) von Acetabula leucoinelas und MaiRE (1905) von Galactinia succosa beschrieben haben. Beide Ver- fasser fanden bei den genannten Pflanzen in den Enden der ascogenen Hyphen conjugierte Kerne. Keinem von beiden gelang es indessen, ihren Ursprung klarzulegen. Wenigstens teilweise harmoniert meine Darstellung mit den An- gaben Harper's (1900), der häufig Doppelkerne in seinen Pyronemu- zeichnungen abbildet. Offenbar der Umstand, dass er auf die Untersuchung der Kernverhältnisse der ascogenen Hyphen keinen grossen AVert legte, da sie durch seine Fragestellung nicht gefordert wurde, vielleicht auch die oben besprochenen Unregelmässigkeiten haben ihn an der Auffindung der conjugierten Kerne gehindert.' Die sämtlichen Typen der Ascusanlage (bisher sind drei sicher bekannt [CLAUSSEN, 1906, S. '2Q ff.]) finden in dem mitgeteilten ihre Erklärung. Mag der Ascus aus einer zweikernigen Endzelle einer ascogenen Hyphe (^Acetabula leueomelas, Phißlactinia corylea) oder aus der zweikernigen vorletzten geraden (Peziza Catinus) oder ge- krümmten Zelle {Pijronema confluens) hervorgehen, stets vollziehen sich die Teilungen der conjugierten Kerne so, dass bei der Ver- schmelzung sich ein männlicher und ein weiblicher Kern paaren. Die Verzögerung der Kernverschmelzung kommt auch bei anderen Pflanzen und bei Tieren vor. Ich erinnere hier nur an die Oosporen von Saprolegnia und von Peronospora- und Cystoims - Axtew, deren Kerne oft tage-, ja wochen- und monatelang unverschmolzen bleiben, au die Uredineen, bei denen die Verschmelzung erst in der 590 P- ClaUSSEN: Zur Kenntnis der Kernverhältnisse von Pyronema confluens. Teleutospore eintritt, ferner — um auch ein Beispiel aus dem Tier- reich anzuführen — an die von HACKER (1902) festgestellten Yer- hältnisse bei Cydops. Die besonderen Schwierigkeiten, welche die angenommene doppelte Kernverschmelzung für die Lösung der Frage nach der Reduktionsteilung bei den Ascomijceten mit sich brachten und die HarPER (1905) durch die Hilfshypothese von der Yierwertigkeit der Chromosomen des primären Ascuskernes glaubte heben zu können, bestehen nicht mehr. Der primäre Ascuskern und nur dieser ist diploidisch. Er enthält, wie sich nachweisen Hess, in der Diakinese Doppelchromosomen. Die Meinungsverschiedenheiten in betreff der Homologien scheinen mir damit endgültig beseitigt zu sein. Dass der junge Ascus, in dem die Verschmelzung der beiden Sexualkerne zum primären Ascuskern stattfindet, nicht als Sexualorgan aufzufassen ist, wie Dangeard (1896 ff.) will, ist nun nicht mehr zu bezweifeln. Auf die Folgerungen für die Pilzsystematik, vor allen Dingen für die Systematik der Ascomyceten^ wird in der ausführlichen Arbeit zurückzukommen sein. Benutzte Literatur. 1906. Claussen, P., Über neuere Arbeiten zur Entwicklungsgeschichte der Ascomyceten. Ber. der Deutsch. Bot. Ges , 24, (11)- (38). Hier die übrige Literatur. 1896. Dangeard, P. A., Le Botaniste, 5. ser. u. ff. 1905. GuiLLlERMOND, A., Remarques sur la Karyokinese des Ascomycetes. Anuales Mycologici, 3, 343—361. 3 Taf. 1902. HACKER, V., Über das Schicksal der elterlichen und grosselterlichen Kern- anteile. Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft, 37, N. F. 30, 297 bis 400. 1900. Harper, R. A., Sexual reproduction in Pyronema confluens and the morpho- logy of the ascocarp. Ann. of Bot. 14, 321-400. 3 Taf. 1905. Harper, R. A., Sexual reproduction and the Organisation of the uucleus in certain Mildews. Washington DC. 1905. Maire, R., Recherches cytologiques sur quelques Ascomycetes. Annales Mycologici 3, 123-154. 3 Taf. Reclinungsablago für das Jahr 190G. H) Rechnungsablage des Jahres 1906. Ber. der deutschen bot. Gesellscb. XXV, Gen.-V.-H. Soll Haben Jt , Pf. t4t Pf. I, Beiträge -Konto. Im Jahre 1905 vorauf gezahlte Beiträge im Vortrage 272 50 JC • 7 568 390 44 50 7 958 Im Jahre 1906 eingezahlte Beiträge 7fi8(?.44 „ 94 Für Rechnung 1906 gezahlte Beiträge: 78 Berliner k20JC 1560,00 J^ 385 Auswärtige a. IbJi . . . . 5775,» H) „ 19 Ausserordentliche ä 10 Jl . 190,(«» „ Mehrzahlungen 43,44 „ 482 Mitglieder zahlten Für Rechnung 19(»7 vorauf gezahlte Beiträge im Übertrage 7 958 94 7 958 94 II. Interessen -Konto. Zinsen aus dem Depot und dem Kouto-Korrent der Darlehnskasse 600 43 III. Gewinn -Konto. Gebrüder Borntr^GER zahlten als Gewinn- Anteil an Band XXIII .... .328,10 JC Fraglicher Beitrag aus Wien . . . 15,00 „ 343 10 Band XXIII, Jahrgang 1905; nachträglich . . Band XXIV, Jahrgang 1906: 608 + (100) + 2 = 710 Seiten Text: 24 Tafeln, 1052,75 gern + 694,52 gern Holzschnitte und Zinkätzungen. Entnommen 490 Exemplare (482 für Mitglieder, 7 füi- Ehrenmitglieder, 1 für den Schriftführer) • 26 5 309 2165 25 23 00 ' Generalregister über Band I— XX: 6 + 306 Seiten j • 7 500 48 (1) (2) Rechnungsablage des Jahres 1906. Soll Hab( jn • Jl Pf. M Pf. V. Kosten -Konto. Jahrgang 1905, nachträglich . . 18 75 Jahrgang 1906 betreffend: Porto für Korrespondenz usw. . 122,89 JC Porto für Vei'sendung der Hefte 534,20 ,. Spesen und Provisionen .... 68,52 „ Formulare . 97,85 „ • 1550 195 Honorare usw 717.40 „ Institutsdiener 10,00 .. 86 Geueralregister: Porto für Versendung 35 • 1764 96 VI. Kapital -Konto. Am 1. Januar 1906 Vermögen im Vortrage: Fester Bestand 5000,00 JL Lebenslängliche Mitglieder . . 600,00 „ Flüssiges Vermögen 6914,27 „ • 12 514 7 568 27 I. Beiträge-Konto 44 11. Interessen-Konto • 600 343 43 III. Gewinn-Konto 10 IV. Kassa-Konto: Lebenslängl. Mitglied (RÜBEL-Zürich) . . 300 00 V. Berichte-Konto 7 500 1764 12 060 48 96 80 VI. Kosten-Konto Am 31. Dezember 1906 Vermögen im übertrage: Fester Bestand 5000,00'' J^ Lebenslängliche Mitglieder . . 900,00 „ Flüssiges Vermögen 6160,80 „ 21 326 24 21 326 24 Voranschlag für 1907. (Durchschnitt der letzten drei Jahre). Vortrag des Vermögens am 1. Januar 1906 . . Beiträge Zinsen • • 12 060 7 281 553" 318 80 (X) 00 Gewinn 00 Berichte 5 062 00 Kosten 1604 00 Festschrift 6 000 00 Vermögen am 31. Dezember 1907 7 546 80 20212 80 20 212 80 Reclmungsablage des Jahres 1906. (3) * Soll Haben M Pf. M Pf. Hans^irg-Eonto. 1. März 1906: Professor Hansgirg zahlte . . 1000 M Lanclschaftl. 3V2Pi"ozentige Zentral- Pfandbr. 99,10 M 991 5 2 30 990 00 90 40 62 15 1000 29 991 00 Zinsen davon (61 Tage) SVj pCt Spesen: Courtage, Stempel, Depotgeld .... Zinsen- 299 Taee 3Vo pCt 07 Anteil an 3 Beilagen (Hefte 3, 4, 8) 31. Dezember: 1000 M Landschaftl. SVaproz. Pfandbr 99,10 Ji 00 31. Dezember: Saldo-Übertrag 2020 07 2020 07 Die Eiiniahiiien aus den Beiträgen betragen 7568,44 Jt\ die laufenden Ausgaben betragen 6905,09 Jt. Folglich sind 663,35 Jt mehr eingenommen als ausgegeben. Bei 482 zahlenden Mitgliedern kommt auf jedes Mitglied \dJO iM Beitrag und 14,32 ti^ Ausgabe. Das Generalregister verursachte eine Extraausgabe von 2360,35 t/Ä; für jedes Mitglied noch 4,90 Jt. Auf jedes Mitglied kommen daher 19,22 Jt Ausgabe. Berlin, Mai 1907. OTTO MÜLLER. (1*) (f4)i Generalübersichten, die Jahre 1883—1906 betreffend. General-Übersichten, die Jahre 1883-1906 betreffend. Erläuterungen. Tabelle I. Diese Tabelle zeis-t das Fortschreiten der Mitoliederzahl seit der Gründung der Gesellschaft in fünfjährigen Zwischenräumen bis 1906 nach Ländern. Die links stehenden Ziffern bezeichnen die ausserordentlichen, die rechts stehenden die ordentlichen Mit- glieder. Die Ziffern unter den Summen der sechs Gruppen sind die Zunahme-Koeffizienten der ordentlichen Mitglieder, wenn die Mitgliederzahl des Jahres 1883 gleich 1 gesetzt wird. Aus der Gesamtsumme der sechs Gruppen am Ende der Tabelle geht hervor, dass die Zahl der ordentlichen Mitglieder von 227 auf 463, oder von 1 auf 2,04 gestiegen, die Zahl der ausser- ordentlichen Mitglieder von 75 auf 19, oder von 1 auf 0,25 ge- sunken ist. Vergleicht man diese Zahlen mit den Koeffizienten der einzelnen Gruppen, so ergiebt sich für die ordentlichen Mitglieder folgendes: Im Deutschen Reich ist die Zahl der ordentlichen Mitglieder gegen den Durchschnitt zurückgeblieben; sie stieg nur von 1 auf 1,53, in Berlin von 1 auf 1,63. In Österreich-Ungarn bleibt die Zunahme ebenfalls hinter dem Durchschnitt (2,04) zurück, sie beträgt 1 auf 1,80. Die anderweitigen europäischen Länder übertreffen den Durchschnitt erheblich; ihre Mitgliederzahl ist von 1 auf 6,93 an- gewachsen. Noch grösser ist die Zunahme in Amerika, 1 auf 8,67. In den übrigen Erdteilen beträgt die Zunahme 1 auf 3,33. Diese Zahlen zeigen, dass im Deutschen Reiche und in Öster- reich-Ungarn die Mehrzahl der Botaniker sich von vorn herein der neu gegründeten Gesellschaft angeschlossen hat, während in den übrigen Ländern das Interesse für die Gesellschaft in einer stetigen starken Zunahme begriffen ist; ganz besonders ist dies der Fall in Generalübersichten, die Jahre 1S83 — 190G betreffend. (5) England mit dem Koeffizienten 9,5; in Italien mit 8, in Schweden mit 5, in Russland mit 5,5 und in den Vereinigten Staaten mit 19. Die ausserordentlichen Mitglieder haben naturgemäss stetig abgenommen, nachdem seit 1887 ausserordentliche Mitglieder nicht mehr aufsenommen wurden. 'o^ Tabelle II. Diese Tabelle gestattet eine Übersicht der gesamten Ein- nahmen und Ausgaben von 1883 bis 1906. Die Summe aller Einnahmen mit 160 370,98 Jfi^ abzüglich der Summe aller Ausgaben mit .... 148310,18 Ji^ ergiebt den für 1907 vorzutragenden Vermögens- bestand von 12 060,80 Jft Derselbe stimmt mit dem Saldo des Kapital-Konto vom 31. De- zember 1906 der vorstehenden Rechnungsablage des Jahres 1906 überein und verbürgt damit die Richtigkeit aller Zahlenangaben der Einzeljahre. Die Beiträge sind scharf für das laufende Rechnungsjahr begrenzt; alle für folgende Jahre vorauf gezahlten Beiträge wurden ausgeschieden und gelangten erst in denjenigen Jahren zur Ver- rechnung, für welche sie bestimmt waren. — Dasselbe gilt für die Kosten der Berichte und die Verwaltungskosten; dieselben beziehen sich lediglich auf den laufenden Jahrgang, Tabelle III. Die spezielle Verwendung der einzelnen Einnahmequellen be- treffend, ging der unterzeichnete Schatzmeister von dem Gesichts- punkte aus, dass die laufenden Jahresbeiträge die Kosten der Berichte, die Verwaltungskosten und die anderweitigen Ausgaben decken müssen. Überschritten diese Kosten die Einnahmen aus den Beiträgen, dann musste eine Verringerung des Umfanges der Be- richte erfolgen, um das Gleichgewicht zwischen Einnahme und Aus- gabe herzustellen. Hiernach ist stets verfahren worden und es gelang eine annähernd genaue Bilanzierung. Die Gesamtsumme der Beiträge ergiebt 148 413,34 Jt\ die Ausgaben für die Berichte und die Verwaltungskosten betragen 146 943,84 Jt\ Überschuss mithin 1469,50 Jt\ im Durchschnitt der 24 Jahre war der Beitrag des einzelnen Mitgliedes 15,14 Jt\ der Durchschnitt der Ausgaben für Berichte und Verwaltungskosten bezifferte sich auf 15,01 Jt. (•ß") Generalübersichten, die Jahre 1883 — 1906 betreffend. Aus dem Überschuss von 1469,50 Jt blieben dann noch die aus Tabelle II ersichtlichen anderweitigen Ausgaben in Höhe von 1366,34 Jli zu decken; aus den Beiträgen verbleibt daher nur ein Rest von 103,16 Jt. Die Einnahme aus Zinsen betrug It. Tabelle II 8150,68 t^, aus Gewinnen 3806,96 t/^, zusammen 11957,64 c/€. Die Zinsen stammen aus dem Depot' der Kur- und Neumärkischen Darlehnskasse; die Gewinne aus dem vertragsmässigen Anteil an dem buchhändlerischen .Vertrieb der Berichte und den lebenslänglichen Beiträgen. Der Ertrag dieser Einnahmequellen wurde bestimmt 1. zur Bildung eines Reservefonds in Höhe von 5000 Jt-., 2. zu einem Kapital in Höhe von 900 Jt., aus dessen Zinsen die Beiträge der lebenslänglichen Mitglieder bestritten werden ; 3. zur Herstellung einer Festschrift oder zur Herausgabe umfangreicherer Arbeiten nach Massgabe der Statuten § 4. Für die Zwecke zu 3 stehen mit Zuziehung des Restes von 103,16 Jt, lt. der vorstehenden Rechnungsablage, am 31. Dezember 1906 6160,80 Jt zur Verfügung. Tabelle IV. Die Tabelle bezweckt eine Übersicht derjenigen Leistungen der Gesellschaft, die in den Berichten niedergelegt sind und die Er- mittelung der in der letzten Rubrik verzeichneten Kosten pro Einheit und Mitglied. Letztere erst ergeben den absoluten Massstab zur Vergleichung der in den verschiedenen Jahren auf- gewendeten Kosten für die Einheit, die innerhalb der Grenzen von 0,147—0,173 Jt schwankten, im allgemeinen aber sich zwischen 0,15—0,16 Jt bewegten und im Gesamtdurchschnitt 0,158 Ji be- trugen. Als Einheit gilt 1. je 1 Bogen Text: 2. je 1 lithographische Tafel in Schwarzdruck; 3. bei Textabbildungen der Flächeninhalt einer Tafel von 210 qcm. Der Einheit dieser Abbildungen wurde aber nicht der Flächeninhalt an sich zu Grunde gelegt; dieser vielmehr je nach der Herstellung der Abbildung als Holzschnitt oder Zinkographie in verschiedenen Zeitabschnitten verschieden berechnet. Gegenwärtig wird der Flächeninhalt der Holzschnitte mit 4/3 multipliziert, der Flächeninhalt der Zinkographien durch 4 dividiert. Die so gefundene üeneralübersichten, die Jahre 1883-1906 betreffend. (7) Zift'or wird alsdaun durch Division mit der Masszahl 210 auf die zu berechuende Einheit reduziert. "" Die Tabelle ergiebt als Inhalt der Berichte in den 24 Jahren 1052,15 Druckbogen Text, 582 Tafeln, 100,93 Einheiten Text- abbildungen, zusammen also 1735,08 Einheiten. Hierzu treten noch 16 von Autoren gelieferte Tafeln. Die 100,93 Einheiten Text- abbildungen entsprachen aber tatsächlich nur dem Kauminhalte von 68,29 Tafeln. Die Gesamtziffer der belieferten Einheiten beträot daher netto 1718,44, welche einen Kostenaufwand von 113 651,99 Jli erforderten. Im Gesamtdurchschnitt enthielten die Berichte die beträchtliche Anzahl von 43,84 Bogen Text, 24,92 Tafeln, 2,84 Einheiten Text- abbildungen = 71,60 Einheiten netto pro Jahr. Berlin, im Juni 1906. OTTO MÜLLER. (8) Generalübersichten, die Jahre 1883 — 1906 betreffend. Tabelle I. Links stehende Ziffern = Ausserordentliche Mitglieder. Rechts stehende Ziffern = Ordentliche Mitglieder. Mitglieder 1883 1888 1893 1898 1903 190G Deutsches Eeich: Prcussen ex kl. Berlin . Berlin Bayern Sachsen Württemberg Baden Hessen . Mecklenburg Sächsische Herzogtümer Braunschweig Anhalt Oldenburg Reuss .Freie Städte ...... Reichslande Österreich-Ungarn : Nieder-, Ober-, Salzburg.- Tirol, Steierm. usw. . . Böhmen, Mähren, Schlesien Galizien Dalmatien Bukowina Ungarn Kroatien Anderweitige Europäische Länder: Grossbritaunien u. Irland Frankreich 33 70 29 18 •48 18 3 11 3 2 13 2 1 5 2 1 6 2 1 2 2 3 10 2 67 179 1 89 52 23 20 8 10 1 6 9 1 1 1 11 9 20 97 14' 56 22 23 12 10 1 2 10 1 1 1 1 8 3 10 7 2 2 2 2 1 1 92 58 22 17 10 10 2 2 1 1 1 11 5 98 65 21 21 11 13 2 1 7 1 5 4 1 1 14 2 61 241 1,35 45 i 248 1 1,39 27 240 1,34 17 256 1,43 14 22 20 6 1 1 4 31 1 9i 32 1,03 23 5 1 1 5 1 36 1,16 Transport . 21 5 1 1 4 9 18 1 34 1,10 1 16 -I 1 48 l,5ö 91 78 23 19 10 15 5 2 9 2 1 1 15 3 274 1,53 29 19 3 3. 56 1,80 20 19 o 1 17 - 22 — 21 Generalübersichten, die Jahre 1883—1906 betreffend. (9) Tabelle I (Fortsetzung). '' Mitglieder i 1883 1888 1893 1898 1903 1906 Transport . . . _ 3 1 1 6 i 1 1 17 i 22 .1 1 21 Italien — 2 1 6 — 12 — 12 — 13 — 16 Belgien . . . — — — 1 — 2 — 2 — 2 — 1 Niederlande . — — — — — 2 — 2 — 6 — 1 7 Dänemark . . - — — — — 1 1 — 2 — 4 — 5 Schweden. . . — 2 — 2 — o O — 4 — 8 — 10 Norwegen . . — 1 — — — — 2 — 1 — 1 — 2 Griechenland — 1 — 1 — 1 — 1 — 1 — 1 Schweiz . . . — J — 9 1 14 1 16 1 19 1 21 Luxemburg . . — — — — — — — — — — 1 Russland . . . 1 2 l 8 1 10 — 13 — 12 — 11 Rumänien . . . — — — — — — — 1 — — — — Serbien — — — — — — — — — 1 — 1 1 14 1 5 30 2,14 3 53 3,79 2 71 5 07 1 89 6,3n 1 97 6,93 Amerika: • Vereinigte Staaten . . . — — — 1 — 4 — 7 — 10 — 19 Mittel-Amerika — — — 1 — 1 • — 1 — 2 — 1 Süd-Amerika 1 8 2 6 1 9 1 8 — 8 — 6 1 3 2 8 1| 14 1 16 - 20 - 26 1 2,67 4,67 5,33 6,67 8,67 Andere Erdteile: Afrika — — — 2 1 1 1 2 1 4 1 3 Ceylon . . . — — — — — — — — j 1 — — Japan — — — — — — — 1 2 — 5 Java : : — 1 — 2 3 — 3 — 2 Australien . . . . . . — — 1 3 1 " 1 1 ö 1 1 6 2 1 10 3,33 1 10 3,33 Insgesamt: 75 227 70, 321 57 354 37 367 22 423 19 463 1 1 1 0,93, 1,414 0,76; 1,56 0,49 1,62 0,29 1,86 0,25 2,04 nO) Generalübersichteu, die Jahre 1883—1906 betreffend. Tabelle II. Si o Kosten Ver- Ander- .2 Beiträge Zinsen Gewinne waltungs- weitige •1— 1 u der Berichte kosten Kosten Jt Pf. M Pf. JC Pf. Jt {Pf- M |Pf. iM Pf. Gründung _ _ _ _ 424 34 1883 302 4 396 76 39 25 — — 3 046 50 1171 14 Flora Conto 1884 343 5 043 53 87 20 — 2 982 44 1092 67 100 — 1885 355 5 229 10 127 35 — 3 767 05 1143 71 300 — 1886 373 5 454 20 107 65 — — 4 441 75 1244 57 — — 1887 383 5 594 97 118 75 — — 4 063 75 1228 04 — — 1888 391 5 765 61 130 20 — — 3 763 65 1198 62 300 — 1889 403 5 992 03 169 25 — — 3 295 45 1130 99 Effekten 1890 405 6 053 57 294 70 — — 3 881 70 1350 78 242 — 1891 416 6 245 60 306 40 — — 4 325 25 1283 19 — — 1892 414 6 258 07 344 70 60 31 6 641 30 1341 25 — — 1893 411 6180 32 347 10 — — 5 212 45 1366 52 — — 1894 412 6 218 95 296 30 — — 4 390 65 1274 47 — — 1895 410 6 223 08 325, 20 270 00 5 378 25 1366 24 — — 1896 410 6 241 65 325 00 203 15 4 001 55 1 298 28 — — 1897 406 6 200 27 372 50 259 75 4 674 78 1248 26 — — 1898 404 6198 07 437 30 269 95 4126 10 1415 11 — - 1899 422 6 494 65 510 10 2 0 6(5 5 441 30 1522 93 — — 1900 420 6 487 62 567 20 283 04 5 006 05 1610 87 - — 1901 433 6 694 15 518 50 241 80 6 364 '39 1 1692 54 — — 1902 430 6 692 66 533 40 237 00 6 312 35 1660 21 — — 1) (330 00 1903 445 6 906 88 539 80 / 1 1138 60 5183 35 1644 32 — — 1904 454 7 089 62 525 80 288 60 5 319 80 1631 54 — — 1905 459 7 183 54 531 60 321 00 4 531 65| 26 25J 1610 64i 75/ — — 1) (300 00 18 _ 1906 482 7 568 44 600 43 / 1 (343 10 5 309 23 1550 86 — — General- General- register unkosten 2 165 00 195 85 — — 148 413 34 8150 68 3 806 96 113 651 99 33 291 85 1366 34 8150 68 33 291 85 3.806 96 1366 34 Einnahme 160 370 98 148 310 18 Ausgabe . L.1.07 148 310 18 Vermögenl 12 060 80 1) Lebenslängliche Beiträge. Generalübersichten, die Jahre 1883-1906 betreffend. (U) Tabelle III. ^ Mit- glie- Beiträ, ?e Beitrag pro Mitglied Berichte und Kosten Berichte und Kosten pro Mitglied der Jü Pf. Jl Pf. M Pf. Jit Pf. 1883 302 4 396 7(; 14 56 4 217 Ii4 13 97 1884 343 5 043 53 14 70 4 075 11 11 88 1885 355 5 229 10 14 73 4 910 76 13 83 1886 373 5 454 20 14 62 5 686 32 15 25 1887 5 594 97 14 61 5 291 79 13 82 1888 391 5 765 61 14 75 4 962 27 12 70 1889 403 5 992 03 14 87 4 426 44 10 98 1890 405 (5 053 57 14 95 5 232 . 48 12 92 1891 416 6 245 6() 15 Ol 5 608 44 13 48 189-2 414 G 258 07 15 12 7 982 55 19 28 1893 411 6180 32 15 04 6 578 97 16 Ol 1894 412 6 218 95 15 09 5 665 12 13 75 1895 410 6 223 08 15 18 6 744 49 16 45 1896 410 6 241 65 15 22 5 299 83 12 93 1897 4U6 (i 200 27 15 27 5 923 04 14 59 1898 404 6 198 07 15 34 5 541 21 13 72 1899 422 6 494 65 15 39 6 964 23 16 50 1900 420 (;487 62 15 44 6 616 92 15 75 1901 433 6 694 15 15 46 8 056 93 18 60 1902 430 6 692 m 15 56 7 972 56 18 54 1903 445 6 906 88 15 52 6 827 67 15 34 1904 454 7 089 62 15 62 6 951 34 15 31 1905 459 7 183 54 15 65 6142 29 15 38 1906 482 7 568 44 15 70 9-265') 44 19 22 Einnahme . 148 413 34 D. 15 14 146 943 84 D. 15 Ol Ausgabe . . . . . 146 943 84 Überschuss , • ■ ■ 1469 50 Anderweitige Kosten . . . 1 366 34 _ Rest . . . . . . . 103 16 1) Inklusive Generalregister. (12) Generalübersichten, die Jahre 1883—190(3 betreffend. Tabelle IV. Einheiten o der t pro ed Kosten Pf. a'^'r^ Text Tafeln Text- Ab- bildungen Zu- sammen J( [Pf. Pf. 1883 38,25 19 6,07 C)2,32 3 046 50 48,1 302 0,159 1884 37,50 IG 5,50 59,00 2 982 44 50,5 343 0,147 1885 40,75 21 5,20 66,95 3 767 05 56,0 :555 0,158 188(5 48,12 24 3,61 75,73 4 441 75 58,6 373 0,158 1887 44,25 24 1,37 69,62 4 063 75 58,7 383 0,152 1888 41,25 19 3,78 64,03 3 7(53 65 58,8 391 0,150 1889 36,88 15 2 53 54,41 3 295 45 60,6 403 0,150 1890 40,75 21 2,03 63,78 3 881 70 60,8 405 0,150 1891 37,00 24 2,20 63,20 4 325 25 68,4 416 0,164 1892 55,50 1)31 5,96 92,46 6 641 30 71,8 414 0,173 1893 44,25 30 5,35 79,60 5 212 45 65,1 411 (»,158 1894 35,00 24 >s,74 67,74 4 390 (55 61,8 412 0,157 1895 41,00 2)38 3,10 82,10 5 378 25 65,5 410 0,160 189G 34,25 •') 22 5,80 62,05 4 001 55 64,4 410 0,157 1897 42,75 27 2,90 72,65 4 674 78 64,3 406 0,159 1898 32,50 ^)25 6,40 63,90 4126 10 64,5 404 0,160 1899 47,25 ^)30 1,92 79,17 5 441 30 68,7 422 0,163 1900 49,13 19 3,28 71,41 5 (106 05 70,1 420 0,167 1901 52,00 34 6,35 92,35 6 364 39 68,9 4315 0,159 1902 59,38 «)27 3,17 89,55 6 312 35 70,5 430 0,164 1903 4G,13 ')22 3,58 71,71 5183 35 72,3 445 0,163 1904 45,88 25 4,41 75,29 5 319 80 70,6 ^54 0,156 1905 38,50 21 4,50 64,00 4 531 65 70,8 459 0,155 190G 44,38 24 3,18 71,56 5 335 48 74,6 482 0,154 Geueral- register General- register Gcneral- reg ister General- register 19,50 19,50 2 165 1 00 111,00 0,230 1052,15 1052,15 43,84 582 + 16 100,93 = 68,29 netto 2,84 1735,08 1718,44 71,60 113 (551 99 3,797 24 Durch- schnitt 598 24,92 = 0,158 General- register = 0,230 *) Von 1891 an wurde der für die Einheit zu zahlende Preis erhöht. 1) Plus 2 vom Autor bezahlte Tafeln, also 33 Tafeln 2) Plus 2 Tafeln vom Autor, 40 Tafeln. 3) Plus 2 Tafeln vom Autor, 24 Tafeln. 4) Plus 2 Tafeln vom Autor, 27 Tafeln. 5) Plus 1 Tafel vom Autor, 31 Tafeln. 6) Plus 2 Tafeln vom Autor, 29 Tafeln. 7) Plus 5 Tafeln vom Autor, 27 Tafeln. Bericht über die am 12. und 13. September 1907 in Dresden abgehaltene vierundzwanzigste Generalversammlung und die Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Der im 6. Heft des vorliegenden XXY. Bandes dieser Berichte veröffentlichten Einladung zur Cleneralversammlung und zur Feier -des 25jährigen Bestehens unserer Gesellschaft hatten eine grosse Anzahl Fachgenossen Folge geleistet. Die Präsenzlisten ergaben die Anwesenheit folgender Herren: AMBRONN-Jena, BAUR-Berlin, BECKMANN-Berlin, BRICK-Hamburg. BÜSGEN-Münden, CLAUSSEN-Berlin, €ORRENS-Leipzig, DiELS-Berlin, Ding LER- Aschaffenburg, DRUDE-Dresden, ENGLER-Berlin, A. FiSCHER-Basel, H. FiSCHER-Berlin, FÜNFSTÜCK-Stuttgart, Ber. der deutschen Bot. Gesellsch. XXV. GEISENHEYNER-Kreuznach, GiLG-Berlin, HAUPT-Bautzen, HINNEBERG-Altona, JOHNSON-Dublin, KNIEP-Freiburg, KNY-Berlin, KUMM-Danzig, LEHMANN-Bonn, LiNDEMUTH-Berlin, LiNDAU-Berlin, LiNDNER-Berlin, W. MAGNUS-Berlin, MEZ-Halle, (1^) Bericht über die vierunclzwanzigste Generalversammlung. MiEHE-Leipzig, NEMEC-Prag, ORTH-Berlin, PAZSCHKE-Dresden, PiLGEß-Berlin, PRINGSHEIM-Breslau, KEINHARDT-Berlin, ROSS-Mflnchen, SCHERFFEL-Iglö, SCHWENDENER-Berliii, SiMON-Leipzig, SOLEREDER-Erlangen, ÖONDER-Oldesloe, THOMS-Berliu, THOST-B erlin, ÜLE-Berliu 1 VOIGT-Hamburg, VOLKENS-Berlin, WÄCHTER-Berlin, WARBURG-Berlin, V. Wettstein- Wien, WiELER-Aachen, Hans WiNKLER-Tübingen, Hubert WiNKLER-Breslau» •WITTMACK-Berlin, ZACHARIAS-Hamburg, ZÖRNIG-München. Als Gäste wohnten den Sitzungen bei die Herren: PH. Fischer, Fritzsche, Heinze, Jacobi, Kalkowski, Ledien, Schmidt, G. Simon, Thiele, Wollenweber. Am 12. September fand zunächst die Generalversammlung in einem Saale des Ausstellungsgebäudes am Stübelplatz statt. Um 9 Uhr 15 Minuten eröffnete der Präsident, Herr SCHWENDENER, die Sitzung und begrüsste die im Yergleich zu früheren Versammlungen, ausserordentlich zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste. — Da in diesem Jahre der Rechnungsabschluss und der Voranschlag für das folgende Jahr den Teilnehmern an der Sitzung als „erstes Generalversammlungsheft" gedruckt vorlag, konnte nach einer kurzen Mitteiluno; über die Mit^liederzahl und den Vermögensstand der Gesellschaft seitens des Präsidenten die Verlesung des Rechnungs- abschlusses auf einige ganz kurze Mitteilungen beschränkt werden. In Vertretung des durch Krankheit am Erscheinen verhinderten. Schatzmeisters, Herrn OTTO MÜLLER, verlas der stellvertretende Sekretär, Herr WÄCHTER, diesen kurzen Bericht, worauf dem Schatz-^ meister unter Anerkennung seiner Verdienste um die Kassen- verwaltung Entlastung erteilt wurde. Als dritter Punkt der Tagesordnung (vgl. § 15 des Reglements) erfolgten die nach § 20 der Statuten vorzunehmenden Neuwahlen. Herr L. WlTTMACK schlug vor, unseren bisherigen Präsidenten wiederzuwählen; der Vorschlag wurde angenommen und Herr SCHWENDENER einstimmig wiedergewählt. Zum stellvertretenden Präsidenten wurde auf Vorschlag des Herrn Kny Herr DRUDE gleich- Bericht über die viorundzwanzigste Generalversammlung. (1^) falls einstimmig durch Zuruf gewcählt. Beide Herren erklärten sich bereit, die Wahl anzunehmen. — Die Ausschussmitglieder für das Jahr 1908 wurden in üblicher Weise durch Stimmzettel gewählt. Das Ergebnis der Wahlen war folgendes: Präsident: Herr S. SCHWENDENER, Stellvertreter des Präsidenten: „ 0. DRUDE. Mitglieder des Ausschusses: „ CORRENS-Leipzig, „ FÜNFSTÜCK-Stuttgart, „ HABERLANDT-Graz, „ HEINRICHER-Innsbruck, „ KLEBS-Halle (jetzt Heidelberg) „ MOLISOH-Prag, „ NOLL-Bonn (jetzt Halle), „ OLTMANNS-Freiburg i. B., „ SCHRÜTER-Zürich, „ Graf zu SOLMS-LAUBACH-Strass- burg i. E., „ STAHL-Jena, „ V. TUBEUF-München, „ V. YOCHTING-Tübingen, „ V. Wettstein -Wien, „ ZACHARIAS-Hamburg. Es folgten die Wahlen der anlässlich der Jubiläumsfeier neu aufzunehmenden Ehren- und korrespondierenden Mitglieder, ebenfalls durch Zettelabstimmnng. Die Vorschläge für diese Wahlen waren ordnungsgemäss in drei genügend unterstützten Anträgen der General- versammlung vorgelgt worden. Am Zählen der Stimmzettel be- teiligten sich ausser dem Sekretär die Herren BAUR, SIMON und Lehmann, während Herr CLAUSSEN während dieser Zeit die Protokoll- führung in der Sitzung übernahm. Herr SCHWENDENER gedachte sodann der seit der letzten Generalversammlung verstorbenen Mitglieder; die Anwesenden ehrten das Andenken an die Verstorbenen durch Erheben von ihren Plätzen. — Im Manuskript lagen nur zwei Nachrufe vor, auf F. HEGELMAIER von K. GOEBEL und auf CARL MÜLLER von L. KNY [vgl. S. (32) und S. (40)]. Des weiteren teilte Herr SCHWENDENER mit, dass Herr OTTO ÄIÜLLER sein Amt als Schatzmeister unserer Gesellschaft mit Ablauf dieses Jahres aus Gesundheitsrücksichten niederlegen werde; im Namen der Gesellschaft dankte der Präsident dem Schatzmeister für seine langjährige Mühewaltung im Interesse der Deutschen Botanischen Gesellschaft und wies auf die im vorliegenden ersten General- versammlungsheft niedergelegten Übersichten hin. — Auf wenigen (2*) flG') Bericht über die vierundzwanzigste Generalversammlung. inhaltsreichen Seiten hat Herr OTTO MÜLLER hier in Tabellenform über die Entwickelung unserer Gesellschaft in den 25 Jahren ihres Bestehens berichtet. — Als Nachfolger des Herrn OTTO MÜLLER ist inzwischen Herr OTTO APPEL in der Sitzung vom 25. Oktober gewählt worden, und zwar unter Zubilligung einer jährlichen Ee- muneration von 300 Älk. für einen Hilfsarbeiter. Das Amt des geschäftsführenden Sekretärs übernimmt als Nachfolger unseres so plötzlich aus dem Leben geschiedenen langjährigen Sekretärs CARL MÜLLER Herr ^\. WÄCHTER. Herr SCHWENDENER verliest dann einen kurzen von Herrn GURKE eingesandten Bericht der Kommission für die Flora von Deutschland. ^ „Tiie Zusammenstellung der Beobachtungen über die Phanerogamen aus den Jahren 1902 — 1903 ist von Herrn von DaLLA ToRRE fertiggestellt worden und soll in diesem bzw. im nächsten Jahrgang der Berichte erscheinen. Für die Kryptogamen ist die Zusammenstellung für denselben Zeitraum noch in Arbeit. Es ist zu hoffen, dass diese im nächsten Jahrgang Abdruck gebracht w^erden kann. Für die Jahre 1904—1905 hat Herr von Dalla ToRRE inzwischen die Arbeiten über die Phanerogamen so weit gefördert, dass sich vermutlich der Druck unmittelbar an den der Kryptogamen anschliessen kann." Seitens des neu zu gründenden allgemeinen „Unterrichtsaus- schusses", der an Stelle der bisherigen Unterrichtskommission der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte ins Leben gerufen werden soll, ist ana^efrao-t worden, ob sich unsere Gesellsciiaft an den Bestrebungen des Ausschusses (in erster Linie Förderung des biologischen Unterrichtes in den Oberklassen der höheren Schulen) beteiligen wolle. Eine definitive Antwort wurde nicht erteilt, sondern auf Vorschlag des Präsidenten soll die Frage dem Vorstaude in Berlin zur näheren Besprechung und Beantwortung übertragen werden. (Inzwischen ist eine Beteiligung in der Vorstandssitzung vom 27. De- zember beschlossen worden.) Als nächster Punkt der Tagesordnung folgt die Wahl des Ortes und der Zeit für die nächste Generalversammlung. Es wird be- schlossen, gemeinsam mit der „Vereinigung für angewandte Botanik" und der „Freien Vereinigung der systematischen Botaniker und Pflanzengeographen" anfangs August 1908 in Strassburg i. E. zu tagen. Durch die gemeinsame Tagung mit den beiden anderen botanischen Vereinigungen scheint endlich ein Weg gefunden zu sein, die früher oft so unangenehm empfundene Beschluss- Bericht über die vierundzwanzigste Generalversammlung. (17) Unfähigkeit der Generalversammlung- aus der Welt zu schaffen. Die starke Beteiligung an der diesjährigen Dresdener Versammlung ver- danken wir ohne Frage grösstenteils dem Umstände, dass die beiden genannten Gesellschaften bereits in Dresden versammelt waren, als unsere Generalversammlung ihren Anfang nahm. Den Schluss der geschäftlichen Angelegenheiten bildete ein Antrag LINDAU auf Statutenänderung. Herr LINDAU begründete seinen Antrag, indem er ausführte, dass seiner Meinung nach manche Bestimmungen der Statuten nicht mehr zeitgemäss seien; verschiedene Paragraphen müssten dem Bürgerlichen Gesetzbuch angepasst werden; die auswärtigen Mitglieder sollten einen grösseren Einfluss auf die Geschäftsführung erhalten; die statutengemäss zu den Aufgaben der Gesellschaft gehörende Unterstützuno- besonderer wissenschaftlicher Arbeiten sei wegen der schlechten Finanzlage bisher nicht genügend beachtet worden, und die Mitgliedsbeiträge müssten unbedingt erhöht werden. Es entspinnt sich eine lebhafte Debatte, an der die Herren SCHWENDENER, KNY, WITTMACK, VOLKENS, DRUDE, REINHARDT, Dingler, Zacharias, Gilg, Warburg, FCnfstCck und Brick teilnalnuen. Im allgemeinen ist wenig Stimmung für den Antrag des Herrn LINDAU vorhanden, aber schliesslich kommt man dahin überein, eine Kommission zu wählen, die vor der nächsten Generalversammlung den Mitgliedern das Resultat ilirer Beratungen — ob und in welcher Weise eine Statutenänderunii- wünschenswert erscheint — bekannt geben soll. In dieseKommission werden gewählt die Herren DRUDE, Kny, Lindau, Yolkens und Zacharias. Nach einer dreiviertelstündigen Pause fand unter dem Yorsitz des Herrn SCHWENDENER um 12 Uhr die erste wissenschaftliche Sitzung statt. Herr WiNKLEß-Tübingen hielt seinen angekündigten Vortrag über „Parthenogenesis im Pflanzenreich". „Dai) der Vortrag in erweiterter Form als Monographie der pflanzlichen Parthenogenesis und Apogamie demnächst im Progressus rei botanicae erscheinen wird, sei hier nur eine ganz kurze Inhalts- übersicht gegeben. Es wurde zunächst, da unter den Forschern, die sich mit dem Parthenogesis-Problem beschäftigt haben, eine Übereinstimmung über die anzuwendende Nomenclatur und Begriffsumgrenzung noch nicht erzielt worden ist, eine Definition der wichtigsten Begriffe ge- geben, und zwar unterschieden: 1. Amphimixis, d. i. die normale geschlechtliche Fortpflanzung, 2. Pseudomixis, d. i. der Ersatz der echten geschlechtlichen Fortpflanzung durch einen pseudosexuellen Kopulationsprozess zweier nicht als spezifische ßefruchtungszellen differenzierter Zellen (Beispiel: Lastrca pseudojnas polydactijla und 1) Vom Vortragenden für diesen Bericht eingesandt. ng) Bericht über die vierundzwanzigste Generalversammlung. vielleicht die üredinee.n\ und 3. Apomixis, d. i. der Ersatz dor verlorenen geschlechtlichen Fortpflanzung durch einen anderen, un- geschlechtlichen Yerniehrungsvorgang. Als Unterabteilungen der Apomixis wurden dann unterschieden: a) vegetative Propagation, d. i. der Ersatz der durch Befruchtung entstandenen Keime durch Aus- läufer, Adventivsprosse, Adventivembryonen usw., b) Apogamie, d. i. die apomiktlscho Entstehung eines Sporophyten aus vegetativen Zellen des Gametophyten, und c) Parthenogenesis, d. i. die apomik- tische Entstehung eines Sporophyten aus einem Ei. In den beiden letzten Fällen, also sowohl bei der Apogamie wie bei der Partheno- genesis, wurde dann noch unterschieden zwischen somatischer und generativer Apogamie resp. Parthenogenesis, je nachdem in den Zellen, die als Ausgangspunkt der apomiktischen Keimentstehung dienen, die haploide oder die diploide Chromosomeuzahl vorkommt. Wenn also die Mutterzellen des Sporophyten bei Apogamie nur die haploide Chromosomenzahl führen, so liegt generative Apogamie vor, besitzen sie von vornherein die diploide Chromosomenzahl, so ist es somatische Apogamie. Und entsprechend bei der Parthenogenesis. Nach diesen Gesichtspunkten wurden nun im ersten Teile des Vortrages die bisher mit einiger Sicherheit bekannten Fälle kurz durchgesprochen, und zwar zunächst die somatische Apogamie (Beispiel: Athijrium fiiix-femina var. clavissima Jones), dann die generative Apogamie (Beispiel: Nephrodium molle), liierauf die somatische Parthenogenesis (Beispiel: Ante?maria alpinci) und endlich die generative Parthenogenesis (Beispiel: Spirogi/ra). Im zweiten Teile des A^ortrages kamen dann die theoretischen Fragen, die das Parthenogenesis-Problem bietet, zur kurzen Be- sprechung, so die Frage nach dem Wesen, der Ursache und der Auslösung von Parthenogenesis und Apogamie, die Beziehungen beider Apomixis-Arten zur geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Fortpflanzung, ihre biologische Bedeutung und ihr Verhältnis zur Vererbung, Variabilität, Mutation und Artbildung." Im Anschluss an den WiNKLER'scheu Vortrag bericlitete Herr WiTTMACK über „Funde in alten chilenischen Gräbern"; der Aufsatz ist bereits im 8. Heft dieses Jahrganges, S. 479 fl^., zum Abdruck ge- langt. Schliesslich demonstrierte Herr Kny eine Anzahl seiner neuen, bisher noch niclit publizierten Wandtafeln. Am Nachmittage folgte eine grosse Zahl der Teilnehmer der freundlichen Einladuntr des Herrn DRUDE zur Besichtigung des botanischen Gartens und abends 6 Uhr versammelte sich die 3[ehr- zahl der Mitglieder unserer Gesellschaft und der Gäste zu dem an- Bericht über die vieruudzwuDzigste GcnoralversammluD"'. (19) lässlich des Jubiläiinis stattfindenden Festessen auf dem Könialicheii Belvedere. Herr SCHWENDENER hiess die Mitglieder und Gäste willkommen und wies auf die Bedeutung des Tages hin, Herr KaLKOWSKT überbrachte unserer Gesellschaft die Glückwünsche des Dresdener naturwissenschaftlichen Vereins „Isis", Herr ENGLER be- o'lückwünschte die Gesellschaft im Namen der „Freien Vereinigung der systematischen Botaniker und Pflanzengeographen", Herr ZaCHARIAS sprach im Namen der „Vereinigung für angewandte Botanik" und Herr V. WETTSTEIN toastete auf unseren Präsideuten. Herr SCHWENDENER Hess seinen Dank ausklingen in einem Hoch auf „die schöne Stadt Dresden". Am Freitag, den 13. September, morgens 9 Uhr 50 Min. eröffnete der Präsident, Herr SCHWENDENER, die Festsitzung mit einer Rede, die im vorliegenden zweiten Generalversammlungsheite, S. (21ff.), ab- gedruckt ist. — Im Anschluss an die Festrede verkündete Herr SCHWENDENER das Ergebnis der am Donnerstag stattgefundenen Wahlen der Ehren- und korrespondierenden Mitglieder. Zu Ehrenmitgliedern waren gewählt worden die Herren BOWER-Glasgow, PRAIN-Kew, YAN TIEGHEM- Paris, THAXTER- Cambridge Mass., und zu korrespondierenden Mitgliedern die Herren: Th. Fries -Uppsala, NATHORST-Stockholm, NAWASCHIN-Kiew, WINOGRADSKY- St. Petersburg. DE WILDEMAN- Brüssel, Massart- Brüssel, JOHANNSEN - Kopenhagen, FLAHAULT - Montpellier. Stapf -Kew, HEMSLEY-Kew, BROTHERUS-Helsiugfors, ELFVING-Helsingfors, BEIJERINCK-Delft, CaVARA- Neapel, PeNZIG- Genua, Ml YOSHI- Tokyo, IKENO - Tokyo, MATSUMURA- Tokyo, Wille -Kristiania, ROBINSON- Cambridge, Mass., TRELEASE-St. Louis (U. S. A.), HARPER-Madison (ü. S. A.), V. LaGERHEDI- Stockholm, BRIQUET-Genf, C. DE CANDOLLE-Genf, CHODAT-Genf, PALLADIN-St. Petersburg, ROTHERT- Odessa, Willis -Peradeniya (Ceylon), RlDLEY-Singapore. „Das sind die Auszeichnungen," so schloss Herr SCHWENDENER, „welche die Generalversammlung aus Anlass des 25jährigen Jubiläums beschlossen hat. Ich bemerke hierzu, dass nach unseren Satzungen nur auswärtige Fachgenossen, d. h. solche, welche in nicht-deutschen Ländern tätig sind, für die genannten Auszeichnungen in Frage kommen. Deutsche, die im Inlande wohnen, sind ausgeschlossen. (20) Bericht über die vierundzwanzigste Generalversammlun;^. Indem wir ausländische Kolles-en in den Verband unserer Gesellschaft aufnehmen, sei es als Ehren- oder als korrespondierende Mitglieder, beseelt uns dabei der aufrichtige Wunsch, ihnen damit ein Zeichen der Anerkennung für ihre wissenschaftlichen Leistungen darzubieten. Es ist eine Ehrung, die wir den genannten Kollegen zugedacht haben und als solche wird die Wahl auch von ihnen — so hoffen wir — aufgefasst werden. Ich sende den neugewählten Mitgliedern im Namen unserer Gesellschaft kollegialen Gruss in die Ferne und drücke ihnen im Geiste die Hand." Glückwunschtelegramme waren eingetroffen von Herrn EMIL Chr. Hansen aus Kopenhagen und Herrn OTTO MÜLLER, unserem Schatzmeister. Herr YOLKENS beglückwünschte die Gesellschaft im Namen des botanischen Vereins der Provinz Braudenburg und Herr Drude drückte seine Freude darüber aus, dass unsere Gesellschaft Dresden als Ort ihrer Jubiläumsfeier gewählt habe: er gab eine kurze historische Übersicht über die Dresdener botanischen Verhält- nisse seit Anfang des neunzehnten Jahrhunderts und wies darauf hin, dass in Dresden schon seit vielen Jahrzehnten unsere Wissen- schaft eine Heimstätte gefunden habe. — Herr SCHWENDENER dankte dem Herrn Vorredner für seine Ansprache und schloss die Festsitzung. Es fokte unter dem Vorsitz des Herrn DRUDE noch eine kurze wissenschaftliche Sitzung, in der Herr WiNKLER- Tübingen einen Pfropfbastard demonstrierte. Herrn WiNKLER's Ausführungen, die unter dem Titel „Über Pfropf bastarde und pflanzliche Chimären" im Dezemberheft, S. 508, bereits abgedruckt wurden, riefen eine leb- hafte Diskussion hervor, an der sich die Herren BauR, CORRENS, Drude, Engler, Kny, v. Wettstein und Zacharias beteiligten. Damit war der offizielle Teil der Generalversammlung und der Jubiläumsfeier beendigt und Herr DRUDE forderte die anwesenden Herren zur Teilnahme an einer längeren Exkursion in die Sächsische Schweiz auf. ßass wir mit Befriedigung auf die Dresdener Versammlung zurückblicken, verdanken wir — abgesehen von der grossen Teil- nehmerzahl und der günstigen Lage Dresdens als Kongressstadt — in erster Linie der Umsicht und dem Entgegenkommen des Herrn Drude, der die Aufgabe mit Glück gelöst hatte, den Mitgliedern dreier Botanikervereinigungen, dazu noch kurz vor der Versammlung- Deutscher Naturforscher und Arzte, Dresden zu einem angenehmen Aufenthaltsort zu gestalten. S. SCHWENDENER W. WÄCHTER z. Z. Präsident. als Schriftführer. Rede, gehalten in der Festsitzung der Deutschen Botanischen Gesellschaft zur Feier ihres 25jährigcn Bestehens am 13. September 1907 von S. Schweudeucr. Meine Herren! AVir haben uns heute hier versammelt, um das '25 jährige Bestehen unserer Gesellschaft in bescheidener Weise zu feiern und ihrer bisherigen Wirksamkeit ein freudiges, wenn auch von Enttäuschungen nicht ganz freies Gedenken zu widmen. Zu diesem Behufe sei es mir gestattet, zunächst einen flüchtigen Blick auf die Gründungsgeschichte der Gesellschaft zu werfen und dann etwas eingehender bei ihren bisherigen Leistungen, bei dem, was- erreicht und was nicht erreicht ist, zu verweilen. Die Anregung zur Gründung einer „Deutschen Botanischen Ge- sellschaft" ging bekanntlich von Frings heim aus, der die neue Gesellschaft durch Erweiterung des botanischen Vereins der Provinz, Brandenburg, dem er als Mitglied angehörte, ins Leben zu rufen ge- dachte und demgemäss einen darauf abzielenden Antrag einbrachte. Dieser Gedanke wurde denn auch, als er zum ersten Mal ausge- sprochen und begründet wurde, im Schosse des Vereins vorwiegend beifällig aufgenommen, stioss aber doch bei einzelnen Mitgliedern auf lebhabten Widerstand, und diese Gegner der Umwandlung stellten Gegenanträge. Sie gedachten dabei mit warmen Worten der mannig- fachen Anregungen, die der Verein in seiner bisherigen Wirksamkeit geboten habe, und gaben zugleich der Befürchtung Ausdruck, dass die geplante Änderung zahlreichen Mitgliedern, zumal den Floristen, nur Enttäuschungen bringen werde. Es fiel auch wohl gelegentlich, ein hartes Wort über die anspruchsvolle neuere Richtung in der Botanik, die sich einbilde, alles besser zu machen und höher zu fliegen. Solche Reden und Warnungen blieben nicht ohne Wirkung;. (22) S. SCHWENDENER: manche Mitglieder wurden unschlüssig oder geradezu umgestimmt. Und als dann die Angelegenheit in der Oktoberversammlung zur Ab- stimmung gebracht wurde, ergab sich eine Majorität zu Gunsten der Erhaltung des Vereins. Die Erweiteruno- desselben war also ab- gelehnt; doch sollte jede Kollision mit der neuen Gesellschaft ver- mieden werden. Inzwischen hatten auch bereits zahlreiche Mito-lieder des Vereins ihren Beitritt zur Deutschen Botanischen ( Jesellschaft zu- ^■esagt, und eine aus 16 Mitgliedern bestehende Kommission war beauftragt worden, alle Vorbereitungen zu treffen, um unter allen Umständen die Gründung dieser Gesellschaft unverzüglich in die Weffe zu leiten. In den Sitzungen dieser Kommission - und mehr noch in ver- traulichen Privatbesprechungen — kamen gelegentlich recht weit- gehende Pläne zur Sprache, welche zwar vorläufig wenig Beifall fanden, aber später — auf der 1. Generalversammlung zu Frei- burg i. Br. — doch zu dem formellen Antras; Buchenau-Uechtritz führten, dahin gehend: „die Gesellschaft wolle ein Zentralherbarium der deutschen Flora und eine dazu gehörige Bibliothek anlegen", natürlich mit entsprechenden Arbeitsräumen. Zu diesem Zwecke sollte nach einem weiteren Antrao; von ANDREE die deutsche Reichs- regierung um eine angemessene Subvention ersucht werden. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, um solche Anregungen in Gedanken weiter zu verfoloen und schliesslich zu einem nur bota- nischen Zwecken dienenden Monumentalgebäude auszugestalten. Und wne schön wäre es gewesen, welche Genugtuung für uns in Berlin, wenn wir unsere auswärtigen Kollegen, welche zum ersten Mal die Reiehshauptstadt besuchen, in diesen Neubau hätten einführen können mit dem Bemerken: Seht, das ist das Haus der Deutschen Bota- nischen Gesellschaft: Auf Säulen ruht sein Dach, Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach. Allein so ist es nicht gekommen, das war in der Tat eitel Phantasie. Alle diese weitausschauenden Pläne wurden schon in S. viminalis^ blattbürtige Bildung der Blüten, dorsiven- trale Ausbildung derselben bei S. pentandra u. A. Für die syste- matische Gruppierung der Salicineen Hessen sich dabei zwar keine sicheren Anhaltspunkte gewinnen, aber HegELMAIER's Ansicht, dass ihre Verwandtschaft mit den Cupuliferen^ Betulineen usw. eine nur sehr entfernte sei, ist auch durch spätere Untersuchungen nahe ge- legt worden. Eine Reihe von Untersuchungen HeGELMAIER's, welche in der botanischen Zeitung veröffentlicht sind, beschäftigt sich mit der Entwicklungsgeschichte der Lijcopodien. Es waren diese damals verhältnismässig noch wenig untersucht; fast gleichzeitig mit HegelMAIER's erster Arbeit erschienen dann die wertvollen Unter- suchungen StRASBURGER's in dessen grossem Coniferenwerke. HegelMAIER's Untersuchungen erstreckten sich auf die Ana- tomie und Morphologie europäischer Lycopodien. Von Interesse war u. a. der Nachweis, dass der Zentralcylinder der niederliegenden Sprosse von L. clavatum, anotinum u. a. eine dorsiventrale Struktur aufweist, auch dann, wenn diese äusserlich nicht zur Geltung kommt. Es wurde sodann das damals noch weitverbreitete Scheitelzellaxiom bekämpft, Blattentwicklung und Verzweigung eingehend untersucht. HeGELMAIER gelangte dabei zu dem Resultate, dass keine axilläre Verzweigung vorliege, aber auch nicht immer eine strenge Dichotomie eintrete, ein prinzipieller Gegensatz zwischen monopodialer und 1) Goebel, pflanzenbiülog. Schilderungen II, 2 (1893) S. 274 ff. Chr. Friedrich Hegelmaier. (37) gabeliger Verzweigung (wie er damals vielfach angenommen wurde) sei überhaupt nicht vorhanden. Auch bei Isoetes wurden in einer späteren Arbeit die Fragen nach der Zellenanordnung im Scheitel, der anatomischen Gliederung usw. geprüft, und namentlich auch die Entstehung der Sporangien untersucht, wobei HEGELMAIER für Selaginclla spinulosa einen blattbürtigeii Ursprung der Sporangien nachzuweisen suchte. In demselben Jahrgange (1874) der botanischen Zeitung findet sich eine andere ausführliche Abhandlung HeGELMAIER's, die zu einem w^eiteren Hauptgebiete seiner Tätigkeit überleitet, dem der Embryo- und Samenentwicklung. HansTEIN's Arbeiten über Embryoentwicklung hatten eine spezielle Analyse des Zellenaufbaues, der Herkunft der Wurzel, des Verhältnisses der Kotyledonar- und Stammknospenbildung gebracht, und namentlich auch die Theorie vom Vorhandenensein dreier gesonderter Meristeme im Vegetationspunkt durch Untersuchung der Embryobildung zu stützen versucht. HEGELMAIER unterzog sich der Aufgabe, alle diese Fragen auf einer breiteren Basis zu prüfen. Es schwebte ihm dabei die Möglichkeit vor, dass diese Untersuchungen auch der Systematik zu Gute kommen und namentlich für die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Monokotylen und Dikotylen bedeutsam werden könnten. Er untersuchte deshalb zunächst die Entwicklung einer grösseren Anzahl von Monokotylen, später auch von Dikotylen; die Resultate der letztgenannten Unter- suchung legte er in einem besonderen Werke nieder. Diese Unter- suchungen waren bei dem damaligen Stande der mikroskopischen Technik — lange vor der Einführuno; des Mikrotoms und der neueren Färbemethoden — ausserordentlich mühsam und zeitraubend. Sie konnten nur von jemand ausgeführt werden, der wie HEGELMAIER der Hauptsache nach Herr seiner Zeit und nicht mit der Abhaltung von Prüfungen, praktischen Übungen und dergleichen belastet war. Als wichtigere Resultate seien hier folgende angeführt. Die Tatsache, dass bei verschiedenen Monokotylen (Sparganium^ Triticum, Pistia u. a.) auch die dem Kotyledo folgenden Blätter „relativ terminal" sind, d. h. ohne dass ein gesonderter Sprossvegatationspnnkt vor- handen neue angelegt werden, ist mehrfach (z. B. von CelAKOWSKY) für die Erörterung des Verhaltens von Blattbildung und Sprossachse benutzt worden. Xamentlich aber ergab sich, dass das HANSTEIN'sche Schema der Embryoentwicklung keineswegs eine allgemeine Giltigkeit besitzt. Ms wird bezüglich des Zellenaufbaues des Embryos innerhalb eines Verw^andtschaftskreises keine strenge Regelmässigkeit eingehalten, die Verfolgung des Zellenaufbaus des Embryos lässt sich also nicht zu systematischen Schlüssen verwenden. Auch die Dikotylen mit einem (38) K. GOEBEL: Kotyledo ((Jarum Bulbocastanum u. a.) sind nach HegeLMAIER nur pseudomonokotyl, ihr Verhalten ist auf Verkümmerung des einen Kotyledone zurückzuführen. An diese allo-emeinen Ero-ebnisse schlössen sich zahlreiche andere Einzelforschungen an, so die Abhandlungen über Endospermbildung, partielle Abschnürimg und Obliteratiou des Embryosackes, über konvolutive Kotyledonen, Polyembryonie von Allium odonim und Euphorbia dulcis u. a Alle diese Abhandlungen haben auf diesem schwierigen Gebiete eine wesentliche Bereicherung unserer Kennt- nisse gebracht; mit Recht konnte ENGLER HEGELMAIER's „ver- gleichende Untersuchungen dikotyledoner Keime" neben den Arbeiten Strasburgers über Befruchtung und Zellteilung als die wesentlichste Bereicherung, welche der Embryologie der Phanerogamen damals zu Teil wurde, bezeichnen. Als allgemeines Resultat ergab sich auch eine Bestätigung der Anschauung, dass die spezielle Gestaltung des Zellengerüstes eine Folge, nicht eine Ursache des Wachstums sei. Schon oben wurde erwähnt, dass HEGELMAIER auch floristische Studien eifrig betrieb. Für die Kenntnis der Moosflora grundlegend waren seine Unter- suchungen über die Moosvegetation des schwäbischen Jura, die er sowohl w^as Laub- als auch Lebermoose anbelangt, gründlichst untersucht hatte. Noch seine letzte Arbeit über die Alchimillen des schwäbischen Jura (1900) zeigt, wie er, vom Alter ungebeugt, als Forscher wie als Sammler den Fortschritten der Wissenschaft folgte und sie weiter zu fördern suchte. Die hier aeoebene kurze Übersicht über die wissenschaftliche Tätigkeit HEGELMAIER's kann nur im allgemeinen die Gebiete be- zeichnen, auf denen er sich mit unermüdlichem Eifer und rastlosem Fleisse bewegte. Suchen wir zum Schluss noch das Charakteristische seiner Persönlichkeit hervorzuheben. Im Äussern zeigte er echt germanischen Typus. Er war ein unermüdlicher Wanderer und vortrefflicher Bergsteiger. In seinem Wesen hatte er das gegen aussen Zurückhaltende, fast Herbe, das dem schwäbischen Stamme nicht selten eigen ist. Allem Sichvor- dräno-en und Sich2:eltendmachen war er abhold. Wer ihn näher kennen lernte, musste von der Aufrichtigkeit, Idealität und Liebens- würdigkeit seines Wesens sich aufs Stärkste angezogen fühlen. Diese trat namentlich in seinem häuslichen Kreise hervor, in dem er auch als vortrefflicher Erzähler seine Reiseerlebnisse zu schildern wusste. Ein schwerer Schlag war für ihn der Verlust seiner durch Geist Avie Gemüt gleich ausgezeichneten Frau, mit der er fast 40 Jahre in glücklichster Ehe verbunden war. Eine treu um ihn besorgte CHE, Friedrich Hegelmaier. (39) Tochter hat ihm die letzten Jahre seines Lebens zur Seite gestanden, wie er auch seinerseits seinen Kindern ein ungemein liebevoller Vater war. Äussere Anerkennung hat er nie gesucht, sie ist ihm auch nur spärlich zuteil geworden. Eine besondere Freude aber war ihm die Feier seines 70. Geburtstages, welche die deutsche botanische Ge- sellschaft veranstaltete. Sie zeigte ihm, wie viele seiner Fach- o-enossen seine Lebensarbeit im Dienste der Wissenschaft hoch- schätzten. Ein stilles und anspruchsloses aber doch ein glückliches und fruchtbares Leben ist ihm vergönnt gewesen. Yerzeichnis der Verötfeutlichuugen. 1. Monographie der Gattung CaUitriche mit 4 Tafeln, Stuttgart ISlU. 2. Die Lemiiacceii, eine monographische Untersuclmng mit 16 Tafeln. Leipzig 1S65. 3. Über androgyne Blütenstände von Salix ;\Yüi-ttPmbcrgische naturwissenschaft- liche Jahreshefte. 22. Jahrg.) 1866. 4. Über die Entwickelung der Blütenteile von Potamoyeton (Bot. Zeit. 1870). 5. Über einige Samenknospen. Ebendaselbst. 6. Über verschiedene Entwickelungs-Erscheinungen an jugendlichen Teilen einiger Wassergewächse. Bot. Zeit. 1871. 7. Über die Fructifikationsteile von Spirodeln. Ebendaselbst. 8. Zur Morphologie der Gattung Li/copodiitm. Bot. Zeit. 1872. 9. Zur Kenntnis einiger Li/copodinen. Bot. Zeit. 1874. 10. Über Bau und Entwickelung einiger Cuticulargebilde (Jahrb. für wissensch. Botanik. Bd. IX). 11. Zur Entwickelungsgeschichte monokotyledoner Keime nebst Bemerkungen über die Bildung der Samendeckel. Bot. Zeit 1874. 12. Über die Moosvegetalion des schwäbischen Jura (Württembergische Jahreshefte 1873). 13. Vergleichende Untersuchungen über Entwickelung dikotyledoner Keime. Mit 9 Tafeln, Stuttgart 1878. 14. Streifzüge in den Alicantiner Bergen. Österr. botan. Zeitschrift 1879. 15. Lemnaceae in Flora brasiliensis. 16. Zur Embryologie und Endospermentwickelung von Liipinus. Bot. Zeit. 1880. 17. Über aus mehrkernigen Zellen aufgebaute Dikotyledonen-Keimträger. Ebendas. 18. Über Blütenentwicklung bei den Salicineen mit 2 Tafeln (Vv''ürttemb. naturw. Jahreshefte 1880). 19. Über den jetzigen Stand der Kenntnis der Moosvegetation des Vereinsgebietes. Ebendaselbst 1884. 20. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms mit 5 Tafeln (Nova acta der Ks. Leop.-Carol. deutschen Akademie der Natur- forscher 1885). 21. Ifolffia niio-oscop/ca. Bot. Zeit. 1885. 22. Zur Eutwickeluugsgeschichte endospermatischer Gewebekörper. Bot. Zeit. 1886. (40) L. KNY: 23. Abnormitäten einiger einheimischen diklinen Pflanzen mit 2 Tafeln. Württemb. Jahreshefte des Vereins für vaterländ. Naturkunde 1887). 24. Über einige neuere Errungenschaften der Phytotomie. Ebendas. 1887. 25 Über den Keimsack einiger Compositcn und dessen Umhüllung. Bot. Zeit 1891. 26. Über partielle Abschnürung und Obliteration des Keimsacks (Ber. der d. botau. Gesellschaft 1891. 27. Systematische Übersicht der Lemnaeeen (Englers Jahrbuch. 1895). 28. Über Orientierung des Keimes im Angiospermensamen. Bot. Zeit 1895. 29. Zur Kenntnis der Polycrabryonie von Allium odorum. Bot. Zeit 1897, 30. Über convolutive Kotyledonen (Ber. der deutschen batan. Gesellschaft 1899). 31. Über einen neuen Fall von habitueller Polyembryonie, Ebendas. 1901, 32. Zur Kenntnis der Polyembryonie von Euphorbia diilcis. Ebendas 1903, 33. Alchimillen des schwäbischen Juras (Württemb. Jahrcshefto des Vereins für vaterl. Naturkunde 1906). Carl Müller. Von L. KNY. Am 13. Juni dieses Jahres wurde Professor Dr. CARL MÜLLEE, Lehrer der Botanik an der Kgl. Gärtnerlehranstalt, Dozent an der Kgl. Technischen Hochschule und Sekretär der Deutschen Botanischen Oesellschaft nach kurzer Krankheit seiner Familie, seinen zahlreichen Freunden und seinem ausgedehnten Wirkungskreise entrissen. Der Entschlafene gehörte nicht zu jenen Bevorzugten, denen der Lebensweg von der Wiege an geebnet ist. Was er erreicht hat, musste er mit zähem Fleisse erkämpfen. Am 20, November 1855 in Rudolstadt geboren, siedelte er als einjähriges Kind mit seiner Familie nach Berlin über. Sein Vater, welcher als Gürtlermeister dem ehrsamen Handwerk angehörte, er- möglichte es, den begabten Knaben studieren zu lassen, obschon die zahlreiche Familie von drei Knaben und vier Mädchen grosse An- sprüche an ihn stellte. CARL MÜLLER besuchte die Friedrich- Werdersche Gewerbeschule (jetzt Oberrealschule), wo er in allen Klassen den ersten Platz einnahm. Seine ausgesprochene Neigung zur Naturbeobachtung wurde durch seinen ihn überlebenden, von ihm hochverehrten Lehrer, Professor LIEBE, wirksam gefördert. Auf der Universität Berlin konnte er sich kaum ein Jahr der Anregung ALEXANDER BrAUN's erfreuen, welchen der Tod schon im Frühjahr 1877 dahinraffte. Neben dem Besuche der Yorlesungen Carl Müller. (41) musste Carl Müller einen grossen Teil seiner Zeit Privatstunclen widmen, welche ihm die Mittel zum Lebensunterhalte verschafften. Vom April 1878 bis ebendahin 1879 genügte er im Kaiser-Franz- Grenadier - Regiment seiner Militärpflicht. Diese Abhaltungen hinderten ihn nicht, die von der Berliner Philosophischen Fakultät gestellte Preisaufgabe „Über die Pflanzengallen im weitesten Sinne rles Wortes" zu lösen. Seine Bearbeitung wurde mit dem König- lichen Preise gekrönt. Den Abschluss der Universitätsstudien bildete die im Februar 1882 bestandene Prüfung pro facultate docendi. Carl Müller hatte die Absicht, sich dem Berufe als Lehrer an einer Realschule zu widmen. Zu diesem Zwecke trat er als. Probekandidat in die Louisenstädtische Realschule ein. Bald darauf erwarb er an der Universität Berlin mit der Dissertation „IS^eue Helminthocecidien und deren Erreger" den philosophischen Doktor- grad. Später ist diese Abhandlung in erweiterter Form im Jahr- o-ano-e 1884 der Landwirtschaftlichen Jahrbücher zum Abdrucke gelangt Zur Zeit, wo CARL MÜLLER seine Prüfung bestanden hatte^ waren die Aussichten für die Kandidaten des höheren Lehramtes oanz besonders unoünstio-e. Vier Jahre hat er sich redlich bemüht, in Berlin oder dessen Vororten eine feste Stellung zu gewinnen, die es ihm ermöglicht hätte, die wissenschaftlichen Anregungen der Reichshauptstadt weiter auf sich einwirken zu lassen. Nachdem sich alle Versuche als vergeblich erwiesen hatten, entschloss er sich^ seinen Neigungen entsprechend, sich ganz der wissenschaftlichen Tätigkeit zu widmen. Schon früher hatte er Herrn Professor (42) I^- KNY: PRINGSIIEIM als dessen Privatassistent hilfreichen Beistand bei seinen Arbeiten geleistet und mich selbst bei der Herstellung einiger Wandtafeln unterstützt. Im Oktober 1886 trat er in die Stellun«' als Assistent am Pflauzenjjhysiologischen Institute der Universität und am Botanischen Institute der Landwirtschaftlichen Hochschule ein, welche er neun Jahre hindurch ohne Unterbrechung bekleidet hat. Ich hatte während dieser langen Zeit Gelegenheit, die guten Eigenschaften des Verstorbenen kennen und schätzen zu lernen. Mein Verhältnis zu ihm war mehr das eines Freundes als das eines A^orgesetzten. Er hat nicht nur seine Pflichten in gewissenhafter Weise erfüllt, sondern war darüber hinaus jederzeit bereit, den Praktikanten bei ihren Untersuchungen behilflich zu sein. So mancher von ihnen wird ihm über das Grab hinaus dankbare Erinnerung bewahren. In die Zeit der Assistentenschaft fällt die Habilitation als Privat- dozent an der Landwirtschaftliehen Hochschule: — eine Stellung, welche CARL MÜLLER erst am 1. April 1906 niederlegte. Seine Lelirtätigkeit beschränkte sich fast ganz auf die Bakteriologie, für welche ein etatsmässiger Lehrstuhl damals noch nicht bestand. Mit Vorträgen über dieses Gebiet beteiligte er sich auch an den Vor- lesungen für praktische Landwirte, welche auch jetzt noch alljährlich in der Landwirtschaftlichen Hochschule gehalten werden. Seine erfolgreiche Lehrtätigkeit fand im Jahre 1896 durch Verleihung des Professortitels die offizielle Anerkennung. Professor MÜLLER hatte schon während seiner Assistenteuzeit durch Verheiratung mit Fräulein MARIE BOEBE einen eigenen Haus- stand gegründet, der am 30. Juli 1890 durch die Geburt des einzigen Kindes, seines Sohnes ALFRED gesegnet wurde. Unter den ver- änderten Verhältnissen waren die geringe Remuneration als Assistent und die Erträge litterarischer Arbeiten nicht mehr ausreichend, den erhöhten Bedürfnissen zu genügen. Er nahm deshalb im Jahre 1894 die Stellung als Vorstand der biologischen Abteilung der Gesellschaft Urania an, welche er bis 1905, also 11 Jahre hindurch, bekleidete. Seine Aufgabe bestand darin, die biologischen Säle zu überwachen und im Winter wöchentlich einen Vortrag aus dem Gebiete der Botanik oder Zoologie zu halten. Allen, welche ihn dort hörten, wird sein freier, fesselnder Vortrag in angenehmster Erinnerung sein. Unzweifelhaft hat er in hervorragender Weise dazu beigetragen, das Interesse für die belebte Natur in weiten Kreisen zu fördern. Im Jahre 1895 wurde Professor MÜLLER als remunerierter Dozent für Botanik an die Technische Hochschule in Charlottenburg berufen. Es war ihm die Aufgabe gestellt, im Wintersemester eine zweistündige Vorlesung über allgemeine Botanik, im Sommersemester Carl Müller. C4H) eine solche über spezielle Botanik zu halten und seine Zuhörer im Gebrauche des Mikroskopes zu unterrichten. Der mikroskopische Sommerkursus war der Untersuchung der Nahrungs- und Genuss- mittel gewidmet. Für die praktischen Übungen stand kein wohl- eiuo-erichtetes Institut, sondern nur ein langer Korridor zur A^er- fügung, in welchem Tische und Mikroskope jeweils aufgestellt und wieder fortgeräumt werden mussten. Erst im letzten Semester \s'urden ihm zwei Zimmer überwiesen. Sein Zuhörerkreis bestand vorwiegend aus solchen Studierenden, welche die Prüfung als Nahrungsmittelchemiker ablegen wollten; er konnte also nach Lage der Sache kein sehr grosser sein. Am 1. Oktober 1903, nachdem Professor MÜLLER das 48. Lebens- jahr überschritten hatte, ging endlich sein seimlicher Wunsch in Erfüllung, in eine feste, etatsmässige Stellung einrücken zu können. Die Königl. Gärtner-Lehranstalt, welcher er, so lange sie sich in Wildpark bei Potsdam befand, schon seit sieben Jahren als Hilfslehrer für Botanik und Mathematik angehört hatte, wurde in ihr schönes, neues Gebäude zu Dahlem verlegt. ^lit dieser räumlichen Änderung w^nr eine Neuorganisation auf breiterer Grundlage verbunden. Professor MÜLLER wurde fortan von dem Unterrichte in der Mathematik entlastet, und es w^urde ihm die Stellung als Vorsteher der pflanzenphysiologischen Abteilung- übertragen. Er hatte sich von jetzt an schöner, zweckmässig ein- gerichteter und gut ausgestatteter Räume und der Mitwirkung eines Assistenten zu erfreuen. Die Erwartung, dass diesen günstigen Yor- bediniiungen für eine rege Forschertätigkeit sich baldige Erfolge anschliessen würden, sollte sich nicht erfüllen, da die begonnenen Untersuchuno'en durch den Tod unterbrochen wurden. Wie ich höre, sind die vorgefundenen Aufzeichnungen nicht derart, dass sie für eine Veröffentlichung reif sind. Als Lehrer aber hat Professor MÜLLER nach dem Zeugnis des Herrn Direktor ECHTERMEYER in hohem Maasse anregend gewirkt und seine Zuhörer über das Maass dessen, w^as das offizielle Programm vorschreibt, für die wissen- schaftlichen Fragen der Botanik erwärmt. Um das Bild unseres heimgegangenen Freundes zu vervoll- ständigen, müssen wir seiner Tätigkeit noch nach drei llichtungen folgen: als Sekretär der Deutscheu Botanischen Gesellschaft, als Mitglied der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft und als Vor- stand der Berliner Turnerschaft Das Sekretariat der Deutschen Botanischen Gesellschaft, das er während voller 17 Jahre ohne Unterbrechung verwaltet hat, übernahm er im Jahre 1890 als Nachfolger des nach Bern berufenen Professors TSCHIRCH. Das Amt ist ein sehr arbeitsreiches und erfordert einen hohen Grad von Sachkenntnis und Sorgfalt. Es gilt nicht nur, die (44) L. Kny: Korrespondeuzeu mit deu Mitgliedern zu erledigen, sondern vor allem die von der Gesellschaft herausgegebenen Berichte zu redigieren, welche nach dem Reglement vor der jeweilig nächsten Sitzung im Druck erscheinen sollen. Was dies bedeutet, wird jeder ermessen können, welcher bei Herausgabe eines Sammelwerkes genötigt ist, sich auf die Zuverlässigkeit zahlreicher Mitarbeiter zu verlassen. Man wird dem Verstorbenen das Lob nicht versagen können, dass er seine Aufgabe in musterhafter Weise gelöst hat. Wenn die Generalversammlungshefte weniger pünktlich erschienen, als die monatlichen Sitzungsberichte, so liegt, wie ich vermute, die Schuld weniger an ihm als an der Saumseligkeit mancher Autoren, Der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft hat Professor MÜLLER seit dem Jahre 1891 ununterbrochen als Ausschussmitglied angehört und hat, besonders in den ersten Jahren, zahlreiche Vor- träge in ihren Sitzungen gehalten. Wie sehr seine Beziehungen zur Pharmazie ihm am Herzen lagen, zeigte die Ausarbeitung seines Hauptwerkes, der „Medizinalflora", welche im Jahre 1890 bei Julius Springer in Berlin erschien. Sie gibt Zeugnis von seinem grossen Fleisse und der allseitigen Beherrschung des reichen Stoffes. In wie hohem Maasse Professor MÜLLER als Vorsitzender der Berliner Turnerschaft sich die Liebe und Anerkennung seiner A^ereinsgenossen erworben hat, ist in mehreren ihm gewidmeten Nachrufen zum Ausdrucke gelangt. Schon als Knabe war er in die Jugendabteilung der Berliner Turnerschaft eingetreten und hatte es bald zum Vorturner und zum Leiter der 13. Jugendabteiluug ge- bracht. Als reifer Mann fand er auf dem Turnboden Erholung von ano-estreno-ter seistioer Tätio-keit. A^or sechs Jahren wurde er zum Vorsitzenden der Berliner Turnerschaft erwählt — ein Ehrenamt, das er bis zu seinem Tode verwaltete. Wie hoch seine Wirksam- keit eingeschätzt und wie schmerzlich sein Verlust empfunden wurde, zeigte sich in der wahrhaft grossartigen Teilnahme bei seiner Beerdio;ung. Die Turnerschaft hat es sich nicht nehmen lassen, ihre Kosten zu be'streiten. Von äusseren Anerkennungen, welche CARL MÜLLER zuteil wurden, ist die wichtigste die im Jahre 1892 erfolgte Ernennung zum Mitgliede der Kaiserlich Leopoldinisch - Carolinisch - Deutschen Akademie der Naturforscher. Schon vorher (1883) war er zum Ehrenmitgliede der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin ernannt worden. Im Jahre 1891 erfolgte seine Wahl zum Ehren- mitgliede des Gartenbauvereins in Potsdam. Das Maass von Zeit und Arbeit, das CARL MÜLLER der Berliner Turnerschaft widmete, erklärt vielleicht zum Teil die Tatsache, dass er auf seinem nächsten Arbeitsgebiete als Forscher in deu letzten Jahren nicht mehr so produktiv war, wie man nach seiner glücklichen Carl Müller. (45) Veranlagung und nach seinen reichen Kenntnissen hätte erwarten sollen. Eine gerechte Beurteilung wird aber die schwierigen Ver- hcältnisse nicht unberücksichtigt lassen, unter denen der frische, arbeitslustige Jüngling sich zum reifen Manne entwickelt hatte. Erst wenige Jahre vor seinem Tode war es ihm beschieden, eine o-esicherte Lebensstellung zu erreichen. Manch' Anderem würden die Kräfte versagt haben, bis dahin auszuharren. Er aber hat, bis die tückische Krankheit ihn niederwarf, seine Freude an der Arbeit voll bewahrt, hat, mit hervorragender Lehrbegabung ausgestattet, die Liebe zu seiner Fachwissenschaft nicht nur bei den Studierenden dreier Hochschulen mächtig gefördert, sondern auch durch seine an- ziehenden populären Vorträge in weitesten Kreisen verbreitet und vertieft und war stets bereit, wo seine Mitwirkung erbeten wurde, helfend und fördernd einzutreten. Wenn der Wert eines Menschen nicht nach blendenden äusseren Erfolgen, sondern nach dem be- messen wird, was er seinen Mitmenschen war, wird der Name unseres CARL MÜLLER stets mit Hochachtung genannt werden. Verzeichnis der Arbeiten von Carl Müller. (Zusammengestellt von W. WÄCHTER.) 1876. Über einige Formen von Osmunda regalis L. (B. V. Brdb. 1876. S. 123-125). 1877. Monströse Blütenbildung von Aqrostemma Githayo L. (Ber. d. bot. Ver. der Provinz Brandenburg, S. 101 ) Über die Pflauzengalb'n im weitesten Sinne des Wortes. — Preisarbeit. Fasciationserscheinung und Doppelblüte an einer Gymnadenia conopea (L). (B. Ber. B V. Brdb. 1877. S. 103—105) Über eine Phytoptiis-Galle auf Lysimac/iia vulgaris L. und das sie hervor- rufende Tier. (Ber. d. bot. Ver. d. Prov. Brandenburg. S. 105 113.) 1880. Einige Bemerkungen über die von Anguillulen auf Achillaea erzeugten Gallen. (Bot. Centralbl. 188'», S. 187.) Phytoptus auf Sedum reflexum. (Bot. Centralbl. 1880, S. 349.) 1881. Zwei ungarische Pflanzengallen. (Rot. Centralbl. 1881, S 212.) Deutsche Übersetzung der Botanischen Mikrochemie von V. A. POULSEN (aus dem Dänischen). 1883. Meine Stellung zur Frage von den Spermamöben der Saprolegnien. (Botan. Centralbl 1883, S. 125 ff.) Neue Helminthocecidien und deren Erzeuger. Doktordissertation. Mitteilungen über die unseren Kulturpflanzen schädlichen, das Geschlecht Heterodera bildenden Würmer. (liandw. Jahrb. 1883 S. 1). 1884. Bemerkungen zu meiner Dissertation und deren Abdruck in Thiel's Landw. Jahrb. (Ber. der deutsch, bot. Ges. 1884 S. 221.) Über Dimorphismus der Blüten von Sambucus australis Cham, et Schldl. (Ber. der deutsch bot. Ges. 1884 S. 452.) Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXV. /4^ (46): L- Kny: Carl Müller, 1884. Übersicht der morphologischen Verhältnisse im Aufbau des in einem grossen Teil von Südamerika vorkommenden Sainbucus australis. (Ber. der Ges. naturf. Freunde in Berlin 1884 S. 189.) Über den Bau der Ausläufer von Saijittaria sagittlfoUa L. (Ber. der Ges. naturf. Freunde in Berlin 1884 S. 165). Caprifoliaceae, Valerianaceae, Calycerae in Flora hrasiliensis, S. 332 — 359. 1887. Nachruf für AUG. WiLH. ElCHLER. (Bot. Centralbl., Bd. 81 u. 32.) 1888. Über phloemständige Sekretkanäle der Umbelliferen und Araliaceen. (Ber. der deutsch, bot. Ges. 1888 S. 20). Über den Bau der Kommissuren der Equisetenscheiden. (Pringsheevi's Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XIX (mit 5 Tafeln) S. 497.) 1889. Der Begriff „Pflanzengalle" in der modernen Wissenschaft. (Naturwiss. Wochenschrift, Bd. IV, 1889 S. 52 >. Euphorbiaceen in POTONIE's illustrierter Flora von Nord- und Mittel- deutschland 1889, Berlin, JUL. SPRINGER. 1890. Medizinalflora. Eine Einführung in die allgemeine und angewandte Morpho- logie uud Systematik der Pflanzen. Berlin, JuL. SPRINGER. Ein Beitrag zur Kenntnis der Formen des Collenchyms. (Ber. der deutsch. bot. Ges. 1890 S. 150.) Über die Balken in den Holzelementen der Coniferen. (Ber. der deutsch. bot. Ges. 1890 S. 17.) Über ein fettes Öl aus Lindensamen. (Ber. der deutsch, bot. Ges. 1890 S. 372.) Das Vorkommen freier Gefässbündel in den Blattstielen kräftiger Umbelli- feren sowie Compositen. (Ber. der Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin 1S90 S. 131.) Das Diagramm der Blüte von Aesculus Hippocasianum L, (Bot. V, Brdb. 1890 S. IX.) Über die von der Lage zum Horizonte beeinflusste Stellung zygomorpher Blüten. (B. V. Brdb. Ib90 S. IX.) 1891. Albinismus bei Lathraea squamaria. (Deutsche bot. Monatsschrift 1891.) Über die Einführung der Begriffe „Molekularwertigkeit" und „Molekular- koeffizient" und ihre Bedeutung für die molekulare Energie. (Ber. der Pharm Ges., Berlin 1891 S. 1.) Zur Praxis der Herstellung kleiner Mengen von Lösungen bestimmten spezifi.schen Gewichtes. (Ber. der Pharm. Ges. 1891 S. 247.) Über Dammar und Dammar liefernde Pflanzen. (Ber. der Pharm. Ges. 1891S. 1.) 1892. Diskussion über Pharmakopöefragen, a) Oortex und Radix, b) Seeale cornutum (Ber der deutsch. Pharm. Ges. 1892 S. 348). 1893. Zur Kenntnis der Entwicklungsgeschichte des Polypodiaceensporangiums. (Ber. der deutsch, bot. Ges. 1893 S. 54.) C. MÜLLER und H. POTONIE, Botanik. Berlin, Kritische Untersuchungen über den Nachweis maskierten Eisens in der Pflanze und den angeblichen Eisengehalt des Kaliumhydroxyds. (Ber, der deutsch, bot, Ges. 1893 S. 252.) , Über das Wachstum der Pollenschläuche in den Narbenpapillen der Silenaceen. (Ber. der deutsch. Pharm. Ges. 1893 S 266.) 1894. Zur Geschichte der Physiologie und der Kupferfrage. (Zeitschr. für Pflanzen- krankheiten 1894 S. 142.) Über die Unterscheidung der für die Nahrungsmittelbotanik in erster Linie wichtigen Stärkearten. (Ber, der Vers, deutscher Naturforscher und Ärzte 1894.) Die wichtigsten Verzweigungssysteme, (Ber. der deutsch. Pharm, Ges. 1894 S, 171.) J. BEHRENS: RUDOLF AdERHOLD. (47) Über einige neue botanische Modelle als Hilfsmittel für den Unterricht. (Ber. d. deutsch. Pharm. Ges. 1894 S. 117.) Historisches zur Frage nach dem Eisen in seiner Beziehung zur Pflanze. (Hedwigia, Bd. XXXIII, 1894.) Wirken und Schaffen der Pflanzenwelt. (Sammlung populärer Schriften der Urania 1894.) Über die Methode der Untersuchung von Getreidefrüchten. (Ber. der Pharm. Ges. 1894 S. 1 u. 2.) Erläuterung BRENDEL'scher Modelle: Die Reproduktionsorgane von Mar- chantia polymorpha L. Berlin. R. BRENDEL, Verlagsanstalt für Lehr- mittel. 1895. Die Laubmoose. ENGLER- Prantl, Natürl. Pflanzenfamilien S. 142. 189G. Blitzschläge in Beziehung zu Boden und Baumbestand, („Himmel und Erde", illustr. naturw. Monatsschrift, herausgegeben von der Ges. Urania, S. 171.) Die Entwicklung des Hühnchens im Ei. (.,Himmel und Erde" S. 403 ff. (mit 10 Abbildungen.) 1897. Die Entwicklung der ßrutkörper von Aulacomnium androgynum (L.) Schwägr. (Ber. der deutsch, bot. Ges. 1897 S. 279.) Über die Einlagerung von Cellulose in die Cellulosewand lebender PÜanzen- zellen. (Ber. der Pharm. Ges., Berlin 1897 S. 11.) 1901. Die elektrotechnische Industrie. („Himmel und Erde" 1901 S. 511—521.) 190G. Mitteilung über HjmpnophjUum aus Luxemburg. (Verhandig. des botan. Vereins der Prov. Brandenburg, 190G S. XXVII.) Referate in JuST's botan. Jahresbericht über die Morphologie der Gewebe, 1883 bis 1886; über die Schädigung der Pflanzenwelt durch Tiere, 1883—1885; über die Morphologie und Physiologie der Zelle, 1887 — 1889, Rudolf Aderhold. Von J. BEHRENS. Am Morgen des 17. März 1907 schied unerwartet in den besten Jahren RUDOLF AdeRHOLD, Mitglied der Gesellschaft seit dem Jahre 1893, aus dem Leben. Geboren am 12. Februar 1865 zu Frankenhausen in Thüringen, besuchte RUDOLF FERDINAND THEODOR ADERHOLD zunächst das Real- gymnasium seiner Vaterstadt. Ostern 1882 trat er in die Prima des Realgymnasiums zu Nordhausen ein und erlangte an diesem zu Ostern 1884 unter Befreiung von der mündlichen Prüfung das Reife- zeugnis. An der Universität Jena widmete er sich dann dem Studium (4*) (J:8) J. Behrens : der Naturwissenschaften, insbesondere der Botanik. Seine Lehrer in diesem Fache waren BÜSGEN, DeTMER und insbesondere STAHL. Das Wintersemester 1885/86 brachte ADERHOLD an der Universität Berlin zu, wo ElCHLER und SCHWENDENER seine botanischen Lehrer waren, und wo er auch in SCHWENDENERs Institut arbeitete. Zu Beginn des Sommersemesters 1886 kehrte er bereits wieder nach Jena, dem er zeitlebens treue Anhänglichkeit bewahrte, zurück, um eine von Stahl ihm angebotene Assistentenstelle am botanischen Institut zu übernehmen. Diese bekleidete er bis zum Ende des Winter- semesters 1887/88. Neben der Erfüllung seiner dienstlichen Obliegen- heiten fand er noch Zeit zu einer eigenen wissenschaftlichen Arbeit, die unter dem Titel: Beitrag zur Kenntnis richtender Kräfte bei der Bewegung niederer Organismen, in der Jenaischen Zeitschrift für Natur- wissenschaften erschien, und auf Grund derer er am 9. April 1888 magna cum laude zum Doktor der Philosophie promoviert wurde. Nach Niederlegung der Assistentenstelle bereitete sich ADERHOLD in Jena auf die Prüfung für das höhere Lehramt vor, die er am 23. Fe- bruar 1889 bestand. Vom 1. April 1889 bis 31. März 1890 genügte er seiner Militärpflicht als Einjährig-Freiwilliger im 7. Königl. Säch- sischen Infanterie-Regiment Prinz Georg No. 106 in Möckern bei Leipzig und trat dann in den Preussischen höheren Schuldienst ein. Ton der vorgeschriebenen Yorbereitungszeit w^urde das Seminarjahr am Realgymnasium Iserlohn von Ostern 1890 bis Ostern 1891 zurück- gelegt und das Probejahr zu Ostern 1891 am Realgymnasium Dort- mund begonnen. Da trat die Einladung WORTMANN s an ihn heran, eine Assistentenstelle an der pflanzenphysiologischen Versuchsanstalt der Königl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisen- lieim a. Rh. zu übernehmen. Seiner alten Vorliebe für die Botanik folgend, trat er am 12, August 1891 diese Stellung an, vollendete jedoch den Vorbereitungsdienst für das höhere Lehrfach als Probe- kandidat am Realgymnasium zu Geisenheim während des Sommers 1892. Bis Ende September 1893 blieb er in Geisenheim als Assistent WORTMANNs und bewährte schon damals in vielseitiger Tätigkeit seine staunenswerte Arbeitskraft. Neben seiner eigentlichen viel- seitigen und arbeitsreichen Tätigkeit als Assistent leitete er auch, zum grössten Teile selbständig, das mikroskopisch-anatomische und phytopathologische Praktikum für die Eleven der Lehranstalt und fand noch Zeit zu selbständigen ausserdienstlichen Arbeiten auf den Gebieten der Gärungsphysiologie und Phytopathologie. Es war da- her nicht zu verwundern, als ihm bereits nach zweijähriger Tätig- keit in Geisenheim die durch SORAÜERs Ausscheiden frei gewordene Stelle des Lehrers der Botanik und Leiters der botanischen Ab- teilung der Versuchsstation am Königl. pomologischen Institute zu Proskau zum 1. Oktober 1893 übertragen wurde. Die zunächst nur EUDOLF Adeehold. (49) kommissarisch verwaltete Stelle wurde bereits am 1. April 1894 eine etatsmässige. Im Mai des Jahres 1895 verheiratete sich ADERHOLD dann mit einer Jugendfreundin CLEMENTINE HaCCIUS. Die Über- siedelung nach Proskau leitete eine längere Periode ruhiger und fruchtbarer Arbeit ein. Neben der umfangreichen Lehr- und Aus- kunftstätigkeit, zu der sich auch eine äusserst rege Mitarbeit an der monatlich erscheinenden Proskauer Obstbauzeitung, längere Zeit hin- durch sogar die Redaktion derselben gesellte, fand ADERHOLD noch Zeit und Arbeitskraft zu intensivster wissenschaftlicher Forschung. Als Frucht der Proskauer Zeit entstand eine Reihe von verdienst- vollen Arbeiten, die sich grösstenteils auf phytopathologischem Gebiete bewegten. Abgesehen von seiner Tätigkeit au einem pomo- logischen Institut, wurde diese Richtung der Forschung ADERHOLD, wie er dem Schreiber dieses bei wiederholten Gelegenheiten erzählte, durch die besonderen Verhältnisse der Gegend nahegelegt, die gerade- zu ein Eldorado für Pilzkrankheiten der Obstbäume bilde. Dank- bar gedachte Aderhold auchstetsderAnregungundUnterstützung durch Litteratur, deren er sich bei gelegentlichen Besuchen im pflanzen- physiologischen Institut in Breslau durch BREFELD stets erfreuen durfte. Acht glückliche Jahre eines erfolgreichen Schaffens waren verflossen, als fast gleichzeitig zwei verschiedene Berufungen an Aderhold herantraten, eine als Leiter* der Königl. Bayerischen Wein- bauschule zu Veitshöchheim bei Würzburg, die andere, an die vor wenigen Jahren gegründete biologische Abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes in Berlin. Diesem Rufe folgend, trat ADERHOLD am 1. Oktober 1901 zunächst als kommissarischer Hilfsarbeiter in die biologische Abteilung für Land- und Forstwirtschaft am Kaiserlichen Gesundheitsamt ein. Am 1. Januar 1902 zum Mitgliede und Re- gierungsrat ernannt, übernahm er als Nachfolger TUBEUFs, der zum Direktor der Abteilung ernannt war, die Leitung des botanischen Laboratoriums. Nachdem TUBEUF einem Rufe als Nachfolger HaRTIGs nach München gefolgt war, wurde AderHOLD am 1. De- zember 1902 sein Nachfolger als Direktor der Abteilung unter Er- nennung zum Geheimen Regierungsrat, und als am 1. April 1905 die biologische Abteilung vom Gesundheitsamte abgetrennt und als biologische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft mit dem Sitze Dahlem selbständig gemacht wurde, wurde ADERHOLD, der am 18. Ja- nuar 1905 durch Verleihung des roten Adlerordens IV. Klasse aus- gezeichnet war, ihr erster Direktor. Welche Verdienste er sich um den Ausbau und die Organisation der Anstalt erworben hat, darauf einzugehen, ist hier nicht der Ort. Bewunderungswürdig ist die Energie, die Arbeitsfreudigkeit und die Arbeitskraft, mit der Aderhold neben den nicht leichten, zeitraubenden und umfangreichen Geschäften, welche die Verwaltung einer in der Entwicklung be- (50) J. Behrens ; griffenen und keineswegs kleinen Anstalt unabweislich mit sich bringt, auch noch Zeit fand für die Fortsetzung seiner wissenschaft- lichen Tätigkeit. Als reife Früchte nicht nur der ersten Zeit seines Berliner Aufenthaltes, sondern auch gerade noch der letzten Jahre liegt eine ganze Reihe von wertvollen Arbeiten vor, und manches Angefangene und Unvollendete in seinem Nachlass legt von seiner umfassenden Tätigkeit, seiner seltenen Arbeitsfähigkeit und nicht erlahmendem wissenschaftlichen Interesse Zeugnis ab. ADERHOLD's Arbeiten fanden natürlich auch im Auslande reiche Anerkennung. So ernannte ihn die Königl. Schwedische Akademie der Landwirtschaft am 20. März 1905 zu ihrem auswärtigen Mitgliede. Was die wissenschaftliche Tätigkeit ADERHOLD's angeht, so be- wegt sich dieselbe, abgesehen von der unter STAHL 's Leitung und Anregung entstandenen Dissertation, ausschliesslich teils auf dem gärungsphysiologischen, teils auf dem pflanzenpathologischen Gebiete. Auf das erstere war er durch seine Tätigkeit in Geisenheim hin- gelenkt, wo WOETMANN damals gerade die Übertragung der von E. Chr. Hansen bereits mit so grossem Erfolg in das Brauerei- gewerbe eingeführten Verwendung rein gezüchteter Heferassen auf die Weinbereitung in Angriff genommen hatte. An diesen Arbeiten war Aderhold als Assistent WORTMANN's lebhaft beteiligt. Hatte Wortmann die für die Praxis besonders wichtigen physiologischen Beobachtungen der zahlreichen, im Institut rein gezüchteten Wein- hefen eingehend bearbeitet, so ist es ADERHOLD's Verdienst, gezeigt zu haben, dass den physiologischen Unterschieden auch morphologische und biologische Unterschiede der verschiedenen Rassen parallel gehen. Zwei kleinere Abhandlungen halfen durch den Nachweis, dass die gärungskräftigen Hefen gegen Kohlensäure und Sauerstoff- mangel sehr viel widerstandsfähiger sind als gewisse gärschwachen Hefen oder Schädlinge der alkoholischen Gärung, die Grundlage für die Methodik der Anwendung der Reinhefe bei der Weinbereitung schaffen. In Proskau, fern von den Produktionsstätteu des Trauben- weins, erregten die im Haushalt angewendeten Säuerungen der Gurken und anderer Gemüsearten das Interesse ADERHOLD's. Leider sind der wertvollen Arbeit über die Säuerung der Gurken, einer Milchsäuregärung, bei der Bakterien von verschiedener Gär- kraft aus der Verwandschaft des Bacterium lactis acidi Leichm. ge- funden wurden, die beabsichtigten Fortsetzungen, die über andere Säuerungen handeln sollten, nicht gefolgt. Eine zusammenfassende Darstellung unseres Wissens über Gemüse- und Futtereinsäuerung, in- die auch die Ergebnisse der eigenen nicht ausführlich veröffentlichten Untersuchungen verarbeitet sind, hat ADERHOLD indessen noch für LAPAR's Handbuch der technischen Mykologie bearbeitet. Auch das Rudolf Aderhold. (51) Verderben der Konserven machte er s-eleo-entlich zum Gegenstände einer kleinen Untersuchung. Weit zahlreicher nicht nur, sondern auch bedeutsamer sind AderHOLD's Arbeiten auf dem Gebiete der Phytopathologie. Zum ersten Male betätigte er sich auf demselben während seines Geisen- heimer Aufenthalts, indem er eine in einer Gemarkung Rheinhessens auftretende Blattranddürre der Aprikosen studierte. Nach seinen Untersuchungen handelte es sich nicht um eine parasitische Krank- heit, sondern wahrscheiulich um die Folge einer Ernährungsstörung, eines Stickstoffmangels im Boden, was allerdings neuerdings durch Zurückführung der Krankheit auf Windwirkungen bestritten wird. In Proskau wendete sich AderHOLD dann, durch die lokalen Ver- hältnisse veranlasst, ganz besonders energisch und intensiv phyto- pathologischen Fragen zu. Insbesondere die FtisicladieTikYSinklieiten der Apfel- und Birnbäume wurden eingehend und mustergültig be- arbeitet. Nebenbei reiften als Frucht dieser Studien seine wert- vollen Beiträge zur Systematik der Fusicladium- und Venturiadirieiü.. Weiter seien genannt die Studien über -die Blattpilze und den Gummifluss des Steinobstes, über den Vermehrungspilz, ^) die An- wendung und Wirkungsweise der Kupferkalkbrühe. Auch nach seiner Übersiedelung nach Berlin war seine Tätigkeit zunächst noch wesentlich den Krankheiten der Obstbäume gewidmet. Besonders hervorzuheben sind aus dieser Zeit seine Untersuchungen über die Mouilien der Obstbäume, deren Zugehörigkeit zu drei verschiedenen Sclerotiniaaxien er in Gemeinschaft mit RUHLAND nachwies, ferner die Studien über ein durch Valsa oxyüoma verursachtes Kirschbaum- sterben sowie über eine Rindenbakteriose der Kirschbäume (mit RUHLAND). Ein anderes Arbeitsfeld betrat ADERHOLD mit den Ver- suchen über Überwinterung und Regeneration der C7aw^ps-Sclerotien. Untersuchungen über die Getreideroste, über das Lagern des Ge- treides usw. wurden in Angriff genommen, sind leider aber nicht zu einem gewissen Abschluss gediehen. Dasselbe Schicksal haben leider auch die breit angelegten Versuche und Untersuchungen über die Wirkung des Carbolineums als Pflanzenschutzmittel gehabt. Die Untersuchungen über den Gummifluss der Amygdaleen wurden ge- meinsam mit Ruhland weitergeführt, und die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse ist nach der notwendigen Durchführung und Er- gänzung der Untersuchungen zu erwarten. AdeRHOLD's phytopathologische Arbeiten waren von jeher grössten- teils dadurch vor der Mehrzahl derartiger Arbeiten ausgezeichnet, dass sie sich nicht auf eine Beschreibung des Krankheitsbildes und 1) Von Ruhland eben als Moniliopsis Aderholdi näher beschrieben. (52) J- Beheens : des Krankheitserregers beschränkten, sondern dass sie auf die phy- siologische Seite, auf das Studium der kranken Pflanze und auf die allgemeine Biologie des Paiasiten eingehen und besonderes Gewicht legen. Dem Studium der Infektionsbedingungen bei den Fusicladien- Krankheiten ist ADERHOLD besonders eingehend und sorgfältig nach- gegangen. Er versuchte später, nachdem für sie der Einfluss des Wetters und des damit im Zusammenhang stehenden Entwicklungs- zustandes der Pflanzen auf das Zustandekommen der Infektion er- kannt war, leider mit wenig Glück, den Einfluss einzelner Faktoren der Witterung (Kegen) auf das Zustandekommen verschiedener Pilz- krankheiten zu studieren. Der Wechselwirkung von Parasit und Wirt ging er bei den Blattflecken erzeugenden und dem in gummi- flüssigen Wunden gefundenen pilzlichen Feinden der Ämygdaleen nach. Dasselbe Ziel, das er experimentell, nicht mit dem erwarteten Erfolg, in der Regenzelle bearbeitet hatte, den Zusammenhang des Auftretens von Epidemien mit dem Wetter, hatte er schon vorher wiederholt mit mehr Glück, allerdings auch natürlich mit weniger Beweiskraft, auf dem statistischen Wege verfolgt, indem er den Grad des Auftretens von Fusicladium mit dem Gang der Frühjahrs- witterung zur kritischen Zeit verglich, und er erhoffte von der Ver- wirklichung seines Lieblingsgedankens, der Organisation eines phyto- pathologischen Beobachtungsdienstes in grösseren Gebieten, eine weitere Aufhellung der angedeuteten Wechselbeziehungen sowie anderer Möglichkeiten einer allgemein verbreiteten „Disposition zu Erkrankungen" auch für andere Pflanzenkrankheiten, wenn er sich auch nicht verhehlen konnte, dass dieses Ziel an die Exaktheit der Lokalbeobachtungen und damit an die Qualität der zahlreichen, im Land zerstreuten Einzelbeobachter ausserordentlich hohe An- forderungen stellt, deren Verwirklichung keineswegs überall wahr- scheinlich ist. Von dem Studium der Angriffswaffen der parasitischen Pilze einerseits, der Verteidigungswaffen der Wirtspflanzen anderer- seits versprach sich ADERHOLD reichen Gewinn für die wissenschaft- liche Pathologie nicht nur, sondern auch für die Bekämpfung der Krankheiten in der Praxis. Durch wissenschaftliche Bearbeitung der Wechselwirkung zwischen Wirt und Parasit hoffte er allmählich zu den Fundamenten einer exakten Therapie der Pflanzen zu gelangen. Dabei schwebten ihm die Erfolo^e der Medizinischen Wissenschaft auf dem Gebiete der Immunitätslehre und Serumtherapie vor, wo- bei er indes keineswegs übersah, dass bei den Pflanzen infolge des Mangels einer Blutbahn die Verhältnisse weit schwieriger liegen, dem Experiment weit weniger leicht zugänglich und weit weniger durchsichtig sind als beim tierischen Organismus. Neben seiner Verwaltungs- und wissenschaftlichen Tätigkeit be- tätigte sich Aderhold von jeher auch rege durch Veröffentlichung all- Rudolf Aderhold. (53) gemein verständlicher, belehrender Aufsätze in landwirtschaftlichen und gärtnerischen Zeitschriften. Die Proskauer Obstbauzeitung hat er eine Zeit lans; o-rösstenteils mit Artikeln aus der eigenen Feder gefüllt und ihre Redaktion geführt. Eine sehr praktische umfang- reiche Bestimmungstabelle der Obstbaumkrankheiten mit kurzer Be- schreibung und Angabe der geeigneten Gegenmittel, die in der Proskauer Obstbauzeitung zuerst veröffentlicht wurde, ist später separat im Selbstverlage erschienen und in das Schriftenverzeichnis aufgenommen, während die weit zahlreicheren anderen populären Auf- sätze ebenso wie die von ihm bearbeiteten Flugblätter aus der Biologischen Anstalt, diese mit einer Ausnahme, dort nicht besonders erwähnt sind. Zu dieser Art von belehrender Tätigkeit gesellen sich zahl- reiche belehrende Vorträs;e in den verschiedensten Vereinen. ADERHOLDhatte ein ausgezeichnetes Lehrtalent und eine ausgesprochene Neigung, dieses Talent zu entfalten. In seiner Proskauer Zeit, wo der Unterricht ihm zugleich Pflicht war, hatte er dazu natürlich die meiste Gelegenheit und übte sie mit dem Erfolge, dass ihm die An- hänglichkeit und Liebe seiner Proskauer Schüler nach Berlin folgte und treu blieb. Ausser in gelegentlichen Vorträgen, die sich durch Klarheit und präzise Fassung auszeichnen, betätigte sich seine Neisuno; zur lehrenden Tätigkeit bis zuletzt auch darin, dass er ver- schiedene jüngere Botaniker zu wissenschaftlichen Arbeiten in seinem Laboratoratorium anregte und anleitete. So entstanden Untersuchungen über den Kleekrebs, die Obstfäule u. a. Das Erscheinen eines von Aderhold ano-ereo-ten Werkes über die Grundlagen und Methoden der Phytopathologie, in dem ein Abschnitt aus seiner eigenen Feder her- rührt, ist noch zu erwarten. Als Mensch war ADERHOLD ein gerader, schlichter und offener Charakter; Treue und Güte leuchteten aus seinen Augen. Kein Falsch war an ihm. Den Pflichten seines Amtes widmete sich Aderhold mit vorbildlicher Pflichttreue und Hingebung. Viel zu früh endete in der Frühe des 17. März 1907 ein Schlag- fluss jäh und unerwartet das reiche und hoffnungsvolle Leben und das unermüdliche Schaffen des im rüstigsten Mannesalter ste- henden Forschers. Auf dem traulichen Dahlemer Friedhof ward ihm die letzte Ruhestätte bereitet. Mit der liebenden Gattin und dem einzigen Sohne aber betrauern den so früh von uns Geschiedenen alle, die dem Verstorbenen zu Lebzeiten näher zu treten Gelegenheit hatten, was gleichbedeutend damit war, sein Freund zu werden. (54) J- Behrens : Terzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten Aderhold's.i) 1. Beitrag zur Kenntnis richtender Kräfte bei der Bewegung niederer Osganismen. Jenaische Zeitschr. f. Naturwiss. 1888. No. 22 N. F. 15 (auch sep. als Dissertation). 2. Über das Wesen, den Wert und die Verwendung der Biologie im botanischen Unterrichte. Pädagogische Warte. 1891, No. 11. 3. Über den Einfluss der Kohlensäure auf das Wachstum der Weinhefe (Saccha- roinyces ellipsoideus). Mitteilungen über Weinbau und Kellerwirtschaft. V 1892, Bd. 4, S. 118. 4. Über den Einfluss der Kohlensäure auf die normale Gärung störende Organismen mit Bemerkungen über die Konservierung des Weines. Ebenda. S. 132. 5. Studien über eine gegenwärtig in Mombach bei Mainz herrschende Krankheit der Aprikosenbäume und über die Erscheinungen der Blattranddürre. Landw. Jahrb. 1893, Bd. 22, S. 435. 6. Untersuchungen über reine Hefen. III. Die Morphologie der deutschen Sac- charonn/ces e//«^;so?f?eMs-Rassen. Landw. Jahrb. 1894, Bd. 23, S. 587. 7. Die Perithecienform von Fiisiciadiian dendriticum Wal. (Venturia chlorospora f. mali). Ber. d. Deutschen bot, Ges. 1894, Bd. 12, S. 338. 8. Generalregister der ersten 50 Jahrgänge der Botanischen Zeitung. Leipzig 1895- 9. Notizen über einige im vorigen Sommer beobachtete Pflanzenkrankheiten, Zeit- schrift f. Pflanzenkrankheiten 1895, Bd. 5, S. 8, 86. 10. Literarische Berichtigung zu dem Aufsatze über die Perithecienform von Fusi- cladiuni dendnticuni Wallr. Ber. d. Deutsch, bot. Ges. 1895, Bd. 13, S. 54. 11. Fusicladium betulae spec. nov. auf den Blättern der Birke. Centralbl. f. Bakt. und Parasitenkunde. II. Abt. 1896, Bd. 2, S. 57. 12. Cladosporiiim und Sporidesmhim auf Gurke und Kürbis. Zeitschr. f. Pflanzen- krankheiten 1896, Bd. 6, S. 72. 13. Die Fusicladien uuserer Obstbäume. I. Teil, Landw. Jahrb. 1897, Bd. 25, S. 875. 14. Revision der Species Venturia chlorospora, inaequalis und düricha autorum. Hed- wigia 1897, Bd. 36, S. 67. 15. Über den Vermehrungspilz, sein Leben und seine Bekämpfung. Gartenflora 1897, S. 114. 16. Zur Moniliaepidemie der Kirschbäume. Ebenda S. 429. 17. Über die in den letzten Jahren in Schlesien besonders hervorgetretenen Schäden und Krankheiten unserer Obstbäume und ihre Beziehungen zum Wetter. Schles. Gesellsch. f. vaterländ. Kultur. Sektion f. Obst- und Gartenbau. Dezember 1897. 18. Über die Bakterien in ihrer Beziehung zur Gärtnerei. Ebenda. 1896. Garten- bauverein f. Hamburg, Altena und Umgegend 1898,99. 19. Über einen FEHLiNG'sche Lösung reducierenden Körper in Fruchtsäften. (Mit Heinze). Chem. Ztg. 1898, Bd. 22, S. 632. 20. Notiz über die Verderber von Gemüsekonserven. Centralbl. f. Bakteriologie, II. Abt. 1899, Bd. 5, S. 17. 1) Vgl. auch das Verzeichnis bei Appel, RUDOLF ADERHOLD. Ein Nachruf. Arbeiten aus der Kais. Biol. Anstalt f. Land- und Forstwirtschaft 1907, Bd. 5. Die überaus zahlreichen populären Aufsätze, die in den verschiedensten landwirtschaft- lichen und gärtnerischen Organen erschienen, sind hier nicht aufgezählt, soweit sie nicht einen gewissen wissenschaftlichen Wert besitzen. Rudolf Aderhold. (55) 21. Über die Wii-kungsweise der sog. Bordeauxbrühe. Ebenda. 1898. Bd. 5, S. 217 22. Arbeiten der botanischen Abteilung der Versuchsstation des Königl. Poniologisch. Instituts zu Proskau. I. Bericht. Ebenda 1808, ßd. ö, S. 511. 23. Untersuchungen üher das Einsäuern von Früchten und Gemüsen. I. Das Ein- säuern der Gurken. Landw. Jahrb. 1899, Bd. 27, S. 69. 24. Auf welche Weise können wir dem immer weiteren Umsichgreifen des Fusi- cladiums in unseren Apfelkulturen begegnen, und welche Sorten haben sich bisher dem Pilze gegenüber am widerstandsfähigsten gezeigt? Pomo- logische Monatshefte 1899. Heft 11/12. 25. Unserer Obstbäume Hausarzt. Eine Anleitung für den Obstzüchter zum Er- kennen und zur Behandlung der Krankheiten unserer Obstbäume. Proskau (Selbstverlag) 19U0. 26. Mycosphaerella cerasella nov. spec, die Perithecienform von Cercospora cera- sella Sacc. und ihre Entwicklung. Berichte d. Deutsch, bot. Ges. 1900, Bd. 18, S. 24G. 27. Arbeiten der botanischen Abteilung der Versuchsstation des Königl. Pomo- logischen Instituts zu Proskau. II. Bericht. Centralbl. f. Bakteriolog. u. Parasiteukunde. II. Abt. 1900, Bd. 6, S 593. 28. Die Fusicladien unserer Obstbäume. II. Teil. Landw. Jahrb. 1900, Bd. 29, Seite 541. 29. Ein der Moniliakrankheit ähnlicher Krankheitsfall an einem Sauerkirschbaum. Zeischr. f. Pflanzenkrankheit 1901, Bd. 11, S. 65. 30. Arbeiten der botanischen Abteilung der Versuclisstation am Königl. Pomo- logischen Institut zu Proskau. III. Bericht. Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenkunde. II. Abt. 1901, Bd. 7, S. 654. 31. Über die Sprüh- und Dürrfleckenkrankbeiten (sog. Schrotschusslöcher -Krank- heiten) des Steinobstes. Landw. Jahrb. 1901, Bd. 30, S. 771. 32. Über Clasferosporium carjyophüum (Lev.) Aderh. und Beziehungen desselben zum Gummifluss des Steinobstes. Arbeiten a. d. Biol. Abt. f. Land- u. Forstwirtschaft am Kaiserl. Ges.-Amte. 1902, Bd. 2, S. 515. 33. Ein Beitrag zur Frage der Empfänglichkeit der Apfelsorten für Fusicladiuvi dendriticum (Wallr.) Fuck. und deren Beziehungen zum Wetter. Ebenda. S. 560. 34. Über Venturia crataegi n. spec. Bericht d. Deutsch, bot. Ges. 1902, Bd. 20, S. 195. 35. Beitrag zur Pilztlora Proskau's. 11.^) Schles, Ges. f. Vaterländische Kultur. Sitzungsber. d. zooL-bot. Sektion, 1902, S. 9. 36. Über das Kirschbaumsterben am Rhein, seine Ursachen und seine Behandlung. Arb. a. d. Biol. Abt. f. Land- und Forstwirtschaft am Kais. Ges.-Amte, 1903, Bd. 3, S. 309. 37. Weitere Einrichtungen auf dem Versuchsfelde d. Biol. Abt. Ebenda. S. 433. 38. Kann das Fusicladium von Crataegus- und von Sorbus&riQ-a. auf den Apfel- baum übergehen? Ebenda. S. 436. 39. Über eine bisher nicht beobachtete Krankheit der Schwarzwurzeln. Ebenda. S. 439. 40. Impfversuche mit Nectria ditissima Tul. Vorl. Mitteilung. Centralbl. f. Bakt. und Parasitenkunde. II. Abt. 1903, Bd. 10, S 7G3. 41. Der heutige Stand unserer Kenntnisse über die Wirkung und Verwertung der Bordeauxbrühe als Pflanzenschutzmittel. Jahresber. der Vereinigung der Vertreter d. angewandten Bot. I. 1903, Berlin 1904, S. 12. 1) I 1900, von JACKY herrührend. ^56) J- BEHRENS: Rudolf Aderhold. 42. Über Clasterosporium carpophilum (Lev.) Aderh. und Beziehungen desselben zum Gummifluss des Steinobstes. Naturwissenschaft!. Zeitschr. f. Land- u. Forstwirtsch. 1903, Bd. 1, S. 120. 43. Über eine vermutlich zu Monilla fnictigena Pers. gehörige Sclerotinia. Vorl. Mitteilung. Ber. d. Deutsch, bot. Ges. 1904, Bd. 22, S. 262. 44. Erwiderung. Centralblatt für Bakteriol. und Parasitenkunde. 11. Abt. 1904, Bd. 12, S. 639. 45. Zur Kenntnis der Ohsthawai-Sclerotinien (mit RUHLAND). Arb. a. d. biol. Abt. f. Land- u. Forstwirtsch. am K. Ges. Amte 1905, Bd. 4, S. 427. 46. Einige neue Pilze. Ebenda. S. 461. 47. Impfversuche mit Thillavia basicola Zopf. Ebenda. S. 463. 48. Zur Biologie und zur Bekämpfung des Mutterkorns. Ebenda. 1905, Bd. 5, Seite 31. 49. Zur Frage der Vernichtung der Pilze durch Eingraben. Ebenda. S. 35. 50. Über den durch teilweise Zerstörung des Blattwerks der Pflanze zugefügten Schaden. Prakt. Blätter f. Pflanzenbau und Pflanzenschutz 1905, Bd. 3, Seite 13. 51. Der amerikanische Meltau des Stachelbeerstrauches, eine für Deutschland neue Pflanzenkrankheit. Flugblatt No. 35 der Kais. Biol. Anst. für Land- und Forstwirtschaft. 52. Die Kaiserliche Biologische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft. Deutsche landw. Presse 1905, No. 80. 53. Über ein durch Bakterien hervorgerufenes Kirschensterben. Vorl. Mitteilung. (Mit Ruhland) Ceutralbl. f. Bakteriol. und Parasitenkunde. II. Abt. 1905, Bd. 15, S. 376. 54. Zur Frage der Wirkung des Kupfers auf die Pflanze. Ber. d. Deutschen bot. Ges. 1906, Bd. 24, S. 112. 55. Die Beobachtung der Pflanzenkrankheiten. Fühling's landw. Zeitung, 1906, Bd. 55, S. 758. 56. Die Kaiserliche Biologische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem. Mitteilungen a. d. Kais. Biol. Anstalt. Heft 1. Berlin (Parey) 1906. 57. Bericht über die Tätigkeit der Kais. Biolog. Anstalt für Land- und Forstwirt- schaft im Jahre 1905. I. Jahresbericht. Ebenda. Heft 2, 1906. 58. Karbolineum als Baumschutzmittel. Deutsche Obstbau-Zeitung 1906, Heft 22. 59. Der Bakterienbrand der Kirschbäume. (Mit RUHLAND.) Arb. a. d. Kais. Biol. Anst f. Land- u. Forstwirtsch. 1907, Bd 5, S. 293 60. Versuche über den Einfluss häufigen Regens auf die Neigung zur Erkrankung von Kulturpflanzen. Ebenda. S. 354. 61. Bericht über die Tätigkeit der Kais. Biol. Anstalt f. Land- und Forstwirtschaft im Jahre 1906. 2. Jahresbericht. Mitteilungen aus der Kais. Biol. Anst. Heft 4. Berlin 1907. 62. Die Haltbarmachung von Gemüse und Tierfutter durch Eiusäuern. LAFAR, Handbuch der techn. Mykologie, Bd. 2, S. 310 ff 63. Die Fnsicladien (Venturien) unserer Obstbäume. Pflanzenpathologische Wand- tafeln. Herausgegeben von Dr. C. Freiherr VON TUBEUF. No. 2 (eben erschienen). Otto Müller: Johann Diedrich Möller. (57) Johann Diedrich Möller. Von Otto Müller. Nach Mitteilungen eines Sohnes. MÖLLER wurde als zweiter Sohn eines Leinwebers am 16. März 1844 in Wedel, Holstein, geboren; er besuchte die Volksschule in Wedel bis zur Konfirmation. Seinem Vater war er schon während der Schulzeit bei der Herstellung von Malerarbeiten, die der A^ater neben der Weberei betrieb, behilflich. Siebzehnjährig kam MÖLLER nach Hamburg zu einem Malermeister in die Lehre; die gute Be- gabung des Lehrlings veranlasste den Meister, ihn in die Zeicheu- schule der „Patriotischen Gesellschaft" zu schicken. Schon frühzeitig zeigte MÖLLER, angeregt durch ein zufällig er- haltenes Buch, besonderes Interesse für optische Einrichtungen; er versuchte auf einem ausgehöhlten Schleifstein eine Linse herzustellen, zunächst mit wenig Erfolg. In der Bibliothek der „Patriotischen Gesellschaft" fand er ein Buch von PreCHTL über optische Instru- mente; die aus diesem Buche gesammelten Kenntnisse befähigten ihn, eine Schleifmascliine zu bauen, mit der er einige Linsen schliff und mit Hilfe von Papierröhren ein Mikroskop herstellte. Die Linsen aus gewöhnlichem Glas befriedigten ihn nicht; er ging daher zu dem bekannten Optiker Dr. HüGO SCHRÖDER in Hamburg, um ein Stück optisches Glas zu erbitten. SCHRÖDER war über den Wunsch des Malerlehrliugs sehr erstaunt; die an MÖLLER gerichteten Fragen beantwortete er indessen so sachgemäss, dass SCHROEDER ihm nicht nur eins seiner vorzüglichen Mikroskope zeigte, sondern ihm auch den ungehinderten Zutritt in seine Werkstatt gestattete. Mcht lange darauf hatte MÖLLER selbst ein brauchbares Mikroskop hergestellt. Nach dem Tode seines Lehrherru und beendeter Lehrzeit, ver- anlasste Dr. H. Schröder den jungen MÖLLER einstweilen einige Linsenarbeiten zu übernehmen; diese Beschäftigung führte ihn zu dem Entschluss, die Malerei aufzugeben und sich selbständig zu machen. MÖLLER errichtete 1864 in seiner Vaterstadt Wedel eine optische Werkstatt und lieferte in den ersten Jahren Linsen, Kalkspath- arbeiten und Bilder für die Laterna magica. Ihm gelang es, Kalk- spath mittels einer Kupferscheibe und Schmirgel zu sägen; ein Ver- (58) Otto Müller: fahren, das in anderen Werkstätten erst viele Jahre später eingeführt wurde. Neben diesen Arbeiten fertigte er einige mikroskopische Präparate an; sie fanden Beifall und er brachte bald derartige Präparate von Insekten, Schnecken, Seeigeln usw. in den Handel; das Material lieferte grossenteils das Museum „Godefroy" in Hamburg. Einen entscheidenden Einfluss auf MÖLLER's Entwicklung übte das Buch von Dr. L. RABENHORST „Süsswasser-Diatomaceen" aus; er fertigte Diatomaceen-Präparate an, die bald in grösseren Mengen Absatz fanden. MÖLLER suchte nun nach Methoden, die winzigen Organismen einzeln auf ein Deckglas zu übertragen und dort zu befestigen; nach vielfachen Versuchen gelang es ihm, zierliche Sternchen zu legen, die das Auge des Liebhabers erfreuten. Ein besonders gelungenes derartiges Präparat zeigte er 1867 dem be- freundeten Arzte Dr. SCHLÜTER in Pinneberg. Der Herr lobte die Kunstfertigkeit MÖLLER's, wies ihn aber auf die Wertlosigkeit solcher Spielereien hin; ein ungleich grösseres Verdienst würde er sich er- werben, wenn er die einzelnen Individuen in Reihen anordnete und die Art durch einen Fachmann bestimmen Hesse, damit würde ein unmittelbarer A'^ergleich zur Bestimmung der Arten ermöglicht. MÖLLER war enttäuscht über die kühle Aufnahme seines Kunst- werkes und wendete ein, es sei nur möglich, grössere Formen zu legen und in Reihen zu ordnen, die kleineren müssten fortfallen, dadurch würde eine solche Platte entwertet. Dr. SCHLÜTER's Urteil aber liess ihm keine Ruhe; immer wieder versuchte er eine Platte nach dessen Angaben herzustellen, bis endlich der Versuch gelang. Zur Bestimmung der A^-ten sandte er dieselbe an RABENHORST; dieser war ganz erstaunt, beauftragte sogleich eine ähnliche, möglichst vollständige Platte für sich und stellte dazu sein reichhaltiges Material zur Verfügung. Inzwischen hatte auch A. GRÜNüW in Wien von MÖLLER's Arbeiten erfahren und bestellte für die K. K. Zoologisch-Botanische Gesellschaft in Wien eine möglichst voll- ständige Platte, sein bestes Material beifügend. Diese Platte enthielt in vier Abteilungen 24 Reihen mit 400 Diatomaceen, die GRUNOW als Typen bezeichnet hatte. Das Aufsehen, welches diese Leistung machte, war ausserordentlich gross, aus allen Weltteilen liefen Be- stellungen ein, die MÖLLER nur in längeren Fristen bewältigen konnte. Die Schönheit dieser Platten wurde im Laufe der Zeit immer vollkommener, aber die Typen und deren Anordnung nach A. GrUNOW blieben bis auf den heutigen Tag dieselben. Von diesen sogenannten grossen Typenplatten mit 400 Arten setzte MÖLLER 597 Exemplare ab. Daneben wurde eine kleinere Typenplatte mit 100 Arten hergestellt, von der 1009 Exemplare verbreitet sind. Zur Johann Diedrich Möller. (59) Prüfung der Mikroskop-Objektive fertigte MÖLLER eine Probeplatte mit 20 dazu geeigneten Arten, von der 2162 Exemplare verkauft wurden und eine grössere mit 60 Arten. Noch zwei andere Typen- platten mit photographischen Namen, eine kleinere mit 80 Arten und eine grössere mit 335 Arten brachte er in den Handel, Für das Army Medical Museum in Washington stellte er eine Platte mit 720, für das Columbia College in New York eine solche mit 860 und im Jahre 1880 eine noch umfangreichere mit 1715 Arten, die für den Kaiser von Brasilien bestimmt war, her. Diese grosse Arbeitslast konnte MÜLLER nicht allein bewältigen, er lernte einen Bruder zu seiner Unterstützung an, dem er später das Legen der Typenplatten allein überlassen konnte; er selbst aber behielt sich eine letzte und bedeutsamste Arbeit vor, mit der er seine Tätigkeit auf dem Gebiete der Diatomaceen abzuschliessen gedachte. Zu diesem Zweck ordnete, reinigte und durchsuchte er sein gesamtes wertvolles Material behufs Herstellung eines Meister- werkes, das in Hinsicht auf Vollständigkeit und Schönheit unerreicht dasteht. An dieser Aufgabe arbeitete er fünf Jahre; nach Über- windung grosser Schwierigkeiten und Mühen, die ihm zeitweise den Erfolg unmöglich erscheinen Hessen, gelang ihm endlich 1890 die Herstellung einer sprossen und einer Anzahl kleinerer Platten. Die grosse bezeichnete er als „Universum Diatomacearum Moellerianum". Dieselbe enthält auf einem Räume 6 : 6,7 mm in neun Abteilungen 133 Reihen mit 4026 einzelnen Formen. Weitere 24 Platten ent- halten in Reihen angeordnet die Diatomeen verschiedener Erdteile und Meere, sowie der bekannteren Erden. 29 Platten von denselben Erden sind nicht in Reihen angeordnet. Von diesen 54 Platten wurden vergrösserte photographische Aufnahmen gemacht und als „Lichtdrucktafeln MÖLLER'scher Diatomaceen-Präparate" mit einem Katalog in den Handel gebracht. Nach Vollendung dieser grossen Arbeit wandte MÖLLER sich anderen Geschäftszweigen zu; zunächst der Herstellung mikro- photographischer Skalen, Ocular-, Objektiv -Mikrometer (2 mm in 200 Teile) Fadenkreuze usw. — Ende der neunziger Jahre arbeitete MÖLLER ein neues Versilberungsverfahren aus, welches jetzt für optische Gläser in ausgedehntem Masse angewendet wird. Die Ver- silberung steht in Bezug auf Helligkeit (96 pCt. Reflexion) und Haltbarkeit sehr hoch. Die ausserordentliche Geschicklichkeit und der unermüdliche Erfindungsdrang dieses schaffensfreudigen Mannes, fand auf allen seit 1869 von ihm beschickten Ausstellungen Anerkennung durch erste Preise; aus Anlass der Weltausstellung in St. Louis 1904, wurde ihm der „Grand Prix" zuerkannt. — Grosse Verdienste erwarb er /ßO) Otto Müller: Johann Dledrich Möller. sich um die Diatomeen-Forschung durch die Herstellung der Typen- platten und der ausgezeichneten Sammelpräparate aus allen Ländern und Meeren. Die Präparate der jetzt ausserordentlich seltenen Kollektionen von P. T. CLEVE und VAN HeURCK, mit den wichtigen Bestimmungen von A. GEUNOW, sind sein Werk. — MÖLLER starb am 29. Oktober 1907 an Lungenentzündung. Verzeichnis der Pflanzennamen. Ahies Nordinanniana 198. — yectinata 106. Ährothalliis Smithii 2o3. Abutilon 411, 412. • ■ Thompsoni 410. Acacia 309. Acer 497. Aceraceen 496. Acetahula leucumelas 589. Acliilka (45). Actinoiiiyces t/iermophilus 510, 511, 514. Actinotrichia riijida 102. Adonis vernalis 289, 292. Aesculus IJippocastunuin (46). Agardhia adhaerens 101. Agaricus campestris 179, 183, 184. 185, 186. 187, 188, 189, 190, 348. J(^at;e 203. Agropyrum repens 348. Agrosiemina Githago (33). Agrostis stolonifera 583. — vulgaris 348. Alchiinilla (38). Alchornea 495. ^/ye/i 74, 497, 498, 500, 506. Alisina Flantago 109, 156. ^///um 273, 364, 365, 366. — ascalonicum 273, 275, 361. — Ce/)« 39, 273, 359 - 362, 364, 365-367. — Moly 275. — niyrum 275. — orfor«/« (38), (50). — Porrum 273. — Schoenoprasum 275. — suaoeolens 275. — ursinum 143, 275. — Victoriaiis 275. Aiitansia glomerata 104. Ainarantaceae 346. Ainarantus albus 346. Amaurochaete 24. Ber. der deutschen Bot. Gesell seh. XXV. Ambrosia artemisiaefolia 345. Anientaceen 496, 497. Ampincarpaea 165, 166, 173, 175. — Edgewortltii 173. — monoica 173. Ampliiroa fragilissima 107. Amphora ovalis 241. Amygdaleen 302, (51), (52). Anacardiaceae :>43, 496. Anemone caroliniana 342. Angiospermen 496, 497. Anoplophora 435. Antennaria nlpina (18). Anthemis arvensis 207. Anthericum Liliago 275. Antirrhinum 454. — w/a/(/s 442, 450, 451. — — „.4urea- Varietäten" 4.J4. — — luteum rubrostriaium 443, 448. — — pumilum fol. aureis „Eklipse^^ 451. — — — — — „Sonnengold-'' 451. Aphanizomenon flos aquae 240. Apiculatus-Hefe 484. Apium 275. Apocynaceen 495. Aquitegia 275. Araliaceen (46). Arcyria 26. Arrltenatheruin elatius 245. Arundo phragmites 156. Asclepiadaceae 345. Asclepias Cornuti 345. — verticillnta 345. Ascomyceten 492, 590. Ascop/iyllum 98. — nodosum 98. — — forma scorpioides 98. Askomycsten 510. Asparagus 207. Asparagopsis Sandfordiana 103. Aspergillus 181, 514. (5) (6-2) Verzeichnis der Pflanzennamen. Aspergillus flavus 514. — fumigatus 514. — niger 44-46, 48, 50, 178, 180, 182, 210, 212, 263, 265, 266, 514. Asphodelus albus 275, 294. — luteus 205, 208. — ramosus 273, 274. Aspidistra 395. — elatior 144. Asplenium dimorptmm 85, 86. Astragalus 309, 340, 343 — caryocarpus 343. — Cooperi 343 — exscapus 292, 340. — glycyphyllos 340. — missouriensis 343 — monspessulanus 294. — pattensis 343. — villosus 343. Athyriuin filix-femina var. clarissima (18). Aucella Geinitzü 336, 435. Aulacomnium androgynuni (47). Aurainvillea No. 5 101. — coinosa 101. — papuana lOl. .4yena saliva 245. Azotobacter 2, 3 — 7. — chroococcum 4, 6. Bacillariaceen 217. Bacillaria paradoxa 240. Bacillus prvdigiosus 109. Bacterien, Bakterien 1, 109, 129, 241. Bacterium lactis actdi (50). Badhaiitia 24. Balanops 496. Balaiiopidaceen 496. Balsamia 375. Äananß 383. Baptisia leucophaea 343. Basidiobolus niyxophilus 582. — ra7iar«/n 261, 265, 581, 582. Beggiatoa 238-241. — arachnoidea 238. Beggiatoaceae 242. Begonia 68, 70, 401. Begonia metallica 67. — Schinidtiana 401. — seinperflorens 399 — 402. Bennettitaceen 497. Betula nana 544, 545, 549. Betuleen 496. Betulineen (36). Bidens bipinnata 345. Boodlea coacta 102. Boraginaceae 345. Botryococcus 248. Botrytis 368-371. — cinerea 368, 371. Boudiera 587. Bouteloua oligostachya 348. Brasenia purpurea 156. Brassica arvensis 342. Bromus Kalmii 318. Brunelliaceen 496. Bryopsis Uarveyana 100. Buchloe dactyloides 348. Bulbochaete 231, 504. Burseraceen 496. Butomus umbellatus 156. Cactaceae ,344. Cacteen 207. Calamagrostis canadensis 348. Callisia 69. — repens 68, 69. CalUtriche (34), (39'. Calluna vulgaris 544. Calothrix 504. Caltha palustris 342, 444. Calycerae (46). Camelina sativa 342. Cannabis sativa 347. Capparidaceen 570, 576. Capparideen 205. Caprifoiiaceae (46). Capsella bursa pastoris 481, 482. Capsicuni annuuin 566. Car-jca 485, 486, 490, 492, 494, 495. — Papoi/a 272, 485, 487, 489, 495. — — forma Correae 487 — 491, 494. forma Ernsiii 486—490. — — forma Forbesii 488 - 490. Caricaceen 494, 495. Carlina acaulis 56. — longifolia 5(5, 58. — vulgaris 56, 58. Carpopeltis rigida 104. Car^erm 231, 232. — f/aA/a 230-232. Carum Bulbocastanum (,38). Casuarina 207, 497. Casuarineen 496. Caulerpa clauifera 100. Verzeiclinis der Pflanzennamen. (63) Caulerpa crassifolia forma Harveyana 100. — cupressoideK 1(>0. — Freycinetii 1(KJ. — peltaia 101. — Webbiana 101. €ellis occülentalis 347. Cenc/irus (ribuloidts ol.S. Centradenia rubra (j9. Centrosema 173. Cephalotaxus 11)8. Ceratiowyxa 24—26. deratophylluiii demersum 15(). Cercospora 578. — cerasella 55}. {Jliaetopeltis 504. Cliaetophora 5(X), 501. 501. Chalazogaiiieii 49(5. Chaniaesiphon 232. — /^!/rt/(V/(/s 231, 232. ■Champignon 242, 245. Characeen 238, 241. C/ieilüsporum cultratum 107. Chenopodiaceae 34G. Ckenopodiuin albuin 34() {Jhimonnnthus fragrana 70. Clilaiiiijdomonadineen 230, 231. €hlainydomonns 229, 232, 317. — sa;;«ra 131, 134, 136. — arborea 137. — we/e/ 137. -^ quercifvlia 137. — Slrainonium 131 — 133. 137. De/esseriaceen 103. Delpliiniuin 21ö. — azureuin 342. Dematiuin pullulans 303. Desinanthus hrachylobus 343. Desmia pulvinata 104. Diatomeen 238, 240, 241, 247, 248, (,26). Dictyosphaeria favulosa 101. Dictyota dichotoma 102. — spinulosa 102. Dictyotaceae 102. Didinium nasutuin 25, 26. Didymium 24. Didymosphaeria pulposi 233. Dipsacus Silvester torsus 443, 447, 450. Drosera capensis 583. Dulichium spat/iaceum 156. Dumortiera 455 - 457, 459, 463. — liirsuta 456. — irrig ua 456. — trichucep/tala 456—459, 461—464. — velutina 457-459, 462, 463. Duvaua dependens 579. Echeveria 203. Echinosperinum floribundum 345. — lappula 345. — Redowskii 345. Ectocarpus 248, Aye« 484. Elaeagnaceae 346. Eleutherospora 106. Elodea 395. Elymus arenarius 245. — canadensis 348. Englisches Ray gras 245. Enteromorpha Fascia 100. Epithemia turgida 232. E(juisetaceae 348. Equisetuni arvense 348. ^risf 243 245. Erigeron annuus 345. Eriubotrya japonica 200. Erioptuirum angustij'olium 156. Ervuni Lens 251. Esparto 245. Euchlaena mexicana 245. Euphorbia 205. — cyparissias 251, — rfw/c-ts (38\ (40). — splendens 205. Euphurbiaceen 494—496. Euryale 154, 155, 157. — europaea 150, 155-157. — /erox 150, 152—155, 157 Eutuberineen 375. Verzeichnis der Pllanzennamen. (65) „euer sporting varietles^^ 443. Evonyinus Japonicus lOS, 200. Fqgus silvatica lö6 Farne 85, 383. Favuspilze 246 Festuca ovina 348. Ficus repens 145, 147, 226. Pittonia 68, 69, 405, 406. — argijroneura 67, 68. — (jüjantea 67, (i^. — leuconeura 67. — Verschaffdtii 68, 402. Flacourtinceen 496. Fontinnlis 473. Forsythia europaea 155. Framdsisckes Rai/yras 245. Fraxinus 410, 412, 451. — americana 345. — excebior 412. — pubescens 412. — — aucuhifolin 412, 413. /'«CHS SS, 90, 94-97. — ceramioidts 9(). — clavifer 100. — corneus 103. — cupressoides 1(X). — fraxinifoUus 101. — inuscaeformis 103. — serralus 87, 90, 91. — tomentosus 101. — vesiculosus 86 - 88, 90 - 92, 94 - 97. — — var. angustifolia 91. — — forma baltica 91. — — forma 7jana 91. Fun^rj 348. Fusarium purpureum 484. Fusicladium (51), (52), (55). — hetulae (54). — dendriticum (54), ;55). Futterwicke 245. Galactia 166, 173. Galactinia succosa 589. Galaxaura 103. — frutescens 103. — rigida 102. — robusta KZ. Qammarus 329. Gaura coccinea 344. Gelidium corneum 103. — variabile 103. Gelidiopsis varinbilis 103. Genabea 373. öewea 373. — verrucosa 372. Gentiana nivalis 275. Geopora 375. Geraninceae 543. öers^e 245. Gervilleia Murchisonii 435, 436. Gesneriaceen 582—584. Gloeocapsa alpina 498. Gloeocystis 506. Glyceria aquatica 105, Glycine 165, 173. Gnetaceen 497. Gongrosira 497, 501-504. — De Baryana 501, 503. — incrustans 501, 503. — lacustris 502, 506. — Pygmaea 502. — Schmidtei 501, 503. Grainineae 348. Grossulariaceae 344. Gymnadenia conopea (45). Gymnogramme piriniftra 86. Gymnospermen 497. Haematococcus 316, 319, 320. — Bütschlii 316, 319-321. — droebakensis 320, 321. — pluvinlis 316 — 321. //fl/er 245. Halimeda Reiischii 101. Haliseris sp. 102. — undulata 102. — zonarioides 102. Halymenia Durvillaei 104. Hamainelidaceen 496. Hamamelidalen 496. Hedeoma hispida 346. £/e/e 242, 245. Helianthemum salicifolium 294. Uelianthus annuus 35, 345. — grosse serratus 345. — Maximiliani 345. — orgyalis 345. — subcanescens 345. Hieracien 383 Hippuris vulgaris 109. Holcus lanatus 245. Homalieen 496. Homoeocladia 247—249. (66) Verzeichnis der Pflanzennameu. Homoeocladia filiforinis 248. — Martiana 247. Hordeuni sativum 245. Hottonia 276. Humulus lupulus 347, 401. Hyacinthus candicans 275. Hydnobolites 374. Hydnocystis 375. — arenaria 375 Hydnotrya 375. Hydrocoleum 240. IJynienop/iyllum (47). Hyoscydmus 131. — «(ger 137. Hypliomycettn 511. Hypnea muscaeformis 103. Hypogaeen 372, 376. Hysteramjiuvi 375. — clathroides 375. — Ourdneri 376. — siculum 375. iflnm adhaerens 107. latropheen 495 liiipatiens 405, 406. — Mariannae 402. — parviflora 200. linplicaria reticulata 103. Ipomoea leptophylla 315. — purpurea 345. Iridaceae 347. y^/s Maackii 156. hanthus caeruleus 346. Jsoetacecn 440. isoeto 438, 439, 441, 442, (37). Juglans 496. Juglandaceen 496. Juliania 496, 497. ■Julianiaceen 496. Juncaceae 348. Juncus effusus 348. Juniperus virginiana 347. Kartoffelknollen 362. Kickxia elastica 580. Kolbenhirse 245. Krigia virginica 345. Labiatae 346. Laburnum 411, 451. — alpinum 411. Laburnum-,, Varietät" 411. — vulgare 410, 451. — — chrysop/iylluin 410, 411. — — /b/t's aureis 411. Lactoris 496. Lacistemaceen 496. Lnstrea pseudomas polydactyla (18j. Latkraea spuamaria (36\ Lathyrus pratensis 252. Laurentia concinna 104. Leguminosae 165, 166, 343. Leitner a 496, 497. Leitneraceen 496. Lenina (35). Lemna minor 155. — polyrrhiza 156. — trisulca 155. Le/nnr/cecH (34, (35,\ (36), (89), (39). Lens csculenta 251, 252, 254. Lepidium intermedium 342. Lepidophyten 438, 440, 441. Leptothrix 504. Leptouroniyces 252. Levkoyen 443, 447. Liagora Clieyneana 102. — /■rö',9t7j,- 102, — Orientalis 102. — viscida 102. Ligustrum 410, 412, 451. — vulgare 410. — — /b/. ««reo variegatis 410. Liliaceae 347. Linaceae 343. Linrfe 200. Linum sulcatum 343. Lithospermum angustifolium 345. — hirtum 345. Loasaceae 344. Lobelia inflata 345. Lobeliaceae 345. Lolium perenne 245 Lonicera etrusca 294. Loranthaceen 497. Loranthus 583. — europaeus 583. Lorbeer 484. Lwp<«Ms 245, 349, 350, 356, (39). — a/6«s 32, 214. — angustifolius 213, 473. — /uteMS 213 - 215, 245. Lycoperdon giganteum 348. Lycopodiales 440. Verzeichnis der Pflanzennameu. (67) Lycopodium (36), (39). — annotiiiuin (3G\ — clavatum 36). Lijgeuin Spartum 245. Lysimachia vulgaris (45) Magnoliaceen 496, 497. Mais 245, 480, 481. Malvaceae 343. Maloaslrum coccineum 343. Manviiillaria missnuriensis 344 — vivipara 344. Mangifera indica 579. Marcliantia polymorpha (47). Marchantiaceae 455, 456, 458. Marchantioideae-Compositae 455, 458, 462. Martia 16.5, 1(56. — mexicana 168, 174. — physalodes 165, 166. Martins! a 166. Martiusia 16(j. Mastopitora inacrocarpa 105, 107. Mathiola glabra 220, — incana 22ll. Matricaria Chamomilla 2(>7. Medicngo saliva 2öö. Mentha canadensis 346 Mentzelia nada 344. — ornata 344. Meseinbryanthemum 203. Mesocarpnceen 499. Mespilus 570. — Asnieresii 574. — Dardari 574. Mierocoleus 240. Microuromyces 252. Mirabilis 376. Mirabilisbastarde 220. Mirabilis Jalapa 377. — Jalapa X longiflora 377. — Jalapa X tubiflora 376. — longiflora 377. Monarda punctata 346. Monilia 368. — fructigena (56). Moniliopsis Aderholdi (51). Monospora cuspidata 484 Mougeotia 527, 528. ÜMcoT- 255, 256. — corymhifer 514. — pusillus 510, 514. i^i«cor racemosus 245, 255, 256, 258, 260, 263 - 266. — spinosus 258 — 266. Mucoraceen 255. Mucorineen 510, 514. Mycosphaerella cerasella (.j5). %r(ca 496, 497. Myriceen 496. Myrmecocystis 373. Myrothainnus 496. iUi/r^e 484. Myxomyceten (26). Naegelia amahilis 584, 585. Najas major 156. Nectria dilissima (55). Neger hirse 245. Negundo aceroides 343. Nelunibo speciosuin 155. Neocracca 175. Nepeta cataria 346. Nephrodiuin molle (18). Neurocarpum 166, 169. — cajanifolium 170. — ellipticum 165. Neuryinenia fraxinifolia 104. Nicotiana 275. — affinis 133, 137. — macrophylla 583. — rustica 137. — Tabacum 133, 137, 275, 583. A'/^e//a 270, 272, 273. — damaacena 272, 275. — sativa 270, 272. Nitzschia 248, 249. — dissipata var. medica 248. — siymoidea 241. Nothoscordum striatum 347. Notochlaena 85. — Eckloniana 85. — flavens 86. — n/uea 85. Nuphar luteum 109. — pumilum 156. Nymphaea 1.54 — a//!47. Verzeichnis der Pllanzcnnainen. (69) Fopulus monilifera 317. Portulaceae 342. Porlulaca pilosa 342. — tetusn 342. Putamogeton (36), (^39). — crispus 15G. — lucens lOD. — natans lU!), 15G, 206, 208. — pectinatus 109. Potentilla 378. — ruhens 378, 379. — Tahernaeinontani 378, 379. — — X rubens 37G. 378. Preissia commiilata 461. Primula ohconica 554, 556, 567. — sinensis 554. Prionitis elata 104. Prusopis 480, 481. — siliquastruiii 481. Protococcus pluüiahs 320. Protabera 375 P/-unws 309, 310, 343. — avium 309, 314. — Cerösus 30;5, 305, 308, 314, 315. — chicasa 313. — domcstica 314. — Malialeb 314 — PcT-s/ca 313, 314. — rosehudii 343. — vir(jiniana 344. Psalliota campestris 179, 188. Pseudobahamia 374. — Setchelli 374. Pneudohydnolria 375. — Uarknessi 375. Pseudoyenea 373. — californica 372, 373. — Valliiuinhrosae 372. Psoraka argopliyka 313. — esculenta 343. — ienuiflora 343. P\'.\. — toxitodtndron 348 — trilobata 343 Ät/^es aureum 143, 344. — floridain 344. — oxygacantlioides 344. Roggen 245. ßosa arkansana 344. — hinnilis 314. — rubiginos 402, 403, 405. — minus 403. r/-«//e/ 242. Trypanosoma 25, 26. Tuber 374 Tuberineen 374. Turbinaria ornata 102. Typha latifoUa 156, 348. Typtiaceae 348. C/"/»««« 496. — americana 347. — /"«/üa 347. Ulotrichaceeii 499. Ulothrix 501. C/'/ca dichotoma 102. — Lnctuca 100. U mbelliferae 345, (46). Uredineen 251, 340, 589 (18;, (26). üromyces 250—254, 840. — Astragali 340. — Euphorbiae Astragali 340. — — corniculatae 251. — Fabae 254. — Pisc/ieri Eduardi 340. — Heimerlianus 253—255. — Jordianus 252 - 255, 340. — P/st 252-254, 340. — str intus 251, 255. — F/c/ae Craccae 251, 252, 254. Urtlcaceae 347. Urticalen 496, 497. üstilago Jensenii 245. Vaccinium priscum 155. Vaginariee 501. V alerianaceae (46). Valonia confervoides 101. • — favulosa 101. — utricularis forma aegagropila 101. Fa/sa oxystoma (39). Vaucheria 501. Fen^wria (51). — chlorospora (54). — — /". ma/t (54). — crataegi (55). — ditricha (54). (72) Verzeichnis der Pflanzennamen. Venturia inaequalis (42). Veratrum 275. Verbena bracteosa 346. — hastata 34G. Verbenaceae 346. Veronica 464, 467, 469. — austriaca 467. — ayrestis 464, 469, 470. — — forma ylabreacens 465. — — var. rosea 465. — — forma typica 465, bastarde 220. — Buxbaumü 467. — opaca 464, 465. — — forma pluricarpellata 469. — pereyrina 583. — po//te 464, 465, 467, 469, 470. var. caerulea 465. — Teuer i um 4(i7. — Tournefurtii 464, 465, 467. — — var. hrachypoda 465. — — forma penlasepala 469. Vicia 175, 254. — Cracca 251 - 255, 340. — Faba 51—54, 188, 247, 350, 352-356, 358, 477, 478, 507. mndsor 350, 358. — Idrsuta 252—255. ~ sativa 245 — tenuifolia 250—252, 254. Vicieen 250. Victoria cruziana 154. — reyia-löi. Viola cucullata 342. — delpldnifolia 342. — rotundifolia 342, — sayittala 342. Violaceae 312. Viscum 583 — album 583. Vitaceae 343. T7/«.s 569. — aestivalis 343. — -bastarde 220. FoZüoa; 229. „H'aian" 286. Wasseralyen 528. W'ei2m 243 - 245, 509. Witsnerella javanica 463. fFo//yAa ^35). — microscopica (39 j. Wurdemannia setacea 103. Xaiithium strumarium 345. 3'«cca anyustifolia 347. Zaniedeschia aethiopica 245. Zea Ji«(s 220, 245, 527. — ..lia^s peruviana 480. Zuckerrohr 383 Mitgliederliste. (Abgeschlossen am 20. Februar 1908. Ehrenmitglieder. Bornet, Dr. E., Mitglied des Institut de France in Paris, Quai de la Tournelle 27. Erwählt am 17. September 1884. Bower, F. 0., Professor der Botanik an der Universität in Glasgow, 1. llillhead, St. Johns Terrace. Erwählt am 12. September 1907. Famintzin, A., emer. Professor der Botanik, Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. Erwählt am 1. Dezember 1903. Fries, Dr. Th. M., emer. Professor der Botanik an der Universität in Uppsala. Erwählt am 12. September 1907. Hansen, Dr. Emil Christian, Professor und Direktor der physiologischen Abteilung des Carlsberg Laboratoriums in Kopenhagen. Erwählt am 24. September 1901. Hooker, Sir Jos., in The Camp, Sunningdale, Berkshire. Erwählt am 17. September 1883. Nathorst, Dr. Alfred G., Professor und Direktor des phytopaläonto- logischen Museums, Mitglied der kgl. schwed. Akademie der Wissenschaften, in Stockholm. Erwählt am 12. September 1907. Nawashin, Dr. S., Professor der Botanik in Kiew. Erwählt am 12. Sep- tember 1907. Prain, Dr. David, Direktor der botanischen Gärten in Kew bei London. Erwwählt am 12. September 1907. Thaxter, Dr. Roland, Professor der Botanik an der Harvard-Universität in Cambridge, Mass. (Vereinigte Staaten), 7 Scott Str. Erwählt am 12. September 1907. Van Tieghem, Ph., Professor der Botanik, Mitglied des Institut de France in Paris, 16 rue Vauquelin. Erwählt am 12. September 1907. Treub, Dr. Melchior, Direktor des botanischen Gartens in Buitenzorg (Java). Erwählt am 24. September 1891. de Vries, Dr. Hugo, Professor der Botanik an der Universität in Amsterdam, Parklaan 9. Erwählt am 24. September 1891. ('J^') Mitgliederliste. Warming, Dr. Eugen, Professor der Botanik und Direktor des bo- tanischen Museums, Mitglied der könig]. Akademie der Wissen- schaften in Kopenhagen. Erwählt am 24. September 1891. Winogradsky, Dr. Sergius, Kaiserl. Institut für experimentelle Medizin in St. Petersburg. Erwählt am 12. September 1907. Korrespondierende Mitglieder. Balfour, J. Bailey, Professor der Botanik an der Universität in Edinburg. Beccarl, Odoardo, vordem Direktor des botanischen Gartens und botan. Museums in Florenz, z. Z. in Baudino bei Florenz, Yilla Beccari. Beijerinck, Dr. M. W., Professor am Polytechnikum in Delfl (Holland). Bonnier, Dr. Gaston, Mitglied des Institut de France, Professor der Botanik an der Universität in Paris. Briquet, Dr. John, Direktor des botanischen Gartens in Genf. Brotherus, Dr. Viktor Ferdinand, Professor in Helsingfors. de Candolle, Casimir, in Genf. Cavara, Dr. Fr., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Neapel. Chodat, Dr. Robert, Professor der Botanik an der Universität in Genf. Christ, Dr. Hermann, Oberlandesgerichtsrat in Basel, St. Jacobstr. 9. Darwin, Francis, M. B., F. E. S., F. L. S., in Cambridge (England), 13 Madingley Read. EIfvIng, Dr. Fredrik, Professor an der Universität und Direktor des Botanischen Gartens in Helsingfors. Farlow, Dr. W. G., Professor der Botanik an der Universität Cambridge, Mass. (Vereinigte Staaten). Flahault, Dr. Charles, Professor an der Universität, Direktor des Botanischen Instituts in Montpellier. Guignard, Dr. Leon, Professor der Botanik an der Ecole superieure de pharmacie, Mitglied des Institut de France, in Paris, 1 rue des Feuillantines. Harper, R. A., Professor an der Universität in IVIadison Wis. (IJ. S. A ). Hemsley, W. B., F. P S., F. L. S. in Kew bei London. Henriques, Dr. J. A., Professor der Botanik und Direktor des bo- tanischen Gartens in Coimbra (Portugal). Ikeno, Dr. S , Professor an der Universität in Tokio. Johannssen, Dr. W., Professor der Pflanzephysiologie an der Universität in Kopenhagen. King, Sir George, vordem Direktor des botanischen Gartens in Calcutta, in London. Mitgliederliste. (75) V. Lagerheim, Dr. G., Professor an der Universität, Direktor des Botanischen Instituts in Stockholm. Massart, Dr. J„ Professor an der Universität in Brüssel. Matsumura, Dr. J., Professor an der Universität, Direktor des Bota- nischen Gartens in Tokio. IVliyoshi, Dr. Manabu, Professor an der Universität in Tokio. Oliver. Daniel. Professor der Botanik, Mitglied der Royal Society, in Kew bei London. Palladin, Dr. Wl. J., Professor an der Universität in St, Petersburg. Penzig, Dr. Otto, Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Genua. Ridley, H. N., M. A., Direktor des Botanischen Gartens in Singapore. Robinson, Dr. B. L., Professor au der Universität und Kurator des Gray-Herbariums in Cambridge Mass. Rothert, Dr. Wl., Professor an der Universität in Odessa, Saccardo, Dr. P. A.. Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Padua. Stapf, Dr. Otto, Principal Assistant am Herbarium in Kew bei London. Trelease, William, Professor an der Universität, Direktor des Missouri Botanischen Gartens in St. Louis. de Wildeman, Dr. Em.. Professor in Brüssel. Wille, Dr. J. N. F., Professor an der Universität, Direktor des Bota- nischen Gartens in Kristiania. Willis, John Chr., M. A. Direktor des Botanischen Garten in Paradeniya (Ceylon). Wittrock, Dr. V. B.. Professor der Botanik und Direktor des botanischen Museums, Mits^lied der köniol. Akademie der Wissenschaften in Stockholm. Mitglieder'). Abromeit, Dr. Johannes, Privatdozent der Botanik an der Universität, Assistent am botan. Garten in Königsberg i. Pr., Tragheimer Kirchen- strasse 30. Allen. Dr. Charles E., Assistant Professor of Botany in the University of Wisconsin in Madison Wis., (U. S. A.), 810 St. Johns street. Ambronn, Dr. H., Professor an der Universität und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der optischen Werkstätte von CARL ZeiSS in Jena, Engelstr. 18. 1) Die ausserordentlichen Mitglieder sind mit einem * bezeichnet. (76) Mitgliederliste. Anderson, Dr. Alexander P., Railway Exchange Building, American Cereal Co., in Chicago, IlL, (U. S. A.). Andree. Ad., Apotliekenbesitzer in Hannover, Scliiffgraben 36. Anisits, Daniel, Professor an der Nationaluniversität in Asuncion (Para- guay), z. Z. in Budapest, Narosmajorutiena 40. Appel, Dr. Otto, Regierungsrat Biologische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem-Steglitz bei Berlin, Königin Luise-Str. Arcangeli. Dr. 6iov., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Pisa. Areschoug, Dr. F. W. C, ehemaliger Professor der Botanik an der Universität Lund, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Stockholm, in Lund (Schweden). Arnim-Schlagenthin, Graf von, auf Nassenheide in Pommern, Station der Kleinbahn Stoeven-Stolzenburg. Arnoldi, Dr. Wladimir, Professor der Botanik an der Universität in Charkow, Botanischer Uuiversitätsgarten, Klotschkowskaja 52. Ascherson, Dr. Paul, Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik an. der Universität in Berlin W., Bülowstr. 50, pt. Baccarini, Dr. Pasquale, Professor und Direktor des Botanischen Gartens in Florenz, Reale Orto botanico, Yia Lamarmora Nr. 6'''^ Bachmann, Dr. E., Professor, Konrektor am Realgymnasium in Plauen im Yoigtlande, Leissnerstr. ] . Bachmann, Dr. Hans, Professor in Luzern. Ball, Dr. 0. Melville, Professor in charge, Botanist to the Department of Botauy and Mycology, in College Station, Texas (U. S. A.). Bally, Dr. Walter in München, botanisches Institut der Universisät. Baesecke, P., Apotheker in Marburg a. d. Lahn, Am Rudolfsplatz 3. Barnewitz, A., Professor am A'ON SALDERN'schen Realgymnasium in Brandenburg a. H., Havelstr. 14, II. Bartke, R., Prof., Oberlehrer an der städtischen Realschule in Cottbus^. Turnstrasse 7, pt. Baur, Dr. Erwin, Privatdozent für Botanik, Assistent am botanischen Institut der Universität in Berlin NW., Dorotheeustr. 5. Beck, Dr. Günther, Ritter von Mannagetta, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens der deutschen Universität, in Prag II, Weinberggasse 1965. Becker, H., Dr. med. in Grahamstown (Südafrika), Die Duveneck. Beckmann, Dr. Paul, Assistent am ])finnzenphysiologischen Institut der Kgl. Gärtner-Lehranstalt in Dahlem-Steglitz bei Berlin, Miquel- strasse 6, III. Behrens, Dr. Joh., Professor, Direktor der Kaiserl. biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem-Steglitz bei Berlin. Mitsrliederliste. "■o (77) Belajeff, Dr. W., Kurator der Volksaufklärung in Warschau, Krakauer Vorstadt 28 (Russland). ßenecke, Dr. W., Professor der Botanik an der Univertät in Kiel, Bartelsallee 7. Berthold, Dr. G,, Professor der Botanik und Direktor des pflanzen- physiologischen Institutes in Göttingen. Bessey, Dr. Ernst A., B. Sc, M. A., Pathologist in charge, in Miami (Florida), Subtropical Laboratorj. * Beyer, R., Professor, Oberlehrer in Berlin 0., Eaupachstr. 13, I. Bitter, Dr. Georg, Direktor des botanischen Gartens in Bremen. Blasius, Dr. Wilhelm, Geh. Hofrat, Professor und Direktor des bota- nischen Gartens und des naturhistorischen Museums in Braunschweig, Gaussstr. 17. Blumentritt, Fritz, Gymnasialprofessor in Budweis. Bode, Dr., Assistent am Institut für Gäruugsgewerbe in Berlin N., Seestr. 61. Boergesen, Fr., Dr. pliil., Bibliothekar am botanischen Museum in Kopenhagen, östbanegade 7. Bohlin, Dr. Knut, Lektor, Privatdozent der Botanik an der Universität, in Stockholm, Asögatan 81. Boresch, Karl, Denionstrator am pflanzenphysiologischen Institut der Deutschen Universität in Prag III, Brückengasse 55. Borzl, A., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens und des pflanzenphysiologischen Instituts der Universität in Palermo. Brand, Dr. Friedrich, in München, Liebigstr. 3. Brandes, W., Apotheker in Hannover, Prinzensti-. 12 a. Braungart, Dr. R., Professor in München, Fürstenstr. 18, I. Brendel, R., Fabrikant botanischer Modelle in Grunewald bei Berlin, Bismarck-Allee 37. Brick, Dr. C, Assistent am Botanischen Museum, Leiter der Station für Pflanzenschutz in Hamburg V, St. Georgskirchhof 6, I. Briosi, Dr. Giovanni, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Laboratorio crittogamico in Pavia. (Italien.) Brück, Dr. Werner, Privatdozent in Giessen, Roonstr. 201. Brunn, Julius, Dr. phil, in Sonderburg, Kirchenallee 9. Brunnthaler, Josef, in Wien IV. 2, Johann-Straussgasse IL Bruns, Dr. E., Apothekenbesitzer in Barmen-Wichlinghausen. Bubäk, Dr. Franz, Professor der Botanik und der Pflanzenkrankheiten an der landwirtschaftlichen Akademie in Täbor (Böhmen). Bücher, Dr. Hermann, Versuchsanstalt für Landeskultur in Victoria (Kamerun). Bucherer, Dr. Emil, in Basel, Jurastr. 54. Ber. der deutschen bot. GeseUsch. XXV. (Q\ /"jrg> Mitgliederliste. Buchwald. Dr. Johannes, Abteilimgsvoisteher an der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung in Berlin W., Würzburger Strasse 14. Buder, Dr. Johannes, in Charlottenburg, Giesebrechtstr, 17. Burchard, Dr. 0., Vorstand der agrikulturbotanischen Versuchsstation und Samenprüfungsanstalt in Hamburg, 24., Immenberg 15 B. Burgerstein, Dr. Alfred, ausserordentliclier Professor der Botanik an der Universität in Wien II, Taborstr. 75. Buscalioni, Dr. Luigi, Professor der Botanik und Direktor des Bo- tanischen Gartens in Catania (Sicilien). BUsgen, Dr. M., Professor der Botanik an der Forstakademie in Hann. Münden, Bismarckstr. 606a. Busse, Dr. Walter, Regierungsrat, Privatdozeut der Botanik an der Universität Berlin, in Friedenau bei Berlin, Kaiser-Allee 65. Campbell, Dr. Douglas H., Professor der Botanik an der Leland Stan- ford Junior University in Palo Alto, Kalifornien (U. S. A.). Cavara, Dr. Fridiano, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Neapel, Reale Orto botanico. Cavet, Dr. Louis, Königlicher Garteninspektor in Wiesbaden, Parkstr. 42. Celakovsky, Dr. Ladislav, honor. Dozent der Botanik an der böhmischen technischen Hochschule in Prag, Kgl. Weinberge, Puchmajuva ulice 1319. Chamberlain, Dr. Charles, Associate in Botany, in Chicago, HL, (ü. S. A.), University. Chodat, Dr., Professor der Botanik an der Universität in Genf. Christensen, Carl, mag. scient. in Kopenhagen. Claussen, Dr. Peter, Privatdozent in Berlin NW. 7, Dorotheeustr. 5, I. Colling, Dr. J. F., in Bonn, Weberstr. 26, I. Conwentz, Dr. H., Professor, Direktor des Westpreussischen Provinzial- Museums, Staats-Unterkommissar für Naturdenkmalpflege in Danzig. Correns, Dr. Carl E., Professor der Botanik in Leipzig, Talstr. 6, III. Cuboni, Dr., Professor, Direktor der Stazione di Patologia vegetele in Rom, V. S. Susanna. Czapek, Dr. Friedrich, Professor der Botanik an der Universität in Czernowitz (Österreich), Botanisches Institut der Universität. *Dalla Torre, Dr. von, Professor an der Universität in Innsbruck, Claudiastr. 6, IL Dalmer, Dr. Moritz, Gymnasialoberlehrer in Tannenfeld bei Möbdenitz (Sachsen-Altenburg). Damm, Dr. Otto, ordentlicher Lehrer an der höheren Mädchenschule in Charlottenburg 5, Windscheidstr. 34. Mitgliederliste. (79) Darbishire, Dr. 0. V., in Manchester (England), Owens College. Davis, Dr. Bradley Moore, in Cambridge, Mass. (U. S. A.) 17 Feiton Hall. Dennert, Dr. E., in Godesberg a. Rhein, Detmer, Dr. W., Professor der Botanik an der Universität in Jena, Gartenstr. '2. Derschau, Dr. Max von, in Auerbach an der Bergstrasse (Hessen). Diels, Dr. L, Professor, Privatdozent der Botanik; z. Zt. in Marburg i. Hessen. *Dietel, Dr. P., Oberlehrer in Zwickau, Carolastr. 19. Dingler, Dr. Hermann, Professor der Botanik an der forstlichen Hoch- schule in Aschaffenburg (Bayern). Dohrn, Dr. A., Geheimer Regierungsrat, Professor und Direktor der zoologischen Station in Neapel. Drude, Dr. Oskar, Geh. Hofrat, Professor der Botanik au der Techni- schen Hochschule und Direktor des botanischen Gartens in Dresden, Botanischer Garten. Duggar, Dr. M. Benjamin, Professor der Pflanzeuphysiologie an der Cornell-Universität in Ithaca, Xew York (U. S. A.). Düsen, Dr. P., in Berg bei Yreta Kloster, Östergotland in Schweden. Eberdt, Dr. Oskar, Kustos und Bibliotheksvorstand an der Geologischen Landesanstalt zu Berlin, Grunewald bei Berlin, Lynarstr. 10. * Ebermayer, Dr. E., Geh. Hofrat, Professor in München. Engler, Dr. A., Geheimer Oberregierungsrat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens und Museums, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, in Dahlem-Steglitz bei Berlin, Neuer botanischer Garten, Altensteinstr. 4. Engler, Victor, cand. rer. nat. in Breslau, Botan. Garten. Ernst, Dr. Alfred, Professor der Botanik und Direktor des botanisch- physiologischen Laboratoriums der Universität in Zürich, IV, Huttenstrasse 9. Escombe, Fergusson, in Shawford, Winchester, England. Esser, P. HJ. (S. V. D.), Lehrer der Anatomie und Physiologie der Pflanzen in St. Gabriel bei Mödling-Wien. Esser, Dr. P., Direktor des Botanischen Gartens in Cöln. Ewert, Dr., Lehrer der Botanik und Leiter der botanischen Abteilung der Versuchsstation des pomologischen Instituts in Proskau (Ober- schlesien). Faber, Dr. F. C. von, Hilfsarbeiter an der Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem-Steglitz, Wilmersdorf bei Berlin, Kaiserallee 171. Falkenberg, Dr. Paul, Professor der Botanik und Direktor des botan. Gartens in Rostock. (6*) (g(y) Mitgliederliste. Farlow, Dr. W. G., Professor der Botanik an der Universität Cambrigde Mass. (U. S. A.) Farmer, J. B., M. A., Professor der Botanik in London W., Claremont House, Wimbledon Common. Fedde, Dr. Friedrich, Oberlehrer in Wilmersdorf bei Berlin, Weimarsche Strasse 3. Fedtschenko, Boris von, Oberbotaniker am botanischen Garten in St. Petersburg. Figdor, Dr. W., Privatdozent an der Universität in Wien HI, Beatrix- D-asse 27. Fischer, Dr. Alfred, Professor der Botanik in Basel, Botanischer Garten. Fischer, Dr. Ed., Professor der Botanik in Bern, Rabbenthalstr. 79. Fischer, Dr. Hugo, Privatdozent der Botanik, Vorsteher der bakterio- logischen Abteilung an der agrikultur-chemischen Versuchsstation in Berlin, in Charlottenburg, Marchstr. 15. Fischer von Waldheim, Dr. Alexander, kais. russischer Geheimer Rat, Exzellenz, emerit. ordentl. Professor der Botanik, Direktor des kaiserlichen botanischen Gartens in St. Petersburg. Fitting, Dr. Hans, Privatdozent und Assistent am botanischen Institut in Tübingen, Lisztstrasse 14, IE. Flahault, Dr. Charles, Professeur de l'Universite, Directeur de l'Institut de Botanique in Montpellier. Pocke, Dr. W. 0., Medizinalrat in Bremen, Beim Steinernen Kreuz 5. Forti, Dr Achille, in Verona, Via S. Eufeniia. Foslie, M., Direktor der botanischen Abteiljing des Museums in Trondhjem in Norwegen. Fries, Dr. Rob. E., Privatdozont an der Universiät in Uppsala. Fritsch, Dr. Karl, Professor der Botanik und Vorstand des botanischen Laboratoriums an der Universität in Graz (Steiermark), Alberstr. 19. Fritsch, Dr. E. F., Assistant Professor der Botanik an der Universität London (University College) in London NW., Prout Grove, Neasden. Fuchs, Dr. Coelestin Anton, Professor, Pater am Gymnasium in Komotau (Böhmen). Fünfstück, Dr. Moritz, Professor der Botanik an der Technischen Hoch- schule in Stuttgart, Ameisenbergstr. 7. Furlani, Dr. Hans, Gymnasiallehrer in Nikolsburg. Fürnrohr, Dr. Heinrich, Hofrat, Vorstand der botanischen Gesellschaft in Regensburg. Fujii, Dr K., Professor der Botanik in Tokio, Botanisches Institut der Universität. Botanischer Garten. Fynn, Dr. Enrique, Professor der Chemie an der Universität und Direktor der landwirtschaftlichen Abteilung des argentinischen Ministeriums in Buenos Aires, Grauja Bianca, Cangaelo 3270/80 y Laprida. Mitgliederliste. (81) Gaidukov, N., z. Z. in Jena, Jahnstr. 14, 1. Gardiner, Walter, M. A., Cliaue College in Cambridge (England), St. Andrews, Hill Road. Gassner, Dr. Gustav. Professor der Botanik an der Facultad de Agronomia, Montevideo-Sayago, Uruguay. Gatin, Dr. C. L, Preparateur de botanique ä la Sorbonne in Fontenay aux Roses (Seine), rue La Boissiere 15. *Geheeb, A., in Freiburg i. Br., Dreikönigstr. 20. Geisenheyner, L, Gymnasialoberlehrer in Kreuznach. Gibson, Dr. R. J. Harvey, Professor der Botanik in Liverpool, Botanisches Institut, üuiversitv College. Giesenhagen, Dr. Karl, Professor d. Botanik, in München, Yeterinärstr. 6. Giessler, Dr. Rudolf, Kustos am botan. Institut in Leipzig, Sidonienstr. 19. Gilg, Dr. Ernst, Professor der Botanik an der Universität, Kustos am botan. Museum, in Steglitz bei Berlin, Arndtstr. 34. Gjurasin, Dr. Stjepan, Prof. a. Mädchenlyceum i. Agram (Croatien). Zagreh. Glück, Dr. Hugo, Professor der Botanik in Heidelberg, Brückenstr. 18, 1. Gobi, Dr. Chr., Exzellenz, Professor der Botanik an der Universität in St. Petersburg, Wassilii Ostrow, 9. Linie, 46, Qu. 34. Goebel, Dr. K., Geh. Hof rat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens, sowie des pflanzenphysiologischen Institutes in München, Luisenstr. 27, IL Goethart, Dr. J. W. Chr., Konservator am Reichsherbarium in Leiden (Niederlande), Rijn-Schickade 78. Goodale, Dr. George Lincoln, Professor der Botanik au der Harvard- Universität in Cambridge, Mass. (U. S. A.). Graebner, Dr. P., Kustos am botanischen Garten in Dahlem, in Gross- Lichterfelde-West bei Berlin, Yictoriastr. 8. Gräfe, Dr. Victor, Dozeut der Botanik an der Universität iu Wien, VIII, Hamerlingplatz 9. Gran, Dr. H., Professor der Botanik an der Universität in Christiania, Botanisches Institut. Grosser, Dr. Wilhelm, Direktor der agrikulturbotanischen Versuchs- station in Breslau X, Matthiasplatz 1. Grüss, Dr. J,, Professor, Oberlehrer, in Friedrichshagen bei Berlin, Königstr. 5. Gurke, Dr. M., Professor, Kustos am botan. Museum, Herausgeber der Monatsschrift für Kakteenkunde, in Steglitz bei Berlin, Rothen- bm-gstr. 30, H. Gürtler, Dr. Friedrich, in Fraustadt, Provinz Posen. Guttenberg, Dr. Hermann Ritter von, Privatdozent an der K. K. Hoch- schule für Bodenkultur in Wien II, K. K. Samenkontrollstation (Landw. bot. Vers. -Anstalt), Lagerhausgasse. Gutzeit, Dr. E., Professor in Königsberg i. Pr. (^2") Mitgliederliste. Haacke, Dr. Otto, Kealgymnasialoberlehrer in Plauen i. V., Streits Berg. Haberlandt, Dr. G., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Graz, Elisabethstr. 18. Hallier, Dr. Hans, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an den Botanischen Staatsinstituten, Hamburg, 36. Hämmerle, Dr. J,, Oberlehrer an der höheren Staatsschule in Döse bei Cuxhaven, Strichweg 29b. Hanausek, Dr. T. F., Professor, Gymnasialdirektor in Krems an der Donau. Hannig, Dr. E., Prof. der Botanik, Assistent am botanischen Institut der Universität in Strassburg i. Eis., Botanisches Institut. Hanser\> Dr. Adolf, Geh. Hofrat, Professor der Botanik, Direktor des botanischen Gartens in Giessen. Harms, Dr. H., Professor, wissenschaftlicher Beamter der königlichen Akademie der Wissenschaften, in Friedenau bei Berlin, Ring- strasse 44. Harper, R. A., Professor an der Universität in Madison, Wis. (U. S. A.), 423 N. Carroll Street. Hartwich, Dr. C, Professor der Pharmakognosie am Polytechnikum in Zürich. Haupt, Dr. Hugo, in Bautzen, Georgstr. 13. Hausrath, Dr. Hans, Professor an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, Kaiserstr. 12. Hecke, Dr. Ludwig, Professor an der Hochschule für Bodenkultur in Wien XIX, Hochschulstr. 17. Heering, Dr. W., in Altona, Waterloostr. 14, I. Hegi, Dr. Gustav, Privatdozent der Botanik an der Universität, Kustos am Botanischen Garten in München. Heiden, Dr. H., in Rostock, Prinz Friedrich Karlstr. 2. Heimann, Emmy, in Braunschweig, Wolfenbüttelerstr. 9. Heinricher, Dr. E., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens der Universität in Innsbruck. Heinsius, Dr. H. W., in Amsterdam, Yondelkerkstraat 10. Hering, Dr. Georg, Lehrer an der Oberrealschule in Chemnitz. Herpell, Gustav, in St. Goar. Herrmann, E., König!. Regierungs- und Forstrat in Langfuhr bei Danzig, Kastanienweg 8. Hesse, Dr. Rud., Direktor der landwirtschaftlichen Winterschule in Marburg i. H., Barfüsserthor 26. Hesselmann, Dr. H., Dozent an der Universität in Stockholm, Högskola. Heukels, H., Lehrer an der Realschule in Amsterdam, Weesperzijde 81. Heydrich, F., Rentner in Wiesbaden, Lortzingstr. 4. Hieronymus, Dr. Georg, Professor, Kustos am botanischen Museum zu Dahlem, in Steglitz, Grunewaldstr. 27. Mitgliederliste. (83) Hildebrand, Dr. F., Geh. Hofrat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Freiburg in Baden. Hiilmann, Dr. P., Vorstand der Saatzuehtabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Berlin SW. 11, Dessauer Strasse 14. Miltner, Dr., Regierungsrat, Direktor der agrikulturbotanischeu Yer- suchsanstalt München -Schwabing, Osterwaidstrasse. 9. Hinneberg, Dr. P., in Altona-Ottensen, Flottbeker Chaussee 29. Hinze, Dr. G., in Zerbst, Markt 15. Hobein, Dr. M., Chemiker in München, Gabelsbergerstr. 76 a. Hock, Dr. Fernando, Professor am Realgymnasium in Perleberg, Pritz- walker Strasse 22. * Hoffmann, Dr. Ferd., Prof., Oberlehrer in Charlottenburg, Spandauer Str. 6. Hoffmeister, Dr. Camill, Leiter der Versuchsstation für Flachsindustrie in Trautenau. Höhnel, Dr. Fr., Ritter von, Professor an der technischen Hochschule in Wien, IV, Karlsplatz 13. Höstermann, Dr. G., Yorst. d. pflanzenphysiologischen Abteilung und Lehrer an der K. Gärtner Lehranstalt in Dahlem-Steglitz bei Berlin. Holtermann, Dr. Carl, Professor, Privatdozent der Botanik in Berlin NW., Dorotheenstr. 5. *Horn, Paul, Apotheker in Waren (Mecklenburg). Hunger, Dr. F. W. T., Direktor der Algemeen Proefstation, Jalatiga (Java). Iltis, Dr. Hugo, in Brunn, Franz Josephstr. 30. Jaap, 0., Lehrer in Hamburg, 25, Burgstr. 52. Jahn, Dr. Eduard, Oberlehrer in Charlottenburg 5, Witzlebenstr. 40. Japp, R. H., Professor am University College of Wales in Aberystwyth (England). Jensen, Hjalmar, in Buitenzorg auf Java, 's Lands Planteutuin. Johannsen, Dr. W., Professor der Pflanzenphysiologie au der Universität in Kopenhagen, Botanischer Garten. ohnson, Dr. T., F. L. S., Professor der Botanik am Royal College of Science und Kustos der botanischen Sammlungen des l!sational- museums in Dublin. Jongmans, Dr. Wilhelm, in Leiden (Holland), Breetstraat 137. BotaniscTies Institut. Jönsson, Dr. Bengt, Professor der Botanik und Direktor des morpho- logisch-biologischen Museums in Lund (Schweden). Jost, Dr. Ludwig, Professor der Botanik in Bonn, HohenzoUerustr. 33 Issatschenko, Boris, Privatdozent der Botanik an der Universität, Vorsteher der Samenprüfungsstation in St. Petersburg, Kaiserl. Botanischer Garten. (S4) Mitgliederliste. *lstvänffi, Dr. Gyula von (Schaarschmid, J.), Direktor der ungarischen ampelologischen Centralanstalt, in Budapest II, Törökvesz, Debröi lit 13. Junk, W., in Charlottenburg, Kurfürstendamm 201. Iwanowski, Dr. Dimitri, Professor der Pflanzenphysiologie an der Uni- versität in Warschau. Kabät, Jos. Em., emeritierter Zuckerfabrikdirektor in Turnau 544 (Böhmen). Kamerling, Dr. Z., in Weltevreden bei Batavia (Java). Kambersky, Dr. 0., Vorstand der landwirtschaftlichen Versuchs- und Samenkontrollstation in Troppau. Karsten, Dr. George, Professor der Botanik an der Universität in Bonn, Arndtstr. 20. Katitsh, Dr. Danilo, Professor, Gymnasialoberlehrer in Belgrad (Serbien). Kegel, Dr. Werner, in Bremen, Mendestr. 22. Keller, Dr. Robert, Kektor in WInterthur, Trollstr. 32. Kienitz-Gerloff, Dr. F., Professor in Weilburg, Keg.-Bez. Wiesbaden. Kirchner, Dr. 0., Professor der Botanik an der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim bei Stutto-art. Klebahn. Dr. H., Professor, in Hamburg 30, Hoheluftchaussee 124. Klebs, Dr. Georg, Geh. Hofrat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Heidelberg. ) i n, Dr. Edmund, Professor in Luxemburg, Äusserer Ring 20. Klein, Dr. Jul., Professor am Josephs-Polytechnikum in Budapest. Klein, Dr. Ludwig, Geh. Hofrat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens an der Technischen Hochschule in Karlsruhe in Baden, Kaiserstr. 2 (Botanisches Institut). Klemm, Dr. P., in Gautzsch bei Leipzig, Bauverein. Klemt, Dr. F., in Berlin, Spandauerbrücke. Kneucker, A., Redakteur der Allgemeinen botanischen Zeitschrift in Karlsruhe i. B., Werderplatz 48. Kniep, Dr. Hans, Privatdozent in Freiburg i. B., Bot. Institut d. Universität. Knischewsky, Dr. Olga, in Charlottenburg-Westend, Spandauerstr. 17. Knuth, Dr. Reinhard, Oberlehrer in Wilmersdorf bei Berlin, Wilhelms- aue 12, IV. Kny, Dr. L., Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik, Direktor des pflanzenphysiologischen Institutes der Universität und des botanischen Institutes der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, Wilmersdorf-Berlin, Kaiser-Allee 186/187. Koch, Dr. Alfred, Professor, Direktor des landwirtschaftlich -bakterio- logischen Institutes an der Universität Göttingen, Herausgeber des Jahresberichtes über die Fortschritte in der Lehre von den Gärungsorganismen, in Göltingen, Schildweg 13. Mitgliederliste. (8^) Koch, Dr. L, Professor der Botanik an der Universität in Heidelberg, Sophienstr. 25. Koehne, Dr. E., Professor, in Friedenau bei Berlin, Kirchstr. 5. Kohl, Dr. F. G., Professor in Marburg a. L, Eenthofstr. 12. Kolkwitz, Dr. Richard, Professor, Privatdozent der Botanik an der Universität und an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, wissenschaftliches Mitglied der Versuchs- und Prüfungs- anstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung, in Steglitz bei Berlin, Hohenzollernstr. 2. Koernicke, Dr. Max, Privatdozent der Botanik und Assistent am botan. Institut der Universität in Bonn, Bonner Talweg 45. Koorders, Dr. S. H., in Leiden (Holland). Korschelt, Dr. P., Oberlehrer am königl. Kealgymnasium in Zittau i. S., Königsstr. 21. Kränzlin, Dr. Fr., Professor in Berlin C , Klosterst. 73. Krasser, Dr. Fridolin, Professor, Privatdozent der Botanik in Kloster- neuburg bei Wien, Wiener Str. 54. Kraus, Dr. C, Professor an der Technischen Hochschule in München, Luisenstr. 45, I. Kraus, Dr. Gregor, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Würzburg, Klinikstr. 12. Krause, Dr. Kurt, Assistent am Königl. Botanischen Museum in Dahlem- Steglitz bei Berlin. Kroemer, Dr. Karl, Dirigent der pflanzenphysiologischen Versuchs- station der Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisen- heim a. Rh. Krüger, Dr. Friedrich, Professor, Hilfsarbeiter an der Biologischen Anstalt zu Dahlem, in Gross -Lichterfelde -Ost bei Berlin, Hobrecht- strasse 10. Krull, Rudolph, Apotheker in Breslau, Kosenthalerstr. 45. Kuckuck, Dr. Paul, Professor, Kustos für Botanik an der Biologischen Anstalt auf Helgoland. Kuegler, Dr., Marine-Oberstabsarzt L Kl. a. D. in Charlottenburg, Knese- beckstrasse 85. Kühn, Dr. Jul., Exzellenz, Wirklicher Geheimer Rat, Professor der Landwirtschaft und Direktor des landwirtschaftlichen Institutes der Universität in Halle a. S. Kumm, Dr., Professor an der Technischen Hochschule und Kustos am Westpreussischen Provinzial-Museum in Danzig-Langfuhr, Haupt- strasse 89. * Kündig, Dr. J., Dozent an der Universität, in Mikasa, Zollikon bei Zürich. Kurtz, Dr. Fritz, Professor der Botanik, Direktor des botanischen (S6) Mitgliederliste. Museums an der Universität und Mitglied der Academia nacional de ciencias in Cördoba (Argentinische Republik). Küster, Dr. Ernst, Privatdozent der Botanik an der Universität in Halle a. S., Botan. Institut im Botanischen Garten, Bismarck- strasse 2. Lagerheim, Dr. 6. von, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Institutes in Stockholm N., Stockholms Högskola. Laibach, Dr. Fr., in Limburg a. L. Lakon, Dr. G., in Athen, Botanisches Institut. Lakowitz, Dr. C, Professor, Oberlehrer in Danzig, Frauengasse 26. Lande. Max, cand. phil. in Berlin NW. 23, Händelstr. 3, z. Zt. in Zürich. Laubert, Dr. R., Botaniker an der Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Dahlem, in Steglitz bei Berlin, Düppelstr. 39, IIL Lauterbach, Dr. C, Rittergutsbesitzer auf Stabelwitz bei Deutsch- Lissa. Laux, Dr. Walther, Apothekenbesitzer in Berlin C, Prenzlauer Str. 45 a. Lehmann, Dr. Ernst, in Bonn-Poppelsdorf, Bot. Institut d. landw. Akademie. Leisering, Dr. Bruno, in Berlin 0. 26, Kottbuserstr. 8. Lemcke, Dr. Alfred, Yorsteher der Pflanzenschutzstelle der Landwirt- schaftskammmer für die Provinz Ostpreussen in Königsberg i. Pr., Köttelstr. 11. Lemmermann, E., Seminarlehrer, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Städtischen Museum in Bremen, Celler Str. 41. Lepeschkin, Dr. Wlad., Privatdozent in St. Petersburg, Botan. Institut der Universität. Leschnitzer, Dr. 0., Apothekenbesitzer in Posen, Wilhelmplatz 13. Liebenberg, Dr. Ad. Ritter von, Hofrat, Professor an der Hochschule für Bodenkultur in Wien XIX, Hochschulstr. 24. Lindau, Dr. Gustav, Professor, Privatdozent der Botanik, Kustos am botanischen Museum zu Dahlem. Privatadresse: Gross-Lichter- felde W., Roonstr. 5, I. Lindemuth, H., kgl. Gartenbaudirektor und Dozent an der Landwirtschaft- lichen Hochschule in Berlin NW. 7, Dorotheenstr., Universitätsgarten. Lindner, Dr. Paul, Professor in Berlin N. 65, See- und Torfstrassen-Ecke, Institut für Gärungsgewerbe. Linhard, Dr. Georg, Professor an der ungarischen landwirtschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg (Magyar Ovar). Linsbauer, Dr. Karl, Assistent am pflanzenphysiologischen Institute der Universität in Wien XIX, Hartäckerstr. 26. Lloyd, L G., The Lloyd Library, CIncinnati, 0., (U. S. A.), 224 West Court Street. Loesener, Dr. Th., Kustos am botanischen Museum zu Dahlem, in Steglitz bei Berlin, Humboldtstr. 28. Mitgliederliste. (^87) Loew, Dr. E., Professor in Berlin SW., Grossbeerenstr. 67, III. Lorch, Dr. W., Oberlehrer in Schöneberg bei Berlin, Hähnelstr. 4. Lopriore, Dr. Giuseppe, Privatdozent der Botanik an der Universität und Professor an der Scuola di Enologia in Catania (Sicilien), Piazza Cavour 8. Ludwig, Dr. Alfred, Oberlehrer in Forbach (Lothr.). Luerssen, Dr. Chr., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Königsberg i. Pr. Luxburg, Dr. Hermann, Graf zu, in Würzburg, Sanderglacisstr. 25. Mac Kenney, Dr. Randolph E. B., Professor, Pflanzenphysiologe am Department of Agriculture und Assistant-Professor an der Colum- bian University in Washington DC, Adresse: Philadelphia, Pa. (U. S. A.), 3320 N., löth Street. Mac-Leod, Professor der Botanik und Direktor des botan. Gartens in Gent (Belgien). Magnus, Dr. P., Professor der Botanik an der Universität in Berlin W., Blumes Hof 15. Magnus, Dr. Werner, Privatdozent der Botanik an der Universität und an der Landwirtschaftlichen Hochschule, Assistent am pflanzen- physiologischen Institut der Universität und am botanischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin W., Am Karlsbad 3. Maire, R., Preparateur de la Faculte des sciences de l'Universite de Nancy. Marloth, Dr. Rudolf, in Kapstadt (Süd-Afrika), P. 0. box 359. Marsson, Dr. Maximilian, Professor, in Berlin W. 30, Landshuter Str. 28. Mattirolo, Dr. 0., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Turin, Valentine. Mäule, Dr. C, Professor am Gymnasium in Cannstatt-Stuttgart, Ludwig- strasse 17. Maurizio, Dr. A., Professor am Polytechnikum in Lemberg. Meyer, Dr. Arthur, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Marburg a. L, Biegenstr. 38. Mez, Dr. C, Professor der Botanik in Halle a. S., Botanisches Institut. Miehe, Dr. Hugo, Privatdozent der Botanik, Assistent am botan. Institute in Leipzig-Reudnitz, Oststr. 8, I. *Mlgula, Dr. W., Professor der Botanik an der Forstlehranstalt in Eisenach, Sophienstr. 7. Mikosch, Dr. C, Professor an der Technischen Hochschule in Brunn. Mildbraed, Dr. K., Assistent am botanischen Museum in Dahlem bei Berlin, Charlottenburg, Berliner Str. 106. Mlliarakis, Dr. S., Professor an der Universität in Athen, Rue Didot 12A. Minks, Dr. Arthur, Arzt in Stettin, Deutsche Strasse 58, IL Miyake, Dr. Kiichl, in Kioto (Japan), Doshisha College. (^S) Mitgliederliste. Miyoshi, Dr. Manabu, Professor der Botanik an der Universität zu Tokio, Botanisches Institut der Universität. Möbius, Dr. M., Professor, Direktor des botanischen Gartens in Frank- furt a. M., Königsteiner Str. 52. Möllerj Dr. Alfred, Professor, Oberforstmeister, Direktor der Forst- akademie in Eberswalde, Douopstr. 16. Moeller, Dr. Herrn,, Professor der Botanik in Greifswald, Brink- strasse 75. Moewes, Dr. Franz, in Berlin S., Schleiermacherstr. 24. Molisch, Dr. Hans, Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen und Vorstand des pflanzenphysiologischen Institutes an der deut- schen Universität in Prag, II, Weinberggasse 3 a. IVIrazek, August, stud. phil. in Prag, III, Wendische Gasse Nr. 346. Mücke, Dr. Manfred, in Berlin W. 30, Sollend orfstr. 21a, IL Müller, Dr. Julius, in Ziegenhals, O.-S., Promeuadenstr. 24, IL Müller, Dr. Otto, Professor in Tempelhof bei Berlin, Blumenthalstr. 1. Müller-Thurgau, Dr. Herrn., Professor und Direktor der deutsch-schweize- rischen Versuchsstation für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädens- weil bei Zürich. Müller, Dr. Rudolf, Professor für Pharmakognosie an der Universität in Graz (Steiermark), Universitätsplatz 4. Murinoff, A., Assistent am agronomischen Laboratorium der Universität in St. Petersburg, Fontauka 162. Muth, Dr. F., in Oppenheim a. Rh. Nabokich, Dr. A. J., Professor an der Universität in Odessa (Russland), Agronomisches Laboratorium. Neger, Dr. F. W., Professor der Botanik an der Forstakademie Tharand in Sachsen. Nemec, Dr. Bohumil, Professor der Botanik an der böhmischen Uni- versität in Prag, Slupy 433. Nestler, Dr. A., Professor der Botanik, Oberinspektor der Unter- suchungsanstalt für Lebensmittel an der deutschen Universität in Prag, Kgl. Weinberge. Neumann, M. P., Vorstand der chemischen Abteilung der Versuchs- station für Getreideverwertung in Berlin N. 65, Seestr. 4 a. Nevinny, Dr. Joseph, Professor in Innsbruck. Niedenzu, Dr. F., Professor am Lyceum Hosianum in Braunsberg (Ost- preussen). Niemann, G.. Lehrer in Magdeburg. Nienburg, Dr. Wilhelm, in Friedenau bei Berlin, Kaiserallee 140. Nilsson, Professor in Svalöf (Schweden). Nobbe, Dr. F., Geheimer Hofrat, emerit. Professor der Botanik und Direktor des forstakademischen Gartens in Tharand. Mitgliederliste. (89) Noil, Dr. F., Professor der Botanik an der Universität in Halle a. S., Botanisches Institut. Nordhausen, Dr. Max, Professor, Privatdozent der Botanik in Kiel, Botanisches Institut, Feldstr. 4. Oliver, Francis Wall, Professor der Botanik an dem University College in London, 2 the Vale, Chelsea, S. W. Oltmanns, Dr. Friedrich, Professor der Botanik, Redakteur der Botan. Zeitung II, in Freiburg i. B., Belfortstr. 26. Orth, Dr. A., Geheimer Regierungsrat, Professor und Direktor des agronomisch-pedologischen Institutes der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin W., Ziethenstr. 6 b. Ostenfeld, Dr. C, Inspektor des Botanischen Museums in Kopenhagen, 0. Sortedams Dossering 63 A. *Osterwald, Carl, Professor am Lessinggymnasium in Berlin NW. 52, Spenerstr. 35. Oven, Dr. E. von, in Berlin, W. 57, Yorkstr. 48, L Overton, Dr. J. B., Professor am Botanical Department der Universität von Wisconsin in Madison, Wisc, (U. S. A.), Science Building. Paeckelmann, Wolfgang, wissenschaftlicher Hilfslehrer in Elberfeld, Brünino-str. 16. Palla, Dr. Eduard, Professor an der Universität in Graz, Schubertstr. 21. Botanisches Institut. Pammel, L. H., M. S., B. Agr., Professor der Botanik an dem Iowa College of Agriculture in Arnes, Iowa (U. S. A.). Pantanelli, Dr. Enrico, Privatdozent der Pflanzenphysiologie an der Universität und Assistent an der Stazione di Patologia vegetale in Rom, Via St. Susanna l. Paul, Dr. Hermann, Assistent an der bayerischen Moorkulturanstalt in München, Kellerstr. 22a. Pax, Dr. Ferdinand, Professor der Botanik an der Universität und Direk- tor des botanischen Gartens in Breslau. Pazschke, Dr. 0., in Dresden-N., Forststr. 29, 1. Peirce, Dr. George James, Assistant Professor of Botany and Plant Physiology an der Leland Stanford Junior University in Palo Alto bei San Francisco in Kalifornien (U. S. A.). Perkins, Frl. Dr. Janet, in Dahlem-Steglitz bei Berlin, Königin Luise- Strasse 6/8. Botanisches Museum. Peter, Dr. A., Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens in Göttingen, Untere Karspüle 2. Peters, Dr., Leo, Botaniker an der Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Dahlem, in Steglitz, Schlossstr. 41. Pfeffer, Dr. W., Geh. Rat, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Institutes und Botan. Gartens in Leipzig. (20) Mitgliederliste. Philippi, Federico, Professor der Botanik, Director del Museo Nacional in Santiago (Chile). Philipps, W. Reginald, M. A., D. Sc, Professor am University College in Bangor (Wales), England. Pilger, Dr. R., Prof., Assistent am botan. Garten u. Dozent f. Botanik an der Techn. Hochschule in Charlottenburg, Hardenbergstr. 37. Pirotta, Dr. R., Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Institutes in Rom, Tia Panisperna 89 B. Polowzow, Fr. Warwara von, in St. Petersburg. Pomorski, J., Professor der Agrikulturchemie, Direktor der landwirt- schaftlichen Versuchsstation in Dublany bei Lemberg. Porsild, Morton, mag. sc, Direktor d. dän. Arkt. Station in Grönland. Portheim, Leopold Ritter von, Leiter der Biologischen Versuchsanstalt in Wien VII, Burggasse 100a. Potonie, Dr. H., Professor, Landesgeologe, Kedakteur der „Naturwissen- schaftlichen Wochenschrift" in Gross-Lichterfelde-West bei Berlin, Potsdamer Strasse 35. Potter, M. C, M. A., Professor der Botanik am Durham College of Science in Newcastle upon Tyne, 14 Highbury, West Jesmond. Poulsen, Dr. Viggo A., Professor für pharmazeutische Botanik an der Universitcät in Kopenhagen, V.,'Rosenv£engets hovedvej 29. Preuss, Hans, Lehrer in Danzig, Gartengasse 1. Pringsheim, Dr. Ernst, in Breslau, IX, Göppertstr. 6/8. Puriewitsch, Dr. Konstantin, Professor der Botanik an der Universität Kiew, Botanisches Institut. Raatz, Dr. Wilhelm, an der Zuckerfabrik Klein-Wanzleben bei Magdeburg. Raciborski , Dr. M. von, Professor der Botanik an der landwirtschaft- lichen Akademie und Direktor des botanischen Gartens in Dublany bei Lemberg (Osterreich). Radlkofer, Dr. L., Professor der Botanik an der Universität, Vorstand des botanischen Museums (Herbariums), Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München, Sonnenstr. 7, I. Rehder, Alfred, in Jamaica Piain, Mass. U. S. A. Rehsteiner, Dr. Hugo, Apotheker in St. Gallen. Reiche, Dr. Carlos, Chef der botanischen Section des Museo Nacional in Santiago (Chile), cas. 2105. Reinhardt, Dr. M. Otto, Professor, Privatdozent der Botanik in Berlin N., Elsasser Strasse 31, Portal II. *Reinitzer, Friedrich, Professor an der Technischen Hochschule in Graz (Steiermark). Reinke, Dr. Joh., Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Kiel, Düsternbrook 17. Mitgliederliste. (91) Reinsch, Dr. P. F., Professor in Erlangen. Remer, Dr. Wilhelm, in München, Prinzenstr. 13. Renner, Dr. Otto, Kustos am k. pflanzenphysiologischen Institut in München. * Richter, Dr. P., Oberlehrer in Lübben in der Lausitz. Richter, Paul, Oberlehrer in Leipzig, Talstr. 12 b. Richter, Dr. Oswald, Privatdozent der Botanik und Assistent am pflanzen- physiologischen Institut der Deutschen Universität in Prag, II, Weinberggasse 3a. Riehm, Dr. Eduard, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Dahlem, in Steglitz bei Berlin, Albrechtstr. 13. Riemerschmid, Anton, Guts- und Fabrikbesitzer in Pasing bei München. Rikli, Dr. Martin, Privatdozent und Konservator der botanischen Samm- lungen am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich, II, Piano- gasse 12. Rimbach, Dr. A., per Adr. Rickert y Ca,, in Guayaquil (Ecuador). Rodewald, Dr. Herrn., Professor und Direktor des landwirtschaftlichen Institutes in Kiel, Bartels-Allee 20. Rompel, Dr. Josef, S. J., Professor der Naturgeschichte am Jesuiten- gymnasium zu Feldkirch (Vorarlberg). Rosen, Dr. Felix, Professor der Botanik an der Universität in Breslau, Marienstr. 4. Rosenberg, Dr. 0., Privatdozent der Botanik an der Universität in Stockholm, Tegnerlunden 4. Ross, Dr. H., Kustos am botanischen Museum in München, Richard- Wagner-Strasse 18, IV, Rössler, Dr. Wilhelm, Prof., Oberlehrer in Charlottenburg, Cauerstr. 30. *Roth, Dr. Ernst, Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek in Halle a.S,, Lafontainestr. 32. Rothert, Dr. Wladislaw, Professor der Botanik an der Universität in Odessa. Rubel, Dr. E., in Zürich, Zürichbergstr. 45. Ruhland, Dr. W., Privatdozent der Botanik an der Universität und wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Biologischen Anstalt in Dahlem, in Berlin W. 30, Gossowstr. 9. Rumm, Dr. C, in Stuttgart, Moserstr. 8. Ruttner, Dr., Franz, Assistent an der Biologischen Station in Lunz (Nieder-Österreich). Saccardo, Dr. P. A., Professor der Botanik an der Universität in Padua. Saida, Dr. Kotaro, Professor der Botanik in Tokio (Japan), Koisnikawa Doshinmashi Nr. 1. Saupe, Dr. A., in Dresden, Kyffhäuserstr. 17. Schander, R., Vorstand des botanischen Laboratoriums der Landwirt- schaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Bromberg. /92") Mitgliederliste. Schellenberg, Gustav, Assistent am botan. Laboratorium der Universität in München, Karlstr. 42. Schellenberg, Dr H. C, in Zürich, Hofstr. 40. Schenck, Dr. Heinrich, Professor der Botanik an der Technischen Hoch- schule und Direktor des botan. Gartens in Darmsiadt, Nikolaiweg 6. Scherffel, Aladär, in Iglö, Zips, Ober-Ungarn. Schikorra, Dr. Georg, Assistent am städtischen Untersuchungsamt für hygienische und gewerbliche Zwecke in Berlin 0., Weidenweg 81. Schiller, Dr. Jos., Assistent an der zoologischen Station in Triest. Schilling, Dr. Aug. Jg., Privatdozent an der Technischen Hochschule in Darmstadt, wolmhaft in Grossgerau. Schinz, Dr. Hans, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens und des botanischen Museums der Uni- versität in Zürich V, Seefeldstr. 12. Schlechter, Dr. Rudolf, in Berlin S., Gräfestr. 33. Schmidle. W., Professor, Direktor des Lehrerseminars in Karls- ruhe i. B. Schober, Dr. Alfred, Professor und Schulinspektor in Hamburg -Eilbeck, Papenstr. 50. *Schönland, Dr. S., Curator of the Albany Museum in Grahamstown, Südafrika (Kapkolonie). Schorler, Dr. Bernhard, Institutslehrer und Kustos am Herbarium der Technischen Hochschule in Dresden-Striesen, Krenkelstr. 34. Schottländer, Dr. Paul, Kittergutsbesitzer, in Breslau, Yictoriastr. 109. Schrenk, Hermann von, B. S., A. M., Ph. D., Botanical Garden in St. Louis, Mo. (U. S. A.) Schröder, Dr. Bruno, Lehrer in Breslau, Sadowastr. 88, H. Schröder, Dr. Henry, Privatdozent an der Universität in Bonn a. Rh., Meckenheimer Str. 150. Schrodt, Dr. Jul., Professor, Direktor der YIL Realschule in Berlin SO. 26, Mariannenstr. 47, IL Schröter, Dr. C, Professor der Botanik am Polytechnikum in Zürich, Hottingen-Zürich, Merkurstr. 70. Schübe, Dr. Theodor, Professor, Oberlehrer in Breslau, Forckenbeck- strasse 10. Schultz, Richard, Oberlehrer in Sommerfeld, Reg.-Bez. Frankfurt a. 0., Pförtnerstr. 13. Schulz, Dr. A., Privatdozent der Botanik in Halle a. S., Albrecht- strasse 10. Schulze, Dr. Hilmar, in Bad Oeynhausen. Schulze, Max, in Jena, Marienstr. 3. Schuster, Dr Walther, in Frankfurt a. M. Schutt, Dr. Franz, Professor der Botanik an der Universität und Direk- tor des botanischen Gartens und Museums in Greifswald. Mitgliederliste. (93) Schwarz, Dr. Frank, Professor der Botanik an der Forstakademie in Eberswalde. Schweinfurth, Dr. Georg, Professor in Berlin W.. Potsdamer Strasse 75a. Schwendener, Dr. S., Geheimer Regierungsrat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Institutes der Universität, Mitsdied der Akademie der Wissenschaften, in Berlin W. 10, Matthäikirchstr. 28. Scott, Dr. D. H., F. R. S., ehedem Honorary Keeper of the Jodrell La- boratory, Royal Gardens, Kew, one of the Editors of the Annais of Botany, East Oakley House, Oakley, Hants (England). Seckt, Dr. Hans, in Buenos Aires (Argentinien). Belgrano. Mendoza 2977. Seemen, 0. von, Rittmeister a. D., in Berlin NW. 40, Scharnhorststr. 42. Semadeni, Dr. 0., in Poschiavo (Graubünden). Senn, Dr. Gustav, Privatdozent der Botanik an der Universität in Basel. Sernander, Dr. Rutger, Privatdozent der Botanik in Uppsala. Shibata, Dr. K., in Tokio (Japan), Botanisches Institut der Universität. Shull, Dr. 6eo. H., Leiter der botanischen Arbeiten an der Station für experimentelle Entwickelungslehre, Carnegie Institution of Washington. Gold Spring Harbour, Long Island, N. Y. (U. St. A.). Simon. Dr. Friedrich, in Frankfurt a. M., Schwarzburgstr. 86. Simon, Dr. Siegfried, Assistent am Botanischen Institut in Leipzig, Grassistr. 23. Singer, Dr. Max, Professor am Deutschen Gymnasium in Prag, König- liche Weinberoe. Solereder, Dr. Hans, Professor der Botanik an der Universität und Direk- tor des botanischen Institutes in Erlangen, Botanischer Garten. Solms-Laubach, Dr. H. Graf zu, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens, Redakteur der „Botan. Zeitung" in Strassburg 1. Eis., Botanischer Garten. Sonder, Dr. Chr., in Oldesloe (Holstein). Sonntag, Dr. P., Oberlehrer an der Oberrealschule St. Petri und Pauli, in Saspe-Neufahrwasser bei Danzig, Yilla Mövenblick. Sorauer, Dr. Paul, Professor, Privatdozent der Botanik an der Universität, Redakteur der „Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten", in Berlin-Schöneberg, Martin Luther-Strasse 50. Spieckermann, Dr. A., Vorsteher der bakteriologischen Abteilung der Versuchsstation in Münster i. W., Plöniesstr. 5, I. Sperlich, Dr. Adolf, Professor, suppl. Lehrer an der Lehrerbildungs- anstalt in Innsbruck, Maximilianstr. 17. Spiessen, Freiherr von, königl. Forstmeister in Winkel im Rheingau. Stahl, Dr. med. A., iu Bayamon (Portorico). Stahl, Dr. Ernst, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens in Jena. Stameroff, Kyriak, Dozent der Botanik an der Universität zu Odessa, Pusch- kinskaja Strasse 8, Wohnung 15. Ber. der deutschen bot. Gesellscli. XXV. (7^ (■94) Mitgliederliste. Steinbrinck, Dr. C, Professor am Realgymnasium in Lippstadt. Steiner, Rudolf, Lehramtskandidat in Prag, Königliche AVeinberge, Puchmajorgasse 1299. Steyer, Dr. Karl, Oberlehrer an der Ernestinenschule in Lübeck, Huextertor-AUee 23. Stoklasa, Dr. Julius, Professor und Direktor der chemisch-physiologischen Versuchsstation der böhmischen technischen Hochschule in Prag, Karlsplatz 3. Stoppel, Frl. Rose, in Freiburg i. B., Rotlaubstr. 13. Strasburger, Dr. Ed., Geh. Regierungsrat, Professor der Botaniic an der Universität und Direktor des botanischen Gartens in Bonn. *Strauss, H. C, Obergärtner am botanischen Garten in Dahlem-Steglitz bei Berlin. Suringar, Dr. J. Valckenier, in Wageningen (Holland). Svedelius, Dr. Nils Eberhard, Privatdozent der Botanik an der Universität in Upsala. Tansley, A. G., Assistant in the Botanical Department at the University College, in Translay Grantchester Cambridge. Ternetz, Frl. Dr. Charlotte, in Basel, Feldbergstr. 118. Thomas, Dr. Fr., Professor, emerit. Oberlehrer am Gymnasium Gleichense in Ohrdruf, Hohenlohestr. 14. Thoms, Dr. Hermann. Professor der pharmazeutischen Chemie an der Universität in Berlin, Steglitz bei Berlin, Hohenzollernstr. 3. Thost, Dr. R., in Gross-Lichterfelde-Ost bei Berlin, Wilhelmstr. 27. Timpe, Dr. H., Oberlehrer in Hamburg -Eimsbüttel, Am Weiher 29. Tischler, Dr. Georg, Privatdozent der Botanik und Assistent am bo- tanischen Institut, in Heidelberg -Neuenheim, Laclenburger Str. 6. Tobler, Dr. Friedrich, Privatdozeut der Botanik und Assistent am botanischen Institut der Universität in Münster i. W., Schulstr. ] 7. Toni, Dr. G. B. de, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens, Laureat de l'Institut de France, Herausgeber der „Nuova Notarisia", in Modena. Trail, Dr. James W. H., F. R. S., Professor der Botanik an der Uni- versität Aberdeen in Old Aberdeen, High Street 71 (Schottland). Trow, Dr. A. H., Lecturer in Botany am University College of South- Wales and Monmouthshire in Cardiff (England), Penarth 50. Tschermak, Dr. Erich, Edler v. Seysenegg, Professor an der Hochschule für Bodenkultur, in Wien XVIII, Anastasius Grün-Gasse 52. Tschirch, Dr. Alexander, Professor der Pharmakognosie, pharmazeutischen und gerichtlichen Chemie, Direktor des pharmazeutischen Insti- tutes der Universität in Bern. Tswett, Dr. Michael, Privatdozent der Botanik an der Universität in Warschau. Krakowskie Predmiescie 26. Mitgliederliste. (95) Tubeuf, Dr. Carl, Freiherr von, Regierungsrat, Professor der Botanik, in München, Habsburger Str. 1. Uhlworm, Dr. Oskar, Professor, Oberbibliothekar, Redakteur des „Zen- tralblattes für Bakteriologie und Parasiteukunde" in Berlin W., Schaperstr. 2/3, I. Ulbrich, Dr. E., Hilfsassistent am Kgl. Botanischen Musem zu Dahlem- Steglitz, Botaniseher Garteu, Potsdamer Chaussee. Ule, Ernst, Botanischer Forschungsreisender. Adresse: Manäos, Consulado allemäo, Brasilien, zurzeit Dahlem -Steglitz bei Berlin, Königin Luisestr. 6 8. Urban, Dr. Ign., Geh. Regierungsrat, Professor, Unterdirektor des botan. Gartens und botan. Museums zu Berlin, in Dahlem-Steglitz bei Berlin, Altensteinstr. 4. Ursprung, Dr. Alfred, Professor der Botanik an der Universität in Freiburg (Schweiz), Botanisches Institut. Vöchting, Dr. H. von, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens in Tübingen. VogI, Dr. August E., Ritter von Fernheim, Hofrat und Universitäts- professor in Wien YH, Josefstätter Str. 35. Voigt, Dr. Alfred, Professor, Assistent am botanischen Museum in Ham- burg YH, Wandsbeckerstieg 13. Volkart, Dr. A., Assistent an der eidgenössischen Samenkontrollstation in Zürich V, Hochstr. 99. Volkens, Dr. Georg, Professor, Privatdozent der Botanik an der Universität und Kustos am botanischen Museum in Dahlem-Steglitz bei Berlin, Königin Luise-Str. 6/S. Voss, Dr. W.. Oberlehrer in Itzehoe (Holstein). Votsch, Dr. Wilhelm, Oberlehrer in Delitzsch, Eilenburger Str. 58. Wächter, Dr. Wilhelm, Sekretär der Deutschen botan. Gesellschaft, Assistent am pflanzenphysiologischen Institut der Universität und am botan. Institut der Landw. Hochschule Berlin, in Steglitz, Florastr. 2 B. Wager, Harold, Inspector of Science Schools for the Science and Art Department in London, in Leeds, England, Horsforth Lane, Far Headingley. Wagner, Dr. Adolf, Privatdozent der Botanik an der Universität und Assistent am botan. Institut in Innsbruck, Mühlau, Yilla KLOTZ. Warburg, Dr. 0., Professor, Privatdozent der Botanik an der Universität, Lehrer am orientalischen Seminar in Berlin W., Uhlaudstr. 175. *Weber, Dr. C. A., in Bremen, Friedrich- Wilhelmstrasse 24. Weberbauer, Dr. A., Professor, Leiter der Yersuchsanstalt für Landes- kultur in Victoria (Kamerun). (7*) /■gß) Mitgliederliste. Wehmer, Dr. C, Professor, Dozent an der Technischen Hochschule in Hannover, Callinstr. 12. Wehrhahn, W., Lehrer in Hannover, Asternstr. 29. Weis, Fr., Professor der Botanik an der Landwirtschaft!. Hochschule in Kopenhagen. Weiss, Dr. Fr. E., Professor der Botanik und Direktor des Botanical Laboratory of the Owens College in Manchester. Weisse, Dr. Arth., Professor, Gyninasialoberlehrer in Zehlendorf (Wannsee- bahn) bei Berlin, Annastrasse 11. Went, Dr. F. A. H. C, Professor der Botanik und Direktor des botan. Gartens in Utrecht (Holland). Wettstein, Dr. Richard, Eitter von Westerheim, Professor und Direktor des botan. Gartens und Museums der LTniversität Wien, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Herausgeber der Osterreichischen botan. Zeitschrift, in Wien HI, Kennweg 14. Wredersheim, Dr. Walter, in Schachen bei Lindau (Bodensee). Wieler, Dr. A., Professor, Dozent für Botanik an der Technischen Hochschule in Aachen, Nizza- Allee 71. Wiesner, Dr. Jul., Hofrat, Professor der Botanik und Direktor des pflanzenphysiologischen Institutes der Universität, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, in Wien IX, Liechtensteinstr. 12. Wilhelm, Dr. K., Professor der Botanik an der Hochschule für Boden- kultur in Wien XYHI, Hochschulstr. 17 (Türkenschanze). Willis, John C, Direktor d. Botan. Gartens in Paradeniya (Ceylon). Wilson, William Powell, Direktor of the Philadelphia Commercial Museum in Philadelphia (ü. S. A.) Winkelmann, Dr. J., Professor, in Stettin, Politzer Str. 85, III. Winkler, Dr. Hans, Professor der Botanik an der Universität in Tübingen, Waldhäuserstr. 13. Winkler, Dr. Hubert, Privatdozent der Botanik an der Universität, Assistent am botanischen Garten in Breslau. Wirtgen, Ferd., Rentner in Bonn, Niebuhrstr. 55. Wittmack, Dr. L., Geheimer Regierungsrat, Professor an der Land- wirtschaftlichen Hochschule und an der Universität, Berlin N., Platz am Neuen Tor 1. Wollenweber, W. in Berlin NW., Scharnhorststr. 8. Wortmann, Dr. J., Geh. Reg. -Rat, Professor, Direktor der Versuchs- und Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim a. Rh. Zacharias, Dr. E., Professor der Botanik, Direktor des botanischen Gartens in Hamburg, Sophienterrasse 15 a. Zahlbruckner, Dr. A., Leiter der botanischen Abteilung des uatur- histor. Hofmuseums in Wien 1, Burgring 7. Zander, A., Oberlehrer am Bismarck-Gymnasium in Haiensee bei Berlin, Westfälische Strasse 59, III. Mitgliederliste. (97) Zenetti. Dr. Paul, Professor am Lyceimi in Dillingen a. D. Zimmermann, Dr. Albrecht, Professor, Botaniker an der Biologischen Station Amani, Poststation Tanga (Deutsch-Ostafrika). Zopf, Dr. W., Geh. Regierungsrat, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Gartens in Münster i. W., Gerichtstr. 8. Zornig, Dr., Assistent am pflanzenphysiologischen Institut in München, Josefplatz 9. Verstorben. Moeller, J. D., Präparator für Mikroskopie in Wedel (Holstein). Verstarb am 29. Oktober 1907. Müller, Dr. Carl, Professor, Dozent für Botanik an der Technischen Hochschule und Vorstand der pflanzenphysiologischen Abteilung der Gärtnerlehranstalt zu Dahlem, Sekretär der Deutscheu Botanischen Gesellschaft in Steglitz bei Berlin. Verstarb am 13. Juni 1907. Perring, W., Inspektor des botanischen Gartens in Dahlem-Steglitz bei Berlin. Verstarb am 23. August 1907. Schwabach, Frau Elise, in Berlin. Verstarb am 3. Oktober 1907. Register zu Band XXV. 1. Geschäftliche Mitteilungen. Seite Sitzung vom 25. Januar 190G 1 Sitzung vom 22. Februar 1906 4S Sitzung vom 28. IMärz 1906 99 Sitzung vom 26. April 1906 177 Sitzung vom 31. Mai 1906 217 Sitzung vom 28. Juni 1906 267 Sitzung vom 26. Juli 1906 341 Sitzung vom 25. Oktober 1906 415 Sitzung vom 29. November 1906 483 Sitzung vom 27. Dezember 1906 535 Eechnungsablage des Jahres 1906 (Generalversammlungsheft 1) (1) Generalübersichten, die Jahre 1883 — 1906 betreuend (Geueralversammlungsheft I) (41 Bericht über die am 12. und 13. September 1907 in Dresden abgehaltene vierundzwanzigstc Generalversammlung und die Feier des 25jährigen Bestehens der Deutschen Botanischen Gesellschaft (13) Verzeichnis der Pflanzenuamen (61) Mitgliederliste (73) 2. Festrede Gehalten zur Feier des 25jährigen Bestehens der Deutschen Botanischen Gesellschaft am 13. September 1907 von S. SCHWENDENER .... (21) 3. Nachrufe. Chr. Friedrich Hegelmaier von K. Goebel (32) Carl Müller von L. Kny (40) Rudolf Aderhold von J. Beheens (47) J. D. Möller von 0. MÜLLER (57) Register. (1)9) 4. Wissenschaftliche Mitteilungen, a) In der Reihenfolge der Yeröffentlichung geordnet. ■^ Seite 1. W. Beuecke, Über stickstoffbindende Bakterien aus dem Golf von Neapel 1 2. H, C. Schelleuberg', Über das primäre Dickenwachstum des Markes von Sainbucus nigra L 8 3. Peter Tliomsen, Über das Vorkommen von Nitrobakterien im Meere. Vorläufige Mitteilung aus dem botanischen Institut der Universität Kiel . 16 4. Alfred Fischer, Erklärung 22 5. E. Jahn, Myxomycetenstudien 23 (j. (irustav Gassuer, Zur Frage der Elektrokultur. (Mit zwei Figuren im Text.) 26 7. Julius Stoklasa, Adolf Eruest und Karl Chocensky, Über die anaerobe Atmung der Samenpflanzen und über die Isolierung der Atmungsenzyme 38 8. S. Kostytschew, Über die Alkoholgärung von Aspergillus niyer 44 y. W. Palladin und S. Kostytschew, Über anaerobe Atmung der Samen- pflanzen ohne Alkoholbildung 51 10. Fr. liuhilk, Über Puccinia Carlinae E. Jackj in bisheriger Begrenzung . 56 11. Vi. Zilleski, Über den Umsatz der Phosphorverbind&ngeu in reitenden Samen 58 12. M. Möbius, Die Erkältung der Pflanzen. (12 Mitteilung aus dem Botanischen Garton zu Frankfurt a. M.) 67 li). M. Tswett, Zur Geschichte der Chlorophyllforschung. Antwort an Herrn MARCHLEW.SKI 71 14. F. (J. Kolli, über das Glykogen und einige Erscheinungen bei der Sporu- lation der Hefe. (Mit Tafel I und 2 Textfiguren.) 74 15. Helene Wesselowska, Apogamie und Aposporic bei einigen Farnen. (Vorläufige Mitteilung.) 85 16. Haus Kuiep, Über das spezifische Gewicht von Fucus vesiculosus. (Mit drei Textfiguren.l 86 17. F. Heydrich, Einige Algen von den Loochoo- oder Riu-Kiu-Inseln (Japan). (Mit Tafel IL) 100 18. Alfred Fischer, Wasserstoö'- und Hydroxylionen als Keimungsreize . . . 108 l'J. Julius Stoklasi), Adolf Ernest und Karl Chocensky, Über die anaerobe Atmung der Samenpflanzen und über die Isolierung der Atmungsenzyme 122 20. Arthur Meyer und Erust Schmidt, Die Wanderung der Alkaloide aus dem Pfropfreise in die Unterlage 131 21. M. Tswett, Spektralanalytische Untersuchungen über die Chlorophylline und deren nächste Säurederivate (Chlorophyllane). (Mit Tafel III.) . . . 137 22. C. A. Weber. Euryale europaea nov. sp. (Mit Tafel IV.) 150 23. P. Sorauer, Blitzspuren und Fro&tspuren. (Mit 2 Figuren im Tfxt.) . . 157 24. H. Harms, Über Kleistogamie bei der Gattung Clitoria. (Mit Tafel V.) 165 25. S. Kostytschew, Zur Frage der Wasscrstofl'bildung bei der Atmung der Pilze 178 26. S. Kostytschew, Über anaerobe Atmung ohne Alkoholbildung 188 27. J. M. Geerts, Über die Zahl der Chromosomen von Oenotliera Lamarckiana. (Mit Tafel VI.) 191 28. S. Rywosch, Über Pallisadcnzellen. (Mit Tafel VII.) 1% 29. N. Junitzky, Über Zymase aus Aspergillus niger 210 30. E. Schulze, Zur Frage der Bildungsweise des Asparagins und des Glutamins in den Keimpflanzen 213 (100) Register. Seite 31. W. Voss, über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten .... 219 32. L. Marchlewski, Ülier Herrn TsWETT's historische Chlorophyll- forschungen und seine Chlorophylline 225 33. A. Scherfifel, Algologlsche Notizen. (Mit einer Abbildung im Text) . , 228 34. W. Zopf, Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. 35. Robert Lauterboru, Eine neue (lattung der Schwefelbakterien {Thioploca Schmidlei nov. gen. nov. spec.) (Mit einer Abbildung.) 238 3G Werner Magnus und Haus Friedeutlial, Über die Speciticität der Ver- wandtschaftsreaktion der Pllauzen 242 37. M. Möbiiis, Notiz über schlauchbildende Diatomeen mit zwei verschiedenen Arten. (Mit einer Abbildung.) 247 38. P. Magnus, Beitrag zur morphologischen Unterscheidung einiger Uromyces- Arten der Fapilionaceen. (Mit Tafel IX.) 250 39. G. Ritter, Über Kugelhefe und Riesenzellen bei einigen Mucoraceen. (Mit Tafel X und einer Textfignr) 255 40. Wilhelm Kiuzcl, Über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung. „Licht- harte"' Samen 269 41. W. Voss, Über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten .... 276 42. A. Schulz, Über Briquets xerothermische Periode II 286 43. A. Ursprung, Weitere Beobachtungen über das Dickenwachstuni des Markes von Sambucus nigra L 297 44. P, Magnus, Über die Benennung der Stptoria auf Chrysanthemum indicum und deren Auftreten im mittleren Europa 299 45. W. Rulilaud, Zur Physiologie der Gummibilduug bei den Amygdaleen (mit drei Abbildungen im Text) 302 46. Wilhelm Wollenueber, Uus Stigma von Haeniatococcus. (Mit Tafel XI) 316 47. W. Benecke, Über die Giftwirkung verschiedener Salze auf iSpirogyra und ihre Entgiftung durch Calciumsalze 322 4S. Werner Maguus und Hans Friedenthal, Über die Artspecificität der Pflanzenzelle 337 49. P. Magnus, Nachschrift zu meinem Beitrag zur morphologischen Unter- scheidung einiger Üroniyces-Aitcn der Popilionaceen, S. 250—255 d Jahrg. d. Berichte 340 50. Albert ß. Reagan, Beobachtungen aus der Flora der Kosebud-Indian- Reservation in South- Dakota 342 51. W. Zaieski, Über den Umsatz der Nucleinsäure in keimenden Samen . . 349 52. W. Zeleski, Über die autolytische Ammoniakbildung in den Pflanzen. (Vorläufige Mitteilung.) 357 53 W. Zaieski, Über den Aufbau der Eiweissstoffe in den Pflanzen .... 360 54. F. W. Neger, Eine Krankheit der Birkenkätzchen. (Mit einer Textfigur) 368 55 Ed. Fischer, Über einige kalifornische Hypogaeen. (Mit einer 'i'extfigur) (Vorläufige Mitteilung) . 372 56. (x. Tischler, Weitere Untersuchungen über Sterilitätsursachen bei Bastard- pflanzeu. (Vorläufige Mitteilung) 376 57. R. Kraus, L. von Portheim und T. Yanianouchi, Biologische Studien über Immunität bei Pflanzen. I. Untersuchungen über die Aufnahme präcipitierbarer Substanz durch höhere Pflanzen. (Vorläufige Mitteilung.) 383 58. M. Tswett, Über die Spektrophotometrie der Chlorophylliue und die Energetik des Chlorophylls 388 59. M. Nordhausen, Über die Bedeutung der papillösen Epidermis als Organ lur die Lichtperception des Laubblattes 398 Register. (101) Seite 60. Erwin Baur, Über infektiöse Chlorosen bei Ligustrum, Laburnum, Fraxinus, Soi'bus und Ptelea 410 61. 1). Iwauowski, Über die Ursachen der Verschiebung der Absorptions- bäuder im Bhitt. (Mit. Tafel XU.) 410 62. W. Voss, Über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten .... 425 63. Hans Fitting, Sporen im Buntsandstein — die Makiosporen von Pleuromäa? 434 64. Erwin Baur, Untersuchungen über die Erblichkeitsverhältnisse einer nur in Bastardform lebensfähigen Sippe von Antirrhinum majus 442 65. A. Ernst, Über androgyne Infloreszenzen bei Dumortiera. (Mit Tafel XIII) 455 66. Ernst Lehmauu, Vorläufige Mitteilung über Aussaatversuche mit Veronicis der Gruppe agrestis 464 67. W. J. Uocters van Leeuweu-Reijuvaan, Über das Färben der jüngsten Zellwände in Vegetationspunkten 470 68. J. Kovoholt', Enzjmatische Eiweisszersetzung in erfrorenen Pflanzen. . . 473 6i}. L. Wittmack, Funde in alten chilenischen Gräbern 479 70. A. Usteri, Studien über Carica Papaya L. (Mit einer Abbildung im Text) 485 71. Haus Hallier, Zur Frage nach dem Ursprung der Angiospermen. (Vor- läufige Mitteilung.) 496 72. F. Brand, Über charakteristische Algen-Tinktionen, sowie über eine Gongrosira und eine Coleoc/iaete aus dem Würmsee 497 73. A. Marinoff, Eiuüu:;s des Lichtes und der Feuchtigkeit auf die Zu- sammensetzung der Pflanzen. (Vorläufige Mitteilung.) 507 74. H. Miehe, T/iermo'idium sulfureum n. g. n. sp , ein neuer Wärmepilz. (Mit (•> Textfiguren.) 510 75 A. Schulz, Über die Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanero- gamen Flora und Pflanzendecke des norddeutschen Tieflandes 515 76. Z. Woycicki, Über pathologische Wachstumserscheinungen bei Spirogi/ra- und .17o«^eo/ia-Artcn in Laboratoriumskultureu. (Vorläufige Mitteilung.) . 527 77. E. Stahl, Über das Vergilben des Laubes. (Vorläufige Mitteilung.). . . 530 78. A. Schulz, Über die Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanero- gamen Flora und PÜanzendecke des norddeutschen Tieflandes 536 79 A. Nestler, Das Sekret der Drüseuhaare der Gattung Cgpripedium mit besonderer Berücksichtigung seiner hautreizenden Wirkung. (Mit Tafel XIV.) 554 80. Haus Wink 1er, TJljer Pfropf bastarde und pflanzliche Chimären. (Mit drei Textfigiiren.) 568 Sl. F. C. von Faber, Über Verlaubung von Cacaoblüten. (Mit einer Ab- bildung im Text.) 577 -"o 82. Zygmuut Woycicki, Einige erklärende Worte zur Kritik meiner Ab- handlung: „Neue Beiträge zur Entwicklungsgeschichte von BasicUobolus Ranarmn Eid." in den „Vorlesungen über botanische Stammesgeschichte" von Professor LOTSY 581 83. Wilhelm Figdor, Über den Eifluss des Lichtes auf die Keimung der Samen einiger Gesneriaceen 582 84. P« Claussen, Zur Kenntnis der Kernverhältnisse von Pyronema confluens, (Vorläufige Mitteilung.) (Mit einer Abbildung im Text.) . .' 586 b) Alphabetisch nach den Autoren geordnet. Baur, Erwin, Über infektiöse Chlorosen bei Ligustrum, Laburnum, P^axinus, Sorbus und Pcelea 410 (102) Register. Seite Banr, Erwlu, Untersuchungen über die Erblichkeitsverhältnisse einer nur in Bastardform lebensfähigen Sippe von Antirrhinum majus 442 Benecke, W., Über stickstoif bindende Bakterien aus dem Golf von Neapel . 1 — , Über die Giftwirkung verschiedener Salze auf Spirogi/ra und ihre Ent- giftung durch Calciumsalze 322 Brand, F., Über charakteristische Algen-Tinktionen, sowie über eine Gongrosira und eine Coleochaete aus dem Würmsee 497 Bubäk, Fr., Über Fuccinia Carlinae E. Jacky in bisheriger Begrenzung ... 56 Chocensky, Karl, s. Stoklasa. Clausseii, P., Zur Keuntnis der Kernverhältnisse von Pi/ronema confluens. (Vorläufige Mitteilung.) (Mit einer Abbildung im Text.) 586 Eruest, A., s. Stoklasa. Ernst, A., Über androgyne Inflorescenzen bei Ditmortiera. (Mit Tafel XIII.) . 455 Faber, F. C. v., Über Verlaubung von Cacaoblüten. (Mit einer Textfigur.) . 577 Figdor, 'Wilhelm, Über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung der Samen einiger Gesneriaceen 582 Fischer, Alfred,«Erklärung 22 — , Wasserstoff- und Hydroxylionen als Keimungsreize 108 Fischer, Ed., Über einige kalifornische Hypogäen. (Mit einer Textfigur.) (Vorläufige Mitteilung) 372 Fltting', Uans, Sporen im Buutsandstein — die Makrosporen von P/euroineia? 434 Friedenthai, Hans. s. W. Magnus. tJassner, Gustav, Zur Frage der Elektrokultur. (Mit 2 Textfiguren.) .... 26 Gecrts, J. M., Über die Zahl der Chromosomen von Oenothera Lainarckiana. (Mit Tafel VI.) 191 Hallier, Haus, Zur Frage nach dem Ursprung der Angiosporen. (Vorläufige Mitteilung) 496 Harms, H., Über Kleistogamie bei der Gattung CUtoria. (Mit Tafel V.) . . 165 \/ Heydrich, F., Einige Algen von den Loochoo- oder Riu-Kiu-Inseln (Japan). (Mit Tafel II) 100 Inanowski, 1>., Über die Ursachen der Verschiebung der Absorptionsbänder im Blatt. (Mit Tafel XII.) 416 Jahn, E., Myxomycetenstudien 23 Junitzky, N., Über Zymase aus Aspergillus nie/er 210 Kiuzel, Wilhelm, Über den Einfluss des Lichtes auf die Keimung. „Licht- harte" Samen 269 Euiep, Haus, Über das spezifische Gewicht von Fucus vesiculosus. (Mit drei Textfiguren.) 86 Kohl, F. Gr.. Über das Glykogen und einige Erscheinungen bei der Sporulation der Hefe. (Mit Tafel I und 2 Textfiguren.) 74 Kostytschew, S., Über die Alkoholgärung von Aspergillus niger 44 — , Zur Frage der Wasserstoffbilduug bei der Atmung der Pilze ...... 178 — , Über anaerobe Almung ohne Alkoholbildung 188 — , s. auch W. PALLADIN. Kovchoff, J., Enzymatische Eiweisszersetzung in erfrorenen Pflanzen .... 473 Kraus, R., L. von Portheim und T. Yamauouchi, Biologische Studien über Immunität bei Pflanzen. I. Untersuchungen über die Aufnahme präcipitierbarer Substanz durch höherePflanzen. (Vorläufige Mitteilung.) 383 Lauterboru, Robert, Eine neue Gattung der Schwefelbakterien (Ttiioploca Schmidlei nov. gen. nov. spec.) (Mit einer Abbildung im Text.) . . 238 Register. (103) Seite LeeuTcn-Reijevaaii, Docters, W. und J. vau, Über das Färben der jüngsten Zellwände in Vegetationspunkten 470 'Lehmaun Ernst, Vorläufij^e Mitteilung über Aussaatversuche mit Veronicis der Grupi)e agrestis 464 Marchlewski, L., Über Herrn Tswett's historische Chlorophjllforschungen und seine Chlorophylline 225 Magnus, P., Beitrag zur morphologischen Unterscheidung einiger Uromi/ces- Arten der Papiiionaceen. (Mit Tafel IX.) 250 — , Über die Benennung der Septoria auf Ckri/santliemum indicum und deren Auftreten im mittleren Europa 299 — , Nachschrift zu meinem Beitrag zur morphologischen Unterscheidung einiger Uroniyces-Arten der Papiiionaceen. S. 250—255 d. Jahrg. d. Berichte 340 Magnus, Werner, und Hans Friedenthal, Über die Specificität der Ver- wandtschaftsreaktion der Pllauzen 242 — , und Hans Friedenthal, Über die Avtspecilicität der PÜanzenzelle . . . . 337 Meyer, Arthur, und Ernst Schmidt, Die Wanderung der Alkaloide aus dem Pfropfreise in die Unterlage 131 Miehe, H., Therinu'idium sulfureum n. g. n. spec, ein neuer Wärmepilz. (Mit G Textfiguren.) 510 Möbins, M., Die Erkältung der Pflanzen. (12. Mitteilung aus dem Botanischen Garten zu Frankfurt a. M.) 67 — , Notiz über schlauchbildende Diatomeen mit zwei verschiedenen Arten. (Mit einer Abbildung im Text.) 247 Murinoff, A., Einfluss des Lichtes und der Feuchtigkeit auf die Zusammen- setzung der Pflanzen. (Vorläufige Mitteilung.) 507 Neger, F. W., Eine Krankheit der Birkenkätzchen. (Mit einer Abbildung im Text.) 368 Nestler, A., Das Sekret der Drüsenhaare der Gattung Cypripedium mit be- sonderer Berücksichtigung seiner hautreizenden Wirkung. (Mit Tafel XIV.) 554 Nordhauseu, M,, Über die Bedeutung der papillösen Epidermis als Organ für die Lichtperception des Laubblattes 398 Falladin, W., und S. Kostytsehew, Über anaerobe Atmung der Samen- pflanzen ohne Alkoholbildung 51 Porthelm, L. v., s. E. Kraus. Reagan, Albert B., Beobachtungen aus der Flora der Rosebud-Iudian- Reservation in South-Dakota 342 Ritter, G., Über Kugelhefe und Riesenzellen bei einigen Mucoraceen. (Mit Tafel X und einer Textfigur.) 255 Rnhland, W., Zur Physiologie der Gummibildung bei den Amijydaleen. (Mit 3 Abbildungen im Text.) 302 Rywosch, L., Über Palissadenzellen. (Mit Tafel VII.) 196 Schellenberg, H. C, Über das primäre Dickenwachstum des Markes von Sambucus nigra L 8 Scherlfel, A., Algologische Notizen. (Mit einer Abbildung im Text.) .... 228 Schmidt, Ernst, s. A. Meyer. Schulz, A., Über Briquet's xerothermische Periode II 286 — , Über die Entwicklungsgeschichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke des norddeutschen Tieflandes 515 (104) Eegister. Seite SchnlZ; A., Über die Entwicklungsgescliichte der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzendecke des norddeutschen Tieflandes 536 Schnlze, E., Zur Frage der Bildungsweise des Asparagiiis und des Glutamins in den Keimpflanzen 213 Soraner, P., Blitzspuren und Frostspuren. (Mit 2 Textfigaren.) 157 Stahl, E., Über das Vergilben des Laubes. (Vorläufige Mitteilung) 530 Stoklasa, Jiilins, Adolf Eriiest und Karl Cboceiisky, Über die anaerobe Atmung der Samenpflanzen und über die Isolierung der Atmungs- enzyme 38 — , Adolf Eruest und Karl Chocensky, Über die anaerobe Atmung der Samenpflanzen und über die Isolierung der Atmungsenzyme .... 122 Tischler, G., Weitere Untersuchungen über Sterilitätsursachen bei Bastard- pflauzen. (Vorläufige Mitteilung.) 372 Thomsen, Peter, Über das Vorkommen von Nitrobakterien im Meere. Vor- läufige Mitteilung aus dem botanischen Institut der Universität Kiel 16 TsTvett, M, Zur (leschichte der Chloroi)hyllforschung. Antwort an Herrn Marchlewski 71 — , Spektralanalytische Untersuchungen über die Chlorophylline und deren nächste Säurederivate (Chlorophyllane). (Mit Tafel III.) 137 — , Über die Spektrophotometrie der Chlorophyllinc und die Energetik des Chlorophylls 388 Ursprung, Ä., Weitere Beobachtungen über das Dickenwachstum des Markes von Sanibucus nigra L 297 Usteri, A., Studien über Carica Pnpaya L. (Mit einer Abbildung im Text.). 485 Voss, W., Über Merkmale normaler Organe in monströsen Blüten 219. 276. 425 Weber, C. A., Euryale europaea nov. sp. foss. (Mit Tafel IV ) 150 Wesselowska, H^-lene, Apogamie und Aposporie bei einigen Farnen. (Vor- läufige Mitteilung.) 85 Winkler, Hans, Über Pfi-opfbastarde und pflanzliche Chimären. (Mit drei Textfiguren.) 568 Wittmack, L., Funde in alten chilenischen Gräbern 479 Wollenweber, Wilhelm, Das Stigma von Haematococcus. (Mit Tafel XI). . 316 Woycicki, Z., Über pathologische Wachstumserscheinungen bei Spirogyra- und AJougeotia-Artun in Laboratoriumskulturen. (Vorläufige Mitteilung.) 530 — , Einige erklärende Worte zur Kritik meiner Abhandlung: „Neue Beiträge zur Entwicklungsgeschichte von liasidiobolas Ranaruvi Eid." in den „Vorlesungen über botanische Stammesgeschichte" von Prof. LOTSY 581 Yamanouchi, T., s. R. Kraus. Zaleski, W., Über den Umsatz der Phosphorverbindungeii in reifenden Samen 58 — , Über den Umsatz der Nucleinsäure in keimenden Samen 349 — , Über die autolytische Ammoniakbildung in den Pflanzen. (Vorläufige Mitteilung.) . 357 — , Über den Aufbau der Eiweissstoffe in den Pflanzen 360 Zopf, W., Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. (Mit Tafel VIII.) 233 Verzeichnis der Tafeln. Tafel I zu F. G, Kohl, Über das Glykogen und einige Erscheinungen bei der Sporulation der Hefe. Erklärung auf S. 84. Keffister. -o (105) Tafel II zu F. Heydrich, Einige Algen von den Loochoo- oder Riu-Kiii-Tnseln (Jajian). Erklärung auf S. 107. Tafel III zu M. Tswett, Spektralanalytische Untersuchungen über die Chlorophylline und deren nächste Säurederivate (Chlorophyllane). Erklärung auf S. 150. Tafel IV zu C. A. Weber, Euri/ale europaea nov. sp. foss. Erklärung auf 8. 157. Tafel V zu H. Hanns, Über Kleistogamie bei der Gattung CUtoria. Erklärung auf S. 175. Tafel VI zu J. M. Geerts, Über die Zahl der Chromosomen von Oenothera Lamarckiana. Erklärung auf S. 195. Tafel VII zu S. Rywosch, Über die Pallisadcnzellen. Erklärung auf S. 208. Tafel VIII zu W. Zopf, Biologische und morphologische Beobachtungen an Flechten. Erklärung auf S. 237. Tafel IX zu P. M.agnus, Beitrag zur morphologischen Unterscheidung einiger üroiii//ces- Arien der Papilionaceen. Erklärung auf S. 254. Tafel X zu U. Ritter, Über Kugelhefe und Riesenzellen bei einigen Mucoraceen. Erklärung auf S. 265. Tafel XI zu Wilüelm Wolleuweber, Das Stigma von llaematococcus. Erklärung auf S. 321. Tafel XII zu I>. Ivraiiowski, Über die Ursachen der Verschiebung der Absorptions- bänder im Blatt. Erklärung im Text. Tafel XIII zu A. Ernst, Über androgyne Inflorescenzen bei Dumortiera. Erklärung auf S. 464. Tafel XIV zu A. Nestler, Das Sekret der Drüsenhaare der Gattung Cypripedium mit besonderer Berücksichtigung seiner hautreizenden Wirkung. Erklärung auf S. 5(J7. Verzeichnis der Textabbildungen. Seite Gustav Gassner, Zur Frage der Elektrokultur: Fig. 1 29 Fig. 2 29 F. G. Kohl, Über das Glykogen uud einige Erscheinungen bei der Sporulation der Hefe: Fig. 1. Kernteilung ohne restierenden Mutterzellenkern 82 Fig. 2. „ mit „ „ 83 Hiins Eniep, Über das spezifische Gewicht von Fuciis vesiculosus. Fig. 1-3 93 P. Sorauer, Blitzspuren und Frostspuren: Fig. 1. Kiefer, künstlicher Frost 160 Fig. 2. Fichte, künstliche Blitzspur 162 A. Seherffel, Algologische Notizen Fig. 1. Pandorina morum 231 Fig. 2. ^M^6ocÄae^e-Schwärmer 231 Fig. 3. Carteria dubia 231 Fig. 4. Chamaesip/ion hyalinus 231 Robert Lauterbom, Eine neue Gattung der Schwefelbakterien {TIdoplüca Schmidlei) nov. gen. nov. spec): Fig. 1. Thioploca Sclimidlei Lauterb 239 M. Möbius, Notiz über schlauchbiidende Diatomeen mit zwei verschiedenen Arten : Fig. 1-4 249 (106) Register. Seite 0. Ritter, Über Kugelhefe und Riesenzellen bei einigen Mucoraeeen: Fig. 1 a 257 W. Ruhland, Zur Physiologie der Gummibildung bei den Amygdaleen: Fig. 1. Schnitte durch das gummibildende Gewebe 305 Fig. 2-3 312 F. W. Neger, Eine Krankheit der Birkenkätzchen: Fig. 1. Hirkenkätzchen mit gebräunter Spitze 369 Ed. Fischer, Über einige kalifornische Hi/poyaeen: Fig. 1 di-i A. üsteri, Stndien über Carica Papaya: Fig. 1. Carica Papaya f. Ernesti, Fruchtknoten. Übergang von StanbLlättcrn in Carpelle 488 H. Miehe, Theriiio'idium svlfureum n. g. n. sp., ein neuer Wärmepilz. Fig. 1. Keimende Sporen 512 Fig. 2. Junges, bei 43'^ in 24 Stunden herangewachsenes Mycel . . 512 Fig. 3. Einige sporogene Hyphen . . . . 513 Fig. 4. Reife Sporen 514 Fig. 5. Verschiedene Sporenlbrmen 514 Fig. 6. Knotige Hyphen 514 Hans Winliler, Über Pfropf bastarde und pflanzliche Chimären: Fig. 1. Schematische Darstellung der regenerierenden Schnittflächen 571 Fig. 2. Habitusbild der Chimäre 573 Fig. 3. Blattformen 574 F. C. von Faber, Über Verlaubung von Cacaoblüten: Fig. 1. Normale und deformierte Blüten 578 P. Claussen, Zur Kenntnis der Kernverhältnisse von Pyronema confluens: Fig. 1. Tantrentialer Schnitt durch ein junges Apothecium .... 588 L. Kny, Nacliruf auf C. Müller, Porträt C. Müllers (41) Übersicht der Hefte. Heft 1 fS. 1-42) ausgegeben am 21. Februar 1907. Heft 2 (S. 43-98) ausgegeben am 25. März 1907. Heft 3 (S. 99-176) ausgegeben am 23. April 1907. Heft 4 (S. 177—216) ausgegeben am 28. Mai 1907. Heft 5 (S. 217—266) ausgegeben am 26. Juni 1907. Heft 6 (S. 267—340) ausgegeben am 24. Juli 1907. Heft 7 (S. 341—414) ausgegeben am 28. August 1907. Heft 8 (S. 415-482) ausgegeben am 27. November 1907. Heft 9 (S. 483-534) ausgegeben am 24. Dezember 1907. Heft 10 (S. 535-590) ausgegeben am 27. Januar 1908. Generalversammlungsheft I. Teil, S. (1) — (12), ausgegeben am 1. September 1907. Generalversammlungsheft II. Teil (Schlussheft), S. (13)— (107), ausgegeben am 27. Februar 1908. Berichtigungen. Seite 138, Zeile 15 von oben lies „Somit" statt „Sonst". „ 138, „ 3 von unten lies „gemeinen" statt ..gewöhnlichen". „ 138, „ 8 von unten lies „später" statt „sptäer". Register. (107) 8 von unten lies J— V" statt „I-IV«. 13 von oben lies „Göö-GGT" statt „605—662*. 21 von oben lies „alkoholischer" statt „allkalischer". 23 von oben lies „nach 660-670" statt „nach 660^ 8 von unten lies „Preyer" statt „PIEPER". 1 von oben lies ^VI > I > III ^- V > TI = IV" statt „VI > I > III > II = IV. 2 von oben lies „erscheinen" statt „erschienen". 9 von oben lies „gelbere" statt „gelbe''. 10 von oben lies „Lösung benennen" statt „Farbe bemessen". 20 von oben lies ., genuinen'' statt „Gemeinen". 19 von unten lies „mich'" statt „noch". 7 von unten lies ,, genug" statt „ganz". 2 von unten lies „genuinen" statt „gemeinen". 4 von oben lies „Chlorophjllin a" statt „Chlorophjllin". 17 von oben lies „zerriebenen" statt „geriebenen". 18 von oben lies ,passenfier" statt „fallender". 1 von oben lies „Phylloxanthin in Phyllocyanin" statt „Phyllo- cyanin in Phylloxanthin". 147, Tabelle, lies „Intensitätsskala'' statt „Inscositätsskala-'. 149, Zeile 8 von oben lies „des V. Chlorophyllan-a-Bandes" statt „des V. Chlorophyllin-a-ßandes". 204, Zeile 16 von oben lies „kürzere" statt „längere". 437, „ 17 von oben, ist hinter „Schieferletten" einzuschieben: „vorkommen, haben die Sporen bisher nur in Schieferletten". Seite 138, Zeile •n 140, t) ,' " 140, •i ?? 140, n n 140, »1 5> 141, r n 141, rt » 141, r> n 141, y* »? 141, TT D 141, vt rt 142, n ., 144, „ » 145, n ?i 145, ?' « 145, n •n 146, T) Beric/iied.Dmtsrhen. Bot. GeseUsch. Bd. XXV Taf:i. .^^'=»0 . i 9/ ^\) {^r FG.KoUffe2. KZazi£, hth- Berichte dJ)eutsdien Bot. GeselLscIuBd.ÄX V. TafJ. FIfei/dncÄyg&z. ELoaM,lü/v^ Bericfite d Deutschen Bot Gesell seh £d^ ÄXl. TafM. B C MTsweibgez. ElouiAUtk Belichte d.Deidschen£ot.CrPsellscA..Bd.JiXY. Tarn: ^ 6. 7. C. V/eier tu dJ/aiffez. £.ZoaL&iUhy. SericMe d.J)eutscAen£ot. &eseUsdh..,BdJOa\ TnrV. ■E.Zaiie üt/iy Berichte d. deutschen Jiot IreseUsr/i. Bd.XYK Tcif. 17. M *. \ B«*-0 i? J.M.&eertsg&z. S £azc£ lüh ßerichfe il.DeiftscTien Bot. (resellsch.JBd.ÄXl''^ TafM. £Z<7Ju.i Ml . Berichte d. Deutschen Bot. Gesellsch. Bd. XXl\ Tcif.m \ a.p ~( 1 > \ i / / i I I!LciU£ Ittk . ßerichte d.DeiäscAen Bot.üeselLsrh.ßd .XXV. Taf.lX. 7. '^v-. '■■'M ^m .<*:- : .1^^^^ ^i^''i '<:^>^y S'' ■^.^ V::^^ jzjsec£.~ oez. ßericktc dJJaUsc/LmBol.GcscUsch. Bd.XXl'. 1. Tnf.X. :'^rci'0~ {P3 .■i^^^ ■aiA /-^ Berichte d.ßeiUschen Bot. GesdlscA. Bd.XkY Tarjil. Z. \. 3 ¥cu. it. ■•.•\/- ■»'« 't'l^'bUviToeiergez. E.Lazce. lilk. BgricTite ([.Deutschen Bot. GesellsduBd. XX\^. J^- 700 6SO 660 ßtfO 6ZO 600 JSO JßO 3^0 JZO 300 ra£M 'tSO 1 Xt_ — •*-*. ^9 / 1 1 ^. T . / / 1 1 "•y V L .. . ! / / n— 1 / / 1 K \ y 1 1 1 y ' 1 t ,V v.^ _.-- ^^ -••' - 1 / v\ f 1 1 \ \ ... 3' 1 1 1 1 1 \ / • / 1 1 1 • / \\ 1 t 1 f — 1 f / t / \ -''-. 1 / / / 1 1 ~~ -<:. ••'^ "^U; ^ / / / / 1 ■"■•-— --«* ~~*< <:.-- ...- ---' -'' ~7 p" • r -.-. — • — -y / V • / 1 /' \ S^ / / \ » 1 \ A f — .1 \ / t V / f / -•4..- — ^ / r « ) 1 j --^ . — •^— _/ / iy •'' \ 1 '-■ /"~ ^\ y y\ ,"' "■'i o. ., 4-. A' ■\^ -5^ L M ■'% 7- ;.. /^ C^ TafXIV. '^ ■ .. :^A IN >• i^^ \ ■^•. )^^'<^^i^ A.Festler^e --1 .. ih 'Av^ai .y. 0 ELniiebUh New York Botanical Garden Librar 3 5185 00259 707 «.^Äjai^i «; >iÄ»K ^•^:>r jK'-a -l"^** ft , .y%^-'t^^.-^,,^ij8^ ^'^ j^^?^; *Ä„^ %'#* V^,.^'*^*il "^■♦.^Ap* %»•'»